Prof. Dr. Ulf Preuss- Lausitz

Download Report

Transcript Prof. Dr. Ulf Preuss- Lausitz

Inklusion zwischen Anspruch und
Durchsetzung. Ein Mehr-EbenenVorschlag als Weg zur Schule für alle,
auch in NRW.
Diskussionsimpulse
Ulf Preuss-Lausitz
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Essen GGG 11-2010
Folie 1
Gliederung
I Gesamtschule, Chancengleichheit und Individualisierung
unter veränderten gesellschaftlichen und schulischen
Bedingungen. Anschluss an andere zukunftsorientierte
Entwicklungen und Diskurse.
II Integration und Inklusion: nur in der Schule für alle
möglich?
III Realität: Ineffektives, ungerechtes, teures und
demografisch irreales Doppelsystem sonderpädagogischer
Förderung
IV Häufige Fragen zur Inklusion und Antworten aus der
langjährigen Integrationsforschung
V Vorschlag zur Umsetzung inklusiver Entwicklung auf der
Ebene des Unterrichts, der Einzelschule, der Region, der
Landesebene und länderübergreifend.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 2
I Gesellschaftliche Entwicklungen
Entwicklungen in der (europäischen)
Risikogesellschaft:
Zwang zur Individualisierung und zum SelbstManagement.
Zerfall alter und Bildung neuer („flüchtiger“)
Gemeinschaften.
Soziale und ökonomische Polarisierung.
Globalisierung der Ökonomie, Kulturen, Technik,
Ökologie, Mobilität, Information, Wanderungsprozesse und ihre Folgen.
Pluralisierung von Lebensstilen und Lebensformen.
Steigende Bildung und Bildungserwartungen
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 3
I Bildungspolitische Diskurse umrahmen Inklusion
• Diskurs Kita als Bildungseinrichtung, auch für
„Risikokinder“!
• Diskurs Qualitätssteigerung durch „guten Unterricht“ und
Individualisierung!
• Diskurs Kritik von Homogenisierungsmechanismen im
Bildungssystem!
• Diskurs (Un)Gerechtigkeit und Chancen(un)gleichheit
gegenüber sozial benachteiligten Kindern im Schulsystem
(bes. Armutskinder, Migrantenkinder, Jungen)!
• Diskurs veränderte Erzieher- u. Lehrerkompetenzen nötig!
• Diskurs regionaler Vernetzungsnotwendigkeiten“ in der
Arbeit mit (förderbedürftigen) Kindern und Jugendlichen!
• Diskurs stärkere Teilhabe von Akteuren im Bildungssystem
(Eltern, Schüler) und von Behinderten im öff. Raum!
• Diskurs Folgen der demografischen Entwicklung für das
Bildungsangebot, bes. im ländlichen Raum!
• Diskurs Folgen veränderter Kindheit – Kinder als Akteure:
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 4
I Diskurs Kinder als Akteure:
• Erwartungen an Selbstständigkeit, selbstverantwortliches Handeln, Eigensteuerung von
Terminen, Freundschaften, Aktivitäten und Konflikten
mit anderen; an kommunikative Aushandlungskompetenz.
• Erwartung an anstrengungsbereite, kommunikative,
selbstverantwortliche Schüler/innen – Erwartung an die
Fähigkeit zur Herstellung der eigenen Lern- und
Schulbiografie als „Bastelbiografie“.
• Scheitern eines Teils der Kinder und unsere sowohl
„sondernde“ als auch zögerlich integrative Antwort
darauf: Zurückstellung, Sitzenbleiben, Förderschule,
Sonderklasse in der Regelschule: Perspektive berufliche
und gesellschaftliche Außenseiterrolle.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 5
II Begriffswandel: Von Integration zur Inklusion
• „Gemeinsamer Kern von Integration und Inklusion sind
gemeinsame Lernsituationen im gemeinsamen Unterricht
(GU). Solch ein GU war daher schon immer „inklusiv“.
