Arbeitsrecht im Betrieb 4 - Dr. Ingendahl, Rust und Steinkuhl

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Arbeitsrecht im Betrieb
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Arbeitsverhältnisse im
Arbeitsrecht und
Sozialversicherungsrecht
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Arbeitsrecht im Betrieb
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Arbeitnehmer- Schutz:
• Zivilrecht:
– Arbeitsgesetze, zu Lasten AN nicht abdingbar
– Rechtsweg zu den Arbeitsgerichten
• Sozialversicherungsrecht:
– Mitgliedschaft in
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Arbeitslosenversicherung
Krankenversicherung
Rentenversicherung
Pflegeversicherung
SGB III
SGB V
SGB VI
SGB XI
– Gesamtsozialversicherungsbeiträge
» Je zur Hälfte zu Lasten AG und AN
• Steuerrecht: Lohnsteuer
– AN schuldet, AG behält ein und führt an Finanzamt ab
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Arbeitnehmerbegriff des BAG:
• Aufgrund eines privatrechtlichen Vertrages
–
Nicht: 1-Euro–Jobs +stufenweise Wiedereingliederung, §74 SGB V
• Verpflichtung zu
– fremdbestimmter Arbeit
– in persönlicher Abhängigkeit
• Weisungsgebundenheit der Tätigkeit hinsichtl.
– Inhalt und Durchführung
– Zeit und Dauer
– Ort
• Gesamtwürdigung
– des wirklichen, objektiven Geschäftsinhaltes und
– der tatsächlichen, praktischen Durchführung
– unabhängig von Bezeichnung und Vereinbarung
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Sozialversicherungspflicht:
• § 7 Abs. 1 SGB IV Alle Sozialversicherungen:
Beschäftigung ist die
• nichtselbständige Arbeit insbes. in einem
Arbeitsverhältnis
• Gesamtabwägung der für und gegen eine abhängige Beschäftigung sprechenden Umstände
• Fallgruppenbildung – Typisierung
BayLSG 28.05.2013 – L 5 R 863/12
• § 2 Abs. 1 Z. 9 SGB VI Rentenversicherung:
• Keine versicherungspflichtigen Arbeitnehmer
• + auf Dauer und im Wesentlichen nur für einen
Arbeitgeber tätig
• Lohnsteuerpflicht: Feststellung+Abführung Finanzamt
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Sozialgesetzbücher SGB
• SGB I
• SGB II
• SGB IV
Allgemeiner Teil
Grundsicherung für
Arbeitssuchende
Gemeinsame Vorschriften
– Meldung Sozialversicherung, § 28 a: Zur KK
– (Gesamt-) Sozialversicherungsbeiträge, § 28d
• SGB VII Gesetzliche Unfallversicherung
• SGB IX Schwerbehindertenrecht
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Arbeitsrecht im Betrieb
4G
In allen Arbeitsverhältnissen: Gesamt-
Sozialversicherungsbeiträge zur
• Arbeitslosenversicherung:
SGB III
• Bundesanstalt für Arbeit
• Rentenversicherung:
SGB VI
– Träger: Deutsche Rentenversicherung
– prüft bei Arbeitgebern alle 3/4 Jahre Abführung
der Gesamtsozialversicherungsbeiträge
– Sozialversicherungsausweis, § 18 h SGB IV
• Krankenversicherung:
SGB V
– Freie Krankenkassenwahl
• Pflegeversicherung Pflegekasse
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SGB XI
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Arbeitsförderungsrecht SGB III
• Träger: Bundesanstalt für Arbeit
•
•
•
•
•
Finanzierung: Arbeitslosenversicherung
Arbeitsvermittlung, § 35
Eingliederung, Berufsvorbereitung usw. , § 44 ff
Kurzarbeitergeld, § 109: Bis 12 Monate
Arbeitslosengeld I, §§ 117 ff
• Mit Renten- & Krankenversicherung
• Insolvenzgeld, §§ 183 ff:
– Deckt 3 Monate Rückstand
– Finanzierung: Umlage Arbeitgeber, § 358
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Arbeitsförderungsrecht SGB III
• Eingliederung, § 44
• Förderung der Berufswahl und -ausbildung:
• Berufsorientierung + -einstiegsbegleitung, § 48
• Berufsvorbereitung, § 51 ff
• Berufsausbildungsbeihilfe, § 56
• Berufsausbildung, § 73
• Berufliche Weiterbildung, § 81
• Abs. 4: Bildungsgutschein
