10.11.2008 1

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10.11.2008
1
Grammatik und Semantik
2
Die GrammatikTheorie der Neuzeit

Die humanistische LateinGrammatik
 Zunächst eine starke
semasiologische Tendenz
▪ Inhaltsbezogene Erklärungen der
Wortarten gegenüber formalen
bevorzugt
▪ Nomina: Redeteile, welche Dinge ausdrücken
▪ Verben: Ausdruck der Handlung
▪ In der antiken Grammatikographie
überwogen formale Kriterien (z.B. die
Deklinierbarkeit)
3
Die GrammatikTheorie der Neuzeit

Philipp Melanchton
 Grammatica latina (1525)
▪ Stark an der Semantik orientiert
4
Die GrammatikTheorie der Neuzeit
5
Grammatik
 Orthographie
 Prosodie
 Etymologie
 Syntax
Die GrammatikTheorie der Neuzeit


„Nomen, est pars orationis que
rem significat, non actionem“
„Verbum est vox significans
agere aut pati“
6
Die Lateingrammatik
der frühen Neuzeit

Petrus Ramus (Pierre de la
Ramée) (1515-1572)
 Scholae in liberales artes (1559)
 Grammatica (1559)
 Grammaire (1562)
▪ Trennung von Rhetorik, Grammatik
und Logik/Dialektik
▪ Unterscheidungskriterium der
Wortarten: die Morphologie
7
Die Lateingrammatik
der frühen Neuzeit

Tommaso Campanella (15681639)
 Philosophiae rationalis quinque (1638)
▪ Exegetische und philosophische
Unterteilung der Grammatik
▪ Exegetisch: Orientierung an vorbildlichen
Autoren
▪ Philosophisch:
▪ das Nomen bezeichnet Essenz in zehn versch.
Modi
▪ das Verb bezeichnet fließende Dinge
▪ Das Phänomen der Derivation wird
ebenfalls semantisch erklärt
8
Logik und Grammatikographie
9
Der soziokulturelle
Kontext

Jansenismus
 Der Jansenismus, benannt nach dem
Bischof Cornelius Jansen (1585-1638), ist
eine Bewegung in der katholischen
Kirche des 17./18. Jahrhunderts, die sich
auf die Gnadenlehre des Augustinus
gründet.
 Das Schicksal der Jansenisten ist eng
verbunden mit der Geschichte der
Opposition gegen Ludwig XIV.
 Das Zentrum des Jansenismus war das
Kloster Port Royal nahe Versailles.
10
Der soziokulturelle
Kontext

Jansenismus
 Das Schicksal der Jansenisten ist
eng verbunden mit der Geschichte
der Opposition gegen Ludwig XIV.
 Das Zentrum des Jansenismus war
das Kloster Port Royal nahe
Versailles.
11
Der soziokulturelle
Kontext
12
Der Jansenismus,
benannt nach dem
Bischof Cornelius
Jansen (1585-1638),
ist eine Bewegung in
der katholischen
Kirche des 17./18.
Jahrhunderts, die sich
auf die Gnadenlehre
des Augustinus
gründet.
Der soziokulturelle
Kontext

Jansenismus
 Aus dem geistigen Umfeld dieses
Klosters stammen viele französische
Berühmtheiten, wie Jean Racine,
Blaise Pascal oder François de La
Rochefoucauld und Antoine Arnauld.
 Das Kloster wurde 1709 auf Befehl
von Ludwig XIV. zerstört, der
Jansenismus 1719 vom Papst
verboten.
13
Der soziokulturelle
Kontext
14
Port-Royal-des-Champs Maison des Solitaires
Les Solitaires sont les
hommes qui, au
cours du XVIIe siècle,
ont choisi de vivre une
vie retirée et humble à
Port-Royal-des-Champs.
Quelle: Wikipedia
Die Grammatik von
Port-Royal
15
Die Ruinen von PortRoyal des Champs
Die Grammatik von
Port-Royal

Zunächst anonym
veröffentlicht
 Die Autoren
▪ Claude Lancelot (1615-95):
Grammatiker
▪ Antoine Arnauld (1612-94):
Theologe
16
Die Grammatik
von Port Royal

Grammaire générale et raisonnée [1660]
 Von Anauld und Lancelot im Sinne des
frz. Rationalismus verfasste Grammatik,
so benannt nach der Pariser Abtei und
Schule von Port Royal.
▪ Nach ihr haben die grammatischen Regeln
der Logik zu entsprechen.
▪ Sie ist allgemein verbindlich
(universalistisch).
▪ N. Chomsky greift darauf in seiner
GenerativenTransformationsgrammatik
zurück.
Die Grammatik von
Port-Royal

Philosophiegeschichtliche Einordnung
 Einfluss des Rationalismus auf das Studium
der Sprache.
 Auf Basis der Sprachen Griechisch, Latein
und Französisch (sowie sporadisch
Italienisch , Spanisch, Deutsch) versucht die
Grammatik von Port Royal, der Logik
gehorchende, allgemeingültige Strukturen
aller Sprachen zu entwickeln
(universalistischen Anspruch.
 Wo die untersuchten natürlichen Sprachen
vom logischen (d.h. regelmässigen) Aufbau
abweichen, werden sie kritisiert.
18
Die Grammatik
von Port-Royal
Die Theorie der Grammatik


Sprechen bedeutet Gedanken
ausdrücken
Dazu bedient sich der Mensch von
ihm erfundener geschriebener und
gesprochener Zeichen.

