Illegale Drogen in der Arbeitswelt Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft „Suchtprobleme in der Polizei“
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Illegale Drogen in der Arbeitswelt Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft „Suchtprobleme in der Polizei“ Epidemiologie Drogenscreening rechtliche Aspekte betriebliche Praxis Katamnesen drogenauffälliger Mitarbeiter BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Fragestellungen zur Epidemiologie 1) Wie hoch ist die Anzahl von Drogenkonsumenten? 2) Gibt es einen Zusammenhang zwischen legalen und illegalen Drogen? 3) Was ist das typische Drogeneinstiegsalter? 4) Gibt es ein Drogenausstiegsalter? 5) Typische Konsummuster 6) Steigt die Anzahl der Drogenkonsumenten? 7) Deutschland im internationalen Vergleich BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Häufigkeit von Suchterkrankungen Nikotin - 10 Millionen Nikotinabhängige (13% der Gesamtbevölkerung) - ca. 30% der Erwachsenen rauchen - 100.000 Todesfälle durch Nikotin pro Jahr Alkohol - 2,5 Millionen Abhängige (3% der Gesamtbevölkerung) - 40.000 Todesfälle durch Alkohol pro Jahr Medikamente - 1,5 Millionen Abhängige Illegale Drogen - 150.000 Abhängige (harte Drogen) ⇒ 0,2% der Gesamtbevölkerung - ca. 2000 Todesfälle durch illegale Drogen pro Jahr BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Definitionen Riskanter Konsum (nach WHO) - Männer: > 40 g Alkohol/Tag - Frauen: > 20 g Alkohol/Tag Schädlicher Gebrauch/Missbrauch Unangepasstes Konsummuster mit fortgesetztem Gebrauch, trotz Problembewusstsein und/oder wiederholtem Gebrauch in gefährdeten Situationen. Dauer: > 1 Monat Abhängigkeit (beim Vorliegen von mindestens 3 Symptomen) • körperliche Abhängigkeit mit Toleranzentwicklung körperlichem Entzugssyndrom Substanzgebrauch zur Milderung von Entzugssymptomatik unbezwingbares Verlangen Kontrollverlust Überschreiten gesellschaftlich üblichen Trinkverhaltens Vernachlässigung anderer Interessen und Verpflichtungen Fortgesetzter Konsum trotz ersichtlicher schädlicher Folgen • psychische Abhängigkeit BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Rauchen, Alkohol, illegale Drogen 12- bis 25-jährige Jugendliche Es hatten bereits einen Alkoholrausch Es haben Haschisch probiert Es haben andere illegale Drogen genommen 70 60 50 40 % 30 20 Quelle: Drogenaffinitätsstudie 1997 der BZgA BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Alkoholrausch Rauchen Alkoholrausch jem als nie häufig m ehrm als nie jem als nie häufig nie jem als Rauchen m ehrm als Rauchen nie jem als 0 nie 10 Haschischgebrauch Dr. Hupfer Drogenprävalenzen 18 bis 59-jährige 25 20 Lebenszeit 15 % 12 Monate 10 30 Tage 5 A nd LS O D pi a Ko te ka in C ra ck C G es a an m t e r na b e Dr is og en A m ph et am in Ec e st as y 0 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Quelle: Bundesdrogenxstudie 2000 Dr. Hupfer Drogenprävalenzen 18 bis 59-jährige 3 2,5 Lebenszeit 2 % 1,5 12 Monate 1 30 Tage 0,5 LS D as y Ec st O pi at e Ko ka in C ra ck Quelle: Bundesdrogenxstudie 2000 A m ph et am in e 0 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Erfahrungen mit illegalen Drogen 12- bis 25-Jährige in der Bundesrepublik Deutschland Quelle: Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durch forsa, Berlin, Januar 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Indikatoren des Drogengebrauchs 12- bis 25-Jährige in der Bundesrepublik Deutschland % 0 10 20 30 Es haben schon einmal Drogen genommen (Lebenszeit-Prävalenz) 60 27 15 Es haben mehr als zw eimal Drogen genommen Es haben in den letzten 12 Monaten Drogen genommen (12-Monats-Prävalenz) Es haben im letzten Jahr 10mal oder häufiger Drogen genommen (regelmäßiger