aa) § 250 I Nr. 1 StGB

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Transcript aa) § 250 I Nr. 1 StGB

Klausur S 175 Strafrecht
SS 2011
Friedrich Toepel
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1. Tatkomplex: Die Überführung des
PKWs Marke „Golf GTI“
A. Strafbarkeit des B
I. § 242 I StGB durch Fahren des
PKW über die Grenze
Subj. Tb.: Vorsatz -,
keine Vorstellung einer Wegnahme,
Einverständnis des Eigentümers, § 16 I
1 StGB
II. §§ 263 I, II, 22, 23 I, 25 II StGB
aufgrund desselben Verhaltens
1. Vorprüfung:
a) Versuch strafbar
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b) keine Vollendung:
aa) gelber Golf:
Eigentümer hatte keine
Kaskoversicherung,
bb) roter Golf:
keine Kausalität Täuschung/Schaden
2. Tatentschluss, Vorsatz bezüglich
a) Eigennütziger Betrug:
aa) Täuschung, Vermögensverfügung,
Schaden +
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bb) Bereicherungsabsicht:
erstrebter Vorteil +,
aber: keine Stoffgleichheit zwischen
Schaden und erstrebtem
Vermögensvorteil
Vermögensschaden = Auszahlung der
Versicherung, obwohl kein Anspruch
(kein Versicherungsfall),
Vermögensvorteil = Belohnung für
Überführen über die Grenze
b) Altruistischer Betrug zugunsten
Fahrzeugeigentümer:
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Bereicherungsabsicht,
Stoffgleichheit hier +
erstrebter Vorteil = Erhalten der
Versicherungssumme ohne Anspruch
darauf,
Kehrseite des Schadens +.
Aber Frage, ob B in Mittäterschaft
mit dem Eigentümer gehandelt hat,
§ 25 II StGB?
aa) Subjektive Theorie:
Täterwille?
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a) Indizien:
eher für Täterwille
(keine soziale Abhängigkeit,
Interesse = Belohnung;
Gewicht des Tatbeitrags =
entscheidend)
b) Gemeinsamkeit des
Tatentschlusses?
Vorstellung: Eigentümer haben A
beauftragt
A wird (nach lebensnaher Auslegung)
möglicherweise mit anderen zusammen
im Sinne des Auftrags tätig, reicht
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daher +. (vgl. auch BGH NJW 1995,
142)
bb) Tatherrschaftslehre:
Tatherrschaft? –,
Eigentümer nicht am Tatort anwesend,
B gleicht nicht Minus im
Ausführungsstadium durch Plus im
Planungsstadium aus.
Streitentscheidung zwischen aa und bb
notwendig.
Wenn Mittäterschaft + weiterprüfen:
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3. Unm. Ansetzen, § 22 StGB:
erst mit (vorgestellter)
Schadensmeldung,
über dies Stadium ist der Fall bereits
hinausgelangt,
tatsächliche Schadensmeldung vom
Eigentümer des roten Golfs
[untauglicher Versuch:
es reicht Ansetzen zur
Tatbestandsverwirklichung nach Bs
subjektiver Vorstellung,
Es sei denn: man wollte hier die
Grundsätze von BGHSt 39, 236, 238
analog heranziehen! Zw., ob hier passt]
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4. Rw, Schuld +, Strafbarkeit gemäß
§§ 263 I, II, 22, 23 I, 25 II StGB
aufgrund der subjektiven Theorie +
Falls Strafbarkeit insoweit abgelehnt:
III. § 265 StGB aufgrund desselben
Verhaltens bezüglich des roten Golfs
+
IV. §§ 265 I, II, 22, 23 I StGB aufgrund
desselben Verhaltens bezüglich des
gelben Golfs +
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B. Strafbarkeit des A
I. §§ 242 I, 243 I 2 Nr. 1 und 3, 25 I 2.
Alt. StGB hinsichtlich des roten
Golfs aufgrund des Überredens des
B sowie Fahren des B zum Tatort
1. obj. Tb.: Wegnahme durch B dem
A gemäß § 25 I 2. Alt. StGB
zurechenbar? +,
B = vorsatzloses Werkzeug, § 16 I 1
StGB, A beherrscht B kraft
Irrtumsherrschaft
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2. subj. Tb.: Vorsatz und
Zueignungsabsicht +
(Aneignungskomponente: sich selbst
wollte A die Sache zueignen,
vorübergehendes Sich Zuschreiben der
Eigentümerposition genügt.
3. Rw, Schuld +
4. Regelbeispiele:
Nr. 1: +,
Eindringenlassen des B in das
Fahrzeug mit nicht dafür vom
Eigentümer bestimmtem Schlüssel
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Nr. 3: gewerbsmäßig +,
A verdient seinen Lebensunterhalt mit
Autoverschieben
II. §§ 242 I, 243 I 2 Nr. 1 und 3, 25 I 2.
Alt. StGB hinsichtlich des gelben
Golfs aufgrund des Überredens des
B sowie Fahren des B zum Tatort +
Sofern oben bei B §§ 263, 22, 23 I
StGB abgelehnt:
III. §§ 265 (iVm §§ 22, 23 I bezüglich
des gelben Golfs), 26 StGB aufgrund
desselben Verhaltens bezüglich des
roten und des gelben Golfs
auch doppelter Anstiftervorsatz?