• Inklusion zielt aber auf die Integrationsfähigkeit des
gesamten Bildungssystems, auf die gemeinsame Schule für
alle. Inklusion verlangt daher systemische Antworten:
Frühförderung, Kita, Unterricht, Schulleben, Umfeld und
Partizipation aller gehören auf dem inklusiven Weg
zusammen.
• Gesamtschule und Gemeinschaftsschule sind inklusiv, weil
und wenn sie sich auf die individuelle Vielfalt einstellen
(vom schwermehrfachbehinderten zum spezialtalentierten
Kind) und entsprechend ausgestattet werden.
• Der Inklusionsanspruch gilt aber auch für alle jetzigen
Schulformen. Der Widerspruch – Selektion und Inklusion
zugleich – kann zu Bewusstseins- und
Verhaltensänderungen führen. Mit Widerspruch leben!
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 7
I Ziele der Inklusion – pädagogisch und schulpolitisch
1.
2.
3.
4.
Pädagogische Inklusionsziele:
Jedes Kind gehört zur allgemeinen Lerngruppe – von
Anfang an!
Kein Kind wird abgeschoben – auch bei Problemen.
Keine Sondergruppen in Kitas und Schulen!
Individuelle Potenziale / Stärken sind Ausgang der
Förderung. Fördererfolg misst sich an der Erreichung
individueller Lern- und Entwicklungsziele.
Schulpolitische Inklusionsziele (benchmarks):
1. Abbau der sozialen, behinderungsbezogenen, ethnischen
und geschlechtsspezifischen Benachteiligung, sichtbar
in Kompetenzen und Abschlüssen.
2. Zukunftsfähige Persönlichkeitskompetenzen – learn to
know, to do, to be, to live together (Unesco).
3. Stärkung von sozialen Bindungen und Aktivitäten, von
Solidarität und gesellschaftlichem Zusammenhalt.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 8
I Wege der Inklusion – pädagogisch und schulpolitisch
•
•
•
•
•
•
Aus den pädagogischen und schulpolitischen Zielen der
Inklusion ergibt sich die Frage: Wie kommen wir von A
(heute) nach B (Inklusion):
Wir sagen, was wir genau und wann erreichen wollen.
Wir lernen aus Erfahrung – der eigenen, der von anderen,
die schon länger inclusive education leben.
Wir klären, wer welche Verantwortung wofür übernimmt.
Wir „nehmen alle mit“ – mit ihren Erfahrungen,
Besorgnissen und Visionen.
Wir wissen, welche (Um)Baustellen wir einrichten
müssen - gleichzeitig.
Wir vergessen nicht „das Lob des Fehlers“ (Günter
Grass) und organisieren den Weg zur inklusiven Bildung
als „rollende Reform“, als vernetzten Prozess, als
lernfähige Implementation.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 9
I Wege der Inklusion – pädagogisch und schulpolitisch
Wenn wir von A (Ausgangslage)
nach B (Inklusive Bildungslandschaft)
kommen wollen,
müssen wir die
– heutige – Realität
nüchtern beschreiben.
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Essen GGG 11-2010
Folie 10
II Realität: Integrationsquoten in Europa
120
100
80
60
40
18
20
0
GU-Quoten in v.H.
1 Italien
5 Norwegen
9 Griechenland
13 GrBr
Essen GGG 11-2010
2 Zypern
6 Portugal
10 Österreich
3 Malta
7 Litauen
11 D
4 Schweden
8 Island
12 Belgien fl
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 11
3 Länderdifferenzen: Irrationale Diagnostik
(2006/07)
kleinster Anteil
(1)
größter Anteil
(2)
Das x-fache
(2) von (1)
Lernen
Em-soz
Sprache
gEntw
kEntw
Hören
Sehen
1,4 (By)
0,2 (SH)
0,4 (Nsa)
0,7 (BW)
0,2 (By,SH)
0,1 (BW)
0,034 (Nsa)
5,7 (MV)
1,4 (Thü)
1,3 (MV)
1,8 (MV)
0,7 (HH)
0,3 (ST)
0,130 (Saar)
4,1fache
7,0fache
3,3fache
2,6fache
3,5fache
3,0fache
3,8fache
Alle SEN
4,4 (RhPf)
10,9 (MV)
2,5fache
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 13
II Realität: Förderschulquoten in NRW 1999 und 2008:
Wachsende Aussonderung
6
5,2
5
4,4
4
3
2
1
0
1999
FöSchulquote insgesamt
FöS em-soz
FöS gEntw.
