Markt oder Moral?, Vortrag Straßenkreuzer Uni, 16.1.2013

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Transcript Markt oder Moral?, Vortrag Straßenkreuzer Uni, 16.1.2013

„Es braucht Mut, im Markt zu stehen mit einem
Gewissen, das die Würde der Person in den
Mittelpunkt stellt und nicht den Götzen Geld.“
Papst Franziskus
Was ist Moral, was ist Ethik?
– eine Begriffsklärung
Moral: Regeln, die für alle gelten und deren Befolgung
um des gemeinsamen Lebens willen notwendig ist:
Dimension des „Richtigen“.
Ethik: Was schulde ich mir selbst, um mein Leben als ein
gutes Leben betrachten zu können: Dimension des
„Guten.“
Dabei gilt: Das Moralische definiert die Bedingungen des
Ethischen.
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München 2013,
S.19f.
Religion und Ethik
„Jede religiöse Ethik bezieht sich auf eine Lebenspraxis,
die auf die eine oder andere Weise die grundlegenden
Haltungen einer Überzeugungsgemeinschaft
widerspiegeln.“
Die christliche Ethik findet sich etwa in den Zehn
Geboten (2. Mose 20,1 ff.), der Goldenen Regel: „Was
ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen
auch (Matthäus 7,12) und im Gebot der dreifachen
Liebe: zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst
(Matthäus 22,37ff.).
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München 2013,
S.16.
Philosophie und Ethik (Aristoteles)
Kernelemente einer zeitgemäßen/r Führungsphilosophie
/Führungstugenden (nach Bruno Staffelbach)
1. Klugheit: Fähigkeit zweckmäßige Strategien und Mittel zu
finden und Pflicht, zuerst einmal für genügend Sachkenntnis
zu sorgen.
2. Gerechtigkeit im Umgang mit den Ansprüchen
verschiedener Interessengruppen.
3. Tapferkeit verstanden als Zivilcourage, Commitment und
Selbstverpflichtung.
4. Besonnenheit oder Maß: richtige Selbsteinschätzung,
Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle.
„Zeit zu Handeln
… Nur wenn es Managern gelingt, die Regeln der
Marktwirtschaft neu zu definieren, hat diese eine
Chance, zu überleben. Ein Aufruf zu mehr
Verantwortung.“
Dominic Barton (Weltchef von McKinsey), „Zeit zu Handeln“, in:
Harvard Business manager, Wirtschaft neu Denken – Wie der Kapitalismus
sich wandeln muss, Edition 3/2012, S. 6.
„Immer mehr Menschen halten Gewinnstreben einerseits
und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein und
Engagement andererseits, kurz: Markt und Moral,
inzwischen für unvereinbar. … Immer mehr Menschen
misstrauen den Kräften des Marktes. Sie haben das
Gefühl, dass es in unserer Gesellschaft immer
ungerechter zugeht, kritisieren einen allgemeinen Verfall
von Anstand und Moral im Wirtschaftsgeschehen.“
Josef Ackermann, Rede beim Blankeneser Neujahrsempfang 2014 in Hamburg
(zitiert nach: Handelsblatt vom 17.1.2014, S. 51
http://www.youtube.com/watch?v=UxScz-1kWXg).
Einige Daten aus den USA zur
Einkommensentwicklung von 2002-2012
(real, d.h.inflationsbereinigt)
Das Einkommen der
- „unteren“ 90% der Einkommensbezieher ist
um über 10% gefallen;
- „obersten“ 1 bis 1 ½ % ist
um mehr als 10% gestiegen;
-“oberen“ 0,01% ist um 75% gestiegen.
Ingo Narat, Die Welt gehört den Superreichen, Leitartikel im Handelsblatt
vom 17.1.2014, S. 28.
Was ist zu tun?
Der Vordenker der modernen Managementlehre, der HarvardProfessor Michael E. Porter, fordert eine komplett neue
Unternehmensstrategie.
