Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -1-

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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -1• Dammriss, unvollständig/vollständig: sehr selten
• sonstige Geburtsverletzungen wie Labieneinrisse, Quetschungen
des Vestibulums, der Labien: selten, meist nach ante partum
gesetzten Labienverschlüssen (Bühnerband, Flessaverschluss)
• Darmquetschungen, Rektumvorfall: selten, am häufigsten im Zuge
eines Scheidenvorfalles ante/intra partum auftretend
• Arterienruptur im Gebärmutterband, Hämaskos: sehr selten, meist
nach Scheidenvorfällen
• Inversio uteri, Inversio et prolapsus uteri: seltener als beim Rind
• Atonia uteri, endometriale Blutungen: selten, eine Ursache der Ret.
sec.?
• Retentio secundinarum, vollständig/unvollständig: seltener als beim
Rind, Ursachen weitgehend unbekannt (infektiös/nichtinfektiös)
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -2• (Inversion uteri), Inversio et prolapsus uteri (i.p.), p.p.
• Häufigkeiten des Auftretens: Rind (0,5-0,25% aller Partus)>>Schaf,
Ziege>Pferd>Hund, Katze, Schwein
• Wesen: Uterus invaginiert im Bereich einer Hornspitze, disloziert und
fällt schließlich meist vollständig vor, kann sich auf ein Horn
beschränken
• Ursachen: Schwergeburten?, Atonia uteri p.p.? heftiges Pressen p.p.?
• Symptomatik: abhängig von der Zeitdauer des Bestehens;
anfangs nahezu o.b. B.; nach wenigen Stunden: schnell fortschreitende
HK-Insuffizienz, Schocksymptomatik (Blutstau im vorgefallenen
Uterus), Verletzungs-, Infektionsgefahr (Sepsis, Intoxikation)
• Prognose: je nach Zeitdauer des Bestehens und AB des Muttertieres:
vorsichtig bis ungünstig (Volumenmangelschock,
Kreislaufzusammenbruch)
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -3• (Inversio uteri), Inversio et prolapsus uteri (i.p.), p.p.
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Therapie: vorgefallenes Gewebe auf Verletzungen kontrollieren, wenn
vorhanden, chirurgisch versorgen
Prolaps mit warmen (kaltem) Wasser reinigen, ggf. Secundinae manuell
ablösen, prolabiertes Organ anheben (Leinentuch)
Versuch der schonenden Reposition vorzugsweise am stehenden Tier
Becken und Hintergliedmaßen auf einen Strohballen; Wehenausschaltung
(kleine Epiduralanästhesie als Lumbosakralanästhesie, jedoch nicht bei
Ziegen oder Bergschafen!; Sedation; Uterusrelaxantie parenteral)
nach erfolgter Reposition: Infusion mit körperwarmer, physiologischer NaClLösung
intrauterin 2 bis 5l, um die Invagination des Uterus komplett zu beheben,
gleichzeitig Kontrolle auf Uterusruptur: Der Uterus von Schaf und Ziege ist
papierdünn!!
Labienschluss anlegen (Bühnerband), was die erneute Inversion des Uterus
natürlich nicht verhindert; beim Schaf: sehr hohe Rezidivneigung!!
mehrtägige parenterale und lokal-antibiotische Therapie, wiederholte
vaginale Kontrollen, symptomatische Begleittherapie (Infusionen, Analgetika
u.a.) (bei Scheitern der Reposition: Uterusamputation/Euthanasie)
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -1• Dammriss, unvollständig:
Perineum partiell erhalten, Anus inkl. M. spincter ani inkl.
Rektumschleimhaut sind intakt
• Therapie: bis 6 Stunden p.p.: chirurgische Adaption mit Einzelheften
ohne vorherige Wundauffrischung (Wolff, stehende U-Hefte o.ä.) mit
dickem NM, resorbierbar (Catgut plain oder chromiert, 4-6-metric) oder
nicht resorbierbar (Seide; monofiles NM); für die Stichkanäle genügend
großen Abstand vom Wundrand wählen und Knoten fester knüpfen als
sonst (dem postpartalen Abschwellen des Gewebes wird damit
Rechnung getragen); >6 Stunden p.p.: Demarkieren und granulieren
lassen, OP ca. 3-4 Wochen p.p., wird bei Schafen meist nicht
durchgeführt (s.u.)
