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Homosexuelle
Zeugen Jehovas
„Gemeinschaftsfremde“
Hautfarben-Rassismus
© Apl. Prof. Dr. Benjamin
Ortmeyer Goethe-Universität FFM
Homosexualität und NS I
• Röhm-Putsch und Tucholsky gegen die
„Entlarvung“ der Nazis als Homosexuelle.
• Gewalt und (Homo)-Sexualität
• Gestapo und „Strichermilieu“
• KZ Haft - „Rosa Winkel“
• „Ursachenforschung“ für Homosexualität/
genetisch – „krank“, - soziale Bedingungen/
gesellschaftliche Normen
• Religion und Sexualität
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Homosexualität und NS II
• Zwangs-Kastrationen: Bis Mitte 1943 ca. 2.300
Männer (§ 42 k)
• Verhaftungen von 1933-1935: 3.900 Personen
• Von 1936-1938: 25.000 Personen
(Stümke 1981: S.118)
Rosa Winkel in KZs: In Buchenwald von 850
dieser Häftlingen über 50 % kastriert.
(Grau, 2003, S 329)
• Unklar ist die Gesamtzahl der Häftlinge mit dem
„Rosa Winkel“: Zwischen 50.000 und 100.000
(Jellonek/Laumann 2002: S. 160)
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Homosexualität und NS III
• Abschaffung des § 175 in der NS-Fassung 1969,
endgültig 1994
§ 175 in der BRD
1953-1965  50.000 verurteilt
§ 175 in der Weimarer Republik
1919-1931 9.000 verurteilt
(Jellonek 1990: S. 11)
• Bericht 1987 zur Wiedergutmachung:
„Die Bestrafung homosexueller Betätigung ... ist
weder NS-Unrecht noch rechtsstaatswidrig…“
(Jelloneck/Laumann 2002: S. 343)
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Kurt Tucholsky zum Skandal um
SA-Führer Röhm (1)
„Röhm ist also homosexuell.
Das Treiben gegen ihn nimmt seinen Ausgang von
Veröffentlichungen der »Münchner Post«, die diese
Tatsache enthüllten. Da ist ferner ein Brief veröffentlicht
worden, den Röhm über seine Veranlagung an einen
Freund geschrieben hat - das Dokument könnte grade
so gut in jeder Psychopathia sexualis stehn... Ich halte
diese Angriffe gegen den Mann nicht für sauber. Gegen
Hitler und seine Leute ist jedes Mittel gut genug. Wer so
schonungslos mit andern, umgeht, hat keinen Anspruch
auf Schonung - immer gib ihm! Ich schreckte in diesem
Fall auch nicht vor dem Privatleben der Beteiligten
zurück - immer feste! 
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Kurt Tucholsky zum Skandal um
SA-Führer Röhm (2)
Aber das da geht zu weit. Es geht unsretwegen zu weit.
Zunächst soll man seinen Gegner nicht im Bett
aufsuchen. Das einzige, was erlaubt wäre, ist: auf jene
Auslassungen der Nazis hinzuweisen, in denen sie sich
mit den „orientalischen Lastern" der Nachkriegszeit
befassen, als seien Homosexualität, Tribadie und
ähnliches von den Russen erfunden worden, die es in
das edle, unverdorbene, reine deutsche Volk
eingeschleppt haben. Sagt ein Nazi so etwas, dann, aber
nur dann, darf man sagen: Ihr habt in eurer Bewegung
Homosexuelle, die ihre Veranlagung bekennen, sie sind
sogar noch stolz darauf - also haltet den Mund. 
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Kurt Tucholsky zum Skandal um
SA-Führer Röhm (3)
Doch wollen mir die Witze über Röhm nicht gut
schmecken. Seine Veranlagung widerlegt den Mann gar
nicht. Er kann durchaus anständig sein, solange er nicht
seine Stellung dazu missbraucht, von ihm abhängige
Menschen aufs Sofa zu ziehen, und dafür liegt auch
nicht der kleinste Beweis vor. Wir bekämpfen den
schändlichen Paragraphen Hundertfünfundsiebzig, wo
wir nur können; also dürfen wir auch nicht in den Chor
jener mit einstimmen, die einen Mann deshalb ächten
wollen, weil er homosexuell ist. Hat Röhm öffentliches
Ärgernis erregt? Nein. Hat er sich an kleinen Jungen
vergriffen? Nein. Hat er bewusst Geschlechtskrankheiten übertragen? 
