Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Korrespondenzadresse: KiGGS-Geschäftsstelle: Seestr. 10 13353 Berlin Universität des Saarlandes Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes Postfach 15 11 50 66041 Saarbrücken [email protected] Robert Koch-Institut.
Download ReportTranscript Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Korrespondenzadresse: KiGGS-Geschäftsstelle: Seestr. 10 13353 Berlin Universität des Saarlandes Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes Postfach 15 11 50 66041 Saarbrücken [email protected] Robert Koch-Institut.
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Korrespondenzadresse: KiGGS-Geschäftsstelle: Seestr. 10 13353 Berlin Universität des Saarlandes Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes Postfach 15 11 50 66041 Saarbrücken [email protected] Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 03018 / 754–3499 [email protected] www.kiggs.de 25.09.06 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Gliederung 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 Einleitung Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Normen zwischen Deskription und Normativ Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Forderungen Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 2 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Einleitung Sportmotorische Leistungsfähigkeit luxemburger Schülerinnen und Schüler (Wydra et al. 2005) Z-Wert Beurteilung Jungen (%) Mädchen (%) < 85 Sehr schlecht 8,9 28,5 85 - 94 Schlecht 41,4 47,3 95 – 104 Durchschnittlich 40,8 20,6 105 – 114 Gut 8,9 3,6 Sehr gut 0 0 115 Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 3 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Einleitung Veränderungen des als normal Erachteten betrifft nicht nur die Sportwissenschaft Allgemein bekannt ist die Zunahme des Körpergewichts und der als übergewichtig bzw. adipös eingestuften Kinder und Jugendlichen Aber auch die Intelligenz der Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert (Flynn-Effekt): 0,33 IQ-Punkte pro Jahr Grundfrage: Müssen die existierenden Normwerte an die veränderten Gegenheiten angepasst werden? Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 4 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Gliederung 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 Einleitung Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Normen zwischen Deskription und Normativ Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Forderungen Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 5 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen (Lienert) Normen im Gesundheits- und Bildungsbereich Majoritäts-, Minimal-, Optimal- und Spezialnormen (Israel) Mindest-, Regel- und Maximalstandards (KMK) Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 6 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen Variabilitätsnormen geben den Abstand eines Messwertes vom Mittelwert in bestimmten Maßen an. Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 7 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen Äquivalentnormen finden dort Anwendung, wo „Gruppen getestet werden, die sich nach einem quantitativ abgestuften Merkmal unterscheiden und wo gleichzeitig Gesamtnormen nicht notwendig oder nicht sinnvoll sind“ (Lienert, 1969). Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 8 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen Äquivalentnormen Beispiel: Normwerte für den 6-Minuten-Lauf im Rahmen einer stat. Rehamaßnahme (Bös, Wydra & Karisch, 1992) Laufstrecke (m) 30 – 39 Jahre 40 – 49 Jahre 50 – 59 Jahre Sehr gut Männer Frauen > 1240 > 1030 > 1240 > 980 > 1100 > 940 Gut Männer Frauen 1150 – 1240 930 – 1030 1120 – 1240 900 – 980 1010 – 1110 840 – 940 Mittel Männer Frauen 1080 – 1140 850 – 920 900 – 1010 840 – 890 930 – 1000 760 – 830 Schwach Männer Frauen 990 – 1070 750 – 840 900 – 1010 760 - 830 830 – 920 670 - 750 Sehr schwach Männer Frauen < 990 < 750 < 900 < 760 < 830 < 670 Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 9 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen Äquivalentnormen Im Allgemeinen wird die Angabe von Geschlecht und Alter als ausreichend erachtet. Aber: Kleine Veränderungen im Bereich der sportlichen Aktivität bewirken große Effekte in der Ausprägung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit Angabe von Schulform und Sozialschicht wären für die Interpretation der Eichstichproben hilfreich. Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 10 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Variabilitäts- und Äquivalentnormen Die Bedeutung der sportlichen Aktivität bzw. der Schulform für die Normierung sportmotorischer Testdaten Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 11 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Normen im Gesundheits- und Bildungsbereich Israel differenziert zwischen Majoritäts-, Minimal-, Optimal- und Spezialnormen Majoritätsnormen sind identisch mit den von Lienert formulierten Standardnormen. Sie beruhen auf der deskriptiven Statistik und haben einen beschreibenden Charakter Minimalnormen werden zur Abgrenzung unauffälliger sog. "o. B.