Klinisch relevante Effekte der Internetnutzung

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Transcript Klinisch relevante Effekte der Internetnutzung

Referentinnen: Marion Mohr & Sara Manssuri Dozentin: Dr. Christiane Eichenberg Seminar: E-Health Datum: 24.01.2010

Klinisch relevante Effekte der Internetnutzung:

„Internetsucht“

Gliederung

• Das Medium „Internet“ • Definition „Internetsucht“ • Diagnostik • Vulnerabilität • Prävalenz & Komorbidität • Therapie & Behandlung • Beispielstudie (Kim & Davis, 2009)

Das Medium „Internet“

Das Medium „Internet“

Erfinder u. Entwickler des World Wide Web:

Sir Tim Berners-Lee

Entwicklung des Internets

Ende der 70er Mitte der 60er -Grundlagen werden gelegt -Technologie wird demonstriert und zur Anwendungsfähigkeit entwickelt -Wechsel von militärischer zur akademischen Forschungsförderung -Beginn des Wachstums -Beginn der internationalen Ausbreitung Ab 1990 -Beginn der kommerziellen Phase des Internets

Das Medium „Internet“

• Anzahl der Teilnehmer im Internet ist nicht exakt bestimmbar • Anfang 2008 – laut EITO nutzen 1,23 Milliarden Menschen das Internet – in der EU nutzen mehr als die Hälfte (51%) der 500 Millionen EU Bürger regelmäßig das Internet (40% nutzen das Internet gar nicht)  http://de.wikipedia.org/wiki/Internet • seit 1989 ist die online Population von 500,000 auf über 700 Millionen User angewachsen (Morahan Martin, J. (2005). Internet abuse: Addiction? Disorder? Symptom? Alternative Explanations?

Social Science Computer Review, 23,

39-48)

Das Medium „Internet“

In Deutschland: • ca. 60% nutzen regelmäßig das Internet, Tendenz steigend um 2 bis 3 Prozent jährlich • in etwa 75% der Haushalte stehen PCs mit Internetanschluss – wird mehr von jungen Menschen als von alten Menschen genutzt – ca. 80% der deutschen Jugendlichen (10-13 Jahre) nutzen das Internet • Online Zeit – deutsche Männer: durchschnittlich 1,3 Stunden am Tag – deutsche Frauen: durchschnittlich 0,8 Stunden  http://de.wikipedia.org/wiki/Internet

Verteilung des Internets in Europa

Land

Niederlande Dänemark Finnland Schweden Island Norwegen Deutschland Italien Bulgarien Griechenland Rumänien Spanien Estland Österreich 34 28 28 22 40 60 72

Anteil der Internetnutzer in %

81 76 75 75 86 81 64

Diskussion Welche Aspekte machen das Internet eurer Meinung nach attraktiv?

Das Medium „Internet“

Immersion begleitet von einem positiv erlebtem Flow-Erlebnis Beziehungserleben im Spiel-, Chat und Surf-Geschehen erscheint steuerbar sowie weniger kompliziert  wird dadurch als weniger angstauslösend erlebt inneren Bedürfnisse des Menschen treffen passgenau auf das mediale Angebot

INTERNET

asynchrone Kommunikation  starkes Kontrollgefühl Interaktivität ohne körperliche Präsenz  Erleben von sozialer Gemeinschaft trotz interpersonaler Isolation Löschen von schwach oder negativ angesehenen Identitätselementen möglich  eine selektive Selbstdarstellung ist möglich Anonymität  Experimentieren mit alternativen Selbstaspekten, erleichterte Selbstoffenbarung, beschleunigte Intimität

Das Medium „Internet“

Mögliche Konsequenzen:

die berufliche Leistungsfähigkeit wird beeinträchtigt negative Gefühle der Einsamkeit und der Depression entwickeln sich nach dem „Wiederauftauchen“ in der Realität Ängste und Gefühle der Unsicherheit werden nur vorübergehend beschwichtigt es gelingt eine Abkehr von belastend erlebter Realität, die eine Verleugnung der immer drängenderen Probleme in der Alltagswelt begünstigt

Definition „Internetsucht“

„Onlinesucht ist der exzessive Gebrauch des Mediums Internet.

Der Betroffene integriert nicht das Internet in sein Leben, sondern sein Leben in das Internet.“

http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

Begrifflichkeit

„Compulsive internet use“ „Internetsucht“ „Pathological internet use“ „Internet addiction (disorder)“ „Onlinesucht“ „Internetabhängigkeit“

Definition „Internetsucht“

• Phänomen, im Übermaß – im Extremfall gesundheitsgefährdend - das Internet zu nutzen • Internetsucht wird seit einigen Jahren unter verschiedenen Bezeichnungen als psychologisches Problem diskutiert.

 In der Wissenschaft ist der Begriff umstritten !

• Der New Yorker Psychiater Ivan Goldberg hat diesen Begriff vor ein paar Jahren mehr als scherzhafte Scheindiagnose fallen lassen.

