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erforderlich.
1
Literatur
• Blanchard, O. (2006) Macroeconomics, 4. Aufl.
• Burda, M. und C. Wyplosz (2005), Macroeconomics
– A European Text. 4. Aufl.
• Gärtner, M. (2003), Macroeconomics.
• Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. 5.
Aufl.
• Engelen, C. und J. Graf Lambsdorff (2006), Das
Keynesianische Konsensmodell, Passauer
Diskussionspapiere Nr. V-47-06.
• Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie, 3. Aufl.
2
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
I. Das Bruttoinlandsproduktf(k)
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 21-25, 37-39, 50-52, 54-55,
56.
4
• Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die
gesamtwirtschaftliche Produktion. Diese entspricht in
einer (geschlossenen) Volkswirtschaft den gesamten
Einnahmen der Firmen (aus dem Verkauf von
Endprodukten) und den Ausgaben der Haushalte.
• Das Bruttoinlandsprodukt wird bestimmt durch den
gesamten Marktwert aller Endprodukte an Gütern und
Dienstleistungen, welche in einer bestimmten Periode in
einem Land produziert werden.
• Die Produktion wird also nach Marktpreisen bewertet.
• Es beinhaltet sowohl „fassbare“ Güter (Nahrung,
Kleidung, Autos) als auch „nicht-fassbare“
Dienstleistungen (Haarschnitt, Reinigungsservice,
ärztliche Beratung).
5
• Das Bruttoinlandsprodukt umfasst nur Güter und
Dienste, welche gegenwärtig produziert werden, nicht
solche der Vergangenheit oder Zukunft. Es bezieht sich
dabei auf ein bestimmtes Zeitintervall (Jahr oder
Quartal).
• Es bezieht sich auf die Produktion innerhalb der
geographischen Abgrenzung eines Landes.
• Gezählt werden alle produzierten und legal auf Märkten
gehandelten Güter. Vernachlässigt werden Güter, welche
zu Hause produziert und konsumiert werden, ohne dabei
über einen Markt ausgetauscht zu werden.
• Illegal gehandelte Güter (z.B. Drogen) werden
vernachlässigt.
6
• Es werden nur Endprodukte und nicht Vorleistungen
einbezogen (so dass Doppelzählungen vermieden
werden).
• Vorleistungen sind solche Güter und Dienste, welche
in der gleichen Periode im Produktionsprozess wieder
verwendet werden.
• Die produzierten Vorleistungen gehören nicht zum
Inlandsprodukt, da sie im gleichen Zeitraum wieder im
heimischen Produktionsprozess verbraucht werden.
• Das Bruttoinlandsprodukt entspricht damit der
Wertschöpfung. Von der Summe aller Produktionswerte
(einschl. Vorleistungen) müssen sämtliche
Vorleistungen abgezogen werden.
7
Produktionswert und Wertschöpfung am Beispiel
der Brotproduktion
Landwirte
L 200
Getreide
300
Müller
Bäcker
Vorleist.
300
Mehl
500
G 100
L 100
Vorleist.
500
G 100
Brot
700
L 120
Produktionswert: 1500
G 80
Vorleistungen: 800
Wertschöpfung: 700
8
Reales und Nominales Bruttoinlandsprodukt
• Das nominale Bruttoinlandsprodukt misst die
Produktion von Gütern und Diensten zu aktuellen
Preisen.
• Das reale Bruttoinlandsprodukt misst die Produktion
von Gütern und Diensten zu konstanten Preisen.
• Ein zutreffendes Bild der Produktion als Maßstab des
Wohlstands eines Landes erfordert, dass das nominale
BIP mit Hilfe des BIP-Deflators in das reale BIP
umgerechnet wird.
9
Der BIP-Deflator misst das gegenwärtige Preisniveau
relativ zum Preisniveau eines Basisjahres.
Ein Anstieg des BIP-Deflators bedeutet, dass ein
Anstieg des nominalen BIP auf Preiserhöhungen und
nicht auf eine gestiegene mengenmäßige Produktion
zurück zu führen ist.
Ein Sinken des BIP-Deflators bedeutet, dass ein
sinkendes nominales BIP aus Preissenkungen resultiert
und nicht durch eine schrumpfende mengenmäßige
Produktion bedingt ist.
10
Bruttoinlandsprodukt, Deutschland,
real in Preisen von 1995 und nominal
Bill. €
2.2
2
1.8
1.6
1.4
BIP, real
1.2
BIP, nominal
1
0.8
0.6
Quelle: World Development Indicators, eigene Darstellung
2003
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
0.4
11
Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlfahrtsindikator
• Das reale Bruttoinlandsprodukt ist das beste
eindimensionale Maß für das Wohlergehen einer
Gesellschaft.
• Als Pro-Kopf-Größe misst es das durchschnittliche
Einkommen und die durchschnittlichen Ausgaben einer
Person.
• Ein höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt indiziert
einen höheren Lebensstandard.
12
Glaubst du denn, du wärst
klüger als alle unsere
Ökonomen, Statistiker und
Minister? Unser
Lebensstandard hat sich
deutlich erhöht! Du merkst
es bloß nicht, weil dies
durch die erhöhten Kosten
neutralisiert wurde.
Laxman,
Times of India,
13
Aber: Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht ein perfektes
Maß des Glücksempfindens oder der Lebensqualität.
Insbesondere fehlen Wertansätze für die folgenden
„Güter“:
• Der Wert der Freizeit.
• Der Wert einer sauberen Umwelt.
• Der Wert von Gütern und Diensten, welche nicht über
den Markt ausgetauscht werden, z.B. freiwillige,
unentgeltliche Arbeiten, gegenseitige Hilfestellungen in
der Familie.
• Der Wert einer gerechteren Verteilung der Einkommen.
14
Das Bruttoinlandsprodukt weist aber eine hohe
Korrelation mit anderen Messgrößen auf. So korreliert es
hoch mit einem subjektiv geäußerten Glücksgefühl.
Lebenszufriedenheit
und Pro-KopfEinkommen in 51
Ländern anfangs der
90er-Jahre.
Quelle: A. Stutzer (2001),
„Eine ökonomische Analyse
menschlichen
Wohlbefindens“, Zürich.
15
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
• Wir unterstellen eine geschlossene Volkswirtschaft, d.h.
wir vernachlässigen das Ausland.
• Wir vernachlässigen die ökonomische Aktivität des
Staates.
• Es existieren daher nur private Haushalte und
Unternehmen.
Arbeitskraft
Lohn (700)
Private
Haushalte
Vorleistungen
(300)
Unternehmen
Zahlung (700)
Konsumgüter
16
• Folgende vereinfachende Annahmen gelten:
• Private Haushalte produzieren nicht. Sie
verausgaben ihre gesamten Einkommen vollständig.
• Unternehmen bilden keine Ersparnisse.
• Es entstehen im Produktionsprozess keine Gewinne.
• Aufgrund der fehlenden Ersparnisbildung gibt es
kein Vermögen.
• Unternehmen produzieren nur Konsumgüter und
Dienstleistungen, welche in der gleichen Periode
abgesetzt werden.
• Die Güter werden mit Hilfe menschlicher
Arbeitskraft und Vorleistungen (Rohstoffe,
17
Transportkosten, usw.) produziert.
F steht hierbei für das
Faktoreinkommen
Inlandsprodukt =
Wertschöpfung: 700
Einkommenskonto
F
700
C
700
Produktionswert: 1000
Produktionskonto
V 300
18
• Entsprechend den wirtschaftlichen Funktionen in
der betrachteten Volkswirtschaft existiert ein
Einkommenskonto und ein Produktionskonto.
• Das Produktionskonto soll hierbei die Produktion,
Einkommensentstehung und Einkommensverteilung
beinhalten.
• Das Einkommenskonto erfasst die
Einkommenserzielung, Einkommensumverteilung
und Einkommensverwendung.
• Anschaulich kann das Einkommenskonto als Konto
der Einkommensbezieher (hier der privaten
Haushalte) und das Produktionskonto als Konto der
Produzenten (hier der Unternehmen) betrachtet
19
werden.
• Die eingezeichneten Ströme sind Zahlungsströme (im
Falle einer Kreditgewährung könnten wir auch von
Forderungsströmen sprechen).
• Der mit dem Symbol C versehene Strom bedeutet, dass
den Produzenten aus dem Verkauf von Konsumgütern
an die Einkommensbezieher von diesen Zahlungsmittel
in Höhe von 700 zufließen.
• Dem aus Konsumgüterverkäufen der Produzenten
resultierenden Strom fließt ein gleich starker, aber
entgegen gerichteter Strom von den Produzenten zu den
Einkommensbeziehern entgegen.
• Dieser bringt zum Ausdruck, dass die Produzenten an
die Einkommensbezieher Löhne und Gehälter, so
genannte Faktoreinkommen, zahlen. Mit dem zweiten
Strom entsteht ein Kreislauf.
20
• Die Faktoreinkommen beinhalten die so genannten
Erwerbs- und Vermögenseinkommen.
• Die Erwerbseinkommen sind die Arbeitnehmerentgelte
und die Selbständigeneinkommen.
• Zu den Vermögenseinkommen gehören Zinsen und
Mietzahlungen sowie die verteilten Gewinne in Form von
Dividendenausschüttungen oder Gewinnentnahmen.
• Wir hatten jedoch unterstellt, dass kein Vermögen
angesammelt wurde. Daher besteht das Einkommen
zunächst nur aus Erwerbseinkommen und wird hier als
„Lohn“ bezeichnet.
21
Darstellung in Kontenform
Einkommenskonto
Konsumausgaben
700
700
Produktionskonto
Vorleist.
Faktoreinkommen
300
Wertschöpfung
– Löhne
700
300
Vorleist.
700
Konsumgüter
22
• Unsere vereinfachende Annahme, private Haushalte
würden nicht produzieren, soll nun aufgegeben werden.
• Der Begriff „privater Haushalt“ wird gemäß einer
Abgrenzung für die Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union durch das europäische System
volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (abgekürzt:
ESVG; verbindlich für alle Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union ab April 1999 verbindlich)
vorgenommen.
• Zum Produktionswert der von privaten Haushalten
erzeugten Güter gehören einerseits Dienstleistungen, die
Hausangestellte, Reinigungspersonal, butler u. ä.
Erwerbstätige gegen Entgelt produzieren und an andere
private Haushalte verkaufen.
23
• Alle Unternehmungen gehören zum Sektor „private
Haushalte“, sofern sie keine (quasi-)
Kapitalgesellschaften sind (Aktiengesellschaften,
Gesellschaften mit beschränkter Haftung,
Genossenschaften, offene Handelsgesellschaften,
Kommanditgesellschaften).
• D.h. alle Personengesellschaften ohne eigene
Rechtspersönlichkeit zählen zu den privaten Haushalten
(z.B. selbständige Landwirte, Einzelunternehmer im
produzierenden Gewerbe, Handwerker, Händler,
Gastwirte).
• Die Produktion dieser Personengesellschaften o.e.R. wird
auf einem Produktionskonto der privaten Haushalte
verbucht.
24
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
-Löhne
270
100
Vorleist.
Dienstlst.an
Haushalte
170
Konsumgüter
Wertschöpfung
Einkommenskonto
300
300 Vorleist.
550
-Löhne
550
Konsumgüter
Einkommenskonto
Konsumausgaben 820
720
Faktoreinkommen
Ausgaben für
Dienstlst.
100
25
• Nun soll die Annahme aufgegeben werden, dass private
Haushalte und Unternehmen nicht sparen und nicht
investieren.
• Private Haushalte sparen dadurch, dass sie nur einen Teil
ihres Faktoreinkommens für Konsum ausgeben.
• Das hiermit angesammelte Vermögen stellen sie für die
Produktion den Unternehmen (oder den zu den
Haushalten zählenden Personengesellschaften) zur
Verfügung.
• Hierfür erhalten sie dann Vermögenseinkommen, wie z.B.
Zinsen oder Dividenden.
26
• Die Unternehmen erzielen Gewinne.
• Unternehmen sparen dadurch, dass sie diese Gewinne
nicht vollständig als Dividenden an die private Haushalte
abführen.
• Die Ersparnis der Unternehmen entspricht somit den
einbehaltenen Gewinnen.
• Diese werden verbucht als ein Einkommen, welches sich
die Unternehmen auf ihr Einkommenskonto zuweisen.
• Aufgrund der durch Nutzung eingetretenen
Wertminderung des Anlagevermögens müssen
Unternehmen ferner Abschreibungen verbuchen.
27
• Auf der Seite der Produzenten wird unterstellt, dass diese
nicht nur Konsumgüter, sondern auch Investitionsgüter, d.h.
dauerhafte Produktionsmittel wie maschinelle Anlagen,
produzieren.
• Unter Konsum (C) verstehen wir nun sämtliche Ausgaben
der Haushalte für (Verbrauchs-) Güter und Dienste mit
Ausnahme von Häusern, welche als Investition gezählt
werden.
• Demgegenüber zählen Ausgaben der Haushalte für
langlebige Konsumgüter (Auto, Fernseher, Waschmaschine
…) zum Konsum.
• Investitionen (I) sind Ausgaben für Kapitalausstattung,
Vorräte und Bauten (Häuser), also für Güter, welche nicht
unmittelbar verbraucht werden.
28
Bezüglich der Investitionen sind folgende Begriffe zu
unterscheiden:
