Gesellschaft und Werte im Wandel von Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer Vorüberlegungen Subjektive Perspektive von Bedeutung  Relativität durch „Brillen“ und „Filter“  Gesellschaftswandel objektivierbar?  Gesellschaft und Werte (c) KHA Ein.

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Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 2

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 3

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 4

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 5

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 6

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 7

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 8

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 9

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 10

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 11

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 12

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 13

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 14

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 15

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 16

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 17

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 18

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 19

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 20

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 21

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 22

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 23

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 24

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 25

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 26

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 27

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 28

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 29

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 30

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 31

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 32

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 33

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 34

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 35

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 36

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 37

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 38

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 39

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 40

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 41

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

18

Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

19

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

20

Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

21

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

22

Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

23

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

24

Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

25

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

26

Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

27

Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

28

Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

29

Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

30

Zahlen der letzten Volkszählung

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

31

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

32

Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

33

Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

34

Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

35

Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

37

Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

38

Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

39

Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

40

Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

41

Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

42

Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

43


Slide 42

Gesellschaft und Werte
im Wandel

von
Prof. Dr. Dr. Karl Heinz Auer

Vorüberlegungen
Subjektive Perspektive von Bedeutung
 Relativität durch
„Brillen“ und „Filter“
 Gesellschaftswandel
objektivierbar?


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

2

Ein Blick in die Geschichte
Die geistesgeschichtlichen Wurzeln Europas


Hellenismus

Gesellschaft und Werte



(c) KHA

Judentum/Christentum

3

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

4

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

5














Platon (427-347)
Aristoteles (384-322)
Augustinus (354-430)
Thomas von Aquin (1225-1274)
Martin Luther (1483-1546)
René Descartes (1596-1650)
Jean Jaques Rousseau (1712-1778)
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Immanuel Kant (1724-1804)
Georg F.W. Hegel (1770-1831)
Karl Marx (1818-1883)
Hans Jonas (1903-1993) uvam.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

6

Aristoteles versus Kant?
Bis ins Spätmittelalter überwiegend Vorrang des
Allgemeinen vor dem Individuellen.
 In der Theorie des Vernunftrechts (18. Jh.) wird
das einzelne, freie, auf sich selbst gestellte
Individuum zur Grundlage der Subjektwerdung des
Menschen.
 Der Mensch als Einzelperson wird autonom und frei
definiert, „freigesetzt“ zur Selbstbestimmung.
 Extreme Individualisierungsprozesse im 20./21. Jh.


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

7

Gegensätze und Determinanten


Thomas Hobbes:
(1588 – 1679)

homo homini lupus
Der Mensch ist dem Mensch
ein Wolf



Der Mensch als
Vernunftwesen
animal rationabile – animal
rationale

Gesellschaft und Werte



J.J. Rousseau:
(1712 – 1778)

Der Mensch ist von Natur
aus gut!



(c) KHA

Naturwissenschaftliche
Determinanten

8

Leib-Seele-Geist-Verhältnis


Zarathustra

(Persien, 7. Jh. v. Chr.)

– Ethischer Dualismus: Materie/Geist,
Körper/Seele


Aristoteles: „Wesen Mensch“ besteht aus
– Vegetativer, animalischer u. geistiger Schicht
– Versuch einer ganzheitlichen Anthropologie



Sigmund Freud

(1856 – 1939)

– Instanzenlehre: Es – Ich – Über-Ich
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

9

Mensch als Vernunftwesen


Immanuel Kant
– Was ist Aufklärung? „Sapere aude! Habe Mut,
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
– Aufklärung ist der „Ausgang des Menschen aus
seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.



Platon

(428–347 v.Chr.),

Aristoteles, Stoa

(um 300 v.Chr.)

– Begründer der Vernunftethik
– Erst der aus seiner Vernunft lebende Mensch ist
wahrhaft individueller Mensch.
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

10

Wurzeln und Stufen
Der Mensch als verbindende Mitte aller Seinsstufen im Gesamtgefüge der Seinsordnung
(Aristoteles)
 Abbild Gottes und als Mann und Frau gleichberechtigt (jüd/christl. Tradition, Gen 1,1-2,4a; Gen
2,4b-25) – Menschenwürde
 Verbindung von Platons „Gottähnlichkeit“ mit der
atl. Gottabbildlichkeit. Syntheseprozess; Patristik
 Vom theozentrischen zum anthropozentrischen
Weltbild


Gesellschaft und Werte

(c) KHA

11

Das Menschenbild der zwei atl.
Schöpfungsberichte


Gen 1,27



Gott formte den Menschen aus
Erde vom Ackerboden und blies
in seine Nase den Lebensatem.

Gott schuf also den Menschen als
sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf
er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.