Konsum) 50 48 Es haben Drogen angeboten bekommen Es nehmen gegenw ärtig Drogen (aktueller Konsum) 40 13 5 3 Quelle: Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durch forsa, Berlin, Januar 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Alter beim ersten Drogenkonsum 12- bis 25-jährige Jugendliche mit Drogenerfahrung Bundesrepublik Deutschland 19 18,4 17,3 17,4 17,4 Heroin Ecstasy Crack 17 17,3 LSD 18 17,6 16,5 Jahre 16 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Kokain Am phetam ine Cannabis 14 15 Schnüffelstoffe 15 Quelle: Quelle: Repräsentativerhebung Drogenaffinitätsstudie der BzgA durch Forsa, Berlin, Januar 2001 1997 der BZgA Dr. Hupfer Illegale Drogen: Lebenszeit-Prävalenz 12- bis 25-Jährige in der Bundesrepublik Deutschland 1 Quelle: Repräsentativerhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durch forsa, Berlin, Januar 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Prävalenzen des Konsums illegaler Drogen Westdeutschland 40 35 30 25 Lebenszeit 12 Monate 30 Tage % 20 15 10 5 0 18-20 21-24 25-29 30-39 40-49 50-59 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Quelle: Bundesstudie zum Gebrauch und Missbrauch psychotropher Substanzen 2000 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer 12-Monats-Frequenz für Cannabiskonsum 18- bis 59-Jährige in Westdeutschland 2-5mal 31% 6-19mal 20% 1mal 15% k. A. 1% ab 200mal 11% 29-189mal 22% Quelle: Bundesstudie zum Gebrauch und Missbrauch psychotropher Substanzen 2000 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Häufigkeit des Ecstasy-Konsums 12- bis 25-jährige mit Ecstasy-Erfahrung Westdeutschland Quelle: 100 mal und mehr 6% Drogenaffinitätsstudie 1997 der BZgA 1 mal 30% 10 - 99 mal 20% 6 - 9 mal 12% 2 - 5 mal 32% BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Lebenszeitprävalenz 18- bis 24-jähriger für Ecstasy, Amphetamine, Opiate, Kokain und Cannabis Westdeutschland 1980 - 2000 45 40 35 Ecstasy 30 % Am phetam ine 25 Opiate 20 Kokain 15 Cannabis 10 5 0 1980 1986 1990 1995 1997 2000 Quelle: Bundesstudie 1997 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer 12-Monatsprävalenz 18- bis 39-jähriger für Ecstasy, Amphetamine, Opiate, Kokain und Cannabis Westdeutschland 1990 - 2000 12 10 Ecstasy 8 Am phetam ine % 6 Opiate Kokain 4 Cannabis 2 0 1990 1995 1997 2000 Quelle: Bundesstudie 1997 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer aus: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht Jahresbericht 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer aus: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht Jahresbericht 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer aus: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht Jahresbericht 2001 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Drogentote in Frankfurt 160 140 120 100 80 60 40 20 0 1985 1986 1987 1988 1989 1990 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Dr. Hupfer Lebenszeitprävalenz des Konsums illegaler Substanzen in den Metropolen BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Konsumfrequenz illegaler Drogen im letzten Monat (n = 3503) BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Drogen im Straßenverkehr Befragung von 2.555 Discobesuchern (90 % Ausschöpfungsquote), davon 503 genauere Untersuchungen (60 % Ausschöpfungsquote) zu Befragung zu Konsumgewohnheiten von Drogen Fahrsimulatortests Drogentestung aus Speichel, Urin und Blut Befragung zur eigenen Einstellung Ergebnisse: Über die Hälfte der Fahrer standen unter dem Einfluss von Drogen (incl. Alkohol) Fahrsimulatortests: Keine deutliche Fahrleistungsverschlechterung nach geringen Mengen von Cannabis oder Amphetamin / Ecstasy Deutliche Beeinträchtigung