Lied- und Gesangbuchkunde

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Transcript Lied- und Gesangbuchkunde

Die Epochen der Gesangbuchgeschichte
kurzgefasste Übersicht
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Um 400 –– Altkirchl. Gesänge
„Gregorianik“
 Entstehung der christlichen Kirchen
 lateinisch
 einstimmig, unbegleitet, in „Kirchentonarten“
 Psalm, Hymnus, Tropus, Sequenz, Antiphon
 Bischof Ambrosius v. Mailand
 „Veni redemptor gentium“

3
1517 – Reformationszeit
(1)
Luther’s Rechtfertigungslehre (sola fide, sola scriptura,
sola gratia) als Kampf gegen den Ablass-Handel
 Erneuerung des Gottesdienstes (deutsche Sprache,
Beteiligung der Gemeinde)
 Spaltung der Kirche
 „Geistliche Volkslieder“, Gesangbuchlieder dienen als
„Transportmittel“ für reformatorisches Gedankengut

4
1517 – Reformationszeit
(2)
Texte vielfach durch Übertragung älterer Vorlagen
 in vielen Fällen abgeleitet von lateinischen Gesängen oder
deutschen Volksliedern. Textdichter selbst verantwortlich
für „Melodienbeschaffung“
 jetzt in deutscher Sprache!
 Martin Luther, Melanchthon, Speratus u. a.
 Genfer Psalter - Böhmische Brüder
 „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ (Luther)
 Es ist das Heil uns kommen her (Speratus)

5
1545 - Gegenreformation
(1)
Reaktion der römisch-katholischen Kirche: Neuordnung
der katholischen Lehre (Konzil v. Trient), Glaubenskriege,
Not, Tod, politische Wirren
 „Wir“-Lied; Hauptthemen: Einigkeit und Bestärkung im
Glauben, Kampf um die reine Lehre, aber auch: Lieder
vom Sterben und von der Ewigkeit
 Gegen Ende des Jahrhunderts: Entstehung des
Kantionalsatzes
 Allmähliche Trennung Texter / Komponist

6
1545 - Gegenreformation
(2)
Entstehung sprachlicher Besonderheiten wie des
„Akrostichons“ (Anfangsbuchstaben der Strophen ergeben
neues Wort, z. B. EG 523, Valet will ich dir geben)
 Philipp Nicolai

Wie schon leuchtet
der Morgenstern
7
1618 - Zeit des Dreißigjährigen Krieges
Kriegsnöte in Deutschland, großes persönliches Leid
 Textmerkmale wie vorher, jedoch thematisch noch stärker
beeinflusst von persönlichen Schicksalen und eigenem
Empfinden („Ich-Lied“)
 Melodien beeinflusst durch die beginnende Zeit des
„Generalbasses“: Melodie setzt jetzt akkordische
Begleitung voraus. Beginn einer „Wort-Tonbeziehung“

8
1618 - Zeit des Dreißigjährigen Krieges
Starker Einfluss durch die „Opitz’sche Sprachreform“:
genaue Regeln für die sprachliche Beschaffenheit der
Texte
 Paul Gerhardt / Johann Crüger
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“

9
1675 - Pietismus
Neue Priorität: die „Reinheit des Herzens“ ist wichtiger als
die der „Lehre“. Persönliche Frömmigkeit wichtiger.
„Erweckung“ wird zum Begriff.
 Übersteigerte Jesus-Liebe (nach dem Vorbild des
Hoheliedes) charakterisiert die Texte; heute als
„schwülstig“ empfunden
 Mit der Verlangsamung des Gemeindegesangs verflacht
die rhythmische Gestalt („isometrische“) Melodien. Sexte
und Septe als neue Ausdrucksmittel

10
1675 - Pietismus
Überall im Gottesdienst üblich: beim Gemeindegesang
werden zwischen den Choralzeilen Zwischenspiele
eingefügt.
 Nikolaus Graf von Zinzendorf

Herz und Herz vereint zusammen
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1750 - Aufklärung (Rationalismus)
Vernunft, Moral, Tugend als „Schlagworte“. Verflachung
von Liturgie und Gottesdienst
 fast alle älteren Lieder werden umgedichtet
 Schrumpfung des Melodienbestandes auf wenige
„Standards“, die für alle Texte herhalten müssen.
Wenig Neues

12
1750 - Aufklärung (Rationalismus)
Auch hier Orgelzwischenspiele zwischen den Choralzeilen
 Christian Fürchtegott Gellert

So jemand spricht: ich liebe Gott
13
1800 - 19. Jahrhundert (Restauration)

a) Historismus, Rückwendung
im „lutherischen“ Geist
Philipp Spitta
O komm, du Geist der Wahrheit

b) geistliches Volkslied im „romantischen“ Volkston
Julie Hausmann, Friedrich Silcher
So nimm denn meine Hände

Beginn der hymnologschen Forschung; Tendenzen zum
Einheitsgesangbuch „Eisenacher Entwurf“)
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1900 – ca. 1960
Zeit der Weltkriege
 geprägt durch „Bewegungen“ am Anfang des
Jahrhunderts: liturgische Bewegung – Singbewegung –

Orgelbewegung, auch Jugendbewegung (Wandervogel)
Texte sind stark rückwärts orientiert, aber auf
sprachlich sehr hohem Niveau (Jochen Klepper)
 archaisierende Wendungen (Rudolf Alexander Schröder)
 Melodien im „reformatorischen“ Ton (auch mit
Kirchentonarten)

15
1900 – ca. 1960
Gemeinsames Gesangbuch:
vom „Deutschen Einheits-Gesangbuch“ (DEG) zum
„Evangelischen Kirchen-Gesangbuch“ (EKG)
 Jochen Klepper

Die Nacht ist vorgedrungen – Er weckt mich alle Morgen
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1960 bis zur Gegenwart - Neuzeit
„Liederfrühling“
 neue Gottesdienstformen,
 Belebung in Kirche und Kultur,
 neue Kirchen
 neue Orgeln
 neue technische Möglichkeiten (Print-Medien!)
 Starker Einfluss aus Jazz, Beat, Pop und Rock.

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1960 bis zur Gegenwart - Neuzeit
Kirchentage als „Startchance“ zur Verbreitung neuer
Lieder („Komm, Herr, segne uns“)
 Einzug umgangssprachlicher Wendungen, oft Verflachung
 gegen Ende des Jahrhunderts: neue Themen

– Erhaltung der Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit
– ökumenische Tendenzen
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1960 bis zur Gegenwart - Neuzeit
Einflüsse populärer Musikstile:
Synkopen und „Blue Notes“ aus dem Jazz
 Trennung in Strophen und Refrain aus dem Schlager.
 Orgel nicht mehr alleiniges Begleitinstrument
jetzt auch auch Klavier, Keyboard, Band
 Neues Evangelisches Gesangbuch (EG)
 Martin Gotthard Schneider - Danke für diesen guten Morgen
 Seit ca.1990 Gospelchöre

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Und wie geht es weiter?
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