Mehr Wachstum und weniger Einkommensungleichheit – Ergebnisse neuer OECD Studien Rüdiger Ahrend und Isabell Koske OECD, Economics Department 23.

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Transcript Mehr Wachstum und weniger Einkommensungleichheit – Ergebnisse neuer OECD Studien Rüdiger Ahrend und Isabell Koske OECD, Economics Department 23.

Mehr Wachstum und weniger
Einkommensungleichheit – Ergebnisse
neuer OECD Studien
Rüdiger Ahrend und Isabell Koske
OECD, Economics Department
23. Januar 2012
Kontext
Kontext der Studien
Ökonomischer Kontext
• Einkommen waren bereits vor der Wirtschaftskrise
ungleich verteilt und Ungleichheit hat in vielen, aber
nicht allen Ländern zugenommen (erste Studie)
• Makroökonomische Schocks verstärken
Einkommensungleichheit (zweite Studie)
• Potenzieller Zielkonflikt zwischen Wachstum und
Einkommensgleichheit
Ziel der Studien
• Identifikation von „win-win“-Politikmaßnahmen, die
sowohl das Wachstum fördern, als auch die
Einkommensungleichheit reduzieren.
Die Einkommensverteilung
Die Komponenten der Einkommensverteilung
und die Wirkung von Politikmaßnahmen.
Haushaltsformierung
und -komposition
Persönl.
Arbeitseinkommen
Kapitalund Selbständigeneinkommen
Haushaltsarbeitseinkommen
FamilienArbeitsmarktpolitik
politik,
Bildungspolitik,
Migrationspolitik
etc.
Steuern und
monetäre
Transfers
Konsum
öffentlicher
Güter
Haushaltsmarkteinkommen
Verfügbares
Haushaltseinkommen
Steuerpolitik
Sozial- und
Steuerpolitik
Verfügbares
Haushaltseinkommen
inkl. Sachleistungen
Bildungs- und
Gesundheitspolitik
Die Arbeitseinkommensverteilung hängt von der
Streuung der Löhne und Gehälter ab...
Einkommensungleichheit der Vollzeitbeschäftigten
Dezilverhältnis 50/10
1.0
2
0.5
1
0
0.0
-1
-0.5
-2
USA
KOR
DEU
CAN
ISR
IRL
GBR
ISL
HUN
AUS
CZE
POL
AUT
OECD
ESP
NLD
JPN
GRC
DNK
NZL
NOR
PRT
CHE
FIN
ITA
FRA
SWE
-1.0
BEL
-3
Dezilverhältnis 90/50
3
1.0
2
0.5
1
0
0.0
-1
-0.5
-2
2.5
-2.5
2008 (links)
Veränderung seit 2000 (rechts)
1.0
0.0
-1.0
PRT
ISR
HUN
USA
KOR
B… DNK
S…
FIN
F…
NLD
I…
F…
ISL
C…
P… DEU
N…
CZE
N…
CHE
D…
G…
JPN
J…
NZL
N…
E…
CAN
O…
AUS
A…
P…
AUT
C…
OECD
A…
H…
ESP
I…
GBR
G…
I…
FRA
I…
IRL
C…
GRC
D…
K…
POL
U…
BEL
SWE
-1.0
ITA
-3
NOR
Die Einkommensverteilung
3
… der Beschäftigungsrate...
Beschäftigungsrate in der OECD
100
2.0
90
1.5
80
1.0
70
60
0.5
50
0.0
40
-0.5
30
-1.0
20
10
-1.5
0
-2.0
TUR
HUN
ITA
SVK
POL
ESP
GRC
IRL
MEX
BEL
KOR
FRA
CZE
LUX
PRT
OECD
USA
FIN
JPN
GBR
DEU
CAN
AUT
NZL
AUS
SWE
DNK
NLD
NOR
CHE
ISL
Die Einkommensverteilung
Prozentualer Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
Niveau 2010 (links)
Jährliche Veränderung 2000-2010 (rechts)
•5
… und dem Anteil der Teilzeitbeschäftigung.
Teilzeitbeschäftigung in der OECD
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
HUN
SVK
CZE
EST
POL
GRC
PRT
SVN
KOR
TUR
ESP
FIN
USA
FRA
ISR
SWE
LUX
OECD
ITA
CHL
BEL
ISL
MEX
AUT
CAN
DNK
NOR
JPN
DEU
NZL
GBR
IRL
AUS
CHE
NLD
Die Einkommensverteilung
Prozentualer Anteil an der Gesamtbeschäftigung, 2010 oder letztes verfügbares Jahr
Gesamt
Unterschied zwischen Männern und Frauen
Befristete Arbeitsverträge gehen mit
niedrigeren Löhnen einher.