• Im Jahre 1999: „Suchtgefahr Internet“ (Original: „caught in the net“) von Kimberly Young • Ebenfalls 1999: Gründung der Selbsthilfegruppe „Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht“ durch Gabriele Farke

Verschiedene Definitionsansätze

• Pathologischer Umgang mit dem neuen Medium „Internet“ weniger ein einfaches dysfunktionales Reiz-Reaktions-Muster im Rahmen einer „Onlinesucht“, sondern viel mehr eine tiefgreifende Störung der Beziehungs- und Selbstwertregulation • „Verlorensein in der virtuellen Welt“ • Verlust der Fähigkeit, die Häufigkeit und Dauer der Internetaktivitäten zu begrenzen • Pathologischer Internetgerbauch als eine verbreitete Impulskontrollstörung

Kontroversen um das Phänomen Internetsucht

Pro Internetsucht

Stand der Forschung Immer mehr Betroffene suchen professionelle Hilfe wegen Problemen, die im Zusammenhang mit dem Internetgebrauch stehen.

Contra Internetsucht

Es ist unseriös, ohne fundierte psychologische Forschungsarbeit eine neue Krankheit zu postulieren. Ätiologie Auch substanzbezogene Abhängigkeiten werden nicht nach ätiologischen Merkmalen diagnostiziert, sondern nach normativ-deskriptiven. Die Deskription ist Voraussetzung für die Bestimmbarkeit von auslösenden Bedingungen. Extensiver Internetgebrauch resultiert aus primären psychischen und sozialen Konflikten und wird nicht vom Internet selbst verursacht. Eichenberg, C., Klemme, A. & Theimann, T. (2003)

Kontroversen um das Phänomen Internetsucht

Pro Internetsucht Contra Internetsucht

Theoretische Diskussion um den Suchtbegriff DSM IV erfasst außerhalb des Suchtkapitels die sogenannte Gruppe der „Störungen der Impulskontrolle“, darunter das „pathologische Spielen“. Die Kriterien dieses krankhaften Spielverhaltens lassen sich fast 1:1 auf das Internet übertragen. In den allgemein verbindlichen Klassifikationssystemen (ICD-10, DSM-IV) wird bei der Definition des Suchtbegriffs zwischen Abhängigkeit und Missbrauch unterschieden. Diese beiden Phänomene sind allerdings immer auf eine oder mehrere psychotrope Substanz bezogen. Legt man diese Definition zu Grunde, kann es keine Internetsucht geben, genauso wenig wie es eine Telefon- oder Lesesucht gibt.

Eichenberg, C., Klemme, A. & Theimann, T. (2003)

Drei exemplarische Bereiche der Internetsucht

 http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

Online-Kommunikationssucht

Online-Spielsucht

Online-Sexsucht

Online-Kommunikationssucht

• sehr häufig • Unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildungsstand • Mailen, Chatten, und Beiträge, die in Foren gepostet und von den Betroffenen zu jeder sich bietenden Gelegenheit aufgerufen werden • Häufig steckt hinter dieser Form der Onlinesucht eine innere Einsamkeit  Latente Sehnsüchte, die nicht ausgelebt werden können • Vernachlässigung von Haushalt, Versorgung der Kinder und des Partners nicht selten

Online-Spielsucht

• hohes Suchtpotenzial, denn die Online-Spiele fesseln dadurch, dass sie unterschiedliche Levels haben, die mit jeder erfolgreich gelösten Aufgabe schwieriger werden • Die Aufgaben werden entweder alleine oder in Gemeinschaften angegangen, aber dafür müssen die Spieler ständig präsent sein und sich austauschen.  So baut sich ein im Netz sind.

Gruppendruck

auf, und es entsteht Dauerspannung: Die Spieler verspüren Stress und meinen, sie versäumten etwas, wenn sie nicht • Da sie natürlich gewinnen und dafür Anerkennung erhalten möchten, steigen sie immer wieder ins Spielgeschehen zu allen Tag- und Nachtzeiten ein.  massives Verlangen nach immer mehr, ein Kreislauf entsteht

Online-Sexsucht

• Etwa 20 Prozent der Abhängigkeiten haben einen sexuellen Hintergrund. • Die Mehrheit dieser Süchtigen besteht aus Männern, viele von ihnen sind jünger als 30 Jahre und studieren. • Sie bevorzugen Video-Chats mit Stripperinnen, haben Cyber-Sex. • Sie surfen zu Hause, aber auch an anonymen Orten, an denen sie nicht zurückverfolgt werden können.

Kennzeichnende Merkmale der Internetsucht

• Immersion   d.h. das Zurücktreten der realen Erlebniswelt in der subjektiven Bewertung und die Präferenz der virtuellen Welt mit dysfunktionalen Auswirkungen auf Erleben und Verhalten • Positiv erlebtes „Flow“-Erlebnis  d.h. dem euphorischen Gefühl, das einem Schaffensrausch in leidenschaftlicher Hingabe ähnlich ist  Die inneren Bedürfnisse des Menschen treffen passgenau auf das mediale Angebot, wodurch der hohe Aufforderungscharakter der Internetaktivität erklärt werden kann!

Fallbericht

In einer psychotherapeutischen Praxis stellt sich ein 23jähriger, alleinlebender Mann vor. Vor seinem extensiven Internetgebrauch sei er in einem handwerklichen Beruf tätig gewesen. Es liegen keine stoffgebundenen Süchte vor. Der Klient stammt aus einem intakten Elternhaus und hatte auch vor seinem chronischen pathologischen Internetabusus einen Freundeskreis und eine Freundin. Er verbrachte täglich ca. 10-18 Stunden online am Computer mit Surfen im Internet, Online-Games und Downloads von Videos und Spielen. Folge war die Vernachlässigung beruflicher und sozialer Pflichten . Durch mangelnden Schlaf, häufiges Zuspätkommen bei der Arbeit und Nichterbringung der Arbeitsleistung wurde ihm seine Anstellung gekündigt. Infolgedessen konnte er seine Miete nicht mehr bezahlen, seine Eltern sprangen finanziell ein, um den Beinaheverlust der Wohnung zu verhindern. Seine Freundin trennte sich von ihm aufgrund seines massiven Internetgebrauchs. Als sich seine Situation immer mehr zuspitzte, chattete er regelmäßig in einem Suizidforum.

