Carin Scheiermann Universität Duisburg-Essen WS 2007/2008 In wie fern ist die Evolution mit dem christlichen Schöpfungsglauben vereinbar?

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Transcript Carin Scheiermann Universität Duisburg-Essen WS 2007/2008 In wie fern ist die Evolution mit dem christlichen Schöpfungsglauben vereinbar?

Carin Scheiermann
Universität Duisburg-Essen
WS 2007/2008
In wie fern ist die Evolution mit dem
christlichen Schöpfungsglauben vereinbar?
Weltschöpfung oder Evolution?

1.
Entstehung der Welt



2.
2.1.
2.2.
Schöpfungsglaube und Evolution
Schöpfung
Evolution



3.
3.1.
3.2.
Vertreter der Naturwissenschaft
Theoretiker im Widerspruch zum Schöpfungsglauben ?!
Charles Darwin



4.
4.1.
4.2.
Vertreter der Theologie
Hans Küng
Wolfhart Pannenberg



5.
5.1 .
5.2.
Weltschöpfung oder Evolution? – Kompetenzverteilung!
Theorieproblem vs. Kompetenzverteilung
Kompetenzverteilung


6.
7.
Fazit
Literaturverzeichnis
1.
Entstehung der Welt
Theologie
• Schöpfungsglaube
Naturwissenschaft
• Evolution
Schöpfung der Erde
durch Gott
Theorie der Evolution
auf Grundlage der
natürlichen Selektion
2.1.
Schöpfungsglaube
 Gott ist alleine der Schöpfer der Welt und Ursprung aller Dinge:
Gott schuf „im Anfang“ Himmel und Erde (Gen 1,1)
 „im Anfang“ definiert einen festen Zeitpunkt
 Welt also als zeitlich gedachtes Moment: von Gott nicht in der Zeit,
sondern mit der Zeit erschaffen
 Gott = „Totalurheber, als absoluter Ursprung u. bleibender
transzendentaler Grund der Welt“
2.1.
Schöpfungsglaube
 „Schöpfung aus dem Nichts“ (creatio ex nihilo)
Gott bringt uns seine Liebe gegenüber zum Ausdruck, indem er uns
die Welt als in Freiheit geschaffene Wesen überlassen hat.
„Schöpfung bedeutet […], dass Gott die Welt als einen Freiraum sich
gegenüber will, in dem Menschen sich Gott frei zuwenden können.“
 „creatio ex nihilo“ & „creatio continua“
die Welt ist abhängig von Gott und seinem Handeln, fortwährendes
Schöpfungswirken Gottes, welches die Welt vor dem Nichts bewahrt
und „die alleiniger und dauerhafter Grund allen Seins ist“
2.1.
Schöpfungsglaube
 „creatio nova“
das von Anfang an vorhandene Ziel der göttlichen Schöpfung:
„Gottes eigene eschatolog. Ankunft bei seinen Geschöpfen.“
 Bezogen auf die Evolution: Gott schuf die Welt mit ihren
(Natur-)Gesetzen in seiner Allwissenheit, dass sie sich so entwickelt,
wie sie sich schließlich bis heute entwickelt hat und sich auch noch
weiter entwickeln wird. Deshalb waren Evolutionsprozesse in der
Weltgeschichte unumgänglich und müssen als von Gott geplant
angesehen werden.
2.2.
Evolution
Die Äone der Erdgeschichte:
 Hadaikum – durch den Zusammenschluss (Akkretion) von Gasen und
Staub entsteht der Planet Erde – ein Ball aus Magma
(vor ca. 4,6 - 3,8 Milliarden Jahren)
 Archaikum – Entstehung der Kontinente und Bildung früher
Bakterien auf dem Meeresboden
(vor ca. 3,8 - 2,8 Milliarden Jahren)
 Proterozoikum – Sauerstoffanreicherung in der Atmosphäre und
Entstehung der ersten Weichtiere
(vor ca. 2,8 Milliarden - 630 Millionen Jahren)
 Phanerozoikum – „Äon des Sichtbaren Lebens“; Zeitalter beinhaltet
das Zeitalter Mesozoikum (Ära der Dinosaurier)
(vor ca. 630 - 32 Millionen Jahren)
 Holozän – begann vor ca. 11.700 Jahren mit der Klimaerwärmung
nach dem Eiszeitalter bis zur Gegenwart
3.
Vertreter der Naturwissenschaft
3.1.
Theoretiker im Widerspruch zum Schöpfungsglauben ?!
Nikolaus Kopernikus (1473-1543)
„Kopernikanische Wende“: die Erde ist nicht der Zentralkörper des
astronomischen Weltsystems
