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Diasystem und Architektur der
Sprache
nach Flydal und Coseriu
Seminar Varietätenlinguistik
16. Mai 2013
3. Stunde: Christine Paasch-Kaiser
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Leiv Flydal (1952)
• „Remarques sur certains rapports entres le style et
l'état de langue“. Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap
16. 241-28.
• Basis einiger Begriffe von Coseriu
• Ziel: Klärung des Verhältnisses von Sprachzustand
und Stil
• Ausgangspunkt Flydals: Saussures Cours de
Linguistique générale
• Bezugspunkt: die gegenwärtig vorherrschende
Struktur (structure dominante) des Französischen
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Sprachstruktur (structure de
langue)
• Anstelle des Saussure‘schen „Sprachzustand“ (état de
langue):
 „[…] un tout formé de phénomènes solidaires, tels que
chacun dépend des autres et ne peut être ce qu'il est que
dans et par sa relation avec eux“ (Flydal 1952: 243).
 spricht auch von:
„[…] deux variétés du même idiome, à savoir de la
structure de langue particulière à quelque province et de
la structure dominante du pays, reconnue comme langue
officielle“ (Flydal 1952: 249).
=> Struktur = Varietät
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Extrastrukturalismen
(extrastructuralismes)
• Elemente (= systèmes partiels) aus einer anderen
Struktur der gleichen Sprache, die in der dominanten
Struktur verwendet werden:
 „[…] ces systèmes partiels occasionnellement et
individuellement empruntés à d'autres structures du
même idiome“ (Flydal 1952: 244).
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3 Arten von Unterschieden
bei Flydal (1952)
• drei Arten von Unterschieden: drei
Dimensionen der Variation einer Sprache bei
Flydal:
„Tout parler [est] localisable, aves les hommes dans
l‘esprit desquels il existe, dans le temps, dans
l‘espace et dans les divisions hiérarchiques et autres
de la société […]“ (1952: 255).
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Diachronische Dimension der
Variation bei Flydal (1952)
• im Bewusstsein der Sprecher existieren mehrere,
ältere, vergangene Strukturen gleichzeitig: structures
de langues simultanées
• aus diachronischer Perspektive: sprachliche
Unterschiede zwischen zwei oder mehr zeitlich
aufeinanderfolgenden Sprachstrukturen (Achse der
zeitlichen Sukzessivität)
=> diachronische Unterschiede
• innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur:
Elemente aus älteren Strukturen, die in der
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Diatopische Dimension der
Variation bei Flydal (1952)
• diatopische Perspektive: sprachliche
Unterschiede von einer Region zur anderen
bzw. zwischen zwei Regionen: Existenz
verschiedener räumlicher Sukzessivitäten
(successivités spatiales)
=> diatopische (räumliche) Unterschiede
• innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur:
sprachliches Element (système partiel), dass
aus einer Varietät, die nicht die
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Diastratische Dimension der
Variation bei Flydal (1952)
• diastratische Perspektive: sprachliche
Unterschiede zwischen zwei oder mehr
Gruppen, die in der sozialen Hierarchie
differieren: z.B. Sprecher aus einer sehr
niederen Schicht vs. Sprecher aus einer sehr
hohen Schicht => diastratische (soziale)
Unterschiede
• innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur:
Elemente, die aus einer sozial niedrigeren in
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Architektur der Sprache
bei Flydal (1952) - 1
• Struktur und Extrastrukturalismen
(Archaismen, Provinzialismen, Vulgarismen)
bilden zusammen die Architektur der Sprache
• ein systematisches Ganzes, das aus
zusammenhaltenden Teilen (Elementen)
besteht
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0
Architektur der Sprache
bei Flydal (1952) - 2
„Structure et extrastructralismes forment
un ensemble que [...] nous appellerons ici
l'architecture d'ensemble de la langue ou
simplement l'architecture de langue, en
entendant par architecture non pas la
disposition architectonique des parties d'un
tout, mais un tout systématique formé de
parties solidaires, dont la solidarité réciproque
est moins accusée que celle-ci qui existe entre
les différentes parties de la [même] structure“
(Flydal 1952: 245).