Symptomatik

• • Häufiges unüberwindliches Verlangen, sich ins Internet einzuloggen Kontrollverluste (d.

h. länger „online“ bleiben, als man sich vorgenommen hatte) verbunden mit diesbezüglichen Schuldgefühlen • • sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie) Nachlassen der Arbeitsfähigkeit • • Verheimlichung/ Bagatellisierung der Netz Aktivitäten vor der Umwelt Psychische Irritabilität bei Verhinderung am Internet-Gebrauch (bspw. in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression) • • Antriebsverlust außerhalb der PC-/Internetaktivität Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung

Symptomatik

Betroffene weisen gravierende Störungen in den Alltagsbewältigungskompetenzen und der beruflichen Leistungsfähigkeit auf!

Gefangen im Netz?

Wie erkenne ich, ob ich süchtig bin???

 http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

• Wann ist jemand süchtig, wann „nur“ von etwas fasziniert?

• Die Grenzen sind eher fließend und schwer einzugrenzen!

• Wenn allerdings der Betroffene von sich selbst den Eindruck hat, dass seine Leidenschaft nicht mehr kontrollierbar und ein Verzicht ohne massive Mangelerscheinung nicht mehr möglich ist , dann wird er von eben dieser Leidenschaft beherrscht, statt sie selbst zu beherrschen!

 In diesem Moment reden wir von Sucht !

Einige der auffälligsten Anzeichen für Onlinesucht

 http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

• • • • • • • • • • In Ihrer Partnerschaft beginnt es zu kriseln, weil es ständig Streit wegen des Computers gibt Telefon und Internetkosten erreichen schwindelnde Höhen Ihr Interesse an „Offline-Geselligkeiten“ lässt merklich nach Besuch ist eher lästig geworden, weil Sie doch viel lieber am Computer sitzen würden Falls Sie (noch!) merklich nach berufstätig sind, lässt Ihr Elan und Engagement im Betrieb Ihnen macht der mangelnde Schlaf zu schaffen und Sie sind erschöpft Sie gehen statt real einzukaufen, viel lieber online shoppen Ihre Kondition lässt merklich nach, da die Bewegung an der frischen Luft fehlt Das Gefühl, von Freunden, Kollegen, und der Familie nicht mehr verstanden zu werden, bestätigt sich täglich Sie kapseln sich mehr und mehr von Ihrem "alten Leben" ab

Welche Gründe gibt es für die

Internetsucht?

http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

 Die Gründe für die Onlinesucht liegen - wie bei jeder anderen Sucht auch – in der Suche nach etwas, das wir nicht haben oder nicht erreichen können !

• Die Faszination des Neuen, die unbegrenzten Möglichkeiten, sich weltweit mit Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und Gruppierungen auszutauschen • Die Mehrzahl der Onlinesüchtigen gibt an, dass vor allem der Kommunikationsbereich sie "abhängig" gemacht habe. • Das Kennenlernen interessanter Menschen, mit denen außergewöhnlich vertraut und offen "gesprochen" werden kann, hat dabei einen besonderen Reiz.  Keine Scham, keine Angst vor Ablehnung, keine Äußerlichkeiten stehen im Weg!

Diagnostik

Wo bzw. wie ist die Internetsucht einzuordnen?

• Umgangssprachlich wird zwar von einer " Sucht “ gesprochen.

• Allerdings würde es sich hier um eine stoffungebundene Abhängigkeit (Verhaltenssucht) handeln, welche noch nicht in der Klassifikation der ICD-10 vorhanden ist!

• Daher behilft man sich in der Wissenschaft mit der Klassifikation als Störung der Impulskontrolle .

• Diese Einordnung ist allerdings auch nicht korrekt, da dadurch weder die vorhandene Toleranzentwicklung , noch die entstehenden Entzugssymptome erfasst werden.

• Andere Wissenschaftler sehen die Internetabhängigkeit nicht als eigenständige Krankheit an, sondern als Syndrom im Rahmen einer bereits bestehenden psychischen Störung an.

Diagnostik

• Entwicklung verschiedener Instrumente, um das Phänomen des pathologischen Internetbrauchs diagnostisch zu erfassen • Dabei orientierte sich die diagnostische Klassifizierung an verschiedenen Kriterien, z.B.: a)

pathologisches Spielen

(Impulskontrollstörung) nach DSM-IV  Beispiel: 8-Item-Fragebogen zur Erfassung von Internetsucht von Young (1998)  Bei fünf oder mehr zutreffenden Antworten im Jahresverlauf diagnostiziert die Autorin Internetsucht.

8-Item-Fragebogen zur Erfassung von Internetsucht (Young, 1998) 1. Beschäftigen Sie sich nahezu ausschließlich mit dem Internet (über vergangene Onlineaktivitäten nachdenken oder sich die nächste Onlinesitzung im Voraus vorstellen)?

2. Empfinden Sie das Bedürfnis, das Internet immer länger zu nutzen, um damit zufrieden sein zu können?

3. Haben Sie mehrfach erfolglos versucht, ihre Zeit im Internet zu kontrollieren oder zu reduzieren oder den Internetgebrauch zu beenden?

