Varietäten des Deutschen

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Transcript Varietäten des Deutschen

Sprachkritik und Sprachwandel
Varietäten des Deutschen
Welches Deutsch sprechen wir wann,
wo und warum?
Sprachkritik und Sprachwandel
Was ist eine Varietät?
•
„Allgemeiner Terminus der
Variationslinguistik für die je
spezifische Ausprägung eines sprachlichen Verhaltens in
einem mehrdimensionalen
(regional, sozial, situativ,
historisch differenzierten
‚Varietätenraum); betroffen
sind jeweils unterschiedliche
bzw. unterschiedlich viele
sprachliche Merkmale einer
bzw. mehrerer linguistischer
Ebenen.
(Bußmann: Lexikon der
Sprachwissenschaft, 2002)
•
Eine Varietät ist in der Sprachwissenschaft eine Teilmenge
einer Einzelsprache, die eine
Einzelsprache ergänzt oder
modifiziert, jedoch nicht unabhängig von dieser existieren
kann. Von Varietät spricht man
jedoch nur, wenn die Sprachform einer untersuchten Gruppe
eindeutige sprachliche Gemeinsamkeiten aufweist.
(Quelle: Wikipedia)
Sprachkritik und Sprachwandel
Geht auf die Seite:
http://www.zeit.de/2007/31/Alles_eine_Sache_des_Geschmacks
1)
Lest den Text. Recherchiert in dem Zusammenhang die Begriffe präskriptiv und
deskriptiv!
2)
Welche Frage stellt Zimmer ins Zentrum seiner Ausführungen?
3)
Notiert drei Kernaussagen Zimmers zur Beantwortung dieser Frage.
4)
Ordnet die folgenden Sätze bzw. Argumente den Kernaussagen zu:
a)
Das Sprachbewusstsein ermöglicht als Prüfinstanz zwischen Denken und Sprechen
ein der Situation sprachlich angemessenes Verhalten.
b)
Die Regeln einer Sprache beruhen auf einem allgemeinen
generationenübergreifenden Konsens
c)
Sprachliche Qualität lässt sich danach bemessen, wie individuell, differenziert und
nuanciert der Ausdruck ist.
6) Fasst zusammen, was der Verfasser unter gutem Deutsch versteht.
(Folie oder Power Point Präsentation)
Lösungsvorschlag zu Aufgabe 4
a)
Das Sprachbewusstsein ermöglicht als Prüfinstanz zwischen Denken und Sprechen
ein der Situation sprachlich angemessenes Verhalten.
 Ein Kennzeichen von gutem Deutsch besteht darin, sich je nach Situation
angemessen zu artikulieren und seine Wortwahl zu reflektieren.
b)
Die Regeln einer Sprache beruhen auf einem allgemeinen
generationenübergreifenden Konsens.
 Gutes Deutsch ist zunächst grammatisch richtiges Deutsch
c)
Sprachliche Qualität lässt sich danach bemessen, wie individuell, differenziert und
nuanciert der Ausdruck ist.
 Ein Merkmal für gutes Deutsch ist die Elaboriertheit des sprachlichen Codes
Zusammenfassung: Zimmer nennt einige Kriterien für gutes und falsches Deutsch.
Insgesamt erkennt er den elaborierten (Gegenteil: restringierter Code) als gutes Deutsch.
Wichtiger ist ihm aber, dass die Sprecher sich ihrer Sprache bewusst sind und
verschiedene Codes oder Varietäten je nach Situation spezifisch verwenden können.
Restringierter vs. Elaborierter Code
undifferenzierter Wortschatz
differenzierter Wortschatz
variantenarm
variantenreich
geringerer Grad der Satzkomplexität
höherer Grad der Satzkomplexität
Hauptsatzreihen (Parataxen)
Satzgefüge (Hypotaxen)
gemessen an der Standardsprache defizitär
den Normen der Standardsprache angemessen
Weiter führende Frage:
Bedeutet die Verwendung des elaborierten Codes, dass der Sprecher
Sprachbewusstein besitzt?
