Einführung Lesen

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Einführung Lesen
Das Lesen (Peter Bichsel)
Mein erstes Buch war Zwangslektüre, eine echte Qual. Ich bekam es von einer Tante geschenkt, die
glaubte, höheren Geist in der Familie vertreten zu müssen, und sogar ein Modejournal abonniert hatte.
Es war ein Weihnachtsgeschenk, ich war neunjährig, und es war ein richtiges Buch, dick und ohne
Bilder: „Christeli“ von Elisabeth Müller, sehr sehr traurig und sentimental, sehr sehr brav und
unspannend.
Ich begann einen Kampf mit diesem Buch. Ich hatte es zu lesen – selbst meine Eltern beharrten darauf,
vor allem, weil meine Schwäche in Orthografie sich bereits zeigte und die Hoffnung bestand, durch
Lesen zu besseren Diktaten zu kommen, durch bessere Diktate zu besseren Noten, dadurch zu besseren
Erfolgschancen, zu einem besseren Lohn und einer schöneren Frau, zu einem grösseren Haus und
vielleicht einem Auto. Lesen war in diesem Zusammenhang noch karrierefreundlich. Zweitens hatte
meine Mutter nicht die Absicht, sich von ihrer Schwester mit Modejournal blamieren zu lassen. Sie
wollte zum Mindesten einen Sohn haben, der auch liest, genauso liest wie der Sohn ihrer Schwester.
Das Buch war grauenhaft langweilig. Ich hatte zwei Lesezeichen darin: Das erste zeigte an, wie weit ich
schon war, das zweite zeigte mein selbst gestecktes Ziel, bis da und da – bis auf Seite 48 – will ich heute
durchhalten. Ich hielt nie durch und erreichte mein Tagesziel nicht. Immerhin war ich stolz darauf, dass
mich die Tante für erwachsen genug hielt, ein Leser zu sein. Immerhin war ich einer mit einem Buch und
fühlte mich im Geheimen allen Fußballern und Bäumekletterern ohne Buch überlegen. Ich hatte eine
Ahnung davon, dass Bücherlesen etwas Besseres sei.
Ein Jahr später, am 23. Dezember, las ich die letzten zwei Seiten. Ich hatte ein ganzes Buch gelesen, ich
hatte es geschafft, ich war stolz darauf und beschloss, ein Leser zu bleiben – einer, der richtige Bücher
von der ersten bis zur letzten Seite liest. Als Fußballer war ich ohnehin schlecht.
Quelle: TTS S. 10
Was war ihre erste Lektüreerfahrung?

Erzählen Sie Ihren Kolleg/innen eine Geschichte zu Ihrer
ersten Lektüre. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Erzählung
möglichst spannend und pointiert gestalten.
Zeichnen Sie eine Kurve:
1.
2.
Wie viele Bücher lasen Sie pro Monat ?
Wie viel Spass hatten Sie dabei?
B/M bzw. Note
6
5.5
5
4.5
4
3.5
3
2.5
2
1.5
1
0.5
7
6
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
Alter
Warum lesen wir?
Sachtexte
Literatur
Macht Lesen schlau?
Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher
lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens
einen guten Grund dafür.
Gabriel Laub
Macht lesen schlau?