Bruttoinvestition: Ib
Nettoinvestition: In
Lagerinvestition: IL
Reinvestition ~ D
(Brutto-) Anlageinvestitition: IbA
Ib 250
Reinvest.
150
D 150
IbA 210
In 100
IL 40
29
Darstellung in Kontenform
Private Haushalte
Unternehmen
Produktionskonto
Produktionskonto
Wertschöpfung
– Löhne
– Zinsen
– einbeh.
Gewinne
Investitionsgüter
Abschreibungen
Einkommenskonto
Konsumausgaben
Einkommenskonto
Faktoreinkommen
– Löhne
– Zinsen
Ersparnis
einbeh.
Gewinne
Ersparnis
30
• Aus der Darstellung ist ersichtlich, dass zu manchen
Posten eine Gegenposition fehlt. Hierfür ist ein
Vermögensänderungskonto zu berücksichtigen.
• Wir betrachten nun zur Vereinfachung nur
gesamtwirtschaftliche Konten, vernachlässigen also die
Unterscheidung in private Haushalte und Unternehmen.
• Eine Darstellung kann entweder in Form eines
Flussdiagramms oder in Kontenform erfolgen.
31
Flussdiagramm einer einfachen Volkswirtschaft
Einkommenskonto
F
820
S 100
C
720
Vermögensänderungskonto
Ib 250
Produktionskonto
D 150
V 300
32
• Die den Haushalten und Unternehmen zufließenden
Einkommen in Höhe von 820 werden in Höhe von 720
für Konsumzwecke ausgegeben und der Rest in Höhe von
100 wird gespart.
• Die Ersparnis fließt dem Vermögensänderungskonto zu.
Damit wird ein Teil der Bruttoinvestition in Höhe von
250 finanziert.
• Als Gedankenstütze kann man sich vorstellen, dass das
Vermögensänderungskonto beim Produktionskonto
Investitionsgüter in Höhe von 250 kauft und bezahlt.
• Der nicht durch Ersparnisse finanzierte Teil der
Bruttoinvestition in Höhe von 150 Einheiten wird durch
Abschreibungen finanziert, genauer aus
Abschreibungsgegenwerten.
33
Gesamtwirtschaftliche Konten einer einfachen
Volkswirtschaft
Produktionskonto
Einkommenskonto
Konsumausgaben
720
820
Faktoreinkommen
Vorleist.
300
Abschr.
150
Wertschöpfung
– Löhne 680
– Zinsen 140
Ersparnis 100
300
Vorleist.
720
Konsumgüter
250 Inv.güter
Vermögensänderungskonto
Inv.güter
250
150
Abschr.
100 Ersparnis
34
Brutto- und Nettoinlandsprodukt
Das Nettoinlandsprodukt kann auf verschiedene Arten
berechnet werden:
Yn=C+I (820)
(Verwendungsseite)
Yn=C+S (820)
(Aufteilungsseite)
Yn=F=L+Gv+Gu (820)
(Verteilungsseite)
Es gilt ferner:
Bruttoinlandsprodukt = Yn+D = 970
35
Zur Übung: VWL-Quiz
http://www.wiwi.uni-passau.de/994.html
Aufgaben 1 und 2
36
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
f(k)
II. Produktion und Wachstum
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
37
Pflichtlektüre:
Gärtner, M. (2003), Macroeconomics, S. 221-250; 267271.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 180204; 208-222.
38
• Der Lebensstandard, gemessen durch das reale
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, variiert stark zwischen
Ländern.
• Der Lebensstandard in den reichsten und in den ärmsten
Ländern, gemessen durch das reale Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf, unterscheidet sich ca. um den Faktor 100.
39
Quelle:
40
• Unter Produktivität versteht man die Menge an Gütern
und Diensten, welche in einer Arbeitsstunde produziert
werden.
• Der Lebensstandard wird maßgeblich von der
Produktivität der Arbeitskräfte bestimmt.
• Die Produktivität wird maßgeblich durch die
verschiedenen Produktionsfaktoren bestimmt.
41
Unter Produktionsfaktoren versteht man
insbesondere:
• Physisches Kapital
• Humankapital
• Natürliche Ressourcen
• Technischer Fortschritt
• (neuere Forschungen betonen auch „Sozialkapital“.
Hiermit kann z.B. das gegenseitig entgegengebrachte
Vertrauen gemeint sein. Solche Faktoren werden
stärker in den Kulturwissenschaften betont und hier
vernachlässigt.)
42
• Kapital ist ein aus der vergangenen Produktion
stammender Faktor, welcher in die gegenwärtige
Produktion eingeht.
• Physisches Kapital ist der Bestand an Maschinen
und Bauten, welcher in die Produktion von Gütern
und Diensten eingeht.
43
• Humankapital ist der ökonomische Begriff für das
Wissen und die Fertigkeiten, welche Arbeiter durch
Erziehung, Training und Erfahrung akquirieren und
zur Produktionssteigerung einsetzen können.
• Die Messung des Humankapitals ist schwierig.
Näherungsweise werden hierfür die Ausgaben
verwendet, welche getätigt werden, um den
Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse und
Produkte zu vermitteln.
44
• Natürliche Ressourcen sind Produktionsfaktoren,
welche von der Natur bereit gestellt werden. Beispiele
hierfür sind Boden, Metalle oder Öl. Sie werden
eingeteilt in
• erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Wälder oder
Fischbestände, und
• nicht erneuerbare Ressourcen, wie z.B. Kohle
oder Mineralwasser.
• Natürliche Ressourcen sind wichtig. Aber viele
Länder mit wenig Ressourcen (Deutschland, Japan)
können trotzdem einen hohen Lebensstandard erzielen.
Rohstoffbesitzer wie Gabun, Nigeria oder Venezuela
45
sind hingegen teilweise ärmer.
• Technischer Fortschritt ist das Verständnis innovativer
Produktionstechnologien und Organisationsmethoden
(Prozessinnovationen) sowie verbesserter oder
neuartiger Produkte (Produktinnovationen).
• Humankapital ist im Gegensatz zu technischem
Fortschritt fest mit einer Arbeitskraft verbunden. Es kann
nicht käuflich erworben und transferiert werden.
• Während die Erfindung der Schreibmaschine
technischer Fortschritt ist, ist das Erlernen der ZehnFinger-Technik eine Form von Humankapital.
• Für Humankapital müssen Ausgaben getätigt werden,
um den Arbeitskräften das Verständnis neuer Prozesse
46
und Produkte zu vermitteln.
Die Produktionsfunktion
• Ökonomen verwenden oft eine Produktionsfunktion,
um das Verhältnis zwischen der Menge an
Einsatzfaktoren und der erzielten Produktionshöhe
auszudrücken.
Y=AF(L, K, H, N)
• Hierbei indiziert Y die Produktion, A die
Produktionstechnologie, L die Anzahl an Arbeitskräften,
K die Menge an physischem Kapital, H die Menge an
Humankapital, N die Menge an natürlichen Ressourcen
und F() eine Funktion, welche diese Faktoren
kombiniert.
47
• Eine Produktionsfunktion hat „konstante Skalenerträge“,
wenn für jede positive Zahl x gilt:
xY=AF(xL, xK, xH, xN)
• Dies bedeutet, dass z.B. eine Verdoppelung aller
Einsatzfaktoren zu einer Verdoppelung der Produktion
führt.
• Konstante Skalenerträge erscheinen plausibel: Wenn zu
einer existierenden Betriebsstätte eine zweite, identische
an einem anderen Ort und unter sonst gleichen
Bedingungen erstellt wird, sollte diese die gleiche
Produktion hervorbringen können.
48
• Produktionsfunktionen mit konstanten Skalenerträgen
haben eine interessante Implikation.
• Ersetzen wir x durch 1/L, dann folgt:
Y/L=AF(1, K/L, H/L, N/L)
• Hierbei ist nun Y/L die Produktion pro Arbeitskraft, K/L
der Kapitaleinsatz je Arbeitskraft, H/L das Humankapital
je Arbeitskraft und N/L die natürlichen Ressourcen je
Arbeitskraft.
• Die Produktivität (Y/L) wird also von den diversen ProKopf-Einsatzfaktoren sowie dem Stand der Technologie
(A) bestimmt.
49
Die Frage der Konvergenz
• Sind Länder mit niedrigem Einkommen durch höhere
Wachstumsraten gekennzeichnet?
• Falls dies so wäre, würden Einkommensunterschiede im
Zeitverlauf abgebaut. Dies wird als catch-up-Effekt
bezeichnet.
• Ein solcher catch-up-Effekt würde sich einstellen, wenn
„sinkende Grenzerträge“ vorliegen.
• Werden Einsatzfaktoren nämlich mit steigendem Einsatz
tendenziell unproduktiver, so hätten Länder mit geringer
Ausstattung eine höhere Grenzproduktivität und damit
einen Produktionsvorteil gegenüber reicheren Ländern.50
• Werden alle Pro-Kopf Einsatzfaktoren der gegebenen
Produktionsfunktion verdoppelt, so ergibt sich nur ein
unterproportionaler Anstieg:
AF(1, 2.K/L, 2.H/L, 2.N/L) < 2.Y/L
• Dies ergibt sich, da die 1 sich nicht verdoppelt hat. Es
liegen also bei der gegebenen Funktion sinkende
Grenzerträge vor.
51
Quelle für Graphik:
52
Wachstum und Pro-Kopf-Inlandsprodukt in US-Staaten
Quelle: Barro und Sala-i-Martin (1995), Economic Growth, S. 28.
53
• Konvergenz scheint aufgrund empirischer Evidenz dort
vorzuliegen, wo Länder relativ ähnliche Ausgangsbedingungen haben.
• Für die Welt insgesamt liegt gemäß empirischer Evidenz
keine Konvergenz vor.
• Die fehlende weltweite Evidenz ist evtl. auf die sehr
unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen dieser
Länder zurückzuführen .
54
Für das Solow-Wachstumsmodell unterstellen wir eine
Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, wobei wir
natürliche Ressourcen vernachlässigen:
Y=AF(L,K)=AKaL1-a , 0<a<1.
Hierbei indiziert Y die Produktion, A die
Produktionstechnologie, L die Anzahl an Arbeitskräften
und K die Menge an physischem und Humankapital.
•
55
Es liegen positive und abnehmende Grenzerträge
beider Produktionsfaktoren vor. Es gilt z.B.:
•
dY/dK=AaKa-1L1-a>0;
d2Y/dK2= Aa(a-1) Ka-2L1-a <0.
•
Es liegen konstante Skalenerträge vor:
A(xK)a(xL)1-a = AxaKax1-aL1-a
=xAKaL1-a=xY.
56
Quelle:
57
Schreiben wir diese Funktion in Pro-Kopf-Terme um,
so folgt mit k=K/L und y=Y/L:
•
y=Y/L= f(k)=AKaL-a = Aka .
Das Pro-Kopf-Einkommen, y, ist somit eine positive,
aber abnehmende Funktion des Pro-Kopf-Kapitalstocks,
k.
•
Das erzielte Einkommen teilen Haushalte auf in
Konsum und Ersparnis. Bei einer festen Aufteilung
beträgt somit die gesamte Ersparnis pro Kopf
sy=sAka .
•
58
•
Die zeitliche Veränderung des Kapitalstocks wird
durch die Bruttoinvestitionen (I) und die
Abschreibungen (dK) bestimmt:
K=I-d K=sF - d K  K/L=s  f (k)-d k
•
Die Pro-Kopf-Kapitalausstattung variiert sowohl mit
Veränderungen der Kapitalausstattung als auch mit
Veränderungen der Bevölkerung (= des
Arbeitseinsatzes). Es gilt:
k
•
d  K L
dt
LK-KL K KL
=
= - 2 .
2
L
L L
Wir nehmen ferner an, dass ein konstantes
Bevölkerungswachstum exogen vorgegeben ist. Es
gilt somit L(t)=ent, bzw. n  L L .
59
•
Einsetzen erbringt:
k  K L - nk .
•
•
Wird dies berücksichtigt, so folgt für die Dynamik des
Pro-Kopf-Kapitalstocks:
k  s  f (k)-( d  n)k .
Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich,
wenn von den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen die
Abschreibungen abgezogen werden. Ferner müssen
neue Arbeitskräfte mit demselben Kapitalstock
ausgestattet werden.
60
•
•
•
•
Der Pro-Kopf-Kapitalstock verringert sich durch
Abschreibungen, welche proportional zum
existierenden Kapitalstock sind.
Zusätzlich verringert sich der Pro-Kopf-Kapitalstock
durch einen Anstieg der Bevölkerung, da der
bestehende Kapitalstock dann auf mehr Arbeitskräfte zu
verteilen ist.
Diese beiden Effekte zusammen bewirken ein
Schrumpfen des Kapitalstocks gemäß:
(d+n)k .
Zum Erhalt des Pro-Kopf-Kapitalstocks müssen die
Investitionen gerade (d+n)k betragen. Diese Größe wird
daher auch als „notwendige Investition“ bezeichnet.
61
•
Insgesamt folgt für die Dynamik des Pro-KopfKapitalstocks folgende Funktion:
a
•
•
•
k  s  Ak -( d  n)k .
Mit den aus der bestehenden Produktion
resultierenden Pro-Kopf-Investitionen müssen zuerst
die Abschreibungen beglichen werden.
Ferner müssen neue Arbeitskräfte mit demselben
Kapitalstock ausgestattet werden.
Ein Anstieg des Pro-Kopf-Kapitalstocks ergibt sich
nur, wenn die notwendigen Investitionen geringer sind
als die tatsächlichen Investitionen.
62
y,
s.y
f(k)
steady state
y*
c*
(n+d)k
y0
s.f(k)
c0
s.y
s.y*
0
Notwendige
Investition
k0
k*
k
63
•
•
•
Ein steady-state ist definiert als eine Situation, in der
alle makroökonomischen Aggregate mit einer über die
Zeit konstanten Rate wachsen.
Hierfür ist ein konstanter Pro-Kopf-Kapitalstock (k*)
erforderlich.
Im steady-state gilt also:
s  Ak a =( d  n)k
•
Hieraus folgt für den Pro-Kopf-Kapitalstock im
steady-state:
1 (1-a )
 sA 
k*  

