Vortrag Fachtagung Nov 2012

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Transcript Vortrag Fachtagung Nov 2012

Archivierung elektronischer Unterlagen

Sachstand – Möglichkeiten – Perspektiven

Dr. Beate Dorfey, Irma Löffler, Marc Straßenburg 16.10.2012

Digital oder Papier: Wohin geht die Reise?

• Frage längst beantwortet: Einsatz in allen Bereichen • Euphorie der ersten Jahre ist weg, neue Wege werden gesucht und beschritten

Archivarinnen und Archivare müssen sich dem Thema stellen!

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Digital oder Papier: Wo steht das Land Rheinland-Pfalz?

• Kabinettsbeschluss 2005 zu landeseinheitlichem DMS • eGovernment-Strategie des Landes • IT-Zentralstelle • Gemeinsame technische Plattform durch rlp-Netz und rp Middleware • De facto mehrere Systeme DMS im Einsatz • Unübersehbare Vielfalt bei Fachverfahren • Grad der IT Unterstützung schwankt schon innerhalb einer Behörde • Weitgehende Ressort Autonomie in IT-Fragen 05.11.2012

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Digital oder Papier: Wo stehen die Kommunen?

• Beschluss zu einheitlichem DMS • Zentrale Betreuung durch Beraterfirma KommWis • Aufbau Verbünde kommunaler Rechenzentren • De facto mehrere Systeme DMS im Einsatz • Unübersehbare Vielfalt bei Fachverfahren • Grad der IT Unterstützung schwankt schon innerhalb einer Behörde • Weitgehende Behörden-Autonomie in IT-Fragen 05.11.2012

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Elektronische Unterlagen in der Verwaltung: ein weites Feld • DMS/VBS • Fachverfahren • eGovernment • Kommunikationsplattformen • Email • File-Server • Arbeitsplatz-PCs

Überall hier können archivwürdige Unterlagen vorhanden sein, die dauerhaft zu übernehmen sind!

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Vor welchen Herausforderungen stehen wir?

• Bunte Vielfalt an Anwendungen im Land • Mangelhafter Überblick • Zu wenig Personal • Zu geringe Mittel • Räumliche Distanz zu anbietenden Stellen • Nicht abgeschlossene Standardisierungen in vielen Bereichen 05.11.2012

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Archivare und digitale Archivierung: Konsequenzen 1.

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Keine Archivarin und kein Archivar kann sich auf Dauer diesem Thema vollständig verweigern.

Auch in der digitalen Umgebung bleibt des die Aufgabe des zuständigen Facharchivars/in, die Behörden zu beraten, deren Unterlagen zu bewerten, zu übernehmen und zu erschließen.

Archivare/innen programmieren nicht, sie formulieren inhaltliche und organisatorische Anforderungen an die Behörde.

So wie sich Archivare/innen in die papiergestützte Schriftgutverwaltung einarbeiten mussten, müssen sie es in die digitale.

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Beispiel Behördenbetreuung • Prinzipien der Schriftgutverwaltung müssen stets beachtet werden • IT-Anwendungen sind stets auch Aufgabe der Organisation • Unterstützung und Begleitung durch die Hausspitze ist unverzichtbar • Rechtssicherheit geht vor bequemer Aufgabenerledigung • Verlust von Informationen durch lückenhafte Veraktung von Dokumenten • Mangelhafte Nachvollziehbarkeit von Geschäftsprozessen gefährdet die Rechtssicherheit • Unzureichende Vorbereitung erhöht die Kosten und reduziert die Akzeptanz in den Behörden • „Vergessen“ der Anbietungspflicht an die Pflichten führt zu unerwarteten Kosten und Aufwendungen 05.11.2012

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Beispiel Aussonderung • Archivarinnen und Archivare müssen die IT Anwendungen in den Behörden kennen und verstehen • Archivarinnen und Archivare müssen den Behörden mitteilen können, welche Daten sie wie übernehmen möchten • Archivarinnen und Archivare müssen die Behörden auf Fehlentwicklungen in der Schriftgutverwaltung, der Organisation oder der Langzeiterhaltung aufmerksam machen • Archivarinnen und Archivare müssen dazu die wichtigsten Standards, Verfahren und Prozesse der digitalen Archivierung kennen, einschließlich der Technik 05.11.2012

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Technische Voraussetzungen

Definition Software

:

Sammelbegriff für ausführbare Programme und die zugehörigen Daten.

