Transcript Obj. Tb.
Klausur S 179 Strafrecht SS 2011 Friedrich Toepel • • • • • • • • A. Strafbarkeit des O: I. § 123 I StGB durch Klettern in das Haus des M:+, Eindringen (1. Alt.) II. § 242 I StGB durch Verzehr von Brot und Käse Obj. Tb.: Wegnahme, Gewahrsamsbruch = Einbringen in Gewahrsamsexklave des Körpers, auch innerhalb generell beherrschter Räume = Gewahrsamsbruch + § 242 I StGB wegen Verzehrs von Brot und Käse = natürliche Handlungseinheit • • • • • • • III. § 242 I StGB durch Mitnehmen des Handy Tb., Rw, Sch unproblematisch +; Konkurrenzen: § 53 StGB zu dem anderen Diebstahl und zu § 123 StGB IV. § 244 I Nr. 3 StGB aufgrund desselben Verhaltens 1. Obj.: Einsteigen in eine Wohnung +, jedoch: 2. Subj.: keine Absicht zur Tatausführung beim Einsteigen, Daher § 244 I Nr. 3 StGB - • • • • • • V. § 244 I Nr. 1a StGB aufgrund desselben Verhaltens, während er ein Fahrtenmesser dabei hatte Gefährliches Werkzeug? gefährliches Werkzeug iSd § 244 StGB iSd § 224 I Nr. 2 StGB, § 224 I Nr. 2 StGB bezieht sich auf die Verwendung des Werkzeugs im konkreten Fall; bei § 244 I Nr. 1a StGB Verwendung nicht verlangt. Im Gegensatz zu §§ 244 I Nr. 1b und 250 I Nr. 1b StGB Vorschrift nicht unter Bezug auf Verwendungsvorsatz erklärbar • • • • • Mögliche Ansätze zur Interpretation: 1. obj.: a) Eignung zur Zufügung erheblicher Verletzungen und der deshalb nahe liegenden oder erfahrungsgemäßen Verwendung des Werkzeugs als Verletzungs- und Bedrohungsmittel (Dencker) : bei Fahrtenmesser + b) Fälle, in denen Zweckentfremdung in Bedrängnissituationen typisch ist (Hoyer) • • • • • c) Beschaffenheit, die dieselbe Vermutung der Einsatzbereitschaft und dasselbe Gefährdungspotential wie eine Waffe begründen (Kindhäuser) d) Wenn Mitführen des Gegenstandes gegen ein gesetzliches Verbot verstößt (Lesch) 2. Subj. Kriterien: a) innerer Verwendungsvorbehalt des Täters, dies soll zur obj. Gefährdungseignung hinzutreten (Wessels/Hillenkamp), vorliegend -, nicht erkennbar • • • • b) Zusätzlich zur obj. Gefährdungseignung generelle Bestimmung des Täters zur gefährlichen Verwendung, die noch keine konkrete Verwendungsabsicht sein muss (BGH NStZ 1999, 301; OLG Frankfurt a. M. StV 2002, 145 f., derartige generelle Bestimmung hier [Ansprechen von § 243 I 2 Nr. 1 StGB überflüssig, falls bereits § 244 I Nr. 1a StGB bejaht worden ist; falls § 244 I Nr. 1a StGB verneint: kurz § 243 I 2 Nr. 1 StGB ablehnen, da Absicht zur Tatausführung während des Einsteigens fehlt] • • • • • • • [V. § 303 StGB bezüglich Brot und Käse tritt hinter dem § 242 I StGB zurück.] VI. § 263 I StGB durch Handyverkauf am Bahnhof 1.) Obj. Tb.: a) Täuschung: ausdrückliche Erklärung, Handy sei Eigentum des O b) Irrtum nach h. M.: Zweifel des O beseitigt nicht den Irrtum (a. A. Krey: nur Irrtum, wenn das Opfer die Tatsache für wahrscheinlich hält, hier nicht) c) Vermögensverfügung: Zahlung der EUR 30 • • • • • • • d) Kausalität zwischen Irrtum Verfügung: kann hier abgelehnt werden, da P auch ohne