motorisches training in der neuen rückenschule (vortrag

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Transcript motorisches training in der neuen rückenschule (vortrag

Stellenwert des motorischen Trainings in der Neuen Rückenschule

Referentin: Dr. phil. Heike Streicher (Dipl.-sportlehrerin/Sporttherapeutin) Tag der Rückengesundheit, Dortmund, 15.03.2008

Stress bewältigung Körperwahr nehmung Rückenschule multimodale und multidisziplinäre Interventionen!!

Ent spannung (Wicharz, 2006) Mensch Körper training Selbst Handlungs und Effektwissen management WADDEL, G.: The Back Pain Revolution. New York, 1998 NACHEMSON, A., Neck and Back Pain.: The scientific JONSSON,E.: evidence, causes, diagnosis and treatment. Philadelphia 2000 .

PFINGSTEN, M.: Multidimensionale Behandlungskonzepte .

In: Kügelen, B., Hildebrandt, J. (Hrsg.): Neuroorthopädie-Leitlinien zum modernen Rückenmanagement München 2001

 weite Verbreitung v. Rückenschmerzen  meist unspezifisch  echte Primärprävention kaum möglich Präv. Maßnahmen müssen dazu beitragen,

- die Chronifizierung zu vermeiden - den adäquaten Umgang mit Schmerz

zu lernen.

Hinsichtlich der Entstehung/Wiederkehr der RS ist v. a.

die Form des individuellen Verhaltens

der Umgang mit dem Rückenschmerzen

über den Fortgang entscheidend.

Präventive Maßnahmen müssen daher gezielt

auf subj. Theorien des einzelnen, sein Verhalten und Lebensstil

ausgerichtet werden.

Differenzierung von Prävention nach ihrer Zielgröße Verhaltensprävention Verhältnissprävention

Krankheitsvermeidung und Gesundheitsförderung durch eine Änderung des individuellen Verhaltens Trainingsprogramme Schulungen etc.

Krankheitsvermeidung und Gesundheitsförderung durch eine Veränderung der Verhältnisse Ergonomische Maßnah men etc.

Beitrag zur Förderung der Gesundheit

Rückenschmerz

?

?

Körperliche Aktivität

(motorischer Leistungszustand) = eine Ursache?

Ist eine zu geringe körperliche Aktivität im Sinne eines schlechten körperlichen Trainingszustandes eine Voraussetzung für Rückenschmerz

?

Effektiv?

Trägt die Erhöhung der körperlichen Aktivität im Sinne der Optimierung des Trainingszustandes zur erfolgreichen Behandlung von Rückenschmerzen bei

?

Frage 1

Studienlage:

“…aus prospektiven Studien liegt keine ausreichende Grundlage für die Bewertung von Fitnessfaktoren für die Entstehung von Rückenschmerzen vor” (Lühmann, 2005) Aber: Querschnittuntersuchungen zum muskulären Status von Personen mit Rückenschmerzen zeigen eine ausgeprägte „Dekonditionierung“ (Verbunt et al., 2003) -Muskelkraft und Muskelmasse -Defizite in der neuromuskulären Ansteuerung d. Rückenmuskulatur Veränderungen in der Muskelstruktur bei Personen mit Rücken schmerzen sind vermutlich eher

die Konsequenz als die Ursache der Schmerzen

, die dann koordinativen und in der sekundär Folgen in den propriozeptiven, Ausdauerfähigkeit nach sich ziehen.

Rückenschmerz Schwächung der Muskelkraft Ermüdung d. Musku latur bei stat. Belastung Inaktivität Veränderungen im Faserprofil Rückenschmerz und Bewegung

(Pfingsten, 2005)

Frage 2

Körperlich aktivierende

zen erfolgreich!

Behandlungsverfahren sind bei Rückenschmer-

Studienlage: Eine Förderung der körperlichen Fitness durch Trainings- und Bewegungsprogramme zur Prävention von Rückenschmerzen – ist wirksam! (Hayden et al. 2005; Linton & van Tulder, 2001) Zusammenhang zwischen Funktionsfähigkeit der Rücken - und Rumpfmuskulatur und Rückenschmerzen ist belegt! (Richardson et al., 1999) daher die Empfehlung: … eines speziellen Trainings der Koordination und der Kraft/Kraft ausdauer der Rumpf und Rückenmuskulatur (Pfeifer, 2004)

Ziele bewegungsbezogener Interventionen

Bindung an körperliche Aktivität Stärkung psycho sozialer Ressourcen Beschwerden und Missbefinden Verminderung von Risikofaktoren Stärkung physischer Ressourcen Sensibilisierung f. haltungs- und bewegungsförderliche Verhältnisse (Brehm & Sygusch 2003, Bös & Brehm 1998)

Förderung der physischen Ressourcen

durch:

