Transcript Anweisung

Anweisung
16.5.2012
Prof. Dr. iur Ulrike Babusiaux
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Übersicht
(1) Begriff
(2) Verhältnisse
(3) Beispiel für Anweisung
(4) Problemfälle
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(1) Begriff
• Art. 466 OR
 Anweisender
 Angewiesener
 Anweisungsempfänger
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(2) Verhältnisse
• Anweisender  Angewiesener = Anweisung
• Anweisender  Anweisungsempfänger =
Ermächtigung
• Angewiesener  Anweisungsempfänger =
„Leistung“
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(2) Verhältnisse
• Schematische Darstellung
Ermächtigung
Anweisungsempfänger
Anweisender
Leistung,
Zuwendung
Anweisung
Angewiesener
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(2) Verhältnisse
• Schematische Darstellung
Valutaverhältnis
Anweisender
Anweisungsempfänger
Deckungsverhältnis
Leistungsverhältnis
Angewiesener
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(2) Verhältnisse
 Beachte: die Anweisung ist kein Vertrag, sondern
 h. M. Einseitiges Rechtsgeschäft
(„Ermächtigung“)
 a. A. Rechtsfigur (wie Vertrag zugunsten Dritter,
Zession)
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(3) Beispiel
• Ausgangslage
A hat bei B eine Kaufpreisschuld zu tilgen.
A hat bei C ein Bankkonto (Auftrag).
A weist C an, an B den Kaufpreis auszuzahlen.
Ermächtigung
A=
KaufpreisB=
Anweisender
schuld
Anweisungsempfänger
Ban
ng
u
kko
l
ah
(Au
nto
z
s
Leistung,
ftra
Au
Anweisung
g)
Zuwendung
C=
Angewiesener
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(3) Beispiel
• Fragen
 (1) Ist C verpflichtet, das Geld an B auszuzahlen?
 (2) Kann B die Auszahlung durch C verweigern?
 (3) Tritt mit der Zahlung C an B Erfüllung im
Verhältnis A zu B ein?
 (4) Was gilt, wenn sich herausstellt, dass die
Kaufpreisschuld nicht bestand?
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(3) Beispiel
(1) Verpflichtungen der C
 Deckungsverhältnis der Anweisung (A – C)
Grundlage Vertrag (Auftrag) A – C
Beachte: Anweisung des A an C ist gleichzeitig
Weisung nach Auftragsrecht und Anweisung i. S. v.
Art. 466 OR (BGE 105 II 104, 106)
 aus dem Auftrag ist C gegenüber A verpflichtet
 aus der Anweisung nur nach Art. 468 OR
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(3) Beispiel
 Art. 468 OR
 Grundsatz: Der Angewiesene ist nicht
verpflichtet, sondern nur ermächtigt.
 Ausnahmen:
Art. 468 Abs. 2 OR Anweisung auf Schuld
Art. 468 Abs. 1 OR Annahme ohne Vorbehalt
(beachte aber Art. 468 Abs. 3 OR)
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(3) Beispiel
 Anweisung auf Schuld, Art. 468 Abs. 2 OR
„… und seine Lage dadurch, dass er an den
Anweisungsempfänger Zahlung leisten soll, in keiner Weise
verschlimmert wird“
 Ratio?
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(3) Beispiel
(1) Ergebnis
 C ist dem A aus der Anweisung verpflichtet,
Art. 468 Abs. 2 OR
 C ist dem B erst verpflichtet, wenn er
vorbehaltlose Annahme erklärt hat,
Art. 468 Abs. 1 OR
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(3) Beispiel
(2) Verweigerung durch B?