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Kurt Tucholsky zum Skandal um
SA-Führer Röhm (4)
Nein. Das und nur das unterliegt der öffentlichen Kritik alles andre ist seine Sache. Man hat dann mit
komischem Eifer die wichtige Tatsache diskutiert, ob
dieser Angestellte bei Hitler bleiben wird oder nicht. Sind
wir die Wächter dieser Privatarmee? Von uns aus kann
Hitler Einbrecher anstellen. Kreischt Goebbels oder
donnert Hitler etwas über die Sittenverderbnis der neuen
Zeit, so halte man ihnen vor, dass selbstverständlich
unter den Nazitruppen Homosexuelle stecken...“
(Aus dem Artikel „Röhm" von Kurt Tucholsky aus „Die Weltbühne", am 26. April 1932.
Er ist enthalten in: Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke, Band 10, Hamburg 1993, S. 69/70)
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„Am mutigsten waren immer wieder
die Zeugen Jehovas“(*)
• Verfolgung als Kriegsdienstgegner aus
Glaubensgründen (Weigerung auch an Wahlen
teilzunehmen)
• Verbot schon 1933, ab 1935 KZ-Haft
• 10.000 der 25.000 Anhänger wurden inhaftiert,
2.000 davon länger in KZ-Haft,
• 1.200 wurden direkt ermordet oder starben
unter den mörderischen KZ-Bedingungen.
(Vgl. Hesse 1998: 9)
(*) Die Kommunistin Gertrud Keen, inhaftiert im KZ Moringen, zitiert nach
Hans Hesse 1998, S. 9.
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Zeugen Jehovas
• Bibelforscher“  Lila Winkel im KZ
• Sehr große Anzahl der Frauen in Frauen-KZs
(Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück)
• KZ Sachsenhausen: Aufforderung zum
Kriegsdienst: Wenn einer verneinte, wurden
zehn erschossen. Nach 40 Erschießungen gab
die SS auf.
(Vgl. Langbein 1980: 188)
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„Gemeinschaftsfremde“/„Asoziale“
• Nazi-Definition: ‚Asoziale‘ sind Menschen „die
nicht durch vereinzelte Straftaten, sondern durch
die allgemeine Unfähigkeit, sich nutzbringend in
das Leben der Gemeinschaft einzuordnen,
auffällig sind.“ Wolfgang Knorr, Leiter der Hauptstelle
‚Praktische Bevölkerungspolitik‘ im Rassenpolitischen Amt der
NSDAP
(zit. nach Scherer 1990:13)
• Klare Abgrenzung zu anderen Verfolgtengruppen ist schwierig.
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„Gemeinschaftsfremde“/„Asoziale“
Für ‚gemeinschaftsunfähig‘ erklärte gesellschaftliche Gruppen
(Schnittmengen):
• Arbeitslose, von Armut betroffene
• Hilfsschüler, Fürsorgezöglinge
• Wohnungslose
• Süchtige (insbesondere Alkoholismus)
• Sexuell „unangepasste“ (größte betroffene Gruppen:
weibliche Prostituierte und männliche Homosexuelle)
• Straffällige (insbesondere Männer wegen Diebstahl,
Sittlichkeitsvergehen, Betrug, Bettelei, bei Frauen
insbesondere Prostitution)
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Gesetzeslage und Maßnahmen
• Kein einheitliches Gesetz (Entwurf des „Gemeinschaftsfremdengesetzes“ kam nicht mehr zur Verabschiedung)
• Diverse Erlasse und Regelungen mit Überschneidungen*
Maßnahmen (u.a.):
• Zwangsarbeit
• Zwangssterilisation
• Eheverbot
• Entmündigung
• Inhaftierung (insbesondere in Konzentrationslagern, sog.
„Arbeitserziehungslagern“, Arbeitshäusern)
• Mord
* In Bayern existierte schon seit 1926 ein Gesetz, das polizeiliche Verfolgung von
„Arbeitsscheuen“ und „Zigeunern“ ermöglichte.
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Involvierte Institutionen
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•
•
•
•
Gesundheitsämter, Amtsärzte
Jugend- und Wohlfahrtsamt
Fürsorge
Arbeitsverwaltung
Polizei
Gestapo
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Zahlen (Schätzungen)
• 11.000 Verhaftungen allein bei der „Aktion Arbeitsscheu
Reich“ 1938
 Wichtigster Erlass für Verschleppung in KZ:
„Grundlegender Erlaß über die vorbeugende
Verbrechensbekämpfung durch die Polizei“ vom
14.12.1937
• Aber auch vermehrt Verhaftungen sogenannter
‚Asozialer‘ im Olympiajahr 1936
(Vgl. Scherer 1990: 106)
Unbekannter Anteil an:
• 400.000 Zwangssterilisierten
• 1 Million zur Sterilisation angezeigten Personen
• mind. 12.600 ermordeten Strafgefangenen
(ebd.: 127)
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Hautfarben-Rassismus
• Wenig bekannt ist das NS-Verbrechen der
Zwangssterilisation von sogenannten
„Rheinlandbastarden“. So wurden Kinder
seit dem 1. WK genannt, die ein Elternteil,
meist den Vater, hatten, der dunkle
Hautfarbe hatte. Oft waren es Kinder
französischer Soldaten, die zur Zeit der
Besetzung des Rheinlandes durch
Frankreich in Deutschland waren.
