Makroökonomik - Universität Passau

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Transcript Makroökonomik - Universität Passau

Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2011/12
y,
s.y
y*
6. Investition und Zins
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
Makroökonomik WS 2011/2012, Prof. Dr. J. Graf Lambsdorff
k
Folie 216
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 267271.
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• Die folgenden drei Abschnitte stellen ein
makroökonomisches Modell für eine geschlossene
Volkswirtschaft vor. Ziel ist es, Inlandsprodukt, Realzins und
Inflationsrate miteinander in Beziehung zu bringen.
• In dem Modell wird das nachgefragte Inlandsprodukt
maßgeblich vom Realzins beeinflusst. Dieser wiederum wird
von der Zentralbank festgelegt. Abweichungen von
nachgefragten und angebotenem Inlandsprodukt führen zu
Änderungen der Inflationsrate. Auf diese reagiert wiederum
die Zentralbank mit einer Änderung des Realzinses.
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• Ausgangspunkt des Modells sind die Bestimmungsgrößen
der Investitionstätigkeit. Hierfür werden verschiedene
Variablen angeführt:
- Der Realzins (r).
- Zukünftige Ertragserwartungen (E).
- Staatliche Anreize (Steuern und
Abschreibungsgeschwindigkeit)
• Die ersten beiden Bestimmungsgrößen leiten wir hier
genauer her. Die dritte Größe kann exogen vom Staat
festgelegt werden.
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• Wir betrachten ein einzelwirtschaftliches Investitionskalkül.
• Hierbei wird die Methode des internen Zinsfußes
angewandt.
• Es findet eine Abwägung statt zwischen der erwarteten
Rendite und den Kosten (oder Opportunitätskosten) der
Investition.
• Die Investitionsnachfrage wird ausgedehnt, bis der interne
Zinsfuß () dem nominalen Zinssatz entspricht.
• In diesem Fall ist der Kapitalwert der Investition (also der
Barwert der zukünftigen Erträge abzüglich der
Anschaffungsausgaben) gleich Null.
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• In einer inflationsfreien Welt gilt für den internen Zinsfuß
(), die Anschaffungsausgaben (A0), die realen
Nettoeinnahmen der Periode i (Ei) und die Lebensdauer des
Investitionsobjektes (n) folgender Zusammenhang:
E3
En
E1
E2
A0 


 ... 
.
2
3
n
1   1    1   
1   
• Bei konstanten erwarteten Nettoeinnahmen (Ei=E) und
unendlich langer Lebensdauer des Investitionsobjektes
n   folgt:

 E
1
E
A0  E 
 E
 1     .
i
 1  1 1     
A0
i 1 1   



1
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• Ein Investor wird nun einen Vergleich anstellen zwischen
dem internen Zinsfuß () und dem nominalen Marktzins (i).
• Falls  > i ist der Kapitalwert der Investition größer als
Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls  < i ist der Kapitalwert der Investition kleiner als
Null; das Investitionsobjekt wird nicht durchgeführt.
• In einer Wirtschaft mit Inflation ist diese Berechnung
anzupassen.
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• Im Falle von Inflation werden automatisch alle zukünftigen
realen Erträge, Ei, mit der Inflationsrate nominal ansteigen.
Es gilt folgender Zusammenhang bei unendlich langer
Laufzeit:
i
1  p  Ei

A0   i 1
i
1   

• Hieraus folgt bei konstanten erwarteten realen
Nettoeinnahmen (Ei=E) und unter der Annahme einer
geringen Inflationsrate (1+p ~ 1):


