240, 25 II StGB

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Transcript 240, 25 II StGB

Klausur S 183 Strafrecht
SS 2011
Friedrich Toepel
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1. Tatkomplex: Erwerb des Haschisch
vom D
A. Strafbarkeit des A
I. § 263 I StGB (bzw. §§ 263 I, 22, 23 I
StGB) gegenüber und zu Lasten des D
durch Vorzeigen des 50 EUR-Scheins
1. Konkludente Täuschung, Irrtum +,
2. Vermögensverfügung: nicht schon durch Vorzeigen des Scheins
Irrtums nicht ursächlich für
Gewahrsamsverlust
erst später durch weiteres deliktisches
Verhalten (Reißen!)
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II. §§ 263 I, 22, 23 I StGB aufgrund
desselben Verhaltens
Tatentschluss:
bezüglich Vermögensverfügung: A wollte das Päckchen durch Reißen aus der
Hand an sich bringen,
Täuschung  Beabsichtigung einer
Vermögensverfügung, nur
Gewahrsamslockerung (Haschisch aus der
Tasche holen)
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III. §§ 249 I, 22, 23 I StGB durch Zerren an
dem Haschischpäckchen
1.Vorprüfung:
a) Versuch strafbar
b) durch Zerren noch keine Vollendung
2.) Tatentschluss, Vorsatz bezüglich
a) Tatobjekt:
fremde bewegliche Sache?
Fremd =
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1 nicht im Alleineigentum des Täters
stehend,
2 nicht herrenlos
3 noch eigentumsunfähig (=
verkehrsunfähig)
Hier: Haschisch könnte verkehrsunfähig
sein
aa) Teil der Lit. (MK-StGB/Schmitz, § 242
Rdnr. 14):
illegal erworbenes Rauschgift =
verkehrsunfähig,
§ 29 BtMG i. V. m. § 134 BGB verhindert
jede Verfügung rechtlicher Natur
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bb) h. M. (BGH NJW 2006, 72):
Verkehrsunfähig = nur Sachen, die ihrer
natürlichen Beschaffenheit nach nicht
Gegenstand eines Eigentumsrechts sein
können, ( Beisp.: frei fließendes Wasser)
hier danach: eigentumsfähige Sache +
befand sich im Eigentum des H: §§ 953, 99
oder 950 BGB
diese Erwerbsart wird nach h. M. durch
§ 134 BGB nicht gehindert.
b) Gewalt gegen eine Person:
aus der Hand Reißen = unproblematisch +
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c) Wegnahme: Vorsatz ebenfalls
unproblematisch
d) Finaler Zusammenhang +
e) Zueignungsabsicht +
3.) unm. Ansetzen gem. § 22 StGB +
4.) Rw, Sch +, strafbar gem. §§ 249 I, 22,
23 I StGB +
IV. §§ 253, 255, 250 Abs. 2 Nr. 1, 25 II StGB
durch Vorhalten der Pistole durch F und
Aufheben des Päckchens durch A
1.) obj. Grundtb.:
a) qualifizierte Drohung +
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b) dadurch kausal zum Fallenlassen des
Päckchens:
aa) h. L.:
Päckchen fallenlassen =
Vermögensverfügung?
Überwiegend: eher nicht,
Es wird für eine Vermögensverfügung eine
„(Rest-)Freiwiligkeit“ verlangt
(a. A. Rengier: verlangt zwar
Vermögensverfügung, grenzt aber nach
äußerlichem Erscheinungsbild wie Rspr. ab,
daher hier Weggabe)
je nachdem, welcher Variante der h. M.
gefolgt wird, + oder -;
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bb) Rspr.:
Verlangt keine Vermögensverfügung
grenzt nach äußerlichem Erscheinungsbild
ab
hier Weggabe
(Fallenlassen unter den Umständen
Aufgabe des Gewahrsamswillens, nicht
bloße Gewahrsamslockerung)
daher nach Rspr. kein Raub, sondern nur
räuberische Erpressung
Wer Weggabe bzw. Vermögensverfügung
bejaht hat, muss weiterprüfen:
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c) Schaden: +,
nach h. M. auch unerlaubter Besitz von
Betäubungsmitteln = Vermögenswert
d) Zurechnung von Fs Verhalten aufgrund
von § 25 II StGB?
aa) Arbeitsteiliges Zusammenwirken:
Täterwille und Tatherrschaftslehre +
bb) aber: Gemeinsamkeit des
Tatentschlusses?
Gemeinsamer Tatentschluss kann auch
noch während der Tat bis zur Beendigung
durch konkludente gemeinsame
Tatausführung hergestellt werden.
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Rspr.: sukzessive Mittäterschaft (nach
Gewahrsamswechsel durch Fallenlassen =
Vollendung), Tun des später Eintretenden muss
nur noch auf den weiteren Ablauf des
Geschehens Einfluss haben können
A hebt billigend Päckchen auf und steckt es ein
= reicht für gemeinsamen Tatentschluss,
Mittäterschaft +
(anders nur sehr enge Tatherrschaftslehre von
Rudolphi, Bockelmann FS, nach der jeder Mittäter
in eigener Person ein Tatbestandsmerkmal
verwirklicht haben muss)
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2.) obj. Qualifizierung, § 250 II Nr. 1 1. Alt. StGB:
Verwendung einer Waffe = Pistole,
auch diesbezüglich Mittäterschaft, § 25 II StGB,
Drohung mit Waffe noch nicht abgeschlossen,
als A dem Tatplan beitritt,
Verwendung iSd § 250 II StGB ist auch im
Beendigungsstadium möglich!
