Schön: Reflection in Action - Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit

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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
09/2013
Einführung zur «Reflection
in Action»
in den Handlungssequenzen
nach Schön (1983 & 1987)
Tov, Kunz & Stämpfli (2013) Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit.
Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice. Bern: hep Verlag
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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
09/2013
Reflektierende Praxis
nach Schön (1983, 1987)
Ein theoretisches Fundament
des Reflexionsmodells
«Arbeit mit
Schlüsselsituationen» bildet
das Konzept der
«reflektierenden Praxis» nach
Schön (1983, 1987).
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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
09/2013
Professionelles Handeln
nach Schön (1983) ...
..… findet in komplexen Situationen, die durch Unsicherheit,
Instabilität, Einmaligkeit und Wertekonflikte gekennzeichnet
sind, statt. Schön verwendet das Bild des sumpfigen Bodens
dafür.
Die Verbindung von Theorie und Praxis kann daher nicht
linear nach technokratischen Modellen erfolgen.
Schön schlägt deshalb für professionelle Praxis ein
spezifisches Vorgehen vor. Er nennt dieses «Epistemologie
der Praxis». Dabei wird eine «Kunstfertigkeit» (Moch, 2006,
S. 538) entwickelt, mit welcher professionelle Situationen in
der Verbindung von expliziten («knowledge in action») wie
auch impliziten Wissensformen («knowing in action») durch
Denken, Handeln und Intuition gemeistert werden.
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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
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Epistemologie der Praxis
nach Schön (1983, 1987)
Wenn Professionelle in einer Situation auf Überraschendes
stoßen, können sie darauf entweder nicht reagieren, indem
sie die Signale der Überraschung (z. B. Emotionen) ignorieren, oder sie können einen Reflexionsprozess beginnen.
Diese Reflexion geschieht einerseits im Handlungsfluss drin,
wenn Professionelle über ihre impliziten Annahmen, die sie
vorher hatten, nachzudenken beginnen («Reflection in
Action») und im Nachhinein, wenn sie über ihre Handlung
(«Reflection on Action») oder ihre Reflexion in der Handlung
(«Reflection on Reflection in Action») nachdenken.
All diese Reflexionen führen dazu, dass einerseits die
Situation gelingend gestaltet werden kann und anderseits
das Wissen über diese Situation erweitert wird.
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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
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Reflection in Action
nach Schön (1983, 1987)
Im laufenden Fluss ihres Handelns reflektieren Sozialarbeitende,
indem sie die Ergebnisse ihres Handelns mit ihren
Handlungsabsichten permanent vergleichen. Dies tun sie nicht
nur in Bezug auf ihr eigenes Handeln, sondern auch in Bezug auf
das Handeln ihres Gegenübers sowie in Bezug auf die aktuellsituativen Umstände.
Mit dieser Fähigkeit des „thinking on our feet“ meistern
Professionelle spontan Situationen auf der Basis ihrer
Erfahrungen. Sie nutzen diese (looking to our expieriences),
koppeln diese mit ihren Gefühlen (connecting with our feelings)
und beziehen sich dabei auf die ihnen bekannten Theorien
(attending to our theories). Implizites Wissen wird über
Erfahrungen, Gefühle, Theorien im praktischen Handeln
eingesetzt.
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Reflection in Action
nach Schön (1983, 1987)
Professionelle werden durch die
«Reflection in Action» zu
Forschenden im Praxiskontext,
indem sie eine neue Theorie
passend zur einmaligen Situation
generieren.
Dabei unterscheiden
Professionelle nicht zwischen
ihrem Denken und Handeln,
sondern tun beides gleichzeitig
im Handlungsfluss. «Reflection
in Action» kann in diesem Sinne
als eine Konversation mit der
Situation verstanden werden.
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«Reflection on Action»
Im Nachhinein kann die
Handlung selber Gegenstand
der Reflexion werden. Diese
wird einerseits beschrieben und
andererseits bewertet.
Das Beispiel zeigt den Baron von
Münchhausen nun wieder im
Trockenen, wie er über seine
Handlung nachdenkt und sich
wundert, warum er sich nicht
selber aus dem Sumpf hat
ziehen können.
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«Reflection on Refection in Action»
Die «Reflection in Action»
kann im Nachhinein
herausgearbeitet und so dem
Bewusstsein zugänglich
gemacht werden.
Durch diese Rekonstruktion der
«Reflection in Action» können
(imlizites und explizites) Wissen,
Emotionen, Befindlichkeiten
und Handlungsheuristiken
sichtbar gemacht werden,
welche in der Situation
handlungsleitend waren.
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Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen nach Schön (1983, 1987)
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Rekonstruktion des impliziten Wissens,
der Emotionen und Werte
Durch die «Reflection on Reflection in Action» werden
implizite Wissensbestände, Emotionen und Werte
bewusst gemacht und beschrieben und für einen
fachlichen Diskurs zugänglich (Tov et al., Kapitel 2.2)
Implizites Wissen, im engl. «tacit knowledge» genannt,
bedeutet verinnerlichtes Wissen bzw. Können, das das
Handeln zwar leitet, aber nicht auf bewusste Art und
Weise. Sobald es bewusst und in Worte gefasst werden
kann, ist es «explizit» und damit auch vermittel- und
verhandelbar (vgl. u. a. Schön 1983; 1987). (Tov et al.,
Kapitel 2.2)
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Herausarbeitung der «Reflection in
Action»
Mit dem Ziel einer solchen Rekonstruktion werden
im Arbeitsschritt “Herausarbeitung der Reflection in
Action” die Emotionen, Befindlichkeiten und
Handlungsheuristiken der an der Situation
beteiligten Akteure heraus gearbeitet.
Dazu eignet sich die Methode des Rollenspiels
besonders gut. Dabei spielt eine Person die/den
professionelle/n der Sozialen Arbeit, eine spielt
die/den Klienten und die dritte beobachtet das
Geschehen. Beobachtende sollen auf die Mimik,
Körpersprache und diesen zugrunde liegende
Emotionen achten.
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