1. Schulung der Körperwahrnehmung/Körper erfahrung 2. Training der motorischen Grundeigenschaften (3.Entspannungs- und Stressmanagement)

KÖRPERWAHRNEHMUNG / -ERFAHRUNG

Tag der Rückengesundheit

(Körper)-wahrnehmung

Entwicklung einer differenzierten Wahrnehmungsfähigkeit für unterschiedliche Aspekte des Körpers Funktionswahrneh mung von Organ tätigkeiten

•Spannungs-/Ent spannungszustand •Körperhaltung, Gang qualität •Körperorientierung, Körperbalance •Herzfrequenz („innere“ Sensibilisierung) •Atemfrequenz

Freude, Entspannung, Erlebnisfähigkeit

•entspannter Umgang mit seinem Körper •Entwicklung eines positiven Körpergefühl

TRAINING DER MOTORISCHEN GRUNDEIGENSCHAFTEN

1. PROPRIOZEPTION / KOORDINATION

Veränderung informationeller Prozesse

„Atrophie“ der Propriozeption, gestörtes afferentes Set (immobilisationsbedingt, degenerativ) (Callaghan & Gill, 1998; Rudy, 1997) Herabsetzung der sensorischen Rezeptorentätigkeit eingeschränkte Wahrnehmungsprozesse (Hyposensibilität) durch veränderte Informationsaufnahme/-verarbeitung im peripheren und zentralen System mangelhafte Bewegungsausführung sowie verminderte Ökonomisierung alltäglicher Belastungen durch gestörte Information

Propriozeptives Training als Wahrnehmungsschulung im Rahmen des koordinativen Trainings

Schulung der Propriozeption in horizontaler Ebene (Reduktion des Einflusses des vestibulären Systems) • Schulung der posturalen Balance (= motor-hold system) Progredienz bipedal - monopedal, visuell nonvisuell, stabil -instabil • Schulung der dynamischen Balance (= motor-move system) - instabil mit Ablenkungsmanöver, vertikale Lokomotion

(Wilke & Froböse, 1998)

2. KRAFTFÄHIGKEIT

Tag der Rückengesundheit

Funktion der Rücken- und Rumpfmuskulatur für die Wirbelsäule

Bewegungsfunktion

Muskulatur wird in Einheit mit der Extremitätenmuskulatur eingesetzt, um die Wirbelsäule entsprechend der durch Bewegungsaufgaben und Umwelt ent stehenden Anforderung zu bewegen.

(Pfeifer, 2007) (Rasev, 2004)

•extrinsisch/global - heterochton •Antriebsbewegung, Kinetoren •„primär für Bewegung“

Übungsbeispiel

Funktion der Rücken- und Rumpfmuskulatur für die Wirbelsäule

Haltungsfunktion

Muskulärer Einsatz, um die Wirbelsäule bzw.

den gesamten Rücken bei der Fortbewegung bzw. Bewegungen der Extremitäten aufrecht und stabil zu halten (Pfeifer, 2007) abhängig von: (Rasev, 2004)

intrinsisch/lokal – autochton/ genuid

segmentale Stabilisierung

„primär haltungssichernd“ -der Kraft der Muskuatur -dem qualitativen Einsatz der Muskulatur im Sinne einer adäquaten Koordinat ion Übungsbeispiel (McGill, 2001)

Folgende Wirkmechanismen werden angenommen (Linton & van Tulder, 2001):

(1) Tonussteigerung der Rücken- und Rumpfmuskulatur (Prophylaxe zum „Dekonditionierungssyndrom“)(Verbunt et al. 2003)

(2) Verbesserte Durchblutung der Wirbelsäulenmuskulatur, Gelenke

und ZWS, woraus sich eine Reduzierung der Anfälligkeit hinsichtlich mikrotraumatischer Schädigungen ergeben kann (3) Verbesserung der Stimmung (Befindlichkeit) und damit positive Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung

3. BEWEGLICHKEIT

Tag der Rückengesundheit

•Übungsformen zur Verbesserung der Dehnfähigkeit im Sinne einer Verbesserung der allgemeinen Fitness •Erhalt der altersentsprechenden Bewegungsamplituden in den Gelenk systemen

DYSBALANCE-

in Bezug zu Rückenschmerzen häufig diskutierten muskulären Dysbalancen (Pfingsten & Hildebrandt, 2004) Einsatz gezielter Dehn- und Mobilisationsübungen

4. AUSDAUER

Tag der Rückengesundheit

Einsatz von Übungsformen zur Verbesserung der cardiopulmonalen Leistungsfähigkeit in Bezug auf das gestellte Ziel der langfristigen Bindung an die körperliche Aktivität könnten solche Interventionen insbesondere zu einer eigenständigen Durchführung von ausdauerorientierten sportlichen Aktivitäten führen sowohl in der Gruppe als auch individuell einfach umsetzbar = selbstgesteuerte gesundheitsförderliche körperliche Aktivität Ausdauersportarten: Adaptation HKL-System u. Stoffwechsel + Adaptationen im Sinne einer Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur erzielt werden können

 

Handlungswissen

Technik, Pulsmessen

z. B.

funktionelles Üben, Heimtraining, Alltagsübungen    

Effektwissen

z. B.

