Die 5. Sprachfȁhigkeit: Die Rolle soziokulturellenWissens

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Die 5. Sprachfähigkeit:
Die Rolle soziokulturellenWissens und
Könnens im Fremdsprachenerwerb
Arizona AATG Tagung
Flagstaff, Arizona
6. September 2014
Renate A. Schulz, Ph.D.
Professor Emerita, University of Arizona
[email protected]
Übersicht:
• Hauptziel des Fremdsprachenunterrichts?
• Definitionen: Interkulturelle Kompetenz? Kultur? Interkulturelle
Kommunikation? “Kultur” im Sprachgebrauch? Soziokulturelles
Wissen?
• Warum ist “Kultur”--also das sozio-kulturelle Wissen und Können-- für
das Sprachenlernen und für den Sprachgebrauch wichtig?
• 5 Lernziele mit Vorschlägen zur Kultur-Didaktik
Hauptziel des FU
= interkulturelle
Kommunikation
Ziel der interkulturellen Kommunikation
= gegenseitige
Verständigung von Menschen
verschiedener kultureller Gruppen
Interkulturelle Kommunikation benötigt
interkulturelle Kompetenz
” intercultural competence” is comprised of the knowledge,
experiences, behaviors, skills and attitudes that enable
individuals to communicate effectively and appropriately in
intercultural situations – i.e., in a setting where individuals of
two or more cultural backgrounds interact and try to
communicate, such as Germans and Mexicans. (Schulz, 2007)
[Interkulturelle Kompetenz" besteht aus dem Wissen, den
Erfahrungen, Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Einstellungen,
die es ermöglichen, sich in interkulturellen Kontexten (also in
Situationen, wo Personen aus zwei oder mehreren
verschiedenen Kulturen interagieren) effektiv und angemessen
miteinander zu verständigen, wie z.B. Deutsche und Mexikaner.]
Definitionen
Was ist “Kultur”?
Ergebnis einer Google-Suche?
Was ist “Kultur”? #1
• Cultures are structured systems of patterned behavior…/that/… have
form, meaning and distribution.
(Robert Lado, 1971, in Heusinkveld, 1997, S. 40, 41).
Strukturierte Systeme von Verhaltensmuster
Handlungen mit erkennbarer Form und Bedeutung
Bestimmt vom Kontext
Beispiele:
Was sagt man zu wem und in welchem Kontext?
• Bei der Hochzeitsfeier des Chefs? des Bruders?
• Als Entschuldigung für eine versäumte Verabredung mit der Mutter? Der
Chefin? Der Professorin?
• Bei einer Beschwerde im Hotel (z.B., kein heisses Wasser)?
• Wie gratuliert man zum Schulabschluss, zur Kommunion/Konfirmation/Bar
mitzvah?
Form? Meaning? Distribution?
Was ist “Kultur”? #2
Culture is comprised of the COMMON
PRODUCTS, PRACTICES AND
PERSPECTIVES of a GROUP of people.
(Standards for Foreign Language Learning in the 21st Century, 2005).
Kultur besteht aus den gemeinsamen Produkten, Verhaltensweisen und
Perspektiven (Überzeugungen/Wertsysteme) einer Gruppe
Kulturgeprägte Perspektiven
• Importance of time/punctuality (time is a non-renewable resource) vs.
importance of human interaction
• Materialism vs. thriftiness (frugality)
• Equality of opportunity vs. opportunity determined by caste or class
membership
• Matriarchy vs. patriarchy vs. equality
• Free market economy (capitalism) vs. socialism (ownership and control of
economy by state)
• Competitiveness vs. collaboration
• Age vs. youth
• Optimism (in the future things will change for the better) vs. pessimism
(the best times are gone)
• Adapted from Gary Althen (2003). American Ways: A Guide for Foreigners
in the United States, sec. ed.
Welche Aspekte einer Kultur sind sichtbar?
Welche sind unsichtbar aber trotzdem geprägt von
bestimmten Einstellungen, Überzeugungen oder
Wertsystemen (Perspektiven)?