• Behinderte Menschen:
• Teilhabe am Arbeitsleben, §§ 112 ff
• Gründungszuschuss, § 93: Arbeitnehmer beendet
Arbeitslosigkeit und macht sich selbständig
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Arbeitslosengeld I
• Bewilligungs- Voraussetzungen, §§ 117 ff:
– Arbeitslosigkeit o. berufliche Weiterbildung
– Meldung als arbeitssuchend + verfügbar
– In letzten 2 Jahren mind. 12 Monate beschäftigt
• Höhe: 60 bzw. 67 %, § 130
• Sperrzeit, § 144: Ruhen des Anspruches wegen
– Versicherungswidrigen Verhaltens
• Arbeitsablehnung ohne wichtigen Grund
• Verletzung von Mitwirkungs- und Meldepflichten
• Verschuldeter Verlust des Arbeitsplatzes
– Dauer, Abs. 3 : grds. 12 Wochen, 6/ 3 Wochen
Durchführungsanweisung der Bundesanstalt für Arbeit
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ALG I: Sperrzeit, § 144 SGB III
• Verschuldeter Verlust d. Arbeitsplatzes:
• AG-Kündigung wg. vertragswidrigem Verhalten
• Arbeitsaufgabe, insbes. AN - Kündigung
Aufhebungsvertrag
• Aufhebungsvertrag unschädlich:
– Bei drohender betriebsbedingten Kündigung
– AN erhält Abfindung im Rahmen § 1 a KSchG
– Keine offenkundige Rechtswidrigkeit der
beabsichtigten Kündigung
Bundessozialgericht vom 02.05.2012 – B 11 AL 6 /11 R
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Arbeitsrecht im Betrieb 4 G
Keine Sperrzeit bei ALG I
• Nicht versicherungspflichtig, z.B. Aushilfe
• Vergleich im Kündigungsschutzprozess:
Beendigung betriebsbedingt
Bundessozialgericht 17.10.2007 - B 11a AL 51/06 R
• Abwicklungsvereinbarung: Bloße Regelung der
Folgen einer (wirksamen) Kündigung
• wichtiger Grund für Aufhebungsvertrag:
– Arbeitgeber hätte betriebsbedingt gekündigt + zahlt
eine Abfindung von 0,25 – 0,5 bruttoMonatsentgelten je Beschäftigungsjahr.
– AN hat Anschlussbeschäftigung
– Arbeit macht AN krank
– Insolvenz des Arbeitgebers
Durchführungsanweisung der Bundesagentur für Arbeit:
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Arbeitslosengeld II
• Grundsicherung für Arbeitssuchende, SGB II
/ Harz IV:
Gleichstellung der
Arbeitssuchenden mit Sozialhilfeempfängern
• Träger:
• Kommunen = Kreisfreie Städte & Kreise:
– Unterkunft, Wohnung
– Kinderbetreuung
• Bundesanstalt für Arbeit:
– Sicherung des Lebensunterhaltes
– Arbeitsmarktbezogen: Eingliederung in Arbeit
– Sozialversicherung
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Arbeitslosengeld II
Bedarfsorientiert:
&
Niedrigere Sätze
strengere Regeln:
• Unterhaltspflicht in Bedarfsgemeinschaften:
– In Ehe & Lebensgemeinschaften
– Berücksichtigung Einkommen des Partners
• Schonvermögen, sonst Verwertung:
– Selbstgenutztes Einfamilienhaus oder
Eigentumswohnung:
Bis ca. 200.000 €
– Sparvermögen:
Bis 5.000 €
– Pkw:
Nein
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Kurzarbeit, § 95 ff SGB III
• Einführung bedarf einer Rechtsgrundlage
in Arbeits- oder Tarifvertrag
• Erheblicher Arbeitsausfall, § 96:
– Wirtschaftliche Gründe oder
unabwendbares Ereignis
– Vorübergehend
– Nicht vermeidbar
– Mindestens 1/3 d. AN mehr als 10 % d. Lohnes
• Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig
• Anzeige Arbeitsausfall an örtl. Arbeitsamt, § 99
• Dauer: Maximal 12 Monate
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Saison- Kurzarbeit § 175 SGB III
• AN in Betrieb des Baugewerbes oder
saisonaler Arbeitsausfall
• Erheblicher Arbeitsausfall:
– Wirtschaftliche, witterungsbedingte Gründe oder
unabwendbares Ereignis
– Besteht vorübergehend
– Ist nicht vermeidbar
– Mindestens 1/3 der AN mehr als 10 % d. Lohnes
• Versicherungspflichtige Arbeitnehmer
• Verfahren:
– Anzeige Arbeitsausfall an örtliches Arbeitsamt
– Antrag, § 323 II, innerhalb Ausschlussfrist, § 325 III