1
1
Architektur der Sprache
bei Flydal (1952) - 3
• die Architektur ist in der Zeit, im Raum und in
der Gesellschaft begrenzt:
„Cette architecture […] est delimitée dans le temps,
dans l‘espace et dans la société. Elle […] comprend,
outre la structure dominante, tous les
extrastructuralismes que constituent les systèmes
partiels effectivement empruntés à d‘autres
structures de l‘idiome“ (Flydal 1952: 253-254).
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2
3 Arten von Unterschieden
innerhalb eines Idioms bei Flydal
(1952)
• diachronisch
• diatopisch
• diastratisch
1
3
Architektur der Sprache und
Diasystem bei Coseriu
• (1980): 'Historische Sprache' und 'Dialekt'. In: Joachim
Göschel / Pavle Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.). 106-122.
• Unterscheidet 3 Ebenen der Sprache
– universelle Ebene des Sprechens (Sprechtätigkeit):
• wir hören, dass jemand spricht
– historische Ebene der historischen (Einzel-)
Sprache:
• wir hören, dass jemand Spanisch spricht
– individuelle Ebene der Rede (konkrete
Realisierung):
• wir hören, das Peter spricht
1
4
Historische Sprache - 1
• Coserius Varietätenmodell setzt auf der Ebene
der historischen Sprache an
• eine historische Sprache ist ein abstraktes
Gebilde
• Historisch bezieht sich auf den historischen
Status einer Sprache
• der historische Status wird einer Sprache von
den eigenen Sprechern und denen anderer
Sprachen zuerkannt
1
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Historische Sprache - 2
• ist ein „historisches autonomes Gefüge von
sprachlichen Traditionen“ (1980: 109)
• wird mit einem „adiectivum propium
bezeichnet“ (1980: 109):
– die deutsche Sprache oder das Deutsche
– die französische Sprache oder das Französische
– die spanische Sprache oder das Spanisch usw.
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6
Historische Sprache - 3
• kann nicht gesprochen werden
– wir sprechen nie eine ganze historische Sprache:
niemand spricht gleichzeitig Bairisch, Schwäbisch
und Pfälzisch
• wird nie direkt und unmittelbar beim
Sprechen realisiert
– eine historische Sprache wird immer nur durch
ihre Varietäten realisiert
1
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Historische Sprache - 4
„[…] eine historische Sprache ‚[wird] nicht
gesprochen‘ […]: Sie wird nicht als solche und
nicht unmittelbar im Sprechen realisiert,
sondern einzig und allein durch jeweils eine
ihrer im diatopischen, diastratischen und
diaphasischen Sinn bestimmten Formen.
Niemand kann (gleichzeitig) die ganze
italienische oder die ganze englische Sprache
sprechen, das Englische bzw. das Italienische
‚ohne Adjektive‘ (z.B. ein Italienisch, das weder
1
8
Dialekt versus Sprache
• Sprache und Dialekt sind beide vollständige
Sprachsysteme
• Dialekt: relationeller Begriff
• Dialekt einer Sprache (= Varietät einer Sprache)
• Sprachen sind eigenständige Gebilde
• Abgrenzung zwischen ‚Dialekt‘ und ‚Sprache‘:
aufgrund von kulturgeschichtlichen, politische,
wirtschaftlichen usw. Faktoren
• Unterscheiden sich in ihrem historischen Status
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Die Varietäten einer historischen
Sprache nach Coseriu - 1
• 3 Arten von inneren Unterschieden in einer
historischen Sprache (1980: 111)
– Unterschiede im geographischen Raum:
diatopische Unterschiede
– Unterschiede zwischen den sozial-kulturellen
Schichten: diastratische Unterschiede
– Unterschiede zwischen den Sprechsituationen:
diaphasische Unterschiede
2
0
Die Varietäten einer historischen
Sprache nach Coseriu - 2
„In einer historischen Sprache stellt man
aber nicht nur die Verschiedenheit fest, die man
normalerweise ‚dialektal‘ oder ‚mundartlich‘
nennt. Es gibt in einer historischen Sprache
zumindest drei Arten der inneren
Verschiedenheit, und zwar: diatopische
Unterschiede (d.h. Unterschiede im Raume),
diastratische Unterschiede (Unterschiede
zwischen sozio-kulturellen Schichten) und
diaphasische Unterschiede, d.h. Unterschiede
2
1
Die Varietäten einer historischen
Sprache nach Coseriu - 3
„[…] eine historische Sprache weist immer interne Varietäten
auf. In einer solchen Sprache treten nämlich mehr oder weniger
tiefgreifende interne Unterschiede auf: a) diatopische
Unterschiede, d.h. solche im geographischen Raum (von gr. διά
‚quer durch‘ und τόπος ‚Ort‘); b) diastratische Unterschiede, d.h.