Galileo Galilei (1564-1642)
die Erde dreht sich um die Sonne dreht
Johannes Kepler (1571-1630)
Anhänger Kopernikus‘
Charles Darwin (1809-1882)
der Mensch ist Teil der Evolution
Charles Gore (1835-1932)
Gore‘s Werk „Lux Mundi“ wir die Evolutionstheorie positiv
aufgenommen und mit biblischer Tradition verknüpft
3.2.
Charles Darwin (1809-1882)
• britischer
Naturforscher
• Begründer der
Evolutionstheorie
3.2.
Charles Darwin (1809-1882)
 Charles Darwin veröffentlichte 1859 nach zahlreichen
Forschungsjahren und einer fünfjährigen Weltumseglung sein Werk
On the Origin of Species by Means of Natural Selection
(Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl).
 Darwins Evolutionstheorie besagt, dass sich das Leben verschiedener
Lebensarten auf der Erde durch Veränderung und Auswahl entwickelt
hat. Darwin deckt Artverwandtschaften auf und stellt fest, dass es
viele Veränderungsprozesse gegeben haben muss.
 Des Weiteren wird in seinem Werk das Prinzip der Auswahl durch den
Kampf um das Dasein klar: „survival of the fittest“. Auf den Menschen
übertragen besagt die Evolutionstheorie, dass auch unsere
Lebensform von einer anderen Lebensform abstammt und der
Mensch so Teil des Evolutionsprozesses ist.
3.2.
Charles Darwin (1809-1882)
 Mit der Evolutionstheorie dringt im 19. Jahrhundert die
Naturwissenschaft tief in weltanschauliche Bereiche ein. Dadurch
wird, wie noch nie zuvor, der christliche Schöpfungsglauben durch die
Naturwissenschaften in Frage gestellt. Die Theorie Darwins wird von
der Theologie zunächst bis auf wenige Ausnahmen abgelehnt,
wodurch sich ein langer Streit entwickelt.
 Auf den Menschen übertragen besagt die Evolutionstheorie, dass auch
unsere Lebensform von einer anderen Lebensform abstammt und der
Mensch so Teil des Evolutionsprozesses ist, was nicht deckungsgleich
mit dem Schöpfungsbericht der Bibel ist: „Gott schuf also den
Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann
und Frau schuf er sie.“ (Gen 1,27)
 Vor allem diese Tatsache bringt die Ablehnung der Evolutionstheorie
seitens der Theologie mit sich.
4.
Vertreter der Theologie
Hans Küng (*1928)
4.1.
• Schweizer Theologe
• Katholischer Priester
4.1.
Hans Küng
(*1928)
 In seinem Buch Der Anfang aller Dinge stellt Hans Küng
zurecht die Parallele zwischen Darwin und Galilei her, indem er
von Darwin als dem zweiten Fall Galilei für die katholische
Kirche spricht.
 Galileo behauptete, dass sich die Erde um die Sonne dreht und
widersprach der damaligen Auffassung der katholischen
Kirche. Der berühmte Satz „Und sie [die Erde] bewegt sich
doch“ soll Galilei in einer Gerichtsverhandlung nach seiner
Verurteilung zu lebenslangem Hausarrest gesagt haben –
historisch ist dies jedoch nicht erwiesen.
Siehe auch H. KÜNG, Der Anfang aller Dinge, 17 und 108.
4.2.
Wolfhart Pannenberg (*1928)
• evangelischer Theologe
4.2.
Wolfhart Pannenberg (*1928)
 Es herrscht keine Konkurrenz zwischen den
Naturwissenschaften und der Theologie.
 Das Ziel einer Verständigung sollte eine „Konsonanz“ – eine
positive Beziehung – sein.
 „Das Weltgeschehen ist eine einmalige und unumkehrbare
Geschichte […], die als solche Ausdruck göttlichen Handelns
ist.“
Vgl. Pannenbergs Vortrag „Theologie der Schöpfung und Naturwissenschaft“ (1995) mit Unterkapitel
„Themen für den Dialog zwischen Schöpfungstheologie und Naturwissenschaft“. Zudem geht er in diesem
Vortrag auch auf die Thematik von „Raum und Zeit“, „Gottes Wirken im Wirken der Natur“ und das Thema
„Schöpfung und Evolution“.
Dialog