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Krankenversicherung SGB V
• Träger: Krankenversicherungen, freie KK- Wahl, § 173
• Krankheit, § 44 = § 3 Entgeltfortzahlungsgesetz:
• Arbeitsunfähigkeits- Richtlinien, §§ 92 I Nr. 7, 81 III Nr. 2:
Vom Arzt objektiv vorzunehmende Gesundheitsbewertung:
Zuletzt ausgeübte Tätigkeit kann aufgrund der Erkrankung
- nicht mehr oder
- nur unter Gefahr der Verschlimmerung ausgeübt werden
• Behandlung der Krankheiten, § 27; Freie Arztwahl, § 76
• Krankengeld, §§ 44:
– 70 % des üblichen Entgeltes, § 47
– Für längstens 78 Wochen innerhalb von 3 Jahren
– Auch bei „stufenweiser Wiedereingliederung“, § 74
• Medizinischer Dienst, §275: Gutachterliche Stellungnahme
– Abs. 1 a bei Zweifeln an der Arbeitsunfähigkeit
– Arzt übermittelt ergänzende Auskünfte, § 7 AURichtlinie
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Stufenweise Wiedereingliederung,
74 SGB V
• Unterfall der begrenzten Arbeitsunfähigkeit:
Keine Leistungsfähigkeit für den geschuldeten
Zeitraum,
• Ärztliche Empfehlung: Zeitlich gestufte
Wiedereingliederung medizinisch sinnvoll.
• Krankenkasse: Anordnung und Krankengeld
• Kein Anspruch AN, keine Mitwirkungspflicht AG
• Arbeit zum Zwecke der Rehabilitation, nicht zur
Erfüllung der vertraglichen Arbeitspflicht
– Kein Lohnanspruch, Urlaubsgewährung usw.
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Rentenversicherung SGB VI:
• Altersrente: Ab 65-67 Jahre, § 35
• Kein Kündigungsgrund, § 41
• Hinterbliebenenrente,
– Witwen, § 46
– (Halb-) Waisen, § 48
• Hinzuverdienst, § 34: max. 400 €
• Wartezeit, § 50:
20 / 25 Jahre
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Rentenversicherung SGB VI
• Träger: Deutsche Rentenversicherung
• Versicherungspflichtig:
• Beschäftigte, § 1,
– insbes. Z. 9: Ein Auftraggeber, keine AN
• Selbständig Tätige, § 2
• Rehabilitation:
• Medizinisch, § 15: grds. max 3 Wochen
• Beruflich, § 16: Verweis auf SGB IX
• Wiedereingliederung in das Erwerbsleben + Sicherung
Erwerbsfähigkeit, § 31
• Erwerbsminderungsrente, § 43: Voll oder teilweise:
• Unfähig 6 Stunden täglich erwerbstätig zu sein
• Ohne Berücksichtigung Arbeitsmarkt
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Betriebliche Altersversorgung:
• Durchführungswege, § 1 I 2 BetrAVG
• Direktversicherung und -zusage, § 1 b II
– Unverfallbarkeit
• Pensionskassen und - fonds, § 1 b III
• Unterstützungskasse, § 1 b IV
• Anspruch auf Entgeltumwandlung, § 1 a
– mit Leistungszusage beitragsorientiert
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Arbeitsrecht im Betrieb
Gesetzliche
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Unfallversicherung SGB VII
• Träger: Berufsgenossenschaft
• Beitragspflicht: Arbeitgeber allein
• Versicherungsfall:
• Arbeitsunfall, § 8
• Berufskrankheit, § 9:
– Erleidet Versicherter bei versicherter Tätigkeit,
– Bundesregierung durch RechtsVO bestimmt
(nur physische, nicht psychisch, z.B. burn out)
• Verletztengeld, § 45 statt Krankengeld
auch geringfügig Beschäftigte
• Unfallrente, § 56 Abs. 1:
Ab Minderung der Erwerbsfähigkeit um 20 %
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Arbeitssicherheits- Normen
• Gesetze:
Arbeitsschutzgesetz
Arbeitssicherheitsgesetz
• Verordnungen:
• Arbeitsmedizinische Vorsorge, ArbMedVV:
– § 2 Pflicht-, Angebots- und Wunschuntersuchungen
•
• Bildschirmarbeitsverordnung
Technische Regeln, z.B. für
oder
• BG- Vorschriften (BGV)
Arbeitsstätten
Gefahrstoffe
• BGV A1: Grundsätze zur Prävention
– § 1 Unfallverhütungsvorschriften (UVV) gelten für Unternehmer
und Versicherte
– § 7 (2) Der Unternehmer darf MA, die erkennbar nicht in der
Lage sind, eine Arbeit ohne Gefahr für sich/andere
auszuführen, mit dieser Arbeit nicht beschäftigen.
