Forschungsfrage: Theorien/Konzepte

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Transcript Forschungsfrage: Theorien/Konzepte

Empirisches Forschungsseminar:
Managergehälter und Emergenz
spontaner sozialer Normen
Katja Rost
IOU Universität Zürich
Einleitende Bemerkungen
• Organisation des Seminars
– Fällt evtl. an einigen Terminen aus; bitte regelmässig Mail und
Homepage ansehen
– Bitte Gruppen bilden (3-4 Personen)
• Mein Beitrag
– Vorgehensweise bei empirischer Forschung am Beispiel
(relevant für viele Berufe, Abschlussarbeiten)
– Vorgehensweise bei einer Managementpräsentation
• Ihr Beitrag
– Mithilfe bei der Erhebung (teils kleinere Hausaufgaben (ca. 1
Stunde Aufwand/Woche), Befragung von 20 Personen nach
Stichprobenplan (ca. 10 Stunden Aufwand)
– Vorbereitung der Abschlusspräsentation (Zeit steht im Seminar
zur Verfügung)
Zeitplan nächste 3 Sitzungen
• Sitzung 1: Besprechen der Forschungsfrage/
Theorie/ erste Vorschläge
• Sitzung 2: Erhebungs- und Fragebogendesign;
evtl. Vergabe der Fragebögen (Zeit für die
Befragung: 2 Wochen), Formulierung von
Hypothesen
• Sitzung 3: Einführung in empirische
Auswertungen
Vorgehensweise bei empirischer
Forschung
•
•
•
•
Forschungsfrage, Theorie, Hypothesen
Umsetzung in ein Erhebungsdesign
Erhebung
Auswertung
Forschungsfrage
• Höhe der Managergehälter international sehr kontrovers diskutiert
• Zwei Sichtweisen:
– Millionengehälter sind gerechtfertigt, da Kampf um Talente und
Leistung
– Millionengehälter sind nicht gerechtfertigt -> keine Leistung, Kontrolle
des Verwaltungsrates versagt
• Trends:
– Diskussion findet zunehmend in der Oeffentlichkeit statt,
Regulierungsvorstösse
• In der Forschung bislang offen:
– (1) Welche Meinung hat die breite Oeffentlichkeit zu den
Millionengehältern?
– (2) Wann werden hohe Gehälter als nicht gerechtfertigt erlebt?
– (3) Folgen hieraus Konsequenzen für die Wirtschaft?
Median Executive Compensation (SFR 1000s)
Entwicklung der Managergehälter
in der Schweiz
25%
12%
14%
16%
14%
22%
29%
61%
56%
52%
37%
70%
49%
23%
18%
165 grössten SMI/SPI Unternehmen (Rost & Osterloh 2008, S. 16)
Entwicklung der Managergehälter
in den USA
S&P 500 Unternehmen (Jensen et al. 2004, 31)
Managergehälter in
Deutschland
Vorstandsvergütung pro Kopf (in Tsd. €)
+362%
2'986
3'000
+26%
2'500
368'2
+42%
2'000
1'668
1'500
+158%
1'000
646
500
0
1995
2000
2005
DAX30-Unternehmen (Schwalbach, 2008, S. 131)
2007
Zwei alternative Erklärungen
Empirische Evidenz
Anstieg der Gehälter
Erklärung:
funkt. Arbeitsmarkt
Erklärung:
Managermacht
(z.B. Kaplan, 2008; Martin &
Moldoveanu, 2003; Murphy &
Zábojník, 2007)
(z.B. Bebchuk & Grinstein,
2005; Bogle, 2008; Tosi et al.,
2000)
Wettbewerb
Kontrollversagen
Verträge sind optimal
Verträge sind
suboptimal
(Murphy, 1999)
Geringe Korrelation
Gehalt-Firmenerfolg
in grossen
Unternehmen (Jensen &
Murhpy, 1990)
Hohe Korrelation
Gehalt-Firmengrösse
(Baker et al., 1988, Murphy,
1999, Tosi et al., 2000)
„War for Talent“ steigt Kontrollversagen
mit
steigt mit
Unternehmensgrösse Unternehmensgrösse
Auswahl der Theorie
Forschungsfrage:
Befürwortung
Gründe
hohe ManagerTheorien/Konzepte: gehälter?
