Autismus Elterntraining, Frankfurt , 12, 2004

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Transcript Autismus Elterntraining, Frankfurt , 12, 2004

Entwicklung und Evaluation eines psychoedukativen
Elterngruppen-Trainingsprogramms
für Familien mit autistischen Kindern
Beitrag für: 3. Internationales Symposium zur
Intervention bei autistischen Störungen, J. W.
Goethe-Universität Frankfurt/Main, 08-12-2004
Paul Probst
(Fachbereich Psychologie, Universität Hamburg)
 Unter Mitwirkung von Frau Dipl.-Psych. Susanne Elefant im Rahmen des
DFG-Projekts „Entwicklung eines psychoedukativen Trainings für Eltern
autistischer Kinder und von Verfahren zur Trainingsevaluation: Eine
Pilotstudie (323-8-1) und Diplom-Studierenden am FB-Psychologie
1. Theoretischer Hintergrund des Elterntrainings
Nach der Einteilung von Rossi, Lipsey & Freeman
(2004) sind bei Programm-Entwicklung und
Programm-Evaluation mehrere zentrale Aspekte
gleichzeitig zu berücksichtigen:
 Einschätzung des gesellschaftlichen Bedarfs
 Bewertung der Programm-Theorie
 Prozess-Evaluation
 Evaluation der Programm-Effektivität ("impact")
 Evaluation der Programm-Effizienz ("efficiency")
 Verhältnis von Programm-Kosten und Wirksamkeit
1.1 Gesellschaftlicher Bedarf: Belege
 Existenz zahlreicher Belege für anhaltende Nachfrage nach
professioneller Unterstützung von Familien durch
Elterntraining und Elternberatung: 2 Beispiele:
 Drei-Länder-Studie (USA, DK, D) von Häußler (1998)
 35-40% der deutschen Eltern äußern Bedürfnis nach Intensivierung
der Therapeut-Eltern-Beziehung (Informationsaustausch,
Mediatoren-Rolle)
 China (Chinese Parent Organization) als Beispiel für
Entwicklungs- und Schwellenländer:
 Chinesische Elternvereinigung "Stars & Rain"
(www.autismchina.com, 2004: About us: Unique Service Model):
Eltern-Mediatoren-Programme. Mangelhafte Versorgung durch
öffentlichem Gesundheitssektor)
1.1 Gesellschaftlicher
Bedarf: Bsp.: China
ÖÐÎÄ°æ
Position: About Us >>Unique Service Model
Stars & Rain, 2003
Parent training-- our unique service model has
been tailored to conditions in China, which
include:
Lack of social services for children with autism. Family is
the most important (almost the only) source of care and
education. ( Parents need to be educators.)
Lack of adequate services and community-based service
providers. ( In seeking help parents usually have to go far
from home. Our target groups are from all parts of China.)
No social security system. Parents have to work to secure
a future for their disabled children and themselves. (Due to
job constraints, it is hard for families to take a course that
lasts longer than 11 weeks.)
© 2003 Stars and Rain
1.1 Gesellschaftlicher Bedarf: Ursachen
 Hohes und dauerhaftes Belastungsprofil der Eltern
wegen autismusspezifischen (z. B. Bestehen auf Ritualen)
und autismusassoziierten Verhaltensweisen (z. B.
hyperaktive Unruhe)
 Inkongruenz-Erlebnisse durch Fortbestehen antiquierter
psycho- und soziogenetischer Autismus-Theorien sowohl
im Professionellen-Sektor als auch im Laienbereich
(Öffentliche Meinung, Populär-Medien)
 Kontinuierliche Verunsicherung durch Propagierung und
Proliferation pseudowissenschaftlicher
Erklärungsansätze (z. B. „Gestützte Kommunikation“/
"Facilitated Communication". Kritisch: Biermann, Bober &
Nußbeck, 2002; Probst, 2005; oder „Auditory Integration
Training“, kritisch: Mudford et al., 2000).
1.1 Gesellschaftlicher Bedarf: Belastung: Illustrationen




MAKSIM, 5 J. (heute 11 J.)