-Befunde“ von·pathologischen Zuständen formuliert. Idealnormen stellen das funktionelle Optimums dar. Spezialnormen gelten als Voraussetzung für spezielle Leistungen im Leistungssport. Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 12 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Differenzierung des Normwertbegriffes Normen im Gesundheits- und Bildungsbereich KMK differenziert bei Bildungsstandards zwischen Mindest-, Regel- und Maximalstandards Exzellenz- oder Maximalstandards werden als höchste Niveaustufe definiert. Regelstandards beschreiben Kompetenzen, die im Durchschnitt von Schülerinnen und Schülern einer Jahrgangstufe erreicht werden sollen. Mindest- oder Minimalstandards beziehen sich auf ein definiertes Minimum an Kompetenzen, welches alle Schülerrinnen und Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrer Schullaufbahn erreichen sollten. Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 13 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Gliederung 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 Einleitung Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Normen zwischen Deskription und Normativ Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Forderungen Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 14 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Normen zwischen Deskription und Normativ Normen als Deskriptoren = Ist-Werte einer Verteilung (von der Standardnormalverteilung abgeleitete deskriptive Maße) Voraussetzungen: Repräsentative Studien mit der Möglichkeit der Differenzierung hinsichtlich Geschlecht, Alter, sportliche Aktivität etc. Normen als Normativ = Soll-Werte Spezial-, Ideal- und Minimalnormen Mindest-, Regel- und Maximalstandards Voraussetzungen für Normen im Gesundheitsbereich: Epidemiologische Studien Voraussetzungen für Normative im Bildungsbereich: Fachlicher Konsens über Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 15 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Normen zwischen Deskription und Normativ Sportmotorische Testleistungen als Normative und aktuelle sportpädagogische Diskussion Notwendigkeit von Bildungsstandards wird allgemein akzeptiert Sportpädagogik sieht die Gefahr der Verkürzung von Bildungsstandards auf einige wenige operationalisierbare Zielstellungen des Sportunterricht Formulierung von Minimalstandards motorischer Ziele für bestimmte Lebensalter unabdingbar für weitere Legitimation des Faches In welchem Alter sollte ein Kind schwimmen können? Fähigkeitsentwicklung als Grundvoraussetzung für jede Handlungsfähigkeit im Sport Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 16 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Normen zwischen Deskription und Normativ Kriteriumsorientierte Testverfahren Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 17 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Gliederung 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 Einleitung Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Normen zwischen Deskription und Normativ Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Forderungen Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 18 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Normierbarkeit ist nur ein Nebengütekriterium Schlechtere motorische Testleistungen bedeuten nicht automatisch, dass die körperliche Leistungsfähigkeit schlechter geworden ist. Stichprobeneffekte Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 19 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Stichprobeneffekte Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 20 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Normierbarkeit ist nur ein Nebengütekriterium Schlechtere motorische Testleistungen bedeuten nicht automatisch, dass die körperliche Leistungsfähigkeit schlechter geworden ist. Stichprobeneffekte Interdependenz Fähigkeiten – Fertigkeiten Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 21 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Interdependenz Fähigkeiten – Fertigkeiten Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 22 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Gliederung 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 Einleitung Normwerte Differenzierung des Normwertbegriffes Normen zwischen Deskription und Normativ Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Vorbemerkungen Forderungen Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 23 Probleme der Normierung sportmotorischer Tests Zur Revision der Normwerte sportmotorischer Tests Forderungen Entwicklung, Evaluation und Revision von sportmotorischen Tests eine Kernaufgabe der Sportwissenschaft • Bestimmung der relevanten Dimensionen • Formulierung und Standardisierung der Items Erstellung von Äquivalentnormen auf der Basis repräsentativer Erhebungen Formulierung einer gesicherten Baseline Voraussetzung für retrospektive und prospektive Analysen Sportwissenschaft muss Normen im Sinne von bildungspolitischen Minimalstandards formulieren! • Wichtige Voraussetzung für Konsensbildung hinsichtlich der Zielstellung des Faches • Legitimationsbasis für das Fach an sich Robert Koch-Institut Berlin KiGGS-Symposium 25.09.06 Prof. Dr. G. Wydra 24