Ernährung und Sport, G.Lux

Download Report

Transcript Ernährung und Sport, G.Lux

Tumorprävention – Ernährung und Sport ?

G.Lux

Todesursachen Deutschland 2007

50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Kreislauf Krebs Lunge Magen/Darm Unfälle Sonstiges Männer Frauen

Tumore – vermeiden, erkennen, behandeln 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1994 m./w.

2009 m.

2009 w.

gesamt Lunge Prostata Dickdarmkrebs Mamma Krebstodesfälle rückläufig um 1-2 % Jahr Jermal A, 2009

Tumorprävention – Ernährung und Sport ?

1.

Krebs hat vielfältige Ursachen 2.

Modifikation der Ernährung - 5 x Obst und Gemüse ausreichend zur Tumorprävention ?

3.

Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 4.

Körperliche Aktivität zur Prävention und Unterstützung der Tumortherapie

Von 30 Billionen Zellen des menschlichen Körpers (Zahl mit 30 „Nullen“) entstehen pro Sekunde 4 Millionen neu und 4 Millionen gehen im Rahmen des programmierten Zelltodes (Apoptose) zugrunde!

5000 von 25 000 Gene des Menschen überwachen die Zell Reproduktion und sind für die Wachstumskontrolle zuständig!

Die Zelle wird unsterblich, wenn Reperaturgene und Suppressorgene defekt sind oder fehlen und damit die Onkogene in ihrer Wirkung überwiegen!

Vogelsteinmodel zur sequentiellen Entstehung des Dickdarmkrebses (1990) Normale Kolonzellen mit 2 APC Mutationen Adenom mit 1 RAS Mutante Dysplasie mit 2 TP 53 Mutanten Karzinom, weitere Gen-Aberrationen Metasierendes Karzinom, weitere Mutanten

Krebsfälle durch Umweltfaktoren

Aflatoxin Alkohol Nikotin Luftver schmutzung

Krebs

Viren Obst

/

Gemüse Defizit Über gewicht Inaktivität

n. Danaei, G et al., Lancet 2005

Prävention von Krebs

Primärprävention: Vermeidung der Entstehung z.B.

durch Reduktion von schädlichen Umweltfaktoren und Stoffwechselvorgängen Sekundärprävention: Entdecken und Entfernen von Krebsvorstufen (und frühen Krebsformen) Tertiärprävention: Vermeidung von Rezidiven und Zweitkarzinomen

Liebt die Krebszelle Himbeeren ?

Krebsprävention durch Ernährung

1981 schätzten Doll und Peto auf der Grundlage verschiedener Studien, dass 35 % aller Todesfälle durch Krebserkrankungen in den USA auf falsche Ernährung zurückzuführen sind.

Doll und Peto, J Natl Cancer Inst 1981; 66: 1191

Durch Ernährung vermeidbare Karzinome 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 Dickdarm n. Scheppach, 2003 Brust Lunge Prostata gesamt vermeidbar

Veränderungen der Ernährung über die Jahrhunderte Prozentanteile Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1800 1900 1950 Auch Europa auf dem Weg zu Fast-food ?

2000 KHY Fett EW

Lebensmittelverzehr in Deutschland 1900 vs 1998

pro-Kopf-Verbrauch (kg) 1900 1998 Kartoffel 271 72 Brot 139 75 Gemüse 61 85 Fleisch 47 89 Obst 43 89 Eier (Stück) 90 226 Hält die Entwicklung weiter an ?

Ergebnis Fast food macht süchtig Ratten Normales Futter Fett, Speck, Käse Buffet mit Fast-food Keine Gewichts zunahme Mäßige Gewichtszunahme Massive Gewichtszunahme, Suchtverhalten # Sucht über Dopaminrezeptoren im Gehirn, vergleichbar Sex, Kokain oder Alkohol # Wirkung bereits am ersten Tag # Sucht auch durch Schmerz nicht beeinflussbar # Zwangsentzug: 2 Wochen Salatbar P. Kenny, P. Johnson, Florida

Was bringt 5 x Obst und Gemüse / Tag wirklich ?

„ Leider hat die Vielzahl der Studien es nicht erlaubt eine inverse Beziehung von Obst und Gemüse zum Krebsrisiko zu etablieren“

Obst und Gemüse reduzieren das Krebsrisiko um max. 3 % Gesundheitskampagne? Marketingstrategie? Belastungstest für den Magen-Darm-Trakt?