• Kann „nicht angefasst werden“ • BIOS, Betriebssystem, Anwendungsprogramme • Wird auf Hardware (z. B. Medien, wie USB, CD/DVD) gespeichert (http://de.wikipedia.org/wiki/Software) 05.11.2012

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Technische Voraussetzungen

Definition Hardware

:

Oberbegriff für die mechanische und elektronische Ausrüstung eines Systems z. B. eines Computersystems. • Physische Komponente: „lässt sich anfassen“ • Z. B. Festplatte (Speicher), Bildschirm, Tastatur, ...

• Funktioniert nur zusammen mit Software (http://de.wikipedia.org/wiki/Hardware) 05.11.2012

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Technische Voraussetzungen

Definition technische Infrastruktur

:

Zusammenschluss verschiedener technischer [...] elektronischer Systeme (insbesondere Computer [...]), der die Kommunikation der einzelnen Systeme untereinander ermöglicht.

• Insb. Netzwerke wie LAN, W-LAN (http://de.wikipedia.org/wiki/Rechnernetz) 05.11.2012

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Technische Voraussetzungen

Software Hardware IT-Infrastruktur

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Digitales Magazin: Was wird nun benötigt?

Hardware

• Bereitstellung von skalierbaren Speichersystemen/ kapazitäten • Serversystem(e)

Software

• Spezielle Software zur Verwaltung der AIPs • Flexible Schnittstellen/Tools zur (automatisierten) Übernahme und Bearbeitung von SIPs und deren Umwandlung in AIPs sowie zur Zugänglichmachung der AIPs zur Benutzung 05.11.2012

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Anforderungen im Sinne der Langzeitarchivierung • Redundante Auslegung von Hardwarekomponenten, z. B. Server, Stromversorgung, Speichersysteme (SAN, NAS) • Datensicherung(skonzepte): Wann werden welche Daten wie gesichert?

• Absicherung der Archivdaten gegen z. B. „mutwillige“ und „versehentliche“ Veränderungen • Organisation des Datenzugriffs / der Berechtigungen: Wer darf welche Daten einsehen?

• Unterstützung / Support der Systeme auf Jahre durch Hersteller 05.11.2012

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Digitales Magazin: Speicherformate • PDF/A für digitale Dokumente wie Word, Excel, ASCII/Textdateien, Internetseiten • XML für Datenbankarchivierung; als Schnittstellenformat (Datenaustausch) • TIFF, JPEG2000, SVG für Bilder wie BMP, JPEG, Vektorgrafiken • WAV/MP4 für Audio, bewegte Bilder (Filme) 05.11.2012

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OAIS – Der Standard für Digitale Magazine

OAIS

= Open Archival Information System

OAIS

= Modell zur Beschreibung der Struktur eines digitalen Archiv •Definition zentraler Aufgabenbereiche und Verantwortlichkeiten •Benennung von Funktions- und Informationsmodellen •Festlegung von Terminologien 05.11.2012

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OAIS – Der Standard für Digitale Magazine 05.11.2012

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OAIS – Der Standard für Digitale Magazine 05.11.2012

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OAIS – Übernahme (Ingest) Entgegennahme von zu archivierender Information und Aufbereitung der Information für Speicherung und Verwaltung innerhalb des Archivs.

- Aushandeln von Vereinbarungen mit Produzenten - Entgegennahme von SIPs Kontrolle der Vollständigkeit und Authentizität des SIP - Umwandlung SIP zu AIP - Erzeugen von Descriptive Information (Metadaten) zu AIPs - Weitergabe AIP an Archival-Storage-Prozess 05.11.2012

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OAIS – Archivspeicher (Archival Storage) Speicherung und Erhaltung der Bitströme der archivierten Information.