Kita (heute, 6. Kl. Gesamtschule,
"Integrationskind")
HAWIK-III: IQ-V= 46, IQ-H= 90,
IQ-G= 71
ADI-R (1998):







Soziale Interaktion= 29 (CO= 10)
Kommunikation= 14 (CO-NV= 7)
Repetitives Verhalten= 7 (CO= 3)
CHRISTOPH, 12 J. (heute 18 J.)
Förderschule für GB (Gärtnerei, mit
Vollzeit-Assistenz)
Epilepsie, HAWIK-III-R-G= 43
(47/50)
ADI-R (1997)



Soziale Interaktion= 32 (CO= 10)
Kommunikation= 26 (CO-NV= 7)
Repetitives Verhalten= 12 (CO= 3)
 Fehlen von Sprache
 Diskrepanz von Verbal- und
visuell-räumlicher Intelligenz
 Hyperaktives Verhalten
Video-Beispiele: Maksim: (1998-2003)
Video-Beispiele: Christoph: 2003 (1997: s. später)
1.1 Folgen der Belastung: Mangelhafte Kohärenz-Erfahrungen
 Häufige Folge der Belastungen ist: Einschränkung der „KohärenzErfahrung“ ("Sense of Coherence", Antonovsky, 1993) und damit
erhöhtes Risiko für die Erhaltung der seelischen Gesundheit
(„Salutogenese“). Folgende drei Faktoren tragen tragen nach Antonovsky zur
Stärkung der Kohärenz-Erfahrung bei : Herausforderungen des Lebens
werden
 (a) als gefühlsmäßig („innerlich“) nachvollziehbar erlebt,
 (b) als verstandesmäßig durchschaubar erfahren
 (c) als bewältigbar oder tragbar („manageable“) empfunden (durch
eigene Aktionen, Unterstützung durch Andere oder religiöse Mächte)
 Inkongruente Informationen zu Ursachen und Folgen autistischer
Entwicklungsstörungen durch Professionelle bedrohen die KohärenzErfahrung in besonderer Weise.
1.2 Komponenten der Programm-Theorie sowie
Bewertung der Programm-Theorie
 Programm-Theorie
 Programm-Wirkung (Program Impact Theory)
 Inanspruchnahme der Programm-Angebote
(Service Utilization Plan)
 Organisationsplan des Programms
 Bewertung der Programm-Theorie
 Soziale Bedarfe und Bedürfnisse
 Plausibilität
 Übereinstimmung mit Wissenschaft
1.2 Theorie-Skizze zu Programm-Wirksamkeit
(Program Impact Theory)
 Vermittlung von Störungsund Behandlungswissen
durch:
 Professionelle
 Erfahrungsaustausch
zwischen Eltern
 Vermittlung von Methoden
und Fertigkeiten
 antezedente Verfahren
 konsequenz-bezogene
Verfahren
 Kombination beider V.
 Stärkung der
Kohärenz-Erfahrung:
Lebenssituation ist:
 verstandesmäßig
durchschaubar
 gefühlsmäßig
nachvollziebar
 trag- und
bewältigbar
 Verbesserung von
MediatorKompetenzen
 Verbesserung der
familiären
Adaptation
 Eltern-KindBeziehung
 Elterliche
Gesundheit
 Verbesserung d.
Kind-Adaptation
 Reduktion v.
Verhaltensproblemen
 Entfaltung v.
Fähigkeiten
1.2 Inhaltlicher Konzeptrahmen des
Elterntrainings: Grundannahmen
Methodenauswahl & Perspektiven
 1. Ätiologische Einordnung: Autismus ist eine
neurobehaviorale, meist dauerhafte Entwicklungsstörung. Sie
ist durch genetische und medizinische Faktoren verursacht, die
eine abweichende cerebrale Entwicklung zur Folge haben.
 2. Annahmen zu Psychologischen Interventionen bei
Autismus: Ausprägung und Verlauf von Autismus sind durch
psychologische, Interventionen beeinflussbar.