• Identitätsbegriff
• Religiöse Überzeugungen
• Verständnis von Zeit, Zeitkonzepte
• Wertstellung der Familie
• Reinlichkeitsverständnis
• Festtagstraditionen
• Konzept von Schönheit
• Jugendmode
Religiöse Ritualien
Umgangsformen beim Essen
Bedeutung von Freundschaft
Literarische Werke
Erziehungsmethoden
Gerechtigkeitsbegriff (Was ist
fair?)
Respektsbezeugungen
Schamgefühl
Was ist “Kultur”? #3
[Culture is an] integrated pattern of human behavior that
includes thoughts, communications, language[s], practices,
beliefs, values, customs, courtesies, rituals, manners of
interacting and roles, relationships and expected behaviors of a
racial, ethnic, religious or social group; and the ability to
transmit the above to succeeding generations.
(Goode, Sockalingam, Brown, and Jones, quoted in Peterson and Coltrane, 2003, p.
1)
[Kultur ist ein] integriertes Muster des menschlichen Verhaltens, das Gedanken, ,
Informationen, Sprache[n], Verhaltensweisen, Überzeugungen, Werte, Bräuche,
Höflichkeiten, Rituale, Interaktionsregeln enthält, sowohl als Rollenmuster,
Beziehungen und erwartete Verhaltensweisen einer rassischen, ethnischen,
religiösen oder sozialen Gruppe, und die Fähigkeit, die oben genannten Werte an
die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.]
Was ist “Kultur” Im Kontext des
Fremdsprachenunterrichts?
Begrenzung der anthropologischen Definition:
Welche Aspekte einer “Kultur” sind wichtig für den Sprachgebrauch
(d.h. für die Kommunikation)?
Welche Produkte? welche Verhaltensweisen? welche Perspektiven?
Welche Aspekte sind lehrbar oder lernbar?
Wichtige Prinzipien für den Kulturunterricht:
1. Kulturgeprägtes Verhalten bestimmt was für
eine Gruppe als “normal” akzeptiert wird.
• Musik und Tanz im Friedhof?
• Sie tragenTennisschuhe bei einer Beerdigung?
• Selbstbedienung am Kühlschrank? (als Gast)
• Mittagessen um 16 Uhr?
2. Wichtig! Verhaltensweisen können
unterschiedlich sein, je nach
• Alter
Geschlecht
• Rasse/Ethnizität
Bildungsniveau
• Religion
Soziale Position (“power”, Einkommen)
• Ort/Herkunft (geographische Region und Sprachvariante, Stadt vs.
Land, geographische/historische oder psychologische Nähe zu einer
anderen Kultur, z.B. Mexiko – USA; Deutschland – Österreich; }
• Zeitpunkt (Vergangenheit oder Gegenwart)
3. Wichtig! Zeitliche Faktoren: “Kultur” ist
dynamisch und ändert sich laufend.
Beispiele:
• Produkte ? (z.B. Sprache? Sprachgebrauch? Formen der
Kommunikation? “typische” Gerichte? Mode/Kleidung?).
• Verhaltensformen? (Rolle der Frau? Rolle des Mannes?
Kindererziehung? wie man sich benimmt? Geschäftsöffnungszeiten?
Einkaufsmöglichkeiten?)
• Perspektiven? (“uneheliche” Kinder? “House husbands”? Rolle des
Staates? Ehe? Selbstbestimmung? Zeit ist Geld!
Kultur im Sprachunterricht
Warum ist Kultur-- also, das sozio-kulturelle Wissen und Können, für
das Sprachenlernen und für den Sprachgebrauch wichtig?
Sprache, Kultur und Kommunikation
It’s almost impossible to send a message that does not have at
least some cultural content, whether it’s in the words themselves,
in the way they are said, or in the nonverbal signals that
accompany them. And even if it were possible to send a
message without any cultural content, it’s not possible to receive
one without passing it through the filter of one’s own cultural
conditioning. All of which means that host country people may not
interpret everything you say the way you meant it. And vice
versa.
