QUALITÄT VON SCHULE UND UNTERRICHT

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QUALITÄT VON
SCHULE UND
UNTERRICHT
Qualitätsdiskussion
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bis in die 1980er Jahre: Qualität allein durch eine Änderung
der Quantitäten
d.h. durch eine Expansion zu bewerkstelligen:
mehr LehrerInnen, mehr Chancengleichheit, lebendige
Lernprozesse,
quantitative Parameter (Klassengröße, Schüler-LehrerRelation, mehr höhere Abschlüsse)

Mitte der 90er Jahre setzte ein Paradigmenwechsel in der
Bildungsdiskussion ein.
Durch das schlechte Abschneiden in den verschiedensten
Studien (OECD, PISA, etc.) kam es zu einer generellen
Akzentverschiebung hin zur Frage nach qualitativen
Kriterien für Schule und Unterricht.
Qualitätsdiskussion
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durch mehrere Faktoren bedingt:
Die geringen Berufschancen führten dazu, dass Eltern und
Schülerinnen selbst darauf achteten, eine gute
Schulbildung und einen zukunftssicheren
Bildungsabschluss zu erreichen.
Es stellte sich immer stärker heraus, dass die
reformorientierte Schulforschung und Bildungspolitik die
Fachleistungs-Dimension tendenziell ausgeblendet hat.
Durch die starke Einbettung in die EU wurden viele
Schulbereiche kritisch hinterfragt.
Im Laufe der Schulentwicklungsdiskussion wurde klar, dass
der Kern und der Prüfstein einer guten Schule guter
Unterricht sei.
Qualitätsbereiche
Günter Haider (Univ. Salzburg): 5 Qualitätsbereiche
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Lehren und Lernen
Lebensraum Klasse und Schule
Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen
Schulmanagement
Professionalität und Personalentwicklung
Diese Hauptbereiche wurden unterteilt und sollen als
Denkanstoß dienen.
Lehren und Lernen
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Vorbereitung des Unterrichts durch die Lehrpersonen
fachliche/inhaltliche Kompetenz, sachliche/lehrstrategische
Vorbereitung, Absprache mit KollegInnen, Einsatz von
Medien,…
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Didaktische Gestaltung des Unterrichts
durch die Lehrperson (Sprache / Verständlichkeit / Klarheit/
Gliederung, Abwechslung von Lehr-, Lern- und
Sozialformen)
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Differenzierte Förderung und Unterstützung
Förderung von schwächeren/leistungsschwachen und von
besonders begabten/leistungsfähigen Schüler/innen,
Differenzierung/Individualisierung
Lehren und Lernen
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Hausübungen
Qualität und Umfang, Beurteilung, Kontrolle und
Rückmeldung
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Sozialkompetenz und Erziehungsstil im Unterricht,
Kommunikations- und Kooperationskultur, gegenseitige
Achtung und Respekt, Geduld, Freundlichkeit
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Motivations- und lernförderndes Verhalten
persönliches Engagement, Lebensnähe
Lehren und Lernen
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Strenge / Disziplin
Ordnung und Disziplin der Schüler/innen, Einhaltung der
Vorschriften, der Schulordnung
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Bedeutsamkeit der gewählten Lehr- und Lerninhalte
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Leistungsfeststellung und –beurteilung,
Rückmeldekultur
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Ergebnisse des Unterrichts
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Längerfristige Auswirkungen – Zufriedenheit
Lebensraum Klasse und Schule
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Individuelles / subjektives Wohlbefinden
Wahrnehmung des eigenen Befindens, Zufriedenheit
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Klassenklima
Bezugsebene Klasse/Gruppe, Beziehungen
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Schulklima
Soziale Qualität in der Schule
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Umgang mit Problemen
Konfliktlösung