Entwicklungspsychopathologisch ist von komplexen
Interaktionen zwischen Umwelt und Person, Genotyp und
Phänotyp auszugehen (Niebank & Petermann, 2000).
Interventionen sollen auf störungs-, phasen- und
umweltspezifische Gültigkeit überprüft werden (z. B.
Intervention in sensibler Phase der Sprachentwicklung in der
Familie).
1.2 Inhaltlicher Konzeptrahmen
 3. Auswahl evidenz-basierter
Interventionsmethoden zur
Rehabilitativen Therapie des
autistischen Kindes (Methoden aus
dem Bereich der "BreitspektrumsVerhaltenstherapie" (Grawe et al.,
1994)
 3.1 Antezedente Interventionen
(angewandt vor dem Auftreten des
Zielverhaltens, z. B.
Visualisierung von Regeln;
Aufgaben-Gestaltung)
Bsp.: Visualisierung der Regel:
Während der Tätigkeit keine
lauten Geräusche machen
1.2 Inhaltlicher Konzeptrahmen-3
 Auswahl evidenz-basierter Interventionsmethoden-Fortsetzung
 3.2 Konsequenz-orientierte Interventionen (z. B. Verstärkung,
Kontingenz-Management)
 3.3 Kombination von antezedenten und konsequenz-orientierten
Methoden:
 z. B. bei Erwerb von sozialen und schulischen Fertigkeiten
 4. Ökologische und System-Perspektive:




Familie
Kindertagesheim, Schule
Arbeits-Umwelt
Kommunale Ebene
 Therapeutische Einrichtungen
 Freizeiteinrichtungen
 Makro-Ebene (Bronfenbrenner): Rechtswesen, Politik, Wissenschaft,
Interessen-Verbände
1.2 Inhaltlicher Konzeptrahmen
 5. Schaffung einer Beziehung zwischen Professionellen und Eltern nach
dem Mediatoren-Konzept: (Tharp & Wetzel, 1969). Eltern wenden das
psychoedukative Wissen aus dem Training in der natürlichen Umwelt ihres
Kindes an. Realisierung einer balancierten Eltern-Therapeut-Beziehung
(Ansatz TEACCH bei Eric Schopler (1997)
 6. Schaffung einer einfühlenden, motivierenden und transparenten
Beziehung zwischen Professionellen und Eltern/ Kind als Basis aller
einzelner Interventionen (Tausch, 1998, Reinecker, 1999).
1.2 Skizze der Inanspruchnahme von ProgrammDiensten durch Eltern
 Programm-Überweisung durch Elternverband, Ambulanz,
Gesundheitsdienste
 Teilnahme am Eltern-Gruppentraining (3 Ganztage)
 Teilnahme an Post-Training-Besprechung
 Simultane individuelle Betreuung/ Beratung der Familien
 Autismus-Ambulanzen (kontinuierlich/ sporadisch) (weit überwiegend)
 Projekt-Mitarbeiter (sporadisch: telefonisch, schriftliche Korrespondenz,
häusliche Beratung)
 Nachbetreuung
 Autismus-Ambulanzen (kontinuierlich, sporadisch)
 Projekt-Mitarbeiter (sporadisch)
 Projektstelle am Psychologischen Institut (2 Kinder: individuelle
Interventionen in Familie und Schule, Elternanleitung im häuslichen
Bereich. Dauer: 6-18 Mo., 5-15 Kontakte)
1.2 Organisationsplan des Programms: Grobskizze
Inputs
Aktivitäten
Outputs
Outcomes:
TrainingsProzessEvaluation
Outcomes:
Effekte auf
Kind &
Familie
(Follow-up
 Ressourcen:
Deutsche
Forschungsgemeinschaft; Universität Hamburg (Akad. J.)
 Assistenz
durch Stud.
Training von
Mitarbeitern
 Verbände
(HAK, RK, RH)
 TEAACHtraining & Hosp.
