Transcript Biedermeier

Biedermeier
Vorlesung 9
Wer oder was ist das überhaupt?
 Kulturepoche (1815-1848)
 deckungsgleich mit der politischen Periode der Restauration
 fand statt in Ländern des Deutschen Bundes und dem
Kaisertum Österreich
 tragende Schicht war das Bürgertum
Merkmale
 Besinnung auf eigene Familie, die eigenen vier
Wände und den Freundeskreis
 Verzicht auf öffentliche Repräsentation und Wunsch
nach häuslichem Idyll
 Leute waren „Spießer“
 Grundzüge: Zurückgezogenheit, Privatleben,
Traditionsbewusstsein, konservative Grundhaltung
Klärung des Begriffs
 Der Begriff Biedermeier als Epochenbezeichnung
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entstand erst um 1900
geht zurück auf die fiktive Figur Gottlieb Biedermeier
erfunden von Ludwig Eichrodt und Adolf Kussmaul
Gedichte über Biedermeier wurden mittels der
Münchener Flugblätter publik gemacht (1855)
der fiktive Biedermeier war ein schwäbischer
Dorflehrer mit einfachem Gemüt
würde man heute als Spießbürger bezeichnen
Politische Situation (1)
 Napoleon war besiegt
 Neuordnung Europas auf dem Wiener
Kongress
 Ziel: Restauration,Wiederherstellung der
alten Ordnung
 Fürst Metternich (Österreich) setzte die sog.
Karlsbader Beschlüsse durch (1819)
Politische Situation (2)
 starke Einschränkung jeder politischen
Betätigung
 strenge Zensur für alle Veröffentlichungen,
inklusive Musikwerken
 Literaten wie Heinrich Heine und Georg
Büchner emigrierten
Politische Situation (3)
 ohne Karlsbader Beschlüsse wäre
Biedermeier-Zeit nicht denkbar
 außerhalb Deutschlands,Österreichs und
Skandinaviens existiert der Begriff nicht,da
sich die Gesellschaft anders entwickelte
Mode (Damen)
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schlicht,unbequem,schmal geschnitten
schnürten sich in Korsetts oder trugen Reifröcke
beliebt waren karierte,gestreifte oder geblümte Stoffe
Accessoires: Kaschmirschal und Sonnenschirm
Kopfbedeckung war die Schute,ein haubenähnlicher Hut
flache Schuhe ohne Absatz
Friseuren erst aufwändig mit Bändern und Schleifen,später
Nackenknoten mit seitlichen Korkenzieherlocken
Beispiel Biedermeier-Friseur
Mode (Männer)
 Modevorbild war der Dandy (1800-1830)
 Kleidung wurde eng tailliert getragen
 Hemden hatten Vatermörder-Kragen,der den
Hals einschnürte
 erstmals seit 1815 lange Hosen,gestreifte
oder geblümte Westen sowie Gehrock oder
Frack
Mode (Männer 2)
 Accessoires:
Krawatte,Spazierstock,Handschuhe und
Taschenuhr
Mode (Männer 3)
 Backen-,Oberlippen-oder Kinnbart galten
nicht mehr als revolutionär sondern wurden
wieder salonfähig
 Vollbart galt als Symbol für Liberalismus
 Koteletten waren „in“
Kunst
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
Genre-und Landschaftsmalerei,auch Porträt
religiöse und historische Motive fehlen
Bilder ähnelten oft Fotografien
Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts als
Vorbild
Aquarelltechnik erreichte hohes Niveau
Vertreter: Spitzweg, von Schwind, Gauermann,
Gärtner, Menzel und Richter
Kunst-Bilder
Möbel (1)
 zeichnen sich durch schlichte Eleganz aus
 sollen Eindruck von Behaglichkeit verbreiten
und zweckmäßig sein
 typisch sind Kleinmöbel wie Kommoden und
Sekretäre
 englisches Mobiliar als Vorbild
Möbel (2)
Klassische Wohnung der Biedermeierzeit
Leben und Kultur (1)
 Privat-und Familienleben stand im Fokus
 bürgerliche Prinzipien wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue,
Bescheidenheit wurden zu allgemeinen Prinzipien
erhoben
 Wohnstube musste gemütlich sein
 Geselligkeit kam trotzdem nicht zu kurz:
Kaffeekränzchen, Stammtische und Kaffeehäuser
Leben und Kultur (2)
 Mann als Oberhaupt der Familie
 Frau im Haushalt
 bessere Kindererziehung angestrebt
 Erster Kindergarten entsteht (1840)
 Häusliches Weihnachtsfest,wie wir es kennen,
entsteht; Weihnachtslieder, Bescherung und der.....
Literatur (1)
 war geprägt von der politischen Situation
 Einstellung: Anpassung an die Wirklichkeit
 Literaten erlebten politische Enttäuschungen
=>Misstrauen gegen die Politik
 Abkapslung in ihren engsten Freundeskreis und in
ihre Familie
 Themen: heile Welt, Selbstbescheidenheit, Zähmung
der Leidenschaften, Einfügung in das Schicksal,
Liebe zum Detail und zur Natur,Bezug zum Alltag
Literatur (2)

pessimistische Grundhaltung
Berühmte Literaten:
1. Franz Grillparzer („Jüdin von Toledo“)
2. Ferdinand Raimund („Der Verschwender“)
3. Annette v. Droste-Hülshoff („Die
Judenbuche“)
Literaten
Vertreter
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Annette von Droste-Hülshoff
Novelle Die Judenbuche mit realistischen und naturalistischen Tendenzen, atmosphärische Gedichte
Franz Grillparzer
Schicksalstragödie Die Ahnfrau, äußerlich klassizistische Dramen Sappho, Das Goldene Vlies, Trauerspiel Ein treuer Diener
seines Herrn, dramatisches Märchen Der Traum im Leben, rührende Novelle Der arme Spielmann
Karl Leberecht Immermann
kritischer Zeitroman Die Epigonen
Eduard Mörike
teils schwermütige Naturgedichte Septembermorgen, Im Frühling, Märchen Das Stuttgarter Hutzelmännlein, stimmungsvoller
Roman Maler Nolten, Schilderung Mozarts Reise zur Uraufführung Don Juans in der Novelle Mozart auf der Reise nach Prag
Johann Nepomuk Nestroy
zeitgenössische Stücke Der Talisman, Die Launen des Glücks, Einen Jux will er sich machen, Der Zerrissene, satirische Kritik
am System, kritischer Rückblick auf die Märzrevolution in Freiheit in Krähwinkel
Ferdinand Raimund
Possen Das Mädchen aus der Feenwelt, Der Alpenkönig und der Menschenfeind mit Gestalten der volkstümlichen Mythologie,
Der Verschwender
Adalbert Stifter
kleine Erzählungen Studien, Bunte Steine mit programmatischer Vorrede, Darstellung einer utopisch wohlgeordneten Welt in Der
Nachsommer
1.Franz Grillparzer
 Geboren am 15.01.1791 in Wien
 1807 Studium in Wien
 1811 war er Privatlehrer
 1821 wurde er ins Finanzministerium versetzt
 1832 wurde er Direktor des Hofkammerarchivs
 1856 ging er in Ruhestand
 am 21.01.1872 starb er in Wien
Franz Grillparzer
Seine Werke!
1817
Die Ahnfrau
1819
Sappho
1822
Das goldene
Vließ
Franz Grillparzer
Der arme Spielmann
Der arme Spielmann
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INHALT
AUFBAU/STRUKTUR
SPRACHE/ STIL
TEXTBEISPIELE ZU SPRACHE UND STIL
HAUPTPERSONEN
ENTSTEHUNG/REZEPTION
INTERPRETATION
TEXTAUSZUG ZUR WERKTHEMATIK
KOMMENTIERTE WEBTIPPS
KONTROLLFRAGEN ZUM WERK
Inhalt
 Der Erzähler befindet sich bei einer Kirchweih in Brigittenau.