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Angebot der Schule
schulische / unterrichtliche Wahlmöglichkeiten
Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen
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Subjektive Zufriedenheit der Eltern, Schüler/innen und
Lehrer/innen hinsichtlich der Schulpartnerschaft
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Elternpartizipation
Qualität und Ausmaß der Kommunikation und Kooperation
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Schülerpartizipation
Beteiligung der Schüler/innen am Schulgeschehen
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Kommunikation mit Behörden und nicht-lehrendem
Personal
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Öffnung nach außen
Schulmanagement
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Organisation und Administration der Schule,
Entwicklung eines klaren / eigenständigen schulischen
Konzepts
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Führung der Schule durch den Leiter / die Leiterin
Führungsstil, Verteilung von Aufgaben, Aushandelung von
Kompromissen
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Pädagogisch-beratende Kompetenz des Leiters / der
Leiterin
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Beschaffung von zusätzlichen Ressourcen
Professionalität und Personalentwicklung
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Gemeinsame Bewältigung der Aufgaben
Identifikation mit der Schule, Teamgeist
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Pädagogische Entwicklungsarbeit
Arbeit an Schulprogrammen
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Systematische Personalentwicklung
Fortbildung - Erwerb von Qualifikationen
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Innovationsbereitschaft
Neues versuchen
Gute Schule – guter Unterricht
klare Strukturierung des Unterrichts
hoher Anteil echter Lernzeit
lernförderliches Klima
inhaltliche Klarheit
sinnstiftendes Kommunizieren
Methodenvielfalt
individuelles Fördern
intelligentes Üben
klare Leistungserwartungen
vorbereitete Umgebung
(Hilbert Meyer)
Gute Schule – guter Unterricht
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Leistungsorientierung
arbeitsorganisatorisches Funktionieren
intensive Kooperation der Lehrerinnen
Innovationsbereitschaft und –fähigkeit der Lehrerinnen
Einbeziehung der Eltern, auch in zentralen Fragen
flankierende Stützmaßnahmen der Schulaufsicht
Führungsqualitäten der Schulleitung
gemeinsame Wertorientierung (Schulethos)
intensive Kommunikation über die Planung, Durchführung und Auswertung
von Unterricht
Fähigkeiten zur Evaluation
angemessene finanzielle und personelle Ressourcen
gutes Schulklima
Fortbildungsbereitschaft der Lehrerinnen
(Böhmann 2004, S. 98)
Merkmale der Unterrichtsqualität
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Strukturiertheit, Klarheit, Verständlichkeit
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Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung
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Lernförderliches Unterrichtsklima
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Ziel-, Wirkungs- und Kompetenzorientierung
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Schülerorientierung, Unterstützung
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Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen
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Aktivierung: Förderung aktiven, selbstständigen Lernens
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Konsolidierung, Sicherung, Intelligentes Üben
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Vielfältige Motivierung
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Passung: Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen
(Andreas Helmke)
Merkmale erfolgreichen Unterrichts 1
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Unterricht Struktur geben und Klarheit über Ziele herstellen