Anthropologischer Gehalt:



Imago Dei: Abbild Gottes
Mann und Frau als schöpferische
Grundgegebenheit
Keine Über-/Unterordnung

Gen 2,7

Anthropologischer Gehalt:
Mensch als Träger göttlichen
Atems - Würde

Zugang zu Gen 1,1-2,4a durch Entfremdung: Zink, die letzten 7 Tage der Schöpfung
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

12

Wurzeln der Menschenwürde
Ägyptische Ma‘at

Homoiosis Theo
Gottähnlichkeit

Würde

Inkarnation

Gottabbildlichkeit
Gesellschaft und Werte

(c) KHA

13

Personales Menschenbild








„Personal“ Im Gegensatz zum normativen,
idealytpischen oder realtypischen Menschenbild
Schnittpunkt zwischen Souveränität des
Individuums und der Gemeinschaftsgebundenheit (Vgl Menschenwürdebild des BVerfG zu Art 1 GG)
Das personale Menschenbild ist seinshaft und
prozesshaft zugleich.
Es ist resistent(er) gegen Instrumentalisierungen
und Reduzierungen und offen für die evolutionäre
Dynamik.
Pädagogen sind Hebammen auf dem Weg
von der Person zur Persönlichkeit.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

14

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien

Der antike Humanitätsgedanke



– Der Mensch: zoon politikon und zoon logon echon


Das theozentrische Mittelalter
– Antike Bildungsideen verschmelzen mit Christentum
– Klöster als Träger von Kultur und Wissenschaft



Das anthropozentrische Zeitalter
– Humanismus/Renaissance/Reformation; Aufklärung
– Der Mensch als freies und unabhängiges Individuum

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

15

Blick in die Geschichte
Bruch- und Leitlinien



Vom Idealismus zum Materialismus
– Die Seuche der Nationalismen und die (Welt-)Kriege
– Der Mensch als homo oeconomicus – Globalisierung



Von der Aufklärung zu den Grundrechten
– Politische, wirtschaftliche und soziale Rechte
– Grundrechte für Völker/Volksgruppen
– Recht auf Entwicklung, Teilhabe am Erbe der Menschheit



Abschied von den Grundrechten?
– Der gläserne Mensch
– Sicherheit statt Freiheit?

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

16

Präambel der AEMR 1948





Die Anerkennung der angeborenen Würde und
der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller
Menschen bildet die Grundlage von Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.
Die Nichtanerkennung und Verachtung der MR
haben zu Akten der Barbarei geführt.
Es ist notwendig, die MR durch die Herrschaft
des Rechtes zu schützen.

Gesellschaft und Werte

(c) KHA

17

Präambel der EU-Grundrechtscharta
In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und
sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die
unteilbaren und universellen Werte der Würde
des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und
der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen
der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie
stellt die Person in den Mittelpunkt ihre
Handelns…

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Zeitgeschichtliche Perspektive
(nach Hermann Denz)



Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
 Die Reformgesellschaft: 1960 – 1980
 Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
 Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?

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Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

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Die Nachkriegsgesellschaft: 1945 - 1960
„Traditionale Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Die formierte Gesellschaft
Homogene Gesellschaft, gemeinsame
Werte, einheitliche Kultur (Musik,
Kleidung, Wohnen), keine Toleranz
gegenüber Abweichung



Übergang durch
„Aufstand“ der ReformerInnen
Rebellion gegen traditionale Strukturen

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Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

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Die Reformgesellschaft: 1960 - 1980
„Moderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Kommunitarische Gesellschaft
Gemeinsame Verantwortung für alle
Bereiche der Gesellschaft, Solidarität (im
eigenen Land und mit der Dritten Welt),
Offenheit, Toleranz, Menschenrechtspakte

Übergang durch
 „Aufstand“ der Individualist/innen
 Rebellion gegen die Gesellschaft als
gemeinschaftliche Aufgabe


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Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990

formierte Gesellschaft
Reformgesellschaft
EGO-Gesellschaft
Kleinbürgergesellschaft

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Die EGO-Gesellschaft: 1980 - 1990
„Postmoderne Gesellschaft“


Vorherrschendes Gesellschaftsmodell:
Projekt „Ich“
Jede/r trägt die Verantwortung für sein/ihr Leben
(Bastelbiographie), es gibt unendlich viele
Chancen, man muss sie nur nützen, mehr
Verantwortung für den Einzelnen, Chancen auf
rasche Gewinne für gute Ideen



Übergang durch
„Aufstand“ der Modernisierungsverlierer/innen
Rebellion gegen den Verlust von „Beheimatung“

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Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
Konflikt zwischen Gesellschaftsmodellen

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Die Konfliktgesellschaft: 1990 - ?
„Post-postmoderne Gesellschaft“


Das Gesellschaftsmodell des
verunsicherten Kleinbürgers
Suche nach neuen Sicherheiten im gesellschaftlichen, religiösen und privaten
Bereich

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Besondere Merkmale unserer Gegenwart
(nach W. Palaver)

Das Rechts-Links-Schema der Zeit des Kalten
Krieges ist unbrauchbar geworden
 Globalisierung und Konkurrenz