(Culture Matters: The Peace Corps Cross-Cultural Handbook, not dated, p. 75)
Die 4 Sprachfertigkeiten sind ungenügend für die
effektive interkulturelle Kommunikation
• Kommunikation ist nicht das Aneinanderreihen -- nach bestimmten
grammatischen Regeln -- von Wörtern, die man im Wörterbuch findet!
• z.B., Mensch, die spinnt! Das ist aber ein Warmduscher.
Mein Lehrer hat ‘nen Vogel. Bei dem piepst es wohl.
Um uns gebührend zu verständigen brauchen wir nicht nur sprachliche
Kompetenz (also eine verständliche Aussprache, ein ausreichendes
Vokabular, grammatisches und syntaktisches Wissen und Können), wir
müssen auch wissen, was man zu wem, wo, wann, wie und unter welchen
Umständen sagen kann, und wie man sich in bestimmten Umständen
gebührend benimmt.
Zum Beispiel:
• Was sind Tabu Themen in deutschsprachigen Ländern? In USA?
• Was bezeugt Höflichkeit? Die Sprache der Höflichkeit?
• Wann fühlt sich ein Deutscher/Amerikaner beleidigt? Schimpfwörter
(welche sind akzeptabel in welchem Kontext?)
• Wie begrüßen sich junge Leute? Ältere Leute? Familienmitglieder?
Freunde? Frauen? Männer? Personen in verschiedenen Macht- oder
Autoritätspositionen?
Kulturelle Komponente im kommunikativen
Akt
Kontext
Handlung
Form
Verstaendnis
Outcome
• Wer? (Personen)
• Wo? (Ort und Kommunikationsmedium)
• Warum? (Grund/Ziel der Interaktion)
• Was? (Inhalt)
• Wie? (Kommunikationsmittel: Sprachlich/Gestik/Augenkontakt/Intonation/Lautstärke, Schweigen, Körperkontakt,
Zeitverstndnis, Kleidung, Haltung, formell/informell, usw.)
• Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx FILTER DER EIGENEN KULTUR
• Bedeutung/Deutung
• Resultat
Geschriebene/sichtbare Kommunikation
• rhetorische Konventionen, Formalität, Textorganisation, Satzlänge,
usw.
• Bildsprache/Symbolik:
z.B., internationale Symbole?
kulturspezifische Bilder/Symbole?
Die Rolle der Lehrenden in der Entwicklung
interkultureller Kompetenz?
Pädagogische Ziele:
• Bewusstsein der Lernenden erwecken für die kontextuelle Rolle in Interaktion
und Kommunikation: Machtverhältnisse, Altersunterschiede, Geschlecht,
Bildung, sozio-ökonomischer Status, geografische Region, Sprachvariante
• Bewusstsein erwecken für Relativität kultureller Aspekte
• Bewusstsein erwecken dass sich kulturelle Phänomene mit der Zeit ändern
können
• Blickpunkt nicht nur auf sprachliche (grammatische) Richtigkeit sondern auf
Angemessenheit im interkuturellen Sprachgebrauch
• Verminderung stereotypischer Generalisationen durch Beweiserbringung
• Entwicklung einer global(er)en Perspektive
Kulturelles Lernen als dynamischer Prozess
‘culture learning’ is:
The process of acquiring the culture-specific and culture-general knowledge, skills, and
attitudes required for effective communication and interaction with individuals from
other cultures. It is a dynamic, developmental, and ongoing process which engages
the learner cognitively, behaviorally, and affectively (Paige et al., 2003, p. 177).
[Bei kulturellem Lernen handelt es sich also nicht hauptsächlich um das
Erlernen von Fakten, sondern es ist ein dynamischer Entwicklungsprozess mit
kognitiven (Wissens) und psychologischen Komponenten (Einstellungen) und
Verhaltensweisen/Handlungen (Können).]
Welches Wissen erleichtert die interkulturelle
Kommunikation?
• Kulturspezifische Produkte (z.B. Sprache, Literatur/Kunst, Mode/Kleidung,
Symbole, Nahrungsmittel, usw.)
• Kulturspezifische Verhaltensweisen/Umgangsformen (z.B.
