Konzepte zur Lernerfolgs- überprüfung im Lernfeldorientierten Berufsschulunterricht

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Transcript Konzepte zur Lernerfolgs- überprüfung im Lernfeldorientierten Berufsschulunterricht

Konzepte zur Lernerfolgsüberprüfung im
Lernfeldorientierten
Berufsschulunterricht
H. Richter
Jedes Problem hat mindestens zwei Seiten....
Funktionen von Lernerfolgsüberprüfungen
• Grundlage für weitere Förderung der
Lernenden
• Diagnostisches Mittel
• Instrument zur Bewertung von
Schülerleistungen
• Regulativ für die eigene Unterrichtsarbeit
Daher sprechen wir von ...
Lernerfolgsüberprüfung
Denn...
„Kontrolle“ hat einen negativen Beigeschmack
„Bewertung“ ist rein auf Notengebung bezogen.
Im Schulalltag verwendete Formen der Lernerfolgsüberprüfung (Ergebnis einer emp. Untersuchung)
Einsatz von Lernerfolgsüberprüfungen
Fachbücher Experimente
fächerübergreifende Arbeit
1%
0%
Aufsätze, Referate
3%
2%
Sonstige
4%
Standardarbeit
7%
Multiple Choice
24%
Tests
14%
Sonstige Mitarbeit
23%
schriftliche Klassenarbeit
22%
Anteil Lernerfolgsüberprüfungen, die Aspekte der Handlungskompetenz berücksichtigen
Konventionell
91%
Handlungsorientiert
9%
Lernerfolgsüberprüfung im Spannungsfeld ...
Schulrecht
Lehrerinteressen
(Lehrer als
Arbeitnehmer)
Pädagogik
Lernerfolgsüberprüfung
Ausbildungsbetriebe
Schülerinteressen
Erziehungsberechtigte
Rahmenbedingungen für LEP (Auswahl)
Sie soll ...
• sich auf den vorausgegangenen Unterricht
beziehen
• die Forderungen der ASchO erfüllen
• trennscharf sein
• berufsbezogen erfolgen
• Methoden der zielgerichteten Lösung
berücksichtigen
• unabhängige Bearbeitung der Teilaufgaben
zulassen
„Bewertung“ von Handlungskompetenz
Handlungskompetenz (einschl. der Teilkompetenzen) ist ein Konstrukt, das sich
einer direkten Überprüfung - somit einer
Bewertung - entzieht.
• Konstrukt :“...gedankliche Hilfskonstruktion für die
Beschreibung von Dingen und Erscheinungen, die nicht
konkret beobachtbar sind, sondern nur aus beobachtbaren
Daten erschlossen werden können“
Kartenabfrage
• Welchen (überprüfbaren) Lernerfolg
erwarte ich (als Lehrer) bei meinen
Schülerinnen und Schülern als
Ergebnis meines
(kompetenzfördernden) Unterrichts
Lösungsvorschlag
• Beobachtungskriterien schaffen
• Beobachtungskriterien validieren
• Beobachtungskriterien operationalisieren
= Ordnungsschema zur „Beobachtung von
Handlungskompetenz“ schaffen
"Handlungskompetenz (...) wird hier verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit des
einzelnen, sich in gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Situationen sachgerecht,
durchdacht sowie individuell und sozialverantwortlich zu verhalten.
Handlungskompetenz entfaltet sich in den Dimensionen von Fachkompetenz,
Humankompetenz (Personalkompetenz) und Sozialkompetenz.
Fachkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, auf der Grundlage fachlichen
Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachgerecht, methodengeleitet
und selbständig zu lösen und das Ergebnis zu beurteilen.
Humankompetenz (Personalkompetenz) bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, als
individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in
Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene
Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln.
Sie umfaßt personale Eigenschaften wie Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit,
Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein. Zu ihr gehören insbesondere auch die
Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte.
Sozialkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Beziehungen zu leben und
zu gestalten, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu verstehen sowie sich mit anderen
rational und verantwortungsbewußt auseinanderzusetzen und zu verständigen. Hierzu gehört
insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und Solidarität.
Methoden und Lernkompetenz erwachsen aus einer ausgewogenen Entwicklung dieser drei
Dimensionen " (KMK 1995, S. 15)
Forderungen an Kriterien (Indikatoren für
Handlungskompetenz)
Eigenschaft
wesentlich
plausibel
unabhängig
zielgerichtet
Beschreibung
sie sollen eine wichtige Eigenschaften des zu erreichenden
Zieles wiedergeben.
d.h. die zukünftig festgestellten Veränderungen sollten
möglichst ausschließlich Rückschlüsse auf ein einziges Ziel
ermöglichen.
Maßnahmen dürfen nicht als Indikator ausgewiesen werden.
es muss sich in dem vorgesehenen Zeitraum eine
Veränderung ergeben können .
Gütekriterien einer Lernhandlung - abgeleitet aus
der Definition der Handlunskompetenz (KMK 95)
Gütekriterium
Selbständigkeit
Schlüsselbegriffe aus der Definition der Handlungskompetenz (KMK 1995)
zielorientiert, methodengeleitet
eigene Begabung entfalten, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, individuell
selbständig
soziale
Eingebundenheit
soziale Beziehungen zu leben, sich mit anderen auseinanderzusetzen
Gegenstandsbezug
sachgerecht, durchdacht
Zielgerichtetheit
Selbstbezug
Arbeitsdefinitionen der Gütekriterien einer
Lernhandlung
Gütekriterium
Arbeitsdefinition
bezeichnet die Fähigkeit , Probleme methodengeleitet
und strukturiert zu lösen.
bezieht sich auf die Fähigkeit und Bereitschaft, eigene
Fähigkeiten selbstkritisch einzuschätzen und sich
Selbstbezug
kreativ mit dem Handlungsgegenstand auseinander zu
setzen
bezeichnet die Fähigkeit, Problemsituationen ohne
Selbständigkeit
äußere Hilfe zu lösen und zur Verfügung stehende
Hilfsmittel sinnvoll einzusetzen
bezieht sich auf die Fähigkeit, einen Gruppenprozeß
soziale
Eingebundenheit mit zu tragen.
bezieht sich auf die Fähigkeit, Probleme unter
GegenstandsBerücksichtigung gängiger Normen und Vorschriften
bezug
fachgerecht zu lösen.
Zielgerichtetheit
Vorteile der Gütekriterien
Gütekriterien einer Lernhandlung sind ...
 beobachtbar
 operationalisierbar (nicht im Sinne von Lernzielen nach
Bloom zu verstehen !)
plausibel und dadurch
 im Schulalltag realistisch handhabbar
Validierung der Gütekriterien durch
•
•
•
•
Außenkriterien
Anforderungen an Indikatoren nach der
QUIND - Methode
Expertenbefragung (Lehrerbefragung)
Vergleich mit der VDI 3780 (Technikbewertung)
Auswertung von Unternehmensbefragungen
Zuordnung der Gütekriterien einer
Lernhandlung zu den Teilkompetenzen
Gütekriterium
Gegenstandsbez.
soz. Eingeb.
Selbstbezug
Selbständigkeit
Zielgerichtetheit
Fachx
Sozialx
x
x
Human- Methodenx
x
x
x
x
x
Lernx
x
x
x
x
Operationalisierung der Gütekriterien
Beispiel : Selbstständigkeit
ITEM
1
2
3
4
5
POSITIVE AUSPRÄGUNG
NEGATIVE AUSPRÄGUNG
Übernommene Aufgabe wird flexibel
und subjektiv interpretiert
Gesamtziel wird stabil -flexibel verfolgt

