Professionalität und Qualität in der Sozialen Arbeit

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Professionalität und Qualität in der Sozialen Arbeit
09/2013
Professionalität und Qualität
in der Sozialen Arbeit
Tov, Kunz & Stämpfli (2013) Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit.
Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice. Bern: hep Verlag
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Professionalität und Qualität in der Sozialen Arbeit
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Professionalität und Qualität in der Sozialen Arbeit
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Bedeutung Professionalität
Gemäß Schön (1983) ist professionelles Handeln geprägt von
komplexen Situationen, die durch »uncertainty, instability, uniqueness,
and value conflict« (Schön, 1983, S. 49) gekennzeichnet sind.
Nach Tenorth bedeutet Professionalität in „Situationen der
Ungewißheit und des Risikos ohne die Möglichkeit einer eindeutigen
Abstützung im (...) wissenschaftlichen Wissen und daher ohne
(sichere) technologische Lösung der Aufgabe dennoch handlungsfähig
(...) bleiben" (1986:295f)
Um die Herausforderungen zu bewältigen, braucht es die
Herausbildung einer professionellen Identität sowie eines
professionellen Habitus.
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Definition Professionalität
Als professionelles Handeln wird dabei in der neueren Diskussion vor
allem die Fähigkeit verstanden, wissenschaftlich fundiert in einer
komplexen, von Heterogenität geprägten Praxis und unter
Unsicherheit lösungsorientiert handeln zu können.
(Heiner 2004)
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Kontext Professionalität
Das Wesen der Sozialen Arbeit ist von Widersprüchen, Ambivalenzen
und Paradoxien geprägt:
- doppeltes Mandat (Böhnisch & Lösch, 1973, S.27-29)
- doppelte Loyalität (Heiner, 2004, S.21)
- Spiel von Macht und Respekt
- Spiel von Kontrolle und Akzeptanz (Thiersch, 2004, S.11)
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Professionalität im Modell
Schlüsselsituationen 1
Professionalität als theoretisches Konstrukt fordert wissensbasiertes
Handeln, was die Relationierung von Theorie und Praxis bedingt:
historisch gesehen führte der Weg vom Transfer von Wissen über
dessen Transformation zur Relationierung von Theorie und Praxis. Eine
Übertragung von theoretischem Wissen auf konkrete Situationen in der
Berufspraxis ist nicht möglich, da die beiden Systeme Wissenschaft
(Disziplin) und Praxis (Profession) jeweils eigenen Gesetzmässigkeiten
und Zielen folgen. Die Differenz ist anzuerkennen. Gefragt ist ein Weg,
der dynamisch beide Systeme situationsspezifisch miteinander in
Beziehung setzt und dabei ein drittes eigenes schafft.
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Professionalität … 2
Relationierung bedeutet, sich annähernd, prüfend, suchend auf den
Weg ins andere Feld zu machen, ohne das Eigene aufzugeben oder
billig zu verkaufen. Es bedeutet über Qualität, Preis und Nutzen zu
verhandeln, ohne das Ziel aus dem Auge zu verlieren. Es beinhaltet das
kontextsensible Wechseln der Perspektiven zwischen dem eigenen
Standpunkt und dem des anderen. Es ist ein Auskalibrieren der
jeweiligen Systeme hin zu einem neuen eigenen, das verbindend
zwischen den Ursprungssystemen steht.
Dabei ist die Bedeutung von Wissen und Handeln jeweils situativ
auszuhandeln.
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Professionalität …3
Professionalität, die beide Systeme (Disziplin und Profession) anerkennt
und relationierend nutzen kann, braucht als Kernelemente:
 situationsbezogenes Handeln,
 Reflexion,
 Diskurs.
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Professionalität …4
Person
Wissen, Fähigkeiten, Haltungen 
individuell
Performanz
Situation 1
Situation 2
Situation 3
Situation 4
Situation 5
Reflektieren
Aushandlung
von Bedeutung
Handeln
Professionalität
prof. Handlungskompetenz
prof. Identität in
prof. CoPs
Umwelt Wissen, Erwartungen, Normen,Werte, Rahmenbedingungen sozial
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Professionelle Kompetenz 1
Zur Herausbildung von Professionalität braucht es professionelle
Kompetenz. Das heisst, jeweils situativ die individuellen und sozialen
Ressourcen miteinander in Beziehung zu setzen. Dabei findet ein
Zusammenspiel von Handeln und Reflektieren statt (vgl. Kolb, 1993). Die
Reflexion kann während wie nach der Handlung geschehen (vgl. Schön,
1983 und 1987). Beim Handeln wie Reflektieren findet ein
Aushandlungsprozess statt, in welchem die Bedeutung und Relevanz von
Wissen, Haltungen, Normen und Werte, Erwartungen, Fähigkeiten und
Rahmenbedingungen für die professionelle Gestaltung der Situation
erwogen werden. Durch das Bewältigen immer neuer Herausforderun-gen
entwickelt sich die professionelle Handlungskompetenz und bildet sich eine
professionelle Identität sowie ein professioneller Habitus.
Ob sich diese Handlungskompetenz tatsächlich als Performanz in der
Situation manifestiert, ist eine Frage der Motivation und des Willens.» (Tov,
Kunz, Stämpfli 2013).
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Professionelle Kompetenz 2
Reflection on
Reflection in Action
Situation 3
Reflection in
Action
Situation 1
Reflection in
Action
Situation 2
Reflection in
Action
Reflection on Reflection
in Action
Professionelle Identitätsentwicklung durch die wiederholte Arbeit mit Schlüsselsituationen
(eigene Darstellung)
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Professionelle Kompetenz 3
Für die Herausbildung von Professionalität braucht es neben der
individuellen professionellen Handlungskompetenz auch Diskurse in der
Community, welche die Entwicklung einer professionellen Identität
fördern. Das bedeutet, Kompetenz wie Identität entstehen und
verändern sich nur im Austausch von Person und Umwelt.