Soziolinguistische/soziokulturelle Faktoren: Was man zu wem in welchem
Kontext sagen kann/darf/sollte. Wie man sich in bestimmten Situationen
verhalten sollte.)
• Kulturspezifische Perspektiven (Wertsysteme und deren Ursprung) Das
“warum” der Produkte und Verhaltensweisen.
z.B. Akzeptanz von “government regulations” im deutschen und
amerikanischen Kulturgebiet? Bedeutung von persönlicher Freiheit?
Einstellung gegenüber Jugendlichen und Alkoholkonsum?
Prinzip der Kulturpädagogik: Entwicklung einer
global(er)en Perspektive durch Vergleiche,
Reflektion, kritisches Denken
Vergleiche machen zwischen Heim- und Zielkultur:
• Das ist genau so wie bei uns.
• Das ist ähnlich wie bei uns.
• Das ist anders als bei uns. Hypothesen zu dem möglichen “warum”
(den möglichen Gründen) für die Unterschiede. (Achtung! Die
Begründing für kulturelle Unterschiede ist oft sehr komplex! Wichtig
ist die Einsicht, dass es Gründe gibt.)
Meinungen/Hypothesen mit Beobachtungen/Beweisen/Daten
unterstützen. Meinung/Hypothese revidieren, wenn notwendig.
Lernziel #1
Deutschlernende erkennen Stereotype und Verallgemeinerungen über
die Heim- und Zielkultur(en) und beurteilen diese in Bezug auf
‚Beweise’ (Beobachtungen), d.h. die Menge und Validität vorhandener
Daten.
• Die Deutschen sind (essen, sagen, meinen….) ….
• In Mexico kann man…..
• Die Amerikaner glauben….
• Lateinamerikaner ….
“According to a 2013 BBC poll, Germany is the most positively
viewed country on earth. Indeed, Germany today is a far cry
from the lederhosen-and bratwurst caricature of yesteryear
and further still from its midcentury legacy of persecution and
genocide. Americans see today’s Deutschland as a bastion of
environmentalism, cutting-edge architecture, efficient public
transportation, bike paths that actually work, effortlessly cool
haircuts, relaxation about public nudity, and a general standard
of living that is higher than most of ours… Oh, and Bier. Lots
and lots of Bier.”
(Rebecca Schuman, The Chronicle of Higher Education, August
21, 2013, chronicle.com/article/Dot-Ditch-Deutsch/141201/).
Yang Liu Iconography: Deutschland & China
Stereotype oder Wirklichkeit?
Vergangenheit oder Gegenwart?
Beweise?
Kulturelle Vergleiche: Size of individual’s ego
(Yang Liu iconography )
Complexity of self expression (Rhethorischer
Stil/Handlungsweise)
How Germans and Chinese see one another
Lifestyle: Independent vs. dependent:
(Individuum vs. Gemeinschaft)
Problem solving approach
The volume of sound in a restaurant
(Lautstärke)
How to stand in line (zielgerichtete Ordnung)
Attitude toward punctuality: Zeitverständnis
The evolution of transportation over the last
three decades (Transportentwicklung)
Wie kann man Stereotype verhindern???
oder vermindern?
Bewusstsein erwecken:
• In wie fern ist die Person (benimmt sich “der/die Andere”) wie die meisten
anderen Menschen auf der Welt? D.h. in wie fern ist das Benehmen/ die
Handlungsweise einer Person universal?
• In wie fern ist die Person (benimmt sich “der/die Andere”) wie viele andere
Menschen der “fremden” Kultur? D.h. in wie fern ist das Benehmen/die
Handlung kultur-spezifisch?
• In wie fern ist die Person (benimmt sich “der/die Andere”) wie sonst wenig
andere? D.h. in wie weit ist die Handlungsweise ideosynkratisch?
Lernaktivität: Stereotype - Fakten vs.
Meinungen
Lernende sammel stereotypische Behauptungen über die eigene und andere Kulturen in Interviews oder
Umfragen.
Ist die Behauptung eine Tatsache oder eine Meinung? Wahr, oder nicht wahr (belegbar durch Fakten)? Wenn
die Behauptung nicht richtig ist, machen Sie Korrekturen. Unterstützen Sie Ihre Meinung mit Beweisen.
