Erwartungen an die Landwirtschaft und ihr Einfluss auf Ziel- und Handlungssysteme von Landwirten Ralf Nolten und Jürgen Piechaczek Problemstellung Zielsetzung Das Konzept der multifunktionalen Landwirtschaft.

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Transcript Erwartungen an die Landwirtschaft und ihr Einfluss auf Ziel- und Handlungssysteme von Landwirten Ralf Nolten und Jürgen Piechaczek Problemstellung Zielsetzung Das Konzept der multifunktionalen Landwirtschaft.

Erwartungen an die Landwirtschaft und
ihr Einfluss auf Ziel- und Handlungssysteme von Landwirten
Ralf Nolten und Jürgen Piechaczek
Problemstellung
Zielsetzung
Das Konzept der multifunktionalen Landwirtschaft umfasst verschiedene, im
Zeitablauf als unterschiedlich bedeutsam erachtete Funktionen der Landwirtschaft. Die Akzeptanz der aus gesellschaftlichen Erwartungen resultierenden
agrarpolitischen Programme variiert bei gleichzeitig geringer Kenntnis der Zielund Handlungssysteme der Landwirte. Ziel- und Rollenkonflikte, die
wirtschaftliche Lage und die betriebliche Ressourcenausstattung schränken die
Handlungsmöglichkeiten ein und können zu einer suboptimalen Ausschöpfung
ökonomischer Potentiale einzelner Handlungsfelder führen.
Ermittlung von arbeits- und berufszufriedenheitsbasierten Ziel- und
Handlungssystemen von Landwirten bezüglich der Landwirtschaft im
Allgemeinen und in speziellen Aufgabenfeldern sowie des Einflusses
relevanter Gruppen auf betriebliche Investitionsentscheidungen. Dabei
sollen Gruppen/Typen von Landwirten mit spezifischen Wahrnehmungs-,
Bewertungs- und Handlungsorientierungen identifiziert werden.
Theoretischer Hintergrund
Arbeitsprogramm
Abbildung: RREEMNM Ansatz nach Esser
Makro
Situation:
Mode / Innovation
akzeptanzbestimmende &
-relevante Faktoren
gesellschaftliche Akzeptanz
Logik der Situation
Mikro
Im Rahmen dieser von der Edmund Rehwinkel-Stiftung der
Landwirtschaftlichen Rentenbank geförderten Vorstudie wurden von Sep. bis
Nov. 2008 Experteninterviews, fokussierte Interviews mit Landwirten und eine
standardisierte schriftliche Befragung von ca. 800 Landwirten aus der Liste der
Antragsteller Agrarförderung 2008 auf der Basis einer Klumpenstichprobe in 7
nordrhein-westfälischen und rheinland-pfälzischen Eifelkreisen durchgeführt.
So wurde etwa jeder 6. Betrieb > 5 ha befragt; die Rücklaufquote lag bei 32%
Konflikte/keine Konflikte
Logik der Aggregation
Einstellungen
individuelle Akzeptanz/ Handeln
Logik der Situation
Akzeptanzfrage
Akzeptanz: j/n?
Akzeptanz
Ergebnisse
3) Eigenes Selbstverständnis
als Landwirt
1) Fremdbild in der Wahrnehmung
der Landwirte
 Landwirte nehmen
abweichend von
Bewertungen der
Meinungsumfragen v.a. den
Natur- und Umweltschutz als
Anforderung wahr
 Die kolportierte hohe
Wertschätzung wird seitens
der Landwirte aufgrund
geringer Kenntnisse zur
landwirtschaftlichen
Tätigkeit in Frage gestellt
 Der örtlichen Bevölkerung
wird eine nur in Nuancen
positivere Grundhaltung als
Städtern zugeschrieben
n = 205 Selbstbild = ----
Fremdbild= ..........
1 = stimme voll zu
2 = stimme zu
1 = sehr wichtig
2 = wichtig
3= lehne ab
4 = lehne völlig ab
3= weniger wichtig
4 = unwichtig
 Als Vorteile des Berufs werden
eigenverantwortliches Arbeiten bzw.
Arbeiten in der Natur von jedem
Zweiten, unbeschwertes Arbeiten
bzw. eigene Zeiteinteilung von
jedem 4. benannt.
 als Nachteile: von der Hälfte "hoher
Arbeitsumfang", von jedem 3.
"geringes Einkommen" und von
jedem 4. "hoher Leistungsdruck"
 berufsbezogenes Leitbild existiert
trotz individuell unterschiedlicher
Erfüllung in realer Berufsausübung
 Konzept der Multifunktionalität
akzeptiert mit spezifischen
Schwerpunkten: jüngere
Betriebsleiter betonen stärker die
Produktion für den Weltmarkt und
die Pflege bäuerlicher Traditionen
2) Selbstbild des Landwirtsberufes
n= 203 ; Angaben in %
Stimme voll zu Stimme zu
Lehne ab
Lehne völlig ab
Ein richtiger Bauer gibt den Hof nicht auf, dass
wäre Verrat an seiner bisherigen Arbeit
7,0
18,8
45,0
29,2
Der Beruf als Landwirt dient nicht in erster
Linie dem Geldverdienen, sondern wird zur
erstrebten Lebensform
6,5
58,6
25,9
9,0
Für die Freiheit, ihre Betriebs- und
Arbeitsorganisation selbst gestalten zu
können, ist die bäuerliche Familie bereit, auf
Freiheit, Urlaub und private Sphäre zu
verzichten
14,8
47,3
34,0
6,9
Ein richtiger Bauer ist mit Lust und Liebe
gerne bereit, mit seiner Arbeitskraft ständig
für den Betrieb präsent zu sein
24,3
46,6
24,7
4,4
In der Landwirtschaft handelt es sich um die
Entwicklung lebender Wesen, in der Industrie
es sich um die Verarbeitung toter Dinge
31,3
49,7
16,9
2,1
 eigene Arbeitssituation wird definiert über sehr viel Arbeit und hohen
Leistungsdruck bei Tätigkeiten, die eine Mischung von Routinen und
schnellen Entscheidungen darstellen
 Neben der Existenzsicherung kommen weitere intrinsische und
extrinsische Arbeitsmotive zum Tragen
 Nur Wenige verfolgen dezidierte betriebliche Entwicklungsstrategien
 Work-Life-Balance gelingt nur einem kleinen Tei der Landwirte; jeder
Zweite macht keinen Urlaub im Jahr, hat nicht genügend Zeit für Familie
und Partnerschaft
 Landwirte sind überwiegend gut in lokale Vereinsleben integriert und
überdurchschnittliches Ehrenamtlich engagiert
 Jeder 2. war schon in landwirtschaftsbezogene Konflikte verwickelt
 Einfluss lokaler Sozialgruppen auf Investitionsentscheidungen ist gering
Schlussfolgerungen
Eine Clusterung unter Hinzuziehung von Variablen der sozialen Nähe, zum Leitbild "Landwirt", zum gesellschaftlichen Rollenverständnis, zu Wertemustern und zur gewünschten agrarpolitischen Schwerpunktsetzung führte zu sechs
verschiedenen Typen als Ansatzpunkt für unterschiedliche Handlungsstrategien
 Ein Regionalbewusstsein als Ansatzpunkt für Handlungssysteme ist nur schwach ausgeprägt
 Langzeitstudien zur je eigenlogischen Lebensführung in der landwirtschaftlichen Erwerbsphase sind gefordert
Dr. Jürgen Piechaczek, Email: [email protected],
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik,
Nussallee 21, 53115 Bonn