Selbstbestimmtes Lernen im Sportunterricht

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Transcript Selbstbestimmtes Lernen im Sportunterricht

HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN
Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie
und Gesundheitspsychologie
Selbstbestimmtes Lernen im
Sportunterricht - Möglichkeiten und
Grenzen Projektergebnisse anhand
praktischer Beispiele
Inga Schlesinger
und
Annette Kuhlig
Motive, Erwartungen und
Soziale Einflüsse bei
Jugendlichen
Welche Motive bestimmen das Handeln der
Jugendlichen?
Welche Erwartungen knüpfen Jugendliche an
Ihr Verhalten?
Welchen sozialen Einflüssen unterliegen
Jugendliche in ihrem Handeln?
Mögliche Motive für das Handeln von
Jugendlichen
 Demonstration von Unabhängigkeit und Erwachsensein
 Protestieren und gesellschaftliche Aufmerksamkeit
erhalten
 Experimentieren, Erfahrungen mit grenzüberschreitenden
Situationen machen
Entwicklung eines eigenen Lebensstils
 Spaß und Genuss erleben
 Selbstbestimmt und souverän wirken
 Hoher Leistungsdruck, Anpassung (Ventil:
Bedürfnisse:
„Turboentspannung“)
Eigenständigkeit, Selbstbestimmung
(Dreher & Dreher, 1985)
Mögliche Erwartungen, die Jugendliche
mit ihrem Handeln verknüpfen
 Sich stark fühlen, cool sein
 Akzeptiert werden und dazu gehören
 Bei Jungen: Prahlen mit Alkoholkonsum (als Mann
gelten)
 Wohlbefinden erleben statt Langeweile, Angst
 Soziale Kontakte einfacher, da Hemmung schwindet
 Selbstbewusst und sicher statt ängstlich und unsicher
sein
 Sich kompetent fühlen, Anforderungen erfolgreich
Bedürfnisse:
meistern
zu können
Kompetenzerleben, Erfolgszuversicht,
Wertschätzung, Anerkennung
(Dreher & Dreher, 1985)
Soziale Einflüsse, denen
Jugendliche unterliegen
 Gruppendruck mitzumachen, nicht widerstehen können
Entstehung einer Subkultur mit gemeinsamer Sinnfindung
 Auffälliges Verhalten bestimmt die soziale Stellung in der
Gruppe
 Soziale Kontakte einfacher, da Hemmung schwindet
 Verletzung sozialer Kontrolle
Idealbilder der Jugend (coole Typen, Top-Models)
Bedürfnisse:
Soziale Einbindung, Orientierung, Zuwendung
(Dreher & Dreher, 1985)
Zusammenfassung
weisen auf grundlegende Bedürfnisse hin:
Erfolgserleben, soziale Einbindung, Selbstbestimmung,
Was kann man als
Lehrer
im Sportunterricht tun?



Wie kann man Jugendlichen Erfolgserlebnisse,
Wertschätzung und Anerkennung im Sport vermitteln?
Was kann man im Sport tun, um ihnen soziale
Einbindung, Orientierung
und emotionale Zuwendung zu sichern?
Wie lassen sich ihre Bedürfnisse nach Eigenständigkeit
und Selbstbestimmung erfüllen?
Präventionsschwerpunkte
(Dreher & Dreher, 1985)
Erfolgserlebnisse
Soziale Einbindung
Selbstbestimmung
Gruppenarbeit:
Beispiele
Soziale Einbindung
-
Ehrliches Interesse an Schülern zeigen
-
Gegen Diskriminierungen direkt einschreiten (Null-Toleranz-Bereiche)
-
Durchsetzung von Regeln durch positive Verstärkung
-
Schülern Verantwortung übertragen
-
Gegenseitige Unterstützung auch außerhalb der Schule fördern
-
Positive und erwünschte soziale Verhaltensweisen verstärken
-
Eigenes Verhalten überprüfen (Rückmeldung durch Schüler)
-
Teamgeist und gegenseitige Hilfeleistung betonen
Gruppenarbeit:
Beispiele
Selbstbestimmung
-
Eigenverantwortlichkeit stärken
 Schülern die Wahl lassen, welche von verschiedenen möglichen Übungen
in einer Schulstunde gemacht werden oder auch in welcher Reihenfolge
 Zwei Schülern einen Teil der Stunde selbst anleiten lassen
-
Soweit möglich, Schüler in Entscheidungen einbeziehen
-
Schüler als Schiedsrichter in Spielen einsetzen
Gruppenarbeit:
Beispiele
Erfolgserfahrung
-
Bei der Verarbeitung von Frustration und Misserfolgen helfen
 mit Schülern Probleme reflektieren und besprechen, was man tun/ändern
kann
 Vermitteln, dass Misserfolg auch Chance zum Lernen ist
-
zu realistischen Selbsteinschätzungen anleiten
 schwierige Übung vorbereiten und Schüler vorher ihre Leistung