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1. bezüglich rechtswidriger Haupttat:
B = vorsatzloses Werkzeug bezüglich
Diebstahl,
aber dass B zumindest einen Versuch
macht, die Versícherung zu betrügen,
wollte A, also +,
2. bezüglich der Vollendung der
Haupttat +
Konkurrenzen: 2 x §§ 242 I, 243 I 2
Nr. 1 und 3, 25 I 2. Alt.; 52 StGB
(natürliche Handlungseinheit)
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2. Tatkomplex: Die Vorfälle auf dem
Firmengelände (gemeinsame
Strafbarkeit von A und B)
I. §§ 249, 250, 22, 23 I, 25 II StGB
durch Niederschlagen des
Nachtwächters, um zwei Mercedes
zu entwenden
1. Vorprüfung: +, Versuch Strafbar,
Raub nicht vollendet
2. Tatentschluss:
a) Qual. Nötigung +
b) Wegnahme +
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c) Finalzusammenhang +
d) Zueignungsabsicht +
e) Mittäterschaft: sowohl nach
subjektiver Theorie als auch nach der
Tatherrschaftslehre +
f) Vorsatz bezüglich
Qualifizierungsmerkmalen:
aa) § 250 I Nr. 1 StGB:
+, B führte Messer bei sich, wollte es
auch benutzen
bb) § 250 I Nr. 2 StGB?
-, BGH verlangt mindestens 3 Personen
für Bande,
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insbesondere ergibt sich das daraus,
dass sich nicht beherrschbare
Gruppendynamik/Gruppenzwang aus
Dreierbeziehungen entwickeln kann
cc) § 250 II Nr. 3 a und b StGB?
Schwere körperliche Misshandlung?
Misshandlung mit erheblichen Folgen
für die Gesundheit oder die in Zufügung
massiver Schmerzen besteht (z. B.
Schläge)
= Niederschlagen durch B und
Aufschlagen mit Kopf auf dem Boden
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(nach lebensnaher Auslegung von
erheblichen Schmerzen
auszugehen +) +,
Vorsatz: +, A und B gehen vom
Sterben des D aus
dd) Qualifizierungen dem A
zuzurechnen gemäß
§ 25 II StGB?
+, BGH: sachgedankliches
Mitbewusstsein im Sinne von
Platzgummer für die Zurechnung reicht,
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Exzess erst, wenn nicht mehr im
Rahmen der üblichen Spielbreite
einschlägiger Taten,
sonst unwesentliche Abweichung im
Kausalverlauf:
A musste aufgrund Tatplans, den N zu
töten, damit rechnen, dass B den N
vorzeitig ausschaltet = unwesentliche
Abweichung im Kausalverlauf
3. Unmittelbares Ansetzen, § 22
StGB:
a) Kriterien zum unmittelbaren
Ansetzen überhaupt von einem der
Mittäter (zumindest von B) erfüllt?
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+, B konnte ohne wesentliche
Zwischenschritte zur
Tatbestandsverwirklichung übergehen
b) Unmittelbares Ansetzen bei
Mittätern?
aa) Gesamtlösung der Rspr.:
Wenn ein Mittäter im Rahmen des
gemeinsamen Tatplanes zur
Tatbestandsverwirklichung ansetzt,
allen Mittätern zuzurechnen.
Danach hier +
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bb) Einzellösung in der Literatur:
Jeder Mittäter muss angesetzt haben.
Danach hier § 22 StGB – für A,
da A seinen Beitrag noch nicht erbracht
hat.
Wer Ansicht aa) folgt, muss
weiterprüfen:
4. Rw, Schuld +
5. Rücktritt?
§ 24 II StGB?
-, fehlgeschlagener Versuch,
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Erfolgseintritt physisch unmöglich,
erwartete Tatobjekte, Mercedes-PKWs,.
