Landwege und demografischer Wandel (Georg Nikelski / BUND)

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Transcript Landwege und demografischer Wandel (Georg Nikelski / BUND)

Finanzierung von Wegebau und -unterhaltung
unter dem Einfluss des demografischen Wandels
Gliederung
1. Ausgangssituation
1.1. Wegebau und Mitteleinsatz
1.2. Demografische Entwicklung
1.3. Gemeindefinanzen
2. Ausgewählte Wirkungen
2.1. Versiegelung
2.2. Gemeindefinanzen
3. Anknüpfungspunkte
Warin, 29. April 2011, 1/20
© Georg Nikelski, Umweltverbände BGA M-V
Ländlicher Wegebau in M-V
- Ausgangssituation (1) -
Jährliche EU-Förderung in M-V bis 2013
EFRE ca. 180 Mio €, davon ca. 60 Mio € Straßenausbau
ESF
ca. 60 Mio €
(Landesstraßen)
ELER ca. 130 Mio €, davon ca. 23 Mio € ländl. Wegebau
nationale Kofinanzierung ca. 20 Mio €
Summen:
ca. 100 Mio € (ca. 35 Mio €)
ca. 370 Mio € pro Jahr in M-V EU-Förderung
(ca. 5,3 % des Landeshaushaltes 2010)
(ca. 920 Mio € Solidarpakt II 2010, abschmelzend,
ca. 15 % des Landeshaushaltes 2010)
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Ausgangssituation (2) 450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
km/Jahr
19911993
19941999
20002006
20072013
gesamt seit 1991: ca. 4500 - 5000 km ländliche Wege
Warin, 29. April 2011, 3/20
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Ländlicher Wegebau und Demografie in M-V
- Ausgangssituation (3) -
- regional sehr verschieden
- Städte weitgehend konstant
- ländlich(st)e Räume weiterhin mit
massivem Bevölkerungsrückgang
in 20 Jahren (2030)
- 35 % Landkreis Demmin
von 42 auf 27 EW / km²
11 Männer zwischen 35-40 Jahren in 2030
- 30 % Landkreis MST
- 23 % Landkreis Güstrow
Warin, 29. April 2011, 4/20
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Ländlicher Wegebau und Demografie in M-V
- Ausgangssituation (4) Mobilität ist Voraussetzung gesellschaftlicher Teilnahme.
Elektronischer Datenaustausch kann Teilfunktionen der
Mobilität übernehmen.
Berücksichtigung von Trends wie Demografie und Kosten?
„In allen Szenarien wird der langfristige Trend zu immer mehr und längeren Wegen und zu immer
mehr und längeren Autofahrten gestoppt oder sogar umgekehrt... Es werden wieder mehr Wege
zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, und die Anzahl der Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln steigt auf mehr als das Doppelte – eine Herausforderung für Nahverkehrbetriebe.
Der Anteil der Fahrten mit dem Auto an allen Wegen sinkt auf Werte der 1970er-Jahre.
Diese Veränderungen des Verkehrsverhaltens erfolgen nicht freiwillig, sondern sind Reaktionen auf
einschneidende Einschränkungen.“
(WEGENER, Wien, Wissenschaft und Umwelt 2009)
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Ländlicher Wegebau und Gemeindefinanzen in M-V
- Ausgangssituation (5) -
31.12.2009: Ø 1238 € pro Einwohner/in
gemeindliche Schuldenlasten
z. B. Borrentin:
(LK DM)
z. B. Beggerow:
(LK DM)
3177 € / EW
Schulden
Steuereinnahmekraft
5384 € / EW
Schulden
Steuereinnahmekraft
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223 € / EW
237 € / EW
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (1) Flächenverbrauchs- und Bevölkerungsentwicklung M-V, 1992-2006
(Stat. Landesamt M-V 2010)
35
30
25
20
15
10
5
0
-5
1992
1996
2000
2003
2006
-10
-15
Flächenverbrauchsentwicklung in %, 1992=100 %
Bevölkerungsentwicklung in %, 1992=100 %
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (2) -
Versiegelungswirkung
315 km Zuwachs an Autobahnen 1991-2009 in M-V
entspricht ca. 8 % der zusätzlichen Siedlungs- und
Verkehrsflächenversiegelung (Ø 25 m Vollversiegelung)
5000 km ländlicher Wegebau 1991-2009 in M-V
entsprechen ca. 15 % der zusätzlichen Siedlungs-,
Verkehrsflächenversiegelung (Ø 3 m Vollversiegelung)
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (3) Steigerung Energieproduktivität (2020)  Ziel 3 %
real 2000-2008:
1,6 %
 Ziel 40 %
Verringerung CO2-Emission (2020)
Dazu müssten die jährlichen Einsparungen gegenüber dem Zeitraum
1990-2008 von durchschnittlich 11 Mio t/a auf künftig 16 Mio t/a steigen.
Senkung Transportintensität (2020)
 Ziel 5 % (Güter)
Nach wie vor steigende Transportintensität
 Ziel 20 %(Personen)
bei Gütern, kaum Änderungen bei Personen. (TAURUS ECO Consulting 2010)
notwendig: Entkoppelung der wirtschaftlichen
Entwicklung von negativen Umweltwirkungen!