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Privilegierte Haftung im
Arbeitsverhältnis, SGB VII
• Für Personenschäden der Arbeitsnehmer:
– Arbeitsunfälle
– Berufskrankheiten
• haften nur bei Vorsatz
– der Unternehmers, § 104
– die Arbeitnehmer untereinander, § 105
– andere im Betrieb tätige Personen, § 106
Grund: Berufsgenossenschaft ist gesetzliche
Unfallversicherung mit alleiniger Beitragspflicht
des Arbeitgebers.
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Behinderte Menschen, SGB IX
• Beschäftigungspflicht Arbeitgeber, § 71 I:
• Ab 20 Arbeitsplätzen
• Auf mindestens 5 %
• Ausgleichsabgabe, § 77:
• Selbst errechnen + mit Anzeige abführen, § 80 II
• Ansprüche Schwerbehinderte:
• Zusatzurlaub: 5 Tage, § 125 I
– Nicht für Gleichgestellte, § 68 III
• Anspruch auf angemessene Beschäftigung mit
Verwertung ihrer Fähigkeiten + Kenntnisse,
Arbeitsplatz mit technischen Hilfen, § 81 IV
• Schwerbehindertenvertretung, §§ 94 ff
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Feststellung der Behinderung,
§ 69 SGB IX:
• Auf Antrag an das Versorgungsamt
• Feststellung durch Bescheid:
• Körperliche o. geistige Beeinträchtigungen
• des Grades der Behinderung, GdB
• In 10er –Schritten von 20 bis 100
• Entspricht Minderung der Erwerbstätigkeit, MdE
• Versorgungsmedizinische Grundsätze: Grad der
Schädigungsfolgen GdS. Ärztliche Feststellung
• Kündigungsschutz auch bei offensichtlicher
Behinderung + nachträglicher Anerkennung
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Kündigungsschutz § 85 SGB IX
• Körperliche Voraussetzungen:
• Schwerbehinderung:
Mindestens 50 % GdB
– Nachweis, § 90 (2a), auch nachträglich
– Offenkundigkeit genügt, BAG 1985, 7 AZR 373/83
• oder Gleichstellung, § 68 III:
– Mindestens 30 % GdB und
– Antrag an Bundesanstalt Arbeitsamt
• Erst nach Wartefrist 6 Monate, § 90 I 1
• Nicht bei auslaufender Befristung
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Arbeitsrecht im Betrieb
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Kündigungsschutz SGB IX
• Zustimmungserfordernis, § 85
• Antrag an Landschaftsverband Rheinland (LVR)
• Feststellungen durch örtliche Fürsorgestelle: Städte
und Kreise
• Entscheidung durch LVR
• Entscheidung Integrationsamt LVR, § 87:
• Freies, aber pflichtgebundenes Ermessen, § 88:
Fürsorgegesetz zum Erhalt des Arbeitsplatzes
• Einschränkung des Ermessens, § 89:
– Abs. 1: „Muss“ bei Betriebsaufgabe
– „Soll“ bei wesentlicher Betriebseinschränkung
– Abs. 2: Sicherung eines anderen Arbeitsplatzes
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SchwarzarbeitsbekämpfungsG
Legaldefinition, § 1 Abs. 1 SchwarzArbG:
•
•
•
•
•
Als
Arbeitgeber
Arbeitnehmer
Sozialhilfe
Gewerbeinhaber
Handwerker
Nichterfüllung der
Meldung Sozialversicherung
steuerliche Pflichten
Mitteilungspflichten
Anzeige § 14 GewO
Eintragung Handwerksrolle
Schutz des Systems der Pflichtmitgliedschaft
aller Arbeitnehmer in Sozialversicherungen:
• § 266 a StGB Abführung Arbeitnehmeranteile
Steuerhinterziehung, insbes. der Lohnsteuer
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Arbeitsrecht im Betrieb 4 S
Geringfügige Beschäftigung
§ 8 SGB IV
• Geringfügig entlohnt: Entgelt bis 450 €/Monat
•
•
Incl. laufenden + einmaligen Einnahmen
–
–
Sonderzahlungen: Umrechnung und Addition
Geschuldete Beiträge zu Sozialversicherungen
–
–
Pauschalsteuer , § 40 a I und II EStG
Pauschalbeiträge Kranken- + Rentenversicherung
Ohne vom Arbeitgeber übernommener
• Kurzfristig:
• Längstens
oder
2 Monate
50 (volle) Arbeitstage
• Mehrere Beschäftigungen: Zusammenrechnen
• Gleitzone, § 20 II SGB IV: Entgelt 450,01 bis 800 €
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Arbeitsrecht im Betrieb
4S
Was ist „Phantom- Lohn“?