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Hautfarben-Rassismus II
• Hitler hatte schon in „Mein Kampf“ gegen die
„Mischlingskinder“ gehetzt und vor der
„Bastardierung“ gewarnt.
• Ab 1937 begann ihre Zwangssterilisierung,
insgesamt 400 Kinder wurden sterilisiert.
• Ein besonderes Kapitel war auch die besonders
brutale Behandlung von Kriegsgefangenen
insbesondere aus Frankreich und den USA, die
von den Nazis als „Neger“ beschimpft wurden.
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Literatur: Verfolgung Homosexueller
Centrum Schwule Geschichte (Hrsg.): „Das sind Volksfeinde!". Publikation
zur Ausstellung „Das sind Volksfeinde. Kölner „Sonderaktion" gegen
Homosexuelle im Sommer 1938. Köln 1998.
Grau, Günter (Hrsg.): Homosexualität in der NS-Zeit. Frankfurt am Main 2003.
Heger, Heinz: Die Männer mit dem Rosa Winkel, Hamburg 1972
Jellonnek, Burkhard: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung
von Homosexuellen im Dritten Reich. Paderborn 1990.
Jellonnek, Burkhard/Lautmann, Rüdiger (Hrsg.): Nationalsozialistischer
Terror gegen Homosexuelle - verdrängt und ungesühnt. Paderborn 2002.
Lautmann, Rüdiger (Hrsg.): Gesellschaft und Homosexualität, Frankfurt/Main
1977.
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD): Chronik der
Homosexuellenverfolgung, http://www.gedenkort.de/chronik.htm
Plant, Robert: Rosa Winkel. Der Krieg der Nazis gegen die Homosexuellen,
New York 1986.
Stümke, H.G./Finkler, R.: Rosa Winkel, Rosa Listen. Hamburg 1981.
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Literatur: Zeugen Jehovas
Garbe, Detlef: Zwischen Widerstand und Martyrium.
München. Hamburg 1997.
Hesse, Hans (Hrsg.): "Am mutigsten waren immer wieder
die Zeugen Jehovas". Verfolgung und Widerstand der
Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus, Bremen 1998.
Langbein, Hermann: „…nicht wie die Schafe zur
Schlachtbank“. Widerstand in den nationalsozialistischen
Konzentrationslagern. Frankfurt/M. 1980, S.188ff.
Wachturm - Bibel und Traktat-Gesellschaft Deutscher
Zweig: Standhaft trotz Verfolgung. Jehovas Zeugen
unter dem NS-Regime, Selters/Taunus 1999.
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Literatur: Verfolgung
„Gemeinschaftsfremder“
Ayaß, Wolfgang: „Gemeinschaftsfremde“. Quellen zur
Verfolgung von „Asozialen“ 1933-1945. Koblenz 1998.
Ayaß, Wolfgang: „Asoziale“ im Nationalsozialismus.
Stuttgart 1995.
Ayaß, Wolfgang: „Ein Gebot der nationalen
Arbeitsdisziplin“. Die Aktion „Arbeitsscheu Reich 1938.
In: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und
Sozialpolitik, Bd. 6. Berlin 1988, S. 43-74.
Otto, Hans-Uwe/ Sünker, Heinz (Hg.): Soziale Arbeit und
Faschismus. Frankfurt/M. 1989.
Scherer, Klaus: „Asozial“ im Dritten Reich. Münster 1990.
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Literatur: Hautfarbenrassismus
Koller, Christian: „Von Wilden aller Rassen niedergemetzelt“. Die
Diskussion um die Verwendung von Kolonialtruppen in Europa
zwischen Rassismus, Kolonial- und Militärpolitik (1914–1930).
Stuttgart 2001.
Massaquoi, Hans-Jürgen: „Neger, Neger, Schornsteinfeger!“ Meine
Kindheit in Deutschland. München 2001.
Pommerin, Reiner: „Sterilisierung der Rheinlandbastarde“. Das
Schicksal einer farbigen deutschen Minderheit 1918–1937.
Düsseldorf 1979.
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