• Dammriss, vollständig
Perineum in toto zerstört, Anus inkl. M. spincter ani inkl. Rektumschleimhaut
sind nicht intakt
• Therapie: 1. OP: Trennung zwischen Rektum und Vagina/Vestibulum
wiederherstellen; 2. OP: Damm wiederherstellen; OP stellt bei Schaf
und Ziege eine absolute Seltenheit dar (Kosten, Wirtschaftlichkeit)
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -5• Sonstige Geburtsverletzungen:
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Uterusrupturen, -perforationen:
dorsal im Uterus gelegen und manuell erreichbar: chirurgisch versorgen!! Einzelhefte
am langen Faden, kranial beginnen! Prognose nicht ungünstig; Rupturen,
Perforationen am Uterusboden: prognostisch ungünstig! (Peritonitisgefahr);
Alternative bei Nichterreichbarkeit der Ruptur per vaginam: Laparotomie in
Rückenlage, wie bei der Sectio caesarea und intraabdominale Wundversorgung
Zervixverletzungen, -einrisse:
belassen, chirurgische Versorgung kann versucht werden, bleibt meist ohne Erfolg
perforierende Vaginalverletzungen mit Riss der Arteria vaginalis:
arterielle Blutungen in die Vagina, in den Uterus: Lebensgefahr!!;
Therapie: Gefäßstumpf abklemmen und ligieren, Klemme notfalls bis zu drei Tage
lang liegen lassen, Massenligaturen setzen; Bluttransfusion; Plasmaexpander
sonstige perforierende Vaginal-/Vestibularverletzungen
generell unmittelbar p.p. chirurgisch versorgen,
Ausnahme: infizierter Geburtsweg
Hämatome; flächenhafte, nicht perforierende Verletzungen:
symptomatisch therapieren
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -6• Darmquetschungen:
abhängig vom Grad: prognostisch fraglich bis infaust, da keine
kausale Therapie möglich, gelegentlich nach Vaginalprolapsus
• Rektumvorfall:
seltenes Primärereignis bei Schaf und Ziege, häufigeres Auftreten
im Zuge eines Vaginalprolaps ante/intra partum; selbst nach
Reposition und Anlegen eines Anusverschlusses hohe
Rezidivneigung sowie unstillbarer Tenesmus ani et recti !;
Therapie: Tabaksbeutelnaht nach Reposition des prolabierten
Gewebes einziehen;
• Harnblasenvorfall:
sehr seltenes Ereignis; entweder über eine Ruptur des
Vaginalboden oder als echte Inversio et prolapsus vesicae urinariae
durch die Urethra möglich; Therapie: Repositionsversuch, falls
dieser scheitert: Prognose: infaust
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -7• Nachgeburtsverhaltung (Retentio secundinarum)
• Definition: ausbleibender Abgang der Secundinae post partum
• Übergangsform zwischen zeitgerechtem Abgang und
ausbleibendem Abgang der Secundinae= verzögerter Abgang der
Secundinae
• Grade: vollständige Ret. Sec., partielle oder Teil-Ret. sec.
• physiologische Zeitspannen zwischen Geburt der Frucht/Früchte
und Abgang der Secundinae: bis 4 Stunden
• Therapie: manuelle Abnahme meist nicht mehr möglich wegen des
sehr schnellen Schlusses der Zervix post partum, daher kann nur
versucht werden, die aus der Riema heraushängenden Secundinae
unter vorsichtigem Zug zu entfernen: bei nicht intensiv
festhängenden Secundinae ist dadurch die vollständige Entfernung
möglich, ansonsten reißen die Secundinae ab, so dass eine TeilRet-sec. die Folge ist: Sepsis-/Intoxikationsgefahr!!
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -8• Ursachen der Retentio secundinarum
• Infektiöse Ursachen:
• bakterielle, virale Allgemeininfektion bedeutet so gut wie immer die
uterine, plazentare und fetale Infektion
• Folge: Endometritis, Plazentitis=entzündliches Ödem, diffuse,
massive Infiltration des fetalen und maternalen Plazentargewebes
mit PMN: rein mechanische Behinderung des
Nachgeburtsabganges
• Erreger: Chlamydia psittaci,Brucellen (Br. abortus ovis; Brucella
abortus Bang), Salmonellen (S. abortus ovis), Klebsiellen,
Streptokokken, Staphylokokken, Actinomyceten, Coxiellen,
Mykoplasmen, Chlamydien, Viren (Herpes-, Toga-, Parvo-, Rota-,
Pilze u.a.)
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -9• Ursachen der Retentio secundinarum
• Nichtinfektiöse Ursachen:
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Fütterungsimbalanzen: RF-Mangel, Proteinüberschuss, GE-Mangel
Mengenelemente-Imbalanzen: Natrium-Mangel bei Kalium-Überschuss,
gestörtes Kalzium-Phosphor-Verhältnis u.a.
Spurenelementmangel: Selen-, Kobalt-, Kupfer-, Zinkmangel u.a
Vitaminmangel: Vit E-, Vit A-, Vit D3-Mangel u.a.
Graviditätsdauer: erhöhte Rate an Ret. sec. bei verkürzter und bei
verlängerter Gravidität (”Unreife/Überreife der Plazenta fetalis“)
Geburtseinfluss: erhöhte Raten an Ret. sec. bei Schwergeburten,
vor allem nach Kaiserschnitten und Fetotomien, aber auch nach KGH
Wehenschwäche, Atonia uteri p.p. infolge Vielfrüchtigkeit, Ketosen,
erhöhtes Auftreten nach Partusinduktion?
• ergo: die Ret. sec. ist ein polyfaktorielles Geschehen
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Postpartale Komplikationen, Schaf, Ziege -10• Folgen der Retentio secundinarum
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gestörtes Frühpuerperium:
Lochiometra, Endometritis puerperalis; Uterus erfährt immer eine bakterielle
Infektion mit ubiquitären Keimen (Staphylokokken, Streptokokken;
Enterobacteriaceae, A. pyogenes; Fusobakterien)
verzögerte Uterus-, aber kaum verzögerte Zervixinvolution=gestörtes
Früpuerperium=hohe Rate an Puerperalseptikämien/-intoxikationen beim
kleinen Wiederkäuer, führt ohne Behandlung nicht selten zum Tode!
Klinik der Puerperalintoxikation: herabgesetzte Futteraufnahme bis
Abdominalschmerz mit Zähneknirschen, häufiges Liegen, Abgang
missfarbener, stinkender Lochien, teilweise nur im Rahmen der VU
erkennbar, eventuell sichtbare, in Mazeration begriffene Eihäute,
büschelweises Ausgehen der Wolle
Therapie: parenterale Antibiotikagaben, über mehrere Tage,
symptomatische Begleittherapie (Infusionen/Analgetika u.a.), lokale
Behandlung sinnlos, wenn Zervix nicht passierbar, sonst Versuch des
Abheberns
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