Dort kommt er mit einem alten Spielmann ins Gespräch. Der
Erzähler ist sehr an ihm interessiert und kurze Zeit darauf
besucht er den Spielmann in seiner ärmlichen Behausung. Der
Spielmann erzählt ihm seine Lebensgeschichte, in der er von
seiner reichen Familie ausgestoßen wurde, weil er mit seinem
Vater nicht zurecht kam. Nachdem der Erzähler einige Zeit nicht
in Wien ist, kommt er zurück und will den Spielmann besuchen.
Dort erfährt er aber nur noch vom Tod des Mannes, der an den
Folgen einer Überschwemmung Wiens gestorben war.
Aufbau/Struktur
 Die Novelle ist in 3 Abschnitte aufgeteilt. Sie beginnt
mit dem ersten Treffen des Dichter (Erzählers) mit
dem Spielmann. Der zweite Abschnitt bildet den
Hauptteil der Novelle. In diesem wird die gesamte
Lebensgeschichte des Spielmanns erzählt. Im letzten
Teil kommt der Erzähler nach Wien, wo er aber nur
noch den Tod des Spielmanns erfährt.
Sprache/Stil
 Die Sprache und der Stil sind nach den
typischen Biedermeier-Merkmalen aufgebaut.
Die Ähnlichkeiten zu anderen
österreichischen Kultautoren dieser Zeit, wie
Nestroy sind nicht auszuschließen.
Grillparzer beschreibt die Schauplätze seiner
Novelle immer sehr genau.
Textbeispiele zu
Sprache und Stil
 „Endlich - und er zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich -
ein alter, leicht siebzigjähriger Mann in einem fadenscheinigen,
aber nicht unreinlichen Molltonüberrock mit lächelnder, sich
selbst Beifall gebender Miene. Barhäuptig und kahlköpfig stand
er da, nach Art dieser Leute, den Hut als Sammelbüchse vor
sich auf dem Boden, und so bearbeitete er eine alte
vielzersprungene Violine, wobei er den Takt nicht nur durch
Aufheben und Niedersetzen des Fußes, sondern zugleich durch
übereinstimmende Bewegung des ganzen gebückten Körpers
markierte. Aber all diese Bemühung, Einheit in seine Leistung
zu bringen, war fruchtlos, denn was er spielte, schien eine
unzusammenhängende Folge von Tönen ohne Zeitmaß und
Melodie. Dabei war er ganz in sein Werk vertieft: die Lippen
zuckten, die Augen waren starr auf das vor ihm befindliche
Notenblatt gerichtet ja wahrhaftig Notenblatt!“
Hauptpersonen
Die Erzählfigur: Ein Dichter über den nicht viel bekannt
ist. Für ihn ist der Spielmann aufgrund seiner
Lebensgeschichte eine sehr interessante Figur.
Der arme Spielmann: Er ist die Hauptfigur in dieser
Novelle. Seine Lebensgeschichte wird erzählt.
Barbara: Sie ist die große Jugendfreundschaft des
Spielmannes, die bis zu seinem Tod anhält.
Entstehung/Rezeption
 Grillparzer beschäftigte sich seit 1831 mit
dem Stoff. Der Roman war am Anfang als ein
Autobiografischer gedacht. Der Text wurde
öfters überarbeitet und die die endgültige
Fassung immer wieder unterbrochen. 1847
wurde die Novelle in Pest in Ungarn erstmals
veröffentlicht.
Interpretation
Der Vater-Sohn-Konflikt beherrscht diese
Novelle. Dieser Konflikt ist auch eine
Parallele zu Grillparzers Leben, der auch in
Streit mit seinem Vater lebte. Eine Geige
stellt in dieser Novelle ein Leitmotiv dar. Sie
begleitet den Spielmann sein gesamtes
Leben lang.
Textauszug zur Werkthematik
 „Endlich verlor mein Vater die Geduld. Cachinnum! (so hieß
das Wort) schrie er mir donnernd zu. Nun war's geschehen.
Wußte ich das eine, so hatte ich dafür das übrige vergessen.
Alle Mühe, mich auf die rechte Bahn zu bringen, war
verloren. Ich mußte mit Schande aufstehen, und als ich, der
Gewohnheit nach, hinging, meinem Vater die Hand zu
küssen, stieß er mich zurück, erhob sich, machte der
Versammlung eine kurze Verbeugung und ging. Ce gueux
schalt er mich, was ich damals nicht war, aber jetzt bin. Die
Eltern prophezeien, wenn sie reden! Übrigens war mein
Vater ein guter Mann. Nur heftig und ehrgeizig.“
Webtipps
 http://www.franzgrillparzer.at/
 http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Grillparzer
 http://gutenberg.spiegel.de/autoren/grillprz.htm
 http://gutenberg.spiegel.de/grillprz/spielman/spielman
.htm
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Adalbert Stifter (1805-1868)
 Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 als ältester Sohn des
Leinwebers und dann als Garnhändler tätigen Johann Stifter und
dessen Frau Magdalena in Oberplan an der Moldau (Böhmerwald)
(heute Horní Planá/Tschechien) geboren und trug anfänglich den
Namen Albert. Der Vater verstarb früh durch einen Arbeitsunfall, als ihn
1817 ein umstürzender Flachswagen erschlug. Bis der Großvater
mütterlicherseits, Franz Friepes, Adalbert 1818 gegen einigen
Widerstand auf die Lateinschule schickte, arbeitete der bei der Mutter
aufwachsende Stifter vor allem in der Landwirtschaft des väterlichen
Großvaters Augustin Stifter, um die kargen Lebensverhältnisse der
Familie zu bessern. 1820 heiratete die Mutter den Bäckermeister
Ferdinand Mayer. 1825 erkrankte Stifter an den als „echte Blattern“
bezeichneten Pocken.
 Bis 1826 besuchte Stifter die Lateinschule der Benediktiner in
Kremsmünster. Während dieser Zeit im Stift Kremsmünster, die er
später als die schönste Zeit seines Lebens beschrieb, wurden die
Grundlagen für eine aufgeklärte Betrachtung der Natur, Literatur und
Kunst gelegt.
 1826 nahm er ein Studium der Rechte in Wien auf und erzielte bei den
ersten Prüfungen gute Ergebnisse. Sein Studium finanzierte er durch
Privatunterricht, den er als Hauslehrer gab. Bereits während seiner
Schulzeit in Kremsmünster hatte Stifter Nachhilfestunden gegeben. In
die Zeit seines Studiums fallen auch erste dichterische Versuche
(1827), die von Goethe, Herder und Jean Paul beeinflusst sind. Zu
dieser Zeit verliebte er sich unglücklich in Fanny Greipl; gleichzeitig
verfiel er in zunehmende Selbstzweifel, die er durch Alkoholmissbrauch
zu verdrängen versuchte. Die unglückliche Beziehung zu Fanny
belastete auch seine Leistungen an der Universität, bis er 1830 sein
Studium ohne Abschluss abbrach.