Konsequenzen
• (1) Theorie sozialer Normen
•Gründe = Externalitäten für die Betroffenen (Welche?)
•Befürwortung= soziale Norm
•Konsequenzen = Sanktionen zur Stützung der sozialen Norm
• (2) Legitimationstheorien
•Legitimation zur Beschreibung von Externalitäten
• (3) Moralische Urteilsfähigkeit
•Messung moralischer Legitimation
Zusammenfassung des theoretisches
Modells der Untersuchung
Legitimation hoher
Managergehälter
(pragmatisch,
moralisch, kognitiv)
Informale Norm
Nachfrage nach
Regulierung
Sanktionen
Schritt 1: Theorie sozialer Normen
• Externaltäten führen zu Interesse an Norm
– Negative = Betroffene haben Interesse an Verboten
– Positive = Erzeuger haben Interesse an Kompensation
• Zwei Arten von Normen
– Regulierung
– Spontane Norm mit Regulierungsinteresse
• Normen äusseren sich in Sanktionen
– Exit, d.h. Verlassen der Situation mit Externalitäten
– Voice Option, d.h. Änderung der Situation mit Externalitäten
• Normen sind konditionsabhängig
– Kosten vs. Nutzen für die Betroffenen
• Fazit: Brauchbare Theorie für Wahrnehmung der Managergehälter
in Oeffentlichkeit -> aber Externalitäten der Gehälter bleiben in
dieser Theorie unklar
Beispiel für einen Test der Theorie
sozialer Normen
Schritt 2: Legitimationstheorien
• Legitimacy is a generalized perception or assumption
that the actions of an entity are desirable, proper, or
appropriate within some socially constructed system of
norms, values, beliefs, and definitions.
– Passt gut zur Normtheorie; beschreibt Externalitäten
(negative: etwas wird als nicht legitim anerkannt)
• Pragmatische Legitimität: Was ist der Nutzen?
– Kosten-Nutzen Abwägungen der Evaluatoren
• Moralische Legitimtät: Was ist richtig?
– Richtigkeit des Verhaltens aus Sicht der Evaluatoren
• Kognitive Legitimität: Wer bin ich?
– Akzeptanz in Folge kultureller, sozialer Erfahrungen
Beispiel für Legitimationstheorien
Schritt 3: Moralische Urteilsfähigkeit
• Pragmatische und kognitive Legitimität gut messbar
• Problem der Messung von „Moral“
• Moralische Entwicklungstheorie Kohlbergs
– Grundaussage: inhaltliche Entscheidungsrichtung eher unwichtig sondern
Begründungsstruktur
• Stufen moralischer Reife
– 1 Handlungen werden als falsch beurteilt, wenn ihnen eine Strafe folgt.
– 2 Richtig ist, was auf konkreter gegenseitiger Vereinbarung beruht.
– 3 Moralisch richtig ist, was den Erwartungen nahe stehender Personen in ihrer
Rolle als Sohn, Bruder, Freund usw. entspricht.
– 4 Gesetze sind aufrechtzuerhalten, außer in Fällen, in denen sie mit anderen
festen Verpflichtungen in Konflikt geraten.
– 5 Perspektive eines rationalen Individuums eingenommen, das Werte und
Rechte anerkennt, die gesellschaftlichen Vereinbarungen vorgeordnet sind.
– Stufe 6 Perspektive eines moralischen Gesichtspunktes, d.h. selbstgewählter,
universalisierbarer Prinzipien.
Beispiel für den Test moralischer
Urteilsfähigkeit
Vorgehensweise bei empirischer
Forschung
•
•
•
•
Forschungsfrage, Theorie, Hypothesen
Umsetzung in ein Erhebungsdesign
Erhebung
Auswertung
Theoretisches Modells der
Untersuchung
Pragmatisch: Vignette (Konditionen für Kosten-Nutzen)
Moralisch: MJT-Test (Moralische Urteilsfähigkeit Person)
Kognitiv: Demographie, relative Deprivation (Erfahrungen der Person)
Legitimation hoher
Managergehälter
(pragmatisch,
moralisch, kognitiv)
Informale Norm
Nachfrage nach
Regulierung
Sanktionen
Vignette
Standardskalen
Standardskalen
Beispiel pragmatische Legitimität
Situation 1: Ein Top-Manager (CEO) einer bedeutenden Publikums-AG hat folgende Leistungsbilanz:
Pragmatische
Legitimität
Im international Vergleich hochqualifizierte Spitzenkraft
Maximierung Unternehmensgewinn
Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland
Optimierung von Steuerzahlungen
Reklamationen von Kunden
Verstoss gegen Gesetze im In- und Ausland
nein
nein
ja
ja
ja
ja
Rechtfertigen die Leistungen des Top-Managers ein Jahresgehalt von 10 Millionen SFR?
