Y - Universität Passau

Download Report

Transcript Y - Universität Passau

Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2010/11
y,
s.y
y*
f(k)
10. Die offene Volkswirtschaft
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
333
Pflichtlektüre:
Lambsdorff, J. Graf und C. Engelen (2008), Das
Keynesianische Konsensmodell einer offenen
Volkswirtschaft, WiST, Wirtschaftswissenschaftliches
Studium, S. 540-548.
http://www.wiwi.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/lehrstuehle/lambsdorff/downloads/DKK_S._540-547.pdf
334
• Wie wird ein Anstieg der Investitionen in einer offenen
Volkswirtschaft mit konstanter Inflation finanziert? Wir
können zeigen, dass auch hier alle Investitionen
automatisch die zu ihrer Durchführung notwendigen
Ersparnisse schaffen.
• Dies lässt sich bei konstanter Inflationsrate mit folgendem
Modell zeigen, wobei die Importe positiv vom
Inlandsprodukt abhängen und die Exporte als konstant
angenommen werden.
335
(1) Y=YD
(2) YD=C+I+G+X-J
(3)
C=a+cYv
;(a>0, 0<c<1)
Fünf Gleichungen und
fünf endogene Variablen:
(4) Yv=Y–T
Y, YD, C, J, X, Yv, T
(5) T=T0+tY ;(T0>0, 0t<1)
Exogene Variablen: G, T0,
I, t
(6) X=X0
(7) J=J0+mYv (0<m<c)
336
• Hieraus resultiert der folgende Multiplikator für einen
autonomen Anstieg der Investitionen von der
Finanzierungsseite:
1
dY 
dI .
1   c  m  (1  t )
• Der Anpassungsprozess lässt sich graphisch illustrieren:
I   Y  Yv  Ci
T
• Für die Finanzierungsseite gilt:
Spr – NKE – BD = Inpr
S
J
Sickerverluste
337
• Das verfügbare Einkommen steigt um (1-t)dY.
• Damit steigt die private Ersparnis um (1-c)(1-t)dY.
• Die Steuereinnahmen steigen um tdY; in diesem Ausmaß
steigt also die öffentliche Ersparnis und das Budgetdefizit
sinkt.
• Die Importe steigen um m(1-t)dY. In diesem Ausmaß
steigt der ausländische Beitrag zur Ersparnis.
• Insgesamt steigt die Ersparnis um:
dS  1  c 1  t   t  m 1  t  dY
 1   c  m 1  t  dY ,
also genauso stark, wie die Investitionen.
338
• Für eine Erweiterung des Keynesianischen Konsensmodells
um Rückwirkungen aus dem Ausland müssen wir zunächst
die IS-Kurve überdenken.
• Wie im vorherigen Abschnitt gezeigt, wird der Multiplikator
geringer ausfallen. Dies wollen wir im Folgenden
vernachlässigen und die Auswirkungen von
Wechselkursschwankungen näher analysieren.
• Der Wechselkurs, e, wird gemessen als Preis des Euro in
Dollar, z.B. 1€=1,25 Dollar.
• Ein Sinken des Wechselkurses, e, verbilligt inländische
Produkte. Exporte werden daher zunehmen und die teurer
werdenden Importe nehmen ab. Dies lässt den Außenbeitrag
steigen.
339
• Der gleiche Effekt ergibt sich bei einem Preisanstieg im
Ausland oder eine Preissenkung im Inland. Entscheidend für
Außenbeitrag und die Güternachfrage ist daher der reale
Wechselkurs, er=ep/pa.
• Der Anstieg des Außenbeitrags geht mit einer erhöhten
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage einher. Insgesamt gilt
daher für die IS-Kurve:
Y  b0  b1r  b2e ; b0 , b1 , b2  0.
r
r
• Die Auslandskonjunktur wird zudem zu einem
Lageparameter der IS-Kurve. Ein Konjunkturaufschwung in
den USA bewirkt, dass verstärkt Exporte dorthin getätigt
werden können. Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts.
Dies würde mit einem Anstieg b0 erfasst werden.
340
• Für die Kapitalbilanz hatten wir gesehen, dass Differenzen
im (realen) Zinsniveau entscheidend sind.
• Ist der inländische Realzins höher als der ausländische, so
resultieren Kapitalimporte. Es werden verstärkt Euro
nachgefragt.
• Ist der ausländische Realzins höher als der inländische, so
wollen Anleger verstärkt Kapital exportieren. Sie werden
daher in höherem Ausmaß Euro anbieten.
• Die Kapitalbewegungen schlagen sich daher in der
Devisenbilanz nieder, also dem Angebot und der Nachfrage
nach eigener Währung und Austausch für ausländische
Währung.
341
• Auch der Außenbeitrag schlägt sich in der Devisenbilanz
nieder. Deutsche Exporteure erhalten für ihre Güter Devisen,
die sie anbieten, um wieder Euro zu erhalten. Importeure in
Deutschland müssen Euro anbieten und Devisen nachfragen,