 Um 1829/30 entstand Stifters erste Prosaarbeit Julius, eine
unvollendete Erzählung, in der noch immer das Vorbild Jean Pauls
spürbar ist. 1832 und 1833 bemühte sich Stifter erfolglos um amtliche
Lehrstellen. Im Februar 1833 brach Fanny die sporadische Beziehung
ab, und kurz darauf lernte Stifter die Putzmacherin Amalie Mohaupt
(1811–1883) kennen, die von seiner Umgebung als ihm intellektuell
unterlegen geschildert wird. Erst nach dem Scheitern eines letzten
Reuebriefes an Fanny am 20. August 1835 versprach er Amalie die
Ehe. Um 1834/35 dürfte auch Der Condor entstanden sein, der aber
erst 1840 zur Veröffentlichung gelangte.
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1836 heiratete Fanny den Finanzbeamten Fleischanderl, am 15. November
1837 heiratete Stifter Amalie und versuchte offenbar auf diese Weise, die innere
Ordnung seines Lebens wiederherzustellen. Die materiellen Sorgen aber
wurden umso augenfälliger und verließen den Dichter auch in der Ehe mit der
fast verschwendungssüchtigen Amalie nicht mehr, wie Pfändungen 1837 und
1841 belegen. Um 1836/37 entstanden auch die Feldblumen, die 1841
veröffentlicht wurden.
Noch vor der Eheschließung hatte sich Stifter 1837 um eine Anstellung an der
Forstlehranstalt Mariabrunn beworben. 1839 entstanden die ersten wichtigeren
Gemälde Blick auf Wiener Vorstadthäuser sowie Blick in die Beatrixgasse und
Ruine Wittinghausen. Im selben Jahr verstarb auch Fanny. 1840 erschien Der
Condor in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode und
wurde wohlwollend aufgenommen. Im Jahr 1841 folgte die Erzählung
Feldblumen im Almanach Iris nach.
Nach 1841 nahm Stifter wieder die Tätigkeit als Hauslehrer auf und unterrichtete
u. a. von 1843 bis 1846 Richard von Metternich, den Sohn des österreichischen
Staatskanzlers. Der Pester Verleger Gustav Heckenast, der schon den Condor
herausgegeben hatte, begann nun, Stifter zu fördern: er wurde Herausgeber des
Sammelbandes Wien und die Wiener und veröffentlichte 1842 die Erzählung
Der Hochwald in der Iris.
 Es folgten zunächst einige publizistische Arbeiten, bis dann mit Abdias
1842 der literarische Durchbruch gelang, der Stifter auch materiell
zunehmende Unabhängigkeit brachte. Es folgten bis 1844 Brigitta und
Das alte Siegel, dann Der Hagestolz und Der Waldsteig. 1843 arbeitete
er seine ersten Erzählungen um, und schon 1844 konnte der nunmehr
vorwiegend schriftstellerisch tätige Stifter seine gesammelten
Erzählungen in den ersten Bänden der Studien vorlegen. Während
diese ersten Bände schnell Anerkennung fanden, hatte Stifter mit den
1850 erschienenen letzten zwei Bänden der Studien keinen Erfolg
mehr. Auch der Dichter Friedrich Hebbel kritisierte die Werke des
Neulings nun scharf.
 Die Unruhen des Revolutionsjahres 1848 brachten Stifter, der als ein
Anhänger der revolutionären Bewegung und als der „fortgeschrittenste
Liberale“ galt und auch als Wahlmann für die Nationalversammlung
fungierte, dazu, Wien zu verlassen und nach Linz überzusiedeln. Hier
veröffentlichte er 1849 die Erzählung Die Landschule, die die Arbeit der
Landschullehrer positiv hervorhob. 1850 wurde er selbst, nun wieder
zunehmend von finanziellen Sorgen geplagt, zunächst provisorisch und
1853 endgültig zum Schulrat ernannt.
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Die Ehe mit Amalie hat Stifter selbst als glücklich beschrieben, obwohl sie wenig
gebildet war. Amalie hat Stifter ein Leben lang gepflegt, umsorgt und behütet.
Doch scheint die Kinderlosigkeit das Paar belastet zu haben. Die Stifters
nahmen Juliane, eine Nichte Amalies, als Ziehtochter auf. Diese riss aber
mehrmals von zu Hause aus; nachdem sie auch im Winter 1859 mehrere Tage
verschwunden war, fand man ihre Leiche in der Donau. Ob der Tod durch einen
Unfall verursacht wurde oder sich das Mädchen umgebracht hat, blieb
ungeklärt. Dieser Schicksalsschlag hat die Stifters schwer getroffen.
Stifters Gesundheitszustand verschlechterte sich Ende der 1850er Jahre
zunehmend. Mehrmals begab er sich zu Kuraufenthalten für ein „Nervenleiden“;
die Arbeit an seinem historischen Roman „Witiko“ verzögerte sich – zum
Leidwesen seines Verlegers Gustav Heckenast – über mehrere Jahre hinweg.
Schließlich konnte er sein Amt nicht mehr ausfüllen. Durch die Intervention
eines Gönners wurde er mit dem Titel eines Hofrates pensioniert. Von den
zunehmenden Beschwerden einer Leberzirrhose geplagt, öffnete sich Stifter am
26. Januar 1868 auf dem Krankenbett mit einem Rasiermesser die
Halsschlagader und starb zwei Tage darauf. Das selbst herbeigeführte Ende
seines Leidens wurde in der Todesurkunde diskret verschwiegen. Auf dem St.
Barbara-Friedhof in Linz fand Adalbert Stifter seine letzte Ruhestätte
Es war einmal ein König,
Er trug 'ne gold'ne Kron'.
Der mordete im Walde
Sein Lieb - und ging davon.
Da kam ein grüner Jäger:
»Gelt, König, suchst ein
Grab?
Sieh' da die grauen Felsen,
Ei, springe flugs hinab.«
Und wieder war ein König,
Der ritt am Stein vorbei:
Da lagen weiße Gebeine,
Die gold'ne Kron' dabei.
Stifters Geburtshaus in Horny
Plana
ADALBERT STIFTER (1805 - 1868)
Adalbert Stifter, geboren am 23. 10. 1805 in Oberplan (heute Horní Planá), Südböhmen, als Sohn
einer Leinenweber- und Flachshändlerfamilie.
1818-1826 Gymnasium am Benediktinerstift Kremsmünster. Studium der Rechtswissenschaften,
später der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Wien, Hauslehrertätigkeit.
Maler und Schriftsteller, ab 1840 Veröffentlichung von Erzählungen in Almanachen und Zeitschriften,
die 1844-1850 in überarbeiteter Form unter dem Titel "Studien" im Verlag Gustav Heckenast in
Budapest erscheinen.
Im Revolutionsjahr 1848 Übersiedlung nach Linz, ab 1850 Landesschulinspektor für die Volksschulen
in Oberösterreich, Landeskonservator (1853) und Begründer der OÖ. Landesgalerie. Mitbegründer der
Realschule zu Linz.
1853 erscheint die Erzählungssammlung "Bunte Steine", 1857 der Bildungsroman "Der Nachsommer",
1865-1867 der historische Roman "Witiko"; Arbeit an der Romanfassung der "Mappe meines
Urgroßvaters" (Fragment). Weitere Arbeiten als Maler und Zeichner.
Ab 1863/64 zunehmende Krankheit, vermutlich Leberzirrhose, der Stifter am 28. 1. 1868 nach einem
Schnitt mit dem Rasiermesser in den Hals erliegt.
Von Stifters Geburtshaus in Oberplan bis zu Stifters Wohn- und Sterbehaus in Linz liegen etwa 80
Kilometer. Beide Häuser sind mit ihrer Einrichtung als Museen - das Stifter-Haus in Linz auch als
Literatur-Institut für die Literatur Oberösterreichs - wesentliche Zentren.
Mit den beiden Häusern korrespondieren Stifters Literaturlandschaften. Die Lebenslandschaften
Stifters und die Stifterschen Kunstlandschaften scheinen zeichenhaft symbolisiert auch in den
Denkmälern in Linz und im Böhmerwald.