solche zwischen den soziokulturellen Schichten der
Sprachgemeinschaft (von gr. διά und lat. stratum); c) diaphasische
Unterschiede, d.h. solche zwischen den verschiedenen Arten der
Ausdrucksweise (von gr. διά und ϕάσις ‚Ausdruck‘). Auch
diejenigen sprachlichen Unterschiede, die – in ein und derselben
soziokulturellen Schicht – für bestimmte ‚biologische‘ Gruppen
(Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche) und Berufssparten
charakteristisch sind, dürfen dabei als diaphasisch angesehen
werden“ (Coseriu 1988a: 280).
2
2
Die Varietäten einer historischen
Sprache nach Coseriu - 3
• Weitgehend homogene Einheiten der
Variation
– Dialekte bezeichnet, d.h. als homogene Einheiten
bezogen auf einen Ort oder eine Gegend, also
nicht auf den gesamten geographischen Raum;
– Sprachniveaus (auch Soziolekte) bezeichnet, d.h.
als homogene Einheiten bezogen auf eine
soziokulturelle Schicht oder eine soziale Gruppe,
also nicht auf die Gesellschaft als ganzes;
– Stile (oder Register) bezeichnet, d.h. also
homogene Einheiten bezogen auf einen
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3
Beispiele aus dem Wortschatz
Coseriu (1970: 33)
• diatopische Unterschiede
– chèvreton (Auvergne) vs. fromage de chèvre (andere Gebiete
Frankreichs)
– petit déjeuner , déjeuner, dîner (Frankreich) vs. déjeuner, dîner, souper
(Schweiz)
• Diastratische Unterschiede:
– causer, parler („gehobene Umgangssprache“) vs. causer („Volkssprache)
– mélancolie, tristesse („gehobene Umgangssprache“) vs. Cafard
(„Volkssprache)
• Diaphasische Unterschiede:
– s'enfuir („Literatursprache“) vs. s‘en aller („Umgangssprache“)
– s‘ennuyer (Umgangssprache) vs. s‘embêter (familiäre Sprache)
– demeurer (Umgangssprache) vs. être domicilié (Verwaltungssprache)
2
4
Gliederungsebene
Gliederungse
Gliederungsebene
bene
 Dritte
Neunte Gliederungsebene
GliederungsebeneTextmas
 Vierte
terformate
durch Klicken
Gliederungseben
Coseriu
(1980)
bearbeiten
e
 Fünfte
diatopische Gliederungse
Unterschiede
diastratische bene
Unterschiede
 Sechste
diaphasische
Unterschiede
Gliederungse
beneVariation
unterscheidet
nur auf der synchronischen
 Siebente
Ebene
Gliederungse
bene
 Achte
Gliederungse
bene
 Dritte
Unterschiede
zwischen den
Gliederungsebene
Modellen
von
Flydal
und
Coseriu
Vierte

Flydal (1952) Gliederungseben
e
 Fünfte
diachronische Unterschiede
Gliederungse
diatopische Unterschiede
bene
diastratische Unterschiede
 Sechste
Gliederungse
bene
betrachtet den
 Siebente
Sprachstil nicht als eigene
Gliederungse
Dimension der Variation
bene
 Achte
Gliederungse
bene
2
5
Diatopische Unterschiede
• Coseriu unterscheidet 3 Arten von Dialekten
– Primäre Dialekte
– Sekundäre Dialekte
– Tertiäre Dialekte
2
6
Primäre Dialekte
• „[…] [sind] so alt (oder können sein) wie die
Gemeinsprache selbst, d.h. wie derjenige
Dialekt, der die Grundlage der Gemeinsprache
darstellt. D.h. es sind die Dialekte die schon
vor der Konstituierung der Gemeinsprache als
solcher existierten“ (Coseriu 1980: 113).
