Nachtrag: Sprachreflexion und Grammatik

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Transcript Nachtrag: Sprachreflexion und Grammatik

Übung zur Grammatikprüfung
2. Sitzung: Morphologie I
Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Übung zur Grammatikprüfung (Holoubek)
2. Sitzung: Morphologie I
Nachtrag: Sprachreflexion und Grammatik
 In welchem Verhältnis stehen eigentlich die Begriffe „Grammatik“ und
„Sprachreflexion“ zueinander?
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2. Sitzung: Morphologie I
Sprache und
Politik
Sprache in der
Werbung
Männer- / FrauenSprache(n?)
Muttersprache Fremdsprache
Fachsprachen
Manipulation
Sprachwandel /
Tendenzen
Sondersprachen
Sprachkritik
Ursprünge
der Sprache
Jugendsprachen
Mündlichkeit Schriftlichkeit
Sprachgeschichte
Spracherwerb
Sprache und Schicht
Sprache und Welt
Aspekte des Lernbereichs
„Sprachreflexion“
(Auswahl)
Sprechen und Denken
Wortfelder
Wortfamilien
Wortarten
Stil
Kommunikation
Standardsprache - Dialekte
Sprache als System
Lexik
Textlinguistik
Morphologie
Wortbildung
Syntax
Flexion
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2. Sitzung: Morphologie I
Satzarten
Semantik
Satzglieder
2. Typische Prüfungsfragen
• Was ist eigentlich „Modus“, und wie wird er im Deutschen ausgedrückt?
• Wie viele Konjunktive gibt es im Deutschen, wie werden sie gebildet und wofür benutzt?
• Wie viele und welche Wortarten gibt es im Deutschen und nach welchen Kriterien kann man sie
unterteilen?
• Nennen Sie drei Haupttypen der Wortbildung im Deutschen und geben Sie jeweils ein Beispiel
dazu an!
• Was sind Morpheme? Wie viele Morpheme enthält der Satz „Sie geht.“ Erläutern Sie die
einzelnen Morpheme kurz!
• Bleiben wir bei diesem grammatikalischen Morphem „-t“. Erläutern Sie, welche Informationen in
diesem Morphem stecken:
• Folgender Satz findet sich im Sprachbuch einer 5. Klasse.
„Das Präsens wird dann verwendet, wenn gerade etwas geschieht.“
Nehmen Sie zu diesem Satz Stellung.
• Bestimmen Sie in folgendem Satz jeweils den Kasus der unterstrichenen Wörter und geben Sie
an, wie Sie zu Ihren Ergebnissen gekommen sind.
Die Schüler litten seit einiger Zeit unter der großen Anspannung, kamen aber der Ursache dieser
Belastung nicht auf die Spur.
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2. Sitzung: Morphologie I
Im Folgenden finden Sie Sätze aus dem Vortrag eines Meteorologen in direkter Rede.
Vervollständigen Sie die anschließenden Sätze so, dass sie in indirekter Rede stehen! Nennen Sie
die entsprechenden Regeln.
„Eine Wolke entsteht durch Kondensation oder Gefrieren von Wasserdampf.“
 Im Vortrag hieß es, eine Wolke ______________ durch Kondensation oder Gefrieren von
Wasserdampf.
„Im letzten Monat war die Niederschlagsmenge in unserer Region geringer als im langjährigen
Mittel. Das wird negative Folgen für die Vegetation haben.“
 Im letzten Monat ____________die Niederschlagsmenge in unserer Region geringer als im
langjährigen Mittel ____________ . Das _________ negative Folgen für die Vegetation haben.
„Meine Damen und Herren, können Sie die Folgen einer weiteren Klimaerwärmung überhaupt
ermessen?“
 Herr Schön stellte die Frage, ____________ die Folgen einer weiteren Klimaerwärmung
überhaupt ermessen ____________.
„Wir haben vielfältige Untersuchungen zu diesem Problem durchgeführt.“
 Er betonte, sie ___________________________ vielfältige Untersuchungen zu diesem
Problem durchgeführt.