▪
Die Zeichen haben zwei Seiten:
1. die äußere Seite (das, was die Zeichen
ihrer Natur nach sind)
2. die innere Seite (die Art, in der der
Mensch mit ihrer Hilfe seine Gedanken
ausdrückt)
19
Die Grammatik
von Port-Royal
Die Theorie der Grammatik
 Auseinandersetzung mit dem,
was im Geiste passiert, als
Grundlage für das Verstehen
von grammatischen Strukturen
▪ Mit einem begrenzten System an
Zeichen können unbegrenzt viele
Wörter gebildet werden.
20
Die Grammatik von
Port-Royal

Theorie
▪
Zwei Gruppen von Wörtern
(1) Wörter, die Gegenstände des Denkens
bezeichnen (Substantive, Artikel,
Pronomina, Partizipien, Präpositionen
und Adverbien)
(2) Wörter, die die Art und Weise bezeichnen,
in der die Gedanken dargelegt werden
(Verben, Konjunktionen und
Interjektionen)
21
Die Grammatik
von Port-Royal
 Theorie
 In der Beschreibung der Kasus als Ausdruck der
Beziehungen unter Nomen klingt an, dass die
Konzepte der Beziehungen für alle Menschen
gleich sind, aber ihre sprachliche Realisierung
unterschiedlich ist.
22
Die Grammatik von
Port Royal

Syntax
 Unterscheidung
zwischen
▪ convenance
▪ In allen Sprachen gleich
▪ régime
 In den einzelnen Sprachen
unterschiedlich geregelt
Die Grammatik von
Port Royal

Identifikation der it.
Präposition da mit
dem Ablativ
Die Grammatik von
Port-Royal

Die Bedeutung der Grammatik aus
linguistischer Sicht
 Die Grammatik enthält eine ansatzweise
Unterscheidung zwischen Oberflächen- und
Tiefenstruktur, die an die Unterscheidung in
der Generativen Grammatik erinnern.
 Die Tiefenstruktur ist dabei mit den oben
angesprochenen, der Logik gehorchenden
allgemeingültigen sprachlichen Gesetzen zu
identifizieren.
 Noam Chomsky selbst zitiert die Grammatik
von Port Royal als Vorläufer und frühen
Verwandten seiner eigenen Theorien.
25
Die Relevanz von
Port-Royal für die ital.
Grammatikographie

Claude Lancelot, Nouvelle
méthode pour apprendre
facilement et en peu temps la
langue italienne, Paris 1659
http://books.google.de/books?hl=de&id=dwUUAAAAQAAJ&dq=Claude+Lancelot,+
Nouvelle+m%C3%A9thode+pour+apprendre+facilement+et+en+peu+temps+la+langue+italienne&printsec=f
rontcover&source=web&ots=1HwNLHyUXC&sig=BPkkyJxHWkMwKo_Gk8zKjvj94xc&sa=X&oi=book_result&resnum=5&ct=result#PPP3,M1
26
Die Relevanz von
Port-Royal für die ital.
Grammatikographie
27
Die Relevanz von
Port-Royal für die ital.
Grammatikographie
28
Die Relevanz von
Port-Royal für die ital.
Grammatikographie
29
Die Relevanz von PortRoyal für die ital.
Grammatikographie
30
Die Relevanz von PortRoyal für die ital.
Grammatikographie
31
Die Relevanz von PortRoyal für die ital.
Grammatikographie
32
Die Relevanz von PortRoyal für die ital.
Grammatikographie
33
Die Relevanz von PortRoyal für die ital.
Grammatikographie
34
Von der Antike bis zur Neuzeit
35
Die Unterscheidung
der Wortarten

Die bis heute übliche Einteilung der Wortarten
geht auf den griechischen Grammatiker Dionysios
Thrax zurück, der im 2. Jahrhundert v.Chr. lebte. Er
unterschied insgesamt acht Kategorien, und zwar
 Nomen (inklusive Adjektive)
 Verb
 Partizip
 Artikel
 Pronomen
 Präposition
 Adverb
 Konjunktion
36
Die Unterscheidung
der Wortarten

An dieser Klassifizierung hat
sich im Laufe der Jahrhunderte
nur wenig geändert...
37
Die Unterscheidung
der Wortarten

Der im 5. Jahrhundert n.Chr. lebende
spätlateinische Grammatiker Priscian
passte das Acht-Wortarten-Model,
indem die Wortart Interjektion die
Wortart Artikel ersetzte, an das
System der klassischen lateinischen
Sprache an (die zu jenem Zeitpunkt
nur noch geschrieben, aber nicht
mehr gesprochen wurde).
38
Die Unterscheidung
der Wortarten