• Primäre Dialekte der historischen Sprache
Spanisch:
– Navarro-Aragonesisch
2
7
Gemeinsprache
• ist ein primärer Dialekt
• entwickelt sich zur überregionalen Varietät (=
Koiné)
• wird regional unterschiedlich realisiert
• wird als Verkehrssprache genutzt
• Zuordnung funktioniert von der
Gemeinsprache aus:
– primäre Dialekte werden einer bestimmten
Gemeinsprache zugeschrieben
– Zuordnung aufgrund von äußeren Kriterien:
2
8
Entstehung der Gemeinsprache
nach Coseriu
Gemeinsprache ……………………………..
………………………………………..
Primäre Dialekte
Coseriu (1988b: 142)
2
9
Sekundäre Dialekte
• Neue diatopische Differenzierungen der
Gemeinsprache
• spanische Gemeinsprache
Andalusisches Spanisch
Kanarisches Spanisch
Lateinamerikanisches Spanisch
• französische Gemeinsprache
français régionaux (Frankreich, z.b. français
régional du Midi)
Belgisches Französisch
3
0
Standardvarietät
• Coseriu spricht von Standardsprache
– „das Exemplarische einer Sprache“ (1980: 113)
– eine Form der Gemeinsprache, die zur
soziokulturellen Norm erhoben wird
– d.h. eine Form der Gemeinsprache wird als
Standardvarietät festgelegt
– wird an den verschiedenen geographischen
Orten/Gegenden unterschiedlich realisiert: neue
diatopische Unterschiede
– Differenz nicht so groß, dass Verständigung
unmöglich wird
3
1
Entstehung der Gemeinsprache
nach Coseriu
Standardsprache - - - - - - - - - - - - - - -
---------------------
Gemeinsprache ……………………………..
………………………………………..
Primäre Dialekte
(Coseriu 1988b: 143)
3
2
Tertiäre Dialekte
• diatopische Unterschiede in der Realisierung
der Standardvarietät, z.B.
– andalusische Form der Standardvarietät
– bayrische Form der Standardvarietät
– Standardvarietät des Französischen bei Sprechern
aus dem Midi, Alsace, Lorraine usw.
3
3
Diastratische und diaphasische
Unterschiede
„[…] eine historische Sprache weist
immer interne Varietäten auf. In einer solchen
Sprache treten nämlich mehr oder weniger
tiefgreifende interne Unterschiede auf: a)
diatopische Unterschiede, d.h. solche im
geographischen Raum (von gr. διά ‚quer
durch‘ und τόπος ‚Ort‘); b) diastratische
Unterschiede, d.h. solche zwischen den
soziokulturellen Schichten der
Sprachgemeinschaft (von gr. διά und lat.
3
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Diastratische Unterschiede - 1
• Unterschieden zwischen Angehörigen
verschiedener soziokultureller Schichten
– z.B. Oberschicht vs. Mittelschicht vs. Unterschicht
– Elaborierter vs. Restringierter Kode
Bei Coseriu NICHT, ABER heute auch:
• zwischen den Geschlechtern:
– Männern vs. Frauen
• zwischen den Generationen:
– alt vs. jung
• zwischen Berufsgruppen
3
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Diaphasische Unterschiede -1
„Die diaphasischen Unterschiede können – je nach
Sprachgemeinschaft – beträchtlich sein, z.B. die zwischen
gesprochener und geschriebener Sprache, zwischen
Umgangs- und Literatursprache, zwischen familiärer und
‚öffentlicher‘ (oder evtl. feierlicher) Sprachform, zwischen
allgemeiner und Verwaltungs- oder ‚Geschäfts‘-Sprache
usw. Und innerhalb der Literatursprache kann es spürbare
Unterschiede zwischen (Vers-) Dichtung und Prosa geben,
zwischen Epik und Lyrik, usw.“ (Coseriu 1988a: 282).