nicht vorhanden,
Strafbarkeit gemäß §§ 249, 250, 22,
23 I, 25 II StGB +
II. §§ 211, 212, 22, 23 I, 25 II StGB
durch Niederschlagen des
Nachtwächters und sich Anschicken,
diesen zu erstechen (in der Klausur
zu empfehlen: A und B unbedingt
trennen)
1. Vorprüfung: unproblematisch
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2. Tatentschluss, Vorsatz bezüglich
a) Grundtb.: A und B hatten
beschlossen, den N mit dem Messer zu
töten
b) Mordmerkmale:
aa) Habgier +
Tötung zur Erlangung der Mercedes
PKWs,
besondere Niederträchtigkeit, einem
niedrigen Beweggrund vergleichbar, ist
gegeben
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bb) Ermöglichungsabsicht +
Tötung, um die Vollendung des Raubes
zu ermöglichen
3. unmittelbares Ansetzen, § 22
StGB:
Wie beim versuchten Raub für B
a) Gesamtlösung: § 22 StGB +
b) Einzellösung: § 22 StGB – für A
Je nachdem Prüfung hier
abzubrechen oder fortzufahren:
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4. Rw, Schuld: +,
5. Rücktritt:
a) Aufgrund bloßen Nichtzustechens
des B bzw. Abbringens des B vom
Zustechen durch A : -,
aa) § 24 II 1 StGB -,
keine Verhinderung der Vollendung im
Sinne des § 24 II 1 StGB,
da N verstorben wäre, wenn nichts
weiter geschehen wäre
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(a. A. vertretbar:
durch das Zustechen und sofortige
Töten hätte sich N die Möglichkeit der
späteren Rettung genommen)
bb) Freiwilligkeit: für A eventuell im Rahmen des § 24 II 2
StGB zu prüfen:
A und B gehen davon aus:
N wird ohnehin versterben, d. h.
a) psychologischer Bestimmung der
Freiwilligkeit:
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es wird überhaupt keine autonome
Entscheidung getroffen, die auf
Verhinderung der Vollendung abzielt;
b) normative Bestimmung der
Freiwilligkeit:
A und B = durchaus noch vernünftig
nach den Maßstäben der
Verbrechervernunft (Roxin),
wenn sie ohnehin vom Versterben
ausgehen
(a. A. vertretbar zumindest für die
psychologische Bestimmung der
Freiwilligkeit:
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A und B waren beim Ablassen vom
Zustechen nicht von unwiderstehlichem
Zwang beeinflusst)
b) Aufgrund des Benachrichtigens
des Rettungsdienstes durch B,
Streitfrage:
im Rahmen des § 24 II 1 StGB
„ernsthafte“ Rücktrittsbemühungen
erforderlich wie bei untauglichem
Versuch gemäß § 24 I 2 StGB?
aa) h. M.:
Telefonat = Ingangsetzen einer
Kausalkette für das Ausbleiben des
Erfolgs reicht;
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B hat insoweit auch psychologisch und
normativ autonome Motive gehabt, also
Freiwilligkeit +,
daher vertretbares Ergebnis:
B, aber nicht A ist strafbefreiend von
§§ 211, 212, 22, 23 I, 25 II StGB
zurückgetreten.
bb) Literaturansicht:
optimale Rücktrittsbemühungen
erforderlich,
auch dann, wenn nur das Verhindern
der Vollendung gefordert ist.
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Rücktritt eines untauglichen Versuchs
(§ 24 I 2 StGB = ernsthaftes Bemühen)
ergibt Mindeststandard für tauglichen
Versuch;
hier:
Bs Anruf keine optimale
Rettungshandlung, weil S nur schwer
verstehen konnte, wo N sich befand,
daher vertretbar: Rücktritt Ansicht aa unterscheidet sich nicht
scharf von Ansicht bb, es kommt
insgesamt nur darauf an, an dieser
Stelle zu argumentieren.)
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III. §§ 249, 250, 251, 22, 23 I, 25 II
StGB aufgrund desselben Verhaltens
(auch hier zu empfehlen, B zuerst,
dann A getrennt prüfen)
Bezüglich des Rücktritts:
gilt das zum Mordversuch Gesagte,
jedoch nur für § 251 StGB (Raub mit
Todesfolge),
nicht für Versuch der §§ 249, 250 StGB,
da der Tod dafür keine Rolle spielt!!
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IV. §§ 223, 224 I Nr. 2, 5 25 II StGB
aufgrund desselben Verhaltens (A
und B können gemeinsam geprüft
werden)
1. § 223 StGB unproblematisch + durch
B, dem A zuzurechnen gemäß § 25 II
StGB;
2. § 224 I Nr. 5 StGB: gemeinschaftlich
mit einem anderen +
[§ 224 I Nr. 2 StGB: kann angesprochen
werden, Boden  gefährliches
Werkzeug]
C. Konkurrenzen
Strafbarkeit des A
§§ 242, 243 I 2 Nr. 1, 3,
25 I 2. Alt. StGB
(in Bezug auf 2
Fahrzeuge); (265; 52)
211, 212, 22, 23 I 25 II;
249, 250, 251, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
Strafbarkeit des B
§§ 263, 22, 23 I (bzw.
265);
123
123
249, 250 II Nr. 1, 3a und
b, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
C. Konkurrenzen
Strafbarkeit des A
§§ 242, 243 I 2 Nr. 1, 3,
25 I 2. Alt. StGB
(in Bezug auf 2
Fahrzeuge); (265; 52)
211, 212, 22, 23 I 25 II;
249, 250, 251, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
Strafbarkeit des B
§§ 263, 22, 23 I (bzw.
265);
123
123
53249, 250 II Nr. 1, 3a und
b, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
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