Grundformen des Unterrichts gut ausbalancieren
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Wissen- und Kompetenzerwerb leiten und organisieren
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Lern- und Arbeitsformen variabel gestalten
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Selbstgesteuertes Lernen zulassen und unterstützen

Lernen in sinnstiftenden Kontexte einbinden

Variationsreiches Üben und Wiederholen
Merkmale erfolgreichen Unterrichts 2
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Lern- und Leistungssituationen trennen

Erfahrung von Kompetenzzuwachs ermöglichen

Systematisch Gelerntes in lebenspraktischen Situationen anwenden

Vertrauen in die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern zeigen
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Lernstoffe vertikal vernetzen

Lösungswege gemeinsam diskutieren
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Zeit zum Lernen lassen
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Lernhandlungen auswerten und glaubwürdige Rückmeldung geben
(Hans Haenisch)
Faktoren für guten Unterricht 1
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Lernen wird vor allem unter dem Förderaspekt und weniger unter
dem Selektionsaspekt betrachtet und realisiert.
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Die Lehrerinnen engagieren sich persönlich und fachlich.
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Die Lehrerinnen sind in der Lage, den Leistungsstand der
Schülerinnen relativ präzise zu diagnostizieren.
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Es gibt Mindeststandards bei Disziplin und Ordnung.
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Es herrscht ein Klima des gegenseitigen Vertrauens.
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Das Kollegium hat eine klare Verteilung von Zuständigkeiten.
Faktoren für guten Unterricht 2
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Es gibt relativ klar definierte Ziele für Unterricht und Schulkultur.
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Es gibt anregende Lernumgebungen in den Klassenzimmern.
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Es werden vielfältige Übungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.
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Es gibt regelmäßige und gezielte Lernfortschrittskontrollen.
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Die Unterrichtszeit wird effektiv genutzt, organisatorische Dinge
verbrauchen wenig Zeit.
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Lernen wird als Zentrum von Unterricht betont.
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Der Zusammenhang zwischen dem, was gelernt und dem, was
abgeprüft wird, ist möglichst eng. (Böhman 2004, S.98)
Lehrberuf als Profession
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hohe Erwartungen und Anforderungen
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breites Aufgabenspektrum:
SchülerInnen erziehen, unterrichten und gerecht beurteilen, sie und ihre
Eltern beraten, Anteil am permanenten Prozess der Schulreform leisten,
kooperativ und kollegial das Schulleben gestalten und die Schule autonom
verwalten
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mangelnde gesellschaftliche Anerkennung

hierarchischer Unterordnung

immer massiveren Stressfaktoren ausgesetzt
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Reparaturanstalt für gesellschaftlich produzierte Probleme:
realistische Perspektiven für die Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die
ihr Beruf eröffnet, und realitätsfremde Idealisierungen zurückzuweisen
Professionelles Handeln

abstraktes und hochspezialisiertes theoretisches Wissen auf
konkrete Situationen zu übertragen, um auf diese Weise Probleme
zu lösen

Die Berufsausbildung basiert auf einer langdauernden
wissenschaftlichen Spezialausbildung.
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Dabei sind die Tätigkeiten überwiegend nicht-manuell.
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Die Berufsausübung erfordert die Anwendung generell-abstrakten
Wissens auf konkrete Fälle und ist deshalb nicht standardisierbar.
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Es bestehen kodifizierte Verhaltensregeln für die Berufsausübung.
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Die Einhaltung der berufsethischen Grundsätze wird von den
Kollegen oder den Berufsverbänden kontrolliert.
Professionelles Handeln

Die Berufsangehörigen sind zu einem Berufsverband
zusammengeschlossen, der Disziplinargewalt besitzt und die Zulassung
zum Beruf regelt.

Die professionelle Tätigkeit ist eine für den einzelnen Klienten wichtige
Dienstleistung.
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Sie dient darüber hinaus dem öffentlichen Wohl.

Die Berufstätigkeit soll nicht egoistisch, sondern altruistisch (selbstlos,
uneigennützig) motiviert sein.

Die Berufsangehörigen werden als Experten anerkannt und sind in ihrer
Berufsausübung weitgehend autonom.
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Die Autonomie findet ihre Grenzen im eigenen Verantwortungsbewusstsein
und in der Kontrolle durch die Kollegen und Kolleginnen.
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Die Berufsangehörigen genießen ein hohes gesellschaftliches Ansehen.
Semi-Profession?
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Auf den Lehrberuf treffen nicht alle Kriterien zu, weshalb der
Lehrberuf für manche eher eine Semi-Profession ist.
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Ob der Lehrberuf je zu einer vollen Profession wird, ist fraglich.
Eine allzu starre Orientierung an den Merkmalen anerkannter
Professionen wird den charakteristischen Besonderheiten des
Lehrberufes allerdings nicht gerecht, ohne diese deshalb gleich
automatisch in den semiprofessionellen Bereich zu verweisen.
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In jüngerer Zeit sprechen sich daher eine Reihe von
Erziehungswissenschaftern hinsichtlich der Professionalisierung des
Lehrberufs gegen eine rein äußerliche Orientierung an den
klassischen Professionen aus.
Es bietet sich an, eigene Kriterien heranzuziehen, die die spezielle
Situation dieses Berufes besser berücksichtigen.
Eigene Kriterien
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Bekenntnis zu einem Berufsethos
Nutzung von Expertenwissen
Klare Zielorientierung
Verfügung über ein reichliches Handlungsrepertoire
Kritische Beobachtung der Handlungswirkungen
Reflektierte Routinebildung
Benützung einer Berufssprache
Kooperation mit Kollegen und Kolleginnen