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Diaphasische Unterschiede -2
• Unterschiede zwischen Arten der
Ausdrucksweise
• Unterschiede zwischen Modalitäten des
Sprechens je nach der Situation desselben
(einschließlich der Teilnehmer am Gespräch)
– Formelles vs. Informelles Register
– Familiärer, feierlich, umgangssprachlich,
literarischer Stil
– Unterschiede in der Literatur (z.B. zw. Epik und
Lyrik)
3
7
Gliederungsebene

Dritte
Gliederungsebene
Gliederungse
Gliederungsebene
bene
 Dritte
Neunte Gliederungsebene
GliederungsebeneTextmas
 Vierte
terformate
durch Klicken
Französisch
bearbeitenGliederungseben
e
français cultivé (soigné, choisi, soutenu,
 Fünfte
tenu)
Gliederungse
bene
français commun (courant, usuel)
 Sechste
Gliederungse
français familier
bene
 Siebente
français populaire
Gliederungse
bene
français vulgaire (argotique, bas, grossier,
trivial, obscène)
 Achte
Gliederungse
bene
Diaphasische Unterschiede - 3
Vierte
Spanisch
Gliederungseben
e
formal
 Fünfte
Gliederungse
(registros intermedios) bene
 Sechste
Gliederungse
bene
 Siebente
Gliederungse
bene
informal-coloquial
 Achte
Gliederungse
bene

3
8
Verhältnis zwischen den drei
Arten von Varietäten - 1
• gerichtetes Verhältnis
„[…] das Verhältnis zwischen Dialekt,
Sprachniveau und Sprachstil [ist] ein
orientiertes […]:
Dialekt Sprachniveau Sprachstil. D.h. ein
Dialekt kann evtl. als Sprachniveau und ein
Sprachniveau als Sprachstil funktionieren,
nicht aber umgekehrt. So kann z.B. eine
regionale Form der historischen Sprache, ein
Dialekt, in einer Gegend zugleich als
3
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Verhältnis zwischen den drei
Arten von Varietäten - 2
• D.h. Ein Dialekt ist primär charakteristisch für
einen bestimmten Ort, z.B. Málaga
→ „sekundär“ diastratisch: Dialektales ist
charakteristisch für eine bestimmte Schicht oder
Gruppe, z.B. die andalusischen Zuwanderer in
Madrid
→„tertiär“ diaphasisch: Dialektales ist
charakteristisch für eine bestimmte
Sprechsituation, z.B. informelles Register,
familiärer Stil
4
0
Architektur der Sprache bei
Coseriu - 1
• Übernimmt diesen Begriff von Flydal (1952)
„Die diatopischen, diastratischen und
diaphasischen Unterschiede treten in der
historischen Sprache miteinander kombiniert
auf: für jede Mundart [Dialekt] kann man
Sprachstufen [Sprachniveaus] und Sprachstile
feststellen; für jede Sprachstufe mundartliche
und stilistische Unterschiede, usw. […] Gerade
diese Gestaltung von Mundarten [Dialekt] ,
4
1
Architektur der Sprache
• Die Gesamtheit des Aufbaus einer Sprache aus
Varietäten der verschiedenen diaDimensionen bezeichnet man in Anlehnung an
Coseriu als Architektur der (bzw. einer)
historischen Sprache.
• es handelt sich also bei der Architektur der
Sprache um das Gefüge von Varietäten einer
historischen Einzelsprache
(=Varietätengefüge)
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2
Diasystem bei Coseriu
„[…] In diesem Sinn ist eine historische
Sprache niemals ein einziges ‚Sprachsystem‘,
sondern ein ‚Diasystem‘: eine Summe von
‚Sprachsystemen‘, zwischen denen jederzeit
Koexistenz und Interferenz herrscht“ (Coseriu
1970: 32).