Auf keinen Fall
Informale Norm
Restvarianz über
moralisches Urteil
und kognitive
Legitimtät
-3
in jedem Fall
-2
-1
0
+1
+2
+3
Beispiel kognitive Legitimität
3. Im Vergleich dazu, wie andere hier in der Schweiz leben: Glauben Sie, dass Sie Ihren gerechten Anteil
(an den angenehmen Dingen des Lebens) erhalten, mehr als Ihren gerechten Anteil, etwas weniger, oder sehr viel weniger?
(Kreuzen Sie in den vorgesehenen Kästchen die zutreffende Antwort an.)
Sehr viel
weniger
Etwas
weniger
Gerechter
Anteil
Mehr als
gerechter
Anteil
1
2
3
4
4. In unserer Gesellschaft gibt es Bevölkerungsgruppen, die eher oben stehen und solche, die eher unten stehen.
Wir haben hier eine Skala, die von oben nach unten verläuft. Wenn Sie an sich selbst denken:
Wo auf dieser Skala würden Sie sich einordnen?
Unten
1
Oben
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Beispiel moralische Legitimität
Regulierungen und Sanktionen
Abstimmung Shareholder
Bonussteuer
1:12 Initiative
Nachfrage nach
Regulierungen
Höchstgrenzen
Langfristiger Aktienerfolg
Fixgehälter & Gewinnbeteil.
Norm zur Akzeptanz von
Millionengehältern
für Manager
Innerliche Kritik
Öffentliche Kritik
Beziehungsabbruch
Protest
Sanktionen
Peer Kritik
Beispiel Sanktionen
12. Inwiefern haben Sie im Zusammenhang mit der Diskussion um die
hohen Managervergütungen schon einmal Gebrauch von folgenden
Verhaltensweisen gemacht?
Stimmt nicht
1
2
Ich habe über den Manager schlecht gedacht.
Ich habe über das Unternehmen schlecht gedacht.
Ich habe über Mitarbeiter dieses Unternehmens schlecht gedacht.
Ich habe über Kunden dieses Unternehmens schlecht gedacht.
Ich habe über den Manager schlecht gesprochen.
Ich habe über das Unternehmen schlecht gesprochen.
Ich habe über Mitarbeiter dieses Unternehmens schlecht gesprochen.
Ich habe über Kunden dieses Unternehmens schlecht gesprochen.
Ich kaufe keine Produkte mehr von diesem Unternehmen.
Ich habe Mitarbeiter dieses Unternehmens vor anderen verurteilt.
Ich habe Kunden dieses Unternehmens vor anderen verurteilt.
Ich habe meine Meinung über das Unternehmen geändert: Als Arbeitsgeber
kommt es für mich nicht mehr in Frage
Ich habe bei so einem Unternehmen gekündigt.
Ich habe Beziehungen zu Personen abgebrochen, die bei dem Unternehmen
arbeiten.
Ich habe Beziehungen zu Personen abgebrochen, die bei dem Unternehmen
Produkte beziehen.
Ich habe meine Meinung über Personen geändert, die sich bei dem
Unternehmen um einen Job beworben haben.
Ich habe mich in Leserforen oder im Internet kritisch geäussert.
Ich habe eine Initiative / ein Volksbegehren unterstützt.
3
4
Stimmt
5
Hausaufgabe
• Hausaufgabe in Gruppen (bis nächsten
Mittwoch früh per Mail an mich)
• Entweder:
– Ziehung repräsentative Stichprobe Schweiz: Recherche beim
Bundesamt für Statistik zur Bevölkerung der Schweiz (Geschlecht,
Ausbildung, Alter, Beruf); Erstellung eines Stichprobenplans: Wie
müssen diese Merkmale verteilt sein, wenn jeder Student 20 Personen
befragt?
• Oder:
– Pragmatische Legitimation der Managergehälter: Erstellen einer
Vignette mit den wichtigsten Gründen für bzw. gegen hohe Gehälter