d n
64
•
•
•
Dies impliziert, dass das Niveau der Variablen K, Y,
und C mit einer konstanten Wachstumsrate n wächst.
Die sonstigen Parameter des Modells haben auf diese
Wachstumsrate keinen Einfluss.
Eine Verlagerung der Produktionsfunktion aufgrund
einer Änderung der Technologie, f(.), einer
Veränderung der Sparquote, s, der Wachstumsrate der
Bevölkerung, n, und der Abschreibungsrate, d, haben
Einfluss auf die diversen Pro-Kopf-Variablen.
Ein fortgesetztes Wachstum von Pro-Kopf-Variablen
lässt sich mit dem Modell nicht erklären.
65
Eine Verlagerung der Produktionsfunktion
y, s.y
y*2
f2(k)
f1(k)
y*1
(dn)k
sy*2
s.f2(k)
s.f1(k)
sy*1
k*1
k*2
k
66
Eine Erhöhung der Sparquote
y, s.y
y*2
y*1
f(k)
s2y*2
s2.f (k)
(dn)k
s1.f (k)
s1y*1
k*1
k*2
k
67
Quelle:
68
Eine Erhöhung der Wachstumsrate der Bevölkerung
y, s.y
y*1
y*2
f(k)
(dn2)k
(dn1)k
sy*1
sy*2
s.f (k)
k*2
k*1
k
69
Quelle:
70
•
•
•
Eine Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens können
wir erwarten, wenn die Produktionstechnologie, die
Sparquote, das Wachstum der Bevölkerung und die
Abschreibungsrate der jeweiligen Länder gleich sind.
Mit Konvergenz ist dort nicht unbedingt zu rechnen,
wo diese Größen unterschiedlich sind.
Solche Unterschiede sind (neben den anderen
genannten Reformmaßnahmen eines Staates) geeignet,
die empirischen Belege für eine weltweit fehlende
Konvergenz zu begründen.
71
Die goldene Regel der Kapitalakkumulation
• Eine erhöhte Ersparnis bewirkt immer ein höheres
Pro-Kopf-Einkommen.
• Aber der Konsum steigt nicht unbedingt, da Ersparnis
immer Konsumverzicht impliziert.
• Ein Verhalten gemäß der goldenen Regel beinhaltet,
dass diejenige Sparrate angestrebt wird, welche
langfristig das Konsumniveau maximiert.
72
•
•
Die Bezeichnung geht auf die biblische „goldene
Regel“ zurück:
„Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem
anderen nicht zu!“ (Buch Tobit 4,15)
„Alles, was Ihr wollt, dass euch die Menschen tun,
das tut auch Ihr ihnen ebenso.“ (Mt 7,12; Lk 6,31)
Wir streben das maximale Konsumniveau an unter
der Bedingung, dass wir es jedem Mitglied der
gegenwärtigen und der zukünftigen Generation
ermöglichen können.
73
y,
s.y
f(k)
Steigung=(n+d)
c*2
(n+d)k
s2.f(k)
cgold
c*1
sgold.f(k)
s1.f(k)
k*1
kgold
k*2
k
74
c
(ProKopfKonsum)
cgold
s>sgold
s<sgold
s wechselt
zu sgold
Zeit
75
•
•
•
Bei exzessiver Ersparnis liegt eine „dynamische
Ineffizienz“ vor, da zu jedem Zeitpunkt ein höherer
Konsum möglich ist.
Liegt die Ersparnis unterhalb von sgold, so kann der
Konsum erhöht werden. Während des Anpassungspfades wird der gegenwärtige Konsum aber
unterschritten.
Ob ein solches Opfer in Kauf genommen wird ist a
priori nicht zu sagen. Es hängt davon ab, wie
Haushalte gegenwärtigen und zukünftigen Konsum
gewichten.
76
Armutsfallen
•
•
•
•
•
Es wäre denkbar, dass die Grenzproduktivität des
Kapitals nicht kontinuierlich sinkt.
Statt dessen können sich Phasen sinkender und solche
steigender Kapitalproduktivität ergeben.
Bei geringer Kapitalausstattung kann die Produktivität
anfangs gering sein, da sich Arbeitskräfte erst an den
Einsatz von Kapitalgütern gewöhnen müssen.
Erst mit steigendem Kapitaleinsatz steigt die
Grenzproduktivität.
Mit hohem Kapitaleinsatz ergibt sich, wie bisher, ein
Sättigungseffekt, so dass die Grenzproduktivität dann
wieder sinkt.
77
Armutsfalle: Typ I
y,
s.y
steady state
f(k)
c*
(n+d)k
sf(k)
sy*
sy
Armutsfalle
k
78
•
•
•
•
In der Armutsfalle liegt auch ein steady-state vor.
Dies ist aber ein instabiles Gleichgewicht.
Ein Abweichen des Kapitalstocks nach unten bewirkt,
dass die Investitionen geringer sind als diejenigen zur
Aufrechterhaltung des Kapitalstocks pro effektiver
Arbeitseinheit. Der Kapitalstock wird deshalb stetig
abnehmen.
Ein Abweichen des Kapitalstocks nach oben bewirkt,
dass die Investitionen höher sind als die notwendigen
Investitionen. Der Kapitalstock wird deshalb stetig
wachsen.
79
•
•
•
Ein identischer Verlauf der Sparfunktion syˆ ergibt
sich auch bei der ursprünglichen Produktionsfunktion,
also bei einer stetig abnehmenden Grenzproduktivität.
Notwendig ist dann ein komplexeres Sparverhalten
(Armutsfalle Typ II). Hierbei ist die marginale
Sparquote anfangs gering und erreicht erst bei einem
mittleren Einkommen eine normale und dann
konstante Größenordnung.
Dies lässt sich damit begründen, dass ein geringes
Einkommen für den täglichen Bedarf aufgezehrt
werden muss, so dass anteilig nur weniger gespart
werden kann.
80
•
•
•
Eine andere Form der Armutsfalle entsteht bei einer
Unstetigkeit von n.
Für Länder mit einem geringen Kapitalstock könnte
ein hohes Bevölkerungswachstum nhoch vorliegen. Ist
ein Grenzwert überschritten, so sinkt das
Bevölkerungswachstum auf nniedrig.
Ein Grund kann darin bestehen, dass Familienplanung
sich mit dem Entwicklungsniveau verändert. So
dienen Kinder als Alterssicherung in ärmeren
Ländern, wohingegen Sozialsysteme für ein
Renteneinkommen in reicheren Ländern sorgen.
81
Armutsfalle: Typ III
y,
s.y
f(k)
(nniedrig +d )  k
(nhoch +d )  k
sf(k)
k*hoch Armutsfalle
k*niedrig
k
82
•
•
•
•
Entwicklungshilfe ist dann unwirksam, wenn sie in
kleinen Dosen verabreicht wird.
Zur Überwindung einer Armutsfalle sollte ein „big
push“ erfolgen, d.h. Ländern sollte ein Betrag gegeben
werden, welcher sie über die Armutsfalle hinaus trägt.
Gegen dieses Argument wird allerdings vorgebracht,
dass eine sinnvolle Verwendung derart vieler
Hilfsgelder nicht organisiert werden kann und evtl. in
Unterschlagung und Korruption endet.
In diesem Fall würde sich die Produktivität nicht
gemäß Produktionsfunktion entwickeln, sondern mit
einem Anstieg des Pro-Kopf Kapitalstocks evtl.
sinken.
83
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
III. Geld und Inflation
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
84
Pflichtlektüre:
Jarchow, H.-J. (2003), Theorie und Politik des Geldes, 11.
Aufl., Göttingen: UTB, S. 1-20; 451-455.
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 75108.
85
Was ist Geld?
• Alles, was zur Bezahlung von Gütern und
Dienstleistungen oder zur Abdeckung wirtschaftlicher
Verpflichtungen akzeptiert wird.
• Die konkrete Erscheinungsform ist evtl. Änderungen
unterworfen. Bei ausgeprägter Inflation verlieren Noten
oftmals ihre Bedeutung und werden durch knappe Güter
wie Zigaretten oder Butter ersetzt.
86
87
Funktionen des Geldes
1. Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
• Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer arbeitsteiligen
Wirtschaft, die hierdurch zu einer „Geldwirtschaft“
wird.
• Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine
doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse oder eine
Kette von Tauschtransaktionen organisiert werden
muss.
• Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
• Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
88
2. Recheneinheit; allgemeines Wertausdrucksmittel.
• Der Wert aller Güter, Forderungen und
Verbindlichkeiten wird in Einheiten ein und derselben
Bezugsgröße ausgedrückt.
• Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten
(n(n-1))/2=19900 Austauschverhältnisse bekannt sein.
• Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so reduziert sich
die Anzahl der Austauschverhältnisse auf 199.
• Dies bewirkt eine Einsparung an Informationskosten.
89
3. Wertaufbewahrungsfunktion; Wertspeicher.
• Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf und
Verkauf vor.
• Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu „lagern“.
• Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es
keine Zinsen abwirft.
• Andere Formen der Vermögensanlage
(Sparguthaben, Wertpapiere oder Sachvermögen)
bringen Zinsen, Dividenden, Pacht oder Mieten
hervor. Außerdem partizipieren diese u.U. an
Preissteigerungen.
• Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
90
Das Geldangebot
• Die Höhe des Geldangebots kann weitgehend von der
Zentralbank bestimmt werden.
• Das Recht zur Emission von Euro-Noten liegt bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) und den ihr
untergeordneten 12 nationalen Notenbanken.
• Genauso bestimmt die EZB über das Ausgabevolumen
an Münzen.
• Hieraus ergibt sich eine zentrale Funktion der EZB für
die Bestimmung des Geldangebots.
91
• Die Regulierung
der Geldmenge
und die Durchführung der
Geldpolitik wird
vom EZB-Rat
vorgenommen.
• Der EZB-Rat besteht aus dem
Direktorium mit
dem Präsidenten,
dem Vizepräsidenten und vier
weiteren Mitgliedern sowie den Präsidenten der
nationalen Zentralbanken.
92
• Grundsätzlich beschließt der EZB-Rat (wie auch
das Direktorium) mit einfacher Mehrheit, wobei
im Falle der Stimmengleichheit die Stimme des
Präsidenten den Ausschlag gibt.
• Das Direktorium ist für die Umsetzung der
geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats und
für die Führung der laufenden Geschäfte der EZB
verantwortlich.
• Die Ausführung der geldpolitischen Beschlüsse
obliegt den Nationalen Zentralbanken.
• Hierzu erhalten sie die erforderlichen Weisungen
vom Direktorium.
93
• Zur Bestimmung des Geldangebots hat die EZB
verschiedene Instrumente zur Verfügung.
• Die EZB kann das Geldangebot erhöhen, indem sie
zusätzliche Noten emittiert oder die Menge an
ausgegebenen Münzen ansteigen lässt.
• Das zusätzliche Bargeld kann die Zentralbank mit
Hilfe von Offenmarktgeschäften den Nichtbanken
zuführen.
• Um die Geldversorgung zu erhöhen, kauft die EZB
den Nichtbanken festverzinsliche Wertpapiere ab und
gibt diesen dafür Noten und Münzen.
94
• Die Nichtbanken wünschen nur einen Teil ihres
Geldes bar zu halten. Einen anderen Teil des Geldes
bevorzugen sie in Form von Sichteinlagen.
• Die Nichtbanken werden daher ihr zusätzliches
Bargeld bei den Banken gegen Sichteinlagen
eintauschen.
• Ähnlich der anfänglichen Offenmarktoperation der
Zentralbank werden die Banken das Bargeld
verwenden, um den Nichtbanken Wertpapiere
abzukaufen (oder zusätzliche Kredite zu vergeben).
95
• So setzt sich der monetäre Expansionsprozess fort.
Am Ende ist die Geldmenge aufgrund der Erhöhung
des Bargeldes aber auch wegen der steigenden
Sichteinlagen angestiegen.
• In der Praxis führt die EZB Offenmarktgeschäfte nicht
direkt mit Nichtbanken durch.
• Vielmehr führt sie Offenmarktoperationen mit Banken
durch. Diese geben dann Noten und Münzen an
Nichtbanken weiter.
96
• In der Praxis wird die technische Durchführung der
geschilderten Geldschöpfungsvorgänge einfacher
gehandhabt.
• Anstatt größere Mengen an Bargeld zu übertragen,
halten Banken Überschussreserven bei der
Zentralbank.
• Überschussreserven können durch eine einfache
Überweisung auf andere Banken übertragen werden.
• Erst wenn ein Kunde einen Teil seiner Sichteinlagen
in bar abheben möchte, wird die Bank dann die
Überschussreserven bei der EZB in Bargeld
umtauschen.
97
• Die Zentralbank hat weitere Möglichkeiten, das
Kreditvergabeverhalten der Banken zu beeinflussen,
um hiermit die Geldmenge zu kontrollieren.
• Zum einen kann sie eine Mindestreservepflicht
einführen.
• Hierbei werden Banken verpflichtet, 2 v.H. der
Einlagen von Nichtbanken bei der EZB anzulegen.
• Somit können nur 98 v.H. der Einlagen zur
Kreditvergabe verwendet werden.
• Durch eine Anhebung der Mindestreservepflicht kann
die EZB den Geldmengenmultiplikator und damit die
Geldmenge reduzieren.
98
• Eine weitere Möglichkeit der Geldmengensteuerung
hat die Zentralbank, wenn sie den Banken Kredite
gewährt.
• Derzeit vergibt die EZB Kredite an die Banken i.H.v.
ca. 327 Mrd. € (Stand August 2004).
• Im Gegenzug zu den Krediten können die Banken
Bargeld von der EZB aufnehmen und dieses zum
Ankauf von Wertpapieren oder zur Kreditvergabe
verwenden.
• Für die vergebenen Kredite wird die Zentralbank aber
Zinsen verlangen.
• Je höher diese Zinsen, desto weniger lohnt sich die
Kreditaufnahme der Banken. Die Geldschöpfung wird
99
dann eingeschränkt.
• Insgesamt sehen wir also, dass die Zentralbank
weitgehend die Geldmenge kontrollieren kann.
• Hierbei steht sie aber zwei Größen gegenüber, die sie
nicht vollständig kontrollieren kann:
- Dem Anteil an Geld, welches Nichtbanken in Form
von Bargeld zu halten wünschen.
- Dem Kreditvolumen, das Banken an Nichtbanken
vergeben wollen, indem die Banken Kredite bei der
Zentralbank aufnehmen.
100
• In der derzeitigen Praxis der EZB ist die
Kreditvergabe und die Offenmarktpolitik miteinander
verknüpft.
• Die EZB vergibt auf 1 Woche oder 3 Monate
befristete Kredite, wobei die Banken hierfür
festverzinsliche Wertpapiere verpfänden müssen.
• Dies entspricht de facto einem zeitlich befristeten
Ankauf von Wertpapieren durch die EZB.
101
• Inflation kennzeichnet eine Situation, in der das
allgemeine Preisniveau einer Volkswirtschaft ansteigt.
• Die Inflationsrate ist der prozentuale Anstieg des
Preisniveaus gegenüber dem Ausgangsniveau.
• Die Lebenshaltungskosten sind ein Maß für die
gesamten Kosten der Güter und Dienste, welche von
einem typischen Konsumenten gekauft werden.
• Ein Anstieg der Lebenshaltungskosten bedeutet, dass
ein typischer Konsument mehr Euro ausgeben muss, um
den Lebensstandard zu halten.
• Das Statistische Bundesamt stellt hierfür monatliche
Daten zur Verfügung. Diese erlauben es, die zeitliche
102
Veränderung der Lebenshaltungskosten zu verfolgen.
• Die Lebenshaltungskosten werden auch
Verbraucherpreisindex (VPI) genannt.
• Zur Bestimmung der Lebenshaltungskosten muss
zunächst ein Warenkorb bestimmt werden.
• Die wichtigsten Güter eines typischen Konsumenten
werden hierfür zu einem Warenkorb zusammengefasst.
• Mit Hilfe von Befragungen von Haushalten werden in
periodischen Abständen die passenden Gewichte der
einzelnen Güter bestimmt.
• Haushalte werden hierzu seitens des Statistischen
Bundesamtes aufgefordert, ein Jahr lang über ihre
Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen.
104
• Zu den wichtigsten Gütern müssen dann regelmäßig die
Preise zusammengetragen werden.
• Hiermit können dann die gesamten Kosten des
Warenkorbes zu unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmt
werden.
• Ein Jahr wird als Basisjahr festgelegt und die
Ergebnisse anderer Jahre mit denen des Basisjahres
verglichen.
• Die Inflationsrate im Jahre 2003, beispielsweise, ergibt
sich gemäß:
VPI 2003 – VPI 2002
Inflationsrate 2003 =
 100
VPI 2002
105
• Der VPI ist ein akkurates Maß für das Preisniveau des
ausgewählten Warenkorbes, aber er ist kein perfektes
Abbild der Lebenshaltungskosten.
1. Substitutionsbias
• Veränderungen relativer Preise bewirken eine
Veränderung des Warenkorbes hin zu preiswerteren Produkten. Durch diese Substitutionseffekte wird der gesamte Warenkorb günstiger.
• Der VPI unterstellt einen konstanten Warenkorb,
vernachlässigt also diesen Substitutionseffekt.
• Hierdurch überschätzt der VPI die Inflationsrate.
106
2. Einführung neuer Produkte
• Der Warenkorb vernachlässigt die veränderte
Kaufkraft, welche durch die Einführung neuer
Produkte entsteht.
• Neue Produkte erhöhen die Wahlmöglichkeiten
eines Konsumenten. Dies macht jeden Euro
wertvoller.
• Konsumenten brauchen weniger Euro, um den
gleichen Lebensstandard zu erreichen.
• Der VPI vernachlässigt dies und überschätzt daher
die Inflationsrate.
107
3. Vernachlässigte Qualitätsverbesserungen
• Wenn sich die Qualität eines Gutes über die Jahre
verbessert, erhöht sich der Wert eines hierfür
ausgegebenen Euro, ohne dass sich das Preisniveau
des Gutes verändert.
• Sofern im Mittel eher Qualitätsverbesserungen
auftreten kommt es dazu, dass der VPI die
Inflationsrate überschätzt.
108
• Bei ausgewählten Produkten versucht das Statistische
Bundesamt die Berechnung des Verbraucherpreisindex, um solche Qualitätsveränderungen zu
bereinigen (hedonische Methode).
• Ein Gut wird gedanklich in Qualitätseigenschaften
zerlegt und dann mit Hilfe einer Regressionsanalyse
der Einfluss dieser Qualitätsmerkmale auf den Preis
ermittelt.
• Diejenigen Preisänderungen, die nur auf qualitativen
Veränderungen bestimmter Eigenschaften beruhen,
werden von den reinen Preisänderungen rechnerisch
getrennt und eliminiert.
109
• Insgesamt neigt der VPI aufgrund des Substitutionsbias, der Einführung neuer Produkte und vernachlässigter Qualitätsverbesserungen dazu, die Lebenshaltungskosten zu überschätzen.
• Dies kann problematisch sein, sofern ein Inflationsausgleich bei staatlichen Programmen oder in