nach dem Konsum größerer Ecstasy-/ Amphetamin-Mengen Gravierende Beeinträchtigung bei Mischkonsum BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Welche Informationen liefert das Drogenscreening? Immunochemische Methode – – – – rasche und kostengünstige Hinweise auf Drogen Nachweis von Substanzgruppen unerwünschte Kreuzreaktivitäten und Störeinflüsse nicht zu erkennen, ob aktuelle Beeinträchtigung durch Drogen vorliegt Gaschromatographie / Massenspektrometrie - zeit- und kostenintensiv - spezifischer Einzelsubstanz-Nachweis ( §24a) - bei Blutuntersuchung Nachweis der aktuellen Drogeneinwirkung auf den Organismus möglich BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Stoffgruppe Ausscheidungsfenster von Rauschmitteln im Urin Alkoholmetabolit Benzodiazepine Cannabinoide Amphetamine Cocain Heroin Urin; Einzelkonsum Urin chron. Konsum 0 200 400 600 800 Stunden BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer THC-Konzentration und Wirkungsverlauf nach BERGHAUS 80 60 40 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA 180 THC-Konzentration Leistungsdefizit Minuten nach dem Rauchen subjektives Rauschempfinden 160 140 120 100 80 60 40 0 20 20 0 verlaufen nicht synchron 100 % des Maxim um s • Konzentration im Blut, • erlebte Wirkung • und Leistungseinbußen Dr. Hupfer Immuntest "falsch-positiv“: Beispiele: Opiate im Urin Verzehr von Mohnsamen-Gebäck Codeinhaltige Schmerztabletten bzw. Hustenblocker Cannabinoide im Urin Passiv-Rauchen von Cannabis Konsum vom THC-haltigem Hanföl Amphetamine im Urin Verzehr von Blauschimmelkäse verschiedene Medikamente BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Drogenscreenings in der BASF Mai 2001 bis Februar 2002 • Untersuchungsmethode – 34 Schnelltests (parallel jeweils Triage, Mahsan/Syva, ToxSee) bei 16 Mitarbeitern – 18 Bestätigungstests • Ergebnisse – bei 9 Mitarbeitern bestätigte positive Befunde – falsch positive Befunde im Schnelltest • 1 mal Benzos (alle 3 Tests) • 1 mal Amphetamin (alle 3 Tests) • 1 mal Opiate (alle 3 Tests) – Ergebnisabweichungen zwischen den verschiedenen Schnelltests in 5 Fällen BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Rechtliche Grundlagen Grundgesetz: „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, soweit nicht die Rechte anderer verletzt werden.“ (GG Art. 2 Abs. 1) Betriebsverfassungsgesetz: „Arbeitgeber und Betriebsrat haben die freie Entfaltung der Persönlichkeit der im Betrieb beschäftigten Arbeitnehmer zu schützen und zu fördern.“ (BVG § 75, Abs. 2) BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Rechtliche Grundlagen Arbeitsschutzgesetz Der Arbeitgeber hat für das Leben und die Gesundheit aller im Betrieb tätigen Arbeitnehmer Sorge zu tragen Die Beschäftigten sind verpflichtet, für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Sorge zu tragen auch für Sicherheit und Gesundheit der Personen zu sorgen, die von ihren Handlungen oder Unterlassungen bei der Arbeit betroffen sind jede festgestellte Gefahr unverzüglich zu melden BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Rechtliche Grundlagen § 38 BGV A 1 Versicherte dürfen sich nicht durch Alkoholgenuss in einen Zustand versetzen, durch den sie sich oder andere gefährden können Versicherte, die infolge Alkoholgenusses oder anderer berauschender Mittel nicht mehr in der Lage sind, ihre Arbeit ohne Gefahr für sich oder andere auszuführen, dürfen mit Arbeiten nicht beschäftigt werden BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer BAG-Urteil vom 12.08.1999 „Routineuntersuchungen im laufenden Arbeitsverhältnis, die Alkohol- oder Drogenabhängigkeit überprüfen sollen, sind unzulässig.