Neben den Dichterdenkmälern verweisen zwei Steinobelisken auch auf die Eckpunkte der Biographica
literaria Stifters: der Granitobelisk auf dem Plöckenstein, dem wunderbaren Naturschauplatz von
Stifters "Hochwald" und "Witiko", und der Granitobelisk an seiner letzten Ruhestätte auf dem St.
Barbara-Friedhof in Linz.
Die Hauptwerke:
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Studien (darin u.a. Das Heidedorf, Der Hochwald, Die Mappe meines Urgroßvaters)
Bunte Steine (mit der Vorrede vom "sanften Gesetz", Granit, Kalkstein, Bergkristall u.a.)
Der Nachsommer (Bildungsroman)
Witiko (historisches Prosaepos)
Adalbert Stifter gehört heute zu den historischen Größen der österreichischen Literatur, und
betrachtet man die Übersetzungen in viele Weltsprachen, kann man ihn ohne weiters als Autor der
Weltliteratur bezeichnen. Stifter ist lange Zeit als böhmisch-österreichischer Heimatschriftsteller
angesehen worden, als biedermeierlicher Naturschilderer und Idylliker, als Erbauungsschriftsteller und
Harmonisierer.
Erst spätere Generationen haben in ihm den vielschichtigen, ja abgründigen Künstler wahrgenommen,
dem Kunst und Ästhetik nicht nur als wesentliche Bildungsmittel für die Humanisierung der
Menschenwelt, sondern als sublimative Bewältigungsstrategien krisenhafter Welt- und
Existenzerfahrung dienten.
Thomas Mann faßte 1949 seine Eindrücke der erneuten Stifter-Lektüre in einem markanten Satz
zusammen: "Stifter ist einer der merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten und
wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur, kritisch viel zu wenig ergründet."
Bereits lange vor Thomas Mann hat Friedrich Nietzsche auf die hohe Qualität von Stifters Prosa
aufmerksam gemacht, dem folgte erst viel später, insbesondere nach den beiden Weltkriegen, eine
weiterreichende Neubewertung Stifters.
Das Mißverständnis vom bloßen Heimatdichter hängt mit der genuinen Landschaftsdarstellung Stifters
zusammen: Seine Lebenslandschaften - der Böhmerwald, die Haupt- und Residenzstadt Wien und das
oberösterreichische Land vom Mühlviertel über das Alpenvorland bis zum Salzkammergut wurden
seine hauptsächlichen Literaturlandschaften.
Aus der biographischen Entfernung von seiner Heimat in seiner Wiener Zeit schrieb Stifter die
Erzählungen der "Studien", in denen er in anschaulichen Bildern von der fernen Landschaft seiner
Herkunftswelt von problematischen Schicksalen, scheiternden Künstlern oder labilen Menschen, die
seelisch zugrunde gehen oder gerade noch gut davonkommen, erzählt.
Adalbert Stifters Haus in Linz
Oft saß ich in vergangenen Tagen in dem alten Mauerwerke, ein liebgewordenes Buch lesend, oder bloß den lieben
aufkeimenden Jugendgefühlen horchend, durch die ausgebröckelten Fenster zum blauen Himmel schauend
Und nun, lieber Wanderer, wenn du dich satt gesehen hast, so gehe jetzt mit mir zwei Jahrhunderte zurück, denke weg
aus dem Gemäuer die blauen Glocken, und die Maslieben und den Löwenzahn, und die andern tausend Kräuter; streue
dafür weißen Sand bis an die Vormauer, setze ein tüchtig Buchenthor in den Eingang und ein sturmgerechtes Dach auf
den Thurm, spiegelnde Fenster in die Mauern, theile die Gemächer, und ziere sie mit all dem lieben Hausrath und Flitter
der Wohnlichkeit - dann, wenn Alles ist wie in den Tagen des Glückes, blank, wie aus dem Gusse des Goldschmiedes
kommend - - dann geh' mit mir die mittlere Treppe hinauf in das erste Stockwerk, die Thüren fliegen auf - - - Gefällt dir
das holde Paar?
Der Punkt, von dem aus man fast so weit als es hier beschrieben, den Lauf dieser Waldestochter übersehen kann, ist eine
zerfallene Ritterburg, von dem Thale aus wie ein luftblauer Würfel anzusehen, der am obersten Rande eines breiten
Waldbandes schwebet. Friedbergs Fenster sehen gegen Südwesten auf die Ruine, und dessen Bewohner nennen sie den
Thomasgipfel oder Thomasthurm, oder schlechthin St. Thoma, und sagen, es sei ein uraltes Herrenschloß, auf dem einst
grausame Ritter wohnten, weßhalb es jetzt verzaubert sei und in tausend Jahren nicht zusammenfallen könne, ob auch
Wetter und Sonnenschein daran arbeite.
Ein Gefühl der tiefsten Einsamkeit überkam mich jedesmal unbesieglich, so oft und gern ich zu dem mährchenhaften
See hinaufstieg. Ein gespanntes Tuch ohne eine einzige Falte liegt er weich zwischen dem harten Geklippe, gesäumt von
einem dichten Fichtenbande, dunkel und ernst, daraus manch einzelner Urstamm den ästelosen Schaft emporstreckt, wie
eine einzelne alterthümliche Säule. Gegenüber diesem Waldbande steigt ein Felsentheater lothrecht auf, wie eine graue
Mauer, nach jeder Richtung denselben Ernst der Farbe breitend, nur geschnitten durch zarte Streifen grünen Mooses,
und sparsam bewachsen von Schwarzföhren, die aber von solcher Höhe so klein herabsehen, wie Rosmarinkräutlein.
Daß dieser Mann sein Gewehr nur
losschießen dürfe, und er treffe doch
immer Den, den er sich denke …
Da lagen weiße Gebeine,
Die gold'ne Kron' dabei …
Einen alten Mann, wie einen Schemen, sah man noch öfter durch den Wald gehen, aber kein Mensch kann eine Zeit
sagen, wo er noch ging, und eine, wo er nicht mehr ging.

Adalbert Stifter verehrte die Natur nicht nur in Form von Gebirgsseen, Bergkristallen,
Nachsommerrosenbueschen, wie er sie in seinen langsamen und wunderbar dichten
Romanen und Erzaehlungen so genau und lebendig beschrieb. Er wusste auch die
kleineren, auf den ersten Blick vielleicht weniger erhabenen Gaben dieser Welt zu schätzen.
Zumal jene, welche ihm in Form gefüllter Tauben, gebratener Kapaune und wohlgeratener
Rinderbrätlein saftig und duftend und "sehr sehr gut" in die Quere kamen. Die von
Generationen von Deutschlehrern idealisierte Ikone der Biedermeierdichtkunst Adalbert
Stifter war ein Vielfrass und ein Saufbold, und, wenn es ihm darum ging, Lieblingsspeisen
wie Frankfurter Würstl zu organisieren, sogar ein raffinierter Schnorrer vor dem Herrn. Die
Frankfurter waren damals nur in Wien zu haben, der Schriftsteller aber in Linz stationiert,
weshalb er sich die Delikatesse regelmäßig nach Oberösterreich kommen liess. Der
Transport der verderblichen Fracht funktionierte Mitte vorigen Jahrhunderts nur dann
gefahrlos, wenn es die Witterung gestattete, nämlich, wie Stifter seine Lieferanten hieß,
"sobald Kälte eintritt" - und wenn sein Verleger Gustav Heckenast wieder einmal einen
Vorschuss springen ließ. Gute Speise und guter Trank waren dem Dichter so heilig wie dem
"Gastfreud" aus dem Nachsommer die Spalierobstbäume an der sonnenwarmen
Hauswand. Der Hunger plagte ihn zumeist wie "ein reißendes Thier", er pflegte an die sechs
Mal pro Tag zu speisen. Auch was den Durst anbelangt, war er nicht zimperlich, nach
eigenen Angaben brauchte er an die 600 Liter Wein pro Jahr, um ihn zu stillen. Kurt Palm,
der, von der weit verbreiteten und von Deutschlehrern übertragenen Antistifteritis befallen,
einmal der Schule entronnen sein Lebtag keinen Stifter mehr zur Hand genommen haette,
wäre nicht der Zufall Regisseur gewesen, frass nach der Lektüre des Nachsommers
plötzlich einen Narren an dem Dichter.