Aus diesem Grund setzt das Reflexionsverfahren Arbeit mit
Schlüsselsituationen die verschiedenen Elemente von Person und
Umwelt in Relation zueinander. Das Diskursmodell ermöglicht den
fachlichen Austausch auf drei Ebenen.
Für Professionalität in unserem Sinn braucht es beides: wissens- und
wertebasierte Reflexion und fachlichen Diskurs.
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Professionelle Kompetenz 4
Arbeit mit Schlüsselsituationen: professionelle Identität durch das Aushandeln von Bedeutung (eigene Darstellung)
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Situationen als Bühne zur Bildung von
Professionalität
«Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit sind jene Situationen des
professionellen Handelns, die durch Fachkräfte der Sozialen Arbeit als
typisch und im professionellen Geschehen wiederkehrend beschrieben
werden. Schlüsselsituationen zeichnen sich einerseits durch
generalisierbare und verallgemeinerbare Merkmale aus, die für eine
gelingende Professionalität als bedeutsam erachtet werden,
andererseits werden die erlebten Situationen in ihrer spezifischen
Ausprägung beschrieben. …
Situationen werden aus der Perspektive der Fachkraft als zeitlich nicht
unterbrochener Handlungsfluss erlebt und als symbolisch strukturierter
Sinnzusammenhang erfahren.» (Tov, Kunz, Stämpfli, 2013)
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Weg zum Professionellen
Der Weg zum Professionellen durch die Arbeit mit Schlüsselsituationen
umfasst drei Ebenen:
Studierende: Zum Professionell Handelnden werden durch Internalisierung
von theoretischem Wissen und situative reflexive und diskursive Verwandlung
in Erfahrungswissen und über die Zeit durch Wiederholung des Prozesses in
Professionskompetenz.
Professionelle: Weiterentwicklung der Professionskompetenz durch
Externalisierung von Handlungs- und Theoriewissen.
Community von Professionellen: Entwicklung und Etablierung eines
Fachdiskurses über die Grenzen von scientific und professional communities
hinweg. Mitgliedern verschiedener Communities of Practice (CoP) kommt
dabei als Grenzgänger besondere Bedeutung zu (Wenger, 1998).
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Qualität ist …
«Der Qualitätsbegriff muss «inhaltlich gefüllt» werden. Es muss
entschieden werden, welches die «Erfordernisse» sind, und es ist
evident, dass die Vorstellungen über «gute» Qualität je nach Sichtweise und «Gebrauchsinteresse» der verschiedenen Beteiligten stark
differieren und auch unterschiedlich gewichtet werden. Adressaten
interessieren sich erfahrungsgemäss für die Prozess-dimension («Was
läuft und wie läuft es?»), Kostenträger und Politiker wünschen
«Ergebnisse» bzw. Wirkungen bei niedrigen Kosten und Fachkräfte
pochen auch darauf, dass die strukturellen Rahmenbedingungen
stimmen müssen, damit sie ihre Arbeit qualitativ «gut» verrichten
können: Qualität muss folglich ausgehandelt werden.»
(von Spiegel, 2006, S. 257)
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Das Wesen von Qualität
Qualität ist keine absolute Grösse, sondern ein mehrdimensionales
Konstrukt, das sich, je nach der Perspektive relevanter Bezugsgruppen
unterschiedlich darstellt
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Begriffe
Kriterien sind Aspekte, unter deren Perspektive die Qualität betrachtet
werden soll: z.B. Teamebene, Beziehungsgestaltung zu KlientInnen
Indikatoren sind konkrete Aussagen auf der Handlungsebene, anhand
derer man erkennen kann inwiefern das Kriterium erfüllt ist:
z.B. aktive Beteiligung an Problemlösungsgesprächen, wert-schätzende
Kommunikation, Fokussierung auf Ressourcen.
Standards sind normierte Vorgaben im Sinne einer (Mindest)anforderung (so soll es sein) z.B. Arbeitsbündnis ist hergestellt,
begründeter Entscheid zum Vorgehen, Partizipation und Empowerment
als Grundhaltung.
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Ebenen der Qualität
Strukturqualität: beinhaltet die Rahmenbedingungen, wie bspw. die
materielle, personelle und technische Ausstattung einer Einrichtung
(Input),
Prozessqualität: zielt auf die Aktivitäten zwischen Professionellem und
Klienten bzw. Klientinnen (z. Bsp. Art der Beziehungsgestaltung und
Zielerreichung),
Ergebnisqualität: ist gerichtet auf das Resultat der Interaktion bzw.
Intervention als Gesamtes oder auf eine bestimmte Zielerreichung
(Output, Outcome). Gemeint ist bspw. der erreichte Nutzen, die
Veränderung eines Zustandes etc.
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Qualitätsstandards 1
Leitfrage:
Woran kann ich erkennen, dass die Situation auf professionelle Art und
Weise bewältigt wurde?
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Qualitätsstandards 2
Professionalität muss sich an Standards überprüfen lassen können.
Gleichzeitig machen die Standards transparent, worauf professionelles
Handeln ausgerichtet ist.
Im Modell Schlüsselsituationen muss Qualität diskursiv ausgehandelt
werden. Dieser Prozessschritt ist einer der wichtigsten.
Grundlage der Entwicklung der Q-Standards bilden v.a. das
Wertewissen sowie die Wissensressourcen.
Sie sind auf einem mittleren Abstraktionsgrad zu formulieren, so dass
die situative Bezogenheit erhalten bleibt.
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