Power-Point zur Berufsorientierung, Dr. Thielen

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Transcript Power-Point zur Berufsorientierung, Dr. Thielen

Berufsorientierung
unter erschwerten Bedingungen
Übergangsgestaltung im Förderschwerpunkt Lernen
Dr. Marc Thielen
Institut für Sonderpädagogik
08.04.2015
Einführung
Berufsorientierung im Förderschwerpunkt Lernen –
hoch relevant und viel kritisiert
08.04.2015
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Gliederung
1. Berufsorientierung ohne Beruf? Das Dilemma begrenzter
Chancen
2. Alles Arbeit oder was? Die Gefahr eines verkürzten
Verständnisses von Berufsorientierung
3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert? Das Problem der
Nachhaltigkeit
4. Berufsorientierung quo vadis? Perspektiven und Grenzen des
Pädagogischen
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1. Berufsorientierung ohne Beruf?
Das Dilemma begrenzter Chancen
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1. Berufsorientierung ohne Beruf?
•
Lebenslauf von Thorsten Meierhoff (37J.)
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(vgl. Bindl/Schroeder/Thielen 2011)
Zeitraum
Tätigkeit
1.
3 Jahre
Ausbildung 1 (Holzspielzeughersteller)
2.
1 Jahr
arbeitslos
3.
1 Jahr
Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)
4.
2 Jahre
Ausbildung 2 (Hauswirtschaftshelfer)
5.
5 Jahre
Reinigungskraft
6.
ca. 1 Jahr
Küchenhilfe in einem Hotel
7.
ca. 1 Jahr
Reinigungskraft Toilettenanlage
8.
1 Jahr
Hauswirtschafter (Altenpflege)
9.
2 bis 3 Jahre
arbeitslos
10.
1 Jahr
Ein-Euro-Job (KITA)
11.
1 Jahr
Leiharbeiter (Abfallwirtschaft)
12.
Seit 6 Monaten
Leiharbeiter in neuer ZAF
„Verwalter“
4
1. Berufsorientierung ohne Beruf?
Aktuelle Herausforderungen:
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(BMBF 2010)
2. Alles Arbeit oder was ?
Die Gefahr eines verkürzten Verständnisses
von Berufsorientierung
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2. Alles Arbeit oder was?
Quelle: Hurrelmann 2004
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2. Alles Arbeit oder was?
Quelle: IRIS 2001
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2. Alles Arbeit oder was?
Marktbenachteiligung
Symbolische
Benachteiligung
Rechtsbenachteiligung
„ausbildungsunfreif?“
Soziale
Benachteiligung
Pädagogische
Benachteiligung
Individuelle
Beeinträchtigungen
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2. Alles Arbeit oder was? (vgl. Hiller 2006)
Teilkarriere
Themen
1.
Ausbildung, Arbeit
Was passt für wen? Berufsvorbereitung, Ausbildung,
Job, Werkstätten, notwendige Hilfen (abH. etc.)
2.
Finanzen
Sicherung des Lebensunterhalts,
Schuldnerberatung, Risikoschutz
3.
Soziales Netz
Vertrauenspersonen im familiären und persönlichen
Umfeld?
4.
Zivilkompetenz
Handlungsstrategien und Kompetenzen im Umgang
mit Behörden
5.
Zeitmanagement
Strukturierung des Alltags, sinnvolle
Freizeitgestaltung, „Doppelbelastung“
6.
Gesundheit
Prävention und Rehabilitation, Umgang mit Drogen,
Sexualität
7.
Legalität
Konflikte mit dem Gesetz, Unterstützung in
Strafverfahren und Zivilprozessen
8.
Wohnung
Sicherung von Grundbedürfnissen (Rückzug, Ruhe,
Intimität etc.)
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3. Kurzfristige integriert – langfristig exkludiert?
Das Problem der Nachhaltigkeit
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
ggg Nachschulischer Verlauf von Teilnehmenden an „SchuB“ (N = 39)*
Übergangskarriere
Befragte
1.
Verzögerter Einstieg in berufliche Qualifizierung
10
2.
Diskontinuierlich-prekäre Verläufe
8
3.
Originelle Gelegenheitsverläufe
6
4.