Tarifverhandlungen festgelegt wird (dies wird auch
„Indexierung“ genannt. Eine solche Indexierung ist in
Deutschland rechtlich aber nur eingeschränkt
möglich).
• Schätzungen ergeben, dass der VPI den tatsächlichen
Anstieg der Lebenshaltungskosten um ca. einen
110
Prozentpunkt pro Jahr überzeichnet.
• Inflation muss unterschieden werden von einem
Anstieg einzelner Preise und einer Veränderung
relativer Preisverhältnisse zwischen einzelnen Gütern
und Diensten.
• Seit Ende des 2. Weltkriegs lag die Inflation in
Deutschland bei etwa 3 Prozent.
• Eine Deflation bezeichnet ein allgemeines Sinken des
Preisniveaus. Deflationsphasen gab es z.B. während
des 19. Jahrhunderts.
111
• Hyperinflation bezeichnet einen extrem starken
Anstieg des Preisniveaus. Deutschland erlebte dies in
den 20er Jahren.
• Eine Phase weltweit relativ hoher Inflation wurde
zuletzt in den 70er Jahren als Folge der beiden
Ölpreisschocks erreicht.
• Seitdem ist die Inflationsrate in Deutschland und in
den USA etwa 2 Prozent.
• Unter der Annahme, dass die Inflationsrate die
tatsächliche Abnahme der Kaufkraft überzeichnet,
kennzeichnet dieser Wert weitgehend
Preisniveaustabilität.
112
Die Quantitätstheorie der Inflation
• Die Quantitätstheorie des Geldes wird verwendet, um
die langfristigen Determinanten des Preisniveaus und
der Inflationsrate zu bestimmen.
• Das Geldangebot wird von der EZB bestimmt. Diese
kann z.B. durch Offenmarktpolitik das Geldangebot
kontrollieren.
• Die (nominale) Geldnachfrage wird bestimmt durch
das allgemeine Preisniveau.
• Da Geld als Zahlungsmittel gehalten wird, erhöht sich
die gewünschte Geldhaltung mit dem Preis eines
repräsentativen Warenkorbes.
113
• Die primäre Ursache von Inflation ist das Wachstum
der Geldmenge.
• Dies impliziert die klassische Dichotomie und damit
die Neutralität des Geldes, eine Aussage die auf Hume
zurückgeht:
- Die Geldmenge beeinflusst nur nominale Größen.
- Für reale Größen sind andere Einflussfaktoren
relevant.
114
• Die Quantitätstheorie hat interessante Implikationen
für die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.
• Diese kennzeichnet die Schnelligkeit, bildlich
gesprochen, mit der ein Euro im Durchschnitt in der
Wirtschaft von einer Geldbörse zur anderen wandert.
• Die Umlaufgeschwindigkeit (V) wird als Relation
zwischen dem nominalen Inlandsprodukt (P.Y) und
dem Geldangebot (M) bestimmt:
V=P.Y/M
• Dies können wir als „Quantitätsgleichung“ schreiben:
M.V=P.Y
115
Nominales BIP, Geldmenge und
Umlaufgeschwindigkeit, USA
Indizes
(1960 = 100)
1,500
Nominales BIP
M2
1,000
500
Geschwindigkeit
0
1960
1965
1970
1975 1980 1985
1990
1995
116
2000
• Die Quantitätstheorie konstatiert, dass die
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes im Zeitablauf
relativ konstant ist.
• Dieser Sachverhalt ist weitgehend für Deutschland
und die Euro-Zone gültig und wird für die USA
ebenfalls bestätigt.
• Allerdings kann sich die Umlaufgeschwindigkeit
langfristig ändern bei steigender Arbeitsteilung
(Transaktionsvolumen steigt stärker als das
Inlandsprodukt und erfordert höhere Geldhaltung),
Monetisierung (natural getauschte Güter werden
verstärkt mit Geld ausgetauscht) und Kapitalintensität
(relativ zu steigendem Sachkapital und Vermögen soll
auch mehr Geld gehalten werden).
117
• Auf Grund der Konstanz der Umlaufgeschwindigkeit
müssen die anderen Variablen auf eine Erhöhung der
Geldmenge reagieren:
- Entweder muss das Preisniveau ansteigen
- oder das Inlandsprodukt muss sich erhöhen.
• Die Neutralität des Geldes besagt aber, dass reale
Größen, wie das reale Inlandsprodukt, von
Geldmengenerhöhungen nicht tangiert werden.
• Demzufolge kann nur das Preisniveau als Folge einer
Geldmengenerhöhung ansteigen.
• Dieser Zusammenhang zeigt sich insbesondere bei
Hyperinflation, also einer Inflation, welche einen Wert
von 50 v.H. im Monat übersteigt.
118
Geld und Preise in der Hyperinflation
(a) Österreich
(b) Ungarn
Index (Jan.
1921 = 100)
Index (Jan.
1921 = 100)
100,000
Preisniveau
100,000
Preisniveau
10,000
Geldangebot
1,000
100
10,000
Geldangebot
1,000
1921
1922 1923 1924 1925
100
1921
1922 1923 19241191925
Geld und Preise in der Hyperinflation
c) Deutschland
d) Polen
Index (Jan.
1921 = 100)
100 Bill.
1 Bill.
10 Mrd.
Index (Jan.
1921 = 100)
Preisniveau
10 Mill.
Preisniveau
Geldangebot
1 Mill.
100 Mill.
100,000
1 Mill.
10,000
10,000
Geldangebot
1,000
100
1
100
1921 1922 1923 1924 1925
1921 1922 1923 1924 1925
120
Die Inflationssteuer
• Der Staat kann dadurch seine Ausgaben decken, dass
er neues Geld druckt und in Umlauf bringt.
• Hiermit induziert er Inflation.
• Diese Inflation wirkt wie eine Steuer.
• Sie wird bezahlt von all denjenigen, welche Geld
besitzen.
• Das Eintreiben der Steuer findet automatisch dadurch
statt, dass der Wert des Geldes verringert wird.
121
Die Kosten der Inflation
• Inflation bei konstantem nominalen Einkommen
würde die Kaufkraft reduzieren.
• Aber dieses Argument ist irreführend: Alle nominalen
Größen steigen gleichermaßen bei Inflation.
• Eine Veränderung der Kaufkraft stellt sich nicht ein,
da Löhne genauso steigen wie die Preise des
repräsentativen Warenkorbes.
• Andere Kosten der Inflation bleiben aber bestehen.
122
1. „Schuhlederkosten“ entstehen, weil Menschen
versuchen, ihre Geldhaltung bei hoher Inflation zu
reduzieren.
• Dies impliziert ein häufigeres Aufsuchen der Bank
zum Zweck der Abhebung von zinstragenden
Vermögensanlagen.
• Hierbei entstehen Kosten für die involvierte Zeit und
Unannehmlichkeiten.
123
2. „Menukosten“ entstehen, weil Preise angepasst
werden müssen.
• Preislisten und Aushängeschilder müssen häufiger
aktualisiert werden.
• Hierbei werden Ressourcen verbraucht, die ansonsten
im Produktionsprozess sinnvoller verwendet werden
könnten.
• Wird hingegen auf häufige Preisanpassungen
verzichtet und stattdessen starke Preiserhöhungen
relativ selten durchgeführt, dann beeinflusst Inflation
die relativen Preise. Dies bewirkt aber allokative
Verzerrungen.
124
3. Steuerverzerrung
• Inflation erhöht die nominalen Erträge aus
Ersparnissen und Kapitalbesitz.
• Nominale Wertsteigerungen führen evtl. beim Verkauf
der Anlage zu einem steuerpflichtigen Bilanzgewinn.
Sofern die nominale Wertsteigerung aber der Inflation
entspricht, hat sich der Wert real nicht erhöht.
Trotzdem wird er besteuert.
• In der Einkommensteuererklärung wird das nominale
Zinseinkommen erfasst. Das reale Einkommen ist aber
geringer, da die Inflation einen Wertverlust darstellt.
• Insgesamt wird Sparen hierdurch unattraktiver.
125
• Wie bildet sich der nominale Zinssatz in Reaktion auf
unterschiedliche Inflationsraten?
• Kreditgeber werden einen Zuschlag dafür fordern,
dass die künftigen Rückzahlungen real entwertet sind.
• Kreditnehmer können nominal höhere Erträge erzielen
und sind daher in der Lage, auch nominal höhere
Zinsen zu bezahlen.
• Insgesamt erscheint es daher plausibel, dass eine
erhöhte Inflation in voller Höhe die nominalen Zinsen
ansteigen lässt:
Nominalzins = Realzins + Inflationsrate
• Dieser Zusammenhang wird Fisher-Effekt genannt.
126
Percent
(per year)
The Nominalzins und die
Inflationsrate, USA
15
12
10
Nominal interest rate
6
3
Inflation
0
1960
1965 1970 1975 1980 1985 1990
1995
127
• Eine Erhöhung der Inflation kann aber nun einen
Einfluss auf den Realzins haben. Eine Erhöhung der
nominalen Zinsen kompensiert nämlich lediglich für
einen inflationsbedingten Wertverlust, muss aber
trotzdem versteuert werden.
Stabiles
Land
4%
Inflationsland
4%
Inflationsrate
0
8
Nominalzins
4
12
Zinsminderung durch 25% Steuer
1
3
Nominalzins nach Steuer
3
9
Nominalzins nach Steuer abzgl. Inflation
3
1 128
Realzins
4. Konfusion und Unbequemlichkeit
• Mit Inflation sind reale Werte schwerer über die Zeit
zu vergleichen. Geld verliert teilweise seine
Bedeutung als Recheneinheit.
• Eine realistische Darstellung von Kosten, Profiten und
Erträgen einer Firma wird so erschwert.
• Investoren haben größere Schwierigkeiten,
erfolgreiche von erfolglosen Firmen zu unterscheiden.
• Der Kapitalmarkt wird behindert.
129
5. Willkürliche Umverteilung
• Die bisher erwähnten Kosten ergeben sich auch bei
einer konstant hohen Inflationsrate.
• Weitere Kosten ergeben sich bei einer unerwarteten
Inflation.
• Bei Hyperinflation ist die Inflationsrate auch sehr
volatil und kaum vorherzusagen.
• Bezieher eines nominal fixierten Lohneinkommens
werden dann benachteiligt.
130
• Kreditgeber werden von einer unerwarteten Inflation
benachteiligt.
• Dies resultiert, da zumeist in Kreditverträgen die
Nominalzinsen fixiert sind.
• Kreditnehmer werden von Inflation begünstigt, da ihre
Tilgung real günstiger wird.
• Eine Deflation hingegen belastet Kreditnehmer.
• Vermögen wird somit willkürlich umgeschichtet.
• Hierdurch ergeben sich Verteilungsprobleme, evtl.
auch eine abnehmende Bereitschaft, mit regulärer
Arbeit Einkommen zu erzielen.
131
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
f(k)
IV. Kurzfristige Schwankungen
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
132
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. G. (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S. 257262
Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie. 3. Aufl. S. 38-61 und 69105.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
703-716.
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 335341.
133
• Bei der Betrachtung längerer Zeiträume ist,
insbesondere bei konstantem technischem Fortschritt,
mit einem stetigen Wachstum des BIP zu rechnen.
• In manchen Jahren fällt dieses Wachstum aber aus.
• Eine Rezession ist eine Periode
unterdurchschnittlichen Wachstums; evtl. stellt sich
sogar ein fallendes Inlandsprodukt und ein sinkendes
Einkommen ein.
• Dies geht zumeist einher mit einer erhöhten
Unterbeschäftigung.
• Eine Depression ist eine besonders schwerwiegende
Rezession.
• Diese periodischen Entwicklungen werden
135
Konjunkturzyklus genannt.
Wachstumsrate des realen BSP
7
6
BIP-Wachstum, real
5
4
3
2
1
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
0
-1
-2
1972-1993: Früheres Bundesgebiet; ab 1992: Gesamtes Bundesgebiet
Datenquelle: World Development Indicators
136
• Im Rahmen eines Konjunkturzyklus variieren die
meisten makroökonomischen Variablen im Gleichlauf.
• Eine fallende Produktion geht mit erhöhter
Unterbeschäftigung einher. Es besteht somit eine
inverse Beziehung zwischen Produktion und
Arbeitslosigkeit.
• Die gleichlaufenden prozentualen Schwankungen der
Bruttoinvestition fallen oftmals besonders stark aus.
• Das Preisniveau steigt in Boomphasen und sinkt oder
stagniert in einer Rezession.
137
• Wie unterscheiden sich kurzfristige von langfristigen
Betrachtungen?
• Langfristig gilt die „neoklassische“ Sichtweise der
Wirtschaft, bei der Produktion und Angebot
entscheidenden Einfluss besitzen.
• Kurzfristig ist die Neutralität des Geldes (klassische
Dichotomie) nicht gegeben.
Geldmengenschwankungen können daher kurzfristig
reale Größen beeinflussen.
• Kurzfristig ist die Inflationsrate konstant.
• Kurzfristig kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
einen entscheidenden Einfluss auf Inlandsprodukt und
Beschäftigung haben.
138
• Dieser „keynesianischen“ Sichtweise fehlt dabei die
Zuversicht, dass die Wirtschaft zur Markträumung
neigt. U.a. wird argumentiert, dass
1. die langfristige Anpassung zu spät kommt, um relevant
zu sein; Keynes: „in the long-run we are all dead“;
2. selbstverstärkende Mechanismen existieren, welche
eine Anpassung an das langfristige Gleichgewicht
verzögern.
139
Eine zentrale Bedeutung kommt im Rahmen einer
kurzfristigen Analyse der Konsumnachfrage der
Haushalte zu. Konsum wird bestimmt durch
• das laufende verfügbare Einkommen,
• das Vermögen,
• (erwartete) Preisänderungen,
• das zu erwartende Lebenseinkommen,
• die relative Position im Lebenszyklus,
• Steuerzahlungen.
Im Rahmen einer Konsumhypothese werden
typischerweise nur einige wenige dieser Einflussgrößen
berücksichtigt.
140
Absolute Einkommenshypothese (Keynes 1936)
• Im Rahmen der absoluten Einkommenshypothese von
Keynes (1936) wird dem laufenden Einkommen eine
zentrale Rolle zugewiesen:
C = C(Y)
• Hierbei wird argumentiert, dass ein Anstieg des
Einkommens zu einem Anstieg des Konsums als auch
einem Anstieg der Ersparnis führt.
141
• In linearisierter Form gilt: C = a + cY, mit
a>0, autonomer Konsum
c, marginale Konsumquote, mit 0<c<1.
• Die private Ersparnis, S, ist die Differenz zwischen
verfügbarem Einkommen und privatem Konsum:
S = Y – C.
Es folgt in linearisierter Form:
S = Y – a – cY = –a + sY; s=1-c
Hierbei ist s die marginale Sparneigung (0 < s < 1).
142
C,S
S>0
S = -a+(1-c)Y
a
S>0
45°
-a
C = a+cY
Y0
Y1
Y
143
• Mit Hilfe der Konsumhypothese können wir nun den
Gütermarkt analysieren und uns der Frage stellen, wie
Angebot und Nachfrage auf dem Gütermarkt zum
Ausgleich kommen.
• Hierbei unterstellen wir, dass alle Größen real geplant
werden. Der Konsumplan bezieht sich also nicht auf
eine nominale €-Größe, sondern auf (gewichtete)
Mengen an Konsumgütern.
144
• Im Gegensatz zu obigem Cartoon unterstellen wir
unterausgelastete Produktionskapazitäten.
• Diese bewirken, dass Unternehmen eine zusätzliche Nachfrage
befriedigen können.
• Wir unterstellen dabei, dass Unternehmen zu konstanten
Grenzkosten produzieren, so dass die zusätzliche Nachfrage
nicht die Inflation erhöht.
145
Das Gütermarktmodell
(1) YS=YD
(2) Y=YS
(3) I=I
(4) C=a+cY
(5) YD=C+I
146
Ad 1) Die geplante Güterproduktion wird durch die
Unternehmer festgelegt in Höhe der zu erwartenden
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Für dieses Gleichgewicht ist hier (im Gegensatz zur
Mikroökonomik) nicht das Preisniveau verantwortlich.
Dieses Preisniveau wird bestimmt durch die Höhe der
Inflationsrate, an die sich die Wirtschaftssubjekte der
Volkswirtschaft gewöhnt haben.
Aufgrund von Menukosten gibt es kurzfristig keine weiteren
Preisniveauschwankungen. Kurzfristig werden Überstunden
oder höhere Maschinenlaufzeiten hingenommen, um die
Produktion zu erhöhen.
147
Ad 2) Die geplante Produktion der Unternehmer wird
realisiert.
Ad 3) Die Unternehmer planen und realisieren die Höhe der
Nettoinvestition. Diese wird im Modell als exogen
betrachtet und autonom festgelegt. Nettoinvestitionen haben
keinen Effekt auf den Kapitalstock und damit die
Produktion (kurze Sicht!).
Ad 4) Die Haushalte antizipieren ihr verfügbares
Einkommen, Y, und planen die Aufteilung dieses
Einkommens in Konsum und Ersparnis.
Ad 5) Gemäß gesamtwirtschaftlichem Produktionskonto
teilt sich das Nettoinlandsprodukt auf in Konsum- und
Investitionsgüter.
148
Es existieren Verhaltenshypothesen über geplante
Größen. Diese sind die Produktion, die Nettoinvestition
und der geplante Konsum (Y, I, C).
 Unterschied zu ex-post Betrachtung, wo nur
realisierte Größen einander gegenübergestellt und
Plangrößen nicht betrachtet werden.
 Bei Ungleichgewichten
YS > YD oder YS < YD
erfolgen Planrevisionen in Form ungeplanter
Lagerbestandsveränderungen. Bei dieser Größe können
Plan und Realisierung also voneinander abweichen.
149
Angebots-Nachfrage-Diagramm
YD
Y=YD
P1
Iu > 0
YD
P
Iu < 0
P2
45°
Y2
^
Y
Y1
Y
150
Zusammengefasstes Modell:
Y  C  I  a  cY  I
1
ˆ
Y 
(a  I )
1- c
Multiplikator
autonome
Komponenten
151
Y=YS
YS,YD
C, I
YD=C+I
P
S(Y1)
I
C=a+cY
a+I
I=I
a
45°
^
Y
Y
Y1
152
• Dieses Gütermarktgleichgewicht lässt sich auch
dadurch abtragen, dass die gesamtwirtschaftliche
Ersparnis der Nettoinvestition gegenüber gestellt
wird.
• Es gilt die Definitionsgleichung S=Y-C .
• Unter Verwendung der Gleichungen (3), (1), (2) und
(5) wird hieraus die (alternative)
Gleichgewichtsbedingung:
S=I
153
S, I
S=-a+sY
P
^
-a
I
Y
Y
154
• In einer Volkswirtschaft können nun Störungen
auftreten. Wie verändert sich hierbei das
Gleichgewicht?
• Diese Frage wird im Rahmen einer so genannten
komparativ-statischen Analyse beantwortet.
• Hierzu leiten wir den Investitionsmultiplikator
(dY/dI) her:
155
Die Gleichung Y  1 1 - c  (a  I ) wird total
differenziert:
1
dY 
(da  dI ).
1- c
Sofern sich der autonome Konsum nicht ändert, gilt
da=0. Eine solche Konstanz nicht näher betrachteter
Variablen wird als „ceteris paribus“-Annahme
bezeichnet. Es folgt dann:
dY
1