European Prospective Investigation into Cancer 1992-2000

Prostpektive Europäische Studie zu Ursachen von Krebs und anderen Krankheiten

Deutschlandweit 23153 Teilnehmer (insges. > 500 000 in Europa)

Weniger Erkrankungen an: Diabetes mell. Typ 2 99 % Herzinfarkt 81 % Schlaganfall 50 % Krebs 36 % aber nicht nur durch Umstellung der Ernährung … Ford ES, Bergmann MM et al., Arch Int Med 2009

Prospektive Europäische Studie zu Ursachen von Krebs und anderen Krankheiten

Weniger Erkrankungen an Diabetes mell. Typ 2 99 % Herzinfarkt 81 % Schlaganfall 50 % Krebs 36 %

…. sondern durch 4 Faktoren: Nichtrauchen BMI < 30 3,5 h / Woche körperliche Aktivität Vegetabile, ballaststoffreiche Kost, wenig Fleisch Ford ES, Bergmann MM et al., Arch Int Med, 2009

Krebserkrankung durch Umweltfaktoren

Aflatoxin Alkohol Nikotin Air Pollution

Krebs

Viren Obst

/

Gemüse Defizit Über gewicht Inaktivität Entscheidend „Gesamtpaket“, Einzelfaktoren relativ wenig Einfluss Besonders positiv: Ballaststoffe für Darmkrebs, Obst und Gemüse für Prostatakrebs und Lungenkarzinom, Menschen mit Nikotin- und Alkoholmissbrauch profitieren besonders!

Ergänzung Krebsart Effekt Studie Referenz Multivitamin Weibl. Ca Selen Vit. C Vit.E

Prostata Männl. Ca Prostata Mammaca.

Calcium/ Vit D Folat Prostata Selen, Vit.E

Magenca.

Vit. D Prostata Folate, Vit.B6 u. 12 Mammaca.

Kein Kein Kein Kein Kein Vermehrte Inzidenz Mortalität red.

Kein Kein Beobachtung Neuhouser, 2009 Prosp.

Prosp.

Prosp.

Lippman, 2009 Gaziano 2009 Prosp.

Lippmann, 2009 Chlebowski, 2008 Prosp.

Prosp.

Figueiredo, 2009 Qiao, 2009 Fall-Kontroll-Studie Prosp.

Ahn, 2008 Zhang, 2008

Obst und Gemüsereiche, fettreduzierte Kost über 8 Jahre …

19541 Frauen 50-79 Jahre Beobachtung über 8,1 Jahre

SAA Beresford, JAMA 2006, RL Prentice, JAMA 2006

…reduziert das Risiko für Brust- und Darmkrebs nicht

48835 Frauen – 50-79 Jahre.

Beobachtung über 8,1 Jahre

SAA Beresford, JAMA 2006, RL Prentice, JAMA 2006

Karzinom-Erkrankungsrisiko bei BMI > 35-40 bei Männern 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 alle Prostata Darm Leber Pankreas Normaler Body-Mass-Index mit Erkrankungsrisiko = 1 n. EE Calle, NEJM, 2003 Risiko einer Krebserkrankung

Karzinom-Erkrankungsrisiko bei BMI >35-40 bei Frauen 7 3 2 6 5 4 Risiko einer Krebserkrankung 1 0 alle Darm Mamma Leber Uterus Normaler Body-Mass-Index mit Erkrankungsrisiko = 1 n. EE Calle, NEJM, 2003

Diabetes mell. – ein Risikofaktor für Dickdarm-Karzinom 1. Patienten mit Diabetes haben ein um 30% erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs 2. Das Risiko wird durch Sulfonylharnstoff – und Insulintherapie erhöht 3. Diabetiker Typ 2 weisen eine raschere Krankheitsprogression und eine höhere karzinomspezifische Mortalität auf 4.

Pat. mit Diabetes frühzeitig, z.B. vor Beginn einer Therapie koloskopieren

Relativ erhöhtes Karzinom-Risiko bei Diabetes mell. Typ 2 2,5 2 1,5 1 rel. Risiko 0,5 0 Dickdarm Ösophagus Leber Pancreas Mamma Cervix Risiko des Nicht-Diabetikers = 1 n. SH Jee, 2005

Diabetes mell. Typ 2 und kolorektales Karzinom – gemeinsame Risiken Erhöhtes Risiko

Fette und Kohlenhydrate Rotes Fleisch Übergewicht Bewegungsarmut Hohe Kalorienaufnahme Höheres Lebensalter „Entzündungs Bereitschaft“

Erniedrigtes Risiko

Normalgewicht 30 Minuten Sport/Tag Kalorienarme Ernährung Jüngeres Lebensalter Antirheumatika

Tumorgenese

Adipositas/ Übergewicht Insulinresistenz Insulin IGF Entzündung Fettsäuren Stoffwechsel der Zelle Cell-Signaling Oxidativer Stress Mitogene Effekte

Fitness reduziert Krebshäufigkeit bei Diabetes 18 858 Männer mit Prädiabetes (OGT < 200 mg%) 2 805 Männer mit Diabetes 358 558 Personenjahre prospektiv über 16,4 + 7,8 Jahre 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 alle Niere Karzinomrate bei Fitness Magen CRC Leber Lunge Pancreas Prostata AM Thompson et al., 2008

Körperliche Aktivität reduziert Brustkrebshäufigkeit auch bei der nicht diabetischen Frau 25 624 Frauen im Alter von 20 bis 54 Jahren Prospektiv beobachtet über 13,7 Jahre Bei 351 Auftreten von Brustkrebs

• • •

Ergebnisse: Schwere körperliche Arbeit 52 % Risikoreduktioin 4 x körperliche Aktivität/Woche 37 % Risikoreduktion Effekt prämenopausal und bei jüngeren Patientinnen ausgeprägter I Thune et al., NEJM, 1997

