Transcript Titel

Diabetes und Darm
PD Dr. med. Stephan Vavricka
Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Stadtspital
Triemli
[email protected]
33. Winterthurer Fortbildungskurs, 9.6.2011
Diabetes und Darm: Übersicht
1. Soorösophagitis
2. Diabetische Gastroparese
3. Diarrhoe bei DM
4. Baketerielle Überwucherung des Dünndarmes
5. Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH)
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Fall: Soorösophagitis
56 jähriger adipöser Anlageberater (BMI 30.2 kg/m2)
der ZKB mit DM Typ II seit 4 Jahren, unter Therapie mit
Metformin.
HbA1c 9.2%
Seit einer Woche progrediente Dysphagie, mit
retrosternalen Schmerzen nach Nahrungsaufnahme
und Halitosis. Enoral unauffällig.
Muss zwingend eine
Gastroskopie durchgeführt
werden oder kann man blind
behandeln?
13.04.2015 / 3
Soorösophagitis
Underwood et al; Dis Esophagus. 2003;16:66-9.
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Soorösophagitis
Underwood et al; Dis Esophagus. 2003;16:66-9.
13.04.2015 / 5
Mundsoor und Soor-Ösophagitis
Fall: Soorösophagitis
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Fall: Diabetische Gastroparese
76 jährige Patientin im Pflegeheim mit CVI, KHK und
bekanntem Diabetes mellitus Typ I seit 24 Jahren. Seit
einigen Monaten progrediente Nausea, Erbrechen,
Gewichtsverlust, Blähungen.
Atemtest mittels C13 Isotop (nicht-radioaktiv): deutlich
verzögerte Magenentleerung, vereinbar mit
diabetischer Gastroparese. Gastroskopie mit
Retentionsmagen, keine Stenose.
Ernährungsberaung: fettarme Diät, nicht zuviel Fasern,
häufige kleine Mahlzeiten.
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Therapie: Diabetische Gastroparese
Medikament
Wirkmechanismus
Nebenwirkungen
Metoclopramid
Dopamin Antagonist
Hyperprolactinämie,
Cholinergicum
Durchfall, Krämpfe,
Tremor
(Paspertin ®, Primperan®)
Titration: 5mg po 15min
vor dem Essen, bis zu
40mg/d Cave:
tardive Dyskinesie
Zentrale antiemetische Effekte Tardive Dyskinesie,
Depression
Domperidon
Dopamin Antagonist
Hyperprolactinämie
(Motilium ®)
10mg po vor dem
Essen, bis zu
maximal 80mg/d
Zentrale antiemetische Effekte
Erythromycin
(Erythrocin ® i.v.)
Motilin Rezeptor Agonist
Diarrhoe Krämpfe,
Nausea
3mg/kgKG i.v.
alle 8 h (über 45min)
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Fall: Diarrhoe bei DM
43 jähriger Mann, Einweisung per FFE in die KPK (Liestal) wegen
zunehmender Verwahrlosung und Kachexie bei schizotyper
Persönlichkeitsstörung
Innerhalb 2 Monaten Gewichtsverlust ca. 15 kg (fremdanamnestisch)
Angeblich Durchfall und Erbrechen seit mind. 1 Monat
Bauchschmerzen seit ca. 1 Monat
PA: Schizotype Persönlichkeitsstörung, Beginn nach Pubertät.
Hospitalisationen als Kleinkind wegen Mehlallergie?? und Untergewicht.
Bekannter Diabetes mellitus Typ I seit dem 18. Lebensjahr.
Erhöhte Transaminasen, Eisenmangelanämie,
Lebte mit Eltern, seit 2 Monaten IV-Rente. Sozial isoliert.
