"Führungsfunktion und Familie – ein „No-Go“ ?"

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Führungsfunktion und Familie – ein „No-Go“ ?
Von der Ausbildung über die Weiterbeildung bis zur leitenden
Kaderposition in Kombination mit einer Familie
Wer sind wir?
Funktionen:
Pflegefachfrau + Studentin
Stationsleitung
Leitung Sozialdienst
Leitende Ärztin
Kinder:
9
Partner / Beschäftigungsgrad:
4 / 360%
Vertragliches Arbeitspensum:
Gefühltes Arbeitspensum:
220%
300%
Ziele des Workshops
Teil 1: Intrinsische / Extrinsische Faktoren
Teil 2: Persönliche Erfahrungsberichte
- Motivation
- Tipps, Tricks und Stolpersteine
Teil 3: Gemeinsames Erarbeiten von konkreten Massnahmen
Bedingungen
Intrinsische Faktoren
Sind Voraussetzungen, die man als Person selbst
mitbringt.
Extrinsische Faktoren
Sind Voraussetzungen, welche durch das Umfeld gestellt
werden.
Intrinsische Faktoren
• Motivation, Engagement
• Belastbarkeit
• Fähigkeit sich emotional und operativ abgrenzen zu können
• Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit (JobSharing, Co-Leitung etc.)
• Abschied vom Perfektionismus
• Auch in der Freizeit Bereitschaft zur Erreichbarkeit für die JobSharing-Partnerin.
Extrinsische Faktoren
• Partner, soziales Umfeld
• Gesellschaft und Politik
• Betriebskultur
- Finanzielle Gleichberechtigung
- Toleranz für familiäre Ereignisse
- Moralische Stigmatisierung
- Förderung und Akzeptanz von Angestellten im
Teilzeitpensum
- Gleiche Erwartung an die Emotionalität, Belastbarkeit und
Arbeitspensum
- Infrastruktur (KiTa)
- Kinderfreundliches Personalreglement
Erfahrungsberichte
Benita Camenzind, Pflegefachfrau und Studentin
Anita Bacher, Stationsleitung
Lea Lyss, Leitung Sozialdienst
Vera Stucki, Leitende Ärztin Notfallstation
Camenzind: kurzer Lebenslauf
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Informatik- und kaufmännische Lehre ZKB
Internationales Austauschprojekt mit einem Musical
Ausbildung Pflegefachfrau DNII im SMA
Pflegefachfrau auf der Notfallstation/Aufwachraum in der
Klinik Hirslanden
• Nachdiplomstudium zur Expertin in Intensivpflege USZ
• Pflegefachfrau auf der IPS SMA (80%, 50%, 40%)
- Geburt Kira, Jano und Niro
- Stv. Präsidentin der Personalkommission
- Vorsorgekommissionsmitglied
- MAS in managed health care
Camenzind: intrinsische Faktoren
Positiv
Freude an Neuem und Herausforderungen
Positive Lebenseinstellung
Organisationsstark und belastbar
Negativ
Zu viel wollen in kurzer Zeit
Perfektionismus
Fähigkeit sich emotional/operativ abzugrenzen
Camenzind: extrinsische Faktoren
Partner, soziales Umfeld:
Positiv:
Ehemann als treibende Kraft, vollumfängliche
Unterstützung im familiären Umfeld
Gesunde Kinder
Hilfsbereite Nachbarn, Freunde
Politik/Gesundheitswesen:
Positiv:
Berufsbegleitende Ausbildung, „sur dossier“
Möglichkeit für Nachdiplomstudiengang trotz
Teilzeitanstellung
Negativ:
Erfahrungssystem
Stucki: extrinsische Faktoren
Betriebskultur/Abteilungskultur:
Positiv:
Unterstützung zur Ausbildung trotz
Teilzeitanstellung auf Ebene Betrieb und Team
Flexible Kita
Negativ:
Pionierrolle
Camenzind: Stolpersteine / Tipps
Tipps für Studierende:
•Nicht abschrecken lassen von Anforderungsprofilen, nachfragen
•Empfehlungsschreiben einholen
•Bei Weiterbildungsanträgen auf seinen Bedürfnissen beharren
und Bedingungen festlegen/wissen was man will:
- Finanzierung durch Übernahme der Kosten oder Präsenzzeit?
