Lehrstuhl Sonderpädagogik II Körperbehindertenpädagogik Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft Augsburg, 17.

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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
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Herausforderungen für unsere Gesellschaft

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Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 4

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 5

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 6

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 7

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 8

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 9

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 11

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 12

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 13

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 14

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 16

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 17

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 18

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 19

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 21

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 22

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 23

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 24

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


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Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 27

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 28

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion


Slide 29

Lehrstuhl Sonderpädagogik II
Körperbehindertenpädagogik
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Lelgemann

Bildung für alle
Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Augsburg, 17. Januar 2011

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inhalt:
Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter
Bildungsangebote für Schüler mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen (auch historisch)
Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention
Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“
Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?
Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind
eine ausgesprochen heterogene Gruppe
Historische Perspektive:
Anerkennung des Bildungsrechts dieser Schülergruppen
erst nach der Aufklärung durchgesetzt.
Unterschiedliche Perspektiven:
- der Hilfsschulen
- der Schulen für sinnesgeschädigte oder
körperbehinderte Schüler
- der Schulen für Schüler mit geistiger
Beeinträchtigung

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen
finden sich kaum in allgemeinen Schulen.
Externe Unterstützungs-, Delegations – und
Selektionssysteme
Geringe Kooperation, die sich erst in den letzten Jahren
entwickelt hat.
Entwicklung einer Tradition im Selbstverständnis der
Schulen und der einzelnen Pädagoginnen und
Pädagogen, die sich von vielen anderen europäischen
Staaten deutlich unterscheidet.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Gedanken zur Bedeutung differenzierter Bildungsangebote für
Schüler mit Behinderungen und Beeinträchtigungen (auch historisch)

In der Gegenwart:
Entstehung eines differenzierten Angebotes,
oftmals auf der Grundlage von Elterninitiativen
(Ausnahme: Bereich der Schule mit dem Förderbedarf
Lernen)
Sicherung des Bildungsrechts aller Schülerinnen und
Schüler,
auch derjenigen mit komplexem Unterstützungsbedarf!
auch derjenigen mit erheblichen Verhaltensproblemen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Die VN-Konvention stellte eine umfassende
Konkretisierung der allgemeinen Menschenrechte für
den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen
dar!
Die VN-Konvention ist deshalb ein Glück, eine Chance
und eine Herausforderung gleichzeitig.
Sie ist Anforderung an die Politik, aber berücksichtigt und
erlaubt spezifische landesbezogene Regelungen.
Inklusion ist ein Menschenrecht und keine „Gnade“!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Grundlegende Anliegen der
Behindertenrechtskonvention
Sicherung der Menschenrechte
Unterstützung der Selbstbestimmung
Entwicklung umfassender Partizipationsmöglichkeiten
Sicherung / Berücksichtigung spezifischer Ressourcen

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„Art. 24 (1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne
Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives
Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem
Ziel,

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen
und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten
voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirksamen Teilhabe an einer
freien Gesellschaft zu befähigen.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Art. 24 (2) Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass …
a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung
vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und
dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom
unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom
Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;
b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der
Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven,
hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen
und weiterführenden Schulen haben;
c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Einzelnen
getroffen werden;


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

„d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen
Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird,
um ihre wirksame Bildung zu ermöglichen;
e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen Inklusion
wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in
einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale
Entwicklung gestattet, angeboten werden.“

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zur Bedeutung des Artikels 24 der VN-Konvention

Im Sinne der VN-Konvention wird nicht mehr differenziert in
Menschen mit anerkanntem sonderpädagogischem
Förderbedarf oder einer Schwerbehinderung und Menschen
mit einer Störung des Sozialverhaltens.

Es wird keine konkrete Aussage getroffen zur Gestaltung der
länderspezifischen Schulsysteme.
Es wird ein offener Auftrag zur Entwicklung eines inklusiven,
allgemeinen Bildungssystems (inclusive ecucation system)
erteilt, dem die Bundesrepublik Deutschland und alle
Bundesländer zugestimmt haben (Entscheidung im
Bundesrat).