Leon Battista Alberti unterschied in
seiner um 1435 entstandenen
Grammatichetta die Wortarten








Nomen
Artikel
Pronomen
Verben
Präpositionen
Adverbien
Interjektionen
Konjunktionen
39
Die Unterscheidung
der Wortarten

Benedetto Buonmattei (1643),
einer wichtigsten Grammatiker
seiner Zeit (und darüber hinaus)
unterscheidet nicht weniger als
zwölf grammatische
Kategorien (Parti dell’Orazione):
40
Die Unterscheidung
der Wortarten
Originalbezeichnung
Nome
Segnacaso
Deutsche Entsprechung
Nomen, Substantiv
Präpositionen, die
den Kasus ausdrücken
Articolo
Artikel
Pronome
Indefinitpronomen
Verbo
Verb
Participio
Partizip
Gerundio
Gerundium
Proposizione (Preposizione) Präposition
Avverbio
Adverb
Congiunzione
Konjunktion
Interposto
Interjektion
Ripieno
Personalpronomen
41
Die Unterscheidung
der Wortarten

Agostini Lampugnani kritisiert in
seinen Lumi della lingua italiana
(1652) die Vielzahl der Wortarten und
beruft sich dabei auf die Tradition der
lateinischen Grammatikographie mit
ihren acht Kategorien.
 Er unterscheidet lediglich zwischen vier
veränderlichen und vier
unveränderlichen Wortarten (Quattro
Variabili, e Quattro Invariabili):
42
Die Unterscheidung
der Wortarten
Variabili
Nome
Verbo
Pronome
Participio
Invariabili
Propositione (Präposition)
Auuerbio
Interiettione (Interjektion)
Congiuntione
43
Die Unterscheidung
der Wortarten

Auffällig in allen (italienischen)
Grammatiken des 15. bis 18.
Jahrhunderts ist das Fehlen der
selbständigen Wortart Adjektiv
(aggettivo, im 19. Jahrhundert
teilweise auch aggiuntivo).
44
Die Unterscheidung
der Wortarten

Erst die Grammatiken des 19.
Jahrhunderts enthalten eigene
Kapitel, in denen die Wortart
Adjektiv behandelt wird.
 Doch selbst Piazza (1897)
subsumiert Substantiv und
Adjektiv unter dem Oberbegriff
nome, wobei zwischen einem
nome sostantivo und einem nome
aggettivo unterschieden wird.
45
Die Unterscheidung
der Wortarten


In der Grammatiktradition ist eine
gewisse Variationsbreite in Bezug
auf die Klassifizierung der
Wortarten zu beobachten.
Immer wieder hat es Versuche
gegeben, die von der lateinischen
Grammatikographie
übernommenen Kategorien
abzuändern oder gar
aufzubrechen.
46
Die Unterscheidung
der Wortarten

Diese Tendenz hat sich seit der
Etablierung der
strukturalistischen Linguistik im
20. Jahrhundert noch verstärkt.
 In besonders radikaler Art und
Weise hat sich der französische
Strukturalist Lucien Tesnière von
der traditionellen Einteilung der
Wortarten getrennt.
47
Die Unterscheidung
der Wortarten

Andere Linguisten haben die
Kategorien lediglich nach
bestimmten Kriterien reduziert,
 wie z.B. der Schweizer Hans Glinz
(*1913) mit seiner Fünf-WortArten-Lehre (it. teoria delle cinque
parti del discorso).
48
49
Diachrone Perspektive
50
Linguistische
Grammatiktheorien des
19./20. Jahrhunderts

Historisch-vergleichende Grammatik
(it. grammatica storico-comparativa)
 Sie entstand im Zusammenhang mit der
Entstehung der historischvergleichenden Sprachwissenschaft im
19. Jahrhundert, im Rahmen derer
mithilfe des Sprachvergleichs wurden
Ursprung und
Verwandtschaftsbeziehungen zwischen
einzelnen Sprachen untersucht und
Sprachfamilien erstellt wurden (z.B. die
indoeuropäischen Sprachen).
51
Linguistische
Grammatiktheorien des
19./20. Jahrhunderts

Historisch-vergleichende
Grammatik

Im Bereich der diachronen Italianistik
wurden in der Regel die Strukturen des
Italienischen sowie der italienischen
Dialekte auf die des Lateinischen
zurückgeführt und miteinander
verglichen.
52
Linguistische
Grammatiktheorien des
19./20. Jahrhunderts

Historisch-vergleichende
Grammatik

Auf diesem Prinzip basieren
beispielsweise die Grammatica storica
della lingua e dei dialetti italiani (1906)
von Francesco D'Ovidio und Wilhelm
Meyer Lübke oder die Historische
Grammatik der italienischen Sprache und
ihrer Mundarten (1949-54) von Gerhard
Rohlfs.
53
Synchrone Perspektive
54
Typologie

Aus linguistischer Sicht kann
man die Grammatik z.B. nach
dem Kriterium der Zielsetzung
(vorschreiben oder
beschreiben) unterscheiden.
55
Typologie