Wenn der Arbeitgeber einen
- gesetzlichen Mindestlohn oder
- allgemeinverbindlichen Tariflohn
unterschreitet, wird der Berechnung der Gesamtsozialversicherungsbeiträge unabhängig von den
Zahlungen an den Arbeitnehmer
der geschuldete Lohn zugrunde
gelegt.
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4S
Sozialversicherungsrecht:
• Abgrenzung von
– abhängiger Beschäftigung und
– (schein-) selbständiger Tätigkeit
• Gem. Bundessozialgericht:
– Vertragsverhältnis der Parteien
» Schriftlich vereinbarte Rechte und Pflichten
» Notariell bei Treuhand über GmbH – Anteile
» Gesellschaftermehrheiten + Weisungsrechte
– wie es tatsächlich vollzogen wurde
» Aus der tats. Durchführung als gewollt ergibt
» Ausübung von Weisungsrechten
BSG v. 25.01.2006 – B 12 KR 30/04 R ; 29.08.2012 – B 12 KR 14/10 R
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Arbeitsrecht im Betrieb
4S
Statusfeststellung AN/ Gewerbe
Auf Antrag AG/AN durch Bescheid
• Rentenversicherungsträger, § 7 a SGB IV
Subsidiär gegenüber
• Krankenkasse als Einzugsstelle, § 28 h Abs. 2
SGB IV:
– Entscheidung über Versicherungspflicht
und Beitragshöhe
• Verfahren:
– Amtsermittlung
– Gesamtwürdigung aller Umstände
– Bescheid, Widerspruch, Klage zum SG
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Arbeitsrecht im Betrieb
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Subsumtion: Konkrete Feststellung der
Tatbestandsmerkmale
Nicht hauptamtliche Lehrkraft:
•
•
•
•
Schriftlicher Vertrag
Verpflichtung zu
– Aufbauunterricht durchschnittlich 13 Wochenstunden zu 45
Minuten
– Gemäß Lehrplan, bei Bedarf in den Ferien
Weisungsgebundenheit der Tätigkeit hinsichtl.
– Inhalt und Durchführung
– Zeit und Dauer
– Ort
Gesamtwürdigung
– des wirklichen, objektiven Geschäftsinhaltes und
– der tatsächlichen, praktischen Durchführung
– unabhängig von Bezeichnung und Vereinbarung
BAG v. 15.02.2012 – 10 AZR 301/10
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Arbeitsrecht im Betrieb
4S
Fall: Freiberuflicher OP- Pfleger
• Für Selbständigkeit:
–
–
–
–
Eigene höchste Qualifikation, Büro, Aushilfe Ehefrau
Anlagevermögen (OP- Schuhe, Büroausstattung)
Akquise, Kundenstamm, Entscheidung Auftragsannahme
Unternehmerrisiko, Gründungszuschuss BA
• Für abhängige Beschäftigung:
– Tätigkeit eingegliedert in Betriebsorganisation +
-abläufe: Fremdbestimmte Arbeitsfolge im OP- Team
– Kein eigenständiger, abgrenzbarer Leistungsbereich,
Arbeitsergebnis o. Abrechenbarkeit
– Keine Haftung gegenüber Patienten
– Bezahlung: Festes Stunden- / Tageshonorar
• Rechtsklarheit und -sicherheit: Typus eines
abhängig beschäftigten OP- Pflegers
BSG 25.04.2012 – B 12 KR 24/10 R; BayLSG 28.5.2013 – L 5 R 863/12
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Arbeitsrecht im Betrieb
4S
Ansprüche gegen die
Berufsgenossenschaft wegen
Erkrankung durch Mobben?
