Frühromantik (Jenaer Romantik)

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Transcript Frühromantik (Jenaer Romantik)

Deutschsprachige
Literatur von Aufklärung
bis Romantik
Levan Tsagareli
Frühromantik
Vorlesung Nr. 9
Inhalt:
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Frühromantik (Jenaer Romantik)
Ludwig Tieck
Novalis (Friedrich Freiherr von Hardenberg)
Friedrich Schlegel
Frühromantik (Jenaer
Romantik)
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Friedrich und August Wilhelm Schlegel,
Novalis, Tieck, Wackenroder, Schelling
Eher intellektuell und spekulativ:
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Vorliebe für Irrationales und Okkultes,
Interesse für die Nachtseite der Natur und der
menschlichen Psyche,
Suche nach den Ursprüngen → Geburtstunde der
deutschen Germanistik und Orientalistik
Ludwig Tieck (1773-1853)
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Freundschaft mit Wilhelm
Heinrich Wackenroder,
Novalis und den Brüdern
Schlegel
Studium der Philologie und
Literatur
Verkehr mit Fichte und
Brentano
Besuche bei Goethe und
Schiller in Weimar
Dichter der Jenaer
Romantik
Vom alternden Aufklärer
Friedrich Nicolai “entdeckt”
Ludwig Tiecks Werk
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Schauerroman Abdullah (1795)
William Lovel (1795-96)
 ← Tradition von Richardsons empfindsamen Briefromanen und
französischen Rokoko-Romanen wie Laclos’ Les Laiasons
Dangereuses (1782)
 Tieck – Meister der Schilderung psychologischer Grenzlagen
 Zynische Skepsis und abgründige Verzweiflung → Nihilismus
Romantisches Märchen Der blonde Eckbert (1797):
Problematisierung des Wirklichkeits- und Identitätsgefühls →
Angstzustände, die die Betroffenen bis an die Grenze des
Wahnsinns treiben.
Märchenkomödie Der gestiefelte Kater (1797)
Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen (1798)
Dramen: Leben und Tod der heiligen Genoveva (1800)…
Gedichte: Klänge und suggestive Stimmungskraft > Inhalt
Novalis (Friedrich Freiherr von
Hardenberg, 1772-1801)
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Rechtsstudium in Jena, Leipzig und
Wittenberg
Freundschaft mit Fr. Schlegel und L.
Tieck
1995 Verlobung mit der 13-jährigen
Sophie von Kühn, die 1797 starb –
Wendepunkt seines inneren Lebens
Geologische Studien in Freiburg
1798 Verlobung mit Julie von
Charpentier
Legendenbildungen um Novalis –
“Novalismus”: Schwärmerische
Verehrung des Frühverstorbenen als
eines weltentrückten Sehers und
einer fast unirdischen Erscheinung
Novalis‘ Poetik
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Überzeugung, dass die Schranke zwischen Leben und Tod auf einer
Täuschung beruhe.
Ziel der dichterischen und philosophischen Arbeit: zwischen beiden
Welten zu vermitteln
Poesie = “Schlüssel der Philosophie”, weil sie die “innigste
Gemeinschaft des Endlichen und Unendlichen” auszubilden vermöge.
Fragmentsammlungen Blütenstaub und Glaube und Liebe (1798):
“Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends
ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.”
Die postum veröffentlichte Schrift Die Christenheit oder Europa
(1799) – triadische Dialektik der Geschichte: ideales Mittelalter (These)
→ Stufen des Niedergangs und die Französische Revolution
(Antithese) → prophetische Erwartung eines durch Religion
entstehenden goldenen Zeitalters (Synthese)
Fragmente und Notizen: Novalis’ kombinatorische Phantasie – Logik,
Mathematik, Musik, Traum, Märchen = verwandte
Kombinationssysteme
Novalis‘ Werk
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Lyrik:
 Geistliche Lieder (1799-1800)
 Hymnen an die Nacht (1800): romantische Nachtbegeisterung +
Persönlich-Existentielles (Sophien-Erlebnis) + HistorischMythologisches + erotische Todesmystik + Unendlichkeitsekstase
→ bilderreiche rhythmisierte Prosa, die sich manchmal zu Versen
steigert
Roman Heinrich von Ofterdingen (der 1. Teil – 1800):
 Der bedeutendste Roman der Frühromantik
 Die Summe von Novalis’ dichterischem und gedanklichem
Lebenswerk
 Sehnsuchtsbild der blauen Blume, Mittelalterliches und
Orientalisches, mystische Gebirgswelt, eingelegte Sagen und
Märchen, die allmählich in die Romanhandlung eingehen
Friedrich Schlegel (1772-1829)
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Jüngerer Bruder des früh
erfolgreichen, aber weniger
originalen Kritikers und
Übersetzers August Wilhelm
Außerordentliche Belesenheit
auf den Gebieten der
klassischen, mittelalterlichen
und zeitgenössischen Literatur
Liebe zu Dorothea Veit, die
Heirat – erst 1804 möglich
Sanskritstudien und
Sanskritübersetzungen
Übertritt zum Katholizismus
und Übersiedlung nach Wien
1808: Weltbild – christlich,
theozentrisch; christliche
Gottesvorstellungen –
Mittelpunkt seiner
Betrachtungen
Friedrich Schlegels Poetik
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Fr. Schlegels historische Bedeutung – auf dem Gebiet der
ästhetischen Theorie, der philosophischen Kritik und der Poetik
Gründung eigener Zeitschriften:
 Athenäum (1798-1800) – zusammen mit dem Bruder August
Wilhelm herausgegeben: die grundlegenden Gedanken der
Frühromantik zu Themen wie Witz und Ironie, Natur und
Mythologie, Roman und Arabeske, mystisch-pantheistische
Religiosität (← Jacob Böhme)
 Europa (1803-1805) – Bemühung um eine neue europäische
Kulturidentität am Beispiel der Malerei und Kunstgeschichte;
Einheit der europäischen Kultur
 Deutsches Museum (1812-13) – Verherrlichung der deutschen
und der nordischen Vergangenheit
 Concordia (1820-23) – das bedeutendste Organ der
konservativen “politischen Romantik”
Friedrich Schlegels Werk
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Roman Lucinde
 Umsetzung der Theorie des Romans in die dichterische Praxis:
Mischung der Gattungen und Formen, poetische Reflexion über
dem Ganzen schwebend, Witz und umrankende Arabesken,
eingelegte Briefe, Dialoge und Allegorien
 Ein Skandal: man las den Roman als die Liebesgeschichte von
Fr. Schlegel und Dorothea Veit, intime Liebesszenen – indiskret
und schamlos
 Die Kritik an der bürgerlich-konventionellen Ehe als verlogen und
unmoralisch
 Das rückhaltlose Bekenntnis zur Sinnlichkeit und Sexualität als
einem wesentlichen Bestandteil der Liebe
 Idee der Androgynie (← Platon): Vostellung, dass Mann und Frau
eine ursprüngliche Einheit gebildet haben, und dass sich die
getrennten Hälften seitdem nach der Wiedervereinigung sehnen.
Danke für die Aufmerksamkeit!