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Promenadologie 2.0
Flanieren für Fortgeschrittene.
Prof. Dr. Gesche Joost, TU Berlin, Interaction Design & Media
Agenda.

Die Stadt wird beobachtet

Die Stadt als Beobachter

Spurensuche in der Stadt

Die markierte Stadt
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Situationistische Stadtforschung.
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Situationistische Stadtforschung.
Das Umherschweifen – la dérive – ist die
„Erforschung der genauen unmittelbaren Wirkungen,
seien sie bewusst gestaltet oder nicht, des
geographischen Milieus auf das emotionale
Verhalten der Individuen“.
(aus: Der Beginn einer Epoche, Edition Nautilus 1995, S. 51)
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Situationistische Stadtforschung.
Daniel Belasco Rogers, The daily practice of map making, 2003 – 2006, Berlin
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Situationistische Stadtforschung.
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Die „Psychogeografie“.
Dieser Stadtplan ist

individuell und nur situativ gültig.

Das Umherschweifen hinterlässt an sich keine
Spuren, weder materiell noch virtuell.

Es entsteht eine „Psychogeografie“ des Ortes im
Kopf des Umherschweifenden.
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Technologien.
GPS (Global Positioning System)
GPS ist ein globales Navigationssatellitensystem zur Positions- und
Zeitmessung.
Es wurde 1970 vom US-Verteidigungsministerium entwickelt. Seit 2000 wurde
eine Genauigkeit der Lokalisierung von unter 8 Metern möglich.
Bei Fahrzeugen ist über die Bewegung eine genauere Positionierung möglich.
Die Genauigkeit lässt sich mittels der Differenzmethode (Differntial-GPS) auf
wenige Zentimeter bis hin zu Milimetern steigern.
Genutzt wird das System in der Seefahrt, Luftfahrt, durch Navigationssysteme
im Auto, zur Positionsbestimmung und -verfolgung im ÖPNV, zur Orientierung
im Outdoor-Bereich, im Vermessungswesen, in der Landwirtschaft etc.
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1. Die Stadt wird beobachtet.
Anwendungen.
Geocaching
Geocaching ist eine Art elektronische Schnitzeljagd. Die Verstecke (Caches)
werden anhand geographischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und
können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden.
Location Based Services
Die meisten Mobilfunk-gestützten Ortungsmaßnahmen zielen darauf ab, dem
Mobilfunkteilnehmer weitere regionale Services anbieten zu können. Dabei
können die Nutzer einerseits vorgefertigte Daten nutzen oder selbst Daten
(Fotos, Text...) hinzufügen.
Beispiel: http://www.qype.co.uk/; Berlin unlike; Google MAPs
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2. Die Stadt als Beobachter.
Kameras im öffentlichen Raum.
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2. Die Stadt als Beobachter.
Überwachungskameras in Leipzig: 674.
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2. Die Stadt als Beobachter.
Protest der „AG öffentliche Räume“.
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2. Die Stadt als Beobachter.
Stadtbilder aus Sicht der Beobachter.
Das letzt Bild von Lady Di
Bilder der „Kofferbomber“
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2. Die Stadt als Beobachter.
Stadtbilder aus Sicht der Beobachter.
Thomas Laureyssens, Pedestrian Levitation.net, 2005
http://www.pedestrianlevitation.net/process.html
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2. Die Stadt als Beobachter.
Die Geo-Ikonografie.
Dieser Stadtplan ist

bildbasiert und zunächst anonym.

Mit den Bildern können individuelle Wege und
Verhaltensweisen nachvollzogen werden.

Es entstehen materielle Spuren in Form von Bildern.
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3. Spurensuche in der Stadt.
Die virtuelle Datenspur.
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3. Spurensuche in der Stadt.
Die virtuelle Datenspur.
Erwünscht (datenintensiv): Zahlen mit Plastikgeld, online einkaufen, HomeBanking, Lifestyle-Produkte kaufen, Registrierungsformulare ausfüllen,
mobile Kommunikationstechnologien, Auto mit GPS-Terminal, großzügiger
Umgang mit persönlichen Daten
Unerwünscht (geringer Datenanfall): Banküberweisungen auf Papier,
Barzahlung, Tausch, in kleinen Läden einkaufen, unberechenbares
Konsumverhalten, nicht registrieren, falsche Daten angeben, Face to Face
Kommunikation verwenden, Low-Tech-Verkehrsmittel,
Datenschutzbedenken
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3. Spurensuche in der Stadt.
Die virtuelle Datenspur.
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3. Spurensuche in der Stadt.
Technologien.
Trace und Tracking:
Es kann jederzeit verfolgt werden, welche Route z.B. eines Fahrzeugs zu
welcher Zeit zurückgelegt wurde (als Fahrtenbuch einsetzbar). GPSDatenlogger (zur Erstellung von Tracks) und kleine Navigationsgeräte werden
für Individualsport (Jogging, Radfahren, …) z. B. zur persönlichen
Trainingsplanung und -überwachung zunehmend eingesetzt.
Lokalisation:
Die Standorte von Mitarbeitern, Produkten oder sogar den Freunden sind nicht
länger ein Geheimnis. Bereits vermehrt in der Diebstahlsicherung und zur
Beaufsichtigung von Kindern oder älteren und kranken Menschen rund um die
Uhr im Einsatz. Mobile Services wie aka aki nutzen die lokale Position von
Mitgliedern eines Netzwerks, um communities aufzubauen. Es bedarf der
Einwilligung des Users, seine Position anzuzeigen.
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3. Spurensuche in der Stadt.
Die Datengeografie.
Dieser Stadtplan ist

netzbasiert und individuell.