– Konkurrenz als weltweites/globales Phänomen


Pluralismus
– auf lokaler und internationaler Ebene erfahren wir
heute eine plurale, multikulturelle Welt



Rückkehr der Religion in die Politik
– wir erfahren heute das Ende naiver Säkularisierungsvorstellungen

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Globalisierung und Konkurrenz


Globale „Ellenbogen-Gesellschaft“: weltweite
Konkurrenz (P. Thureau-Dangin)

– Gleichgültigkeit anstelle von Solidarität
– R. Dahrendorf: „Globalisierung bedeutet, dass
Konkurrenz groß- und Solidarität klein geschrieben
wird.“



Unterscheide:



Johannes Paul II. (Weltfriedenstag 1998)

– Globalisierung: multidimensionales Phänomen
– Globalismus: Vorherrschaft der Wirtschaft;
Verdrängung der Politik (Neoliberalismus)
– „Globalisierung in Solidarität, Globalisierung ohne

Ausgrenzung“

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Pluralismus
Wir leben weder lokal noch national oder international in einer homogenen Welt
 Das Neben-, Mit- und manchmal auch Gegeneinander verschiedener Kulturen (und Religionen) prägen unsere lokale, nationale,
europäische und internationale Welt
 Multikulturalität und Pluralismus gehören zu den
prägenden Kennzeichen unserer Welt


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Zahlen der letzten Volkszählung

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Rückkehr der Religion in die Politik


Rückkehr der Religion in die Politik

– 1979 iranische Revolution (Khomeini);
Fundamentalismus
– nach dem Kalten Krieg: religiös-politischer
Nationalismus
– Globalismus – Fundamentalismus (B. Barber: „Jihad
versus McWorld“)



Madeleine Albright, Der Mächtige und der

Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik
(2006)

– religiöser Analphabetismus ist gesellschaftlich
gefährlich



C. Bertram: „Gott auf dem Vormarsch“ (ZEIT,
August 2006)

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Katholische Soziallehre


Gegen Sozialismus

– positive Sicht der Konkurrenz; keine grundsätzliche
Ablehnung des Eigentums



Gegen Paläo- und Neoliberalismus

– Wettbewerb ist nicht oberstes Prinzip; Unterordnung
unter das Solidaritätsprinzip soziale Gerechtigkeit und

soziale Liebe

 es braucht einen sozialstaatlichen Rahmen für den
freien Markt und eine Zivilisation der Liebe
 Globalisierung: Erweiterung des Sozialstaats in
Richtung internationaler Kontroll- und
Leitungsorgane
– Wertordnung gegen Ökonomismus und
Konsumismus; Sein vor Haben; ewige Güter
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Katholische Soziallehre


Personalitätsprinzip
– der Mensch ist Individuum und Sozialwesen (Mater et
magistra 219)
– Mensch als geselliges Wesen



Neben Vernunft: Tradition, Religion/Glaube
– Fides et ratio; Deus caritas est



Kirche als globale Gemeinschaft lokaler
Gemeinschaften
– Subsidiaritätsprinzip (Quadragesimo anno 79)

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Gemeinsamer Nenner
Werterziehung
Verfassung
 Grund- und Freiheitsrechte
 Menschenrechte
 EU-Grundrechtscharta


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Legitimation und Verpflichtung


Zielparagrafen
z.B. SchOG, Art 14 Abs 5a B-VG



Verfassungsnormen: Grundwerte, -rechte
z.B. GG, StGG, EMRK, Grundrechtscharta



Schulgesetzgebung, Konkordate
(z.B. RUG)

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Kirchen und Staat
Kirchen als
 Staat als
„Unternehmer“ des
Unternehmer des
konfessionellen
konfessionell
Religionsunterrichts
neutralen
Ethikunterrichts
 Kirchen als Träger von
privaten Kindergärten,  Staat als Träger des
Schulen,
öffentlichen
Hochschulen,
Bildungswesens in
Universitäten
allen Bereichen


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Weltanschauliche Neutralität?
Sinn- und Wertfragen im Kontext:
 Weltanschauliche Neutralität als
Staatsfundamentalnorm
 Verhältnis Kirchen und Staat
 Erziehungsauftrag von beiden

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Ethische und religiöse Erziehung
in der Schule
Gegenargumente
Schule hat genug damit zu tun, Kindern
„objektives“ Faktenwissen zu vermitteln
Fragen der Ethik, Moral und Religion sind
zu subjektiv
Differenz zwischen „Kinder- und
Erwachsenenmoral“
Uneinigkeit selbst der Moralphilosophie


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Ethische Erziehung in der Schule
Argumente dafür
Schule hat gesetzlich-gesellschaftlichen
Auftrag für Mitwirkung an sittlicher und
religiöser Erziehung
Es gibt keine wertfreie Erziehung.
Das Verschweigen von Wertefragen ist
eine unzulässige Manipulation.
Beschäftigung mit Wertefragen stärkt
Eigenverantwortung


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Vielen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit

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