„[…] Man kann daher sagen, dass eine
historische Sprache niemals ein einziges
Sprachsystem ist, sondern ein Diasystem; eine
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3
Abgrenzbarkeit der Varietäten
„Es sei aber bemerkt, daß all diese
Unterscheidungen der historischen Sprache nur in der
schematischen Darstellung voneinander getrennt
erscheinen. In der Sprache selbst stellen sie vielmehr
ein Kontinuum dar. D.h. man hat verschiedene
ineinandergreifende Niveaus, bei jedem Niveau z.T.
zusammenfallende Sprachstile, Unterschiede im Raume
und ineinandergreifende syntopische Einheiten, d.h.
Dialekte, und zwar von dreierlei Art: primäre,
sekundäre und tertiäre Dialekte“ (Coseriu 1980: 114).
4
4
Verwendete Literatur
Albrecht, Jörn et al. (Hrsg.) (1988): Energeia und Ergon. Sprachliche Variation.
Sprachgeschichte. Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Tübingen: Narr,
Band 1.
Coseriu, Eugenio (21988a): Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft. München:
UTB/Francke.
Coseriu, Eugenio (1988b): Sprachkompetenz. München: UTB/Francke.
Coseriu, Eugenio (1981): "Los conceptos de 'dialecto', 'nivel' y 'estilo de lengua' y el
sentido propio de la dialectología". Lingüística española actual, 3, 1. Madrid, S. 1-32
[Deutschsprachige Übersetzung erschienen 1988b in: Jörn Albrecht et al. (Hrsg.). Bd. 1.
15-43.].
Coseriu, Eugenio (1980): 'Historische Sprache' und 'Dialekt'. In: Joachim Göschel / Pavle
Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.). 106-122 [Wieder erschienen 1988a in: Jörn Albrecht et al. (Hrsg.).
Bd. 1. 45-61.].
Coseriu, Eugenio (1976): Das romanische Verbalsystem. Tübingen: TBL.
Coseriu, Eugenio (1970): Einführung in die strukturelle Betrachtung des Wortschatzes.
Tübingen: TBL.
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Flydal, Leiv (1952): „Remarques sur certains rapports entres le style et l'état de
langue“. Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap 16. 241-28.
Göschel, Joachim / Pavle Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.) (1980): Dialekt und Dialektologie.
Ergebnisse des internationalen Symposions 'Zur Theorie des Dialekts'. Marburg/Lahn,
5.-10. September 1977. Wiesbaden: Steiner.
Jakob, Daniel / Thomas Krefeld / Wulf Oesterreicher (Hrsg.): Sprache, Bewußtsein, Stil.
Tübingen: Narr/Francke.
Koch, Peter / Wulf Oesterreicher (1990): Gesprochene Sprache in der Romania:
Französisch, Italienisch, Spanisch. Tübingen: Niemeyer.
Pötters, Wilhelm / Annegret Alsdorf-Bollée (1983): Sprachwissenschaftlicher
Grundkurs Französisch. Tübingen: Gunter Narr Verlag.
Sokol,Monika (2001): Französische Sprachwissenschaft. Eine Einführung mit
thematischem Reader. Tübingen: Narr studienbücher.
Völker, Harald (2009): „La linguistique variationnelle et la perspective
intralinguistique“. Revue de Linguistique Romane 73. 27-76.
Wesch, Andreas (1997): Zum französischen Varietätenraum in Europa – ein
Querschnitt durch sein spezifisches Profil im Vergleich zum Spanischen [Habil. postum
veröff. (26.4.2012) als pdf.: <http://zsm.phil-fak.unikoeln.de/fileadmin/zsm/Habil_Welsch.pdf>, Zugriff: 3.5.2013].
Wunderli, Peter (2005): „Stilistische Implikation variationslinguistischer Modelle“. In:
Jakob/Krefeld / Oesterreicher (Hrsg.). 61-86.