.
dI 1 - c
156
YS,Y,
C, I
YS=Y
P1
YD=a+cY+I1
YD=a+cY+I0
P0
dI
I=I1
dI
I=I0
45°
Y^0
Y^1
dY (>dI)
Y
157
• Der Multiplikatorprozess kann mit Hilfe einer
quasi-dynamischen Analyse beschrieben werden.
• Hierfür wird die Anpassung in einzelne
Multiplikatorrunden zerlegt.
• Es wird angenommen, dass die Anpassung nicht
sofort erfolgt, sondern die Auswirkung eine
gewisse Zeit benötigt.
• Es ergibt sich dann folgende Wirkungskette:
I
Y
C
S (Sickerverlust)
159
• Eine andere Störung ergibt sich bei einer Variation des
autonomen Konsums.
• Haushalte könnten die Ersparnis erhöhen durch eine
Absenkung von a.
• Der Multiplikator hierzu lautet:
1
dY 
da < 0.
1- c
• Dies entspricht einer Verschiebung der Nachfragekurve
im Angebots-Nachfrage-Diagramm nach unten.
• Alternativ kann eine Darstellung im S/Y-Diagramm
vorgenommen werden.
160
S, I
S=-a1+sY
P1
da < 0
^
Y1
P0
^
S=-a0+sY
I=I
Y
Y0
-da
161
• Hierbei ergibt sich das, was als „Sparparadoxon“
bezeichnet wird: Der einzelwirtschaftliche Versuch, die
Ersparnis zu erhöhen, scheitert im gesamtwirtschaftlichen
Kontext.
• Bestimmungsgröße für die Ersparnis ist allein die
Investition.
• Diese schafft sich durch die Multiplikatorrunden selbst
die zu ihrer Durchführung notwendige Ersparnis.
162
• Das Sparparadoxon resultiert u.a. aus der
organisatorischen Trennung der Spar- und
Investitionsentscheidung.
• Wird über Investitionen und Ersparnisbildung simultan
entschieden, so ergibt sich kein Sparparadoxon.
• Eine solche simultane Entscheidungsbildung wird aber
nur bei wenigen Investitionen der privaten Haushalte
vorliegen (z.B. Häuserbau) oder bei
Unternehmensentscheidungen, Investitionen über
einbehaltene Gewinne zu finanzieren.
163
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
V. Die Aktivität des Staatesf(k)
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
164
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. Fith Edition.
Worth Publishers: S. 262-266.
Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie. 3. Aufl. S. 105-125.
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 25-27, 41-45, 52-53, 55.
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 45-63.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
717-730.
165
• Zu den öffentlichen Haushalten zählen die
Gebietskörperschaften und die Sozialversicherungen. Alle
öffentlichen Haushalte bilden den Sektor „Staat“.
• Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist
zu berücksichtigen, dass öffentliche Haushalte Güter
produzieren.
• Dies sind z.B. Dienstleistungen, wie Landesverteidigung,
Rechtssicherheit und Bildung.
• Hierbei können keine Lagerbestandsänderungen entstehen,
da Dienstleistungen nicht lagerfähig sind.
• Staatskonsum beinhaltet nicht Güter mit investivem
Charakter. Ausgaben für öffentliche Infrastruktur gehören
somit nicht zum Staatskonsum.
166
• Allerdings sind die Kosten der Bereitstellung (z.B.
Abschreibungen) dem Staatskonsum zuzurechnen.
• Zur Produktion werden vom Staat Güter und
Dienstleistungen von Unternehmen und privaten
Haushalten gekauft (V) und Arbeitsleistungen
unselbständig Beschäftigter bezogen (F).
• Es sind ferner Abschreibungen auf Investitionsgüter (D) im
Produktionskonto zu berücksichtigen.
Produktionskonto des öfftl. Haushalts
Käufe v. Vorleist. (V) 70
225
Konsumausgaben
des Staates (G)
Abschreibungen (D)
30
Wertschöpfung (F)
125
167
• Es existieren keine Verkäufe der Produktion an andere
Wirtschaftssubjekte.
• Stattdessen ist
- der Empfänger der Leistung häufig nicht bekannt,
- die Produktion unentgeltlich bereitgestellt und
- einzelne sollen oder können von der Nutzung solcher
Güter nicht ausgeschlossen werden.
• Die Bezeichnung „Konsumausgaben des Staates“
unterstellt daher, dass die Endverbraucher kollektiv die
Produktion konsumieren.
• Reine Transferzahlungen werden hiervon ausgenommen,
da diese nicht im Austausch für gegenwärtig produzierte
Güter oder Dienste geleistet werden.
168
• Manche Dienstleistungen des Staates gehen auch als
Vorleistung in den Produktionsprozess der Unternehmen
und privaten Haushalte ein.
• Eine statistische Abgrenzung zwischen Konsum und
Vorleistungen ist aber nicht möglich.
• Daher wird die gesamte Produktion vereinfachend als
Konsum bezeichnet.
• Es ergibt sich ferner die Schwierigkeit der Bewertung der
staatlichen Leistungen. Da keine Marktpreise existieren,
wird die Bewertung zu Herstellungskosten
vorgenommen.
• Durch die Bewertung zu Herstellungskosten kann das
Produktionskonto keinen Gewinn ausweisen.
169
• Die Finanzierung erfolgt weitgehend über
Zwangsabgaben (direkte und indirekte Steuern,
Sozialbeiträge).
• Über die öffentlichen Haushalte vollzieht sich der
überwiegende Teil der Einkommensumverteilung in der
Volkswirtschaft.
• Zinszahlungen auf ausstehende Verbindlichkeiten
werden als reine Einkommensumverteilung betrachtet,
nicht als Faktoreinkommen, welches aus dem
Produktionsprozess resultiert.
• Das Einkommen wird verwendet für Transferzahlungen
an die privaten Haushalte (Sozialleistungen; R) und an
Unternehmen (Subventionen; Z).
170
• Nach Abzug von R und Z ergibt sich das verfügbare
Einkommen des öffentlichen Haushalts, welches er für
Konsum, Zinszahlung auf ausstehende Verbindlichkeiten
und Ersparnis verwenden kann.
Einkommenskonto des öfftl. Haushalts
Transferzahlungen (R) 45
Konsumausgaben des
Staates (G)
Zinsen
Ersparnis (Sst)
195
Direkte Steuern und
Sozialabgaben (Td)
225
5
20
100
Indirekte Steuern
abzgl. Subventionen (Ti-Z)
171
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der indirekten
Steuern erfolgen im Produktionskonto der Unternehmen
oder privaten Haushalte, da diese Zahlungen unmittelbar
mit der Produktion und dem Absatz eines Gutes
verbunden sind.
• Die Gegenbuchungen zum Eingang der direkten Steuern
erfolgen im Einkommenskonto der Unternehmen oder
privaten Haushalte, da diese Zahlungen eine
Einkommensumverteilung darstellen.
172
• Zur Vereinfachung bezeichnen wir die Unternehmen und
privaten Haushalten als privaten Sektor und verwenden
zur Kennzeichnung den Index „p“.
• Das vom Staat gebildete Vermögen wird im
Vermögensänderungskonto abgetragen.
• Der Staat kann Investitionsgüter vom privaten Sektor
kaufen. Diese Investitionen gehen nicht in der laufenden
Produktion unter. Hierfür muss der Staat allerdings
Abschreibungen vornehmen.
• Für die staatliche Ersparnis muss eine Gegenbuchung im
Vermögensänderungskonto erfolgen.
173
• Im Gegensatz zu einem gesamtwirtschaftlichen
Vermögensänderungskonto einer geschlossenen
Volkswirtschaft muss das eines einzelnen Sektors nicht
ausgeglichen sein.
• Der Staat kann ein Defizit durch Kreditaufnahme
finanzieren. In diesem Fall weisen die
Vermögensänderungskonten der anderen Sektoren einen
Überschuss auf.
Vermögensänderungskonto des öfftl. Haushalts
Bruttoinvestitionen des
Staates (IBSt)
70
30
20
Abschreibungen (D)
Ersparnis (SSt)
174
20 Finanzierungsdefizit (BD)
• Werden die jeweiligen Konten für alle Sektoren zu
gesamtwirtschaftlichen Konten zusammengefasst, so
ergibt sich das unten stehende Flussdiagramm.
Td - R 150
Einkommenskonto
SSt 20
SP 100
F
G
Ti-Z
C
915 670 225 100
Produktionskonto
V 400
Vermögensänderungskonto
IbP 220
IbSt 70
DP 140
DSt 30
175
Bei der Bestimmung des Nettoinlandsprodukts können
nun zwei verschiedene Preisniveaus zu Grunde gelegt
werden. Güter können zu Marktpreisen oder zu
Herstellungskosten bewertet werden.
Werden indirekte Steuern (abzüglich Subventionen)
berücksichtigt, so ergibt sich das Nettoinlandsprodukt
zu Marktpreisen:
YnM=C+G+InP+InSt (1015) (Verwendungsseite)
YnM=C+G+SP+SSt (1015) (Aufteilungsseite)
YnM=F+Ti-Z
(1015) (Verteilungsseite)
176
Werden alternativ die indirekten Steuern (abzüglich
Subventionen) herausgerechnet, so ergibt sich
derjenige Anteil des Inlandsprodukts, welcher dem
„Volk“ als Faktoreinkommen zufließt. Es resultiert das
Volkseinkommen:
Volkseinkommen=F=L+Gv+Gu
(915)
177
Werden alle Produktionskonten zusammengefasst, so
ergibt sich das gesamtwirtschaftliche
Produktionskonto:
Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto
Indirekte Steuern ./.
225
Konsumausgaben
Subventionen (Ti-Z)
100
des Staates (G)
Abschreibungen (D)
170
670 Privater Konsum (C)
Wertschöpfung (F)
915
220
Private Invest. (IbP)
70
Staatl. Invest. (IbSt)
YbM
178
YnM=C+G+InP+InSt ,
Da gilt
folgt YnM -Ti+Z-Td+R -C=G+InP+InSt- Ti+Z -Td+R .
F
Der Term auf der linken Seite entspricht der privaten
Ersparnis. Damit folgt:
SP= InP+G+InSt- Ti+Z -Td+R.
BD
Private Ersparnis und private Nettoinvestitionen können
im Ausmaß des Finanzierungsdefizits voneinander
abweichen.
179
• Wird das Vermögensänderungskonto des Staates
(SSt+BD= InSt ) mit demjenigen des privaten Sektors (SP=
InP+BD ) aggregiert, so folgt:
S=SP+SSt= InP +InSt .
• Ein Anstieg des Staatskonsums (SSt sinkt) könnte also
entweder zu einem Anstieg der privaten Ersparnis oder zu
einem Rückgang der (privaten) Investitionen führen.
• Wir benötigen eine Theorie, mit der die Wirkung genau
bestimmt wird.
180
• Für eine modelltheoretische Berücksichtigung des Staates
werden folgende Annahmen gemacht.
• Der Staat fragt das Güterbündel Y für öffentliche Zwecke
nach (G).
• Der Staat erhebt Zwangsabgaben (T=Td). Dies sind die
Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.
• Der Staat zahlt Transferzahlungen an private Haushalte
(R).
• Indirekte Steuern (Ti) und Subventionen (Z) werden
vernachlässigt. Diese können parallel zu den direkten
Steuern (Td) und Transferzahlungen an Haushalte (R)
modelliert werden.
181
Das Gütermarktmodell mit Staat
(1) YS=YD
(2) Y =YS
Sechs Gleichungen und
sechs endogene Variablen:
(3) YD=C+I+G
YS, YD, Y, C, Yv, T
(4) C=a+cYv ;(a>0, 0<c<1)
Exogene Variablen: G, T0,
R; I
(5) Yv=Y–T+R
Parameterinstrument: t
(6) T=T0+tY ;(T0>0, 0t<1)
182
• Zur Berechnung des Gleichgewichtseinkommens werden
die Verhaltenshypothesen, Definitionen und
institutionellen Beziehungen in die
Gleichgewichtsbedingung (1) eingesetzt:
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
 Yˆ 
1
 a - cT0  cR  I  G  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
autonome
Komponenten
183
YS,
YD,
C
YS=Y
YD=C+I+G
P0
I
C+G
S
C=a+c(1-t)Y-c(T0-R)
45°
Y^0
Y
184
Im Rahmen einer komparativen Statik lässt sich die
Wirkung einer Veränderung einer autonomen
Komponente auf das Inlandsprodukt durch das totale
Differential bestimmen:
1
dY 
 da - cdT0  cdR  dI  dG  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
Veränderungen der
autonomen Komponenten
= Impulse
185
Der Anpassungsprozess zum neuen Gleichgewicht lässt
sich graphisch illustrieren:
G   Y  Yv  C
T
S
Sickerverluste
Im Falle einer Erhöhung der autonomen Steuern oder
Senkung der Transferzahlungen ergibt sich folgende
Anpassung:
R
Y   Yv   C 
T
S
Sickerverluste186
Eine Erhöhung der Staatsausgaben geht mit einem
erhöhten Budgetdefizit einher. Dieser Anstieg wird jedoch
durch den Multiplikatorprozess gedämpft.
Für das Budgetdefizit (BD) gilt:
BD= G + InSt+ R – T = G + InSt + R – T0 – tY.
Das totale Differential (mit dInSt = dT0 = dR = dt = 0)
erbringt:
dBD= dG – tdY.
Einsetzen für dY erbringt:
1 - c 1 - t 

