Präsentation - Social Science for Life

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Transcript Präsentation - Social Science for Life

Lebenskunstphilosophie als soziologische Praxis
23.05.2011
Inken Titz, Bianca Böhm
Individualisierung
http://www.youtube.com/watch?v=KLWsV1hewYA&feat
ure=related
Individualisierung nach Beck
Merkmale westlicher Gesellschaft:
 Kontinuitätsbruch in der Gesellschaftsentwicklung
(nämlich zwischen der alten Industrie- und der neuen
Risikogesellschaft)
 wachsende Individualisierung
Individualisierung nach Beck
Drei Dimensionen von Individualisierung:
1. "Freisetzungsdimension": die Herauslösung aus
traditionalen Herrschafts- und Versorgungszusammenhängen;
2. "Entzauberungsdimension": Verlust von traditionalen
Sicherheiten
3. "Kontroll- und Reintegrationsdimension": eine neue
Art der sozialen Einbindung durch Institutionen
(Beck 1986, S.206)
„ An die Stelle von Ständen treten nicht mehr soziale
Klassen, an die Stelle von sozialen Klassenbindungen
tritt nicht mehr der stabile Bezugsrahmen der Familie.
Der oder die einzelne selbst wird zur lebensweltlichen
Reproduktionseinheit des Sozialen.“ (209)
„Individuen werden innerhalb und außerhalb der
Familie zum Akteur ihrer marktvermittelten
Existenzsicherung und ihrer Biographieplanung und –
organisation“ (209)
Marktabhängigkeit
Keine traditionalen Arbeitsmöglichkeiten
„Die freigesetzten Individuen werden
arbeitsmarktabhängig und deshalb bildungsabhängig,
konsumabhängig, abhängig von sozialrechtlichen
Regelungen und Versorgungen,…“ (210)
Institutionenabhängige Kontrollstruktur
„Die Kehrseite des Vorübergehenden, mit der die
Arbeitslosigkeit eintritt, ist die Verwandlung von
Außenursachen in Eigenschuld, von Systemproblemen
in persönliches Versagen." (S. 150)
 http://www.youtube.com/watch?v=_Kl5ePc21hc
Drei Bedeutungsdimensionen von
Individualisierung
(Inhaltliche Einteilung und Überschriften entnommen aus: BeckGernsheim, E., Individualisierungstheorie: Veränderungen des
Lebenslaufs in der Moderne)
Befreiung aus traditionellen Kontrollen
II. Verlust traditioneller Stabilitäten
III. Neue Bindungen, Zwänge, Kontrollen
I.
Makroebene
gesamtgesellschaftliche
Prozesse
Mikroebene
privater Lebensraum
Individualisierung
= „biographische[] Folgen von Modernisierungsprozessen“
(126)
„Die soziale Mobilität hat ihr Korrelat in kognitiver
und normativer Mobilität“ (132) (Berger / Berger /
Kellner 1975)
„neue Formen des Lebenslaufs, neue Denk- und
Verhaltensweisen, neue Anforderungen,
Erwartungen, Ziele“, „Möglichkeiten, Konflikte,
Zwänge“ (125)
I. Befreiung aus traditionellen Kontrollen
Vormoderne
Lebenswelt
Erweiterung
Moderne
Lebenswelt
Befreiung
Betonung von „Enge
und Beschränkt- heit“ (127)
Erweiterung Lebensradius/
Gewinn an Handlungsspielräumen und Wahlmöglichkeiten (128) /
Biographische Freiräume (129)
Vormoderne
Lebenswelt
Moderne Lebenswelt
Relativ geschlossene
Lebenswelt
Pluralität von Bereichen =
„gegensätzliche Bedeutungsund Erfahrungswelten“ (129)
Erweiterung des Subjekts
= des geistigen Horizonts
= der inneren Autonomie
Emanzipation
Selbstentfaltung
Autoritätsverlust des Kollektivbewusstseins (129)
II. Verlust traditioneller Stabilitäten
Stabilitätsverlust
Traditionelle
Bindungen
Risikozunahme
Halt, Sicherung, Schutz
für den einzelnen (130)
Individualisiertes
Subjekt
Bedrohungen im
Lebenslauf:
„Je mehr Chancen es gibt,
desto mehr Möglichkeiten
gibt es auch Chancen zu
verpassen“ (130)
„Auflösung traditioneller
innerer Bindungen“ (= Werte,
Glaubenssysteme)“ (131)
„zunehmende Bindungslosigkeit auf immer mehr
Ebenen“ (131)
= „innere ‚Heimatlosigkeit‘“ (131)
Bedrohungen:
a. „biographisch-strukturell“ (= Abstieg,
Konkurrenzdruck, Entwurzelung, Isolation) (131)
b. „psychisch“ (= innere Leere, Versagensangst,
Zerstörung innerer Autonomie, Entfremdung) (131)
III. Neue Bindungen, Zwänge, Kontrollen
„Abhängigkeitswandel“
Traditionelle
Bindungen
„institutionenabhängige“
Individuen
Moderne bringt andere Arten der Abhängigkeit hervor:
„die neuen Wahlmöglichkeiten, die sich dem einzelnen eröffnen (zum Beispiel
Berufswahl), [sind] wiederum eingebunden […] in gesellschaftliche
Rahmenbedingungen, institutionelle Regeln und Vorschriften (zum Beispiel
Schullaufbahnen, Zeugnisse, Gesundheitszertifikate), die dem einzelnen nicht
zur Disposition stehen“ (133)
 „Formen der indirekten, vielfältig vermittelten,
unsichtbar scheinenden Beeinflussung“ (133)
 „Biographie wird zur ‚neuen Vergesellschaftungsform‘“
(135) = „institutionenabhängige Individuallage“ (Beck
1986, 210)
„Doppelgesicht“ von Individualisierungsprozessen
(136)
„traditionelle und die moderne Gesellschaft [haben] je
eigene Formen sowohl der Vielfalt wie der
Gleichförmigkeit“ (134)
… oder negativer?