Er spricht von der „Neuerfindung des Kapitalismus“ da der
bisherige „Kapitalismus“ massiv unter Druck stünde, da sich
zunehmend die Einsicht durchsetze, dass die Wirtschaft sich auf
Kosten der Gemeinschaft bereichere.
Seite 10
Nach Porter muss in Zukunft
der Shared Value
im Mittelpunkt stehen, wenn die Unternehmen prosperieren und
gesellschaftliche Akzeptanz zurückgewinnen wollen.
Unter Shared Value versteht Porter das gleichzeitige Verfolgen von
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen.
Dabei müsse der Zweck von Unternehmen neu definiert werden:
Statt sich auf Gewinn per se zu konzentrieren, müssten sie Shared
Value schaffen.
Seite 11
„Durch den
Shared Value konzentrieren sich die Unternehmen auf
die richtige Art von Gewinnen –
Gewinne, die auch der Gesellschaft Vorteile bringen, anstatt ihr zu
schaden ...
Wir brauchen eine fortschrittliche Form des Kapitalismus, eine,
die auch einen gesellschaftlichen Sinn enthält.“
Michael E. Porter, Mark R. Kramer, in:
Harvard Business manager, Wirtschaft neu Denken – Wie der Kapitalismus sich
wandeln muss, Edition 3/2012, S. 28.
Seite 12
Oder anders:
Es geht um
CSR – Corporate Social Responsibility
es geht also um die Verantwortung von Unternehmen
für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
(Definition der EU Kommission von CSR)
Seite 13
„Initiativen, an die Stärken der Sozialen Marktwirtschaft anzuknüpfen
und sie weiterzuentwickeln, sind in Gang gekommen. Dabei wird
auch das Verhältnis zwischen Markt und Moral wieder zum Thema.
Corporate social responsibility wird sogar zu einem Thema der
internationalen Normungsdebatte (Deutsche Institut für Normung
2011). …
Solche Klärungsprozesse thematisieren insbesondere die
Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns, die Integrität von
Führungskräften, die Einbeziehung aller stakeholder, die Fairness
und Transparenz von Geschäftspraktiken und schließlich die
Berücksichtigung gesellschaftlicher Anliegen und Verpflichtungen.
Vertrauen wird nicht durch Reden gewonnen, das um Vertrauen wirbt,
sondern durch Handeln, das Vertrauen verdient. Aber öffentlich
wahrnehmbare Selbstverpflichtungen haben dafür eine erhebliche
Bedeutung.
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München 2013, S.165.
Im Europäischen Parlament steht eine Richtlinie zur
Verabschiedung an, die ab einer bestimmten Größenordnung
für Unternehmen im Rahmen der Rechnungslegungspflichten
eine Berichterstattung u.a. über "Sozial- und
Arbeitsnehmerbelange" verpflichtend vorschreibt.
Im März 2012 hat das Roman Herzog Institut zu den Ergebnissen
der CSR-Forschung die Publikation „Zwischen Gewinn und
Verantwortung“ veröffentlicht und als Fazit zehn Regeln für CSR
(Corporate Social Responsibilty) formuliert (S. 23).
Regel Nr. 1 lautet:
„Unternehmen sind für die Gesellschaft da, nicht umgekehrt.
Unternehmertum ist kein Selbstzweck.“
Das Roman Herzog Instituts wird getragen von der Vereinigung der Bayerischen
Wirtschaft und die Arbeitgeberverbände der bayerischen Metall- und ElektroIndustrie. Das RHI kooperiert eng mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft in
Köln.
Seite 16
„Früher hieß es „Eigentum verpflichtet“, oder „Erst kommt der Mensch“.