Er vertiefte sich sowohl in Werk als auch in Biographien des Autors und begann
genauestens dessen Essgewohnheiten und Menuevorlieben zu studieren. Was
er dabei herausgefunden hat, liest sich so unterhaltsam wie eine
biedermeierliche Tante Jolesch, nur ist hier nicht von Powidldatschkerln und
Krautfleckerln die Rede, sondern von gespickten Tauben, Auerhennen im
Speckhemd und gebratenen Krammetsvoegeln. Alle historischen Rezepte
wurden von Palm unter Anleitung seiner Mutter, "ehemals 'Wirts-Annerl von der
Spoeck'" nachgekocht. Wer immer schon wissen wollte, wie "Tauben in
Sauerampfersauce" munden, wird hier sachkundig angeleitet und zugleich vor
etwaigen Fehlkalkulationen gewarnt: So stand Palm nach dem fachgerechten
Rupfen und Ausnehmen eines Haselhuhnes, dem er wochenlang hatte
nachstellen muessen, vor satten 240 Gramm Getier. Am Tische warteten neun
geladene Gaeste auf die Verkostung, was "Portionen von nicht ganz 30 Gramm
Haselhuhnfleisch" pro Kopf bedeutete. Eine solch magere Mahlzeit haette Stifter
nur unter lautem Protest und Wehgeschrei verzehrt. Als die Dienstmagd Franzi
dereinstens Zwetschkenknoedel kochte, die nicht zu seinem Gefallen ausfielen,
beklagte er sich bei der entfernt weilenden Gattin, sie haetten ausgesehen "wie
ausgeschundene Froesche", und als er erkrankte und der Arzt Schonkost
verordnete, jammerte er: "Ich lebe ueberhaupt wie ein Kaenguruh von
Pflanzenkost." Stifters Fress-und Saufleidenschaft wurde ihm letztlich wohl zum
Verhängnis. Er starb 1868 an den Folgen einer Krankheit, die heute mit grosser
Sicherheit als Leberzirrhose diagnostiziert wird.
Kurt Palm, Suppe Taube Spargel sehr sehr gut. Essen und trinken mit Adalbert
Stifter. Ein literarisches Kochbuch. oeS 198,-/120 Seiten, Loecker, Wien 1999.
Dort, zum Beispiele, wallt ein Strom in schönem Silberspiegel, es
fällt ein Knabe hinein, das Wasser kräuselt sich lieblich um seine
Locken, er versinkt - und wieder nach einem Weilchen wallt der
Silberspiegel, wie vorher. Dort reitet der Beduine zwischen der
dunklen Wolke seines Himmels und dem gelben Sande seiner
Wüste: da springt ein leichter glänzender Funke auf sein Haupt, er
fühlt durch seine Nerven ein unbekanntes Rieseln, hört noch
trunken den Wolkendonner in seine Ohren, und dann auf ewig
nichts mehr.
Dieses war den Alten Fatum, furchtbar letzter starrer Grund des
Geschehenden, über den man nicht hinaus sieht, und jenseits
dessen auch nichts mehr ist, so daß ihm selber die Götter
unterworfen sind: uns ist es Schicksal, also ein von einer höhern
Macht Gesendetes, das wir empfangen sollen. Der Starke
unterwirft sich auch ergeben, der Schwache stürmt mit Klagen
darwider, und der Gemeine staunt dumpf, wenn das Ungeheure
geschieht, oder er wird wahnwitzig und begeht Frevel.
Jeremias Gotthelf (eigentlich Albert
Bitzius)
Jeremias Gotthelf war das Pseudonym von Albert Bitzius, der am
04.10.1797 in Freiburg geboren wurde und am 22.10.1854 in Bern
gestorben ist.
Er beendete in Bern sein Gymnasium und erhielt eine theologische
Ausbildung auf der Berner Akademie. 1821 verbrachte er ein
Semester in Göttingen und machte anschließend eine Reise durch
Norddeutschland.
Danach war er zunächst Vikar beim Vater in Utzenstorf, dann in
Herzogenbuchsee in Bern. 1832 wirkte er als Pfarrer in Lützelflüh im
Emmental. In die Zeit nach 1834 fallen seine schriftstellerischpublizistischen Anfänge.
 1836 begann Gotthelf mit der Schriftstellerei. Sein
erster Roman war Der Bauernspiegel. Der Name der
Hauptfigur aus diesem Werk wurde zugleich der
Schriftstellername von Bitzius: Jeremias Gotthelf.
 In den folgenden Jahren ist er unermüdlich als
Schriftsteller tätig und veröffentlicht Romane,
Erzählungen, teilweise zeitgenössisch teilweise
historisch, und Aufsätze.
 1851 bricht ein Hals- und Herzleiden mit
Wassersucht aus. 1853 brachte ein Kuraufenthalt in
Gurnigelbad keine Linderung seines Hustens und der
Schlafsucht. Er starb am 22. Oktober 1854 an einem
Schlaganfall.
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Seine Romane spiegeln in einem zum Teil erschreckenden Realismus das
bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert. Mit wenigen starken, wuchtigen Worten
konnte er Menschen und Landschaften beschreiben. Gotthelf verstand es wie
kein anderer Schriftsteller seiner Zeit, die christlichen und die humanistischen
Forderungen in seinem Werk zu verarbeiten.
Herausragend in seinem Werk ist die Rahmennovelle Die schwarze Spinne
(1843), in der er alte Sagen zu einer gleichnishaften Erzählung über christlichhumanistische Vorstellungen von Gut und Böse verarbeitet. Zuerst kaum
beachtet, gilt diese Erzählung bei vielen Literaturkritikern als eines der
Meisterwerke des deutschen Biedermeier. Thomas Mann schrieb darüber in Die
Entstehung des Doktor Faustus, dass Gotthelf „oft das Homerische“ berühre
und dass er seine Schwarze Spinne „wie kaum ein zweites Stück Weltliteratur“
bewundere. Als Schriftsteller, so beschrieb ihn Walter Muschg 1954, ist „dieser
Außenseiter [...] fraglos nicht nur der größte, sondern der einzige Erzähler
ersten Ranges in der deutschen Literatur, der einzige, der sich mit Dickens,
Balzac oder Dostojewskij vergleichen läßt.“, weiter räumt Muschg besorgt hinzu:
„Trotzdem ist er vielen hervorragenden Kennern unbekannt. Sein Name entlockt
ihnen unfehlbar ein Lächeln, und es scheint ausgeschlossen, daß er jemals in
die Weltliteratur eingehen wird. Nicht nur deshalb, weil nur ein Schweizer die
Fülle seiner barbarischen Sprache ermessen kann.“
 Gotthelfs Nachlass befindet sich in der
Burgerbibliothek Bern. Zu seinen Ehren
wurde in Basel eine Straße nach ihm
benannt, die einem ganzen Quartier, dem
Gotthelf-Quartier, den Namen gibt.