- Wie lässt sich die Arbeit mit dem Studium koordinieren?
- Was bringe ich dem Betrieb?
•Übungsstunden in stressfreier Zone fix einplanen (nicht abends)
•Puffer-Hilfe organisieren
•Mit dem Kind von Schüler zu Schüler sprechen, Vorbildfunktion
•Vor dem Studientag möglichst viel schlafen
Lyss, kurzer Lebenslauf
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Ausbildung zur Krankenschwester AKP
Weiterbildung Höfa-1 Pflege
Weiterbildung Höfa-1 Management
Studium Fachhochschule für Soziale Arbeit in Luzern
Geburt der Tochter Lily 2008
Nachdiplomskurs CAS Sozialviersichrungsrecht ZHAW
Geburt des Sohnes Mads 2011
• Seit 2006 Leiterin des Sozialdienstes 70% im SMA
 Zwei Mitarbeiterinnen plus eine Studierende
 PEKO Mitglied, Vorstandsmitglied der Sitzwachen im Spital, Mitglied der
Kinderführung im Spital, Vorsorgekommissionsmitglied
Intrinsische Faktoren
Positiv
• Sozialarbeit macht Spass
• Liebe Herausforderungen und Abwechslung
• Bereitschaft, auch abgeben zu können
Negativ
• Abgrenzung nicht immer leicht
• Es „Gut machen wollen im Beruf und in der Familie“
Extrinsische Faktoren
Soziales Umfeld
Positiv
Partner arbeitet Teilzeit, Erwerbseinkommen fast
identisch, familiäres Umfeld stützt mich
Negativ
Wenige Vorbilder, Ländliches Umfeld
Betriebskultur
Positiv
Betriebskita super flexibel, Bürozeiten,
Hohe Akzeptanz an „Teilzeitleitung“
Negativ
Teilweise Eingriff ins soziale Leben, Flexibilität
Politik/Gesundheitswesen
Positiv
Sozialarbeit ist ein „Teilzeitberuf“, Akzeptanz hoch
Stolpersteine/Tipps
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Im Beruf bleiben
Nicht immer die perfektionistische Lösung anstreben
Mit „Gleichgesinnten in Kontakt treten“
Gute Psychohygiene
Herausforderungen und Abwechslung lieben
Improvisieren können
Ans Team abgeben können
Kommunikation ist das A und O
Fazit
Teamleitung ist auch mit 70% möglich!
Energiequelle, Beruf und Familie, die Kombination macht
es aus!
Bacher: kurzer Lebenslauf
1996 – 2000: 4-jährige Ausbildung zur Pflegefachfrau DN2
2000 – 2008:
• Dipl. Pflegefachfrau
• Höfa 1 mit Schwerpunkt Management
• SVEB1
• STV Stationsleitung und Hauptverantwortliche Berufsbildnerin auf einer
medizinischen Bettenstation
2008 – 2013:
• Geburt unserer drei Kinder, jetzt 5,3 und 1 Jahr alt, Teilzeitpensum
zwischen 40%-50% in den Funktion als STV, Ausbildnerin oder Dipl.
2012 – heute: Stationsleiterin in einer Co-Leitungsfunktion mit 50%
(Partnerin 70%)
• Leitung Kinderführungen Spital Männedorf AG
Bacher: intrinsische Faktoren
Positiv
Bereitschaft zur Partnerschaftlichen Zusammenarbeit
(gemeinsame Werte und Normen)
Belastbarkeit
Organisationsfähigkeit
Starke Identifikation mit Beruf und Institution
Negativ
Für alle immer das Beste zu wollen, allem gerecht werden
Fähigkeit sich emotional/operativ abgrenzen zu können
Bacher: extrinsische Faktoren
Partner, soziales Umfeld:
Positiv:
Negativ:
Partner 80% Job - große Unterstützung bzgl. den
Kindern, engagierte Eltern und Schwiegereltern
Haushalt und Organisation bleibt an mir hängen
Gesellschaft und Politik/Gesundheitswesen:
Negativ:
Haltung, dass eine Mutter 100% zu Heim und
Kinder gehört, ist immer noch stark spürbar
Durch den Personalmangel verschärft sich die
Erwartung an die Flexibilität der Führung
Bacher: extrinsische Faktoren
Betriebskultur (aus Sicht der Leitungsfunktion)
Positiv:
Möglichkeit für Job-Sharing als Stationsleitung
Vorgesetzte und Team stehen hinter uns
sehr flexible KiTa,
fixe Arbeitstage
Negativ:
Ferienplanung
Überzeitkompensation nur erschwert möglich
wegen Pflicht zur Präsenz (=Auszahlung)
Bacher: Stolpersteine/Tipps für andere „Teilzeit-Leitungen“
Stolpersteine:
• Personalmangel
• ¾ vom Team sind Mütter – Ferienplanung!