Heute heißt es „Corporate Social Responsibilty“ oder „Unternehmerische
Gesellschaftsverantwortung“. Gemeint ist je doch dasselbe: Wachstum
kann es nur mit und nicht gegen die Erde und die Menschen geben, die
auf und von ihr leben. Wer morgen als Unternehmer lokal oder global
erfolgreich sein will, muss sich heute engagieren für das gleichberechtigte
und gleichzeitige Umsetzen von ökologischer Nachhaltigkeit,
wirtschaftlicher Profitabilität und sozialer Inklusion. … Denn was einstmals
eher wohltätig geprägt war, ist heute einfach kluges Unternehmertum:
Durch CSR sichern sich kleine und große Unternehmen die langfristige
soziale „license to operate“ – die Erlaubnis der Gesellschaft, ihr Geschäft
an einem bestimmten Ort auf eine bestimmte Art zu betreiben.“
Die Zukunft im Blick (Editorial), in: Change - Das Magazin der Bertelsmann
Stiftung , Ausgabe 1/2012 mit dem Titelthema „Corporate Social Responsibility Chancen für Unternehmer, Mitarbeiter und Gesellschaft“, S. 3.
Seite 17
CSR setzt „am Kerngeschäft und der Organisation einer
verantwortlichen Wertschöpfung an – angefangen von der
Beachtung von Grenzen über Produktionsbedingungen bis hin
zum Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Eine
verantwortliche Wertschöpfung zeichnet sich im Kern dadurch
aus, dass keine Gewinne auf Kosten anderer erzielt werden.
Der Verzicht auf solche problematische Formen der
Gewinnerzielung ist dabei im wohlverstanden Eigeninteresse
der Unternehmen, da sie hiermit in ihre
Kooperationsfähigkeit investieren. Niemand macht gerne
Geschäfte mit einem Unternehmen, das dafür bekannt ist,
immer wieder seine Geschäftspartner auszunutzen oder zu
täuschen.“
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Corporate Social Responsibility – Die
gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z, Stichwort „CSR“
(S. 16).
„Einen sinnvollen Orientierungspunkt (für CSR, Anmerkung KR)
liefert das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns, welches auf den
fairen Umgang mit Geschäftspartnern und dem
unternehmerischen Umfeld ausgerichtet ist.“
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Corporate Social Responsibility – Die
gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z, Stichwort „CSR“
(S. 16).
„Ein ehrbarer Kaufmann zeichnet sich dadurch aus, dass sein
Handeln auf bestimmten Werten, Tugenden und Prinzipien
basiert; hierzu gehören etwa Ehrlichkeit, Redlichkeit,
Verlässlichkeit oder Integrität. Durch diese freiwillige
Selbstbindung schaffte sich der ehrbare Kaufmann das
Fundament für seinen eigenen langfristigen Erfolg, da er so
seine Vertrauenswürdigkeit und damit seine
Kooperationsfähigkeit sicherstellte. Im Kern zeichnet sich der
ehrbare Kaufmann dadurch aus, dass er im Sinne einer
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil agierte und seine
Kunden nicht übervorteilte.“
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Corporate Social Responsibility – Die
gesellschaftliche Unternehmensverantwortung von A-Z, Stichwort
„Ehrbarer Kaufmann“ (S. 22).
„Erst ein hinreichendes Maß an entgegengebrachtem Vertrauen
ermöglicht das Eingehen von wertschaffenden
Transaktionen. Eben dieses Vertrauen wurde durch die
Tugenden geschaffen, welche den Ehrbaren Kaufmann
auszeichneten. Tugenden wie Integrität, Aufrichtigkeit,
Anstand und Fairness sowie die damit einhergehenden
positiven Wirkungen für den Geschäftserfolg waren
Selbstbindungsmaßnahmen, die verhindern sollten, dass die
Verfolgung der Eigeninteressen zulasten Dritter erfolgte. Die
Ehre des Kaufmanns diente dabei gewissermaßen als Pfand in
Transkationen …“
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Der Ehrbare Kaufmann, S. 12.