Essen GGG 11-2010
2008
FöS Lernen
FöS Sprache
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 14
II Realität: SEN in Förderschulen und im GU in NRW 1999
und 2008: Im Schneckentempo zur Inklusion
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1999
SEN in Förderschulen
Essen GGG 11-2010
2008
SEN im GU
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 15
II Realität: Absolventen aus Förderschulen NRW 1999 und
2008: Rückgang der Qualifizierung!
80
67,5
70
60
56,8
50
41,1
40
31
30
20
10
1,9
1,3
0,2
0,2
0
NRW 1999
kein HS-Abschluss
Essen GGG 11-2010
NRW 2008
HS-Abschluss
MSA
F/HS-Reife
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 16
III Antworten auf häufig gestellte Fragen und Befürchtungen
1. Zu geringe Ausstattung? Frequenzobergrenzen und
Grundausstattung pro Schule. Europa-Erfahrungen!
2. Kompetenzmängel der Lehrkräfte? Fortbildungspflicht
und -Zeit für alle neuen I-Lehrkräfte (Sopä-L und allg.L.)
3. Belastungsgrenze der Lehrkräfte? 4-Augen-Prinzip baut
Störungen ab und entlastet. Time-out-Einrichtung pro
Schule (Schulstation, Trainingsraum, Oase usw.).
4. Leidensdruck der Kinder? Forschung widerspricht,
verweist aber auf L-Verantwortung im Umgang mit allen
„Schwarzen Schafen“ in Klassen und Schulen.
5. Grenzen der Integration? Nicht durch Behinderung.
6. „Untergang“ und Vereinzelung der Sonderpädagogen?
Feste Sopä-Stellen in der allg. Schule, Päd.
Unterstützungszentrum in der Schule, regionale
Fachkonferenz, Sicherung gegen zu viel Vertretung.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 17
III Antworten auf häufig gestellte Fragen und Befürchtungen
7. Angst von Eltern nichtbehinderter Kinder vor
Niveauverlust? Auch hier: die Forschung widerspricht –
wenn und weil individuelle Lernzeiten und –ziele auch für
leistungsstarke Kinder möglich werden.
8. Angst von Eltern behinderter Kinder, dass die Förderung
verschütt geht: Der Motivationsschub der „normalen“
Lerngruppe (und die Förderung) führen zu breiterem und
tieferem Kompetenzerwerb. Er sollte in jeder Schule,
vom individuellen Erwartungswert ausgehend,
dokumentiert werden!
9. Angst von Schulleitern, durch Inklusion zur versteckten
Sonderschule (Abschiebeschule für alle schwierigen
Kinder im Umfeld) zu werden: Klare Strukturen und
Ausstattungen von I-Klassen, Realisierung der
Wohnortnähe bei zu hoher Nachfrage, regionale
Abstimmung mit anderen Schulen und Schulaufsicht.
Gütesiegel Inklusion – gilt für students with disabilities
wie für highly gifted students.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 18
IV Umsetzung inklusiver Bildung als Mehr-Ebenen-Konzept
1. Ebene: Landespolitisch zureichende Aktivitäten und
Rahmenbedingungen für ein inklusives allgemeines
Bildungs- und Sozialwesen vom Kindergarten und der
Frühförderung über Schule und Ausbildung bis zum
lebenslangen Lernen.
2. Ebene: Vernetzung der Schulen mit Kinder- /
Jugendarbeit, Jugendhilfe, der Unterstützung von
Menschen mit Beratungs- und Hilfebedarf in der Region,
Selbsthilfeeinrichtungen und der Kommune.