Der Dialog zu den Naturwissenschaften wird von
Theologie durch Theologen wie Küng und Pannenberg
tatsächlich gesucht und vor allem durch deren Beiträge
lebendig.
5.
Weltschöpfung oder Evolution?
- Kompetenzverteilung!
5.1.
Theorieproblem vs. Kompetenzverteilung
 Als die Evolutionstheorie 1859 veröffentlicht wurde, stand die Theologie dieser
vermeintlich mit der Bibel im Widerspruch stehenden Theorie von Anfang an
äußerst kritisch gegenüber und wurde bereits 1860 – ein Jahr später – offiziell
abgelehnt. Die Katholische Kirche sah in Darwin einen Naturwissenschaftler, der
mit seiner Theorie den Glauben der Kirche radikal in Frage stellte. Eine
Ablehnung dieser Theorie erscheint daher zunächst als logische Konsequenz.
 Das Problem, das damals von vielen nicht gesehen wurde ist, dass nicht erkannt
wurde, dass sich weder die Naturwissenschaft mit ihren Forschungen noch die
Lehren der Kirche berühren:
Schöpfung als Bestandteil des christlichen Glaubens und Evolution als Gebiet
naturwissenschaftlicher Forschung stellen nämlich keinen Gegensatz dar, da sie
unterschiedliche Fragen beantworten.
5.2.
Kompetenzverteilung
 „Entscheidend für die Vereinbarkeit von Glaube und Naturwissenschaft
[…]ist die richtige Kompetenzverteilung zwischen beiden Disziplinen. […]
Während Theologie und Philosophie also fragen, warum es diese Welt gibt
und warum eigentlich etwas ist und nicht vielmehr nichts, fragen die
Naturwissenschaften, wie die Welt entstanden ist.“
K. V. STOSCH, Einführung in die Systematische Theologie, 169.
 Bereits Papst Leo XIII. hat diese Kompetenzverteilung 1893 festgehalten
und beschreibt das Verhältnis zwischen Theologie und den
Naturwissenschaften als dialogisch; Erkenntnisse sollen gegenseitig in
beiden Bereichen für die eigene Forschung genutzt werden.
 Mit der Enzyklika „Humani generis“ räumt Papst Pius XII. dann 1950 auch
offiziell ein, dass auf dem Gebiet der Evolution seitens Naturwissenschaft
und Theologie noch Forschungsbedarf besteht.
6.
Fazit
 angestrebter Dialog der Theologie zu den Naturwissenschaften:
beide Bereiche müssen sich lediglich auf ihre Forschungsgebiete
beschränken
 die Theologie will erklären, warum die Welt entstanden ist
 die Naturwissenschaft will erklären, wie die Welt entstanden ist
 Daher ist Evolution mit dem christlichen Schöpfungsglauben
vereinbar
 und stellt keinen Gegensatz zum christlichen Glauben dar - auch
nicht vor dem Hintergrund des Leidens, welches die
Auswahlprozesse („survival of the fittest“) der Evolution
unweigerlich mit sich bringen musste
6.
Fazit
 Die Evolution kann daher also als eine von Gott
vorgesehene Notwendigkeit betrachtet werden.
 Phänomen der Evolution in der Schöpfung Gottes als
Ausdruck seiner Kreativität : „Evolution ist Ausdruck
des schöpferisch-kreativen Seins.“
 id quo maius cogitari non potest
(Anselm von Canterbury)
7.
Literaturverzeichnis
 KESSLER, HANS, Art. Schöpfung. V. Systematisch-theologisch, in: LThK 9 (32001), 230-236.
 KÜNG, HANS, Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion, München 22007.
 MIGGELBRINK, RALF, Der eine Gott. Christlicher Monotheismus des Bundes und der Schöpfung,
Münster 2006.
 PANNENBERG, WOLFHART, Beiträge zur Systematischen Theologie. Bd. II: Natur und Mensch – und
die Zukunft der Schöpfung, Göttingen 2000.
 RIDLEY, MARK, Evolution, Boston u.a. 1993.
 STOSCH, KLAUS VON, Einführung in die Systematische Theologie, Paderborn u.a. 2006.
 VOGT, MARKUS, Art. Schöpfung. VII. Schöpfung und Evolution, in: LThK 9 (32001), 236-240.