Bodymass-Index Wirkung des Ausdauertrainings Superkompensation Karvonen und verschiedene Pulsbereiche

ENTSPANNUNG/STRESSMANAGEMENT

Tag der Rückengesundheit

Wege zu mehr Ausgeglichenheit sind Maßnahmen, in denen das Wechselspiel von Spannung und Entspannung erfahren wird.

1.

Atemübungen bereiten auf das Relaxen vor

2.

Aktive Entspannungsmethoden - Yoga, Feldenkrais, TaiChi, (Verbindung von Bewegung und Relaxen), Massagen

3.

Tiefenentspannungsverfahren schließen den Prozess ab (geben dem Körper und Geist Zeit, neue Lebensenergie zu konservieren) Tag der Rückengesundheit

Zusammenfassend...

Einbeziehung der

Ausbildung der Haltungsschulung) sowie der

Körperwahrnehmung propriozeptiv-koordinativen

(Vorbereitung

Fähigkeiten

für  Spezielles Stabilisationstraining für die tiefe (intrinsisch-

autochtone) Muskulatur

Autostabilisation

der in

Muskelketten

– neben der der Rumpf- auch Einbeziehung Extremitätenmuskulatur – ebenso als Voraussetzung zur Durchführung muskulär abgesicherter arbeitsplatzbezogener Tätigkeiten  Zum einen

Vielseitigkeit im Übungsgut

(affektiv-emotionaler Aspekt), zum anderen

Vermittlung von „Basisübungen“

bezgl.

der Entwicklung einer persönlichen Handlungskompetenz zum eigenständigen Ausführen von Übungen 

Integration eines Ausdauertrainings (Bindungsaspekt?!)

Generell... Vermittlung von Handlungs-, aber auch Effektwissen!

(„Wirkort der Rückenschule ist nicht die Wirbelsäule, sondern das Gehirn.“(AG Prävention)) 

Entspannungsmaßnahmen

mittels atem-, körper,- mentalzentrierter Zugänge

Verwendete Literatur:

Brehm, W., Sygusch, R. (2003). Prävention in Sportvereinen. In: Jerusalem, M, Weber H. (Hrsg.), Psychologische Gesundheitsförderung. Hogrefe, Göttingen, 479-497.

Hayden, JA et al. (2005): Meta-Analysis: Exercise therapy for non spezific low back pain. Ann Intern Med, 142, 765-775.

Linton, SJ., van Tulder (2001): Preventive interventions for back and neck pain problems: what is evidence.

Spine 26 (7): 778-787 Lühmann, D., Zimolong, I. (200?): Prävention von Rückenerkrankungen in der Arbeitswelt McGill, SM. (2001): Low back stability: from formal description issuses for performance and rehabilitation.

Exerc Sports Sci Rev, 29 (1), 26-31 Panjabi, MM. (1992): The stabilizing System of the Spine. Part I. Function, Dysfunction, Adaptation and Enhancement. J Spinal Disord, 4, 383-389.

Pfingsten, M., Hildebrandt J. (2004): Rückenschmerzen. In: Basler HD et al. (Hrsg.), Psychologische Schmerztherapie. Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 395-414.

Pfingsten, M. (2005): Bio-psycho-soziale Einflussfaktoren bei Rückenschmerzen und Konsequenzen für die Bewegungstherapie. Bewegungstherapie & Gesundheitssport, 21 (4) 152-158.

Pfeifer, K. (2007): Rückengesundheit – Grundlagen und Module zur Planung von Kursen. Deutscher Ärzte Verlag, Köln.

Richardson, C. et al. (1999): Therapeutic exercice for spinal segmental stabilization in low back pain. Churchill Livingstone, Edinburgh.

Rudy, TE. Et al. (1995): Body motion patterns during a repetitive wheel rotation task: a comparative study of normal subjects and low back pain patients. Spine, 20. 2547-2554.

Streicher, H. (2004): Sanftes Rückentraining – Effekte einer therapeutischen Rückenschule unter besonderer Berücksichtigung eines propriozeptiv-koordinativen Trainings. Hamburg,Kovac.

Verbunt JA, et al. (2003): Disuse and deconditioning in chronic low back pain: concepts and hypotheses on contributing mechanisms. Eur J pain, 7, 9-21.

„Ein ruhender Rücken braucht irgendwann Krücken!“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Tag der Rückengesundheit, Dortmund, 15.03.2008