Sozialräumliche Inklusion.
3. Ebene: Inklusives, partizipatives Schulleben –
akzeptierende Schulkultur und zureichende Ausstattung in
einer ganztägig offenen Schule.
4. Ebene: Guter, lerneffektiver und sozial befriedigender
inklusiver Unterricht!
5. Ebene: länderübergreifend Aktivitäten (KMK, Bund, IfM,
Dt. Unesco, Stiftungen, Verbände….).
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 19
IV Umsetzung: Land
1 Auf Landesebene wird ein Aktionsplan zur Umsetzung
der Inklusion 2010-2020 vorgelegt, der konkrete
Zeitschritte, Ziele, Verantwortliche, den Vergleich zur
nationalen und internationalen Entwicklung und eine
Gesamtrechung (der Zusatzkosten wie der
Einsparungen bei Betriebskosten und Schulbau)
einschließt.
2 Ein Landes-Inklusionsbeirat aller Akteure begleitet die
Umsetzung! Partizipation im Prozess, als Prozess.
3 Schulgesetz, Verordnungen und Rahmenpläne werden
inklusiv angepasst. Das Schulgesetz enthält das Recht
jedes Kindes auf Inklusion. Gesonderte („zieldifferente“)
Rahmenpläne werden in die allgemeinen Rahmenpläne
an entsprechenden Stellen endlich integriert! (Sofort!)
4 Der jährliche Inklusions-Landesbericht an das BundesMonitoring wird ins Netz gestellt und öffentlich mit allen
Akteuren auf Landesebene beraten.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 20
IV Umsetzung: Land
5 Das Land überträgt den Kreisen /kreisfreien Städten die
Entscheidung über die Schließung oder Umwandlung
einzelner Förderschulen.
6 Die Kosten für die Beförderung behinderter
Schüler/innen werden vom Land nur für die nächst
gelegene, inklusiv ausgestattete allgemeine Schule
übernommen.
7 Zur Klarheit für Kostenübernahme sind auf Landesebene
verbindliche Vereinbarungen zwischen verschiedenen
Kostenträgern (u.a. Bildung / Sozialbehörde / Krankenkassen) zu treffen.
8 Lehrerfortbildung: Fortbildung Inklusion pro Region
ausbauen und ab 2011 umsetzen.- Lehrerbildung:
Pflichtmodul Inklusion/ Heterogenität / Individualisierung /
Teamarbeit in allen Lehrämtern.- Sonderpädagogik LES
auch als Zweitfach der allg. Lehrämter.- Weiterbildungsangebot „inklusiver Unterricht und Schule“ (Bedarf hoch).
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 21
IV Umsetzung: Aktionsebene Region (Kreis, kreisfreie Stadt
oder Verbünde)
* Pro Region Aktionsplan, der die konkreten Zeitschritte,
quantitativen Ziele bis 2020, Verantwortlichen und eine
Gesamtrechung (der Zusatzkosten wie der
Einsparungen) enthält. Jährliche Fortschreibung.
* Zur Begleitung der Umsetzung des Aktionsplans wird ein
Inklusionsbeirat geschaffen, der alle Akteure und
Betroffenenen einbezieht. Jährliche öffentliche
Erörterung der Entwicklung.
* Pro Region wird ein/e Ombudsman /-frau beim
Behindertenbeauftragten geschaffen (Beratung,
Konfliktklärung, Zuarbeit Monitoring).
* Informationsmaterial für Inklusion
(Vorschule/Schule/Ausbildung/Lebenslanges Lernen) in
den zentralen Betroffenen-Sprachen werden kooperativ
mit Vereinen / Verbänden entwickelt.
* Gemeinsame Inklusions-Fortbildung (Lehrkräfte,
Sozialpädagogen/Erzieher, Schulaufsicht, Jugendhilfe…)
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 22
IV Umsetzung: Aktionsebene Region
Folgen für regionale Schulentwicklungsplanung:
•
Auslaufen der Förderschulen LES ab 1. und 5. Kl. und
Verlagerung der Sopä-Lehrkräfte entsprechend
jahrgangsweise in allg. Schulen.