• Ich, Partnerin, Mutter, Stationsleitung, Arbeitskollegin –
Anspruch, 5 Rollen gerecht zu werden
Tipps:
• Man muss zu 100% hinter seinem Co-Leitungspartner stehen –
als Einheit auftreten
• Aufgabenteilung in der Funktion
• Ein reger Austausch per Telefon/Mail ist das A und O
• Sich Prozentmässig weniger einplanen als man Arbeiten
müsste, Überzeit macht man stets genug
Stucki: kurzer Lebenslauf
• Kaufmännische Lehre, berufsbegleitend Matura
• Medizinstudium, Promotion
• Weiterbildung zur Internistin
- 2008 Geburt unseres Sohnes
• Master UZH in Applied Ethics
• Oberärztin Innere Medizin Spital Männedorf
- Team 4 Teilzeit-Frauen à 65%
• Leitende Ärztin interdisziplinäre Notfallstation
- Job-Sharing 2x 60%
- Mitglied Ethik-Kommission Spital Männedorf
- Lehrauftrag für Biomedizinische Ethik Uni Zürich
Stucki: intrinsische Faktoren
Positiv
Grosse Motivation und Engagement für den Arztberuf
Belastbarkeit
Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit
Negativ
Perfektionismus
Fähigkeit sich emotional/operativ abgrenzen zu können
Stucki: extrinsische Faktoren
Partner, soziales Umfeld:
Positiv:
Partner in jeder Hinsicht unterstützend, geduldig
Gute Infrastruktur KiTa in der Wohngemeinde
Hilfsbereite Nachbarn, Freunde
Politik/Gesundheitswesen:
Negativ:
Befristete Verträge (1-2J) für Assistenz-/Oberärzte
Teilzeitstellen in Spezialgebieten sind sehr rar
Curriculum USZ Grundversorger nur 100% möglich
KiTa-Zeiten für Ärztinnen unpraktisch
Betriebskultur:
Positiv:
Möglichkeit für Job-Sharing in leitender Position
Job-Sharing in 2x60% aufgeteilt
Stucki: extrinsische Faktoren
Betriebskultur/Abteilungskultur:
Negativ: Gleichberechtigung Salär/Honorare
„Als Frau und Mutter müsst ihr dankbar sein, dass ihr überhaupt eine Leitende
Funktion ausüben dürft“
„Ihr habt doch einen Partner der bereits verdient“
Höhere Erwartung an die Leistung/Präsenz
„Für eine Ärztin gehst du schon früh Nachhause“
Höhere Erwartung an Flexibilität
„Kannst du nicht einspringen, du hast doch frei“
„Ämtli“ werden automatisch an die Frauen delegiert
Stucki: Stolpersteine / Tipps
Tipps für Ärztinnen:
•Während Weiterbildung nicht „stehen bleiben“
•Bei Mutterschaft zwischen zwei Stellen: Vertragsverlängerung
verlangen
•Bei Salär-/Honorarverhandlungen hart bleiben
•Nicht die Rolle der „Hausfrau“ des Teams einnehmen
•Es braucht viel Engagement, aber nicht ständig ein schlechtes
Gewissen
•Aufzeichnen was die Vorteile von Job-Sharing sind:
Doppelte Kreativität, doppelter Power, doppeltes Know-How
•2x 60% anstreben (strategische Sitzungen gemeinsam)
•Job-Sharing Partner mit gleichen Werten/Normen
Fazit
Familie bzw. Teilzeitpensum sind kein „No-Go“ für eine
Führungsfunktion....aber es besteht Handlungsbedarf
Chance zur Erarbeitung von konkreten Inputs