 Valutaverhältnis A – B = Kaufvertrag;
B ist Gläubiger des A
 Art. 467 OR
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(3) Beispiel
Verhältnis des Anweisenden zum
Anweisungsempfänger, Art. 467 OR
 Tilgung (Erfüllung) erst mit Zahlung, nicht schon mit
Anweisung, Art. 467 Abs. 1 OR
 Bindung im Fall der Annahme, Art. 467 Abs. 2 OR
(vgl. Art. 468 Abs. 1 OR)
 B kann Annahme verweigern, Art. 467 Abs. 3 OR
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(3) Beispiel
Exkurs: Rechtsfolgen der Annahme ohne Vorbehalt,
Art. 468 Abs. 1 OR
 Situation: C (Bank) erklärt B (Verkäufer) Annahme der
Anweisung ohne Vorbehalt (z.B. Schreiben)
 eigene Forderung des B gegen C
 abstrakte Verpflichtung
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(3) Beispiel
 Begriff: „abstrakte Verpflichtung“
Abstraktheit = „Loslösung“
 im Verhältnis Deckungs- und Valutaverhältnis:
C kann gegenüber B keine Einreden aus dem
Deckungsverhältnis (mit A) mehr geltend machen
(Bspl.: „Konto ungedeckt“)
C kann gegenüber B keine Einreden des A aus dem
Valutaverhältnis geltend machen
(Bspl.: „Kaufsache mangelhaft“)
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(3) Beispiel
(2) Ergebnis
 B kann Anweisung ablehnen und auf Zahlung
durch A (persönlich) bestehen.
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(3) Beispiel
(3) Erfüllungswirkung
 Durch die Auszahlung C an B, werden 2
unterschiedliche Obligationen „erfüllt“:
Deckungsverhältnis (A-C): Auftragspflicht des C
Valutaverhältnis (B-A): Kaufpreisschuld des A
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(3) Beispiel
(4) Keine Kaufpreisschuld
 = Problem im Valutaverhältnis
 vor Zahlung / Annahme:
Widerruf durch Anweisenden (A), Art. 470 Abs. 1 und 2 OR
 nach Annahme / Zahlung: Leistungskondiktion A gegen B
(Art. 62 Abs. 1 und Art. 63 Abs. 1 OR)
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(3) Beispiel
 Die Rückabwicklung über das Bereicherungsrecht
findet nur dort statt, wo der Mangel aufgetreten ist:
 Mangel im Valutaverhältnis: Kondiktion A von B
Mangel im Deckungsverhältnis: Kondiktion C von A
Auch wenn das Geld von C an B „fliesst“, gibt es keine
Kondiktion C gegen B!
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(4) Problemfälle
• „Doppelmangel“
 Situation: Beide Verhältnisse (Auftrag,
Kaufvertrag) sind nichtig
= Mängel im Deckungs- und Valutaverhältnis
 A kann von B Kaufpreis kondizieren
 C kann von A Zahlung kondizieren
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(4) Problemfälle
• „Kondiktion der Kondiktion“
 Grundsatz:
C (Bank, Angewiesener) hat keinen Kondiktionsanspruch gegen B (Verkäufer, Anweisungsempfänger)
 A (Käufer, Anweisender) kann aber seinen
Kondiktionsanspruch an C abtreten (Kondiktion
der Kondiktion)
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(4) Problemfälle
• Mängel der Anweisung
 Fehlen der Anweisung
 Nichtigkeit der Anweisung
 Bspl.: C nimmt irrtümlich an, A habe eine
Anweisung erteilt. C zahlt an B aus.
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(4) Problemfälle
• Mängel der Anweisung
 Ausnahmsweise: Direktkondiktion C von B
 Grund: Es liegt überhaupt keine Anweisung vor.
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Zusammenfassung
• Anweisung: Begriff und Funktion
• Unterscheidung von Deckungs- und
Valutaverhältnis (Rückabwicklung „über das
Dreieck“)
• Wirkungen der Anweisung vor und nach
Annahme ohne Vorbehalt, Art. 468 Abs. 1 OR
• Widerrufsmöglichkeit und Grenzen,
Art. 470 OR
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