dBD
1
 1- t

> 0; < 1.
dG
1 - c(1 - t )
1 - c(1 - t )
187
Das Haavelmo Theorem
Von einer gleichzeitigen Erhöhung von Staatsausgaben und
Steuern geht ein positiver Impuls aus, (Haavelmo 1945).
Wir unterstellen eine vollständig durch Steuern finanzierte
Steigerung der Staatsausgaben, d.h. dBD = 0; dG = dT0 > 0.
Mit da=dR=dI=0 folgt:
1
1- c
dY 
dG.
 -cdT0  dG  
1 - c(1 - t )
1 - c(1 - t )
Werden die Steuern nur pauschal erhoben, ist also der
Steuersatz (t) Null, so gilt dY=dG (Haavelmo-Theorem).
188
Der Staat hat hier zusätzlich die Möglichkeit, den
Steuersatz, t, zu variieren. Die Auswirkung lässt sich
mit Hilfe der zusammengefassten Gleichung
analysieren:
Y = a + c(Y – T0 – tY + R) + I + G
Bei totaler Differentiation ist nun die Produktregel
anzuwenden. Mit da=dT0=dR=dI=dG=0 folgt:
dY = cdY – ctdY – cYdt
 dY(1 – c + ct) = – cYdt
1
dY 
 -cYdt  .
1 - c(1 - t )
Multiplikator
Impuls
189
Exkurs 1: Das Wirtschaftsministerium hat seine
Wachstumsprognose im April 2004 für das laufende Jahr von 1,7%
auf 1,4% reduziert. Eine Reduktion des Wachstums um 0,5
Prozentpunkte bewirkt Mindereinnahmen bei den Steuern i.H.v. 2
Mrd. €. Noch stärker fallen die Defizite bei den
Sozialversicherungen aus. Gemäß einer Faustregel beträgt das
Defizit bei der Arbeitslosenversicherung 3 Mrd. €, weitere 2 Mrd.
€ bei der Arbeitslosenhilfe sowie 0,5 Mrd. € bei der Rentenkasse.
• Welcher Multiplikator ergibt sich, wenn R=R0-rY angenommen
wird?
• Was könnte mit dem Begriff „automatischer Stabilisator“
bezüglich der Steuern und der Sozialversicherung gemeint sein?
190
Exkurs 2:
Eine erhöhte Verschuldung des Staates führt notgedrungen in
der Zukunft zu erhöhten Steuerzahlungen. Wieso ist diese
Überlegung im Rahmen der Keynesschen absoluten
Einkommenshypothese irrelevant? Erläutern Sie dies für den
Staatsausgabenmultiplikator. Inwiefern können bei Gültigkeit
der permanenten Einkommenshypothese die zukünftig
erhöhten Steuerzahlungen zum so genannten
„Ricardianischen Äquivalenztheorem“ führen, nämlich der
Unwirksamkeit einer Staatsausgabenerhöhung?
191
Exkurs 3:
• Eine genauere Behandlung der offenen Volkswirtschaft
wird in einem späteren Kapitel erfolgen.
• Im Rahmen der Multiplikatoranalyse lässt sich bereits
hier berücksichtigen, dass Konsumprodukte teilweise
importiert werden.
• Ein Anstieg der Konsumausgaben führt dann aber nicht
mehr vollständig zu einem Anstieg der inländischen
Nachfrage.
• Ein Anstieg des verfügbaren Einkommens um 1 erhöht
den Konsum um c und die Importe um m. Dann steigt
die inländische Nachfrage nur um c-m.
• Im Modell könnte dann die Konsumhypothese (4)
modifiziert werden, so dass sie nur die Nachfrage nach
inländischen Konsumprodukten erfasst: Ci=a+(c-m)Yv.192
• Eine autonome Erhöhung der Investitionen induziert
nun die folgende Ausweitung des Inlandsprodukts.
1
dY 
dI .
1 -  c - m  (1 - t )
Multiplikator Impuls
Der Anpassungsprozess bei einer Steigerung der
Exportnachfrage lässt sich graphisch illustrieren:
I   Y  Yv  C
T
S
J
Sickerverluste
193
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
VI. Investition und Zins
c*
f(k)
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
194
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. Fith
Edition. Worth Publishers: S. 267-271.
Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie. 3. Aufl. S. 141-155.
Blanchard, O. (2006), Macroeconomics. 4. Aufl. S. 341349.
195
Als Bestimmungsgrößen der Investitionstätigkeit werden
verschiedene Variablen angeführt:
• Der Realzins (r) (neoklassische und Keynessche
Investitionshypothese).
• Zukünftige Ertragserwartungen (E) (Keynessche
Investitionshypothese).
• Das laufende Einkommen bzw. die laufende
Produktion (Y) (Akzeleratorhypothese).
Diese Bestimmungsgrößen sollen genauer hergeleitet
werden.
196
• Im Zentrum der Keynesschen Investitionshypothese
steht ein einzelwirtschaftliches Investitionskalkül.
• Hierbei wird die Methode des internen Zinsfußes
angewandt.
• Es findet eine Abwägung statt zwischen der
erwarteten Rendite und den Kosten (oder
Opportunitätskosten) der Investition.
• Die Investitionsnachfrage wird ausgedehnt, bis der
interne Zinsfuß () dem nominalen Zinssatz
entspricht.
• In diesem Fall ist Kapitalwert der Investition (also der
Barwert der zukünftigen Erträge abzüglich den
Anschaffungsausgaben) gleich Null.
197
• In einer inflationsfreien Wert gilt für den internen
Zinsfuß (), die Anschaffungsausgaben (A0), die
realen Nettoeinnahmen der Periode i (Ei) und die
Lebensdauer des Investitionsobjektes (n) folgender
Zusammenhang:
E3
En
E1
E2
A0 