Übernahme AIPs von Ingest - Verteilung AIPs auf verschiedene Speichermedien - Speicherverwaltung Prüfung der Unversehrtheit der AIPs gegenüber Speicherfehlern und periodisches Wiederauffrischen der Speichermedien - Sicherstellung der Rekonstruierbarkeit der AIPs nach Systemausfall - Auf Anfrage Weitergabe der AIPs an Access Prozess 05.11.2012

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OAIS – Datenverwaltung (Data Management) Verwaltung von Descriptive Information (Metadaten) und von den Daten, die für das Funktionieren des Systems verantwortlich sind.

- Administration und Fortschreiben einer Datenbank, in der die Daten gehalten werden - Verteilung AIPs auf verschiedene Speichermedien Durchführung von Anfragen an Archivdatenbank - Aufbereiten der gelieferten Daten 05.11.2012

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OAIS – Systemverwaltung (Administration) I Sicherstellen des routinemäßigen Funktionieren des gesamten Archivs.

- Aushandeln von Bedingungen mit Produzenten, unter denen sie ihre Information an das Archiv sendet Kontrolle der Übereinstimmung der gelieferten SIPs mit den Standards des Archivs Verantwortlich für Hardware- und Softwarearchitektur des Archivs Überwachung von Systemfunktionen Untersuchung von Möglichkeiten zur Optimierung von Systemfunktionen 05.11.2012

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OAIS – Systemverwaltung (Administration) II Entscheidung über Fortschreiben bzw. Migration von Archivinhalten Entwicklung und Überwachung der für das Archiv verbindlichen Standards 05.11.2012

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OAIS –Erhaltungsplanung (Preservation Planing) Sicherstellung des zukünftigen technischen Zugriffs auf die im Archiv gespeicherten Information Überwachung der Entwicklungen des Hard und Softwaremarktes Prüfung der Lauffähigkeit der gespeicherten Information auf neu entwickelten Systemen Entscheidung über zu verfolgende Erhaltungsstrategie (Migration/Emulation) 05.11.2012

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OAIS – Zugriff (Access) Bereitstellung von Archivinformation gegenüber Konsumenten.

- Auf Konsumentenanfrage Durchsuchen des Archivinhalts - Auf Konsumentenanfrage Erzeugen eines DIP Überwachung der Auslieferung des DIP an Konsumenten 05.11.2012

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Digitales Magazin: Kommunikation Archiv – abgebende Behörde • Art und Umfang der elektronischen Unterlagen, die archiviert werden sollen (DMS.../Speicherbelegung) • Ansprechpartner für die Organisation und Technik • Informationen über die technische Struktur der Metadaten und Dokumente z.B.

• XML-Schemadefinition oder CSV-Struktur der Anbieteverzeichnisse • Dokumentation • Beispiel eines Anbieteverzeichnisses 05.11.2012

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Digitales Magazin: Bewertung und Übernahme (Fachverfahren) • Beispiel relationale Datenbanken: gesamten Datenbank archivwürdig nur Auszüge sind archivwürdig • Aussonderungsformat csv oder xml-File bei einfacher Struktur Öffnen der Archivpakets in z.B. in Exel möglich.

• Aussonderungsformat SIARD-Datenbankformat Es werden Struktur und Inhalt in SIARD Format übersetzt, so dass jederzeit ein Zugriff auf die Daten ohne die ursprüngliche Datenbanksoftware möglich ist.

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Digitales Magazin: Bewertung und Übernahme (Fachverfahren) • Beispiel Auswandererdatenbank: 05.11.2012

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Digitales Magazin: Bewertung und Übernahme (Fachverfahren) 05.11.2012

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Digitales Magazin: Bewertung und Übernahme (Fachverfahren) • Beispiel Digitales Wasserbuch: 05.11.2012

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Digitales Magazin: Bewertung und Übernahme (Fachverfahren) 05.11.2012

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Digitales Magazin: Dokumentation in der LAV 05.11.2012

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Digitales Magazin: Dokumentation in der LAV 05.11.2012

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Digitales Magazin: Dokumentation in der LAV 05.11.2012

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Digitales Magazin Rheinland Pfalz: Vorüberlegungen und Grundprinzipien • Archivierung digitaler Unterlagen zentral nur an einem Ort • Politische und finanzielle Unterstützung der Landesregierung unverzichtbar • Offene, flexible und ausbaufähige Lösung mit gutem Support • Integration in die bestehenden facharchivischen und organisatorischen Strukturen 05.11.2012

