DEPRESSION UND DIABETES Eine Übersicht basierend auf der WPA Zusammenfassung “Depression und Diabetes” (Katon W, Maj M, Sartorius N, eds.

Download Report

Transcript DEPRESSION UND DIABETES Eine Übersicht basierend auf der WPA Zusammenfassung “Depression und Diabetes” (Katon W, Maj M, Sartorius N, eds.

DEPRESSION UND DIABETES
Eine Übersicht basierend auf der WPA Zusammenfassung “Depression und
Diabetes”
(Katon W, Maj M, Sartorius N, eds. – Chichester: Wiley, 2010)
Epidemiologie von Depression und
Diabetes
• Prävalenz: 31% an Diabetes erkrankten Patienten, zeigen
klinisch relevante Symptome, bei 11% kann eine schwere
depressive Episode diagnostiziert werden (Anderson et al.,
2001).
• Menschen mit Depressionen haben 65% erhöhtes Risiko an
Diabetes zu erkranken(Campayo et al., 2010).
• Die Prognose von Diabetes und Depression (im Sinne von
Komplikationen, Therapieresistenz und Mortalität) ist
schlechter bei Comorbidität als wenn beide Erkrankungen
unabhängig voneinander auftreten
From Lloyd CE et al. The epidemiology of depression and diabetes. In: Depression
and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Die Patienten die an Depression und Diabetes erkranken zeigen eine signifikant höhere Nutzung
der Gesundheitsversorgung, als Patienten mit Depressionen und anderen chronischen
Erkrankungen (Moussavi et al., Lancet 2007;370:851-858). From Lloyd CE et al. The epidemiology
of depression and diabetes. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds).
Chichester: Wiley, 2010.
Nutzung des Gesundheitssystems ist signifikant höher bei an Depression erkrankten Diabetikern, im Vergleich
mit Diabetikern die nicht an Depression erkrank sind (US 1996 data). From Egede LE. Medical costs of
depression and diabetes. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley,
2010.
Gesundheitskosten sind signifikant höher bei an Depression erkrankten Diabetikern(US 1996 data). From Egede
LE. Medical costs of depression and diabetes. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds).
Chichester: Wiley, 2010.
Depression und Diabetes/ Komplikationen
• Es besteht ein Zusammenhang zwischen zuerst aufgetretener
depressiver Symptome und Auftreten von KHK bei an Diabetes
erkrankten Patienten(Orchard et al., 2003).
• Ein prospektiver Zusammenhang zwischen Depression und
Retinopathie konnte bei Kindern mit Diabetes gefunden
werden(Kovacs et al., 1995).
• Depressive Symptome sind bei Diabetikern mit micro und macrovaskulären Problemen, wie erectile Dysfunktion und diabtischem
Fuß häufiger, auch wenn ein Zusammenhang unklar ist (Thomas
et al., 2004).
From Lloyd CE et al. The epidemiology of depression and diabetes. In: Depression and
Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Diabetiker:
Nichtdiabetiker:
Survival functions in a diabetic population stratified by Centers for Epidemiologic Survival
Studies functions in a nondiabetic population stratified by Centers for Epidemiologic Studies
Depression (CES-D) Scale score, NHANES I Epidemiologic Follow-up Study, 1982-1992
Depression (CES-D) Scale score, NHANES I Epidemiologic Follow-up Study, 1982-1992
Zhang, X. et al. Am. J. Epidemiol. 2005 161:652-660; doi:10.1093/aje/kwi089
ght restrictions may apply.
Zhang, X. et al. Am. J. Epidemiol. 2005 161:652-660; doi:10.1093/aje/kwi089
Copyright restrictions may apply.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen(Untersucht durch Zentrum für
Epidemiologische Studien - Depression Scale, CES-D) und erhöhter Mortalität bei Diabetikern,aber
nicht bei Menschen ohne Diabetes, unter Berücksichtigung von sozio-demographischen und
Lifestyle Faktoren (Zhang et al., Am. J. Epidemiol. 2005;161:652-660).