Lesen vielleicht nicht, aber Denken macht schlau
Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist
hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten.
Marie von Ebner-Eschenbach
Was bedeutet diese Geschichte?
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte
ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert."
"Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
- Bertolt Brecht, Das Wiedersehen
Wolfgang Iser: Leerstellen
Zunächst dürfen wir sagen, dass der Unbestimmtheitsbetrag in literarischer
Prosa – vielleicht in Literatur überhaupt – das wichtigste Umschaltelement
zwischen Text und Leser darstellt. Als Umschaltstelle funktioniert
Unbestimmtheit insofern, als sie die Vorstellungen des Lesers zum
Mitvollzug der im Text angelegten Intention [d.h. Absicht] aktiviert. Das aber
heißt: Sie wird zur Basis einer Textstruktur, in der der Leser immer schon
mitgedacht ist. Darin unterscheiden sich literarische Texte von solchen, die
eine Bedeutung oder gar eine Wahrheit formulieren. Texte dieser Art [d.h.
nicht-erzählende Sachtexte] sind ihrer Struktur nach von möglichen Lesern
unabhängig, denn die Bedeutung oder die Wahrheit, die sie formulieren,
gibt es auch außerhalb ihres Formuliertseins. […] Bedeutungen und
Wahrheiten sind prinzipiell nicht gegen ihre Geschichtlichkeit [d.h.
Vergänglichkeit] gefeit. Zwar sind auch literarische Texte davon nicht frei,
doch indem ihre Realität in der Einbildungskraft des Leser liegt, besitzen sie
prinzipiell eine größere Chance, sich ihrer Geschichtlichkeit zu widersetzen.
In: Rezeptionsästhetik. Hg. v. R. Warning. München 1975
Geben Sie Isners Theorie in eigenen Worten wider
Sachtext – vermittelt Information
Literatur – vermittelt Bedeutung

Was nützt es dem Menschen, wenn er
Lesen und Schreiben gelernt hat, aber
das Denken anderen überlässt?
Ernst R. Hauschka

Von allen Welten, die der Mensch
erschaffen hat, ist die der Bücher die
Gewaltigste.
Heinrich Heine

Ein Buch vor den Augen verhindert in
der Regel ein Brett vor dem Kopf.
Christian Wulff

Das Buch ist die Axt für das gefrorene
Meer in uns.
Franz Kafka
Philip K. Dick: Roog
1.
2.
3.
4.
5.
Beschreiben sie knapp (~3 Sätze) ihren ersten Eindruck
beim Lesen dieses Textes.
Zeichnen Sie auf ein separates A4-Format einen Roog
(möglichst groß).
Um was für eine Art/Sorte von Text handelt es sich
hier? Was erwarten Sie von einem solchen Text?
Unterstreichen Sie alle Beschreibungen, in welchen
einer der fünf Sinne berücksichtigt wird.
Worin besteht in dieser Kurzgeschichte die Leerstelle?
Lesen
Wenn ein Buch und ein Kopf
zusammenstoßen und es klingt hohl,
ist das allemal im Buch?
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1764): Sudelbücher,
Sudelbuch D, D 399
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten)
Autor?
Lexikon?
Inhalt des
Textes?
Leser?
Kritiker?
Form des
Textes?
Lehrer?
Text?
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten)
Autor
Text
Inhalt
Form
Leser
Kritiker
Lehrer
Lexikon
Hermes
Hermeneutik
(Die Lehre vom Verstehen)
„Einen Text verstehen heißt demzufolge, Merkmale der Textstruktur bzw. des -inhaltes
und der Textproduktion unter Einbeziehung der Text- und Rezeptionsgeschichte sowie
der Reflexion des eigenen Interpretationsstandpunktes im Sinne eines wechselseitigen
Begründungsverhältnisses zu begreifen. Daß es dabei weder falsche noch richtige,
sondern allenfalls mehr oder minder angemessene Interpretationen geben kann, folgt
aus der […] Geschichtlichkeit der Verstehenskonstituenten und der damit
zusammenhängenden Unabschließbarkeit der hermeneutischen Spirale.“
– Jürgen Bolten, Die Hermeneutische Spirale.
Textanalyse
Textanalyse: das Verfahren zur Sinnerschließung eines (fiktionalen) Textes.
Im Literaturunterricht erfolgt diese Analyse meist sukzessiv in einer
Verbindung hermeneutischer/ rezeptionsästhetischer und strukturaler
Verfahren:
Das hermeneutische Verfahren besteht darin, dass der Rezipient zunächst
sein vorläufiges Textverständnis formuliert (Deutungshypothese) und diese
erste Deutung im Verlauf der Analyse verifiziert, falsifiziert oder modifiziert.
Diese Deutungshypothese zielt nicht darauf, eine vermutete „Intention des
Autors“ zu benennen- bei fiktionalen Texten geht es vielmehr um die Wirkung
auf den Rezipienten, der – abhängig von seinem Verstehenshorizont – das
Sinnpotential des Textes in subjektiver Konstruktion erschließt.
Die Analyse ermittelt und untersucht die Strukturelemente, die das
Verstehen in besonderer Weise steuern: Textaufbau, sprachliche Mittel,
rhetorische Figuren, erzählerische Mittel u.a.
Ziel der Analyse ist die begründete Deutung eines fiktionalen Textes als
Synthese (=Zusammenführung): das Zusammenwirken der einzelnen
Strukturelemente im Hinblick auf die vermutete / verifizierte Textaussage
wird dargestellt und an den Textstrukturen belegt.
5 Stufen der Annäherung
Erste Leseerfahrung
Verstehenshorizont
1.
2.



