Drogen: Neue Konsummuster

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Transcript Drogen: Neue Konsummuster

Drogen: Neue Konsummuster - bewährte
und neue Behandlungsstrategien
Martina Fischer
13.04.2015
Drogen: Neue Konsummuster
Bewährte und neue Behandlungsstrategien
Themen
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13.04.2015
Neue Konsummuster
 Drogen
 Konsumtypen
 Gefahren
Veränderungen in der Therapie
 Neue Themen im Behandlungsverlauf
Bewährte Behandlungsstrategien
Neue Drogen und
Konsummuster
Drogen: Neue Konsummuster
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Ablösung des Konsummusters
Polytoxikomanie mit Hauptdroge Heroin
In der Klinik sind aktuell:
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Cannabisabhängigkeit
Amphetaminabhängigkeit, Crystal!
Polytoxikomanie ohne Opiate
Bedeutung von Alkohol im Rahmen der
Polytoxikomanie ist hoch
Cannabis
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13.04.2015
Cannabis gehört zur botanischen Gattung
der Hanfgewächse (Cannabaceae) mit
psychoaktiven Wirkstoffen. Die stärkste
Wirksubstanz ist Tetrahydrocannabinol
(THC).
Cannabis: Konsum
Cannabis wird meist in Form von Marihuana (getrocknete Blüten und
Blätter) oder Haschisch (aus dem Harz der Blütenstände), selten als
Haschischöl (konzentrierter Auszug des Harzes) konsumiert.
Der THC-Gehalt nimmt in der Regel in der genannten Reihenfolge zu.
Der Wirkstoffgehalt kann aber je nach Anbaugebiet, -methode und
Verarbeitung stark schwanken.
Neu:
• Die Wirkstoffgehalte der Cannabisprodukte sind in den letzten
Jahren angestiegen durch kontrollierten Anbau im Innenbereich.
Höchster Wirkstoffgehalt bei Produkten aus Niederlande,
Tschechien und Deutschland.
• Im Durchschnitt (Sicherstellungen) 1,5fach erhöht
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Cannabis: Konsum
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Die häufigste Konsumform ist das Rauchen
von Joints. Dabei wird das zerbröselte
Haschisch oder Marihuana meist mit Tabak
vermengt und zu einer Zigarette gedreht.
Darüber hinaus werden Cannabisprodukte
über verschiedene Sorten von Pfeifen (Purund Wasserpfeifen) geraucht, die mitunter
eine deutliche Intensivierung des
Rauscherlebnisses zur Folge haben.
Gelegentlich werden Cannabisprodukte in
Tee aufgelöst getrunken oder in Keksen
("Spacecakes") verbacken und gegessen.
Neu: Synthetische Cannabinoide
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Häufig in Räuchermischungen enthalten (z. B.
Spice, SMOKE, Red Lava,Chill-out)
Z. T. noch legaler Erwerb
Höhere pharmakologische Potenz als THC
Erstkonsumenten haben häufig Probleme mit
Dosierung
Nachweisbarkeit in gängigen Drogen- SchnellTests nicht möglich
Wird häufig als Ausweichdroge konsumiert in
beschützenden Umgebungen (auch in
Therapieeinrichtungen), wenn Nachweisbarkeit
umgangen werden soll
Neu: Synthetische Cannabinoide
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Nachweis ist in spezialisierten Labors möglich!
Z. B. Institut für Rechtsmedizin Freiburg
PD Dr. rer.nat. Volker Auwärter
Die Positivraten sinken sofort nach den ersten
Analysen – Guter Präventionseffekt
Marktdynamik:
Über 100 neue Wirkstoffe in den vergangenen 3
Jahren (Cannabinoide und Stimulanzien)
o
Amphetamine
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Speed = Szenebezeichnung für Amphetamine
Illegal hergestelltes Speed enthält in der Regel Amphetamin,
Methamphetamin sowie Ephedrin, Koffein und Verschnitt stoffe (Milch- und Waschpulver etc.), wobei man dem weißen
bis gelblichen Pulver nicht ansehen kann, wovon wie viel drin
ist.
Amphetamin ist eine künstlich hergestellte Substanz, die
eine aktivierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem hat,
oder anders ausgedrückt: Es wirkt wie eine Peitsche auf ein
müdes Pferd. Müdigkeit wird völlig unterdrückt, die
Leistungsfähigkeit und das Konzentrationsvermögen nehmen
zu, und von Hunger keine Spur.
Methamphetamin ist eine weitere synthetische Variante, die
von der Wirkung her nicht von Amphetamin zu unterscheiden
ist. Allerdings kann die Wirkung wesentlich länger andauern
(bis zu 30 Stunden!). Auf dem illegalen Markt wird Speed mit
einem hohem Methamphetamingehalt auch als Crystal
bezeichnet.
Amphetamine: Psychische Wirkungen
.
Erwünscht:
 Gesteigertes
Sinneserleben
 Größere Offenheit
 Weniger Ängste
 Gesteigertes
Selbstvertrauen
 Stereotype Tätigkeiten
machen Spaß
 Gesteigerter Sexualtrieb
Ungünstige Effekte
 Konzentrations- +
Merkfähigkeits-störungen
 Ängste
 Depressionen mit
Suizidgefahr
 Stimmungsschwankungen
 Paranoia und
Panikattacken
 Erhöhte Aggression bis
Gewalttätigkeit
Ecstacy