•
Terminplanung für Schließung bzw. Umwandlung von
Förderschulen.
•
Die Einsparungen durch Schulträger (Betriebskosten;
Personalkosten; Schulgebäude; Rückgang der
Beförderungskosten) für den Aufbau eines Zentrums
für regionale Beratung Inklusion und als „Rebus“ (für
emsoz-Schüler/innen) nutzen.
•
Geschätzter Rückgang von Schüler/innen der übrigen
Förderschulen durch Wahlrecht auf Inklusion,
demografische Entwicklung und Information in 5
Jahren rd. 50% bei Sicherung inklusiver Schwerpunktschulen mit Ausstattung.
•
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 23
IV Umsetzung: Aktionsebene Einzelschule
* Alle Kinder werden aus den inklusiven Kindergärten
aufgenommen. Auf Zurückstellungen wird verzichtet.
* Auf Diagnose-Förderklassen wird zugunsten flexibler GSDauer (jahrgangsübergreifendes Lernen) verzichtet.
* Außenklassen in Regelschulen werden durch
innerschulische Inklusionskonzepte ersetzt.
* In jeder Schule wird ein Zentrum unterstützende Pädagogik
(ZuP) eingerichtet, mit Sonderpädagogen, Sozialarbeitern /
Erzieher/innen (bei GTS), die die schulinterne Förderung
und die außerschulische Vernetzung organisieren.
* Die Leitung des ZuP ist Teil der Schulsteuerungsgruppe.
Fachkonferenz für ZuP-Mitarbeiter.
* Für time-out-Situationen wird eine Schulstation
(„Trainingsraum“) mit Sozialarbeitern/Erz. geschaffen.
* Rechenschaftslegung erfolgt jährlich schulintern und nach
außen (anonymisiert).
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 24
IV Umsetzung: Aktionsebene Einzelschule: Ausstattung
Vorschlag Grundausstattung
für den Förderbereich Lernen / emsoz / Sprache (LES):
Grundschulen: (Frequenz-Obergrenze 22):
Basisausstattung Sopä-Lehrerstunden für Förderung LES
bei 3zügiger GS Kl. 1-4 mit Frequenz 22: 264 Schüler;
rechnerisch für 4,5% = 11,88 (Schüler) x 3,5 h = 41,6 h.
Sekundarschulen: (Frequenz-Obergrenze 24):
Basisausstattung Sopä-Lehrerstunden für Förderung LES
bei 4zügiger Sek.schule 5-10 mit Frequenz 24: 576
Schüler; 4,5% = 25,92 (Schüler); x 3,5 h = 90,7 h.
Voraussetzung: Entsprechende Verlagerung Sopä-L in
allg. Schulen (Auslaufen entsprechender Jahrgänge in
Förderschulen LES). (Derzeit 2,9 h Sopä-h pro Schüler
LES, 3,74 h pro übrige SEN).
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 25
IV Umsetzung: Aktionsebene Einzelschule: Ausstattung
Ausstattung für übrige Förderbereiche:
Beibehaltung indiv. Feststellung und indiv. Bedarf 5-8 h
Sopä-L plus indiv. Prüfung zusätzlicher Betreuungs- und
Assistenznotwendigkeit.
Möglichst keine Einzelintegration, sondern einbezogen in
Integrationsklassen mit Förderausstattung LES und
Kindern anderer Behinderungen.
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Essen GGG 11-2010
Folie 26
IV Umsetzung: Aktionsebene „guter (inklusiver) Unterricht“
Lernen mit allen Sinnen und durch Handeln.
Lernen durch Partizipation (Wahlmöglichkeiten).
Intensive Nutzung der Lernzeit, Klarheit der Aufgaben.
Differenzierte Leistungsansprüche, individuelle Passung
(auch lernzieldifferent).
Häufigere Wechsel der Sozialformen.
Verwendung verschiedener Medien.