einschätzen lassen; nachher Einschätzung mit Leistung vergleichen
-
Leistung nicht nur über Sieg und Gewinnen definieren
Schülern ermutigende Rückmeldungen geben
(z.B. zu Leistungsentwicklungen, etwa persönliche Verbesserungen rückmelden
auch in Teilbereichen, einer bestimmten Spielszene oder der investierten
Anstrengung; Aufzeigen persönlich erreichbarer Verbesserungsmöglichkeiten,
Zuversicht kommunizieren; gegenseitige Belobigung, Aufmunterung, Anfeuerung
zwischen Schülern fördern)
Motivationssteigerung durch
Selbstbestimmtes Lernen
Ziele
•
•
… Schüler sehen in Anforderungen Herausforderung
… Anforderungen werden seltener als Bedrohung oder
Kontrollverlust wahrgenommen
Selbstbestimmtes Lernen ermöglichen
Leistungsüberprüfung transparent gestalten
Lernräume schaffen
Überlegtes Handeln
Ziele
•
•
•
… Schüler können mit Belastungen problemorientiert
umgehen
… Schüler gehen überlegt an Probleme heran
… impulsive Reaktionen auf Problemsituationen werden
reduziert
Vermittlung eines Problemlöseschemas
im Fachunterricht und in Beratungsgesprächen
Erleben des Problemlöseschemas in
handlungsorientiertem Unterricht
Handlungskreis
Motivationssteigerung durch Transparenz
Transparenz
= Schülern (und Eltern) sind die Anforderungen einer
Leistungssituation so konkret wie möglich bekannt
= Schülern (und Eltern) sind die Kriterien der
Leistungsbewertung so konkret wie möglich bekannt
Motivationssteigerung durch Transparenz
Transparenz reduziert Angst vor Leistungssituationen
Transparenz erhöht die Effizienz der Vorbereitung auf
Leistungssituationen (= Steigerung der Lernergebnisse)
Motivationssteigerung durch Transparenz
Schüler kennen die Anforderungen einer Leistungssituation so konkret wie möglich:
•
Informationen über zu beherrschende Anforderungen
(Lernziele = gute Zeit usw.)
•
Informationen über effektive Vorbereitungshilfen für
Leistungsüberprüfungen (Was kann ich alleine
üben? Kondition durch Laufen usw.)
•
Information über die Anforderungsformen (Übungstypen
etc.) in Prüfungen
Motivationssteigerung durch Transparenz
Transparenzpapier „Leistungsüberprüfung Volleyball Klasse 9c“
Angabe von unten:
Liebe Schüler,
dieses Papier soll euch darüber informieren, was in der Volleyballüberprüfung vorkommt,
damit ihr euch besser darauf vorbereiten könnt und nicht plötzlich vor einer Aufgabe steht,
die ihr „noch nie“ gemacht habt.
Geprüft werden zunächst die Grundtechniken des Volleyballspielens (Pritschen, Baggern,
Angabe) siehe dazu Punkt 1. Da nach steht das Spiel, das i hr als Mannschaft / TEAM
bewältigen sollt im Vordergrund. Wichtig ist die Leistung des Teams, also wie ihr euch als
Mannschaft präsentiert und einsetzt, und nicht in erster Linie die Einzelleistung. Dies bedeutet
auch, dass ihr als Team eine Note bekommt. Als Einzelnoten werden wir die Grundtechniken
werten. So, nun wird es konkret:
Baggern:
1. G r u ndtechniken
Pritschen:
a) 3:3 Rundlauf,
b) s p ielnahe Situation im Feld: Dreiecks-Pritschen
Baggern und Angabe von unten:
a) 1:2 gegenüber: hohes Pritschen, kurzes Pritschen, Baggern
b) K ombinationsübung: Angabe von unten über das Netz, Baggern auf die
mittlere Position
2. S p iel (6:6, ca.10 Minuten)
3. B e notung durch einige Schüler (Losverfahren) und Frau XXX
4. T e r m in:
5. MÄRZ 2008
Nun überlegt euch, was b is dahin in den zur Verfügung stehenden Sportstunden zu tun ist!
Die Sportstunden gestaltet ihr in freier Arbeit, wobei der ers te Teil für die Grundtechniken
genutzt werden sollte und der zweite Teil für das Spiel.
Unter folgenden Internetadressen könnt ihr – wenn euch selbst nichts einfällt – nachschauen:
www.volleyball-trainung.de (in der Kopfzeile dann Rubrik „Jugend/Schule“ auswählen, dann
Bereich „Praxis Volleyball“ wählen („Die besten Übungen (Pritschen und Baggern)“ oder
„Übungen zum Erlernen des Pritschen“)
www.sportunterricht.de/volleyball
oder bei google verschiedene Suchwörter eingeben zum Thema Volleyball!