• Amerikaner sind sehr freundlich und hilfsbereit.
• Die deutschsprachigen Länder sind reiche Länder.
• Die Bevölkerung Deutschlands ist sehr homogen, d.h. außer Touristen und reisende Geschäftsleute gibt es
kaum Menschen verschiedener Ethnizität oder Sprachen.
• In Deutschland gibt es keine Korruption
• Mexikaner sind korrupt.
• Die Deutschen sind unpersönlich.
• Deutsche Frauen haben genau die gleichen Rechte und Verantwortungen wie deutsche Männer.
• Der 2. Weltkrieg war ausschlaggebend für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands.
• Das deutsche Bildungssystem ist das Beste in der Welt.
• Das Nationalmenu der Amis besteht aus Hamburger. Bier ist das Nationalgetränk Deutschlands.
Lernziel #2
Deutschlernende entwickeln und demonstrieren ein Bewusstsein dafür,
dass situative Variablen (z.B. kontext- und rollenverhältnisbezogene
Erwartungen, einschließlich unterschiedlicher Machtverhältnisse, und
soziale Variablen wie u.a. Alter, Geschlecht, Bildung, soziale Klasse,
Religion, Ethnizität und Wohnort) kommunikative Interaktion (verbal,
nonverbal und paralinguistisch) sowie Verhaltensweisen auf
entscheidende Weise prägen.
Beispiele: kontext- und
rollenverhältnisbezogene Erwartungen
• Unterschiedliche Status/Machtverhältnisse?
• Alter?
• Geschlecht?
• Bildung/ soziale Klasse?
• Religion?
• Ethnizität?
• Wohnort?
• Zeitliche Faktoren?
Alles ist relativ!?
Benutzen Sie eine Skala von 1 (untypisch) bis 5 (völlig zutreffend), und kreuzen Sie auf dieser Skala
an, welche Überzeugungen und Werte Sie für repräsentativ (zutreffend) für Teenager aus der
Mittelklasse Ihrer eigenen Kultur halten, und welche Sie für repräsentativ für Teenager aus der
Mittelklasse der deutschsprachigen Kultur(en) halten. Vergleichen Sie Ihre Einschätzungen mit
denen der anderen Kursteilnehmer. Gibt es große Unterschiede (z.B. von mehr als einem Punkt) bei
den Bewertungen? Versuchen Sie Gründe für diese Unterschiede zu finden. Vergleichen Sie Ihre
Einschätzungen mit denen Ihrer Eltern und anderer Erwachsener. Diskutieren Sie Beispiele, wie sich
z. B. Patriotismus oder Tierliebe in der eigenen und in den deutsch-sprachigen Kulturen
manifestieren.
Werte der Zielkultur(en) und der eigenen (Sub-)Kultur(en): D = Deutschland; A = USA
_________________________________________________________________________________
1
2
3
4
5
untypisch
völlig zutreffend
Beispiele kulturgeprägter Perspektiven die
unsere Handlungen beeinflussen:
• Individualismus vs. Kollektivismus
• Selbständigkeit vs. Vertrauen auf Gruppe
• Formell vs. informell
• Vergangenheitsorientiert vs. zukunftsorientiert?
• Indirekter vs. direkter Kommunikationsstil?
• Theoretisch vs. prakisch-orientiert?
• “task”-orientiert vs. personenorientiert?”
• “low-power” Distanz vs. “high power” Distanz
Lernziel #3
• Lernziel IV: Deutschlernende entwickeln und demonstrieren ein
Bewusstsein dafür, dass jede Sprache und Kultur kulturabhängige
Symbole, Bilder, Ikone und kulturspezifische Konnotationen und
Assoziazionen (Metaphern), zu manchen Wörtern, Sprichwörtern,
idiomatischen Wendungen und Gesten hat.
Beispiele?
• kulturgeprägte Symbole?
Deutschland?
USA?
Mexiko?
• Ikone?
• kulturspezifische Konnotationen und Assoziazionen (Metaphern),
Sprichwörter, idiomatische Wendungen?