Um dem Vertrauensverlust/ -verfall und den daraus
resultierenden Rufen nach einem Staat, „der einen scheinbar
wild gewordenen Markt zähmen soll“ Einhalt zu gebieten,
„müssen Unternehmen und Manager und vor allem Banker
künftig strengstens darauf achten, ihre Gewinne stets auf
absolut ehrbare Weise zu erwirtschaften, ihre Unternehmen
also werte- wie leistungsorientiert zu führen und mit ihren
Produkten und Dienstleistungen immer Nutzen für ihre
Kunden stiften. Denn nur soll können sie den gewachsenen
Erwartungen an ihre gesellschaftliche Verantwortung gerecht
werden und verlorenes Vertrauen allmählich wieder zurück
gewinnen.“
Josef Ackermann, Rede beim Blankeneser Neujahrsempfang 2014 in
Hamburg (zitiert nach: Handelsblatt vom 17.1.2014, S. 51;
http://www.youtube.com/watch?v=UxScz-1kWXg).
„Wie kann es sein, dass Menschen, die Gymnasien und
Universitäten mit enormen Lerneifer und Arbeitseinsatz
durchlaufen haben, nun – oben (im Topmanagement,
Anmerk. KR) angekommen keine ethischen
Handlungsmaßstäbe haben? Wie konnte es sein, dass sich
viele von ihnen jahrelang an brutalen Wirtschaftsmethoden
orientiert haben und erst jetzt aufwachen?“
Die Moralapostel, aus: Titelgeschichte „Ist Ethik käuflich“, Die Zeit, Nr. 3/
2014, 9. Januar 2014, S. 20 .
„Auch was drei „Coaches für Führungskräfte“ 2006 (noch
2006 !, Anmerk. KR) der FAZ über den Weg zur Macht
erzählten, ist weniger ein Rezept als eine Beschreibung,
und zwar eines überaus unangenehmen Menschentyps.
Aggressiv und rücksichtslos soll er sein, siegen wollen um
jeden Preis, moralische Hürden jederzeit überspringen –
sich dabei unauffällig, ja „stromlinienförmig“ verhalten, bis
er die Macht errungen hat: klare Aussagen meiden, schon
gar nicht sich als Querdenker profilieren, lieber „den
Deppen spielen, um die Deppen zu überlisten“; manchmal
auch Gerüchte gegen den Konkurrenten streuen „und
gelassen zusehen, wie die Öffentlichkeit ihn richtet.““
Wolfgang Schneider, Glück! – eine etwas andere Gebrauchsanweisung,
Reinbeck bei Hamburg 2007, S. 140.
„Die amerikanischen Business Schools sind doch vor
allem das ideologische Transport-Vehikel des
Finanzkapitalismus. Sie sind einseitig ausgerichtet auf
die ökonomische Theorie effizienter Märkte – und
dieser Irrglauben, gemischt mit Gier, hat zu den
Exzessen mit Schrotthypotheken, zu der Modellierung
toxischer Produkte, aber auch zu Maßlosigkeit in der
Vergütungspolitik geführt. Diese Schulen sind voll und
ganz auf den Homo oeconomicus fixiert … Im Kern
kommen Business Schools und ihr Flaggschiff MBA aus
dem angelsächsischen Kulturkontext deregulierter
Märkte und einseitiger Shareholder-Denke.“
Thomas Sattelberger, Die großen Business Schools sind lebendige Leichen,
Gespräch mit KarriereSpiegel vom 9.2.2012.