Zunächst ist die Feststellung, dass jemand elaboriert spricht, eine Beobachtung: Er
zeigt in seiner Sprache die in der Folie genannten Merkmale. Über das, was sich im
Bewusstsein abspielte, weiß man allerdings noch nichts. (Es sei denn, der Sprecher
zeigt deutliche Anzeichen von Ausdrucksschwäche oder Wortfindungsschwierigkeiten.) Insofern ist die Verwendung eines elaborierten Codes noch keine
hinreichende Bedingung für eine umfassendes Sprachbewusstsein wie Zimmer es
formuliert. Hierzu gehört nämlich auch noch die Fähigkeit, situativ zu entscheiden,
welche Varietät man anwendet, welche Formulierungen oder Nuancierungen
angemessen sind – also eine kommunikative Fähigkeit, der gedankliche Prozesse
zugrunde liegen. Allerdings ist es meines Erachtens plausibel anzunehmen, dass ein
Zusammenhang zwischen einer elaborierten Ausdrucksweise und einem gewissen
Sprachgefühl besteht. Man kann sich schwerlich einen elaborierten Sprecher
vorstellen, dem jegliches Sprachgefühl fehlt.
Danach (Kurt Tucholsky, 1930)
Es wird nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.
Man sieht bloß noch in ihre Lippen
den Helden seinen Schnurrbart stippen da hat sie nu den Schentelmen.
Na, un denn -?
Denn is det Kind nich uffn Damm.
Denn bleihm die beeden doch zesamm.
Denn quäln se sich noch manche Jahre.
Er will noch wat mit blonde Haare:
vorn doof und hinten minorenn...
Na, un denn -?
Denn sind se alt.
Denn jehn die beeden brav ins Bett.
Der Sohn haut ab.
Na ja ... diß is ja auch janz nett.
Der Olle macht nu ooch bald schlapp.
A manchmal möcht man doch jern wissen:
Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit Wat tun se, wenn se sich nich kissn?
Ach, Menschenskind, wie liecht det weit!
Die könn ja doch nich imma penn...!
Wie der noch scharf uff Muttern war,
Na, un denn -?
det is schon beinah nich mehr wahr!
Der olle Mann denkt so zurück:
Denn säuselt im Kamin der Wind.
wat hat er nu von seinen Jlück?
Denn kricht det junge Paar 'n Kind.
Die Ehe war zum jrößten Teile
Denn kocht sie Milch. Die Milch looft üba.
vabrühte Milch un Langeweile.
Denn macht er Krach. Denn weent sie drüba.
Und darum wird beim happy end
Denn wolln sich beede jänzlich trenn...
im Film jewöhnlich abjeblendt.
Na, un denn -?
Varietäten des Deutschen
Sprachliche Varietät:Berliner Dialekt
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Diphtonge zu langen Vokalen „beeden“ statt „beide“
Kontraktionen: „uff‘n“ statt „auf dem“
Halbvokalisierung: „g“ zu „j“ („jehn“ statt „gehen“)
Auslassung von Vokalen „gehn“ statt „gehen“
Abschleifungen „die könn“ statt „die können“
Konsonantenverschiebung „t“ statt „s“ (wat, det)
Dativ/Akkusativ Verwechslung (von seinen Glück)
Varietäten sind unterschiedlich gebunden:
regional
sozial
altersspezifisch
situativ
•
Dialekt (auch Mundart)
hohe Ähnlichkeit zu anderen Sprachsystemen
•
regional gebunden
•
in der Regel grammatisch und orthographisch
nicht offiziell normiert und standardisiert
Ungeachtet einer Vielzahl von Dialekten lässt sich die
deutsche Sprache in zwei übergeordnete Dialektgruppen gliedern: Hochdeutsch und Niederdeutsch.