Normative bzw. präskriptive
Grammatik (it. grammatica
normativa/ grammatica prescrittiva)
 Eine auf Unterweisung über den
korrekten und verbindlichen
Sprachgebrauch ausgerichtete Form
grammatischer Beschreibung, die
sich an historisch gewachsenen und
durch Konvention festgelegten
morphosyntaktischen Formen
orientiert.
56
Typologie

Normative bzw. präskriptive Grammatik
 So schreibt die normative Grammatik die
Syntagmen mi piace und a me piace
gegenüber *a me mi piace vor, während sich
die deskriptive Grammatik sich auf die
Beschreibung einer sprachlichen Varietät
unabhängig von der Korrektheit
beschränkt.
 Ihr genügt der Hinweis auf die
umgangssprachlich weit verbreitete Form
*a me mi piace ohne auf die Konvention
Rücksicht nehmen zu müssen.
57
Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts
58
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik (it.
grammatica delle dipendenze / valenze /
valenziale)
 Sie wurde von dem französischen
Sprachwissenschaftler Lucien Tesnière
(1893-1954) entwickelt und durch dessen
posthum erschienenes Werk Eléments de
syntaxe structurale (1959) international
bekannt, wobei Ansätze dieser Theorie
bereits bei dem mittelalterlichen Gelehrten
Thomas von Erfurt anzutreffen sind.
59
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Sie spezifiziert die fakultativen
und obligatorischen Ergänzungen
der lexikalischen Einheiten, die in
einem Satz auftreten.
▪ Das Werk erschien 2001 unter dem
Titel Elementi di sintassi strutturale in
erstmals italienischer Übersetzung.
60
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Im Modell der Dependenzgrammatik
wird die hierarchische Struktur von
Sätzen in Abhängigkeit vom Verb
beschrieben.
▪ Gemäß seiner Valenz (it. valenza), d.h.
seiner Wertigkeit, verlangt das Verb eine
gewisse Zahl von Ergänzungen.
61
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Die Ergänzungen werden von Tesnière
in Aktanten (frz. actants – it. attanti),
Zirkumstanten (frz. circonstances – it.
circonstanti) und Indices (frz. index – it.
indici) eingeteilt.
62
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Die Ergänzungen werden von Tesnière
in Aktanten (frz. actants – it. attanti),
Zirkumstanten (frz. circonstances – it.
circonstanti) und Indices (frz. index – it.
indici) eingeteilt.
63
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- /
Valenzgrammatik
 Unter Aktanten sind alle durch
Substantive oder Pronomina zum
Ausdruck gebrachte Wesen,
Gegenstände oder Sachverhalte
zu verstehen, die aktiv oder passiv
an dem vom Verb angegebenen
Vorgang (frz. procès – it. processo)
beteiligt sind.
64
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- /
Valenzgrammatik
 Aktanten entsprechen in
traditioneller Terminologie dem
Subjekt sowie dem direkten und
indirekten Objekt.
 Tesniére unterscheidet drei Arten
von Aktanten
65
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Erstaktant (frz. prime actant – it.
primo attante)
 Zweitaktant (frz. seconde actant –
it. secondo attante)
 Drittaktant (frz. tiers actant – it.
terzo attante),
▪ Die Aktanten entsprechen im Großen
und Ganzen den traditionellen Fällen
Nominativ, Akkusativ und Dativ.
66



Erstaktant (it. primo attante) =
Subjekt
Zweitaktant (it. secondo
attante) = direktes Objekt
Drittaktant (it. terzo attante) =
indirektes Objekt
Francesca dorme.
Lorenzo cerca il suo
portafolio.
 Marco presta il suo
zaino al suo amico.


67
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- /
Valenzgrammatik
 Die Valenz des Verbs und die von
ihr abhängigen
Kernsatzstrukturen
68
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik




Nullwertig (0) nevicare
Nevica.
(V)
Einwertig (1) …dormire Tiberio sta dormendo.
(N-V)
Zweiwertig(2) … guardare … Lorenzo guarda la TV.
(N-V-N)
Dreiwertig (3) … dare… a … Lorenzo da il libro a Tiberio. (N-V-N-P-N)
69
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- / Valenzgrammatik
 Zirkumstanten sind Umstandsangaben, d.h.
Adverbien oder adverbiale Bestimmungen.
Modale Adverbien
Temporale Adverbien
Ort oder Richtung
Prädikatsnomen
Luigi corre come un pazzo.
Carlo non torna prima di sabato
prossimo.
Lorenzo va a teatro.
Maurizio è medico.
70
Indices:
Beispiele
71
Die Indices sind dem
Verb indirekt
untergeordnet, denn
sie stehen in einem
direkten
Abhängigkeitsverhält
nis zu Aktanten und
Zirkumstanten.
Zu dieser Kategorie
gehören
beispielsweise Artikel,
Demonstrativa,
Possessiva und
Adjektive.