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Integration:
Hereinnehmen, Aufnehmen
Pädagogisch:
Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs
Weiterhin: Etikettierungen und Besonderungen
zugeteilte Ressourcen
Inklusion:
Eingeschlossen sein, Teil sein, Teilhabe
offene Gesellschaft,
jeder enthält, was er benötigt

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Zum Verhältnis der Begriffe „Integration“ und „Inklusion“

Inklusion:
Pädagogische Dimension:
Es gibt keine Ausgrenzung, jeder ist Willkommen!
Differenzierte Angebote
Kein Ressourcenvorbehalt
Inklusion gilt für alle Schulen!

Aber: Ressourcensicherheit vorhanden?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Wie schulische Integration / Inklusion gelingen kann?

Perspektive:
Entwicklung inklusiver(er) Möglichkeiten für alle
Schülerinnen und Schüler (, die bzw. deren Eltern
dies wünschen).
Regionalisierung
Heterogenität berücksichtigende
Unterrichtsstrukturen
Sicher erlebtes anregendes pädagogisches Milieu
(weitgehendes) Wahlrecht der Eltern
Sicherheit der Ressourcen
Flexibilisierung der Übergänge

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Regeln für Schulentwicklungsprozesse (vgl.
Jennessen 2010):
Selbstreflexive und theoretische
Auseinandersetzung mit Diversität
Umfassende und rechtzeitige Information über die
Rahmenbedingungen der angestrebten inklusiven
Entwicklung
Transparenz aller Entscheidungen und Prozesse
nach innen und außen
Klare Kommunikation von Spielräumen und
Optionen für die Umsetzung der Innovation
Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Themenbezogene Fort- und Weiterbildung für alle
Lehrkräfte
Netzwerkbildung von Schulen, die sich mit
schulischer Inklusion körperbehinderter Kinder und
Jugendlicher auseinandersetzen incl. der
Möglichkeit gegenseitiger Hospitationen an den
Schulen
Evaluation der schulinternen Prozesse nach klaren
Kriterien und transparenten Standards
Themenbezogene Ansprechpartnerinnen und partner während des Prozesses

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Professionelle fachliche Prozessbegleitung
Klare Zuordnung von Kompetenzen und
Entscheidungsbefugnissen
Schaffung von strukturellen Freiräumen für die
Schule

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Kennzeichen inklusiven Unterrichts
(mit Umsicht zu nutzen):
Lernen mit allen Sinnen
Lernen durch Handeln
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten bei
Inhalten, Sozialformen, Präsentationstechniken)
Differenzierte Leistungsansprüche, „individuelle
Passung“
Häufigerer Wechsel zw. Sozialformen
Vielfältiger Medieneinsatz

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Möglichkeiten der Selbst- und Fremdbewertung,
Zielvereinbarungen
Peer-peer-Lernen
Teamarbeit im Raum
Klarer, freundlicher Lehrerstil
gemeinsame Regeln
Verantwortungsübergabe auch an schwierige
Schüler
Förderpläne in kürzeren Abständen
Rechenschaftslegung über Erfolg/Misserfolg der
Förderung.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Rahmenbedingungen inklusiver Schulen:
Kleinere Klassen
Zwei-Pädagogen-System
Verteilung der Schüler mit unterschiedlichem
Anforderungsprofil
Sonderpädagoginnen im Schulteam
Möglichkeit zur Kooperation mit weiteren
besonderen Fachdiensten, damit Bildungsrechte
aller Schülerinnen und Schüler gesichert werden
können
Kooperation mit den Eltern


Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende Anfragen:
Wie erleben wir die Situation schwerer Behinderung
oder lebensverkürzender Erkrankungen?
Welche Verantwortung übernehmen wir für soziale
(außerunterrichtliche) Lernprozesse?
Wie entwickeln wir Kooperation intern und extern
weiter?
Wie gehen wir mit erheblichen Verhaltensproblemen
um?
aber auch:
Welche Hoffnungen verbinden wir (als Eltern) mit der
schulischen Inklusion unseres Kindes?