 ... 
.
2
3
n
1   1    1   
1   
Bei konstanten erwarteten Nettoeinnahmen (Ei=E) und
unendlich langer Lebensdauer des Investitionsobjektes
n   folgt:

 E
1
E
A0  E   E 
- 1     .

 
1
1
1


A0


j 1 



1
198
• Ein Investor wird nun einen Vergleich anstellen zwischen
dem internen Zinsfuß () und dem nominalen Marktzins
(i).
• Falls  > i ist der Kapitalwert der Investition größer als
Null; das Investitionsobjekt wird durchgeführt.
• Falls  < i ist der Kapitalwert der Investition kleiner als
Null; das Investitionsobjekt wird nicht durchgeführt.
• In einer Wirtschaft mit Inflation ist diese Berechnung
anzupassen.
199
Für die USA ergibt sich folgender
Zusammenhang zwischen den nominalen und
den realen Zinsen
Zinsniveau
(Prozent pro
Jahr)
15
Nominales
Zinsniveau
10
5
0
Reales Zinsniveau
-5
1965
1970
1975
1980
1985
1990
200
1995 1998
, Monatsbericht, Juli 2001
201
• Im Falle von Inflation werden automatisch alle
zukünftigen realen Erträge, Ei, mit der Inflationsrate
nominal ansteigen. Es gilt folgender Zusammenhang
bei unendlich langer Laufzeit:
A0   i 1

1  p  Ei
i
1   
i
Hieraus folgt bei konstanten erwarteten realen
Nettoeinnahmen (Ei=E) und unter der Annahme einer
geringen Inflationsrate (1+p ~ 1):
i