4. Fühlen Sie sich ruhelos, launisch, deprimiert oder reizbar, wenn Sie Ihren Internetgebrauch zu reduzieren oder zu beenden versuchen?

5. Bleiben Sie länger online als zunächst beabsichtigt?

8-Item-Fragebogen zur Erfassung von Internetsucht (Young, 1998) 6. Haben Sie wegen des Internets bereits den Verlust bedeutsamer Beziehungen oder der Arbeitsstelle oder von Bildungs- bzw. Karrierechancen aufs Spiel gesetzt?

7. Haben Sie Familienmitglieder, Therapeuten oder andere über die Intensität Ihres Internetgebrauchs belogen?

8. Nutzen Sie das Internet als eine Möglichkeit, Problemen zu entkommen oder der Erleichterung schlechter Stimmungen (z.B. Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld, Angst und Niedergeschlagenheit)?

 Cut-Off-Wert zur Diagnosestellung bei 5 von 8 Items!

Diagnostik

• Bislang ist die diagnostische Einordnung noch umstritten !

• Entwicklung verschiedener Instrumente, um das Phänomen des pathologischen Internetbrauchs diagnostisch zu erfassen • Dabei orientierte sich die diagnostische Klassifizierung an verschiedenen Kriterien, z.B.: b)

substanzgebundene Abhängigkeit

nach DSM-IV  Beispiel: Scherer (1997) und Griffith (1998) beispielsweise übertragen diese diagnostischen Kriterien auf die Internetsucht.

Griffiths Merkmale für die Orientierung an stoffbezogenen Abhängigkeiten (1998): 1.

Toleranzentwicklung

 (z.B.: Der User muss immer mehr Zeit online verbringen, um denselben Grad an Befriedigung zu erreichen) 2.

Entzugserscheinungen

 (z.B. psychomotorische Agitiertheit, Angst) 3.

Konflikt

 (interpersonell, intrapsychisch oder in Bezug auf anderen Aktivitäten (Arbeit, Hobbies) wegen des extensiven Internetgebrauchs) 4.

Rückfallneigung

 (nach z.B. jahrelanger Abstinenz) 5.

Herausragende Bedeutung

 (der Internetgebrauch wird zur wichtigen Aktivität im Leben, dominiert das Verhalten, Denken und Fühlen) 6.

Stimmungsänderung

 (z.B. Flowerlebnisse während der Internetnutzung)

5 Kriterien der Internetsucht (Hahn & Jerusalem, 2001)

• Hahn & Jerusalem (2001) definieren Internetsucht als eine

stoffungebundene Abhängigkeit

, die dann als vorhanden gilt, wenn:  über längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verausgabt wird 

Einengung des Verhaltensraums

 die Person die Kontrolle über ihre Internetnutzung weitgehend verloren hat (obwohl das Bewusstsein für dadurch verursachte persönliche oder soziale Probleme vorhanden ist) 

Kontrollverlust

 im zeitlichen Verlauf eine „Verhaltensdosis" zur Erreichung der angezielten positiven Stimmungslage gesteigert werden muss

Toleranzentwicklung

zu beobachten ist, d.h. die 

Entzugserscheinungen

als Beeinträchtigungen psychischer Befindlichkeit und psychisches Verlangen („craving") nach der Internetnutzung als Folge zeitweiliger, längerer Unterbrechung der Internetnutzung auftreten  wegen der Internetaktivitäten

negative soziale Konsequenze

n in den Bereichen Arbeit und Leistung sowie soziale Beziehungen eingetreten sind

Diagnostische Kriterien nach Schuhler, Vogelsang & Petry (2009)

• Pathologischer PC-/Internetgebrauch als eine tief greifende Störung der Affekt- und Beziehungsregulierung sowie der Selbststeuerung  Diese ist am ehesten in die Diagnoseklasse „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ einzuordnen • F 68.8-Klassifikation „sonstige näher bezeichnete Persönlichkeits und Verhaltensstörungen“ des ICD 10 scheint für eine diagnostische Einordnung am besten geeignet

Diagnostische Merkmale des pathologischen PC /Internet-Gebrauchs nach ICD-10: F 68.8

• Exzessive PC-/Internetaktivität (mehr als 30 h/Woche, schul- oder berufsfremd) • Überwertiges Immersionserleben mit Wunsch nach Anerkennung durch virtuelle Partner • Identitätsdiffusion • Ich-Syntonie • Defizite in der sozialen Interaktionsfähigkeit und Selbstwertregulierung • Sozialer Rückzug mit sozialphobischen Vermeidungstendenzen • Negative körperliche, psychische und soziale Folgen • Hohe psychische Komorbidität (depressive Störungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen)

„Internet Addiction Test“ nach Young

• Aus dem „Diagnostic Questionnaire“ entwickelte Young für ihr weltweit populäres Selbsthilfebuch „Caught in the net“ den „Internet Addiction Test“ .

• Dieser Fragebogen wurde zum weltweit am häufigsten eingesetzten und einflussreichsten Instrument für pathologischen Internetgebrauch.

• Die Items des Internet Addiction Test“ erfragen die Häufigkeit des Auftretens von 20 Symptomen auf einer fünfstufigen Likert-Skala von „gar nicht“ bis „immer“.

• Bei einem Wert zwischen 70 und 100 wurden dem Leser bedeutsame Probleme im Zusammenhang mit dem Internet zurückgemeldet.