 Angebot von
psychoedukativen Trainingsinhalten
 ElternMediatorenManual
 Sporadische
Einzelberatung
 Sporadische
Kinderbetreuung während
Gruppentraining
 Teilnahme an 3
GruppenTrainingGanztagen
 Umsetzung von
Trainingsmethoden
in Familie
 Dokumentation
von Erfahrungen
 Zufriedenheit mit
Gruppentraining: TrainerVerhalten,
Klima,
Relevanz der
Inhalte
 Vermehrung
des Wissens
über Theorie
& Methoden
 Umsetzung
antezedenter
&
konsequenzbezogener
Methoden
 Familiäre
Adaptation
 Eltern-KindBeziehung
 Elterliche
Gesundheit
1.2 Bewertung der Programm-Theorie: Skizze
Kriterien
Beleg
Übereinstimmung mit
Bedürfnissen in
Zielgruppe?
Studien mit Elternbefragungen
+
Plausibilität?
Realistische und definierte Ziele
+
Übereinstimmung von Belege für Effektivität von MediatorMediator-Modell mit
Ansätzen Forschergruppen: (a) Schopler,
Wissenschaft ?
(b) Lovaas, (c) Howlin, (d) Schreibman
Übereinstimmung von
Methodenauswahl
(antezedente &
konsequenzielle mit
Wissenschaft?
Belege für Effektivität bei allen vier
+
Arbeitsgruppen: Querschnitt-Effektstärken
("Post", "Follow-up") in kontrollierten
Studien: Bereich 0.50 bis 1.2
2. Methoden: Tab. 1: Methoden-Merkmale der Studie
MethodenMerkmale
Autismus-Eltern-Gruppentraining
KinderStichprobe
N= 23 Kinder (14= 61% Jungen), M-Alter= 9 J. (SD= 3.2, Range= 4-16
J.),
ElternStichprobe
24 Eltern (80% Mütter), M-Alter= 39 J. (SD= 9.2, Range= 24-52 J. )
TrainingsSetting
Gesamtdauer: 24 h (3 Samstage im Abstand von 4-5 Wo.)
Drop-Out
92% der Eltern nahmen an mindestens 2 Seminartagen teil. Die Dropout-Quote betrug 8%;
StudienDesign
Ein-Gruppen-Prä-Post-Follow-up-Design. Follow-up: 3 Monate nach
Beendigung des Gruppentrainings
ProzessEvaluation
8-Item-Fragebogen mit 4-stufigen bipolaren Ratingskalen zur
Zufriedenheit mit dem Gruppentraining ("Trainerverhalten",
"Gruppenklima")
OutcomeEvaluation
23-Item-Elternfragebogen zur Bewertung der Elterntrainingseffekte auf
den Alltag in der Familie Bereiche: "Eltern-Kind-Interaktion", "Belastung
der Eltern", "Familienklima")
2. Methoden: Tab. 2: Prä-Training-Merkmale: Ergebnisse aus
"Kind-Symptomverhalten & Eltern-Belastung"-Fragebogen
ItemNr.
Kind-Symptom-Verhalten:
Mein Kind:
Häufigkeit von
Symptomverhalten:
"manchmal" (2) oder
"häufig/immer" (3) in %
Intensität der ElternBelastung:
"sehr belastend (3)" in
%
07
lebt in seiner eigenen, für
andere schwer erreichbaren
Welt
85
61
13
hat schwere Wutanfälle
85
56
14
zeigt Mangel, seine Wünsche
und Bedürfnisse durch
sprachliche Äußerungen zu
signalisieren
85
44
18
reagiert beim vergeblichen
Versuch, sich mitzuteilen,
schnell enttäuscht
85
42
45
ungehorsam ("hört nicht") und
erkennt keine Grenzen an
90
53
2. Methoden: Tabelle 3: Prä-Training-Merkmale: Ergebnisse
aus “Auswirkungen der Behinderung auf die Familie“-FB
ItemNr.