Die schwarze Spinne
 Die Novelle lässt sich in 3 große Erzählteile
gliedern.
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Rahmenerzählung
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
Als Rahmenerzählung wird der Beginn und die
Situation bei der Taufe definiert. Sie leitet auf die
Geschichte des Großvaters ein.
Zwei Nebenerzählungen

Dies ist die Geschichte, die der Großvater über
den Teufelspakt mit der Spinne erzählt (die
Zweite setzt die Erste fort).
Sprache und Stil
 Schnelle Abfolge der Höhepunkte
 Vergleich von Gott und Teufel
 Gebrauch mundartlicher Ausdrücke
 Wortspiel durch Reime
 Anschauliche Vergleiche mit der Außenwelt
 Lange unübersichtliche Sätze
Textbeispiele von Sprache und Stil
 Gebrauch mundartlicher Ausdrücke: z.B. ätti -Großvater, räf
weibsbild, kädern-zanken, eifen
 Wortspiel durch Reime: sauste und brauste, Schlünde und
Gründe
 Anschauliche Vergleiche mit der Außenwelt:obenan der von
Stoffeln, ein wilder, mächtiger Mann, der einen Kopf hatte wie
ein doppelt Bernmäß, Augen machte wie Pflugsräder und einen
Bart
 Lange unübersichtliche Sätze: Bsp: „Um das Haus lag ein
sonntäglicher Glanz, den man mit einigen Besenstrichen,
angebracht zwischen Tag und Nacht, nicht zu erzeugen
vermag, der ein Zeugnis ist des christlichen Erbgutes
angestammter Reinlichkeit, die alle Tage gepflegt werden
muss...“
Hauptpersonen
 Großvater
 Hans von Stoffeln
 Christine
 Teufel
 Christen
 Mutter von Christen
 Priester
Interpretation
Die Kinder werden als unschuldig und harmlos dargestellt und
werden deshalb vom Bösen verschont. Die schwarze Spinne
soll die Pest repräsentieren, die sich in der Menschheit
ausbreitet.
In dieser Geschichte siegt eindeutig das Böse, da viele
Menschen sterben. Durch die schnelle Abfolge der Höhepunkte,
wirkt die Novelle sehr geschehnisbetont.
Viele Kleinigkeiten stellen sich als kleine Anspielungen auf die
Verbindung der Rahmengeschichte mit der Erzählung des
Großvaters heraus (Bsp.: erste Taufe).
Es gibt außerhalb der Novelle viele Indizien, die die Novelle mit
der Realität verbinden (Herr von Stoffeln hat wirklich existiert).
Genau zu dieser Zeit war die schwarze Pest ausgebrochen.e
Spinne eine Rationale Erklärung.t
Textauszug zur Thematik
"Da schrie mitten im Haufen einer entsetzlich auf, es
war ihm, als sei er in einen glühenden Dorn getreten,
als nagle man ihm mit glühendem Nagel den Fuß an
den Boden, als ströme Feuer durch das Mark seiner
Gebeine.
Der Haufe fuhr auseinander, und alle Augen sahen
nach dem Fuße, gegen den die Hand des
Schreienden fuhr. Auf dem Fuße aber saß schwarz
und groß die Spinne und glotzte giftig und
schadenfroh in die Runde..."
 12. Januar 1797 -24
Mai 1848
 Am Turme
 Am letzten Tage des
Jahres


Annette von Droste-Hülshoff stammte aus dem altwestfälischen, katholischen Adel. Sie
wurde als Tochter von Clemens August von Droste-Hülshoff und Therese von Haxthausen
am 10. Januar 1797 auf der westfälischen Burg Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei
Münster geboren. Annette von Droste-Hülshoff führte ein zurückgezogenes und
eingeengtes Leben. In ihrer Kindheit und Jugend war sie kränklich, bedingt durch ihre
Frühgeburt. Außerdem war sie extrem kurzsichtig. Sie wurde in den Jahren 1812 bis 1819
von Professor Anton Matthias Sprickmann unterrichtet und gefördert. Nach dem Tod ihres
Vaters 1826 wurde der Familienbesitz von ihrem Bruder Werner übernommen, sodass sie
sowie ihre ältere Schwester Jenny von Droste-Hülshoff mit ihrer Mutter auf deren Witwensitz
dem Haus Rüschhaus bei Nienberge übersiedelten.
Eine erste größere Reise führte sie 1825, ein Jahr vor dem Tod ihres Vaters, an den Rhein
nach Köln, Bonn und Koblenz. In Bonn, wo ihr Vetter Clemens August von Droste-Hülshoff
lebte, verband sie eine Freundschaft mit Sibylle Mertens-Schaaffhausen; zu deren
Freundeskreis zählten außer Annette von Droste-Hülshoff Johanna und Adele
Schopenhauer sowie Goethes Schwiegertochter Ottilie. In Bonn, das sie bis 1842 mehrfach
besuchte, begegnete Annette von Droste-Hülshoff außerdem August Wilhelm Schlegel.
Zwar stand Annette von Droste-Hülshoff in brieflichem Kontakt mit intellektuellen
Zeitgenossen wie den Brüdern Grimm, sie entzog sich aber niemals den Anforderungen
ihrer Familie, etwa wenn sie immer wieder als Krankenpflegerin herangezogen wurde. Da
sie ständig selbst kränkelte, standen für sie ein Bruch mit der Familie oder der Versuch nie
zur Debatte, durch ihre Schriftstellerei ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wohl aber sah
sie ihre Berufung als Dichterin. Auch ihre Mutter erkannte dies und unterstützte ihre Tochter,
indem sie beispielsweise versuchte, den Kontakt mit Christoph Bernhard Schlüter
herzustellen, was aber zunächst misslang, da dieser die zugesandten Manuskripte für nicht
ausreichend erachtete.
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Annette von Droste-Hülshoff nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst,
große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (Der Knabe im Moor), wie auch ihre
Novelle Die Judenbuche. Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus
„Das geistliche Jahr“, in dem aber - typisch für die Zeit - auch die Zerrissenheit des
Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Suche gestaltet wird. Die
Ausführungen in diesem Werk werden heute als biographisch erachtet, da sie über 20 Jahre
an dem gesamten Zyklus arbeitete. Bedeutend für ihr literarisches Wirken waren ihre
Reisen an den Bodensee, wo sie zunächst zusammen mit der Mutter ihre Schwester Jenny
besuchte, die den Freiherrn Joseph von Laßberg („Sepp von Eppishusen“) geheiratet hatte,
der sich mit mittelalterlicher Literatur beschäftigte.
Ab 1841 wohnte sie vorwiegend bei ihrem Schwager auf Schloss Meersburg am Bodensee,
sah ihr Zuhause aber weiterhin im Rüschhaus bei Nienberge, wo unter anderem ihre Amme,
die sie bis zu deren Tode pflegte, und ihre Mutter wohnten. Mit Levin Schücking verband sie
seit 1837 eine Dichterfreundschaft; er war der Sohn einer Freundin, die verstarb, als
Schücking ca. 17 Jahre alt war. Durch ihre Vermittlung wurde er 1841 auf Schloss
Meersburg Bibliothekar. Insbesondere unter dessen Inspiration entstand in Meersburg ein
Großteil ihrer „weltlichen“ Gedichte. Annette erwarb am 17. November 1843 ein Haus, das
Fürstenhäusle, am Stadtrand inmitten der Weinberge in Meersburg. Am Nachmittag des 24.
Mai 1848 verstarb Annette von Droste-Hülshoff auf Schloss Meersburg am Bodensee,
vermutlich an einer schweren Lungenentzündung. Ihr Grab befindet sich auf dem
Meersburger Friedhof.