From Lloyd CE et al. The epidemiology of depression and diabetes. In: Depression and Diabetes.
Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Die Depression-Diabetes Verbindung:
Verhaltungsfaktoren
• Depression ist assoziiert mit verminderter körperlichen aktivität,
welches das risiko für Übergewicht und dadurch das risiko für die
erkrankung an typ2 diabetes erhöht.
• Depression ist assoziiert mit schlechterer Diabetes Compliance
(orale
medikation,
diät
modifikation,
training
und
blutzuckermessungen).
• Emotionale probleme welche auf den diabetes zurückzuführen
sind, können zur entwicklung einer depression führen
From Lloyd CE et al. The epidemiology of depression and diabetes. In: Depression and
Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Die Depression-Diabetes Verbindung: Biologische
Faktoren
• Die Depression ist die Erscheinungsform für eine Reihe von,
durch Stress verursachten Erkrankungen, die zur Aktivierung
von
Hypothalamus-hypophyse-adrenalaxis
führen,
eine
Disregulation des autonomen Nervensystems verursachen und
zur Ausschüttung von pro-inflammatory cytokines führen, die zur
Insulinresistenz führen.
• Metabolische Veränderungen auf der genetischen Ebene und
Unterernährung (in Utero und Kindheit) könnte zu Diabetes und
Depression führen.
From Ismail K. Unravelling the pathogenesis of the depression-diabetes link. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Probleme die durch Depression-Diabetes Comorbidität entstehen - I
Probleme
Folge
•
•
Die Symptome decken einander
Depressionssymptome gleichen
Diabetessymptomen
•
Patienten und Ärzte merken die Depression nicht, und schreiben
die Veränderung des Zustandes der Verschlechterung der
diabetischen Erkrankung zu.
•
Depression kann mit der Entstehung oder
Verschlechterung körperlicher Symptome
verbunden sein
•
Der Patient hat nicht das Gefühl, dass er von dem Arzt verstanden
und unterstützt wird, weil seine Beschwerden, seinen körperlichen
oder Laborergebnissen nicht entsprechen
•
Depression ist oft assoziiert mit
Schwierigkeiten von DiabetesSelbstmanagement und Einhaltung der
Therapie
•
Die Patienten sind oft von den eigenen Möglichkeiten, etwas zu
verändern enttäuscht, z.B.: “Ich weiß was ich machen soll und
was ich nicht machen soll, aber ich schaffe trotzdem nicht das
Richtige zu tun!”
Die Ärzte sind oft wegen der Unfähigkeit der Patienten,
notwendige Veränderungen zu treffen,enttäuscht
•
From Hellman R, Ciechanowski P. Diabetes and depression: management in ordinary clinical
conditions. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley,
2010.
Probleme die durch Depression-Diabetes Comorbidität entstehen - II
Probleme
Folgen
•
Einige Patienten, die an Depression erkrankt sind,
versuchen Gefühle mit dem Essen oder
Substanzenkonsum zu regulieren
•
Ein Arzt der die grundliegende Depression nicht wahrnimmt,
sowie die Versuche des Patienten emotionale Belastungen auf
solche Art zu regulieren nicht versteht, neigt zur Verurteilung
des Patienten wegen zusammenhängender Verantwortlichkeit
bei seinem Verhalten
•
Stress, welcher durch mangelhaftes
Selbstmanagement entsteht, kann Depression
verursachen oder verschlechtern
•
Patienten und Ärzte können die Verschlechterung der
diabetischen Erkrankung einem mangelnden
Selbstmanagement durch vielbeschäftigungs Lebensstil
zuschreiben, aber können nicht die schleichende Entwicklung
der Depression und dessen Folge akzeptieren
•
Depression kann die Fähigkeit der Patienten
•
Anderen zu vertrauen und die Zufriedenheit über die
medizinische Versorgung verschlechtern
Depression ist oft assoziiert mit einer Änderung der
Benutzung des Gesundheitssystems und dadurch
folgender Kontrolluntersuchungen
Patienten neigen nicht dazu Arztbesuche zu vereinbaren, zu
Kontrolluntersuchungen zu gehen oder mit den Vertretern des
Gesundheitssystems zu arbeiten
•
From Hellman R, Ciechanowski P. Diabetes and depression: management in ordinary clinical
conditions. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley,
2010.