Adorno (1970): „evidenter Verfall von Individualität“ und
„Standardisierung der Menschen“
Beck (1983): „noch nie war die individuelle Existenz so
wenig individuell-autonom zu führen wie heute, wo
die Individualisierung am weitesten fortgeschritten
ist“
Gab es Individualisierung schon immer?
„Individualisierung [ist] in einem allgemeinen Sinne nichts
Neues“ (139)
aber: veränderte Charakteristik in der heutigen Gesellschaft
z. B.:
„Massencharakter“
„Weitläufigkeit und Systematik des
gegenwärtigen
Individualisierungsschubes“
Demokratisierung
„Das historisch Neue besteht darin, daß heute ganz
durchschnittlichen Individuen zugemutet wird, daß
sie ihr Leben ‚selbst‘ führen“ (Kaufmann 1969)
Oder gibt es Individualisierung noch kaum?
„Individualisierungsprozesse [sind] Produkt langer
historischer Prozesse, die hier früher, dort später
einsetzen“ (139)
= Individualisierung ist keine „Momentaufnahme“ (140)
„Der Trend ist entscheidend, seine Systematik, die mit
fortschreitender Modernisierung verknüpft ist.“ (140)
Exkurs: Übermensch
(zitiert nach: Nietzsche, F., Also sprach Zarathustra)
„Und Zarathustra sprach also zum Volke:
Ich lehre euch den Übermenschen. Der Mensch ist Etwas, das
überwunden werden soll. […]
Der Übermensch ist der Sinn der Erde. Euer Wille sage: der
Übermensch sei der Sinn der Erde! […]
Ich beschwöre euch, meine Brüder, bleibt der Erde treu und glaubt
Denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden! […]
Zarathustra aber sahe das Volk an und wunderte sich. Dann sprach er
also:
[…] Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Thier und
Übermensch, – ein Seil über einem Abgrunde.“
Bauman: Wir Lebenskünstler
„Wenn frei sein bedeutet, seine eigenen Wünsche und
Ziele verfolgen zu können, dann muß man sagen, daß
die konsumorientierte Lebenskunst der flüchtigen
Moderne diese Freiheit zwar verspricht – ihr
Versprechen aber nur in wenigen ausgewählten Fällen
auch erfüllt.“(126)
„Du kannst ein anderer werden“ oder „Du musst ein
anderer werden“?
„Wer unser heutiges Leben in seinen tiefen Erfahrungen
und oberflächlichen Erlebnissen als Künstler
nachvollziehbar darstellen will … kommt um Metzgers
Manifest und Rauschenbergs ‚Radierung‘ nicht herum,
die den unmittelbaren Zusammenhang von Kreation
und Destruktion aufzeigen, erhellen und nachprüfbar
machen…“ (119)
Die „flüssige“ Moderne
„Wer kann schon wissen, welches Los bei der nächsten Ziehung der
Lebenslotterie gewinnt? Nur wer kein Los kauft, hat schon
verloren ...“
= Kontingenz der Lebensverhältnisse
= maximal widersprüchliche und minimal berechenbare
Existenzbedingungen
„Abends brauchen wir Viagra, am nächsten Morgen die Pille
danach“
Anbindung an Foucault
Analyse der Veränderung von Machtausübung / -verhältnissen:
schwer greifbar und nicht innerhalb politischer Grenzen,
somit signifikante Auswirkungen auf die alltäglichen Lebensverhältnisse
Das Phänomen der Macht als Unterscheidungskriterium von der „soliden“
Moderne und der „flüssigen“ Postmoderne:
Panopticum als Schlüsselmetapher moderner Machtverhältnisse wird in der
Postmoderne abgelöst durch eine „post-panoptische“ Charakterisierung
Keine Grenzziehung mehr zwischen „Drinnen und Draußen“
Nur an den Grenzen der Gesellschaft besteht diese fort: Hier geht es um
Ausschluss und Demütigung derer, die nicht mithalten können