• Gesten?
Lernaktivität: Transkulturelle Symbole
Mit Hilfe von Zeitschriften und Internet entwickeln Lernende Bildlisten von
transkulturellen Symbolen mit Erklärungen.
• z.B. der deutsche Michel, die Mauer, Brandenburger Tor, Neuschwanstein,
Mercedes Stern, Blumensymbolik, Hakenkreuz
• Mikey Maus, Freiheitsstatue, Uncle Sam, MacDonald
• Don Quijote, Moctezuma, Maispflanze, Chacmul, Pyramide del Sol
• Eiffelturm, Mona Lisa
• Kreuz, Davidstern, Mondsichel, Buddha
Lernaktivität: Globale kulturelle Ikone
• Mit Hilfe von Medien, Familienmitglieder, Nachrichten, Textbücher usw.,
Lernende machen Listen von kulturellen Ikonen und erklären deren Rolle in
Kultur, Geschichte, Politik, Sport, usw.
• Klassen mit social media Kontakten in deutschsprachigen Ländern sammeln
Listen oder Fotos von “kulturellen Ikonen” in der eigenen Kultur (oder
international) und tauschen diese mit ihren “pen pals” aus.
z.B. Karl Marx, Martin Luther, Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Jr.,
Sigmund Freud, Beethoven, Abraham Lincoln, Louis Armstrong, Botero,
Picasso, Hidalgo, Juarez, Frida Kahlo, Elvis Presley, Kleopatra, Bin Laden,
Beispiele: Kulturspezifische Konnotationen und
Assoziazionen (Metaphern), Sprichwörter,
idiomatische Wendungen?
• Gemütlichkeit, Kaffeefahrt, Weltschmerz, Autobahn, Blitzkrieg
• Sprache kann als politisches Mittel dienen. So z.B. gibt es viele Beispiele
der DDR Sprache: Anti-faschistischer Schutzwall. Niethose (Siehe:
Weitgehend ausgestorben: DDR Sprache; DW Audio 5.23)
• Assoziazionen: 1968, 1914, 1945, 1989
• Konnotationen: Positiv oder negativ? Fuchs, Kuh, Kamel, Esel, Ochs, Maus,
Schlange, Totenkopf, “Made in Germany”
• Methaphern: Deutschenschwemme, Warmduscher,
Beckenrandschwimmer, politischer Erdrutsch
• Sprichwörter: Zeit ist Geld. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht
wert. Ordnung muss sein. Morgenstund hat Gold im Mund.
Lernziel #4
• Deutschlernende entwickeln und demonstrieren ein Bewusstsein für
mögliche Anlässe und Gründe (linguistische und nichtlinguistische),
die zu interkulturellen Missverständnissen zwischen Mitgliedern
verschiedener kulturellen Gruppen führen können.
Beispiele
• Sie sprechen den Mann Ihrer Chefin mit “du” an.
• Sie fragen Ihre Professorin oder Ihren Professor nach ihrer/seiner Religion?
Ihrem/seinem Alter? Ihrem/seinem Einkommen? Ihrer/seiner sexuellen
Preferenz?
• “Ich liebe dich.”
• “Ich komme mit meinem Freund.” vs. “Ich komme mit einem Freund.”
• Sie bringen den Hund Ihres Gastgebers mit ins (amerikanische) Restaurant.
• Zeitbegriffe?
• Tabu Themen unter Freunden? In der Familie? Im Lift?
Lernziel #5
Deutschlernende entwickeln und demonstrieren ein Bewusstsein dafür, dass
geografisch/wirtschaftliche, historisch/politische, sozial/religiöse Faktoren, sowo
als auch transkulturelle Faktoren (d.h., der Einfluss anderer Kulturen auf die
Zielkultur) einen Einfluss auf Produkte, Handlungsweisen (einschließlich des
Sprachgebrauchs und Kommunikationsstils) und Einstellungen einer kulturellen
Gruppe haben.