Beschreibung
3.


4.
5.
sprachlich
kulturell Ich
historisch
Form
Inhalt
Deutung
Wertung
Text/
Autor
Philip K. Dick: Roog
1.
2.
3.
4.
5.
Beschreiben sie knapp (~3 Sätze) ihren ersten Eindruck
beim Lesen dieses Textes.
Zeichnen Sie auf ein separates A4-Format einen Roog
(möglichst groß).
Um was für eine Art/Sorte von Text handelt es sich
hier? Was erwarten Sie von einem solchen Text?
Unterstreichen Sie alle Beschreibungen, in welchen
einer der fünf Sinne berücksichtigt wird.
Worin besteht in dieser Kurzgeschichte die Leerstelle?
Merkmale Kurzgeschichte (short story)





Keine oder nur sehr kurze Einleitung (Exposition);
sofortiger Einstieg in die Handlung (in medias res)
Häufig wird das Geschehen auf wenige Augenblicke,
wenige Figuren, eine exemplarische Situation, ein Bild
oder eine Momentaufnahme reduziert (Verdichtung).
Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick
ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen
zwischen den Zeilen erschlossen werden (Leerstellen)
Doppelbödigkeit, Mehrdeutigkeit: das geschilderte
Alltagsereignis verweist auf komplexere Probleme
Meist offener Schluss oder eine überraschende Wendung
Aus einem Interview mit P.K. Dick über “Roog”
It’s about garbage men. It’s about a dog who can sense that
the garbage men are predatory carnivores from another
planet, who accept the garbage each week as a propitiatory
offering in surrogate for the people themselves. But
eventually these garbage men will tire of accepting these
surrogate offerings and take the people in the houses and
eat them. And that is how the dog sees the garbage men.
The story is from the dog’s point of view and the garbage
men are seen as only quasi-humanoid. They have thin necks
and their heads are like pumpkins and their heads wobble...
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten)
Autor
Text
Inhalt
Leser
Form
Wie beschreibt und
analysiert man die
Form eines Textes?
Kritiker
Lehrer
Lexikon
Erzähltheorie (DaG3, S. 18-62)