• Arbeitsunfall, § 8:
Kein plötzliches Ereignis
• Berufskrankheit, § 9:
Bei keiner Berufsgruppe ein
besonders erhöhtes Risiko
• Klage abgewiesen
Landessozialgericht vom 2012,
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Fall: Gerüstabsturz
Fa. Gerüstbau GmbH erledigt alle Gerüstarbeiten
auf den Solvay- Werken. Am 11.03.2013 rüstet sie ein
Bürogebäude ein, das von 2 auf 3 Etagen aufgestockt werden soll. Am 11.04.2013 erhöhen ihr
Vorarbeiter V mit dem Gerüstbauer B und Helfer H
das Gerüst um eine Etage. Am 12.04.2013 beginnt
die Zimmerfirma Z GmbH mit dem Aufsetzen des
neuen Dachstuhls. Um 7:15 Uhr bricht der Geselle G
durch ein Gerüstbohle, stürzt 4,50 m ab und verletzt
sich schwer.
Der Geschäftsführer der Gerüstbaufirma B beruft
sich gegenüber G und Z GmbH darauf, das Gerüst
sein noch nicht freigegeben gewesen. Er meint,
weder seine GmbH noch seine Mitarbeiter müssten
haften. Hat er Recht?
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Arbeitsrecht im Betrieb
4S
Lösung Gerüstabsturz:
Ansprüche aus Verletzungen bei
Arbeitsunfall, § 8: Ausgeschlossen
• eines Gerüstbauers gegen
• eigenen Arbeitgeber (Unternehmen), § 104
• Kollegen = im Betrieb tätigen Personen, § 105
• Zimmerer gegen
• Gerüstbaufirma und
• Ihre Mitarbeiter, § 106
• Streitige Freigabe: Erheblich nur für
• Strafrechtliche Verantwortung (Vorarbeiter V?)
• Ggf. Rückgriff der BG
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Zustimmungsverfahren
• Zuständig: Hauptfürsorgestelle
• Entscheidung: Landschaftsverband Rheinland LVR
• Feststellungen örtliche Fürsorgestelle: Städte+ Kreise
• Antragserfordernis:
• Nach 6 Monaten Arbeitsverhältnis, § 90
• jede Kündigung ordentlich , § 85
außerordentlich, § 99
• Grundsatz: Mündliche Verhandlung
• Entscheidungs- Fristen:
• Ordentliche Kündigung:
Soll in 4 Wochen
• Außerordentliche Kündigung: Binnen 2 Wochen
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Zustimmungsverfahren:
• Entscheidung Integrationsamt:
• Ermessen: Abwägung Interessen AG Behinderter
nicht aus Gründen der Behinderung
• Sollvorschrift Zustimmung, § 89 S. 2:
bei wesentlicher Betriebseinschränkung
• Fristen für Ausspruch der Kündigung:
• Ordentlich: Innerhalb eines Monats, § 88 III
• Außerordentlich: Unverzüglich, auch nach 2
Wochen, § 91 V
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Rechtsmittel, § 69 SGB IX
• Bescheid des Versorgungsamtes über Grad
der Schädigungsfolgen (GdS)
• nach versorgungsmedizinischen Grundsätzen
• Widerspruch
• Widerspruchsbescheid
• Klage zum Sozialgericht:
• Nur sachgerechte Ausübung des Ermessens:
– Aufhebung, wenn Ermessenfehler
– Stattgabe nur , wenn Ermessensreduktion auf Null
• Auf Antrag des Behinderten: Bestimmter Arzt als
Gutachter, § 109 SGG
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Verfahren nach SGB IX
• Integrationsvereinbarung, § 83
• Antrag: Schwerbehindertenvertretung o.
Betriebsrat
• Inhalt: Regelungen zur Eingliederung
• Präventionsbemühungen, § 84 I
• Für Schwerbehinderte Einschaltung Integrationsamt bei
• Schwierigkeiten personen-, verhaltens- o. betriebsbedingt
• Betriebliches Eingliederungsmanagement § 84 II
• Unabhängig von Schwerbehinderung
• Arbeitsunfähigkeit länger als 6 Wochen/Jahr
• Obligation: Verminderung Arbeitsunfähigkeit
durch leidensgerechte Beschäftigung
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