Item-Inhalt (3-stufige Likert-Skalen: 1= "trifft gar nicht/ wenig zu, 2= "trifft
in mittlerem Umfang zu", 3= "trifft stark sehr stark zu"
"Trifft sehr
stark zu" %
01
Mein Kind stellt durch seine Verhaltensprobleme und seine
Unselbständigkeit laufend hohe Anforderungen an mich
58
04
Durch die laufenden Anforderungen fühle ich mich häufig erschöpft
37
07
Durch die laufenden Anforderungen bin ich häufig angespannt und
nervös
32
19
Die Bedürfnisse des behinderten Kindes stehen im Mittelpunkt des
gesamten Familienlebens
95
17
Die enge Beziehung zum Kind gibt mir Kraft
58
18
Das Bemerken von kleinen Fortschritten in der Entwicklung des
Kindes gibt mir Kraft.
79
20
Ich habe die starke Hoffnung, dass wir die Entwicklung ... günstig
beeinflussen und seine Verhaltensprobleme lindern können.
68
2. Methoden: Zusammenfassende Beschreibung der ElternStichprobe nach den Ergebnissen der Prä-Training-Merkmale
 Als maximale Belastungen werden von Eltern wahrgenommen:
"Autistische Unzugänglichkeit", "Sprachliche
Kommunikationsprobleme", "Wutanfälle" und "mangelnde
Kooperation";
 Alle Eltern sehen sich kontinuierlichen hohen Anforderungen
ausgesetzt, die bei häufig zu Erschöpfung führen;
 Zu den wichtigsten Ressourcen werden gezählt: "Beziehung zum
Kind" und "Bemerken von kleinen Fortschritten";
 Die große Mehrheit der Eltern setzt positive Erwartungen in die
spätere Zukunft des Kindes
 Die große Mehrheit der Eltern erwartet, dass die
Verhaltensprobleme des Kindes durch professionelle Hilfe gelindert
werden können.
2. Methoden: Tabelle 4: Curriculum des Elterngruppentrainings:
 1 Aneignung von Wissen über Erscheinungsbild, Wesen von Autismus;
Wechselseitiger Erfahrungsaustausch der Eltern über Entwicklung und
Umgang.
 2. Aneignung von Wissen über Ursachen des Autismus
 3. Aneignung von Kenntnissen über Ziele, Theorien und Methoden von
Behandlungsmethoden in Therapie und Rehabilitation:
 4. Sensibilisierung für Familienbelange, die sich aus der autistischen
Entwicklungsstörung ergeben; - Probleme von Jugendlichen und jungen
Erwachsenen mit Autistischer Störung
 5. Erwerb von praktischen Strategien und Fertigkeiten zu Förderung und
Verhaltensmanagement des Kindes:
 5.1 Gestaltung der räumlichen und gegenständlichen Umwelt des Kindes
 5.2 Gestaltung von Tagesplänen zur visuellen Strukturierung des täglichen
Geschehens
2. Methoden: Tabelle 4: Curriculum des Elterngruppentrainings:
 5.3 Gestaltung von Arbeits- und Tätigkeits-Plänen als visuelle
Strukturierungshilfen
 5.4 Unterstützung des Lernens durch die Technik der verbalen, gestischen
und physischen Hilfestellung und der anschließenden Ausblendung der
Hilfestellung
 5.5 Unterstützung des Lernens durch die Technik der "Aufspaltung einer
Tätigkeit/ Handlung in kleine Schritte"
 5.6 Unterstützung des Lernens durch Verstärkung (Punkte-Vergabe) von
Zielverhalten und Nichtbeachtung oder Bestrafung (Response Cost) von
unerwünschten Verhaltens
 5.7 Stärkung der Lernmotivation durch Erstellung von
entwicklungsgerechten Aufgaben, die vom Kind als sinnvoll erlebt werden:
Gewährleistung von Klarheit und Einfachheit der verbalen oder visuellen
Aufgabeninstruktion.
 5.8 Strategien und Methoden zur Förderung von Sprache, Kommunikation
und sozialen Fertigkeiten
Beispiele zu 5.8 "Förderung sozialer Kompetenzen"
Beispiel zu 5.3. Gestaltung von Arbeitsablauf-Plan durch
visuelle Strukturierung
Arbeitsablaufplan (links): (1) Quadrat-Karte
führt zu Lego-Kiste: Lego-Bauen (z. B.