Werkzeuge zur Beschreibung & Analyse
der Form von
literarischen Texten


Wie erzählt wird, nicht Was
Heute



Einführung literarisches Erzählen (S. 20 & 21)
Erzähler, Erzählebenen (S. 22-24)
Schwerpunkt auf Erzählperspektive Erzählverhalten (S. 27 ff.)
Der neutrale Erzähler:
Es wird nur von außen und neutral berichtet und
wiedergegeben, was geschieht und gesagt wird. Ein Erzähler
ist nicht als Figur zu erkennen. Handlungen und Gespräche
werden nicht durch einen Erzähler kommentiert. Die Leser
sehen anscheinend unvermittelt - wie bei einem
Dokumentarfilm - in die erzählte Situation hinein.
Der personale Erzähler:
Die Geschichte wird aus der Perspektive einer (Perspektiv-)Figur
dargestellt, die selbst am Geschehen beteiligt ist. Die Leser verfolgen
das Geschehen aus dem begrenzten Blickwinkel einer (oder mehrerer)
Personen der erzählten Welt und nehmen an ihren Erfahrungen,
Gefühlen und Reflexionen teil. Der Erzähler tritt also selbst nicht in
Erscheinung. Erzählt wird meist in der Er-/Sie-Form.
- Häufig in der Moderne: die Figurenrede als „erlebte Rede“, ohne
Redeeinleitung, zur Vermittlung der Gedanken einer Figur:
... Sollte sie hier den Wagen verlassen? ... (vom Leser ergänzbar: dachte sie)
Der auktoriale Erzähler:
Ein Erzähler, der nicht selbst in das Geschehen verwickelt ist und
von außen deutlich Regie führt. Er betrachtet von außen und
kennt als allwissender Erzähler die Gedanken und Gefühle der
Textfiguren; er überblickt auch Vergangenheit und Zukunft der
Textfiguren. Aus dieser Überblickshaltung kann der Erzähler
kommentieren und werten und sich durch Voraussagen und
Rückverweise einmischen. Er schaltet sich für den Leser spürbar
als sprechende und reflektierende Figur ein.
- Er ist nicht mit dem Autor gleichzusetzen.
Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas
An den Ufern der Havel lebte, um sein Gewerbe ruhig ernährte; die
die Mitte des sechzehnten
Kinder, die ihm sein Weib schenkte,
Jahrhunderts, ein Roßhändler,
erzog er, in der Furcht Gottes, zur
namens Michael Kohlhaas, Sohn
Arbeitsamkeit und Treue; nicht einer
eines Schulmeisters, einer der
war unter seinen Nachbarn, der sich
rechtschaffensten und zugleich
nicht seiner Wohltätigkeit, oder
entsetzlichsten Menschen seiner
seiner Gerechtigkeit erfreut hätte;
Zeit. – Dieser außerordentliche
kurz, die Welt würde sein Andenken
Mann würde, bis in sein dreißigstes haben segnen müssen, wenn er in
Jahr für das Muster eines guten
einer Tugend nicht ausgeschweift
Staatsbürgers haben gelten können. hätte. Das Rechtgefühl aber machte
Er besaß in einem Dorfe, das noch ihn zum Räuber und Mörder.
von ihm den Namen führt, einen
Aus: Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas. Stuttgart:
Meierhof, auf welchem er sich durch
Reclam Verlag 1993, S. 3
Personale Erzählhaltung
Zunächst wollte er ruhig und ungestört aufstehen, sich anziehen und vor allem
frühstücken, und dann erst das Weitere überlegen, denn, das merkte er wohl, im
Bett würde er mit dem Nachdenken zu keinem vernünftigen Ende kommen. Er
erinnerte sich, schon öfters im Bett irgendeinen vielleicht durch ungeschicktes
Liegen erzeugten, leichten Schmerz empfunden zu haben, der sich dann beim
Aufstehen als reine Einbildung herausstellte, und er war gespannt, wie sich seine
heutigen Vorstellungen allmählich auflösen würden.
Franz Kafka in Die Verwandlung 1915
Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue
Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang bald
die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie
nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe,
so naß; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.
Georg Büchner in Lenz 1839
Auktoriale Erzählhaltung
Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heiraten. Aber das sollte eine
wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche
zu finden, aber überall fehlte etwas. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es
wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nie herausfinden. Immer war da etwas,
was nicht ganz in Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz
traurig, denn er wollte doch gern eine wirkliche Prinzessin haben.
Hans Christian Andersen in Die Prinzessin auf der Erbse 1840
Seit der Schwedenzeit waren die Wutze Schulmeister in Auenthal, und ich glaube
nicht, daß einer vom Pfarrer oder von seiner Gemeinde verklagt wurde. Allemal
acht oder neun Jahre nach der Hochzeit versahen Wutz und Sohn das Amt mit
Verstand - unser Maria Wutz dozierte unter seinem Vater schon in der Woche das
Abc, in der er das Buchstabieren erlernte, das nichts taugt.
Jean Paul in Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal 1790
Neutrale Erzählhaltung
Ein junger Mann geht durch eine Grünanlage. In einer Hand trägt er ein
Eis. Er lutscht. Das Eis schmilzt. Das Eis rutscht an dem Stiel hin und
her. Der junge Mann lutscht heftig, er bleibt vor einer Bank stehen. Auf
der Bank sitzt ein Herr und liest eine Zeitung. Der junge Mann bleibt vor
dem Herrn stehen und lutscht.
Der Herr sieht von seiner Zeitung auf. Das Eis fällt in den Sand.
Der junge Mann sagt: „Was denken Sie jetzt von mir?“ Der Herr sagt
erstaunt: „Ich? Von ihnen? Gar nichts.“ Der junge Mann zeigt auf das Eis
und sagt: „Mir ist doch eben das Eis runtergefallen, haben Sie da nicht
gedacht, so ein Trottel?“
Der Herr sagt: „Aber nein. Das habe ich nicht gedacht. Es kann
schließlich jedem einmal das Eis runterfallen.“
Helga M. Novak in Eis
Betrunkener Vater lässt vierjährigen Sohn ans Lenkrad
Warstein - Ein Vierjähriger ist in Warstein hinter dem Steuer
eines Autos erwischt worden. Der Junge saß auf dem Schoß
seines Vaters, der knapp 2,1 Promille Alkohol im Blut hatte. Die
Polizei stoppte den Wagen, weil sie das Kleinkind am Lenkrad
gesehen hatte. Dabei stellten sie die Fahne des Mannes fest, der
bereits mehrfach betrunken im Auto erwischt worden war und
keinen Führerschein mehr hat. Besonders schockiert waren die
Beamten der Soester Polizei, dass die Frau des Mannes auf dem
Beifahrersitz saß und die gefährliche Fahrt duldete. Neben dem
38-Jährigen wurde auch seine Frau angezeigt, weil sie die
Halterin des Wagens ist.
www.spiegel.de; Panorama: kurz & krass; 30. August 2012
Erzählverhalten Visualisieren