Werke
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Gedichte, Münster 1838 (Aschendorffsche Buchhandlung. 220 Seiten)
Die Judenbuche (Novelle erschienen in der Zeitschrift „Morgenblatt für gebildete Leser“),
1842
Droste-Hülshoff, Annette Freiin von: Gedichte, 1844 (Cotta´sche Verlag Stuttgart, 574
Seiten)
Westfälische Schilderungen, 1845
Das geistliche Jahr (Gedicht-Zyklus), 1818–1820 / 1839–1840, (gutenberg.spiegel.de)
Der Knabe im Moor (Ballade)
Letzte Gaben (Nachlass), 1860
Bei uns zu Lande auf dem Lande (Fragment, Nachlass), 1862
Briefe von Annette von Droste-Hülshoff und Philipp W.³
Winfried Woesler (Hrsg.):Historisch-kritische Ausgabe. Werke, Briefwechsel, 13 Bände in 25
Teilbänden, Tübingen 1978–2000 (Niemeyer)
Die Vergeltung (Ballade)
 8. September 1804 – 4
Juni 1875
 Denk es, o Seele
 (* 8. September 1804 in Ludwigsburg; † 4.
Juni 1875 in Stuttgart) war ein deutscher
Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler
und Übersetzer. Er war auch evangelischer
Pfarrer, haderte aber bis zu seiner frühen
Pensionierung stets mit diesem „Brotberuf“.

Mörike wurde als siebtes Kind des Medizinalrates Karl Friedrich Mörike und der
Pfarrerstochter Charlotte Dorothea geb. Bayer geboren. Er hatte insgesamt
zwölf Geschwister. Nach dem Tod des Vaters 1817 kam er zu seinem Onkel
Eberhard Friedrich Georgii nach Stuttgart, dem für seinen Neffen die geistliche
Laufbahn vorschwebte. Entsprechend besuchte Mörike nach einem Jahr im
Stuttgarter Gymnasium illustre ab 1818 das evangelische Seminar Urach, ein
humanistisches Gymnasium im ehemaligen Uracher Chorherrenstift, und von
1822 bis 1826 das Tübinger Stift. Zwar waren seine schulischen Leistungen nur
mäßig, und das Uracher Seminar nahm ihn trotz nicht bestandenen
„Landexamens“ auf, aber die dortige Beschäftigung mit antiken Klassikern
wurde prägend für den späteren Schriftsteller. Viele lebenslange
Freundschaften Mörikes gehen zudem auf seine Seminarzeit zurück, was ihm
diese Zeit im Rückblick verklärt hat: so im Gedicht von 1827 über einen zwei
Jahre zurückliegenden Besuch in Urach.[S 2] In Tübingen gehörten zu seinen
Studienfreunden einerseits Wilhelm Waiblinger, der ihm auch Kontakt zum alten
Friedrich Hölderlin verschaffte, andererseits Ludwig Bauer (1803–1846), mit
dem zusammen er das Fantasieland Orplid ersann; das Gedicht Gesang
Weylas (Du bist Orplid) ist 1831 wiederum im Rückblick entstanden. Der
Dreierbund der Freunde war spannungsreich: Bauer, den Mörike einst vor
einem Angriff des betrunkenen Waiblinger in Schutz genommen hatte, warnte
Mörike vor dessen dämonischem Einfluss, während Mörike anlässlich seiner
Investitur als Pfarrer den inzwischen verstorbenen Waiblinger als „einen von
Jesu Evangelium innigst durchdrungenen Diener“ bezeichnet


In den Osterferien 1823 begegnete Mörike in einem Ludwigsburger Gasthaus Maria Meyer
(1802–1865), die dort (nicht zuletzt wegen ihrer geheimnisvollen Schönheit) als Bedienung
angestellt war. Spätere biographische Berichte über die aus Schaffhausen stammende Frau
im Gefolge der Sektenstifterin Juliane von Krüdener enthalten offenbar viel
Ausschmückung.[ Mörike verliebte sich stürmisch in die Geheimnisvolle, zum Entsetzen
seiner älteren Schwester Luise, die die Gefahr beschwor, die „seinem edelsten Selbst in der
engen Verbindung mit dem Unreinen droht“.[M 2] Mörike führte den Kontakt zu Maria bis auf
einen zum Jahresende abgebrochenen (und vernichteten) Briefwechsel nicht weiter und
entzog sich einem von ihr angestrebten Wiedersehen im Juli 1824.[M 3] Aus diesem
einschneidenden Erlebnis entstand der Zyklus der Peregrina-Gedichte, von dem aus den
Jahren 1824 bis 1867 zehn unterschiedliche Fassungen vorliegen.[M 4]
Nach einem mittelmäßigen Examen und einer kirchlichen Prüfung vor dem
württembergischen Konsistorium, das ihm „ziemlich mangelhaftes, dennoch keineswegs zu
verachtendes Wissen“ bescheinigte, durchlebte (und durchlitt) Mörike eine achtjährige
„Vikariatsknechtschaft“ als Vikar und später Pfarrverweser: 1826 Oberboihingen,
Möhringen; 1827 Köngen; 1829 Pflummern, Plattenhardt (dort Verlobung mit Luise Rau, der
Tochter des verstorbenen Pfarrers, 1833 gelöst), Owen; 1831 Eltingen; 1832 Ochsenwang
(im dortigen Mörikehaus werden Briefe, Zeichnungen und Pfarrberichte gezeigt); 1833
Weilheim an der Teck, erneut Owen, Ötlingen. Sein Dienst war von Dezember 1827 bis
Februar 1829 durch Urlaub unterbrochen, den er aus gesundheitlichen Gründen beantragt
hatte, vielleicht ausgelöst durch den Tod seiner Schwester Luise. Dahinter steckten
allerdings seine generellen Zweifel an einer kirchlichen Laufbahn:
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1834 endlich wurde Mörike Pfarrer in Cleversulzbach, wo seine Mutter und seine jüngste
Schwester Klara mit ihm im Pfarrhaus wohnten. Seine Predigten, die auf das Verständnis
seiner Gemeinde zugeschnitten waren, ließen nicht erkennen, wie sehr Mörike mit der
zeitgenössischen Theologie haderte. Nur in der Privatheit eines Briefes vom Dezember
1837 diagnostizierte Mörike gegenüber Friedrich Theodor Vischer einen nun „landkundig
werdenden theologischen Bankerott“, womit er auf den Streit um David Friedrich Strauß’
Buch Leben Jesu anspielte, dessen historische Kritik an den Evangelienberichten von
konservativen Kreisen (z. B. am Tübinger Stift) verurteilt wurde. Mörike nahm Strauß' Buch
unaufgeregt zur Kenntnis, weil für ihn Glaube nicht aus dem Fürwahrhalten der
Evangelienberichte bestand, sondern aus den Empfindungen, die dem Poeten Mörike
eingegeben wurden, wenn er sein Leben deutete. Dabei konnte er christliche Lehren in
einer rational anmutenden Weise erklären, die freilich nicht zu unserem heutigen rationalen
Erkenntnisstand passt. Ein Beispiel sind seine Aussagen über die „jenseitige Fortdauer“,
wenn er Angehörige Verstorbener tröstete: „Für mich ist dieses eine ausgemachte
natürliche Sache“, dass die Abgeschiedenen „auf dem Schauplatz einer neuen Natur“ leben,
also eine Sache ohne göttliches Zutun, keine Glaubenssache, aber auch kein bloßes
Räsonnement. Ähnlich rationale Erklärungen gab Mörike zu spukhaften
Geräuscherscheinungen im Pfarrhaus, die er in einem Tagebuch aufzeichnete, das Justinus
Kerner später veröffentlichte.
