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Konversationsmaximen und
konversationelle Implikaturen
05.04.2011
Sprechakte und Maximen
• Illokutionsindikatoren können auch irreführend sein. Auch performative
Verben sind nicht immer eindeutig genug.
• Die Sprechakttheorie geht nicht ausreichend darauf ein, wie das
Textverstehen gewährleistet wird.
• PAUL GRICE – “Utterer's Meaning, Sentence Meaning and Word Meaning“
(1968), “Logic and conversation” (1975) – wie werden Einzelregeln im
Kontext einer Situation eingesetzt.
 Kommunikation ist kooperatives Handeln, Interaktion. Ziel der
Kommunikation ist Verständigung zu erreichen. Grundvoraussetzung ist
das gemeinsame Interesse der Kommunikationspartner.
Prinzip der Kooperation
•
•
•
•
grundlegend für alle Phasen der Kommunikation
Als vernünftig akzeptierte Anforderungen an effektive Kommunikation. Ihre
Verletzung kann die Ursache für das Scheitern von Kommunikation sein.
Äußerungen werden formuliert und verstanden, weil sie kooperativ gemeint
sind.
Steuert die Art und Weise, wie Kommunizierende ihre Kenntnisse der
Sprache, die Sprechaktregeln und eventueller weiterer
Sprachgebrauchsregeln einsetzen.
Beispiel
Einige Freunde sitzen abends gemütlich zusammen bei einem Glas Wein und
plaudern recht angeregt. Es ist fast Mitternacht. Markus versucht nach einer
kurzen Gesprächspause, einen neuen Aspekt des diskutierten Themas
einzubringen. Er äußert einige Sätze, als der Gastgeber sagt: “Sagt mal, habt
ihr nicht davon gesprochen, dass ihr morgen früh raus müsst?”
Interpretation
Verletzt der Gastgeber die Maxime:
“Sei relevant!”?
• Kommunikationspartner handeln (fast) immer so, als
wären die Konversationsmaximen unverletzt.
Ansonsten würden sie die Kommunikation
unterbrechen.
• Interpretations- und Reparaturverfahren
• Die Relevanz der Aussage des Gastgebers ist nicht auf
das Thema bezogen, sondern darauf, dass er das
Diskussionsangebot ablehnt. Dabei argumentiert er mit
der fortgeschrittenen Zeit, was er zudem als das
Problem seiner Gäste darstellt.
Konventionelle und
konversationelle Implikaturen
Konventionelle Implikaturen beruhen ausschließlich auf der konventionellen
Bedeutung der Wörter. Sie sind nicht situationsgebunden. Die meisten
Präsuppositionen können auf diese Weise erschlossen werden.
Nur Philip fährt nach Florenz.  Keiner außer Philip
Die Rosen sind verblüht.  Die Rosen haben zuvor geblüht.
Konversationelle Implikatur
Eine Äußerung, die etwas sagt, was zur Situation nicht passt, wird als
Sprungbrett benutzt, um zum eigentlich Gemeinten zu gelangen. Das
Relevante wird gerade nicht gesagt, sondern im sprachlichen Ausdruck
mehr oder weniger stark verschleiert.
Philip trifft sich heute Abend mit einer Frau.  dies ist nicht seine Frau
Herr M. beherrscht seine Muttersprache und hat meine Vorlesungen besucht.
 Herr M. hat sonst keine weiteren Vorzüge
Kooperationsprinzip
Make your contribution such as it is required, at the
stage at which it occurs, by the accepted purpose or
direction of the talk exchange in which you are
engaged.
Mach deinen Beitrag zur Konversation genau so, wie es
der Punkt der Konversation, an dem er erfolgt, erfordert,
wobei das, was erforderlich ist, bestimmt ist durch den
Zweck oder die Richtung des Gesprächs, in dem du dich
befindest.
Konversationsmaximen
Mit den Konversationsmaximen soll das Zustandekommen der
konversationellen Implikaturen erklärt werden. Diese sind immer rein
hypothetisch. Das Verstehende basiert sein Schlussverfahren auf
Hypothesen darüber, worauf sich der Sprecher in dem, was er sagt,
bezieht: “Der Produzent könnte gemeint haben, ...”
Kooperationsprinzip
Sei kooperativ!
Maximen der Quantität
Maximen der Qualität
Maxime der Relation / Relevanz
Maximen der Modalität / Art und Weise
Maximen der Quantität
1.
Make your contribution as informative as is required (for the current
purposes of exchange).
Mach deinen Beitrag so informativ, wie es der gegenwärtige
Konversationszweck erfordert.
2.
Do not make your contribution more informative than required.
Mach deinen Beitrag nicht informativer, als verlangt.
• unvollständige Telefonnummer
• unerwartetes Verhalten eines Menschen (Begegnung in der Kantine)
• A: Der Fritz hat die alle total abgezockt!
B: Geschäft ist Geschäft!
Maximen der Qualität
Try to make your contribution one that is true.
Versuche, einen wahren Beitrag zu geben.
1.
2.
Do not say what you believe to be false.
Sage nichts, was du für falsch hältst.
Do not say that for which you lack adequate evidence.
Sage nichts, für dessen Wahrheit du keine adäquaten Gründe /
Beweismittel anführen kannst.
Häufig bei ironischen Äußerungen – “Ich würde das Radio lauter stellen.”
Wahlversprechen – Steuern werden nicht erhöht, falls uns die Wähler ihr
Vertrauen schenken sollten.
Maxime der Relevanz / Relation
Be relevant.
Sei relevant.
Häufig bei abruptem Themenwechsel.
“Schönes Wetter heute.”
Anna: Mir ist gerade das Benzin ausgegangen.
Berta: Gleich um die Ecke ist eine Tankstelle.  die Tankstelle ist offen
• Wir suchen immer automatisch nach der Relevanz des Gesagten. Dies hilft
uns auch größere thematische Sprünge zu überbrücken. Bei häufigem
oder systematischem Verstoß gegen diese Maxime hört unsere Toleranz
jedoch auf.
Maxime der Modalität / Art und Weise
Be perspicuous. – Sei klar.
1.
2.
3.
4.
Avoid obscurity of expression.
Vermeide obskure Ausdrucksweise.
Avoid ambiguity.
Vermeide Doppeldeutigkeit.
Be brief (avoid unnecessary prolixity).
Sei kurz (vermeide unnötige Weitschweifigkeit).
Be orderly.
Verwende die richtige Reihenfolge.
Politiker: In der letzten Zeit verspricht man den Wählern alles Mögliche.
Journalist: Bezieht sich das auch auf Ihren Parteivorsitzenden?
Politiker: Das haben Sie gesagt.
Anna betrat den Laden und kaufte zwei Paar Schuhe.
Anna kaufte zwei Paar Schuhe und betrat den Laden.
Zitate
“Herr Baumeier hat sich stets darum bemüht, die
Kundenbesuche pflichtgetreu durchzuführen. Er hat
nicht wenige Kontakte hergestellt. Er war berechtigt,
Werbevorführungen zu organisieren. Mehrere
Kunden konnten so gewonnen werden.”
“Ich kann Frau B. ohne Vorbehalt für diese Stelle
empfehlen.”
“Ich empfehle Frau K. Mit Nachdruck”.
Literatur
Meibauer, Jörg (2001): Pragmatik. Eine
Einführung. Zweite, verbesserte Auflage.
Stauffenburg Verlag: Tübingen. (S. 24-31)
Linke, Angelika u.a. (1996): Studienbuch
Linguistik. 3., unveränderte Auflage. Max
Niemeyer Verlag: Tübingen. (S. 198-202)