Diagnostik: Fazit

• Pathologischer Internetgebrauch  Abhängigkeit Analogie zur (ICD-10/ DSM-IV) und/oder zum stoffgebundenen pathologischen Glücksspiel (DSM-IV) • Dabei wird auf die Leitsymptome der Substanzabhängigkeit zurückgegriffen.

• „Internetsucht“  problematischer diagnostischen Begriff „Sucht“ • Unklar, ob dieses Konzept Aufnahme in die Weiterentwicklung der diagnostischen Systeme ICD und DSM finden wird • Alternative: Einordnung unter die ebenfalls dann neu zu definierende Oberkategorie der „Zwangsspektrumsstörungen“ • Zurzeit kann pathologischer Internetgebrauch als nicht andernorts spezifizierte Impulskontrollstörung beschrieben werden. • Begriff „ pathologischer Internetgebrauch“ besonders geeignet, da er in der Frage der zukünftigen diagnostischen Oberkategorie neutral bleibt

Vulnerabilität

Vulnerabilität

• manche Forscher sehen im Internet selbst bzw. seinen besonderen Merkmalen die Ursache für eine begünstigende Suchtvulnerabilität • Young , die fünf verschiedene Formen der Internet Abhängigkeit unterscheidet, erklärt einen Typus mit dem ACE-Modell: Net Compulsions, d.h. die Abhängigkeit von Online Auktionen und E-Shopping, werde durch die netzimmanenten Eigenschaften ACCESSIBILITY, CONTROL, EXCITEMENT begünstigt

Eigenschaften von vulnerablen Personen

• Jugendliche und Erwachsene mit schwierigen familiären Sozialisations- und Entwicklungsbedingungen • labile Menschen • Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl • Menschen mit instabiler sozialer, beruflicher und gesellschaftlicher Einbindung  extreme Netznutzung als Copingstrategie • Seemann unterscheidet zwischen „primärer“ und „sekundärer“ Internet Abhängigkeit –

primäre Internet-Abhängigkeit:

eine vorab psychisch gesunde Person wird Internet abhängig –

sekundäre Internet-Abhängigkeit

: die Internet Abhängigkeit entwickelt sich auf dem Boden einer vorbestehenden psychischen Störung

Typen von Süchtigen

Die Spieler

– über 50% der Internet-Abhängigen sind spielsüchtig – in dieser Kategorie sind die meisten Süchtigen unter 20 Jahre alt und männlich – 5 Mio User besitzen bereits eine Identität in der virtuellen Welt – fast 10 Mio Menschen sind weltweit bei dem virtuellen Rollenspiel „World of Warcraft" registriert – durch die Charaktere, die die User selbst bestimmen können, schaffen sie oft ein zur Realität völlig gegenteiliges Bild. Berens, Celin (2001). Eine wissenschaftliche qualitative Studie zu dem Phänomen Internetsucht.

Typen von Süchtigen

Die Einsamen

– ca. 30% der Süchtigen versuchen, im Internet soziale Kontakte aufzubauen – sie suchen Menschen, denen sie sich anvertrauen können und werden durch die Anonymität lockerer – Frauen zwischen 30 und 45 Jahren (halten sich vorwiegend in Chatrooms auf) – zu der Gruppierung gehören aber auch jüngere Menschen, die ständig in Online-Communities unterwegs sind (das StudiVZ knackte kürzlich gemeinsam mit dem SchülerVZ die Marke von sechs Millionen registrierten Mitgliedern in Deutschland, Österreich und der Schweiz und zählt damit zu den erfolgreichsten Web-Angeboten) Berens, Celin (2001). Eine wissenschaftliche qualitative Studie zu dem Phänomen Internetsucht.

Typen von Süchtigen

Die Kaufsüchtigen

– suchen Schnäppchen im Internet und ersteigern vor allem bei Ebay – betroffen sind vor allem Frauen ab 30 Jahren •

Die Lustmolche

– ca. 20% der Abhängigkeiten haben einen sexuellen Hintergrund – Mehrheit dieser Süchtigen besteht aus Männern, viele von ihnen sind jünger als 30 Jahre und studieren – – Internetsucht.

Berens, Celin (2001). Eine wissenschaftliche qualitative Studie zu dem Phänomen

Typen von Süchtigen •

Die Mitteilungsbedürftigen

– Menschen, die sich in Kommentaren in Foren und Blogs der Internet-Welt immer wieder mitteilen – mischen sich in Diskussionen ein und nehmen viel an Umfragen im Netz teil – häufig sind dies Leute, die im wahren Leben subjektiv zu selten nach ihrer Meinung gefragt werden Berens, Celin (2001). Eine wissenschaftliche qualitative Studie zu dem Phänomen Internetsucht.

Prävalenz & Komorbidität

Prävalenz

• nach Young : „pathological internet use“ (PIU) bei ca.