Versuchen sie, ihr bisheriges Wissen über Erzählverhalten
auf einer Seite graphisch darzustellen
Erzählverhalten - Warum?



Welche Gründe könnten für die Wahl des ein oder
anderen Erzählverhaltens sprechen?
Welche Wirkung kann mit einem bestimmten
Erzählverhalten erzeugt werden?
Welcher Tempus bietet sich für welches Erzählverhalten
an?
Auktorial – Personal - Neutral
Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40)
Erzählerrede
Bericht
Beschreibung
Charakterisierung
Kommentar
Figurenrede
Direkte Rede


Indirekte Rede
Erlebte Rede
Innerer
Monolog
Bewusstseinsstrom
Informieren sie sich in DaG3 über die verschiedenen Spielarten der
Erzähler- bzw. Figurenrede
Für die Probe sollten sie in der Lage sein, diese in einem gegebenen
Text zu bestimmen
Ausblick Planung





Literarisches Erzählen (S. 20 - 25)
Erzählverhalten (S. 27 - 31)
Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40)
Zeitverhältnisse (S. 34)
Elemente der Handlung (S. 32 - 41)




Alles zusammen (DaG3, S. 20 - 41)


Zeit (S. 33 - 35)
Ort (S. 36/37)
Charakterisierung (S. 38/39)
Bis
heute
Nächster
Mittwoch
Fr. 2.Nov
Mi. 7.Nov
Repetieren & Üben
Probe Erzähltheorie
Mi. 14.Nov
5 Stufen der Annäherung
Erste Leseerfahrung
Verstehenshorizont
1.
2.



Beschreibung
3.