Die
Valenzgrammatik
beschränkt sich
nicht auf die
syntaktische
Analyse, sondern
bezieht die
Bedeutungsebene
mit ein, die sich in
Form von
sogenannten
semantischen
Rollen manifestiert.
72
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Dependenz- /
Valenzgrammatik
 In dem Satz la ragazza legge il
fumetto ist das Syntagma il
ragazzo Agens (it. agente) des
Prozesses, il fumetto hingegen
Patiens (it. paziente).
73
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Es gibt aber auch Fälle, in denen ein Aktant nicht
Agens ist, sondern Auslöser oder Veranlasser eines
Prozesses, und nicht Patiens, sondern Nutznießer
(frz. bénéficaire – it. beneficario).
 Einen solchen Fall haben wir beispielsweise in dem Satz
il mio amico fa rinnovare l’appartamento per suo figlio,
wobei il mio amico als Veranlasser fungiert,
l’appartamento als Patiens.
▪ Ein expliziter Agens ist nicht vorhanden.
74
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die Projektion semantischer Rollen auf
syntaktische Rollen nennt man Diathese (gr.
διάθεσις ‚Aufstellung’ – it. diatesi) oder Genus
Verbi.
75
Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in
Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als
Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il
bambino mangia un gelato.
 Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf,
während der Agens fehlt oder als Drittaktant in
Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato
dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur
Valenzreduzierung.
 Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in
dem Satz si parla italiano.

76
Aktive Diathese: Der Agens tritt als Erstaktant in
Erscheinung, der Patiens fehlt oder kommt als
Zweitaktant vor, z.B. in dem Satz il bambino mangia bzw. il
bambino mangia un gelato.
 Passive Diathese: Der Patiens tritt als Erstaktant auf,
während der Agens fehlt oder als Drittaktant in
Erscheinung tritt, z.B. in dem Satz il gelato viene mangiato
dal bambino. Passivierung ist folglich ein Mittel zur
Valenzreduzierung.
 Rezessive Diathese: Der Agens wird ausgeblendet, z.B. in
dem Satz si parla italiano.

77
Die
Satzstruktur
Die Konnexionen
(frz. connexions - it.
connessioni) werden
durch Striche
markiert. Sowohl
segnale als auch via
hängen von indica
ab.
Die regierenden Elemente (d.h. im vorliegenden Fall indica, segnale und
via) werden auch als Knoten (fr. nœud – it. nodo) bezeichnet, wobei das
Prädikat indica den Zentralknoten (fr. nœud central – it. nodo centrale)
darstellt.
78
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Die Symbole der vollen
und leeren Wörter
Voll
O = Substantiv
A = Adjektiv
I = Verb
E = Adverb
Leer
j = Junktive
t = Translative

Tesnière unterscheidet zwischen
vollen (parole piene) und leeren
(parole vuote) Wörtern.
 Zur ersten Gruppe gehören Verben,
Substantive, Adjektive und Adverbien,
während er bei den leeren Wörtern
zwischen Indices (it. indici), Junktiven
(it. giuntivi) und Translativen (it.
traslativi) differenziert, wobei die
Indices eine Untergruppe der
Translativen bilden.
79
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Junktive und Translative
 Den Junktiven (Junktoren) fällt die Aufgabe zu, die
vollen Wörter oder die Knoten, die sie bilden,
miteinander verknüpfen, während die Translative
dafür sorgen, dass ein volles Wort oder sein Knoten
in eine andere Kategorie überführt wird.
 Die Translation betrifft alle syntaktischen
Grundkategorien.
80
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Junktive und Translative
 In einem substantivischen Knoten (Nominaphrase)
wie il blu di Prussia oder lo stupido del/di paese
fungieren die Artikel il und lo sowie die Präposition di
als Translative.
▪ Der erste verwandelt ein Adjektiv (blu, stupido) in ein
Substantiv, während der zweite ein Substantiv (Prussia,
paese) in einen Ausdruck mit adjektivischer Bedeutung
verwandelt (di Prussia ≈ prussiano, di paese ≈ paesano).
81
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Junktive und Translative
 Damit Substantive oder Adjektive die prädikative
Funktion von Verben übernehmen können, müssen
sie die Verbindung mit einer Copula eingehen.
 Diese stellt folglich ein Translativ dar, der
Substantive und Adjektive in Verben umwandelt.
82
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Junktive und Translative
 Die Indices sind Translative für die Ausgangs- und
Zielkategorie gleich sind.
 Sie beschränken sich darauf, die Kategorie des
Knotens anzuzeigen.
▪ Hierzu gehören z.B. der bestimmte Artikel vor einem
Substantiv, Flexionsendungen und klitsche Pronomina,
während die betonten Pronomina von Tesniére zu den
Substantiven gezählt werden.
83
84