Recherchiert, durch welches Kriterium diese Dialektgruppen
voneinander abgegrenzt werden. Findet je einen Dialekt aus
Ost-West-Süd und Mitteldeutschland mit Beispielen. Geht
bevorzugt auf Seiten von Universitäten. Z.B:
http://titus.uni-frankfurt.de/didact/karten/germ/deutdim.htm
Varietäten des Deutschen
Aufgaben
Lies das Gedicht in Ruhe durch. Verfasse eine Einleitung
für einen Interpretationsaufsatz, in der du Inhalt und
Thema des Gedichts nennst sowie eine Interpretationshypothese formulierst. Lasse in deine Hypothesenbildung
die Tatsache einfließen, dass das Gedicht in einem Dialekt
geschrieben wurde.
Varietäten des Deutschen
Übersicht über den deutschen Sprachraum
Innere Mehrsprachigkeit des Deutschen
Die Varietäten einer Sprache lassen sich unter dem Aspekt ihrer
Dimension kategorisieren (ordnen, einteilen)
Kriterium
Räumliche Dimension
geographischer
Bezug
Varietät
Dialekt /
Regiolekt
Soziale Dimension
?
?
Situative Dimension
?
?
Zeitliche Dimension
?
?
So ist z.B. für die Varietät „Dialekt“ die räumliche Dimension die
kennzeichnende Größe.
Aufgabe: Schneidet die Beispiele aus, bestimmt die Varietäten und
sortiert sie nach ihrer sozialen Reichweite. Erstellt ein Modell.
Modell
[Varietät]
[Dimension]
[Beispiel]
Standardsprache
Die Größe des Kreises veranschaulicht die soziale Reichweite.
Die Überschneidung mit dem Kreis „Standardsprache“ markiert
die Übereinstimmung mit dieser Varietät in Bezug auf
lexikalische und grammatische Normen.
Projektgruppen
Fachsprache
Standardsprache
Regiolekt/Umgangssprache
Sondersprachen(Soziolekt/Ethnolekt/Jugendsprache)
Dialekt
Lernervarietät
Regiolekte
Gliederung
1) Definition
2) Beispiele
3)Entwicklung
4)Zusammenfassung
Definition
Basisdialekte
Sprachliche
Eigenheiten
regional gebundene
Umgangssprache
Akzent
Beispiele
Rhurdeutsch:
„Mäusken“
„Gib mich den Tee.“
„wat, dat, et“
 Missingsch
(Hamburg):
„Kriech, Hamburch“
„Habbich, hamma“
„so'ne Sachen“

Hessisch:
„Bollizei“
„Dasch“
„Kaggalagg“
 Bremer Schnack:
„Wir geh'n um Pudding.“
„Komm in die Puschen!“
„inne, anne“

Entwicklung
• Regional
 Süd-Nord-Gefälle
 Größe der Stadt
Altersspezifisch
 jüngere Generation
spricht Regiolekt
Sonstiges
 mehr Männer als
Frauen sprechen
Dialekt
Zusammenfassung
Der Regiolekt ist eine übergeordnete, regional gebundene
Umgangssprache, die sich aus den Basisdialekten eines
Gebiets zusammensetzt. Diese Dialekte werden darüber
hinaus lexikalisch, phonetisch und grammatikalisch so
abgewandelt, dass sie sich der Standardsprache weitgehend
nähern, und damit auch für Hochdeutschsprechende
verständlich sind.Aufgrund eines bleibenden,
charakteristischen Akzents, ist die regionale Färbung in der
Sprache des Redners jedoch eindeutig erkennbar.
Unterschied: Regiolekt-Dialekt
•
Definieren lässt sich ein Regiolekt am
besten durch die Abgrenzung zum Dialekt.
Ein Dialekt weist deutliche lexikalische
(Wortschatz), pho-netische, orthographische
und grammatische Abweichungen zur
Standardvarietät auf. Beim Regiolekt haben
sich die dialektalen Eigenschaften
abgeschliffen.