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Digitale Magazin Rheinland-Pfalz

Ausstattung

• Sachmittel Pilotierung 2012/13: 140.000 € • Sachmittel Produktivbetrieb 2014/15: 160.000 € (beantragt) • Personal: 1 Stelle hD, 2 Stellen ghD, 1 Informatiker

Organisation

• Eigenes Referat angesiedelt in Zentralabteilung • Personelle Verflechtungen zu EDV-Referat und Referat Vorarchivische Registraturarbeit • Aktive Mitarbeit aller Facharchivarinnen und Facharchivare aller Abteilungen bei Behördenbetreuung, Bewertung und Übernahme 05.11.2012

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Arbeitsauftrag Pilotierung • Ermittlung einer geeigneten OAIS-konformen Archivierungslösung (DIMAG; hp/SER; Scope Solutions OAIS; Siemens/Tessella) • Teststellung mit Probeübernahmen ausgewählter Unterlagen • Ermittlung archivrelevanter IT-Anwendungen in der Verwaltung • Evaluation des Testsystems; Ermittlung künftiger Bedarfe • Regelmäßige Information und Schulungen im Kollegenkreis 05.11.2012

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Digitale Archivierung: Wo stehen wir?

staatlich

• Pilotierung des Digitalen Magazins Rheinland-Pfalz seit Januar 2012 • Schaffung organisatorischer, personeller, finanzieller und technischer Voraussetzungen • Schulungen der Kolleginnen und Kollegen • Produktivbetrieb: Januar 2014

kommunal ?

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Problemfall: Die Kommunen Die Notwendigkeit eines kommunalen Digitalen Magazins ist unbestritten, aber • technische, finanzielle, personelle und organisatorische Möglichkeiten der Kommunen sind beschränkt • hoher Schulungsbedarf bei den Archivarinnen und Archivaren • kommunale Selbstbestimmung erschwert Verbünde und Kooperationen 05.11.2012

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Kooperationen Vorteile einer Archivierung im Verbund • Kostensenkung • Arbeitserleichterung durch Nachnutzung und Vermeidung von Doppelarbeit • Fachlicher Austausch • Bessere Durchsetzungsfähigkeit gegenüber Behörden und Anbietern • Erleichterter Datenaustausch im Hinblick auf Portallösungen 05.11.2012

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Kooperationsmöglichkeiten Einrichtung von Archivierungsverbünden: • Kommunen untereinander (Beispiel: NRW) • Zentrales Kommunales Digitales Archiv • Kommune mit Staat (Beispiel: Baden-Württemberg) • Länderübergreifende Kooperationen

Voraussetzung: Überwindung rechtlicher, organisatorischer und finanzieller Hindernisse

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Empfehlungen und Hinweise • Nutzen Sie Schulungsmöglichkeiten!

• Informieren Sie sich frühzeitig in den Behörden über den Bedarf!

• Warten Sie nicht, bis die Ereignisse Sie überrollen! Bleiben Sie aktiv!

• Sprechen Sie miteinander und mit anderen, die bereits Erfahrungen haben!

• Suchen Sie Verbündete: in der Organisation, der IT und nicht zuletzt in der Verwaltungsspitze!

• Beginnen Sie jetzt mit der Schaffung der organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen!

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Einstiegshilfen • • • • • www.langzeitarchivierung.de

Informationsmaterialien Nestor-Seite mit zahlreichen http://www.koopa.de/produkte/xdomea2.html

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Seite zu xdomea http://www.archivschule.de/forschung/schriftgut/schriftgutverwalt ung.html

Materialsammlung der Archivschule Marburg zum Thema Schriftgutverwaltung http://www.bundeskonferenz kommunalarchive.de/empfehlungen.html

BKK zur elektronischen Archivierung Empfehlungen der http://www.staatsarchiv.sg.ch/home/auds.html

der Beiträge des Arbeitskreises „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“ Präsentationen 05.11.2012

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Kontakt • Dr. Beate Dorfey Tel. 0261-91 29 103 Email: [email protected]

• Irma Löffler Tel. 0261- 91 29 109 Email: [email protected]

• Marc Straßenburg Tel. 0261-91 29 207 Email: [email protected]

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