Probleme die durch Depression-Diabetes Comorbidität entstehen - III
Probleme
•
•
Depression kann mit unzureichender
Blutzuckerkontrolle
zusammenhängen,unabhängig von
der Verhaltensweise des Patienten
•
•
Depression verursacht
•
Komplikationen bei der Durchführung
der Vorgaben
Depression führt zu pessimistischen
Visionen der Zukunft
•
Folgen
Depression ist oft mit Angst
verbunden
Das kann zu Hoffnungslosigkeit führen und das Gefühl verursachen die
eigene Erkrankung nicht beeinflussen zu können und kann die Motivation des
Patienten weitere Empfehlungen durchzuführen gefährden
Der Arzt kann nichtwissend den Patienten für die Situation verantwortlich
machen, die der Patient kaum beeinflussen kann
Was in der Vergangenheit einfach zu verstehen war, muss
geschrieben,wiederholt und geprüft werden
•
Der Arzt soll depressiven Patienten helfen, kleinere, schnell erreichbare Ziele
zu setzten (z.B.:Besserung der körperlichen Symptomatik)
•
Ärzte sollen an die Ängstlichkeit des Patienten denken,welche die Fähigkeit
des Patienen beeinflusst Entscheidungen zu treffen. Diese Ängstlichkeit
verursacht Verunsicherung bezüglich des Erfolgs der Entscheidungen
From Hellman R, Ciechanowski P. Diabetes and depression: management in ordinary clinical
conditions. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley,
2010.
Psychotherapeutische Untersuchungen für Depression beim
Diabetes
Studie
Intervention
Ergebnis
Lustman et al., 1998
Verhaltenstherapie + Aufklärung über Diabetes vs. nur
Aufklärung über Diabtes
Besserung der depressiven Symptomatik und
Blutzuckerkontrollen bei Verhaltenstherapie vs.
Kontrollgruppe
Huang et al., 2002
Diabtetes Medikation + Aufklärung über Diabetes +
psychologische Behandlung + Entspannung und
Musiktherapie vs. nur Diabtetes Medikation
Besserung der Depression und
Blutzuckerkontrolle bei Behandelten vs.
Kontrollgruppe
Li et al., 2003
Diabtetes Medikation + Aufklärung über Diabetes +
psychologischer Unterstützung vs.nur Diabtetes
Medikation
Besserung der Depression und Zuckerkontrolle
bei Behandelten vs. Kontrollgruppe
Lu et al., 2005
Diabetes und Aufklärung über cerebrovaskuläre
Komplikationen + Elektromyographie +psychologischer
Unterstützung vs. üblicher Therapie
Besserung der Depression und Zuckerkontrolle
bei Behandelten vs. Kontrollgruppe
Simson et al., 2008
Individuelle unterstützende Psychotherapie vs. übliche
Therapie
Besserung der Depression und
Blutzuckerkontrolle bei unterstützender
Psychotherapie vs. Kontrollgruppe
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Wirksamkeit von Psychopharmakotherapie bei Depressionen in
Diabetes
Study
Therapie
Ergebnis
Lustman et al., 1997
Glucometertraining + nortriptyline vs. placebo
Lustman et al., 2000
Fluoxetine vs. placebo
Besserung der depressiven Symptomatik, ohne
Besserung der BZ Kontrolle, mit Nortriptyline vs.