5 – 10% der Netznutzer • je nach Studie verbringen als abhängig beschriebene Personen in ihrer Freizeit zwischen 30 u. 40 Std. je Woche im Internet; Nichtsüchtige kommen hingegen auf ein wöchentliches Pensum zwischen 2 u. 20 Std. • allerdings kann die Frage nach der Häufigkeit des Merkmals Internetsucht bisher nicht befriedigend beantwortet werden, da die Studien auf Gelegenheitsstichproben beruhen – Selektionsprozesse – Verwendung von selbstentwickelten Erhebungs instrumenten mit mehr oder weniger willkürlichen Kriterien  keine Repräsentativität gewährleistet

Studie

Young, 1998

Prävalenz

Süchtig Methode/ Grundgesamtheit

N= 496 Teilnehmer 79,8 %  rekrutiert über Anzeigen in Zeit schriften, Aushängen auf Uni-Campus und über elektronische Diskussionsforen und Websites zum Thema „Internetsucht“, füllten  Teilnehmer füllten den 8-Item Fragebogen aus  oder wurden in Telefoninterviews diese 8 Items abgefragt

gefährdet

Studie

Greenfield, 1999 Andersen, 2001

Prävalenz

Süchtig Methode/ Grundgesamtheit

6% Online-Befragung an 17.251 Personen, rekrutiert über ABCNews.com

1300 Studenten von 8 verschiedenen Colleges 9.8 % (von N= 1078 netznutzenden Studenten)  wurden mittels eines nicht standardisierten Fragebogens zu ihrem Internet verhalten u. den Auswirkungen auf ihre Studium befragt

gefährdet

4%

Prävalenz

Studie

Schweiz, Hahn & Jerusalem, 2002

Methode/ Grundgesamtheit Süchtig

7.091 deutsche Teilnehmer  füllten einen selbst-entwickelten konstruktvaliden und reliablen Online Fragebogen aus („Internetsucht skala), der durch Pressemitteilungen in 30 Zeitschriften angekündigt wurde 3 %

gefährdet

7%

Prävalenz

Wie kommen die unterschiedlichen Zahlen zustande?

• Die Studien beruhen auf Gelegenheitsstichproben, so dass keine Repräsentativtät gewährleistet ist.

• Zum Einen kamen Selektionsprozesse in den vorliegenden Studien z.B. durch Rekrutierung der Befragungspersonen über hochfrequentierte Websites, einschlägige Aufrufe in Tageszeitungen oder Online-Foren oder die Befragung bestimmter Populationen zustande und • zum Anderen wurden verschiedene, selbstentwickelte Erhebungsinstrumente eingesetzt, bei denen mehr oder wenig willkürliche Kriterien festgelegt wurden, ab wann die Befragungsteilnehmer als internetsüchtig zu klassifizieren sind.

• Objektivität, Reliabilität und Konstruktvalidität der Instrumente wurden bis auf wenige Ausnahmen in den meisten Fällen nicht geprüft.

Komorbidität

• verschiedene Studien weisen mehrheitlich auf eine hohe Komorbidität von pathologischem Internetgebrauch mit verschiedenen psychischen Störungen hin • Unklarheit über die Art des Zusammenhangs, möglich ist: – psychische Erkrankungen stellen einen Risikofaktor für pathologischen Internetgebrauch dar – die umgekehrte oder gegenseitige Vulnerabilisierung ist ebenso möglich – ebenso könnte die hohe Komorbidität durch das Bestehen gemeinsamer Riskofaktoren erklärt werden, die die Vulnerabilität sowohl für pathologischen Internetgebrauch als auch für andere psychische Erkrankungen erhöhen • Ist pathologischer Internetgebrauch ein eigenständiges Störungsbild oder handelt es sich um ein Syndrom im Rahmen anderer Diagnosen?

Komorbidität

Pathologischer Internetgebrauch und affektive Erkrankungen

• gilt als relativ gut belegt • besonders konsistent traten dabei depressive Störungen und Symptome gemeinsam mit pathologischem Internetgebrauch auf • Young und Rogers befassten sich mit den Hintergründen dieser häufigen Komorbidität und kamen 1998 zu der Annahme, dass mit Depressivität assoziierte Faktoren wie ein niedriges Selbstbewusstsein, ein geringer Antrieb, die Angst vor Ablehnung und der starke Wunsch nach Anerkennung eine Steigerung des Internetkonsums begünstigen würden

Komorbidität

Pathologischer Internetgebrauch und ADHS

• in einer Studie an koreanischen Grundschülern wurde die Komorbidität von pathologischen Internetgebrauch und ADHS-Symptomen untersucht und signifikante Zusammenhänge sowohl mit den Domänen Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität-Impulsivität als auch mit ADHS-Symptomen insgesamt gefunden – Verschiedene Erklärungsmodelle: defizitäre inhibitorische Kontrolle und der Mangel an strategischer Flexibilität - Sensation Seeking

Komorbidität • in einer Arbeit von Chan und Rabinowitz stellten die befragten Eltern bei Jugendlichen, die täglich mehr als eine Stunde mit Videospielen im Internet oder mit einer Konsole verbrachten, vermehrt Aufmerksamkeitsdefizit- und ADHS Symptome fest

Komorbidität

Pathologischer Internetgebrauch und Angststörungen

• weniger deutlich und zum Teil widersprüchlich fallen die Untersuchungsergebnisse im Bereich der Komorbidität mit Angsterkrankungen aus • eine sehr sorgfältig durchgeführte Studie aus Taiwan fand bei rund 15% der untersuchten Collegestudenten mit pathologischem Internetgebrauch auch eine soziale Phobie • als bester Prädiktor für pathologischen Internetgebrauch erwies sich jedoch ADHS, gefolgt von depressiven Störungen; Die soziale Phobie hatte keinen zusätzlichen prädiktiven Wert