Unsichere berufliche Qualifizierung u. Integration
6
5.
Stabile berufliche Qualifizierung und Integration
4
6.
Weiterführende Bildungs- und Berufsqualifizierung
4
*vgl. Bindl/Thielen (2011): Nachschulische Übergänge. Karrieren und Biografien von Absolventinnen
und Absolventen der SchuB-Maßnahme. In: Thielen (Hrsg.): Pädagogik am Übergang (S. 189-215)
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
Stabile berufliche Qualifizierung und Integration (N = 4)
Martin (18 Jahre)
HASA
Ausbildung
Gießereimechaniker
ÜbernahmeAngebot
Weiterführende Bildungs- und Berufsqualifizierung (N = 4)
Kamil (20 Jahre)
HASA
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Ausbildung
Kfz-Servicemechaniker
Ausbildung
Kfz-Mechatroniker
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
Unsichere berufliche Qualifizierung und Integration (N = 6)
Samir (21 Jahre)
HASA
Ausbildung
Metzger
Gescheiterte
Prüfung
Andreas (18 Jahre)
HASA
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Ausbildung (überbetrieblich)
Schreiner (BBW)
Arbeitslos
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
Verzögerter Einstieg in eine berufliche Qualifizierung (N = 10)
Oliver (19 Jahre)
HASA
Berufsgrundbildungsjahr (BGJ)
Ausbildung
Metallbauer
Jonas (19 Jahre)
HASA
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Bezahltes
Praktikum
Schulische Ausbildung
Altenpflegehelfer
Berufstätigkeit
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
Diskontinuierlich-prekäre Verläufe (N = 8)
Benjamin (20 Jahre)
HASA
Ausbildung
Koch
Unterbrechung
Wegen Insolvenz
Abbruch Ausbildung
Restaurantfachmann
Arbeitslos
Betriebswechsel
Berufsvorbereitende
Bildungsmaßnahme (BvB)
Laura (18 Jahre)
HASA
Schulische Ausbildung
Altenpflegehelferin
Freiwilliges Soziales
Jahr (FSJ)
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Abbruch
Prüfungswiederholung
Krankheit
Abschluss
Job
Kellnerin
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3. Kurzfristig integriert – langfristig exkludiert?
Originelle Gelegenheitsverläufe (N = 6)
Nabil (20 Jahre)
HASA
BerufsFachschule
BvB &
Zeitarbeit
Job
Friseur
Arbeitslos
SaisonArbeiter
Philipp (21 Jahre)
HASA
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Job
Recyclingfirma
Bund
Arbeitslos
Job
Dachdecker
Ausbildung
Spengler
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4. Berufsorientierung quo vadis?
Perspektiven und Grenzen des Pädagogischen
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4. Berufsorientierung quo vadis?
(1)
Berufsorientierung muss die Komplexität an Anforderungen
und Lebenslagen im Übergang berücksichtigen.
(2)
Nachbetreuung durch die Vermittlung verlässlicher
Erwachsener (z.B. Paten) ist in vielen Fällen notwendig und
muss frühzeitig angebahnt werden.
(3)
Schulen müssen intensive Kontakte und Kooperationen mit
anderen Akteuren im Feld des Übergangs pflegen.
(4)
Berufsorientierung muss der Vielfalt der nachschulischen
Realität gerecht werden und darf nicht einseitig auf das Leben
mit einem Beruf vorbereiten.
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4. Berufsorientierung quo vadis?
(5)
Berufsorientierung beinhaltet die stetige und systematische
Suche nach individuell passenden Lehrstellen UND
Nischenarbeitsplätzen.
(6)
Der Unterricht sollte stärker als bislang an den realen
Anforderungen im Bereich von einfachen Dienstleistungen
orientiert sein.
(7)
Praktika und Betriebserkundungen im Niedriglohnsektor
können auch für Lehrkräfte hilfreich sein, um die dortigen
Verhältnisse am eigenen Leib zu erfahren.
(8)
Berufsorientierung ist politisch und setzt sich dafür ein,
dass sich auch gering qualifizierte Arbeit wieder lohnt und ein
menschenwürdiges Dasein ermöglicht (Stichwort: „working
poor“).
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Kontakt:
[email protected]
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