den Irrtum die EUR 30 bezahlt hätte, mindestens aber liegt Versuch vor Falls Kausalität angenommen wird, da zumindest Mitursächlichkeit + (reicht nach h.M.), weiterprüfen: e) Schaden: +, für EUR 30 hat P kein Eigentum erhalten, keine Gutgläubigkeit iSd § 932 II BGB, Abhandenkommen iSd § 935 I BGB • • • • • • • • • • 2.) Subj. Tb.: a) Vorsatz + b) Bereicherungsabsicht +, Strafbarkeit +, Konkurrenzen zu übrigen Delikten: § 53 StGB VII. § 185 StGB durch Hinterherrufen: Obj. Tb.: keine Vollendung, § 185 StGB = Erfolgsdelikt, P hat die Schimpfwörter nicht wahrgenommen, Versuch des § 185 StGB ist straflos • • • • • • • • VIII. § 241 StGB durch Ruf „Ich schlage dir den Schädel ein“: Obj. Tb.: Wieder Wahrnehmung erforderlich, außerdem Ausruf hat objektiv nicht den Eindruck der Ernsthaftigkeit erweckt B. Strafbarkeit des P I. § 253 I StGB durch Bemerkung, man könne die Polizei befragen 1. obj. Tb.: a) Drohung mit empfindlichem Übel? +, obwohl die Polizei zu holen, erlaubt wäre • • • • • • • a. A. Mindermeinung Jakobs: Drohung mit erlaubtem Verhalten muss der Täter hinnehmen, keine Drohung iSd Nötigungstatbestände Falls Mindermeinung abgelehnt: b) dadurch Vermögensschaden? aa) O Eigentümer, Os Besitz nicht von der Rechtsordnung geschützt, daher normativer Schaden – • • • • • bb) Schaden + nach Rechtsprechung, faktische (wirtschaftliche) Betrachtungsweise, O ist Restitutionsansprüchen ausgeliefert, die er schlechter ohne den zurückzugebenden Gegenstand erfüllen kann (beide Ergebnisse, Schaden + oder – vertretbar) Sofern Vermögensschaden +: 2. Subj. Elemente: unproblematisch +, • • • • • • • • 3. Verwerflichkeit, § 253 II StGB? Auch bei erlaubtem Übel, fehlende Konnexität? Beides vertretbar, + oder – Strafbarkeit dann insoweit + oder – Sofern Vermögensschaden -, § 240 StGB prüfen. II. § 259 I 1. Alt. StGB wegen Kauf des Handys durch P 1. Obj. Tb.: Ankaufen ausgeschlossen, da einvernehmliches Zusammenwirken zwischen P und O fehlt? • • • • • a) Schönke/Schröder/Stree: Nötigung schließt Tatbestand des § 259 I 1. Alt. StGB nicht aus: abgenötigte Verwertung der Beute: kein geringerer Unrechtsgehalt als einvernehmliche b) BGHSt 42, 196; Lackner/Kühl, § 259 Rdnr. 10: einvernehmliches Zusammenwirken durch Nötigung ausgeschlossen • • • • • • • Problem: hier hat der Vortäter freiwillig Verkaufsverhandlungen über den aus der Vortat stammenden Gegenstand aufgenommen? Vertretbar hier mit dem BGH zur Bejahung eines Ankaufs zu gelangen. 2. Subj.: a) Vorsatz? +, Eventualvorsatz ausreichend, b) Bereicherungsabsicht: +, P hat durch Hinweis auf Polizei bewusst den Preis zu drücken gesucht, Preisdifferenz ist ihm also bewusst. • • • • III. Konkurrenzen: Zwischen §§ 253 I StGB (§ 240 StGB) und 259 StGB, falls beide bejaht: Eher § 52 StGB, einheitliches Geschehen durch die Verkaufsverhandlungen, Noch vertretbar aber § 53 StGB, falls die Bemerkung, die Polizei nach dem fairen Preis zu fragen, aus dem Rahmen fällt und ein ganz anderes Rechtsgut angreift