Komorbidität

Pathologischer Internetgebrauch und Substanzmissbrauch

• auch bezüglich Substanzmissbrauchs ist die Studienlage bislang wenig konsistent • im Rahmen einer deutschen Studie wurden bei rund 13% der Untersuchten mit pathologischem Internetgebrauch auch stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen (Alkohol- bzw. Cannabisabhängigkeit) diagnostiziert • eine Studie an koreanischen Schülern konnte dagegen entgegen ihrer Hypothese keine erhöhten Prävalenzen von Alkohol- oder Nikotinabhängigkeit bei Jugendlichen mit pathologischem Internetgebrauch feststellen • eine Studie an altersmäßig vergleichbaren Schülern in Taiwan zeigte wiederum, dass Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch häufiger als Jugendliche mit unauffälligem Internetkonsum Erfahrungen mit verschiedenen psychotropen Substanzen hatten

Komorbidität

Pathologischer Internetgebrauch und Persönlichkeitsstörungen

• rund 67% der Patienten einer deutschen Studie, die sowohl die Diagnose pathologischer Internetgebrauch als auch die einer depressiven Störung erhalten hatten, wiesen auch eine auffällige Persönlichkeitsstruktur auf • Te Wildt et al.

charakterisierten den Prototypen ihrer untersuchten Patienten als einen jungen Mann „…zwischen 20 und 30 Jahren mit relativ guter Ausgangsbasis im Hinblick auf Intelligenz und Bildung, der jedoch auf dem Weg zu einem autonomen und zufrieden stellenden Erwachsenendasein in Ausbildung, Beruf und / oder Partnerschaft gescheitert ist und sich gekränkt aus der konkret-realen Welt in das virtuelle Rollenspiel „World of Warcraft“ zurückgezogen hat, um dort den Helden zu spielen, der er im Realen nicht sein kann.“

Therapie & Behandlung

Therapie

• Problematik: völlige Abstinenz nicht möglich  daher Lehren des bewussten Umgangs mit dem Medium  angestrebt wird Abstinenz von problematischen Anwendungen bei einem kontrollierten Internetgebrauch • bei der Therapie gegen die Internetabhängigkeit müssen häufig auch Folgeprobleme behoben werden

Therapie

• Studienlage bietet keine ausreichende Basis für Behandlungsempfehlungen • bei der Entwicklung und Evaluation spezifischer Behandlungsangebote für pathologischen Internetgebrauch wurde mit Interventionen aus der kognitiven Verhaltenstherapie (VT), dem Motivational Interviewing (MI) und der Readiness to Change (RtC ) auf Ansätze zurückgegriffen, die sich in der Behandlung stoffgebundener Abhängigkeitserkrankungen bewährt haben. • psychologische Intervention via Internet ist generell umstritten

Therapie

• Motivational Interviewing (MI) – das Konzept des “Motivational Interviewing” wurde in den 80iger Jahren von Miller und Rollnick basierend auf dem Veränderungsmodell von Prochaska und DiClemente für die Beratung von Menschen mit Suchtproblemen entwickelt – MI ist ein zielgerichtetes, klientenzentriertes Beratungskonzept zur Lösung ambivalenter Einstellungen gegenüber Verhaltensänderungen – MI ist das Mittel der Wahl, wenn Menschen zu Veränderung eines schädigenden Verhaltens noch nicht bereit sind – sei es, dass sie noch kein Problembewusstsein haben oder sie in ihrer eigenen Ambivalenz feststecken und/oder keine Zuversicht besitzen, eine positive Veränderung erreichen zu können – MI ist ein pragmatischer, vergleichsweise schnell zu lernender (Beratungs )Ansatz, um Menschen für Veränderung zu gewinnen – der Umgang mit Widerstand und Ambivalenz steht im Zentrum der Motivierenden Gesprächsführung – Ambivalenz wird als normale Phase einer Verhaltensänderung akzeptiert, und Motivation zur Veränderung ist nicht Voraussetzung, sondern Ziel der Beratung

Therapie

• von manchen Autoren werden verhaltensthera peutische Maßnahmen empfohlen, wie z.B. Begrenzungsangebote und Zeitmanagementtrainings, die zum Ziel haben, zu einem gemäßigten und kontrollierten Umgang mit dem Internet zurückzufinden • andere Therapeuten berichten von erfolgreichen kognitiv-behavioralen Methoden in Kombination mit Psychopharmaka • Zimmerl und Panosch: „integrative Psychotherapie“ könnte ein Mittel der Wahl sein • individuelle Indikation • Etablierung von Selbsthilfeinitiativen für Betroffene

Therapie - Fallbeispiel

• Orzack et al.

kombinierten alle drei genannten Ansätze (VT, MI, RtC) in einem Gruppenprogramm für Männer mit Onlinesexsucht – Behandlung: 16 wöchentliche Sitzungen in geschlossenen ambulanten Gruppen – Zielvariablen: Symptomverhalten, Lebensqualität und Depressivität – Ergebnisse : signifikante Verbesserungen in den Bereichen Lebensqualität und Depressivität, nicht jedoch im Bereich des Symptomverhaltens – differenzierten Betrachtung der Ergebnisse nach Komorbiditäten: es zeigte sich, dass Patienten mit Angst und Zwangsstörungen am deutlichsten von der Behandlung profitierten

Beispielstudie:

Toward a comprehensive theory of problematic Internet use: Evaluating the role of self-esteem, anxiety, flow, and the self-rated importance of Internet activities (Kim & Davis, 2009)

Positive Internet-Funktionen

• Aufstellung von 10 potentiellen positiven Funktionen des Internets • Die Teilnehmer der Studie (315 College-Studenten) sollten diese Funktionen einzeln nach ihrer Wichtigkeit einschätzen.

