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Standardisierungsprozesse
Vít Dovalil, Ph.D.
Karls-Universität Prag
Instrumente für die Beschreibung
generelle Konzepte
Norm
Varietät
Standardisierung
Milroy (1985: 22):
Authority in
Language.
„Strictly speaking [...]
standardization does
not tolerate
variability.“
Standardvarietät
Vít Dovalil, Ph.D.
Existenzweise einer Norm
• nicht versprachlicht
• versprachlicht – schrift. fixiert, ausgespr.
kodifiziert – statuiert (= in legalisierenden
Akten der dazu ermächtigten Organe)
informell (= in nicht legalisierten Akten,
andere Formen der Machtausübung)
Vít Dovalil, Ph.D.
Existenzweise einer Norm
• nicht formuliert – subsistent (= verbindlich
ohne institut. Zwänge, bsp. im stillschweig.
Konsens, durch die normative Kraft des
Faktischen)
Ausformuliertheit = Bedingung der
Existenz oder Geltung von Normen
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soziale Normen
• deontische soziale Sachverhalte
ein Inhalt (und Form seiner Äußerung)
sind nach dem Willen eines A für (die
Adressaten) B unter den
Situationsbedingungen C in Bezug auf
einen Zweck D mit der Begründung E
erlaubt, geboten oder verboten
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Sprachnormen (Gloy 2004)
• Teilmenge der sozialen Normen
• Erwartungen bzw. (explizite) Setzungen
deontischer Sachverhalte mit
regulierender Funktion
• Was wird durch Normen reguliert?
• Bildung, Gebrauch, Verwendungsabsicht,
Bewertung sprachlicher Einheiten
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Sprachnorm (Dovalil 2006)
• ein historisch veränderlicher und
• aufgrund der Reflexion sozialer
Phänomene intersubjektiv existierender
Bewusstseinsinhalt, der als
• Regulator sprachlicher Erwartungen und
Handlungen funktioniert und der
• sich auf gleichartige und zahlenmäßig
nicht näher bestimmbare KS-en bezieht
Vít Dovalil, Ph.D.
Gegenstand der Normenforschung
• kodifizierte (statuierte) Normen
• alle versuchten normativen Handlungen
(Wright 1979: 83) einschl. der individuellen
„Normformulierungen“, metasprachlichen
Urteile und Sprachkritik
• Häufigkeiten (Regelmäßigkeiten) best.
Sprachverwendungen – nur als HINWEIS
auf mögl. zugrunde liegende Normen
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Merkmale des Konzepts
´Varietät´
• identifizierbare Mengen sprachlicher
Elemente (Varianten)
• homogener/kohärenter als ihre Umgebung
• Kookkurrenz/Kovariation
(Norm)
• soziale Funktion – Konstruktion der
Identität und Kategorisierung
• linguistische und soziolinguistische
Komponenten
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Bestimmung der Varietät
• linguistisch
• soziolinguistisch
strukturelle
Beschreibung
der sprachlichen
Variablen
sozio-kommunikative,
sozio-pragmatische
Beschreibung,
Identitäten,
Kategorisierung
Vít Dovalil, Ph.D.
Varietäten im Kontinuum
Sprechlagen
Varietäten
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Kookkurrenz
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Kookkurrenz
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Kookkurrenz
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Kookkurrenz
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Kookkurrenz
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Soziales Kräftefeld
einer Standardvarietät
Bevölkerungs-
Normautoritäten
Modellsprecher/
-schreiber
Kodifizierer
mehrheit
Sprachexperten
nach Ammon 1995: 80
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Standardisierung - Einar Haugen
•
•
1)
2)
3)
4)
Schlüsselrolle der Schreibung für die
Standardisierung
eingebettet in den theoretischen Rahmen
der Sprachplanung (des Managements)
Selektion der Form(en)
Kodifizierung der Norm
Durchsetzung/Verbreitung der Norm
Ausbau
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Selektion der Form(en)
monozentrisch x polyzentrisch
Wahl einer existierenden
kein Zentrum
regionalen oder sozialen Varietät verschiedene Varianten
als Basis für die Standardisierung
(re)kombiniert
(Kopenhagen für Dänisch)
Diskurse über „bon usage“ – questione della lingua
konkurrierende Alternativen
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Kodifizierung der Norm
• normativer Kodex – Grammatik,
Wörterbuch, Aussprachewörterbuch,
stilistisches Handbuch
• 16. Jh. – Auseinandersetzung mit Latein
• 19. Jh. – Nationalismus, Herausbildung
der Nationalstaaten
• Elemente des Ausbaus (Pidgin in der
Karibik
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Durchsetzung der Norm(en)
• soziopolitische Realisierung der Auswahl
und der Kodifizierung
stufenweise Durchsetzung und Förderung
der Akzeptabilität der Normen in der
Sprachgemeinschaft
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Ausbau
• Modernisierung/Elaboration der Varietät
• Erweiterung der kommunikativen
Funktionen der Varietät um neue
Domänen
• Terminologie, Rechtschreibung,
Grammatik und Stilistik
Ergebnis des Sozialwandels mit seinen
neuen Kommunikationsbedürfnissen
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Ausbau – Parameter (Kloss)
•
•
•
•
•
•
Niveau
volkstümliche Prosa – Volksschule
gehobene Prosa – Oberschule
Forscherprosa – Hochschule
Themen
eigenbezogen – eigene Sprache, Literatur,
Land, Religion
kulturkundlich – geisteswissenschaftlich
Naturwissenschaft und Technologie
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Ausbau schematisch
Forscherp.
Hochschulstufe
5
7
9
gehobene P.
Oberschulstufe
2
4
8
volkstüml. P.
Volksschulstufe
1
eigenbez.
3
kulturkundl.
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6
naturwiss. Themen
Ausbau
Strategien
1) Wortbildung auf Grund des eigenen
Wortschatzes
2) griechisch-lateinische Basis
3) Wortentlehnungen (Sprachkontakt)
Kritik – Motive für die Standardisierung?
• Macht, Religion, sozialer Fortschritt,
politische Ideologien. 17. Jh. = 20. Jh.?
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Standardisierung
• Ausdruck des Kulturwandels und der
kulturellen Identität
• Kann der Standardisierungsprozess
abgeschlossen werden?
• Destandardisierung?
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