Nachbauen nach Muster); (2) Spielen-Karte
führt zu Pausen-Ecke (Musikhören, Freies
Spiel)
Beispiel zu 5.2 "Tagesplan" und zu 5.8 "Förderung
sozialer Kompetenzen" , Diskussion in Eltern-Gruppe
Nachbetreuung von Familien : Interventionen mit Kind, Familie, Schule,
Gesundheitseinrichtungen: Illustration: Christoph (12 J., GB-Schule),
Training von Selbständigkeit (Selbst-Management) (Eltern, Bruder hinter
Einweg-Scheibe), Variation der Tätigkeiten: z. B. Bewegungs-Spiele
3. Ergebnisse: Prozess-Evaluation: Tabelle 5: Beurteilung der
Elterntrainingsdurchführung durch die Eltern
Beurteilung auf 4-stufigen bipolaren
Beurteilungsskalen (1-4):
Elterntraining insgesamt1
Stoffdarbietung1
"Klima" im Elternseminar1
Persönliches Wohlbefinden1
Qualität der Curriculum-Inhalte2
Gestaltung des Trainings-Manuals1
1=
zufrieden
(%)
2= eher
zufrieden
(%)
82
92
95
18
08
05
94
78
87
06
20
11
arithmetisch gemittelt über die 3 Trainings-Tage;
2 arithmetisch gemittelt über die fünf Hauptbereiche des Curriculums, s.
Tab. 4
1
3. Effekt-Evaluation: Tabelle 6: Ergebnisse des Fragebogens
"Auswirkungen des Elterntrainings auf Alltag in der Familie"
2= Trifft in
mittlerem
Umfang zu
(%)
3= Trifft
stark/sehr
stark zu
(%)
(2)+(3)
(%)
1. Alles in allem hat das Elterntraining dazu
beigetragen, dass der alltägliche Umgang mit dem
Kind erleichtert wurde.
84
5
89
2. Das Elterntraining hat dazu beigetragen, dass ich
mein Kind in seinen Fähigkeiten besser als früher
fördern kann
73
16
89
3. Das Elterntraining hat dazu beigetragen, dass ich die
Verhaltensprobleme meines Kindes besser steuern
kann.
63
16
79
4. Das Elterntraining hat sich förderlich auf meine
körperliche und seelische Kondition ausgewirkt.
53
26
79
5. Das Elterntraining hat sich förderlich auf das
Familienklima ausgewirkt.
63
5
68
9. Ich konnte Ideen aus dem Elterntraining an andere
Bezugspersonen ... weitergeben.
32
42
74
Items (3-stufige unipolare Beurteilungsskalen: 1-3)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation: Tabelle 6: "Auswirkungen des
Elterntrainings auf den Alltag in der Familie“- Fortsetzung
Items (3-stufige unipolare Beurteilungsskalen: 1-3)
2= Trifft
in
mittlerem
Umfang
zu (%)
3= Trifft
stark/sehr
stark zu
(%)
(2)+(3)
10. Die anderen Eltern waren für mich im
Elterntraining wichtige "Lehrer".
53
42
95
11. Der Austausch von Erfahrungen mit anderen
Eltern war für mich hilfreich und nützlich und hat
auf mein Verhalten im Alltag ausgewirkt.
10
90
100
12. Die Beschäftigung mit dem Themenbereich
"Erscheinungsbild und Wesen von Autismus" war
für mich hilfreich (...).
47
53
100
13. ( ... ) "Ursachen autistischer Störungen" ( ... ).
47
21
68
16.-23. Die Praktischen Anleitungen waren für
mich nützlich und hilfreich, so dass ich sie auf den
Alltag übertragen konnte1.