bien
bene
bene
parle
parla
loquitur
Mithilfe eines
virtuellen Stemmas
lassen sich
übereinzelsprachlich Paul
die strukturellen
Paolo
Eigenschaften eines Paulus
Satzes repräsentieren,
z.B.
 frz. Paul parle bien
 it. Paolo parla bene
 lat. Paulus bene loquitur
O
I
E
=
=
=
Substantiv
Verb
Adverb
85
Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts
86
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Generative Grammatik (it. grammatica
generativa):
 Der Begriff geht auf den
amerikanischen Linguisten Noam
Chomsky (*1928) zurück
 Er wird oft im Sinne von generativer
Transformationsgrammatik (it.
grammatica generativa
trasformazionale) gebraucht.
 Sie geht von den angeborenen
Prinzipien in Sprachfähigkeit des
Menschen aus (Universalgrammatik).
87
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Generative Grammatik
 In Bezug auf die Generative
Grammatik werden drei
Entwicklungsphasen
unterschieden, und zwar
(1) Standardtheorie
(2) Die Government-Binding-Theorie
(3) Minimanistische Grammatik /
minimalistisches Programm
88
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Entwicklungsphasen: Standardtheorie
 In den 60er Jahren entwickelte Chomsky die
sogenannte Standardtheorie (it. teoria
standard), die sich in eine syntaktische,
eine semantische sowie eine
phonologische Komponente gliedert,
wobei der syntaktischen, die ihrerseits
zwischen einer Oberflächen- (it. strutture
superficiali) sowie einer Tiefenstruktur (it.
strutture profonde) unterscheidet, die
größte Bedeutung zufällt.
89
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Entwicklungsphasen: GBT
 Im Jahre 1979 hielt Chomsky eine
Reihe von Vorlesungen an der Scuola
Normale in Pisa, die 1981 unter dem
Titel Lectures on Government and
Binding veröffentlicht wurden .
▪ Bei der Government-Binding-Theorie (it.
teoria della reggenza e del legamento)
handelt es sich um eine eine
Weiterentwicklung der
Transformationsgrammatik.
90
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Entwicklungsphasen
 Die minimanistische Grammatik /
minimalistisches Programm (engl.
core grammar; it. programma
minimalista) aus den 90er Jahren
stellte eine Abkehr von vielen
Prinzipien der Government-BindingTheorie dar, da nur noch zwei
Faktoren als notwendig erachtet
werden.
91
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Generative Grammatik
 Die generative Grammatik ist in
der Lage, mithilfe rekursiver
Regeln aus einer endlichen Zahl
von Wörtern eine unendliche Zahl
an Sätzen hervorzubringen, d.h.
zu generieren.
92
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Generative Grammatik
 Die Rezeption in Italien erfolgte in
den späten 60er Jahren:
▪ Norma Costabile, Le strutture della
lingua italiana: grammatica
generativo-trasformativa (1967)
▪ Mario Saltarelli, La grammatica
generativa trasformazionale: con
introduzione alla fonologia, sintassi e
dialettologia italiana (1970).
93
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Italienische Übersetzungen der
Werke Chomskys
 L’analisi formale del linguaggio (1969),
 Le strutture della sintassi (1970)
 La grammatica generativa
trasformazionale (1970)
 La grammatica trasformazionale (1975)
94
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die Rezeption der Generativistik in
Italien
 In den 70er Jahren erschienen weitere
Interpretationen der GTG durch
italienische Linguisten
▪ Franco Lo Piparo, Linguaggi, macchine e
formalizzazione. Sugli aspetti logicomatematici della grammatica generativotrasformazionale di Noam Chomsky (1974)
▪ Giorgio Graffi / Luigi Rizzi, La sintassi
generativo-trasformazionale (1979)
95
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
 Die Rezeption der
Generativistik in Italien
▪ Andrew Redford, La sintassi
trasformazionale: introduzione
alla teoria standard estesa di
Chomsky (1983)
▪ Giorgio Graffi, Noam Chomsky e
la grammatica generativa (1988).
96
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)
Einfacher Satz
(it. frase semplice)
• F = Satz (it. frase)
• Det = Artikel /
•
•
•
•
Determinator (it.
determinante)
N = Nomen (it.
sostantivo, nome)
V = Verb (it. verbo)
SN = Nominalphrase
(it. sintagma
nominale
SV = Verbalphrase (it.
sintagma verbale)
Die Struktur des Satzes lässt sich auch etwas weniger übersichtlich mithilfe eckiger Klammern
darstellen : [F [SN [Det la ] [N polizia ] ] [SV [V arresta ] [SN [Det il ] [N ladro ] ] ] ].
97
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)


Die Verbindungslinien des
Baumdiagramms werden
Zweige (it. rami; engl.
branches) genannt.
Die Schnittpunkte zweier
Zweige bezeichnet man als
Knoten (it. nodo; engl. knot).
98
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)
Kategorien, die von gleichen Knoten
dominiert werden, bezeichnet man als
Schwesterknoten (it. nodi-sorelle),
während der sie dominierende Knoten
als Mutterknoten (it. nodo-madre)
bezeichnet wird.
 Die Schwesterknoten wiederum
fungieren gegenüber dem Mutterknoten
als sogenannte Tochterknoten (it. nodisorelle).