um ausländische Güter zu kaufen.
• Die Zahlungsbilanz setzt sich zusammen aus der
Leistungsbilanz und der Kapitalbilanz, so dass insgesamt
gelten muss X - J  NKE.
• Die Kapitalbewegungen sind in den letzten Jahrzehnten
immer stärker geworden. Daher führt bereits ein
geringfügiger Zinsunterschied zu einem Ausgleich der
Leistungsbilanz. Wir können den Außenbeitrag für die
Devisenbilanz vernachlässigen.
342
• Dies bedeutet, dass wir vereinfachend r  ra schreiben
können.
• Diese Kurve ist die Devisenmarktkurve.
• Wir tragen sie zusätzlich neben der IS- und der MP-Kurve
im r/Y-Diagramm ab.
r
MP
IS0
ra
P0
Y
Y
343
• Untersuchen wir zunächst eine expansivere geldpolitische
Regel.
• Die Zentralbank senkt den Realzins und erhöht damit das
Inlandsprodukt.
• Dies bewirkt nun Kapitalexporte.
• Aufgrund der hohen Nachfrage nach Dollar wird der Euro
günstig und er sinkt.
• Hierdurch erhöht sich der Außenbeitrag und die IS-Kurve
verschiebt sich nach rechts.
• Die Auswirkung der expansiven geldpolitischen Regel wird
durch die Verbilligung des Euro weiter verstärkt. Diese
zusätzliche Wirkung der Geldpolitik wird auch als
Wechselkurskanal bezeichnet.
344
Expansivere geldpolitische Regel
r
IS0
r0
er
MP
P0
MP1
Z
P1
P'
r'
Y
Y
• Im Gleichgewicht P1 ist das Inlandsprodukt gestiegen und
der Außenbeitrag gesunken. Zum Ausgleich der
Devisenbilanz wäre ein kleiner Zinsanstieg notwendig, der
aufgrund der starken Kapitalbewegungen hier
vernachlässigend gering ausfällt.
345
• Eine weitere Störung kann z.B. in einer erhöhten
Güternachfrage bestehen, ausgelöst durch einen Anstieg des
Staatskonsums.
• Die Zentralbank wird auf die gestiegene Nachfrage mit einer
Erhöhung der Realzinsen reagieren (Punkt P').
• Dies löst nun Kapitalimporte aus.
• Aufgrund der hohen Nachfrage nach Euro wird dieser teurer
und er steigt.
• Hierdurch sinkt der Außenbeitrag und die IS-Kurve
verschiebt sich zurück in die Ausgangslage.
• Die erhöhte Güternachfrage durch den Staatskonsum wird
vollständig durch den sinkenden Außenbeitrag kompensiert.
346
Erhöhung des Staatskonsums
r
IS0
r0
b0
IS1
MP
er
P0=P1
Y
P'
+
Z
–
Y
• Im Gleichgewicht ist der Außenbeitrag gesunken. Zum
Ausgleich der Devisenbilanz wäre ein kleiner Zinsanstieg
notwendig, der aufgrund der starken Kapitalbewegungen hier
vernachlässigend gering ausfällt.
347
• Eine Störung kann auch darin bestehen, dass
Auslandsinvestitionen attraktiv werden aufgrund eines
erhöhten Zinssatzes im Ausland.
• Dies verschiebt die Devisenmarktkurve nach oben.
• Kapitalexporte führen zu einer erhöhten Nachfrage nach
Dollar. Der Euro wird billiger, er sinkt.
• Dies erhöht den Außenbeitrag.
• Den erhöhten Nettokapitalexporten steht damit ein erhöhter
Außenbeitrag entgegen.
• Das Inlandsprodukt steigt daraufhin. Die Importe steigen
und senken den Außenbeitrag. Der Realzins steigt und senkt
die Kapitalexporte.
348
Steigender Auslandszinssatz
r
IS0
er
P1
r'a'
ra
MP
P0
Y
Y
349
V. Fallstudie Deutschland
V. Fallstudie Deutschland
Bundesrepublik Deutschland, 2009
BIP: 2395 Mrd. €
Bevölkerung: 82 Mio.
Pro-Kopf-Produktion: 29200 €
Preis Big-Mac: 3,39 €
Wechselkurs: 1,28 US $/€
350
351
V. Fallstudie Deutschland
352
V. Fallstudie Deutschland
V. Fallstudie Deutschland
• 1993: Deutsche Wiedervereinigung erfordert hohe Zinsen
zur Dämpfung der Nachfrage. Währungen wie die spanische
Peseta werten bis 1995 ab. Danach konstante Wechselkurse
mit allen späteren Euro-Partnern.
• 1999: Wechselkurse für Euroländer werden unwiderruflich
festgelegt und nominale Zinssätze von Vorgänger der EZB
europaweit festgelegt.
• Niedrige Inflation in Deutschland lässt den Euro real
günstig werden. Realzinsen hierdurch hoch. Investitionen
niedrig und Kapitalexporte. Leistungsbilanz wird positiv.
• Hohe Inflation in Spanien lässt den Euro real teuer werden.
Realzinsen hierdurch niedrig und Kapitalimporte.
Investitionen sind hoch und Leistungsbilanz wird negativ.
• 2010: Zusammenhalt der Eurozone erfordert temporäre
Stützungsmaßnahmen. Sparmaßnahmen in Spanien und
erhöhte Nachfrage in Deutschland sind notwendig.
353