49
19
68
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-1
Bsp. Für "Punktevergabe/Token-Programm". Ziel: "reduzierter
Geräusche-Pegel" für bestimmte Zeit (Zeitschaltuhr) (Token=
Verpackung der bevorzugten Schokolade ) (Christoph)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-2
Ergebnisse zu Tages- und Arbeitsplan: Frank: Intelligenzminderung,
ausgeprägte Hyperaktivität
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-3
Bsp. für bildgestützte Anleitung für häusliche Tätigkeiten (Tischdecken)
(Susanne)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-4
Bsp. Für "Strukturierung" des Kinderzimmers mit Bastel- und
Arbeitstisch
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen der Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-5
Bsp. Für "Auswahl-Tafel": Kind wählt Beschäftigung aus (Christoph)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-6
Beispiele für "Tagesplan-Gestaltung" (Christoph, Maksim)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-7
Beispiele für Anleitung zu "Selbständigkeit" (Badezimmer, Hygiene)
(Maksim)
3. Ergebnisse: Effekt-Evaluation:
Freie Aufzeichnungen von Eltern über die Umsetzung von Trainingsinhalten-8
Beispiele für "Anleitung zu Kommunikation und
Sprache": Gegenstände, Handlungen
4. Diskussion & Fazit
 In der vorliegenden Studie wird erstmals im deutschsprachigen Sprachraum
ein psychoedukatives, verhaltensorientiertes Gruppentraining für Eltern
autistischer Kinder evaluiert.
 Ein Schwerpunkt des Trainings bestand in der Vermittlung „antezedenter“
Methoden mit dem Ziel, störungs-, phasen- und kontextspezifische Interventionen
(Niebank & Petermann, 2000) zu gewährleisten.
 Es handelt sich dem Wesen nach um eine Pilotstudie, die im Rahmen eines EinGruppen-Prä-Post-Follow-up-Designs durchgeführt wurde.
 Wie es bei einer Pilotstudie zu erwarten ist, sind charakteristische
Einschränkungen der internen Validität (fehlende Vergleichsgruppe,
eingeschränkte „Reichhaltigkeit“ (Grawe et al., 1994) der Outcome-Messung) und
der externen Validität (Freiwilligen-Stichprobe, relativ geringer
Stichprobenumfang) zu berücksichtigen. Trotz dieser Restriktionen sind insgesamt
positive Evaluationsergebnisse hervorzuheben:
 Prozess-Evaluation: „Curriculum-Ziele“, „Trainerverhalten“ und
„Gruppenklima“ wurden von der großen Mehrheit der Eltern (70-90%) positiv
eingeschätzt.
4. Diskussion & Fazit
 Effekt-Evaluation: In der 3-Monate-Follow-up-Untersuchung wurden die Effekte des
Gruppentrainings ebenfalls von der großen Mehrheit der Eltern als positiv eingestuft.
Folgende Kriterien fanden dabei Verwendung: „Eltern-Kind-Beziehung“, „Elterliche
Gesundheit“ und „Familiäre Adaptation“
 Diese Befunde sind konsistent mit den Ergebnissen mehrerer internationaler Studien
(vgl. Probst, 2003, 2004). Sie decken sich auch mit den Ergebnissen einer ähnlich
konzipierten Lehrer-Trainings-Studie für Lehrer mit intelligenzgeminderten autistischen
Kindern in Förderschulen (Leppert & Probst, 2005, Probst, 2004) und einer ebenfalls
konzeptionell verwandten Lehrertrainings-Studie für Lehrer von ADHS-Schülern (Rossbach
& Probst, i. V.; Probst, 2004).
 Die positiven Effekte, die sich hauptsächlich aus Fragebogen-Daten von Eltern ergaben,
sind kongruent mit nicht-systematisch erhobenen Daten, die aus schriftlichen
Aufzeichnungen sowie Photo- und Video-Dokumentation der Eltern stammen.
 Das am Mediatoren-Prinzip orientierte Elterngruppentraining kann als „low-cost“Verfahren“ eingestuft werden, das auch in nichtindustrialisierten Gesellschaften mit
niedrigem Sozial-Budget implementiert werden kann ("Efficiency").
 Fazit: Die summative Evaluation (Bortz & Döring, 1995) deutet insgesamt auf eine
substanzielle soziale und klinische Validität des untersuchten Ansatzes hin und legt eine
weitere, systematische - klinisch kontrollierte, multizentrische - Untersuchung der Methode
nahe.
Christoph-4-min