Insoweit daher nicht bloß sukzessive
Mittäterschaft
3.) Vorsatz Bereicherungsabsicht +
4.) Rw, Schuld +, Strafbarkeit gem. §§ 253, 255,
250 Abs. 2 Nr. 1, 25 II StGB +
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V. Wer Vermögensverfügung oben
abgelehnt hat, muss bejahen:
§§ 249 I, 250 II Nr. 1 1. Alt. StGB aufgrund
desselben Verhaltens + (Wegnahme wegen
„innerer Willensrichtung“)
VI. §§ 239a I 1. Alt., 25 II StGB aufgrund
desselben Verhaltens (bzw. §§ 239b I 1.
Alt., 25 II StGB)
2-Personenverhältnis:
stabile Zwischenlage zwischen
Sichbemächtigen und erpresserischem
Verhalten erforderlich,
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hier nicht gegeben, Drohung mit Pistole =
zugleich erpresserisches Verhalten,
also §§ 239a I 1. Alt., 25 II StGB –
VII. §§ 240, 25 II StGB aufgrund desselben
Verhaltens: unproblematisch +
VIII. §§ 241 I, 25 II StGB: +,
tritt als subsidiär hinter §§ 240, 25 II StGB
zurück
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B. Strafbarkeit des F
I. §§ 253, 255, 250 II Nr. 1, 25 II StGB oder
§§ 249, 255, 250 II Nr. 1, 25 II StGB durch
Vorhalten der Pistole durch F +
II. §§ 240, 25 II StGB aufgrund desselben
Verhaltens: unproblematisch +
III. §§ 241 I, 25 II StGB: +,
tritt aber als subsidiär hinter §§ 240, 25 II
StGB zurück
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2. Tatkomplex: Die Verfolgung durch D,
Strafbarkeit des D
A. § 249 I StGB durch kräftigen Stoß
I. obj. Tb.:
Tatobjekt, Haschisch für D fremde
bewegliche Sache?
H hat Pflanzen gezüchtet und Eigentum
gehabt;
gem. § 29 BtMG i. V. m. § 134 BGB
Verpflichtungsgeschäft mit D
= nichtig,
(nach § 29 I Nr. 1 BtMG u. a. Veräußerung,
Erwerb, Abgabe verboten)
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Nichtigkeit schlägt auch auf das
Verfügungsgeschäft durch
(ergibt sich aus Sinn und Zweck des § 29
BtMG)
daher: D ist hier nie Eigentümer des
Haschisch geworden.
II. subj. Tb.:
D glaubte, er habe Eigentum erworben
Unrichtige Parallelwertung in der
Laiensphäre
= Tatbestandsirrtum, § 16 I 1 StGB,
Vorsatz entfällt,
§ 249 I StGB –
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B. § 223 I 1. und 2. Alt. StGB aufgrund
desselben Verhaltens
I. Tb. unproblematisch
II. Rw:
§ 859 I, II BGB: +, gilt auch für den
unrechtmäßigen Besitzer
§ 32 StGB?
1. Haschisch = notwehrfähiges Rechtsgut iSd §
32 II StGB?
Notwehrfähig = jedes rechtlich geschützte
Interesse,
auch der Besitz.
Hier: beides im Ergebnis vertretbar
notwehrfähiges Rechtsgut + (h. M.)
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notwehrfähiges Rechtsgut – (Rengier):
Parallele zur juristisch-ökonomischen
Vermittlungslehre beim Schadensbegriff,
nur berechtigter Besitz geschützt
2. Falls notwehrfähiges Rechtsgut bejaht:
gegenwärtiger rw Angriff?
Angriff auf Besitz noch nicht abgeschlossen
(= nicht beendet),
da unmittelbar nach der Wegnahme die
Verfolgung durch D aufgenommen worden
ist. Daher dauert der Angriff noch an, ist
somit gegenwärtig.
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3. Erforderlichkeit:
kein milderes gleich geeignetes Mittel
ersichtlich
4. Gebotenheit, § 31 I StGB:
Fallgruppe Bagatellangriffe?
auch bei Angriffen auf geringwertige Sachen,
hier nur EUR 50, dies reicht eventuell, um
Bagatellangriff zu bejahen;
aber: Notwehr in dieser Fallgruppe nicht
ausgeschlossen, nur eingeschränkt,
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defensiv vorgehen, leichtere
Beeinträchtigungen hinnehmen, bevor
gefährliche Mittel ergriffen werden, durch die
schwere Verletzungen oder Tötungen
zugefügt werden.
Schwere Verletzungen und besonders
gefährliche Abwehr hier durch D nicht
ausgeführt
Daher Notwehr +, Strafbarkeit –
Falls nicht von notwehrfähigem
Rechtsgut ausgegangen wird:
§ 32 StGB -,
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irige Vorstellung, es liege ein notwehrfähiges
Rechtsgut vor, wäre Verbotsirrtum, § 17 S. 2
StGB, vermeidbar,
Strafbarkeit aber auf jeden Fall – wegen
§ 859 I, II BGB
C. § 240 I StGB aufgrund desselben
Verhaltens
I. Tb.:
-, falls abgelehnt wird, dass Nötigung mittels
vis absoluta begangen werden kann,
h. M. bejaht eine Nötigung jedoch auch bei
vis absoluta
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II. Rw:
§ 859 I, II BGB +, wie bei § 223 StGB
§ 32 StGB: wie bei § 223 StGB entscheiden
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Gesamtergebnis:
Strafbarkeit des A = §§ 255 (249 I), 250
Abs. 2 Nr. 1, 25 II StGB.
Raubversuch = tritt als mitbestrafte Vortat
zurück, richtet sich gegen dasselbe Tatobjekt
richtet wie § 255 StGB
Strafbarkeit des F: §§ 255 (249 I), 250 Abs.
2 Nr. 1, 25 II StGB
Strafbarkeit des D:
keine Strafbarkeit,