Auf dem illegalen Markt wird Ecstasy in
Pillenform oder in Kapseln angeboten. Die
bekannteste Substanz, die als Ecstasy
bezeichnet wird, ist MDMA.
MDMA wird oft den Designerdrogen
zugeordnet, obwohl es ursprünglich schon
um 1912 von der deutschen Firma Merck
patentiert wurde. MDMA fiel zufällig als
Beiprodukt bei der Synthese von
Hydrastinin, einer gefäßverengenden
Substanz, an und wurde routinemäßig
patentiert, aber nicht vermarktet.
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Ecstacy
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Die Konsumenten selber nennen als angenehm
erlebte Wirkungen
 das Empfinden von Glücks- und Liebesgefühlen
 das Gefühl der Entspannung
 Gefühl der Nähe zu anderen Menschen
Ecstasy hat ebenfalls die stimulierenden Effekte
der Ursprungssubstanz Amphetamin
Die Konsumenten fühlen sich wach und aktiv.
 gesteigertes Körperempfinden
 optische Wahrnehmungsveränderungen
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Brain Doping
o Pharmakologisches Neuroenhancement durch
den Missbrauch von verschreibungspflichtigen
(Psycho-) Stimulanzien:
- Methylphenidat (MPH, z.B. Ritalin)
- Medikamente auf Amphetaminbasis
(AMPH, z. B. Adderall)
Weitere neue Drogen
- Liquid Ecstasy/ GHB/k.o. Tropfen
- Gamma Hydroxy Buttersäure
- Wirkung: euphorisierend, verstärkte
Sinneseindrücke, Steigerung der sex.
Leistungskraft, Aphrodisiakum
- Risiko: motorische Beeinträchtigungen,
Übelkeit, Erbrechen, sinkender Blutdruck,
neurologische Ausfälle, erhöhte
Herzfrequenz, Panikattacken
- Gefahr: Überdosierung
Stimulierende Drogen: Konsumtypen
 Freizeit-Nutzer: nach der Arbeit (!), mehr
Spaß, Genuß, Entspannung
 Experimentierer: junge Männer, Neugier,
ausprobieren, dazugehören
 Junge Mütter: trotz Belastung als Mutter
Spaß haben, genießen, funktionieren
 Gezielter Einsatz in spezifischen
Situationen: Studenten, Wechselschicht,
13.04.2015 Nachtarbeiter
Neue Drogen: Gefahren
 Psychoserisiko ist deutlich erhöht bei
 Cannabis
 Amphetaminen
 Kognitive Störungen:
 Gedächtnis
 Aufmerksamkeit
 Konzentration
 Neurotoxizität
 Nervenzellen sterben ab
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Neue
Behandlungsstrategien
Neue Drogen: Veränderung der
Therapie
 Dilemma der Kontrollen
 Verlängerte Entzugsphasen (2- 6 Wochen) mit
starken depressiven Verstimmungen,
Gereiztheit, emotionaler Labilität,
Schlafmangel (Drogenträume)
 Deutliche kognitive Störungen
 Therapiematerialien ausführlich und einfach,
Wiederholen der Informationen
 Hilfestellung bei Strukturierung des
Tagesablaufs
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Neue Drogen: Neue Themen im
Behandlungsverlauf
 Medizinische Suchtinformation spez. Neurobiologie der Drogen + Entzugsphänomene
 Umgang mit (unangenehmen) Gefühlen,
Suchtdruck, Abbruchgedanken
 Drogenträume
 Umgang mit komorbiden Störungen (Ängste,
ADHS, Trauma, u.v.m.)
 Konsumsituationen
 Rückfallsituationen
 Positive Erwartungen an die Droge
 Belohnung „Droge“
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Neue Drogen: Neue Themen im
Behandlungsverlauf
 und besondere Schwerpunkte
 Umgang mit Freizeit, „Spaß“ haben
 Umgang mit Arbeit, An- und
Überforderungen
 Ablehnungstraining
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Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
Ausstiegsmotivation
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Wahrnehmung der eigenen Situation
Erkennen der Abhängigkeit u.
Aufgeben von
Verleugnungstendenzen
Wahrnehmung der eigenen
Verantwortlichkeit
Für den Einstieg in den
Cannabiskonsum
Für den Ausstieg
Wahrnehmung der Möglichkeit zum
Ausstieg
Realisierbarer Weg
Kenntnis des Hilfesystems
„Vertrauen“ in körperlichen Entzug
Wahrnehmung der eigenen
Fähigkeiten
Zutrauen in sich für erste eigene
Schritte
+ ein Ziel, das nur
in Drogenfreiheit
zu erreichen ist
und eine
realistische und
subjektiv wertvolle Zukunftsperspektive
verkörpert
Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
1.
Lösung aus der gewohnten Umgebung