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Fall: Diarrhoe bei DM
Erhöhte anti-Transglutamianse-AK, IgA normal
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Begleitkrankheiten Sprue
Erkrankung
Prävalenz
Eisenmangel
3 – 15%
Vorzeitige Osteoporose
3%
Diabetes mellitus Typ I
2 – 10% (umgekehrt 1-7% der DM Typ I haben Sprue)
Down Syndrom
3-12%
Autoimmun Thyreoiditis
2 – 7%
Reproduktive Komplikationen
(Abort, Infertilität)
2 – 4%
Lebererkrankungen
- erhöhte Transaminases
- Autoimmunhepatitis
- PBC
1.5 – 9%
3 - 6%
6%
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Abklärung der Diarrhoe bei DM
Stuhluntersuchungen
Blutuntersuchungen
Gastroskopie
Koloskopie
H2-Atemtest
Medikamentenanamnese
Lactulose-Atemtest
Stuhl auf Bakterien, inklusive Toxin
und 3 x auf Parasiten
Calprotectin, Bestimmung von Na
und K im Stuhl (Osmotische Lücke
im Stuhl), Stuhlelastase
Hämatologie, Chemie, TSH
Anti-Transglutaminase-AK (IgA),
gesamt IgA
Zöliakie, Bakterielle
Überwucherung (Duodenalsaft)
Mikroskopische Kolitis
Ausschluss einer Laktoseintoleranz
Antidiabetika (Biguanide)
Bakterielle Überwucherung
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Fall: Bakterielle Überwucherung
des Dünndarmes
44 jährige Frau, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern.
Bekannter Diabetes mellitus Typ I seit 15 Jahren.
Rezidivierende rechtsseitige Oberbauchschmerzen und
chronischer Durchfall mit anfallsartigen breiigwässrigen Durchfällen sowie starken Blähungen seit 8
Monaten.
Übel reichende Winde, traut sich kaum in die
Öffentlichkeit
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Fall bakt. Überwucherung: H2-Atemtest
mit Lactose
Minuten
ppm
Blähungen
Bauchweh
Diarrhoe
00
2
X
15
2
X
30
65
X
X
X
60
165
X
X
X
90
129
X
X
X
120
122
X
X
X
X
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Fall bakterielle Überwucherung:
Therapie
Bakterielle Fehlbesiedelung / Überwucherung
Therapie (3 Möglichkeiten)
• Flagyl (Metronidazol)
• Ciproxin
• Augmentin
2 x 500mg x 10d
2 x 500mg x 10d
3 x 375mg X 10d
Schlagartige Besserung, Pat. Beschwerdefrei!
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Bakterielle Fehlbesiedelung/Überwucherung
Erreger
v. a. E. coli und Anaerobier
Strukurell
Blinde Schlingen, Dünndarmdivertikel
Fisteln (entero-enteral, entero-colisch)
Abnorme Motilität
Passagestörungen (postoperativ), DM, Scleroderma
Crohn, Strahlenenteritis
Multifaktoriell
Leberzirrhose, Alkoholismus
Hypochlorhydrie
HIV, CVID, Malnutrition
Therapie
Metronidazol, Augmentin, Ciproxin, Bactrim,
Tetrazykline, Clarithromycin
Hinweis
Vitamin B 12 Mangel (Bakt. Verbrauch), Folsäure
erhöht
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Fall: NASH
45 jähriger adipöser Patient (BMI 34.8 kg/m2), DM Typ
II, Müdigkeit, unspezifische Schmerzen im rechten
Oberbauch.
AST 89 U/L, ALT 112 U/L
Alk Phos, gamma-GT und Bilirubin im Normbereich
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Therapie NASH
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Farrell et al, Hepatology 2006;43:S99-S112
Abschluss-Studie
 23 Kontrollpatienten:
Foto ausgeschlafen
und zu wenig Schlaf
(>31h)
 65 Beurteiler
Unausgeschlafene Personen scheinen weniger gesund
und weniger attraktiv: Konsequenzen für Sozialverhalten
Axelsson et al, BMJ 2010 December
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