Pritschen:
Motivationssteigerung durch Rückmeldung und
Bewertung individueller Leistungen
Mein Favorit im Sportunterricht
Aufgabe:
Jeder Schüler sucht sich seine Lieblingssportart aus (grundsätzlich ist jede Sportart erlaubt, die
sich in der Schule umsetzen lässt). Wenn sich für eine Sportart (z.B. Badminton) mehrere
Schüler entscheiden, dann bildet ihr Gruppen (bis max. 4 Schüler).
Diese Gruppe von Schülern hat nun die Aufgabe, ihre Lieblingssportart den anderen Schülern in
der Doppelstunde vorzustellen. Die Termine werden untereinander abgesprochen.
Falls ein Schüler keine Lieblingssportart hat, sollte er sich dennoch für eine Gruppe
entscheiden, bei der er mitmacht, auch wenn er die Sportart nicht praktisch beherrscht.
Ziel der S tunde soll sein, dass alle Schüler einen praktischen Eindruck von eurer
Lieblingssportart gewinnen können.
Wie sollte die Doppelstunde gestaltet werden?
1. E i n e
kurze Einführung über die Sportart (max. 5 Minuten!)
Vielleicht erzählt ihr, was euch daran so fasziniert, warum ihr euch dafür entschieden
habt oder ihr stellt die wichtigsten Regeln kurz vor (z.B. beim Hockey: wie wird der
Schläger gehalten und warum so und nicht anders?)
2. A u fwärmphase (ca. 10-15 Minuten)
In dieser Zeit sollt ihr eure Klassenkameraden so bewegen, dass sie danach schwitzen
und ihre Muskeln, die sie für eure Sportart brauchen, die optimale Leistung bringen
können. Mit dem Aufwärmen (was man nicht immer so gern macht!) vermindert man
das Verletzungsrisiko – von daher ist es doch wichtig.
Beispiel: Laufen, lockern, dehnen, strecken (ihr müsst euch überlegen, welche
Muskelgruppen bei eurer Sportart besonders wichtig sind...)
3. E i n führende kleine Übungen (ca. 20-30 Minuten)
Vermittlung der wichtigsten Techniken (z.B. das Passe n und Fangen beim Handball
oder Ball annehmen und stoppen beim Hockey, Schlagtechniken beim Badminton
usw.). Hier könnt ihr bestimmt auf eure Erfahrung im Vereinssport zurückgreifen.
4. S p i e l zeit (ca. 20-30 Minuten)
Hier sollen eure Klassenkameraden so weit sein, dass sie in Gruppen die Sportart
ausprobieren können (z.B. H ockey: 2 Mannschaften spielen gegeneinander oder ihr
organisiert ein kleines Turnier oder ihr lasst jeden gegen jeden spielen usw.)
WICHTIG:
Diese vier Aufgabenblöcke sollen von der Gruppe bewältigt werden. Wie ihr das
einteilt, bleibt euch überlassen.
Ansonsten sind eurer Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt, wie ihr das alles umsetzen
wollt.
Benotung:
Nach der Doppelstunde werdet / sollt ihr
- von euren Klassenkameraden eine Rückmeldung bekommen,
- eure Leistung selbst einschätzen und
- von uns eine Rückmeldung bekommen.
Beispiel: Selbstbestimmtes Lernen im Sport
Fremdbeobachtung
Beobachtungsbogen für Schüler/innen (Basketball)
Beobachter/in:____________________________ _________
Name des/r beobachteten Spielers/in:__________________________
Strichliste führen
Wie oft wurde dein/e Spieler/in angespielt?
Wie viele Fehler hat dein/e Spieler/in gemacht? (z.B. Ballverlust durch
Fehlpass, Ballverlust beim Dribbeln?)
fast immer
überwiegend
teilw e i s e
fast nie
Läuft sich dein/e Spieler/in frei?
1--------------------------------------------------------------------- 6
Sieht dein/e Spieler/in Mitspieler/innen, die frei stehen?
1--------------------------------------------------------------------- 6
Verhindert dein/e Spieler/in konsequent und erfolgreich den Angriff der
gegnerischen Mannschaft?
1--------------------------------------------------------------------- 6
Verhält sich dein/e Spieler/in gegenüber nicht so guten Mitspielern
sozial und mannschaftsdienlich (z.B. ermuntert sie, versucht, sie ins
Spiel zu integrieren usw.)?
1---------------------------------------------------------------------6
Selbsteinschätzung
Heute bestimmt ihr, wann wir mit dem
Sportunterricht beginnen!
Ihr gebt uns das Zeichen, indem ihr
mucksmäuschenstill seid.