Befreiung von täglichen Aufgaben, Möglichkeiten der
Konzentration auf sich selbst
Gefühl des Aufgehoben- und Beschützt-Seins
Stabilisierung des Familiensystems als Chance für
Änderungen
Lebensbilanz und –planung aus der Distanz vollziehen
können
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Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
2.
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Hausordnung
Beschränkungen des Lebens ohne
Suchtmittel ertragen lernen
Gewöhnung an geordneten Tagesablauf
und geregelte Mahlzeiten
Ein- und Unterordnung
Verantwortung übernehmen
Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
3.
Fokussierung auf sich selbst

Sich selbst wichtig nehmen, weil man wichtig
genommen wird
Sich Zeit für sich selbst nehmen
Lebensbilanz ziehen
Sich selbst als veränderbar erleben
Den Körper wahrnehmen und sorgfältig behandeln
Aufmerksamkeit auf im Alltag eher vernachlässigte
Bereiche der Person lenken
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Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
4.
Neue Erfahrungen machen
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Information über Abhängigkeit erhalten
Beständigkeit und Langeweile ohne Suchtmittel ertragen
Gemütsbewegungen ohne Suchtmittel ertragen
Diffuse soziale Ängste als unrealistisch erkennen
Sich etwas zutrauen, neue Seiten an sich erkennen
Fortschritte an sich selbst erleben
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Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
5.
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
Gemeinschaft und neue
Beziehungserfahrungen
Erfahrung machen, als Abhängiger
akzeptiert zu werden
Menschen begegnen, Rückmeldungen nicht
ausweichen können
Normen und Gewohnheiten werden durch
Kontakt mit Andersdenkenden in Frage
gestellt
Bewährte Wirkfaktoren der
stationären Rehabilitation
5.
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Das Team
Langjähriges Wissen um Ausstiegsprozesse
Wertschätzende Rückmeldungen aus der
interdisziplinären Zusammenarbeit
Empathische Konfrontation
Beziehungskontinuität
Individualisierung:
Die Behandlungskonferenz
Beziehungen
Ziele
Visionen
PatientIn &
Behandlerteam
Ressourcen
Konfliktmuster
Bewältigungsstrategien
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
13.04.2015