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Bisher bekannte Dokumente gehen vom
vorhandenen Schulsystem aus…
… unterstützen eine deutliche Öffnung des
allgemeinen Schulsystems
… sehen ein (relativ) starkes Elternwahlrecht vor
… gehen von einer partizipativen kontinuierlichen
Weiterentwicklung der inklusiven
Bildungsangebote für Schüler mit
Beeinträchtigungen, Störungen oder
chronischen Erkrankungen aus (entsprechend der
VN-Konvention)

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Die bisher bekannt gewordenen
Veröffentlichungen und Stellungnahmen (Ministerium
und interfraktionelle Arbeitsgruppe) entwickeln die bisherigen
gesetzlichen Grundlagen weiter:
Regionale Angebote:
- Besuch der Sprengelhauptschule (mit
Integrationshelfer)
- Besuch einer Gastgrund- oder –hauptschule
- Offene Klasse
- Kooperation mit der Jugend- oder Sozialhilfe

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

- Kooperationsklasse
- Kooperationsklasse (neue Form)
- Außenklasse der allgemeinen Schule oder der
Förderschule
- offene Klasse der Förderschule
- Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit
Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Sehen,
Hören sowie körperliche und motorische Entwicklung
in die allgemeine Schule bedarf der Zustimmung des
Schulaufwandsträgers
- Aber: Die Zustimmung kann bzw. soll nur bei
unverhältnismäßigen Mehraufwendungen verweigert
werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusive Perspektiven in Deutschland und in Bayern

Trotzdem:
Weitgehendes Eltern- bzw. Schülerwahlrecht!
Aktive Teilnahme kein Kriterium mehr, aber
Berücksichtigung der eigenen
Entwicklungsperspektive bzw. der der Mitschüler
Erhöhung der Beratungsaufgabe der Förderschulen
bzw. der Förderpädagogen
Ermöglichung und Ermutigung zu regionalen
Lösungen!

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Grundlegende „Knackpunkte“:
- Das Schulgesetz bzw. die Empfehlungen der
KMK bieten eine Rahmen, eine Grundlage.
Entscheidend für die Umsetzung wird der Wille
der Handlungsträger sein. Diese Feststellung
bezieht sich auf alle Beteiligten und sowohl auf
bildungspolitische als auch didaktischmethodische Aspekte.
- Wie wird sich das grundlegende
Bildungsverständnis in unser Gesellschaft
weiterentwickeln?
- Umgang mit paradoxen Anforderungen?
- Wie wird sich die Lehrerbildung weiterentwickeln?
- …

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Die weitere Sicherung des Bildungsrechts aller
Schülerinnen und Schüler sowie die Entwicklung
eines inklusiven Schulsystems sind aktuell wichtige
Aufgaben.
Wie jeder Entwicklungsprozess enthält auch dieser
Chancen, ebenso wie Risiken, die reflektiert sein
wollen und in die anstehenden Entscheidungen
einbezogen werden müssen.
Entwicklungsprozesse hin zu einem inklusiven
Schulsystem können auf allen Ebenen des
Schulsystems und in allen Bereichen einsetzen und
sollten engagiert angegangen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Inklusion ist kein additives System!
Wer inklusivere Schulen will, muss bereit sein
…zur Schulentwicklung.
… sich selber weiter zu entwickeln.
… für eine Reflexion schulpolitischer
Grundhaltungen.
… die individuellen Unterstützungsbedürfnisse der
Schülerinnen und Schüler Ernst zu nehmen.
Wer inklusivere Schulen Schritt für Schritt
verwirklicht, kann erleben, dass Schulen noch
stärker zu Lebensräumen werden.

Bildung für alle Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit
und freue mich auf
eine anregende Diskussion