99
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)



Es existieren verzweigende und
nichtverzweigende Knoten.
Letztere werden auch als
Terminalsymbole (it. simboli terminali;
engl. terminal symbols) bezeichnet.
Eine Kette von Terminalsymbolen, die
ausschließlich von einem gleichen
Knoten dominiert wird, wird als
Konstituente (it. costituente)
bezeichnet.
100
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)

Wortketten und Konstituenten
 Syntaktische Prozesse betreffen
nur Konstituenten, niemals
Wortketten.
▪ Für die Identifizierung von
Konstituenten gibt es mehrere
Möglichkeiten …
101
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)

Die Identifizierung von
Konstituenten
 Topikalisierung (it.
topicalizzazione).
▪ Hierunter ist die Voranstellung von
Konstituenten aus Gründen der
besonderen Hervorhebung zu nennen
(z.B.Vado spesso a Genova  A
Genova vado spesso).
102
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)

Die Identifizierung von
Konstituenten
 Koordination (it. coordinazione).
▪ Sie ist nur in Bezug auf Konstituenten
möglich:
▪ Prendo un cappuccino e un’acqua minerale.
103
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)

Die Identifizierung von
Konstituenten
 Parenthese (it. parentesi).
▪ Parenthetische Ausdrücke (z.B. penso,
credo) können nur an den Grenzen
zwischen einzelnen Konstituenten
eingeschoben werden (z.B. Lorenzo
va – credo – a Genova).
104
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
Strukturbaum
(albero di derivazioni, diagramma ad albero,
indicatore sintagmatico)

Die Identifizierung von
Konstituenten
 Pronominalisierung (it.
pronominalizzazione).
▪ Sie ist ebenfalls nur bei Konstituenten
möglich (z.B. Lorenzo vede un uomo
strano e anche Tiberio lo vede).
105
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Die Begriffe Argument (it.
argomento) und Prädikat (it.
predicato) werden in der generativen
Syntaxtheorie im Sinne der formalen
Logik verstanden.
 Einfache Sätze bestehen aus einem
Prädikat und einem Argument oder
auch aus mehreren Argumenten.
106
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Einfache Sätze bestehen aus einem
Prädikat und einem Argument oder
auch aus mehreren Argumenten.
 Letztere sind sogenannte
referierende Ausdrücke, deren
Aufgabe darin besteht, eine Entität,
Person oder Objekt auszuwählen,
über die gesprochen wird.
107
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Einfache Sätze bestehen aus einem
Prädikat und einem Argument oder
auch aus mehreren Argumenten.
 Letztere sind sogenannte
referierende Ausdrücke, deren
Aufgabe darin besteht, eine Entität,
Person oder Objekt auszuwählen,
über die gesprochen wird.
108
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Die traditionelle Grammatik unterteilt
die Wörter in Kategorien wie Nomen,
Verb, Adjektiv, Adverb etc., wobei der
Terminus Prädikat ausschließlich auf
das Verb angewandt wird.
109
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 In der Logik spielen diese
grammatischen Kategorien keine so
große Rolle.
▪ Hier werden Ausdrücke, welche
Relationen zwischen referierenden
Ausdrücken (Argumenten) definieren
als Prädikate bezeichnet.
110
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Diese Relationen können ein- oder
mehrstellig sein.
▪ Intransitive Verben (z.B. dormire) sind
einstellige Prädikate, da sie nur über
ein Argument verfügen.
▪ Transitive Verben (z.B. trovare) haben
zwei Argumente und werden daher
als zweistellig bezeichnet.
111
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Ditransitive Verben (z.B. dare)
schließlich sind dreistellig und
verfügen über drei Argumente.
 Jedes Prädikat hat somit seine
eigene Argumentenstruktur.
▪ Diese sagt nichts darüber aus, wie die
Prädikate syntaktisch realisiert werden,
sondern gibt lediglich Auskunft über die
Anzahl der notwendigen Konstituenten.
112
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Nicht alle Argumente, die in der
Argumentenstruktur eines Verbs
existieren, werden realisiert, da sie
automatisch mitverstanden werden.
 Man spricht in diesem Fall auch von
implizieten Argumenten (it.
argomenti impliciti).
▪ So muss beispielsweise das Subjekt im
Passivsatz nicht unbedingt erscheinen
(z.B. Gesù è stato tradito [da Giuda]).
113
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Argumente und Prädikate
 Nicht nur Verben verfügen über
eine Argumentenstruktur,
sondern auch Substantive,
Adjektive oder Präpositionen.
114
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die X-Bar-Theorie
 Ausgangspunkt der von Chomsky
entwickelten X-Bar-Theorie (it. teoria
X-barra) ist die Annahme, dass alle
syntaktischen Strukturen aller
natürlicher Sprachen gemeinsamen,
universellen Bauprinzipien unterliegen,
▪ d.h. dass die Kategorien Verbalphrase (VP),
Nominalphrase (NP), Adjektivphrase (AP)
und Präpositionalphrase (PP) nach
universellen Strukturprinzipien aufgebaut
sind.
115
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
 Die X-Bar-Theorie
 Phrasenkopf (it. testa del
sintagma; dargestellt durch X):
▪ Ein obligatorisches Element, dessen
Argumentenstruktur den weiteren
Aufbau der Phrase bestimmt.
116
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts
 Die X-Bar-Theorie
 Komplement (it. complemento):
▪ Hierunter versteht man
obligatorische verbalphraseninterne
Konstituenten. Es hängt von der
Argumentenstruktur des jeweiligen
Phrasenkopfes ab: X′ → X,
(complemento...).
117
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die X-Bar-Theorie
 Adjunkt (it. aggiunto):
▪ Hierunter versteht man optionale
phrasale Konstituenten.
▪ Er ist fakultativ und rekursiv, denn
er ist nicht von der
Argumentenstruktur abhängig und
außerdem uneingeschränkt
wiederholbar: X′ → X′, aggiunto.
118
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Spezifikator (engl. specifier; it.
specificatore):
 Durch den Spezifikator wird die
maximale Projektion XP
abgeschlossen: XP →
(specificatore), X′.
119
Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts
120
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die Bezeichnung „Funktionale
Grammatik“ wird für verschiedene
linguistische Theorien verwendet:
 Die Theorie der Funktionalen
Grammatik (Functional Grammar, FG)
nach Simon C. Dik.
 Lexikalisch-funktionale Grammatik
(LFG) [it. Grammatica lessico-funzionale]
nach Joan Bresnan und Ronald Kaplan
 Systemisch-funktionale Grammatik
[it. Grammatica sistemica-funzionale]
nach Halliday.
121
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Funktionale Grammatik (it.
grammatica funzionale)
 Entwickelt von Simon C. Dik (1978)
▪ Geht zurück auf die Funktionale
Linguistik begründet in der Prager
Schule
▪ Verhältnis von Form und Funktion („Je
mehr Funktion desto weniger Form“)
▪ Funktion: durch sprachliche Äußerung
hervorgerufene außersprachliche
Wirkung
▪ Kommunikative Funktion von Sprache
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Beschreibung und Erklärung
sprachlicher Phänomene durch
deren Funktion
▪
▪
▪
▪
Topik vs. Prädikation
Thema vs. Rhema
Definitheit/Belebtheit
Syntaktische Funktionen
(LFG/Relationale Grammatik)
▪ Semantische Rollen
(Kasusgrammatik)
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Die Funktionale Grammatik
nach Simon C. Dik
▪ Ihr Ziel besteht darin, die
grammatischen Regeln und Prinzipien
von Einzelsprachen auf die Regeln
und Prinzipien der sozialen und
kommunikativen Interaktion
zurückzuführen.
http://www.functionalgrammar.com/
124
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Funktionale Grammatik
 Rezeption in Italien
▪ Die Theorie wurde in Italien in den
70er Jahren rezipiert und bis heute
angewendet
▪ Edoardo Lombardi Vallauri,
Grammatica funzionale delle avverbiali
italiane (2000)
▪ Vittorio Vinay, Come si analizza il
testo musicale: grammatica
funzionale, analisi sintagmatica
(2002).
125
Linguistische
Grammatiktheorien
des 20. Jahrhunderts