Art, Ausmaß körperlicher Aktivität und Inzidenz eines kolorektalen Karzinoms Teilnehmer der Präventionsstudie: 70703 Männer, 80771 Frauen von 1992 bis 1999 Aktivitätsindex: Laufen 3,5; Fahrrad 4,0; Tennis 6,0; Joggen, Schwimmen 7,0; MET: Stundenzahl/ Woche x Aktivitätsindex Gruppeneinteilung nach MET Aktivität 1 2 3 4 5 6

0 < 7 7-13 14-23 24-29 30

A Chao, Cancer Epidemiology, 2004

Inzidenz des Kolonkarzinoms in Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 1 0,9 0,8 0,7 0,6 1 2 3 4 A Chao, et al. Cancer Epidemiology, 2004 5 Männer Frauen 6

(Aktivität)

Art, Ausmaß körperlicher Aktivität und Inzidenz eines kolorektalen Karzinoms

• • • •

Teilnehmer der Präventionsstudie: 70703 Männer, 80771 Frauen, von 1992 bis 1999 Kolonkarzinomrisiko sinkt mit steigender körperlicher Aktivität Keine Korrelation zur früheren Aktivität Keine Korrelation zwischen Aktivität und Rektumkarzinomhäufigkeit A Chao, Cancer Epidemiology, 2004

Körperliche Aktivität und Überleben nach der Diagnose Brustkrebs Prospektive Untersuchung an 2 987 Patientinnen mit Brustkrebs 1984 - 98 Körperliche Aktivität gemessen in MET 3 MET entspr. 3 4 km/h für eine Stunde MET/ Woche < 3 <9 <15 <23 >24 Rel. Risiko 1 0,8 0,6 0,56 0,6 Mortalitätsreduktion nach 10 Jahren bei <3 vs 9 MET/ Woche 6 % Bester Benefit bei Aktivität von 3-5 h Laufen/ Woche Günstigere Ergebnisse bei Hormon-Rezeptor-pos. Tumoren MD Holmes et al., JAMA 2005 MD Holmes et al., JAMA 2005

Fitness, Karzinomrisiko und Überleben nach Karzinom

40 708 Männer über 7 Jahre 3 714 Karzinome, 1 153 Karzinomtodesfälle 1 h mittlere Aktivität pro Tag z.B. Haushalt / Beruf Inzidenz - 2 % Mortalität - 12 % ½ h „Fahrradfahren“ pro Tag 1 h „Fahrradfahren“ pro Tag Mortalität - 34 % 5 JÜL + 33 % Inzidenz - 16 % N Orsini, Br J Cancer, 2008

Ändert die Tumordiagnose den Lebensstil

?

• •

Grundsätzlich sind Tumorpatienten, besonders jüngere Patientinnen, motiviert zur Änderung des Lebensstils ABER: Nur 23 % bewegen sich mehr 12 % rauchen weiter 16 % trinken weiter Alkohol Bellizzi, KM et al, J Clin Oncol, 2005

Sport und Tumortherapie

Tumortherapie (Op., CTX, RTX) Inaktivität / Leistungsreduktion/ Anämie / Kardiomyopathie, Neuropathie Chronic fatigue Syndrom mit Schwäche, Depression, Kachexie Körperliches Training Courneya et al., 2003

Körperliche Aktivität nach der Diagnose Karzinom

• • • • •

526 Pat. mit Kolonkarzinom wurden 5,5 J. beobachtet Aktiv galt ab ca. 18 MET (entspr. 4 x 1 Stunde zügiges Gehen/ Woche) Reduktion der Gesamtletalität durch Aktivität – 39 % Reduktion der krankheitsspezifischen Letalität durch Aktivität – 51 % Weniger Einfluss des Körpergewichtes, Effekt nicht bei sehr frühen und metastasierte Stadien Haydon et al., GUT, 2006

Bewegung läßt sich oft nicht trennen von weiteren Faktoren

Sportlich aktive Menschen…

• • • •

Weisen häufig eine „gesündere“ Lebensweise auf Konsumieren meist weniger Nikotin/Alkohol Haben nicht selten eine ausgeglichene Energiebilanz Zeigen einen günstigeren BMI mit weniger Übergewicht

Tumorprävention durch Ernährung und Sport 1. Tumorentstehung sequentiell, d.h. in Schritten und multifaktoriell, d.h. mit vielen Ursachen 2.

Ernährungsumstellung allein mit 5 x Obst und Gemüse pro Tag wenig effektiv!

3.

Körperliche Aktivität mit Normgewicht und Verzicht auf Nikotin und Alkohol reduziert vor allem Risiko von Darm- und Brustkrebs um 30-50 %

Tumorprävention durch Ernährung und Sport (Forts.) 4.

Diabetiker haben ein deutlich höheres Tumorrisiko 5. Auch nach der Diagnose Krebs ist der Effekt körperlicher Aktivität gesichert 6.

Ausmaß der Aktivitätseinheiten individuell zwischen 3 - 5 - 7 h / Woche schnellem Gehen / Woche, evtl. unter ärztlicher Beratung