“ „Die Entscheidung des Arbeitgebers, die Begutachtung durch den Arzt auf eine mögliche Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit zu erstrecken, muss deshalb auf hinreichend sicheren tatsächlichen Feststellungen beruhen, die einen derartigen Eignungsmangel des Arbeitnehmers naheliegend erscheinen lassen.“ (BAG-Urteil, AZ: 2 AZR 55/99) BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Urteil des Oberverwaltungsgerichts des Saarlandes 4. Senat, vom 11.12.1998 „Haschischkonsum rechtfertigt auch in einem besondere Arbeitssicherheit erfordernden Arbeitsbereich (BW-Systeminstandsetzungszentrum) die Auflösung eines ... Arbeitsverhältnisses nicht, wenn keine Auswirkungen auf die Arbeitsleistung festgestellt wurden, eine Drogenabhängigkeit nicht erhärtet ist, keine Abmahnungen erfolgt sind und an der Arbeitsstelle keine Drogenaufklärung mit Sanktionsandrohung stattfindet.“ BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Rechtliche Grundlagen Ärztliche Schweigepflicht Durchbrechung der Schweigepflicht bei Einwilligung gesetzlicher Anzeigepflicht rechtfertigendem Notstand § 203 StGB, § 8 ASiG BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Ergebnisse Drogenscreenings bei Chemieunternehmen A (1999) Drogenscreenings bei Einstellungsuntersuchungen (n=2091) insgesamt 47 richtig positiv (=2,3%) davon Cannabis n=43 Amphetamin n= 1 Kokain n= 3 (Opiate n=11 alle falsch positiv!) Drogenscreenings anlässlich arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen (n=304) insgesamt 18 richtig positiv (=5,9%) davon Cannabis n=15 Opiate n= 1 Amphetamin + Opiate n= 1 Kokain n= 1 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Ergebnisse Drogenscreenings bei Chemieunternehmen B Seit 1996 Schnelltests bei Einstellungsuntersuchungen bis 1999 insg. 2303 Screenings, davon 23 positiv (1%) Cannabis n=15 Opiate n= 9, davon mind. 3 falsch positiv Amphetamine n= 1 Benzodiazepine n= 1 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Standardisiertes Interview bei Konsumenten illegaler Drogen (BASF) Von 60 drogenkonsumierenden Mitarbeitern sind 38 am Arbeitsplatz aufgefallen wegen – Plötzlicher Verwirrtheit – Einschlafen während der Tätigkeit – Verhaltensänderungen einschl. Fehlzeiten BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA 7 4 27 Dr. Hupfer Standardisiertes Interview bei Drogenproblemen (BASF) • Welche Drogen wurden eingenommen? Cannabis Amphetamine (incl. Ecstasy) Heroin Kokain LSD Benzodiazepine Ausschließlich Cannabis BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA (n=59) n=58 n=35 n=28 n=24 n=18 n= 9 n= 2 Dr. Hupfer Standardisiertes Interview bei Drogenproblemen Frequenz des Drogenkonsums (BASF) Mehrfachnennungen möglich (n=60) täglich m ehrm als pro Woche vor der Arbeit Wochenende größere Abstände nach der Arbeit 0 10 20 30 40 50 60 % BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Nachuntersuchung Drogen BASF Selbsteinschätzung im Verhältnis zur Erstauffälligkeit Positivere Lebenseinstellung Unverändert Stimmt 2 17 Stimmt etwas Weiß nicht Stimmt nicht Realistischer 16 1 1 1 Selbstsicherer 15 2 1 1 1 Kontaktfreudiger 11 6 Werde akzeptiert 3 15 Wieder Interessen 2 17 Probleme ja/ sind zu lösen 2 17 Ausstieg aus der Szene ist nötig 15 Wechsel des Freundeskreises 13 Glauben Sie, dass Sie sich verändert haben? 