Epestemisch
 kognitiv
 objektiv

Sozial
 interpersonal
 Kommunikativ
 subjektiv
126
http://www.uni-erfurt.de/sprachwissenschaft/personal/lehmann/ling/lg_system/grammar/morph&syn/Funkt_Grammatik_Grundbegriffe.html
127
Linguistische Grammatiktheorien des 20. Jahrhunderts
128
Die
Kasusgrammatik

Kasusgrammatik (it. grammatica
dei casi):
 Sie wurde 1968 durch Charles J.
Fillmores (*1929) Aufsatz „The Case
for Case“ bekannt und stellt
gewissermaßen einen Gegenentwurf
zur generativen
Transformationsgrammatik dar, in
der grammatische Relationen wie
Subjekt und Objekt formal
repräsentiert werden.
129
Die Kasusgrammatik

Sätze werden in der
Kasusgrammatik (engl. case
grammar) als Kombination aus
einem Verb und einem oder
mehreren Tiefenkasus
aufgefasst, welche semantische
Rollen bzw. Kasusrollen
übernehmen.
130
Die Kasusgrammatik

Sie unterscheidet zwischen
 Oberflächenkasus (it. casi




superficiali)
Nominativ
Akkusativ
Genitiv
Dativ
131
Die Kasusgrammatik
 Tiefenkasus (it. casi profondi)
▪ Agentiv - agentivo
▪ Instrumental - strumentale
▪ Dativ - dativo
▪ Faktiv - fattivo
▪ Lokativ – locativo
▪ Objektiv - oggettivo
132
Die Kasusgrammatik

Die Tiefenkasus
charakterisieren die
semantischen Beziehungen der
verschiedenen Nominalphrasen
die hauptsächlich durch ein
Verb vorgegeben sind.
133
134
Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf
135
Quelle: http://www.uniroma2.it/didattica/LMDC0506/deposito/introduzione.pdf
136
137