Beispiel Deutsche Bank
„Doch immer wieder erscheinen abenteuerliche
Geschichten über just diese Jahre der Bank, als sie von
Josef Ackermann geführt wurde. Es sind Geschichten
über dreiste Manipulationen von Marktzinsen, über
Umsatzsteuervergehen bei Umweltzertifikaten, über
Kartellverfahren, über die dubiose Rolle beim
Zusammenbruch des Kirch-Medienkonzerns, über
Prozessbetrug und staatsanwaltschaftliche
Ermittlungen. Es geht um jene Jahre, als es chic war, im
Geschäftsgebaren auf Risiko und Rendite zu setzen, als
die Worte Gesellschaft, Mittelstand und Deutschland
eher verpönt waren.“
Sven Afhüppe, Michael Maisch, Das vergiftete Erbe (Titelgeschichte
„Deutsche Bank“), Handelsblatt Wochenendausgabe vom 17.1.2014, S. 51.
„Dass die Sünden einst so groß waren, haben sich wohl
nicht einmal die ärgsten Kritiker der Deutschen Bank
vorstellenkönnen. Die deregulierten Kapitalmärkte
boten das perfekte Spielfeld für Zocker und
Renditejunkies. Es war die Zeit der scheinbar
unbegrenzten Möglichkeiten in der Finanzindustrie.“
Sven Afhüppe, Michael Maisch, Das vergiftete Erbe (Titelgeschichte
„Deutsche Bank“), Handelsblatt Wochenendausgabe vom 17.1.2014, S. 52.
Beispiel Mindestlohn
„Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass ein Spielraum für
die Erhöhung der Verdienste im Niedriglohnbereich
(Anmerkung KR: 4,5 Mio. ArbeitnehmerInnen verdienen
weniger als 8,50 Euro pro Stunde, Stand Ende 2013)
existiert, ohne den erreichten Beschäftigungsstand zu
gefährden. Durch große tariflose Bereiche ist es in vielen
Fällen zu einem Ungleichgewicht in der Lohnfindung
gekommen. Dadurch wird eine faire Entlohnung gerade im
Niedriglohnbereich Infrage gestellt. Deutschland kommt
deshalb ohne einen angemessenen Mindestlohnstandard
bei der Bezahlung nicht mehr aus.“
Prof. Dr. Joachim Möller, Direktor/Leiter des Insituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, „Regeln,
ja aber bitte intelligente“, Beitrag im Handelsblatt vom 20.12.2013
(Agenda 2020), S. 53.
„Skrupelloses Wirtschaften hat ja nicht nur verheerende
Folgen für Unternehmen und für diejenigen, die
ausgebeutet oder hintergangen werden, es ruiniert auch
die Topmanger selbst. Der Boom der Ethikseminare ist
deshalb auch ein Indikator für den unerträglich
gewordenen Druck auf der Führungsebene.“
Die Moralapostel, aus: Titelgeschichte „Ist Ethik käuflich?“, Die Zeit, Nr. 3/
2014, 9. Januar 2014, S. 20.
Ethik: 30 - 1 ½ tägige - Schnellkurse für die 500
deutschen Führungskräfte der Deutschen Bank beim
Institut der deutschen Wirtschaft in Köln
(„Dialogforum“)
„Während des Seminars bekommen die Deutschbanker viele
Anregungen für ihren Berufsalltag. Eine davon ist der
„intuititive Imperativ“: Kann ich abends noch in den
Spiegel schauen? Könnte ich Verwandten erklären, warum
ich heute so gehandelt habe, dass sie es nachvollziehen
können? Kann ich dem Kunden meine wahren Motive
offenlegen und trotzdem Geschäfte machen?“ „Bei der
Frage, ob das Produkt oder der Kunde Vorrang haben, sollte
spätestens jetzt einem klar sein, dass immer der Kunde
Priorität hat“, sagt Wilhelm von Haller, Co-Chef der Privatund Firmenkundenbank.“
La Motte, Peter Köhler, Ethik: Schnellkurs für 500 Führungskräfte
(Titelgeschichte „Deutsche Bank“), Handelsblatt vom 17.1.2014, S. 57.