4.
5.
sprachlich
kulturell
historisch
Form
Inhalt
Deutung
Wertung
Figurenrede
Figurenrede
Direkte Rede

Beispielsätze:






Indirekte
Rede
Erlebte Rede
Innerer
Monolog
Bewusstseinsstrom
Direkte Rede: Sie fragte sich: „Muss ich wirklich gehen?“
Indirekte Rede: Sie fragte sich, ob sie wirklich gehen müsse.
Erlebte Rede: Musste sie wirklich gehen?
Innerer Monolog: Mir wird mulmig, ich sollte jetzt wirklich gehen.
Bewusstseinsstrom: Heiss – so peinlich! Wie früher... weg, weg, nur
weg von hier, dort, die Tür, lass mich durch – – endlich frei!!!
In längeren Passagen in erlebter Rede lässt sich oft nicht
entscheiden, wer spricht: der Erzähler oder die Figur. Die
Figurenrede wird nahtlos in den Erzählerbericht verwoben.
[Der Konsul ging … umher …] Er hatte keine Zeit. Er war bei Gott
überhäuft. Sie sollte sich gedulden.
(Thomas Mann, Buddenbrooks)
Formen der Figurenrede
Man unterscheidet fünf verschiedene Möglichkeiten wie der Erzähler das, was die
Figuren denken und sprechen, in einen Erzähltext einbauen kann:
1.
Direkte Rede: Die Äußerung der Figur wird wörtlich zitiert; häufige Kennzeichen
sind die Inquit-Formel, der Doppelpunkt und die Anführungszeichen. Der
Erzähler hält sich zurück; und der Leser erfährt unmittelbar, was gesagt wird.
2.
Indirekte Rede: Die Äußerung der Figur wird vom Erzähler referiert; Merkmale
sind daher Nebensätze mit dass bzw. der Gebrauch des Konjunktivs. Da dem
Leser das Gesagte vom Erzähler vermittelt wird, hat er mehr Distanz zu den
Äußerungen.
3.
Erlebte Rede: Die Gedanken der Figur werden nicht unmittelbar von dieser
selbst, sondern vom Erzähler geschildert. Deshalb finden sich hier das Präteritum
und die 3. Person wie in der Erzählerrede. Aber die Perspektive der Figur wird
dabei beibehalten, so dass, wie in der direkten Rede, der Indikativ und die
Hauptsatzwortstellung verwendet werden.
4.
Innerer Monolog: Die Gedanken der Figur werden unmittelbar, aber
ausformuliert wiedergegeben (Ich-Form).
5.
Bewusstseinsstrom: Die Bewusstseinsvorgänge der Figur werden möglichst
unverändert wiedergegeben. Der Erzähler zitiert Gedanken sozusagen wörtlich,
ohne sie an die grammatischen Regeln anzupassen. Der Satzbau ist daher oft
unstrukturiert, assoziativ und ungrammatisch.
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“
1.
Welches Erzählverhalten dominiert den Text?
(mit Kurzbegründung)
2.
Ist das Erzählverhalten eindeutig und konsistent?
(Beispiele, falls nicht)
3.
Welche Arten von Erzählerrede kommen im Text vor?
(Beispiele)
4.
Welche Arten von Figurenrede kommen im Text vor?
(Beispiele)
5.
Wie ist die Handlung zeitlich gestaltet? Gibt es Raffungen,
Dehnungen, etc.?
(Zeigen sie die Zeitverhältnisse anhand eines Schaubilds)
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“
Bestimmen Sie in folgenden Sätzen die Form der Erzähler- bzw.
Figurenrede (wenn nötig mit Begründung):
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
h)
Sein Fehler? Unwahrscheinlich; er machte niemals Fehler. Jason Bedford
und Fehler machen? Nicht doch. (5)
Die Stimme war trocken und kalt, hatte die mechanische
Gleichförmigkeit von etwas, das Bedford immer an Schlangen denken
ließ. (17)
Er schlummerte friedlich. (34)
Das war die lautere Wahrheit. (40)
wie er es in den Holofilmen des Armee-Ausbildungsprogramms gesehen
hatte (71)
Beachten Sie das Videoprogramm für den Krisenfall. (8/2)
Haben sie alle denselben Geschmack? (28/2)
Sie hatten alle denselben Geschmack. (29/2)
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“
Bestimmen Sie in folgenden Sätzen die Form der Erzähler- bzw.
Figurenrede (wenn nötig mit Begründung):
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
h)
Sein Fehler? Unwahrscheinlich; er machte niemals Fehler. Jason Bedford
und Fehler machen? Nicht doch. (5) Erlebte Rede
Die Stimme war trocken und kalt, hatte die mechanische
Gleichförmigkeit von etwas, das Bedford immer an Schlangen denken
ließ. (17) Beschreib.
Er schlummerte friedlich. (34) (raffender) Bericht
Das war die lautere Wahrheit. (40) Erlebte Rede/Kommentar
wie er es in den Holofilmen des Armee-Ausbildungsprogramms gesehen
hatte (71) Erlebte Rede/Kommentar
Beachten Sie das Videoprogramm für den Krisenfall. (8/2) Direkte Rede
Haben sie alle denselben Geschmack? (28/2) Innerer Monolog
Sie hatten alle denselben Geschmack. (29/2) ER/Kommentar
Ausblick Planung