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2. Sitzung: Morphologie I
Morpheme
(= kleinste bedeutungstragende Einheiten)
Klassen
lexikalisch, z. B.: Tier, Feind, frech …
frei
grammatisch, z. B.: der, in, aber …
Morpheme
unikal: Him-(beere), Lor-(beere), …
derivativ: -keit, ent-, -ieren …
gebunden
flexiv: -t, -st, -en …
Ø-Morphem, z. B.: Plural von Ritter
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2. Sitzung: Morphologie I
4. Affixe
(= gebundene flexive oder derivative Morpheme)
Präfix
be-gehen
ent-scheiden
Suffix
geh-en
geh-t
Infix
(gibt es nicht
im Deutschen)
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Zirkumfix
ge-gang-en
Wortbildung
Möglichkeiten der Wortbildung sind beispielsweise:
•
•
•
•
•
•
Komposition (Zusammensetzung)
Derivation (Ableitung)
Konversion (Wortartenwechsel)
Akronymie (Kürzung)
Kontamination (Amalgamierung)
Onomatopöie (Lautmalerei, Lautnachahmung)
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2. Sitzung: Morphologie I
Wortarten - Systematik
Wörter
der deutschen Sprache
flektierbar
(„beugbar“ / veränderbar)
konjugierbar
(veränderbar
in Hinsicht auf
• Person
• Numerus
• Tempus
• Modus
• Genus Verbi)
deklinierbar
(veränderbar
in Hinsicht auf
• Kasus
• Numerus
aber
festgelegt
in Hinsicht
auf
• Genus)
Verben
nicht flektierbar
(nicht „beugbar“ / veränderbar)
Nomen
• und Genus)
steigerbar
Adjektive
begleiten
Nomen
ersetzen
Nomen
Artikel
Pronomen
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bestimmen
den Kasus
des Bezugsworts
verbinden
Satzglieder,
Wortgruppen
oder Wörter
Rest
Präpositionen
Konjunktionen
Adverbien
Wortarten – Probleme (eine kleine Auswahl…)
1.
Andere Systematiken (Duden, Bertelsmann, Grammis, …) verwenden andere / weitere Begriffe:
Partikel, Interjektion, Partizip (als Wortart!) …
2.
Uneinheitlichkeit der Ordnungskategorien
Grundsätzlich gilt eigentlich: Wortart ist eine formale Kategorie (d. h.: eine Wortart kann
durch bestimmte formale Eigenschaften definiert werden). Aber zur Unterscheidung
werden auch funktionale („verbindet Satzglieder“) und manchmal sogar inhaltliche
(„Dingwort“, „Tunwort“) Kategorien zur Unterscheidung herangezogen.
3.
Auch innerhalb der Schulgrammatik werden häufig weitere Wortarten eingeführt, die nicht
in die Systematik passen.
Beispiel: Die Numerale („Zahlwort“)
Ordinalzahlwörter sind flektierbar
„Das fünfte Kind“ => „Ich gebe jedem fünften Kind einen Apfel“),
Kardinalzahlwörter nur bedingt
„zwei Kinder“ => „Die Mutter zweier Kinder“ => *„Die Mutter vierer Kinder“ ?!
Ein Mann => Numerale oder Artikel?
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4.
Auch andere Wörter sind (zumindest auf der formalen Ebene) nicht nachvollziehbar
auseinander zu halten:
Das ist der Mann, der das gesagt hat.
Artikel ?? Pronomen
5.
Bei weiteren Wortarten kommt es bei der Untergliederung zu Systembrüchen.
Beispiel: Das Personalpronomen
Man unterscheidet:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Personalpronomen (persönliche Fürwörter): ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie
Possessivpronomen (besitzanzeigende Fürwörter): mein, dein, sein, unser, euer, ihr
Reflexivpronomen (rückbezügliche Fürwörter): mich, dich, sich, uns, euch
Demonstrativpronomen (hinweisende Fürwörter): der, dieser, jener, derjenige, derselbe;
die, diese, jene, diejenige, dieselbe; das, dieses, jenes, dasjenige, dasselbe
Relativpronomen (bezügliche Fürwörter): der, die, das, welcher
Interrogativpronomen (fragende Fürwörter): wer?, was?, welcher?, wo? wann? wie?
Indefinitpronomen (unbestimmte Fürwörter): jemand, alle, einer, keiner, mancher, man, wer
Reziprokpronomen (wechselseitige Fürwörter): einander
Determinativpronomen: Attributiv verwendetes Pronomen in der Funktion eines Artikels, z.
B. ein/dieses/jenes/manches/jedes Computerprogramm
Kann mir mal jemand das Interrogativpronomen ‚wo‘ deklinieren?
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4.
Auch innerhalb eines Kollegiums kommt es zu erheblichen Differenzen aufgrund von
Interferenzen mit Systematiken anderer Sprachen:
Das schnelle Auto ist teuer.
Einigkeit:
schnell = Adjektiv
5.
Das Auto fährt schnell um die Ecke.
aber:
Latein- und Englischlehrer:
schnell = Adverb!
??
Natürlich gibt es auch Ausnahmen:
Ich hab ihn gern.
gern = nicht flektierbar
=> Adverb
6.
aber steigerbar: gern – lieber – am liebsten
??
Und manchmal ist die Festlegung (mehr oder weniger) völlig willkürlich:
Mir ist ganz angst und
bange, wenn ich an die
Prüfung denke.
aber:
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Du machst mir Angst und
Bange!
??