Median, 2008 oder letztes verfügbares Jahr
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
CHE
CZE
AUS
SVK
HUN
NOR
AUT
BEL
NLD
SWE
ISL
PRT
FRA
ESP
CHL
IRL
ITA
OECD
FIN
EST
LUX
POL
CAN
SVN
DEU
JPN
GRC
KOR
Die Einkommensverteilung
Einkommen mit befristetem Arbeitsvertrag als Anteil des
Einkommens mit unbefristetem Vertrag
Eine höhere Gewerkschaftszugehörigkeit geht
mit einer geringeren Lohnspreizung einher.
Einkommenszugewinn durch Gewerkschaftszugehörigkeit
Die Einkommensverteilung
Länderdurchschnitt, 2008 oder letztes verfügbares Jahr
40%
30%
20%
10%
0%
-10%
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Einkommensdezil
Steuern und monetäre Transfers reduzieren die
Einkommensungleichheit um etwa ein Viertel.
Personen im Erwerbsalter, späte 2000er Jahre
0.55
0.50
0.45
0.40
0.35
0.30
0.25
0.20
0.15
0.10
0.05
0.00
SVN
DNK
CZE
SVK
NOR
BEL
FIN
SWE
AUT
CHE
LUX
FRA
NLD
DEU
KOR
ISL
OECD
EST
POL
ESP
NZL
JPN
AUS
CAN
ITA
GBR
PRT
ISR
USA
CHL
Die Einkommensverteilung
Gini-Koeffizient für Markteinkommen und verfügbares
Einkommen von Haushalten
Gini-Koeffizient Markteinkommen
Gini-Koeffizient verfügbares Einkommen
Die Umverteilungswirkung von monetären
Transfers ist deutlich höher als die von Steuern.
Punktreduktion in Konzentrationskoeffizienten, späte 2000er Jahre
0.18
0.16
0.14
0.12
0.10
0.08
0.06
0.04
0.02
0.00
FIN
DNK
IRL
CZE
SWE
DEU
GBR
BEL
AUS
NOR
SVN
EST
NZL
AUT
ITA
SVK
NLD
OECD
ISR
CAN
LUX
POL
PRT
USA
JPN
FRA
ESP
CHE
ISL
CHL
KOR
Die Einkommensverteilung
Umverteilungswirkung von Steuern auf Haushalte
und monetären Transferleistungen
Monetäre Transferleistungen
Steuern auf Haushalte
Die Umverteilungswirkung des Steuersystems
ist eine Funktion von Größe und Progressivität.
Höhe und Zusammensetzung der Steuereinnahmen
60
50
40
30
20
10
0
DNK
SWE
ITA
BEL
NOR
AUT
FIN
FRA
HUN
NLD
LUX
SVN
DEU
EST
CZE
GBR
ISL
OECD
CAN
POL
NZL
ISR
ESP
PRT
GRC
CHE
SVK
IRL
JPN
AUS
KOR
TUR
USA
Die Einkommensverteilung
In Prozent des BIP, 2009
Einkommensteuer
Unternehmenssteuer
Sozialversicherungsbeiträge
Konsumsteuer
Andere
OECD Länder unterscheiden sich in Höhe und
Zusammensetzung der monetären Transfers.
Höhe von Sozialtransferleistungen in der OECD
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
MEX
KOR
ISL
CHL
TUR
CAN
AUS
USA
EST
ISR
IRL
NZL
SVK
GBR
NLD
NOR
JPN
CHE
OECD
CZE
LUX
DNK
SWE
ESP
SVN
GRC
POL
FIN
HUN
DEU
PRT
BEL
ITA
FRA
AUS
Die Einkommensverteilung
Prozentualer Anteil am Bruttoinlandsprodukt, 2007
Alter
Familie
Andere Sozialtransferleistungen
Invalidität und Krankheit
Arbeitslosigkeit
Faire Verteilung von Risiko
Unter Schock: Wie verteilt man Risiko fair?