• Annahme, dass nicht alle positiven Funktionen des Internets automatisch mit einem problematischen Internetgebrauch verbunden sind • Aber folgende 7 positive Funktionen des Internets könnten problematisches Potential beinhalten: 

7-positive Aktivitäten

       denselben Interessengruppen beitreten Online-Spiele spielen online einkaufen Musik oder Filme runterladen neuen Menschen begegnen berühmt werden flirten

Wahrscheinlichkeit eines negativen Outcomes

Weinstein (1980):  unrealistischer Optimismus : (1) Annahme, dass einem selbst negative Ereignisse seltener zustossen als anderen Menschen (2) Annahme, dass einem selbst positive Ereignisse häufiger widerfahren als anderen Menschen (3) Annahme, dass andere eher die Kontrolle verlieren oder einen Unfall verursachen als man selbst  Dieser Effekt lässt sich natürlich auch auf die Internetnutzung übertragen!

Hypothesen

Hypothese 1a:

Je wichtiger die „7-positive activities“ bewertet werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person einen problematischen Internetgebrauch aufweist.

Hypothese 1b:

Umso wichtiger die Aufrechterhaltung des Kontaktes mit der Familie und Freunden eingeschätzt wird, umso geringer ist die Tendenz eines problematischen Internetgebrauchs.

Hypothese 1c:

Umso wichtiger die Recherche von Informationen für Schule oder Beruf eingeschätzt wird, umso geringer ist die Tendenz eines problematischen Internetgebrauchs.

Hypothese 2:

Je höher die Wahrscheinlichkeit eines negativen Outcomes, desto geringer die Rate an problematischem Internetgebrauch.

Hypothesen

Hypothese 3:

Je höher das Selbstwertgefühl einer Person ist, umso niedriger ist die Wahrscheinlichkeit eines problematischen Internetgebrauches.

Forschungsfrage:

Steht „Sensation-seeking“ in einem positiven Zusammenhang mit problematischem Internetgebrauch?

Ergebnisse

Hypothese 1a:

Je wichtiger die „7-positive activities“ bewertet werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person einen problematischen Internetgebrauch aufweist.  Bestätigt!

Hypothese 1b:

Umso wichtiger die Aufrechterhaltung des Kontaktes mit der Familie und Freunden eingeschätzt wird, umso geringer ist die Tendenz eines problematischen Internetgebrauchs.  Bestätigt!

Hypothese 1c:

Umso wichtiger die Recherce von Informationen für Schule oder Beruf eingeschätzt wird, umso geringer ist die Tendenz eines problematischen Internetgebrauchs.  Bestätigt!

Hypothese 2:

Je höher die Wahrscheinlichkeit eines negativen Outcomes, desto geringer die Rate an problematischem Internetgebrauch.

 Nicht bestätigt!

Ergebnisse

Hypothese 3:

Je höher das Selbstwertgefühl einer Person ist, umso niedriger ist die Wahrscheinlichkeit eines problematischen Internetgebrauches.  Bestätigt!

  Das Ausmaß an Selbstwertgefühl korreliert negativ mit einem problematischem Internetgebrauch.

Ein niedriges Selbstwertgefühl steht in Zusammenhang mit einem problematischen Internetgebrauch.

Forschungsfrage:

Steht „Sensation-seeking“ in einem positiven Zusammenhang mit problematischem Internetgebrauch?  Nicht bestätigt!

 Sensation Seeking steht nur dann in einer positiven Verbindung zu problematischen Internetgebrauch, wenn die Person mit einem hohen Sensation-Seeking Score einige der Internetaktivitäten für sehr wichtig hält.

Abschlussdiskussion Wie geht ihr mit dem Internet um? Wie viel Zeit verwendet ihr täglich auf facebook, studiVZ etc.?

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit !!!

Literaturverzeichnis

• • • • • • •

Beard, K.W. (2005). Internet addiction: A review of current assessment techniques and potential assessment questions. CyberPsychology & Behavior, 8, 7-14.

Douglas, A.C. et al. (2009). Internet addiction: Meta-synthesis of qualitative research for the decade 1996 2006. Computers in Human Behavior, 24(6), 3027-3044.

Eichenberg, C., Klemme, A. & Theimann, T. (2003). Internetsucht: Ein neues Störungsbild? Ein Überblick zu neueren Befunden. Psychomed, 2, 100-105. Kim, H.-K. & Davis, K.E. (2009). Toward a comprehensive theory of problematic internet use: Evaluating the role of self-esteem, anxiety, flow, and the self-rated importance of Internet activities. Computers in Human Behavior. 25(2), 490-500.

Morahan-Martin, J. (2005). Internet abuse: Addiction? Disorder? Symptom? Alternative Explanations? Social Science Computer Review, 23, 39-48.

Petersen, K.U., Weymann, N., Schelb, Y., Thiel, R. & Thomasius, R. (2009). Pathologischer Internetgebrauch Epidemiologie, Diagnostik, komorbide Störungen und Behandlungsansätze. Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie, 77(5), 263-271.

Schuhler, P., Vogelgesang, M. & Petry, J. (2009). Pathologischer PC-/Internetgebrauch. Krankheitsmodell, diagnostische und therapeutische Ansätze. Psychotherapeut, 54(3), 187-192.

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http://www.onlinesucht.de/sucht.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Internetabh%C3%A4ngigkeit