Literarisches Erzählen (S. 20 - 25)
Erzählverhalten (S. 27 - 31)
Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40)
Zeitverhältnisse (S. 34)
Elemente der Handlung (S. 32 - 41)




Alles zusammen (DaG3, S. 20 - 41)


Zeit (S. 33 - 35)
Ort (S. 36/37)
Charakterisierung (S. 38/39)
Bis
heute
Nächster
Mittwoch
Fr. 2.Nov
Mi. 7.Nov
Repetieren & Üben
Probe Erzähltheorie
Mi. 14.Nov
Zeitliche Gestaltung der Handlung
Zeitverhältnisse
Abfolge


Rückblende (meist im Plusquamperfekt)
Vorausdeutung (meist Konditional oder Futur)
Die zeitliche Gestaltung der Handlung (Zeitverhältnisse und
Abfolge) ist für den Autor eines der wichtigsten Mittel, um eine
Erzählung spannend und lebendig zu gestalten.
Mögliche Funktionen des Orts
Schauplatz
Stimmung
erzeugen
Symbolik
Funktionen
von
Räumen
StimmungsHandlung
unterstützen
/
kontrastieren
Lebens-
Raum
Figuren
charakterisieren
Kontrast-
Symbolischer
Charakterisierung von Figuren
Indirekt
Direkt
(durch Erzähler)
(durch andere Figuren oder
Handlung)
Charakterisierung
Äussere
(Fakten)
Innere
(Haltungen. Beweggründe,
etc.)
Konzeption von Figuren

Statisch vs. dynamisch
Handelt es sich um eine Figur, die sich gleich bleibt, oder um eine
Figur, die sich im Verlauf der Handlung deutlich verändert?

Typisiert vs. komplex
Handelt es sich um eine Figur mit wenigen Merkmalen oder um eine
Figur mit vielen individuellen Eigenschaften?

Geschlossen vs. offen
Handelt es sich um eine Figur mit klar verständlichen Wesenszügen
oder um eine für den Leser mehrdeutige Figur mit unerklärlichem
Verhalten?
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“
1.
Beschreiben Sie den Charakter des Protagonisten und zeigen
Sie, auf welche Weise er im Text charakterisiert wird
(mit Stellenverweis[en])
2.
Zeigen Sie die Konzeption der Meknosianer
(anhand der drei entsprechenden Kategorien)
3.
Erläutern Sie die Zeitverhältnisse in der Kurzgeschichte
(mit Stellenverweis[en]).
4.
Gibt es eine Rahmenerzählung?
(mit Kurzbegründung)
5.
„Die Vorausdeutung spielt im Text eine zentrale Rolle“ – ist diese
Aussage korrekt?
(mit Kurzbegründung)