Als Mörikes Mutter 1841 starb, beerdigte er sie auf dem Cleversulzbacher Friedhof neben
der Mutter Friedrich Schillers, deren fast vergessenes Grab er schon zu Beginn seines
Pfarramtes dort entdeckt und mit einem schlichten Kreuz gekennzeichnet hatte (Gedicht Auf
das Grab von Schillers Mutter, 1835).
Nachdem Mörike sich aus gesundheitlichen Gründen beim Pfarrdienst mehrfach durch
einen Vikar hatte unterstützen lassen, beantragte er 1843 die Versetzung in den Ruhestand,
wozu ihm gnadenhalber eine Pension von jährlich 280 Gulden gewährt wurde (sein
Pfarrergehalt hatte anfangs 600 Gulden betragen).
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Mörike ließ sich 1844, im Alter von 39 Jahren pensioniert, nach einem kurzen
Aufenthalt in Schwäbisch Hall in Bad Mergentheim nieder. Seine Pension und
gelegentliche Honorare reichten nicht zur Tilgung der Schulden, in die er durch
Bürgschaften für seine Brüder geraten war, so z. B. für den Scheerer Amtmann
Karl Mörike, der wegen aufrührerischer Umtriebe ein Jahr Festungshaft in
Hohenasperg verbüßt hatte (in dem Verfahren musste Eduard als Zeuge
aussagen). Deswegen dachte er zunächst nicht an eine Eheschließung und
heiratete erst 1851 Margarethe von Speeth, die katholische Tochter seines
Vermieters und Freundin seiner Schwester Klara, die weiterhin bei ihm wohnte.
Der Konfessionsunterschied war allerdings der Grund dafür, dass Mörikes
ältester Freund Wilhelm Hartlaub (Pfarrer im nahen Wermutshausen) sich von
ihm distanzierte. Auch das Verhältnis zwischen Klara und Margarethe sollte sich
später trüben.
Das Ehepaar zog nach Stuttgart, wo Mörike von 1856 bis 1866 Literatur am
Königin-Katharina-Stift unterrichtete. Sie hatten zwei Töchter, Fanny und Marie.
Neben seiner Ernennung zum Professor am Katharinenstift wurden Mörike in
dieser Zeit weitere Ehrungen zuteil: 1852 der Ehrendoktortitel der Universität
Tübingen, 1862 der bayerische Maximiliansorden und 1864 der
württembergische Friedrichs-Orden. Er hatte Kontakt zu anderen Schriftstellern,
so besuchten ihn Theodor Storm (der sich über Mörikes Gewohnheit des
Tischgebets wunderte) und Friedrich Hebbel. Eine tiefere Freundschaft verband
ihn in dieser Zeit mit dem Maler Moritz von Schwind.
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In der Zeit von 1867 bis 1873 wechselte der Dichter mehrmals Orte und
Wohnungen, unter anderem in Lorch. Spannungen zwischen Klara und
Margarethe übertrugen sich auch auf das Ehepaar, und anlässlich der
Verlobung der 18-jährigen Fanny kam es zum Streit, nach dem Margarethe
vorübergehend auszog. 1873 entschied sich Mörike zur Trennung und zog mit
Marie für kurze Zeit nach Fellbach, weswegen ihn die Stadt mit der
regelmäßigen Verleihung des Mörike-Preises ehrt. In dieser Zeit betrug sein
jährliches Einkommen immerhin 1955 Gulden.Mörike wurde 1875, zwei Jahre
nach dessen Eröffnung, auf dem Stuttgarter Pragfriedhof beerdigt; Vischer hielt
die Grabrede. Zu Mörikes fünftem Todestag wurde in Stuttgart ein MörikeDenkmal mit einer Büste und Reliefschmuck von Wilhelm Rösch aufgestellt.
Zeit seines Lebens war er ein begeisterter Sammler alltäglicher Gegenstände.
Besonders gerne sammelte er Versteinerungen und so kam es, dass er wie ein
Paläontologe über die Schwäbische Alb zog und alle Versteinerungen
einsammelte. Zu Hause verglich er sie mit anderen Funden, oder las
Fachliteratur. Allzu oft packte ihn aber dann auch die Muse und so entstanden
Gedichte wie Der Petrefaktensammler. Bei seinen häufigen Umzügen war das
Sammelgut einerseits lästig, andererseits waren es gute und schöne Geschenke
für Freunde und Verwandte.
Nach Mörike sind etliche Schulen benannt, u. a. das Mörike-Gymnasium in
Ludwigsburg, die Mörikeschule in Tübingen und die Grundschule Mörikeschule
in Leonberg.
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Mörike galt lange Zeit als ein typischer Vertreter des Biedermeier, der die
vertraute und enge Heimat besingt. Heute erkennt man das Abgründige in
seinem Werk und die Modernität seiner radikalen Weltflucht. Die Arbeiten
Mörikes zählen dabei zu den bedeutenden Werken der deutschen Literatur des
19. Jahrhunderts.
Gedichte (1838, erweitert 1848 und 1864). Aus der Phase während des
Vikariats, in der er versuchte, als freier Schriftsteller zu arbeiten, stammen u.a.
die Gedichte Septembermorgen und Er ist's (1829, eines der meistzitierten
deutschen Gedichte):
„Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist 's!
Dich hab’ ich vernommen!“
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Maler Nolten (1832). Roman, in dessen von Intrigen bestimmter Handlung Mörike seine
eigenen Verstrickungen verarbeitet, so z.B. seine Begegnung mit Maria Meyer (Peregrina)
in der Figur der Elisabeth. Darin enthalten ist das Puppenspiel Der letzte König von Orplid.
Lucie Gelmeroth (1839). Die Novelle ist bis auf die Namensänderung der Hauptfigur und die
Verlegung der Handlung von England nach Deutschland identisch mit der 1833 im UraniaTaschenbuch abgedruckten „Skizze“ Miß Jenny Harrower. Diese war von Mörike als
Einschub in seinen zweiten Roman geplant, den er aber wegen privater Schwierigkeiten
(Trennung von Luise Rau, Verhaftung des Bruders Karl) nicht fertigstellte, sondern nur
diesen Einschub beim Verleger ablieferte. Die als Rückblick erzählte Handlung der Novelle
dreht sich um die Begegnung eines Studenten mit einer Kinderfreundin in seiner
Geburtsstadt, die eines Mordes bezichtigt wird, und die er nach Erweis ihrer Unschuld
heiratet. Auch hierin sind Anklänge an Maria Meyer zu finden.[BM 2]
Der Schatz (1835). Diese Erzählung war ebenfalls als Einschub in Mörikes zweiten Roman
vorgesehen.
Der Bauer und sein Sohn (Märchen, 1839)
Die Regenbrüder (Oper, von Ignaz Lachner komponiert, 1839)
Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin (Sieben Gesänge, 1846). Das Hexameter-Gedicht
entstand in der Mergentheimer Zeit und machte Mörike über seine Heimat hinaus
bekannt.[Q 10]
Das Stuttgarter Hutzelmännlein (1853)
 darin: Die Historie von der schönen Lau (die auch thematisiert wurde im Tatort-Krimi:
Bienzle und die schöne Lau, SWR)
Mozart auf der Reise nach Prag (Novelle, 1856)
Nach 1856 entstanden keine großen Prosawerke mehr, und bis zu seinem Tode verfasste
Mörike, abgesehen von wenigen Widmungs- und Gelegenheitsgedichten, kaum mehr
Verse.
 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!