Der Zweck der Wirtschaft
Soziale Marktwirtschaft
„Die deutsche Nachkriegsdebatte ging vom Vorrang des
Menschen aus, dessen Bedürfnisse durch wirtschaftliche
Tätigkeit befriedigt werden sollen. Der Zweck der
Wirtschaft wurde nicht im Erzielen von Gewinnen als
solchen gesehen. Er lag nach dieser Auffassung vielmehr
in der Herstellung von lebensdienlichen Produkten und
Dienstleistungen. Ein weiter Zweck der Wirtschaft betraf
die Schaffung von sinnerfüllten und auskömmlichen
Arbeitsplätzen;“
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München 2013,
S.156.
Neoliberales Projekt (ab den 70er)
„Diese Entwicklung mündete in die Behauptung wirtschaftliches
Handeln habe seinen Zweck allein darin, die Erwartungen der
Anteilseigner zu befriedigen. Der Wert eines Unternehmens wurde
infolgedessen nur noch am shareholder value gemessen. Die
Interessen der anderen stakeholder traten in den Hintergrund. Die
Selbstbezüglichkeit des Wirtschaftsprozesses wurde
programmatisch in der Aussage zusammengefasst, die soziale
Verantwortung der Wirtschaftstätigkeit bestehe in der Steigerung
der Profite (Friedman 1970). In dieser Aussage liegt der Kern des
neoliberalen Projekts. Es erklärt die ausschließliche Orientierung
am Profit zur entscheidenden und unerlässlichen Grundlage einer
freien Gesellschaft;“
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München 2013,
S.157.
Corporate Social Responsibilty
– die Rückbesinnung
Die Krisenentwicklungen an der Schwell des 21. Jahrhunderts führten „zu
einer wachsenden Kritik an einer einseitigen Profitorientierung. Die
Interessen aller Anspruchsberechtigten traten wieder stärker in den
Blick, und die soziale Verantwortung wurde wieder gewürdigt. Nach
wie vor darf der Profit nicht den einzigen Zweck wirtschaftlichen
Handels bilden; er ist vielmehr Mittel und Indikator erfolgreicher
wirtschaftlicher Tätigkeit. Diese muss auf die Bereitstellung
lebensdienlicher Produkte und Dienstleistungen gerichtet sein; es
bleibt zugleich eine zentrale Aufgabe der Wirtschaft, Arbeitsplätze zu
schaffen oder zu erhalten, durch die Menschen Zugang zu einer
befriedigenden und auskömmlichen Arbeit haben.“
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München
2013, S.157f.
Wirtschaftsethische Überlegungen – die vier
Ebene der Verantwortung
1. Politische Ebene,
2. Ebene der Unternehmen oder anderer Organisationen,
3. Ebene der gesellschaftlichen Mentalitäten und
soziokulturelle Orientierungen sowie
4. Ebene des Einzelnen.
Der Zusammenhang zwischen diesen vier Ebenen ist geradezu
der Schlüssel für eine wirtschaftsethische Neuorientierung.
Wolfgang Huber, Ethik - Die Grundfragen unseres Lebens, München
2013, S.157f.
Generation Y
Eine Generation, die im digitalen Zeitalter geboren wurde. Eine
Generation, die von uns allen Veränderungen einfordert. …
Bereits 52 Prozent der Weltbevölkerung sind unter 30 Jahre alt. ..
Im Jahr 2020 wird der weltweite Jugend-Markt 75 Prozent der
verfügbaren Arbeitskräfte ausmachen. …
Studien deuten auf erstaunliche marktübergreifende
Gemeinsamkeiten hin. Die Jugend von heute ist sehr an der Welt
um sie herum interessiert. Sie ist hoffnungsvoll und optimistisch.
Im Gegensatz zu früheren Generationen glaubt sie daran, dass
Unternehmen und Staat eine wichtige Rolle dabei spielen
können – und sollten, die Welt zu einem besseren Ort zu
machen.
Muhtar Kent, Vorstandschef von Coca-Cola, Gastkommentar im Handelsblatt
vom 27.6.2013