Plazebo
Besserung der Depression, keine Besserung der
Blutzuckerkontrolle mit Fluoxetine vs. Plazebo
Paile-Hyvärinen et al., 2003 Paroxetine vs. placebo
Nach initialer Besserung in der Paroxetingruppe in 3
Monaten, keine signifikante Besserung der Ergebnisse
bei beiden Gruppen am Ende der Untersuchung
Xue et al., 2004
Paroxetine vs. placebo
Besserung der Depression, keine Besserung der BZ
Kontrolle bei Paroxetine im Vergleich mit Plazebo
Gülseren et al., 2005
Fluoxetine vs. paroxetine
Beide Gruppen zeigten Besserung der Depression ohne
Beeinflussung der Blutzuckerkontrolle
Paile-Hyvärinen et al., 2007 Paroxetine vs. placebo
Keine Besserung der depressiven Symptomatik und
Blutzuckerkontrolle
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Behandlung der Depression bei Diabetekern:
Schritt 1
Screening nach:
• Depression mittels Fragebogen - 9 (PHQ-9)
• Hilflosigkeit/”Aufgeben” oder das Gefühl, mit dem Selbstmanagement überfordert zu sein
• Komorbidität, Panikattacken und posttraumatische Erkrankungen
•Unfähigkeit, die Angst von den diabetischen Symptomen (e.g., hypoglykemie) zu
unterscheiden
•Zusammenhängende Essproblematik
• Essen als Antwort auf Traurigkeit/Einsamkeit/Ärger
• Binge eating/Missbrauch von Abführmitteln
• Nachtessen
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Behandlung der Depression bei Diabetekern:
Schritt 2
Besserung des Selbstmanagements:
• Nach “Kontrollverlust” beim Selbstmanagement der Erkrankung fragen
•Nach dem Verständnis vom Zusammenhang zwischen Stress und subotpimalem
Selbstmanagement der Erkrankung nachfragen
• Depression definieren und die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Depression und
Stress definieren
• Überblick über die depressive Symptomatik schaffen und erklären, wie sich diese
Symptome mit den Diabetessymptomen decken
•Aufklären wie Krankheitssymptome durch Depressionen verstärkt werden
•Das Analysieren der Ziele im Selbstmanagement von Diabetes, Depression oder anderen
Erkrankungen
• Dem Patienten beim Setzen von Prioritäten helfen
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Behandlung der Depression bei Diabetekern:
Schritt 3
Unterstützung:
• Psychotherapie für :
gefühlregulierendes Essen (Verhaltenstherapie)
Problemanalyse (lösungsorientierte Beratung)
Besserung der Therapiezugänglichkeit (Motivationsgespräche)
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Behandlung der Depression bei Diabetekern:
Schritt 4
mögliche Pharmakotherapie:
• Komorbidität Depression und Angsterkrankungen: SSRI oder SNRI
• Sexuelle Disfunktionen: Bubropion, oder wenn der Patient schon auf SSRI gut
eingestellt ist, zusätzlich Buspirone
•Signifikante Neuropathie: Bupropion, Venlafaxine oder Duloxetine wegen Effizienz der
Behandlung bei neuropathischen Schmerzen
From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with diabetes. In:
Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Die Behandlung der Depression bei Diabetekern senkt die Kosten der medizinischen Versorgung
über zwei Jahre. From Katon W, van der Felz-Cornelis C. Treatment of depression in patients with
diabetes. In: Depression and Diabetes. Katon W, Maj M, Sartorius N (eds). Chichester: Wiley, 2010.
Danksagung
Diese Zusammenfassung ist ein Teil des WPA Programms, mit dem Ziel
das Bewusstsein über Prävalenz und Prognostische Einflüsse der
Depression bei Personen mit somatischen Erkrankungen zu wecken.Wir
danken Lugli Foundation, der Italienischen Gesellschaft für biologische
Psychatrie, Eli-Lilly und Bristol-Myers Squibb. Die WPA dankt Dr. Andrea
Fiorillo, Neapel, Italien für seine Hilfe bei der Vorbereitung dieser
Zusammenfassung und Dr.Nedjeljka Baldass, Wien, Austria für die
Übersetzung.