1 p 

1
E
A0  E  i 1
 E
 1 
i
 1  1  p  1       p
1   



i
E

p
A0
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• Ein Investor erwartet, dass der interne Zinsfuß () mit der
Inflationsrate steigt. Er vergleicht  mit dem nominalen
Zinssatz i=r+p.
• Falls  > i  E/A0 > r ist der Kapitalwert der Investition
größer als Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls  < i  E/A0 < r ist der Kapitalwert der Investition
kleiner als Null; das Investitionsobjekt wird nicht
durchgeführt.
• Die Höhe der insgesamt in einer Volkswirtschaft
durchgeführten Investitionen lässt sich graphisch dadurch
bestimmen, dass alle Investitionen gemäß ihrem realen
Ertrag E im Verhältnis zu den Anschaffungskosten A0
angeordnet werden.
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r, E/A0
E1/A0
E2/A0
E3/A0
r=r0
E4/A0
E5/A0
I
I1
I2
I3
I 4 I5
Iˆ
• Investoren werden ihre Nachfrage so lange ausdehnen, bis
gilt: E/A0 = r.
• Insgesamt ist der Realzins und nicht der Nominalzins
entscheidend für die Höhe der Investitionen.
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• Die Investitionsnachfrage lässt sich auch als stetige
Funktion darstellen.
• Der bisherige Fall zinsunabhängiger Investitionen ergäbe
sich bei I r  0, also bei einer vertikal verlaufenden
Kurve.
r
I(r)
r = r0
Iˆ
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I
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• Verbessern sich die Zukunftsaussichten, d.h. für alle
Projekte steigt der erwartete reale Ertrag E, so verschiebt
sich die Investitionskurve nach oben.
• Bei gegebenem Realzins werden mehr
Investitionsprojekte durchgeführt.
r
I0(r)
I1(r)
r = r0
Iˆ0
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Iˆ1
I
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• Sollten aber steigende Investitionen nicht zu einer
Erhöhung des Realzinsniveaus führen, da die Investoren die
Preise für knappe Finanzierung (Ersparnisse) und damit die
Zinsen nach oben treiben?
• Nein, denn makroökonomisch erzeugen Investitionen die
zu ihrer Durchführung erforderlichen Ersparnisse selbst.
• Zusätzliche Investitionen führen zu erhöhten Einkommen,
die nur als Ersparnisse die Multiplikatorrunden verlassen
können.
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• Sinkende Realzinsen erhöhen die Investitionen.
• Steigende Investitionen erhöhen die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage.
• Hierdurch steigt die Produktion und führt zu einem
erneuten Anstieg des privaten Konsums.
• Es ergibt sich ein Multiplikatorprozess, der das
Inlandsprodukt insgesamt stark ansteigen lässt.
r
• Hieraus ergibt sich
ein negativer
IS-Kurve
Zusammenhang
zwischen dem
Realzins und dem
Inlandsprodukt.
Y
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• Punkte außerhalb der IS-Kurve bedeuten, dass die
Dynamik der Multiplikatorrunden noch nicht
abgeschlossen ist.
r
IS
P1
P‘2
P‘1
P2
Y
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• In Anlehnung an das Gütermarktmodell in Abschnitt 5
haben diverse Lageparameter einen Einfluss auf die
Lage der IS-Kurve.
r
IS
G, T0, R ,
a , E 
G, T0,
R, a , E ,
Y
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• Neben den bisher bekannten Einflussgrößen
(Staatskonsum, autonome Steuern, Transferzahlungen,
autonomer Konsum) sind nun zwei weitere Einflussgrößen
auf das Inlandsprodukt zu erwähnen.
• Der Realzins steht an der Ordinate, bewirkt also eine
negative Neigung der Kurve.
• Die zukünftigen Erwartungen bezüglich realer Erlöse für
Investitionsprojekte, E, stellen einen Lageparameter der ISKurve dar. Optimistische Zukunftserwartungen erhöhen die
Investitionsneigung und verschieben die IS-Kurve nach
rechts.
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• Wie stabil und sicher sind aber die zukünftigen
Erwartungen? Dies wurde zumeist kontrovers diskutiert.
Die Krise der letzten Jahre hat deutlich gemacht, dass
zukünftige Erwartungen sehr unsicher sind und dass
Investitionen stark davon abhängen, wie optimistisch
Investoren in die Zukunft blicken.
• Dabei kann der Optimismus des einen denjenigen des
anderen wecken. Genauso kann der Pessimismus eines
Investors andere zu ähnlich düsteren Voraussagen bewegen.
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• Zwei Investoren überlegen sich z.B., ob sie ein Haus in
New Orleans nach der Flutkatastrophe wieder aufbauen
wollen.
• Keiner möchte aber ohne Nachbarn leben. Hierbei ergibt
sich dann ein Koordinationsproblem und zwei
Gleichgewichte: Ertrag
Investor 2
Investor 1
Nein 0
Ja -2
Nein
0
0
0
5
Ja
-2
5
• Sofern ein Investor eher pessimistische Einstellungen von
anderen vernimmt, wird er seine Investitionen ebenfalls
zurückstellen. Das Gleichgewicht ohne Investitionen
resultiert.
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• Aus vielen Gründen treten solche Abhängigkeiten
zwischen Investoren in einer Volkswirtschaft auf.
• So möchte ein Investor die Möglichkeit haben, sein
Anlagevermögen in der Zukunft zu verkaufen, kann dies
aber nur, wenn andere Akteure im Markt aktiv sind.
• Zulieferbetriebe für notwendige Vorprodukte entstehen nur
dann, wenn hierfür viele konkurrierende Abnehmer
existieren.
• Der Optimismus eines Investors kann andere anstecken,
nicht zuletzt deshalb, weil diese einen
Informationsvorsprung bei dem aktiven Investor vermuten.
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• Das aktuelle Inlandsprodukt kann auch auf die Höhe der
Investitionen wirken (Akzeleratorhypothese).
• Dies kann zum einen daraus resultieren, dass sich in einer
Rezession Pessimismus durchsetzt und die
Ertragserwartungen, E, nach unten revidiert. Zum anderen
sinken oftmals in einer Rezession die Buchwerte der Aktiva.
Hierdurch sinkt die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und
sie erhalten für Investitionen keine Kredite.
• Dies liefert einen weiteren Grund dafür, dass
Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sich
selbst verstärken. Es gilt dann I=I(Y,r).
• Frage: Was gilt in diesem Fall für das Sparparadoxon, also
den einzelwirtschaftlichen Versuch, mehr zu sparen durch
Erhöhung der Sparquote?
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• Die Realzinsen beeinflussen nicht nur die Investitionen.
• Mit sinkenden Realzinsen steigen die Kurse von
Anleihen und Aktien.
• Hierdurch steigt das Vermögen der privaten Haushalte
an.
• Ein solcher Vermögensanstieg regt die privaten
Haushalte dazu an, ihren Konsum zu erhöhen. Dieser
Konsum wird die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
erhöhen.
• Hiermit wird eine negative Steigung der IS-Kurve erneut
begründet. Der Effekt wird als „Vermögenskanal“
bezeichnet.
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