Junge Arbeitnehmer wurden stärker von der
globalen Finanzkrise getroffen , und dies
besonders in Ländern mit hohen Mindestlöhnen
Faire Verteilung von Risiko
in derinOECD
der Arbeitslosigkeit
A. Anstieg
A. Anstieg
der Arbeitslosigkeit
der OECD
2007)
Quartal
2.
(bezueglich
BRIICS
den
und
und
den
BRIICS
(bezueglich
2.
Quartal
2007)
ProzentProzentpunkte
punkte
7
7
Jugendarbeitslosigkeit
Jugendarbeitslosigkeit
6
6
5
5
4
4
3
3
2
der JugendarbeitsB. "Überschussanstieg"
B. "Überschussanstieg"
der JugendarbeitsAnstieg
mit allgemeinem
verglichen
losigkeit
losigkeit
verglichen
mit allgemeinem
Anstieg
ProzentProzent2007)
2 Quartal
(bzgl.(bzgl.
punkte
der Arbeitslosigkeit
2 Quartal
2007)
punkteder Arbeitslosigkeit
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
0
0
-1
-1
Arbeitslosigkeit
Allgemeine
Allgemeine
Arbeitslosigkeit
2
1
1
0
0
-2
-2
-1
-1
-3
-3
Mindestlohn
mit niedrigem/keinem
Länder
Länder
mit niedrigem/keinem
Mindestlohn
Mindestlohn
mit hohem
Länder
Länder
mit hohem
Mindestlohn
Faire Verteilung von Risiko
4 Hauptpunkte:
1. Was sind die Effekte von makroökonomischen Schocks auf
Einkommen und Arbeitsmarktperspektiven verschiedener
Gruppen?
2. Was ist der Einfluss von Politik und Institutionen auf diese
Verteilungseffekte?
3. Gibt es Gruppen von Ländern mit ähnlichen Mechanismen zur
Verteilung von Risiko?
4. Wo gibt es Zielkonflikte zwischen ökonomischer Effizienz und
fairer Risikoverteilung?
Ad 1. Finanzkrisen haben zu einem Anstieg der
Armut geführt
0.5
0.4
Percentage points
Faire Verteilung von Risiko
Geschätzter Anstieg der Armutsrate nach einer Finanzkrise
0.3
0.2
0.1
0.0
1
2
3
Years after crises
4
5
Ad 2. Hohe und andauernde Zahlungen an
Arbeitslose haben den Anstieg der Armut nach
Finanzkrisen vermindert
0.4
after 2 years
after 4 years
0.3
Percentage points
Faire Verteilung von Risiko
Geschätzter Anstieg der Armutsrate nach einer Finanzkrise
0.2
0.1
0
Low unemployment benefit countries
High unemployment benefit countries
Faire Verteilung von Risiko
Ad 3: Ländermodelle für Verteilung von
Einkommensrisiko
Ad 4: Zielkonflikte Effizienz und Fairness
• Zwei Typen von Institutionen die unerwünschte Verteilungsauswirkungen von makroökonomischen Schocks abfedern:
• „Sozialen Schutz gewährende“ Institutionen, z.B. Arbeitslosengeld,
Kündigungsschutz, Mindestlöhne, oder starke Gewerkschaften
• „Reallokationsfördernde“ Institutionen, z.B. wettbewerbsfreundliche
Produktmarktregulierung
• „Erstere sind effektivere Mechanismen für die kurzfristig faire
Verteilung von Risiko, aber sie können gewisse Gruppen
(Jugendliche) benachteiligen, und haben oft längerfristige
Kosten für Wachstum und Beschäftigung => gutes
Politikdesign ist wichtig um längerfristige Kosten zu
minimieren
=> Vier Modelle für Verteilung von Einkommensrisiken
Ad 3&4: Vier Modelle für die Verteilung von
Einkommensrisiko
1.00
0.90
Asiatische OECD
Englisch-sprachige OECD
0.70
Stärke von reallokationsfördernden
Institutionen
Faire Verteilung von Risiko
0.80
0.60
0.50
0.40
0.30
Nordeuropa
0.20
0.10
0.00
-0.10
Kontinentaleuropa*
-0.20
-0.30
Osteuropa
OECD Schwellenländer
Deutschand
-0.40
BRIICS
-0.50
-0.60
-0.70
-0.70
-0.60
-0.50
-0.40
-0.30
-0.20
-0.10
0.00
0.10
0.20
0.30
0.40
0.50
Stärke von sozialen Schutz gewährenden Institutionen
Faire Verteilung von Risiko
Ad 1. Verteilungsauswirkungen von makroökonomischen Schocks
Gleichverteilung
von Einkommen
Armut
Finanzkrisen
↓*
↑
Haushaltskonsolidierungen
↓
↑
Große Wechselkursabwertungen
↓
Starke Anstiege in
Rohstoffpreisen
↓*
Arbeitsmarktsituation spezieller
Gruppen
↓
(Jung, Alt, Frauen)
↓
(Jung, Alt)
↓
(Jung, Alt)
↑
* Niedrige und hohe Einkommen verlieren relative zur Mittelklasse
↓
(Jung)
Die Wirkung von Politikmaßnahmen
Im Arbeits- und Produktmarktbereich hängt die
Wirkung von der spezifischen Maßnahme ab
Ein Anstieg in:
Kündigungsschutz
GleichverGleichver- Arbeitsmarkt
Pro-Kopf
teilung von teilung von situation von
Einkommen
Einkommen Einkommen Jugendlichen
(Niveau)
(Niveau)
(bei Schock) (bei Schock)
?