Mit den Daten können individuelle Wege und genaue
Verhaltensweisen nachvollzogen werden.

Es entstehen virtuelle Spuren in Form von
Informationen.
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4. Die markierte Stadt.
Tagging und virtuelles Graffiti.
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4. Die markierte Stadt.
Tagging und virtuelles Graffiti.
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4. Die markierte Stadt.
Tagging und virtuelles Graffiti.
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4. Spurensuche in der Stadt.
Die Geotextur.
Dieser Stadtplan basiert

auf Mobilfunktechnologie und ist kollektiv (für eine
Community) gültig.

Mit den Daten können Gruppenprofile und interessen nachvollzogen werden.

Es entstehen virtuelle Spuren in Form von Tags.
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4. Die markierte Stadt.
Technologien.
Tagging
Tagging stammt aus dem Englischen und bedeutet „gemeinschaftliches
Indexieren“. Unter dem Begriff Indexieren versteht man die Zuordnung von
Deskriptoren zu einem Dokument, um die darin enthaltenen Sachverhalte
erschließen zu können.
Beim Tagging werden so genannte Tags zugeordnet. Dies geschieht meist
spontan in offenen Gemeinschaften, ohne dass im Vorfeld genaue
Indexierungsregeln festgelegt worden sind. Indexierte Objekte können zum
Beispiel Lesezeichen, Fotos oder Blogeinträge sein.
Die durch das Tagging entstandenen Sammlungen werden als „Folksonomien",
aus dem Englischen „folk“ und „taxonomy“ bezeichnet, was soviel bedeutet wie
„Klassifizierung durch das Volk“. Die Funktion von Tagging ist vor allem das
Erschließen von Informationen.
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4. Die markierte Stadt.
Technologien.
RFID
Das Wort "Tag" wird umgangsprachlich auch für RFID (Radio-frequency
Identification). RFID ermöglicht die automatische Identifizierung und
Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen und erleichtert damit
erheblich die Erfassung und Speicherung von Daten.
RFID-Transponder können so klein wie ein Reiskorn sein und implantiert
werden, etwa bei Haustieren. Vorteile dieser Technik ergeben sich aus der
Kombination von Kleinheit der Transponder, unauffälligen Auslesemöglichkeiten
(z. B. neuer Pass) und geringem Preis der Transponder (teilweise im CentBereich).
Diese neue Technik verdrängt zunehmend den heute noch weit verbreiteten
Barcode. Es ist jedoch immer ein Lesegerät und eine Identifizierung des Tags
nötig, um eine Zuordnung zu ermöglichen.
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4. Die markierte Stadt.
Technologien.
Locations taggen
Bei Tagcrumbs, einer iPhone Applikation, und foursquare, einer Applikation für
das Handy, können sich User Plätze merken, sie verschlagworten, diese mit
Freunden teilen und die Plätze anderer Nutzer entdecken. Tagcrumbs setzt
dabei auf das Follower-Prinzip. Foursquare ist dabei spielerisch veranlagt und
man kann virtuelle Medaillen gewinnen.
http://www.tagcrumbs.com/
http://foursquare.com/
http://gowalla.com/ (Ähnlich wie foursquare)
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Vergleich.
Vier Geografien von Stadt.
1 Psychogeografie
(Situationisten)
3 Datengeografie
(Datenspuren)
2 Geo-Ikonografie
(Überwachungskameras)
4 Geotextur
(Tagging)
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Vergleich.
Vier Geografien von Stadt.
„Big Brother
Potential“
Technologie
Psychogeo-grafie
unkritisch
-
Individuell
keine
Geo-Ikonografie
hoch
Kamera
(bildbasiert)
-
Materielle
Bildspuren
Datengeo-grafie
kritisch
Datennetz
Individuell
Virtuelle
Datenspuren
Geotextur
Mittel
Individuell /
Materielle /
kollektiv gültig virtuelle Spuren
Kollektiv
GPS Mobiltech- (Community)
nologie
Virtuelle
Messages
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Diskussion
Was sind die sozialen, ökonomischen, wertegebundenen (oder ästhetischen)
Voraussetzungen der neuen Netzwerk"techniken"?
Wer ist davon betroffen? Wer fühlt sich davon überhaupt betroffen?
Und worin genau besteht der innere Zusammenhang von Handy-GPS-Spuren,
Kameraüberwachung, Kredikarten-Mining?
Gibt es hier einen prinzipiellen Unterschied zu den klassischischen Methoden
der Überwachung wie Strassensperren, Passkontrollen, Polizeipatrouille?
Kann man etwas sagen zur Übertragung der künstlerischen Darstellungsformen
auf gesellschaftliche Prozesse? Werden diese, von der Kunst sichtbar
gemachten Schaltkreise tatsächlich in sicherheitsinterssierten Kreisen längst in ähnlicher Form - verfolgt, gespeichert und übereinander gelagert?
Wie stellen sich Versuche der Subversion dar: Datenverwischung,
Entschleunigungsversuche und die Strategien der Spurenvermeidung?
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