Durchführung der Handlungen benötigen
keine über die Moderation
hinausgehenden Hilfen
Informationen werden eigenständig
erweitert
Systematische Dokumentation von Erfahrungen, Problemen und offenen Fragen in Bezug zum eigenen Lernverhalten

usw.



Durchführung erfordert konkrete
Anweisungen und Kontrolle
Aufgabenbewältigung wird bei Nichterreichen von Teilzielen abgebrochen
Durchführung von Handlungen erfordern
intervenierende Hilfen vom Lehrenden
Gegebene Informationen werden als
vollständig und ausreichend angesehen
Fragen, Probleme, Schwierigkeiten beim
Lernen und Problemlösen werden rein
zufällig oder bei Krisen thematisiert
Merkmal Zielgerichtetheit
ITEM
1.
2.
3.
4.
5.
POSITIVE AUSPRÄGUNG
Konkrete Vorstellung über den Sollbzw. Zielzustand.
Orientierungphase vorhanden.
Internes Probehandeln vor der Realisation (hypothesengeleitetes
Vorgehen).
Abwägung des Nutzens externer
Informationen und früherer
Programme.
Hierarchische Ordnung der Schritte,
Einzelschritte werden dem Oberziel
untergeordnet.





NEGATIVE AUSPRÄGUNG
Keine oder vage Zielbildung.
Keine vorherige Bedingungsanalyse und interne Weg-MittelPrüfung.
Sofortiges externes Probieren
(„Hantieren“).
Eingeschränkter Nutzen früherer
realisierter Programme.
Keine Ordnung der Schritte zum
Zwecke der Zielannäherung, keine
Gewichtung zur Unter/Überordnung.
Merkmal Gegenstandsbezug
ITEM POSITIVE AUSPRÄGUNG
Lerngegenstand wird zielorientiert
1.
verändert.
Einhaltung fachlicher Normen und
2.
Methoden.
Realistisches Handeln unter Zeit3.
perspektive (Einhalten von
Terminen).
Wissen und Strategien werden
effektiv angewendet.
4.
5.
Erkennen des angestrebten Handlungsprodukts und der Anforderungen.