Kooperative und individualisierte Übungsformen.
Individuelle Bewertungen mit Selbst- und Lehrerbewertung.
Kommunikatives Lernen, Peer-Peer-Lernen.
Teamarbeit im Raum; Realisierung des 4-Augen-Prinzips.
Freundlich-anerkennender, klarer Lehrerstil.
Verantwortungsübergabe auch an „schwierige“ Kinder.
Zielvereinbarungen, Entwicklungsgespräche, Förderpläne.
Transparente Rechenschaftslegung.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 27
IV Umsetzung: länderübergreifend (Beispiele)
* KMK: Überprüfung der Standards und der
Lehrerbildungsvereinbarungen unter Aspekten der
Inklusion.
* KMK: Ausbau der Mitwirkung an europäischen
Inklusionsaktivitäten und Projekten (u.a. European
Agency).
* KMK: Beseitigung der Rechtsvorbehalte (im KMK-Papier
2010). Denn: UN-BRK hat „unmittelbare Wirkung“
(Platter 2010)
* Bund: Die Monitoring-Berichte von Bund und NGOs
werden durch mitfinanzierte Foren begleitet.
* Unesco und Stiftungen bauen den Jacob-Muth-Preis
aus: neben inklusiven Einzelschulen werden
sozialräumliche Konzepte gefördert.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 28
Schlussfolgerung:
Inklusion kann auf mehreren Ebenen
gleichzeitig und von verschiedenen
Akteuren konkret umgesetzt werden.
Das Mehr-Ebenen-Konzepts ermöglicht
einen gesellschaftlich akzeptierten,
zeitlich klaren und finanzierbaren
Prozess zur Inklusion.
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Essen GGG 11-2010
Folie 29
Quellen und Literatur
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Arnold, K.-H. / Graumann, O. / Rakhkochkine, A. (Hg.): Handbuch Förderung.
Weinheim und Basel 2008.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2010.
Gütersloh.
Demmer-Dieckmann, I. / Textor, A. (Hg.): Integrationsforschung und
Bildungspolitik im Dialog. Bad Heilbrunn 2007.
Klemm, K.: Sonderweg Förderschulen: Hoher Einsatz, wenig Perspektiven.
Gutachten im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2010.
Klemm, K. / Preuss-Lausitz, U.: Gutachten zum Stand und zu den Perspektiven
der sonderpädagogischen Förderung in den Schulen der Stadtgemeinde Bremen.
Essen und Berlin 2008
KMK: Pädagogische und rechtliche Umsetzung des Übereinkommens der
Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen. Stand 29. 4. 2010.
Preuss-Lausitz, U.: Separation oder Inklusion. In: Bos, G. u.a. (Hg.): Jahrbuch
für Schulentwicklung 16. Weinheim und München 2010, 155-181.
Preuss-Lausitz, U.: Verhaltensauffällige Kinder integrieren. Zur Förderung der
emotionalen und sozialen Entwicklung. Weinheim und Basel 2005
Unesco, Deutsche Unesco-Kommission: Inklusion: Leitlinien für die
Bildungspolitik. Bonn 2009.
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 30
IV Umsetzung: Aktionsebene guter inklusiver Unterricht,
besonders mit verhaltensauffälligen Kindern (Anhang)
1 Zügiger Stundenbeginn mit Ritualen
2 Bei Doppelbesetzung: möglichst gemeinsam im Raum (4Augen-Prinzip)
3 Begrenzte Wahlmöglichkeiten schaffen (Thema;
Anspruchsniveau; Medien; Zeitdauer; Präsentationsweise)
4 Sozialformen im Unterricht verantwortlich steuern
5 Methodenwechsel im Laufe der Lerneinheiten
6 Einfache, gemeinsam entwickelte und durchgesetzte
Regeln
7 Schnelle, nonverbale Reaktion auf Störungen
8 Einbeziehung der Freunde und der Klasse bei
Verhaltensabsprachen
Essen GGG 11-2010
Prof. Dr.
Ulf PreussLausitz
Folie 31