Warin, 29. April 2011, 9/20
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (4) -
Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (5) -
“Mittel - weg - Weg” 2009, Zitat Gemeindevertreter
Gemeinde Daberkow, Landkreis Demmin
390 Einwohner/innen, Schulden: 1685 €/EW, Steuer: 249 €/EW
Gesamtkosten:
366 T€
Förderung:
275 T€
Gemeinde:
Bodeneigentümer:
91 T€ (ca. 25 %)
0 T€
§ 62 LwAnpG (1991) “Die Kosten des Verfahrens …
trägt der Staat.”
Warin, 29. April 2011, 11/20
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Ländlicher Wegebau in M-V
- Wirkungen (6) -
- Anknüpfungspunkte (1) Leitbild
“public money for public goods”
(öffentliches Geld für öffentliche Güter)
• Gesundheit
• Bildung
• Beschäftigung
• Artenvielfalt
• Ressourcenschutz (Wasser, Luft, Boden, Rohstoffe)
• Klimaschutz
• Mobilität
Warin, 29. April 2011, 13/20
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- Anknüpfungspunkte (2) Leitbild
Was will eigentlich der Naturschutz?
Gleichrangigkeitsprämisse als ethisches Prinzip (RIEDL 1991)
„dass allen übrigen Arten das gleiche
Lebensrecht zukommt, wie dem (heute und
morgen lebenden) Menschen“
Naturschutz ist die
(PRILIPP 1998)
„Inwertsetzung der Natur als Schutzgegenstand sowie (die Inwertsetzung) der
tugendgeleiteten Verantwortungsethik des
rechten Maßes als Schutzgrund“.
Warin, 29. April 2011, 14/20
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- Anknüpfungspunkte (3) Leitbild
Sustainable Development
“Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die
Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne aufs Spiel zu
setzen, dass die künftigen Generationen ihre Bedürfnisse
nicht befriedigen können.”
(BRUNDTLAND-Bericht 1988)
= Es darf nicht mehr genutzt / verbraucht werden als an
natürlichen Ressourcen regeneriert wird / nachwächst.
Warin, 29. April 2011, 15/20
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- Anknüpfungspunkte (4) Mehrfachnutzen?
Wer einen direkten wirtschaftlichen Nutzen hat,
muss angemessen an den Kosten beteiligt sein!
(Landwirtschaftsanpassungsgesetz übervorteilt Bodeneigentümer.)
? Nutzen für Landwirtschaft
? Nutzen für allgemeine Mobilität (Schulbus, Radweg)
? Nutzen für Tourismus (weitere Wirtschaftszweige)
? Nutzen für Lärmschutz, Klimaschutz
? Nutzen für Landschaftsbild, Artenschutz
Warin, 29. April 2011, 16/20
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- Anknüpfungspunkte (5) Beteiligung?
„Vor der Prüfung und Genehmigung der Maßnahmenpläne durch
das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und
Fischerei beteiligen die Flurbereinigungsbehörden die Träger
öffentlicher Belange und die anerkannten Naturschutzverbände.
Dadurch wird sichergestellt, dass
– eine unmittelbare Bürgerbeteiligung gegeben ist,
– den Belangen der landwirtschaftlichen Betriebe
Rechnung getragen wird,
– den Belangen von Natur- und Umweltschutz sowie
Denkmalschutz, insbesondere Bodendenkmalschutz,
Rechnung getragen wird und eine Abstimmung mit Maßnahmen
Dritter erfolgt.“
EPLR 2007-2013, S. 196
- Anknüpfungspunkte (6) Kostenehrlichkeit: Förderkulisse Baukosten
bis 2006
seit 2007
Gemeinde10 %
anteil
bis 20 %
Gemeindeanteil
25 bis
33 %
EU inkl.
80 bis
EU inkl.
66 bis
(Bund/Land)
90 %
(Bund/Land)
75 %
Warin, 29. April 2011, 18/20
© Georg Nikelski, Umweltverbände BGA M-V
- Anknüpfungspunkte (7) Vermeidung von Zielkonflikten
Warin, 29. April 2011, 19/20
© Georg Nikelski, Umweltverbände BGA M-V
- Anknüpfungspunkte (8) Was ist zu tun?
Umweltpolitische Konditionen müssen
zu obligatorischen
Fördervoraussetzungen werden!
Die Beteiligungskultur muss
ausgebaut werden!
Nachhaltigkeit muss zur strategischen
Handlungsmaxime werden!
Warin, 29. April 2011, 20/20
© Georg Nikelski, Umweltverbände BGA M-V
Dankeschön für Ihr Interesse!
Georg Nikelski
Sprecher der Umweltverbände WWF, BUND und NABU im Begleitausschuss der EU-Fonds M-V
Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Leibniz-Gemeinschaft, Landesarbeitsgemeinschaft Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern, Arbeitsgruppe “Komplementäre Entwicklungspotenziale der Land- und Gesundheitswirtschaft in Nordostdeutschland”
Kontakt: [email protected]
mobil: 0173 2134064
Quellen: Statistisches Landesamt M-V, Fortschrittsbericht “Aufbau Ost” M-V 2009
Operationelle Programme ELER und Strukturfonds, Jahresberichte, Wegener 2009
TAURUS ECO Consulting 2010, Brundtland-Bericht 1988, Riedl 1991, Prilipp 1998