Einfuss auf Perspektive von Geographie und/oder Geschichte einer kulturellen Gruppe
Geographie &
Geschiche
•bilden
Grundlage
kultureller
•Phaenomenne
Weltanschauung
Werte
Einstellungen
Ueberzeugungen
•determinieren
•moegliche
Kulturgepraegte
Produkte &
Praktiken
Einfluss geografisch/wirtschaflicher Faktoren
auf (Sprach)“Kultur”
Geografie = Lage, Grenzen, Klima, Bevölkerung,
Rohstoffe/Agrarprodukte, Industrie, Import/Export, GNP
USA?
Deutschsprachige Länder?
Einfluss historisch/politischer Faktoren auf
“Kultur”
Wichtige Ereignisse, Personen, Schauplätze der Vergangenheit, die zur
kulturellen Identität beigetragen haben
USA?
z.B. Kulturelle Identität
Deutschsprachige Länder?
Einfluss sozial/religiöser Faktoren auf Kultur
USA?
z.B. Familiengröße
Lebenserwartung
Mobilität
Soziale Versorgung
Bildungssystem
Fest- und Feiertage
Deutschsprachige Länder?
Einfluss transkultureller Faktoren auf “Kultur”
• In Sprache:
z.B. Kindergarten, Sauerkraut, Weltschmerz, Tannenbaum, Angst, Blitzkrieg, Bratwurst, etc.
mañana, machismo, siesta, guerrilla, basta, adios, mucho, fiesta, taco, torero, amigo, ay
caramba, mi casa es su casa, etc.
Political correctness, bowling, internet, T-shirt, hit parade, marketing, lap top, software,
internet, modem, fitness, marketing, recycling, ketchup, sandwich, pullover, feedback,
texting, download, hardware, check (checkear, checken), cinema, test, etc.
Transkultureller Einfluss auf Jugendsprache?
• Auf Verhaltensweisen?
• auf Kleidung?
• Auf Nahrung?
• Auf Unterhaltung? Pop-Kultur? (Musik? Tanz? Sport? Usw.)
Zusammenfassung
Hauptprinzipien der Kulturpädagogik
– Kritisches Denken durch Vergleiche der Heim- & Zielkultur(en)–
einschl. Sprache(n) -- mit Beweiserbringung
(Beobachtungen/Datensammlung) und Reflektion
--aktive Mitarbeit der Lernenden (individuell und als Gruppe)
Kulturvergleiche: Beispiele von Materialien
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Nationalhymne
Kinderliteratur
Speisekarten
Fahrpläne
Werbetexte
Kataloge
Ratschläge (advice columns)
Gesetze
Stadtpläne, Landkarten
Telefonbücher
Poster
Straßenkunst (Graffiti)
Themen und Melodien der Pop-Musik
Touristenbroschüren
Literatur (Märchen, Geschichten, Gediche)
Filme, TV Serien
Nachrichten
Wohnkultur (z.B. mit Katalogen)
Stadtbilder (Häuser/Monumente)
Statistisches Bundesamt www.destatis.de
Knigge “Wie man sich benimmt”
usw.
Was ist wie bei uns?
Was ist ähnlich?
Was ist anders? Erklärbare Gründe?
Beispiele: Lernaktivitäten im interkulturellen
FU – Interaktion/Kollaboration/Diskussion
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Beobachtungen (Internetsuche, Filme, Interviews, Dokumente, Medien usw.),
Reflektion (Hypothesen erstellen – warum?)
Vergleiche machen (intra- & interkultuelle z.B. mit Statistiken)
Hypothesen erstellen – Beweise suchen -- Hypothesen revidieren
Meinungsumfragen, Interviews
Listen erstellen (z. B., Internationalismen, Sprichwörter, Symbole, historische Personen)
Datensammlung: z.B. Internetsuche, Statistiken, Interviews, Meinungsumfragen,
Exploration mit literarischen, journalitischen, und Werbetexten, Poster, politischen
Karikaturen, Listen von Sprichwörtern, Metaphern, Internationalismen, usw.
• Berichte, Diskussionen, Ausstellungen, Portfolios
• Simulationen/Rollenspiele/critical incidents; discourse completion tasks
• Social media Austausche
Fragen? Kommentar?
Vielen Dank!
Literatur
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