NEGATIVE AUSPRÄGUNG
Keine Veränderung des Lerngegenstandes.
Fachliche Normen werden nicht
eingehalten.
Geplanter Zeitrahmen wird nicht
eingehalten.
Wissen und Strategien werden nur
unvollständig genutzt und
angewendet.
Arbeitsaufgaben werden nicht
verstanden.
Merkmal soziale Eingebundenheit
ITEM POSITIVE AUSPRÄGUNG
Differenzierte Vorstellungen über
1.
die Rahmenbedingungen der
Interaktion und Kooperation.
Verbessern der sozialen Arbeits2.
und Problemlösesituation.
Gegenseitige Hilfe und soziale
3.
Unterstützung in schwierigen
Situationen.
Förderung der Integration von
Gruppenneulingen.
4.
5.
Instrumentalisierung der Kollegen
für die eigene Problemlösung wie
umgekehrt: sich von anderen für
deren Problemlösung benutzen zu
lassen.





NEGATIVE AUSPRÄGUNG
Keine Vorstellung über die soziale
Situation.
Keine Entwicklung kooperationsbezogener Ziele.
Egoistisches Vorgehen in
schwierigen Situationen.
Keine Berücksichtigung der
Schwierigkeiten von Gruppenneulingen.
Keine Würdigung der Kenntnisse
und Fähigkeiten der anderen
Gruppenmitglieder.
Merkmal Selbstbezug
ITEM POSITIVE AUSPRÄGUNG
Realistisches und konstantes
1.
Selbstbild ist vorhanden.
2.
3.
4.
5.
Autonome Antriebssteuerung
(Beharrlichkeit und
Nachhaltigkeit).
Kritische Distanz zu der zu
bewältigenden Aufgabe.
Das Lernen und Arbeiten wird
bewusst in Hinblick auf den
Lernfortschritt kontrolliert.
Problemstellungen werden
analysiert, wesentliche Merkmale
des Problems werden identifiziert.





NEGATIVE AUSPRÄGUNG
Fehlendes Einschätzungswissen
über die eigenen Kenntnisse,
Fähigkeiten und Einstellungen.
Handlungsblockade bei diffusen.
unsicheren Anforderungen.
Aufgabe nimmt den Handelnden
„gefangen“.
Das Lernen wird nur dann als
erfolgreich empfunden, wenn es
den Erwartungen der Lehrenden
entspricht.
Aufgabenstellungen werden
oberflächlich angegangen,
Problemtypen nicht erkannt.
Methoden der Lernerfolgsüberprüfung
Lernerfolgsüberprüfung im
handlungsorientierten
Unterricht
Zeitpunktbezogen
(Statusdiagnose )
Die Lernerfolgsüberprüfung
erfolgt innerhalb eines kurzen
Zeitraumes
Prozessbezogen
(Prozessdiagnose)
Die Lernerfolgsüberprüfung erfolgt
über einen längeren Zeitraum
hinweg, z.B. durch Beobachtung
Formen der Lernerfolgsüberprüfung
schriftlich
Fächerübergreifende
Arbeit
Dokumentation
technisches Experiment
Referat
Stuktur - Lege Verfahren
Feedbackgespräch
Lernerfolgsüberprüfung bei interaktive r Gruppenarbeit
Beobachtung
Gespräch
Anwendung der Gütekriterien auf ausgewählte
Formen der Lernerfolgsüberprüfung
• fächerübergreifende schriftlich Arbeit
• technisches Experiment
• Struktur - Lege - Verfahren
• Selbsteinschätzung - Fremdeinschätzung
• Gruppenarbeit/Projektarbeit
Selbsteinschätzung
• Empirische Untersuchung im Rahmen des
Modellversuchs „Auftragstypenkonzept“
Ergebnis : Die Selbsteinschätzung der
Lernenden ist realistisch und für die
Lernerfolgsüberprüfung verwendbar.
Bezug der Fragen zu den Gütekriterien
Gütekriterium
Selbstbezug
Fragen
Ich habe mein Können richtig eingeschätzt.
Auch bei aufkommenden Schwierigkeiten habe ich weitergearbeitet.
Ich hatte Spaß an der Arbeit.
Selbständigkeit Vorhandene Informationsquellen (...) habe ich genutzt.
Ich habe ohne Lehrer-/Ausbilderhilfe gearbeitet.
Meine Arbeiten waren fachlich richtig.
GegenstandsZeitabsprachen habe ich eingehalten.
bezug
Ich habe die mir übertragenen Aufgaben gelöst.
Ich habe meine Lösungen in der Gruppe abgestimmt.
soziale
Eingebundenheit Ich habe andere Gruppenmitglieder bei ihrer Arbeit unterstützt
Zielgerichtetheit Ich habe mir bei Problemen den Lösungsweg vorher überlegt.
Ich bin nach meiner Planung vorgegangen.
Mein Arbeitsergebnis entspricht der vereinbarten Zielsetzung.
Vergleich : Schüler - Lehrerbefragung
Vergleich Lehrende - Lernende
Zielgerichtetheit
Gütekriterium
soziale Eingebundenheit
Gegenstandsbezug
Lehrende
Lernende
Selbständigkeit
Selbstbezug
0
5
10
15
20
Prozent
25
30
35
40
...und immer noch zwei Seiten...