Kündigungsschutz befristete
gegen unbefristete Verträge
Höhe/Dauer des
Arbeitslosengeldes
Mindestlohn (relativ zum
Medianlohn)
?
Stärke der Gewerkschaften
+
Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen
-
Produktmarktregulierung
?
Offenheit für Handel/
Auslandsinvestitionen
+
-
-
-
+
?
+
-
-
-
0/-
-
?
-
-
-
-
+
+
+
Die Wirkung von Politikmaßnahmen
Maßnahmen zur Verbesserung des Humankapitals: eine klare „win-win“-Strategie
Gleichverteilung
von Einkommen
(Niveau)
Pro-Kopf
Einkommen
(Niveau)
Abschlussquoten im Sekundarbereich II und
im tertiären Bereich
+
+
Gleichheit des Bildungszugang
+
+
+
+
+
+
+
+
Ein Anstieg in:
Maßnahmen zur Integration von
Immigranten
Maßnahmen für höhere
Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen
Antidiskriminierungsinitiativen
Die Wirkung von Politikmaßnahmen
In der Steuerpolitik gibt es häufig Zielkonflikte
Einnahmeneutrale Verschiebungen im
Steuermix:
Verschiebung im Steuermix von
Einkommen- zu Konsumsteuer
Verschiebung im Steuermix von
Einkommen- zu Grundsteuer
Verschiebung im Steuermix von Einkommen- zu Vermögen- und Erbschaftsteuer
Gleichzeitige Erhöhung des Höchststeuersatzes und des Grundfreibetrages
Reduzierung von Steueraufwendungen und
Grenzsteuersätzen
Gleichverteilung
von Einkommen
(Niveau)
Pro-Kopf
Einkommen
(Niveau)
-
+
-
+
?
+
+
?
+
+
Kontaktpersonen und weiterführende
Dokumente.
Kontaktpersonen
Weitere Informationen
•
•
Rüdiger Ahrend ([email protected])
Isabell Koske ([email protected])
Webpage
•
www.oecd.org/economy/goingforgrowth/inequality.
Going for Growth 2012
•
•
Reducing income inequality while boosting economic growth: can it be
done?, Chapter 5
Under shock: how to spread macroeconommic risks more fairly, Chapter 6
OECD Economics Department Policy Notes Series
•
•
Policy Note No. 8: Inequality in labour income – What are its drivers and how
can it be reduced?
Policy Note No. 9: Income inequality and growth – The role of taxes and
transfers
OECD Economics Department Working
Paper Series
Weitere Informationen
Working Papers Series “Less income inequality and more growth – Are
they compatible? ”
•
•
•
•
•
•
•
•
WP 924: Part 1. Mapping income inequality across the OECD
WP 925: Part 2. The distribution of labour income
WP 926: Part 3. Income redistribution via taxes and transfers across OECD
countries
WP 927: Part 4. Top incomes
WP 928: Part 5. Poverty in OECD countries
WP 929: Part 6. The distribution of wealth
WP 930: Part 7. The drivers of labour earnings inequality – An analysis based
on conditional and unconditional quantile regressions
WP 931: Part 8. The drivers of labour income inequality – A review of the
recent literature
Working Papers on Risk Sharing
•
•
WP 877: The sharing of macroeconomic risk: Who loses (and gains) from
macroeconomic shocks
WP 884: How institutions shape the distributive impact of macroeconomic
shocks: A DSGE analysis