1 1 2 2 2 Ja 4 19 Weiß nicht Nein BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Nachuntersuchung Drogen BASF Was oder welche Maßnahmen haben Ihr Leben verändert? Stimmt Altersbedingte Lebensänderung 6 Stimmt nicht 10 Ich war mit meinem Drogenleben am Ende 14 5 Schicksale anderer Drogenkonsumenten 8 Einfluss durch nahestehende Menschen 9 10 Feste Partnerschaften/Familiengründung 6 13 Angst vor Verlust privater Bindungen 7 Druck von Seiten des Partners 5 Angst vor Arbeitsplatzverlust 11 1 7 Druck von Seiten des Betriebes 6 3 10 Kündigung des Arbeitsverhältnisses 2 2 15 Ambulante Beratungsstelle 8 3 8 Stationäre Entgiftung 1 2 16 Sucht-Heilverfahren 4 1 14 Erlebnis des Rückfalls 4 5 10 BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Stimmt etwas 1 3 Weiß nicht 10 9 14 Dr. Hupfer Resumee Etwa 1/3 der jüngeren Bevölkerung in Deutschland hat Erfahrungen mit Cannabis, ca. 6 % auch mit anderen illegale Drogen. Die meisten „User“ sind gelegentliche Freizeitkonsumenten, sie fallen betrieblich nicht auf und stellen ihren Konsum nach geraumer Zeit spontan wieder ein. Bei Drogenabhängigen zeigen sich eher unspezifische Auffälligkeiten wie Leistungsabfall, Fehlzeiten, Persönlichkeitsveränderungen. Wichtig sind Drogenaufklärung und konsequentes Handeln nach einem Stufenplan, um Drogenprobleme konstruktiv zu lösen. BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Cannabinoide Marihuana: Getrocknete Pflanzenteile, THC-Gehalt ca. 3% Haschisch: Harz der Hanfpflanze, THC-Gehalt ca. 10% Wirkung: – beruhigend, stimmungsaufhellend, Intensivierung von Sinneseindrücken, subjektiv phantasievolles Denken – Veränderung des Raum- und Zeitgefühls – Appetitsteigerung, schmerzlindernd, entkrampfend – Wirkdauer ca. 3 Stunden Risiken: – reversible Gedächtnisstörungen (bis zu 4 Wochen) – psychoseähnliches Erleben – Aktivierung latenter Psychosen (?) – karzinogen, teratogen BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Amphetamine, Designerdrogen Wirkung: - Strukturähnlichkeit mit Katecholaminen sympathomimetisch (aufputschend, leistungssteigernd, euphorisierend) - durch Methoxylierungen („Ecstasy“) zusätzlich serotonerg, z. T. LSD-artig - Wirkungsdauer 4-8 Std. Risiken: - Tachykardie, Hypertonie, Myocardinfarkt, Schlaganfall Gefahr der Überhitzung und Austrocknung neurotoxisch (serotonerge u. dopaminerge Neuronen) langanhaltende depressive Nachschwankungen anhaltende Schlafstörungen dauerhafte (?) Gedächtnisstörung BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Kokain Extrakt aus Blättern des südamerikanischen Cocastrauchs Wirkung: - Noradrenalin u. Dopamin reuptake-Hemmung Wirkungsdauer ca. 1 Std. Aufputschmittel, Steigerung der Leistungsfähigkeit Unterdrückung von Hunger, Durst, Müdigkeit Intensivierung der Gefühle Euphorie, Selbstüberschätzung 3-Phasen-Wirkung: Euphorie Halluzination, Illusion Depression Crack (Kokain-Base): Ultimatives Glücksgefühl über 1-10 Min. Risiken: - hohes Abhängigkeitspotenzial evtl. Auslösung intensiver Angst und paranoider Wahnvorstellungen starke Tendenz zur Dosissteigerung direkte Neurotoxizität (?) Herzinfarkt, Hirnblutungen Neigung zu erhöhter Aggressivität im Entzug Suizidgefahr BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Halluzinogene In Europa am weitesten verbreitet: LSD Andere Substanzen: Inhaltsstoffe aus Kakteen u. Pilzen (Meskalin, Psilocybin) Wirkung: - Interaktion mit Serotonin-Rezeptoren - W-eintritt nach 30 Min, W-dauer ca. 8 Std - übliche Konsummenge: 50-300 µg - Gefühlsintensivierung, Sinnestäuschungen, Wahrnehmungsverschiebungen, Selbstüberschätzung Risiken: - häufig „horror trips“, flash backs - Auslösung von Psychosen BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer Opiate ...bei über 95% der Drogentoten nachweisbar Wirkung: - Dämpfung von Sympathikusaktivität, Schmerzempfindung, Husten - Wirkungseintritt nach 10 Min., W-dauer ca. 4 Std. - euphorisierend - beruhigend, angstlösend Risiken: - Atemdepression hohes physisches und psychisches Abhängigkeitspotenzial Folgen des i.v.-Konsums in der Illegalität langfristig erhebliche Persönlichkeitsveränderungen BASF Aktiengesellschaft - Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, GOA Dr. Hupfer