1
E
 1  p 
A0  E  i 1
 E
- 1 
i

  -p
1
1

p
1






1   


E

p
202
A0
• Ein Investor erwartet, dass der interne Zinsfuß () mit der
Inflationsrate steigt. Er vergleicht  mit dem nominalen
Zinssatz i=r+p.
• Falls  > i  E/A0 > r ist der Kapitalwert der
Investition größer als Null; das Investitionsobjekt wird
durchgeführt.
• Falls  < i  E/A0 < r ist der Kapitalwert der
Investition kleiner als Null; das Investitionsobjekt wird
nicht durchgeführt.
• Die Höhe der insgesamt in einer Volkswirtschaft
durchgeführten Investitionen lässt sich graphisch dadurch
bestimmen, dass alle Investitionen gemäß ihrem realen
Ertrag E im Verhältnis zu den Anschaffungskosten A0
203
angeordnet werden.
r, E/A0
E1/A0
E2/A0
E3/A0
r=r0
E4/A0
E5/A0
I
I1
I2
I3
I 4 I5
Iˆ
• Investoren werden ihre Nachfrage so lange
ausdehnen, bis gilt: E/A0 = r.
204
• Die Investitionsnachfrage lässt sich auch als stetige
Funktion darstellen.
• Der bisherige Fall zinsunabhängiger Investitionen ergäbe
sich bei I r  0, also bei einer vertikal verlaufenden
Kurve.
r
I(r)
r = r0
Iˆ
I
205
• Verbessern sich die Zukunftsaussichten, d.h. für alle
Projekte steigt der erwartete reale Erträge E, so
verschiebt sich die Investitionskurve nach oben.
• Bei gegebenem Realzins werden mehr
Investitionsprojekte durchgeführt.
r
I(r)
I1(r)
r = r0
Iˆ0
ˆI I
1
206
• Sinkende Realzinsen erhöhen die Investitionen.
• Steigende Investitionen erhöhen die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
• Hierdurch steigt die Produktion und führt zu einem
erneuten Anstieg des privaten Konsums.
• Es ergibt sich ein Multiplikatorprozess, der das
Inlandsprodukt insgesamt stark ansteigen lässt.
• Hieraus ergibt sich
ein negativer
r
Zusammenhang
IS-Kurve
zwischen dem
Realzins und dem
Inlandsprodukt.
Y
207
• Punkte außerhalb der IS-Kurve markieren entweder
eine Überschussnachfrage oder ein Überschussangebot
auf dem Gütermarkt.
r
IS
AÜ
P1
P‘1
P‘0
P0
NÜ
Y
208
• In Anlehnung an das Gütermarktmodell in
Abschnitt V haben diverse Lageparameter einen
Einfluss auf die Lage der IS-Kurve.
r
IS
G, T0, R ,
a , E 
G, T0,
R, a , E ,
Y
209
•
•
•
Neben den bisher bekannten Einflussgrößen
(Staatsausgaben, autonome Steuern, Transferzahlungen,
autonomer Konsum) sind nun zwei weitere
Einflussgrößen auf das Inlandsprodukt zu erwähnen.
Der Realzins steht an der Ordinate, bewirkt also eine
negative Neigung der Kurve.
Die zukünftigen Erwartungen bezüglich realer Erlöse
für Investitionsprojekte, E, stellen einen Lageparameter
der IS-Kurve dar. Optimistische Zukunftserwartungen
erhöhen die Investitionsneigung und verschieben die ISKurve nach rechts.
210
Exkurs 1:
• Die Realzinsen beeinflussen nicht nur die Investitionen.
• Mit sinkenden Realzinsen steigen die Kurse von
Anleihen und Aktien.
• Das Nettovermögen der privaten Haushalte steigt
hierdurch an.
• Beim Konsumverhalten ist ein Einfluss des Vermögens
plausibel. Ein Anstieg des Vermögens wird zu einem
erhöhten realen Konsum führen.
• Auch hiermit wird eine negative Steigung der IS-Kurve
belegt.
211
Exkurs 2:
• Ein weiterer Grund für eine negative Steigung der ISKurve betrifft den Devisenmarkt.
• Sinkende Realzinsen lassen Finanzanlagen im Ausland
attraktiver erscheinen. Anlagen in Inland sind
demgegenüber unattraktiver.
• Dies induziert Kapitalexporte, welche bei flexiblen
Wechselkursen den Kurs der ausländischen Währung, z.B.
dem Dollar, ansteigen lassen.
• Aufgrund des teuren Dollar nehmen Güterimporte aus den
USA ab. Europäische Güter können demgegenüber
leichter exportiert werden.
• Insgesamt erhöht sich der Außenbeitrag und damit die
Nachfrage nach Inlandsgütern.
212
Eine Berücksichtigung des Auslands führt zudem dazu, dass
die folgenden Lageparameter zu Verschiebungen der ISKurve führen:
Auslandskonjunktur. Ein Konjunkturaufschwung in den
USA bewirkt, dass verstärkt Exporte dorthin getätigt
werden können. Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts.
Wechselkurs. Verringert sich durch die Aktionen von
Spekulanten oder durch Kapitalflucht der Kurs des Euro,
so erhöht sich der Außenbeitrag. Die IS-Kurve verschiebt
sich nach rechts.
213
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
VII. Zinsen und Zentralbankf(k)
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
214
Pflichtlektüre:
Engelen, C. und J. Graf Lambsdorff (2006), Das
Keynesianische Konsensmodell, Passauer
Diskussionspapiere Nr. V-47-06, S. 1-3.
Jarchow, H.-J. (2003), Theorie und Politik des Geldes. 11.
Aufl. 40-43 und 70-83.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 1-3:
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
Weiterführende Lektüre:
Wohltmann, H.-W. (2000), Grundzüge der
makroökonomischen Theorie. 3. Aufl. S. 173-207.
215
• Die vorherigen Abschnitte hatten gezeigt, dass
Investitionen sich die zu ihrer Finanzierung
notwendigen Ersparnisse selbst erzeugen aufgrund
des Multiplikatorprozesses.
• Wie wird dann aber der Realzins bestimmt?
• Hierfür ist die Betrachtung des Geldmarkts und
des Verhaltens der Zentralbank entscheidend.
• Der Geldmarkt ist, anders als der Gütermarkt, ein
Bestandsmarkt. Hier entscheidet sich, welcher
Bestand an (unverbrauchbaren) liquiden Mitteln
angeboten und nachgefragt wird.
216
• Vereinfacht können wir uns für die Nichtbanken der
Euro-Zone die folgende konsolidierte Bilanz vorstellen
(nicht völlig unrealistische Angaben in Billionen €):
Nichtbanken
Sachvermögen
Aktien
Sichteinlagen
Verbindlichkeiten
30 ggü. Banken
14
4 Reinvermögen
22
2
Bargeld
1
Spareinlagen
3
Anleihen
6
217
• Bei der Geldnachfrage hatten wir bisher den
Einfluss des Zinssatzes vernachlässigt.
• Geld hat den Vorteil, liquider zu sein als andere
Vermögensgüter und nicht der Gefahr nominaler
Kursverluste ausgesetzt zu sein.
• Geld hat den Nachteil, keine Zinsen und
Dividenden zu erbringen.
• Der Zins bildet sich auf den Bestandsmärkten und
muss hierbei den Vorteil der Geldhaltung
gegenüber dem Nachteil des Zinsentgangs
ausgleichen.
218
• Ein Wirtschaftssubjekt erwäge die Vor- und
Nachteile des Geldes gegenüber festverzinslichen
Staatsanleihen (Bonds).
• Die Geldnachfrage und die Wertpapiernachfrage
sind voneinander abhängig.
• Eine erhöhte Nachfrage nach dem einen Gut geht
mit einer verminderten Nachfrage nach dem
anderen Gut einher.
219
• Die Nachfrage nach Geld setzt sich aus der
Transaktionskasse und der Spekulationskasse
zusammen.
• Die Transaktionskasse dient der Durchführung der
täglichen Güterkäufe, Einkommenszahlungen usw.
• Hiermit soll eine zeitliche Diskrepanz zwischen Einund Auszahlungen überbrückt werden.
• Sie wird im Wesentlichen durch das
Transaktionsvolumen (abgeschätzt durch das
Inlandsprodukt) bestimmt.
• Eine negative Zinsabhängigkeit entsteht, da bei hohen
Zinsen eine häufige Umwandlung von zinstragenden
220
Titeln in Geld vorgenommen wird.
• Die Spekulationskasse hat eine Wertaufbewahrungsfunktion.
• Spekuliert wird auf sinkende Kurse; zur Vermeidung von
Verlusten bei Wertpapieren wird die Kassenhaltung
bevorzugt.
• Bei einem niedrigen Zinssatz und konstanter, höherer
Zinserwartung (Normalzinsvorstellung) stellt sich die
Erwartung eines steigenden Zinses und sinkenden
Wertpapierkurses ein. Dies induziert eine Nachfrage nach
Spekulationskasse.
• Bei einem hohen Zinssatz ergibt sich die Erwartung eines
sinkenden Zinses und damit keine Nachfrage nach
Spekulationskasse. Die Geldhaltung beschränkt sich auf
Transaktionszwecke.
221
• Das nominale Zinsniveau und das reale Inlandsprodukt
bestimmen die reale Geldnachfrage, L.
• Bei einer Verdoppelung des Preisniveaus wird sich die
nominale Geldnachfrage ebenfalls verdoppeln.
• Für alle Güterkäufe ist die doppelte Kasse für
Transaktionszwecke notwendig.
• Das nominale Vermögen hat sich ebenfalls verdoppelt
und die Spekulationskasse wird anteilig hierzu
gehalten.
• Daher resultiert für die nominale Geldnachfrage:
Ln  P  L(Y , i)
222
• Im Gleichgewicht entspricht die angebotene
Geldmenge der nominalen Nachfrage nach Liquidität.
• Das Geldangebot wird dabei durch die Zentralbank
fixiert.
• Damit folgt insgesamt:
M
M  P  L(Y , i ) 
 L(Y , i ).
P
• Am schnellsten reagiert auf dem Geldmarkt der
nominale Zinssatz. Er wird sich demzufolge gerade so
anpassen, dass Markträumung resultiert.
223
M
P
i
L(Y,i)
AÜ
^i
NÜ
M
,L
P
224
• Ein Anstieg der Geldmenge bewirkt einen
Angebotsüberschuss auf dem Geldmarkt.
• Dies entspricht einem Nachfrageüberschuss an
Wertpapieren, da die Zentralbank zur Erhöhung der
Geldmenge Wertpapiere ankauft.
• Die Wertpapiere steigen im Kurs, wodurch sich der
Zinssatz verringert.
• Bei dem niedrigeren Zinssatz erhöht sich die
Spekulationskasse, wodurch der Geldmarkt wieder
ausgeglichen ist.
• Der Anstieg der Spekulationskasse und
Transaktionskasse entspricht genau dem Anstieg der
Geldmenge.
225
• Erhöhung des Geldangebots (dM > 0).
M0
M1
i
P
P
L(Y,i)
M
P0
i0
i1
AÜ
P1
M
,L
P
226
• Ein Anstieg des Preisniveaus reduziert die reale
Geldmenge und bewirkt damit einen
Nachfrageüberschuss auf dem Geldmarkt.
• Dies entspricht einem Angebotsüberschuss an
Wertpapieren.
• Nominal erhöht sich die Geldnachfrage der
Nichtbanken; um zusätzliche Liquidität zu erhalten
bieten die Nichtbanken Wertpapiere an.
• Die Wertpapiere sinken im Kurs, wodurch sich der
Zinssatz erhöht.
• Bei dem höheren Zinssatz verringert sich die
Spekulationskasse, wodurch der Geldmarkt wieder
ausgeglichen ist.
227
• Auf dem Geldmarkt wird der Nominalzinssatz bestimmt.
• Nach Abzug der erwarteten Inflationsrate wird somit
auch der Realzins auf dem Geldmarkt fixiert.
• Die Zentralbank führt die Geldpolitik durch mit dem
Ziel, makroökonomische Größen optimal zu steuern.
• Da hohe Realzinsen die Investitionen dämpfen und
niedrige Realzinsen zu einem expansiven Impuls führen,
wird die Zentralbank der Höhe der Realzinsen besondere
Aufmerksamkeit schenken.
• Sie wird daher die Geldmenge so steuern, dass das
gewünschte Realzinsniveau resultiert:
M
 L(Y , r  p e ).
P
228
• Sofern die Zentralbank die Realzinsen für angemessen
hält, wird sie die Geldmenge im Ausmaß der Inflation
steigen lassen.
• Bei hoher Inflation wird die Zentralbank die Geldmenge
so steuern, dass der Realzins steigt. Hierdurch soll der
Preisauftrieb gedämpft werden.
• Bei zu niedriger Inflation wird der Realzins gesenkt,
damit zusätzliche gesamtwirtschaftliche Nachfrage
entsteht.
• Ist das Inlandsprodukt niedriger als das potentielle
Inlandsprodukt, so resultiert Arbeitslosigkeit und
vorhandene Kapazitäten an Sachkapital sind ungenutzt.
Die Zentralbank steuert dem durch Senkung des
Realzinses entgegen.
229
230
• Ist das Inlandsprodukt höher als sein potentielles Niveau,
so müssen Arbeitskräfte Überstunden machen.
Sachkapital wird übermäßig verschleißt. Um die
Wirtschaft zu dämpfen wird die Zentralbank den
Realzins erhöhen.
• Es ergibt sich eine geldpolitische Reaktionsfunktion, die
positiv vom Inlandsprodukt und ebenfalls positiv von der
Inflationsrate abhängig ist.
• Diese Regel wird als Taylor-Regel bezeichnet:
r  r ' P Y r - Y   I p ;
r ', P , I > 0
231
• Hierbei bezeichnen P das Ausmaß mit dem die
Zentralbank auf Schwankungen des Inlandsprodukts
reagiert. Je ausgeprägter der Wunsch nach eine
Stabilisierung des Inlandsprodukt, desto größer fällt
dieser Parameter aus.
• Analog fällt I groß aus, falls bereits kleine
Schwankungen der Inflationsrate vermieden werden
sollen.
• Sofern die Zentralbank eine Inflationsrate von Null
anstrebt, werden für die beiden letzten Terme der
Gleichung langfristig Werte von Null erwartet.
• Dies impliziert, dass r' einen von der Zentralbank im
langfristigen Mittel für geeignet angesehenen Realzins
bezeichnet.
232
• Damit erhalten wir eine Kurve, welche die monetäre
Politik der Zentralbank beschreibt. Diese Kurve
bezeichnen wir als MP-Kurve.
• Sie hat eine positive Steigung.
• Ein Anstieg der Inflation oder ein Übergang zu einer
restriktiveren geldpolitischen Regel (r' steigt)
verschieben die MP-Kurve nach oben.
r
MP-Kurve
p; r'
Y
233
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*VIII.
Geldmarkt und Gütermarktf(k)bei
(n+d)k
konstanter Inflation
c*
s.f(k)
s.y*
k*
k
234
Pflichtlektüre:
Engelen, C. und J. Graf Lambsdorff (2006), Das
Keynesianische Konsensmodell, Passauer
Diskussionspapiere Nr. V-47-06, S. 3-7.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 3-19:
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
235
• Die IS-Kurve sei durch die folgende Gleichung
charakterisiert (b0 bezeichnet die in den vorherigen
Abschnitten identifizierten Einflüsse).
Y r  b0 - b1r ; b0 , b1 > 0.
• Die geldpolitische Regel und die IS-Kurve können
zusammengefasst werden, um das gleichgewichtige
Inlandsprodukt und den hierzu gehörigen Realzins
zu bestimmen.
r
IS
MP
r0
P0
Y0
Y
236
• Im Gleichgewicht muss die nominale Geldmenge,
M, mit der Inflationsrate steigen.
• Dies zeigt ein Blick auf das
Geldmarktgleichgewicht.
• Da im Gleichgewicht der Realzins, die erwartete
Inflationsrate und das Inlandsprodukt konstant sind,
ist auch die reale Geldnachfrage konstant.
• Daher muss auch das reale Geldangebot, M/P,
konstant sein.
• Dies ergibt sich nur bei einer proportionalen
Entwicklung von Geldmenge und Preisniveau.
237
Erhöhung der Staatsausgaben
IS1
r
IS0
b0
MP
rA
r0
P0
Y0
PA
YA
Y
238
• Die Erhöhung der Staatsausgaben auf ein dauerhaft
höheres Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts.
• Aufgrund des Anstiegs des Inlandsprodukts ergibt sich eine
Überauslastung der Kapazitäten.
• Die Zentralbank wird gemäß ihrer Reaktionsfunktion den
Realzins erhöhen.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher bleibt die
MP-Kurve unverändert in ihrer Lage. Es ergibt sich ein
neues Gleichgewicht im Punkt PA.
• Das Inlandsprodukt ist angestiegen, allerdings ist der
Anstieg gedämpft, da die höheren Realzinsen die
Investitionen reduzieren.
239
• Der Anstieg des Inlandsprodukts fällt insgesamt geringer
aus als bei der bisherigen Multiplikatoranalyse.
• Die Zentralbank wirkt stabilisierend einer Ausweitung des
Inlandsprodukts entgegen.
• Dies wird auch als „Dämpfungseffekt des Geldmarkts“
bezeichnet.
240
Straffere geldpolitische Regel
MP1
r
IS0
rA
r0
r'
MP0
PA
P0
YA
Y0
Y
241
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MPKurve nach oben.
• Der Realzins erhöht sich.
• Aufgrund des steigenden Realzinses sinkt das
Inlandsprodukt.
• Dies wiederum bewirkt, dass die Erhöhung des Realzinses
etwas gedämpft wird.
• Es ergibt sich ein Gleichgewicht in PA bei kurzfristig
konstanter Inflationsrate.
242
• Eine straffere geldpolitische Regel erfordert eine
einmalige Reduktion der Geldmenge.
• Dies zeigt das Geldmarktgleichgewicht:
M
 L(Y , r  p e ).
P
• Da das Inlandsprodukt sinkt und der Realzins
steigt, sinkt die reale Geldnachfrage.
• Um dies zu erreichen, ist eine sofortige
Absenkung des realen Geldangebots notwendig.
• Dies erfordert eine einmalige Reduktion der
nominalen Geldmenge, M.
243
• Wieso bewirkt eine einmalige Reduktion der Geldmenge
ein Sinken des Inlandsprodukts?
• Teilweise finden sich hier irreführende
vulgärökonomische Argumente für diesen
Zusammenhang, z.B. : „Die Nachfrage verringert sich
weil weniger Geld für Konsumzwecke zur Verfügung
steht“.
• Dieses Argument ist falsch, denn für Konsum ist
Einkommen notwendig. Geld wird zu
Transaktionszwecken gehalten. Konsumgüter werden
verbraucht, Geld nicht.
• Der Grund besteht vielmehr darin, dass die
Geldmengenreaktion den Realzins steigen lässt, und
dadurch die Investitionen reduziert.
244
• Aufgrund der Liquiditätsfalle gelingt es der Zentralbank
nicht, negative Nominalzinsen zu erzielen.
• Ein weiterer Grund für dieses Versagen besteht darin,
dass die Geschäftsbanken keine Kredite mit negativen
Nominalzinsen vergeben, weil sie stattdessen die
Geldhaltung bevorzugen.
• Bei einer Inflationsrate von Null kann die Zentralbank
dann keine negativen Realzinsen erreichen.
• Statt Punkte auf der MP-Kurve zu erreichen muss die
Zentralbank dann von dieser Kurve abweichen.
• Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
245
Expansivere geldpolitische Regel mit Liquiditätsfalle
r
IS0
r0=0
MP
P0=P1
r'
Y
Y0=Y1
246
• Eine expansivere geldpolitische Regel ist dann ohne
Einfluss auf r.
• Demzufolge kann sich auch kein Anstieg der
Investitionen und des Inlandsprodukts einstellen.
• Eine Änderung der geldpolitischen Regel ist in der
Liquiditätsfalle somit wirkungslos.
247
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
IX. Das makroökonomischef(k)
Konsensmodell
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
248
Pflichtlektüre:
Blanchard, O. (2006) Macroeconomics, 4. Aufl., S. 12-15.
Burda, M. und C. Wyplosz (2005), Macroeconomics – A
European Text. 4. Aufl. S. 281-302.
Engelen, C. und J. Graf Lambsdorff (2006), Das
Keynesianische Konsensmodell, Passauer
Diskussionspapiere Nr. V-47-06, S. 7-17.
Romer, D. (2006), Short-Run Fluctuations. Manuskript,
University of California, Berkeley, S. 44-70:
http://elsa.berkeley.edu/~dromer/
Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S.
249
358-371.
• Bisher haben wir ein konstantes Inflationsniveau
unterstellt.
• Tatsächlich aber schwankt die Inflationsrate und
reagiert auf geld- und fiskalpolitische Aktionen.
• Wir müssen daher die Bestimmungsfaktoren der
Inflationsrate herausarbeiten und die Rückwirkung
auf Realzins und Inlandsprodukt modellieren.
• Das gesamtwirtschaftliche Angebot wird langfristig
von den Einsatzfaktoren und dem technischen
Fortschritt bestimmt.
250
•
•
•
Dieses langfristige Niveau wird auch als „potentielles
Inlandsprodukt“ bezeichnet oder als
„Vollbeschäftigungsproduktion“.
Wir hatten das entsprechende Niveau im Rahmen eines
Wachstumsmodells bestimmt.
Die Inflationsrate hat hierauf keinen Einfluss.
p
Y
Y
251
• Im Falle eines Zustroms von Arbeitskräften, Kapital
oder natürlichen Ressourcen sowie bei technischem
Fortschritt erhöht sich das „potentielle
Inlandsprodukt“ und die Angebotskurve verschiebt
sich nach rechts.
• Kurz- und mittelfristig ist es jedoch möglich, dass das
gesamtwirtschaftliche Angebot von diesem
langfristigen Niveau abweicht.
• Dies ist auf folgende Ursachen zurückzuführen:
252
Geldillusion. Anbieter von Gütern und Diensten täuschen
sich bezüglich der Wirkung einer sinkenden
Inflationsrate. Sie beobachten zunächst niedrigere
Preissteigerungen ihres Gutes und interpretieren dies
fehlerhaft als eine Veränderung des eigenen Preises
relativ zu den Preisen der anderen Güter der
Volkswirtschaft. Als Folge vermindern sie ihr
Angebot.
• Ähnlich würden Arbeitsanbieter von sinkenden
Lohnzuwächsen auf einen sinkenden Reallohn
schließen und ihr Arbeitsangebot einschränken. Die
allgemein sinkende Inflationsrate, und damit die
Konstanz des realen Lohnes, wird verspätet oder zu
253
gering wahrgenommen.
Lohnrigiditäten. Löhne passen sich kurzfristig
unzureichend an. Arbeitsverträge werden langfristig
geschlossen, und während dieser Zeit ist der Lohnsatz
fixiert.
• Ist die Inflation geringer als das erwartete Niveau der
Inflationsrate, so erhöhen sich die realen Kosten einer
Firma und der Gewinn sinkt.
• Die Firma wird zur Kostenbegrenzung die Produktion
einschränken und auf die neue Einstellung von
Mitarbeitern verzichten. Insgesamt verringert sich
daher das Angebot an Gütern und Diensten.
254
Preisrigiditäten.
• Preise passen sich kurzfristig unzureichend an. Auf
Grund von „Menukosten“ sind Preisanpassungen
kostspielig und werden daher möglichst selten
durchgeführt.
• Ist die Inflationsrate geringer als dies beim Festsetzen
der Preise erwartet wurde, so erhöht sich der Preis des
eigenen Gutes relativ zum Preis anderer Güter der
Volkswirtschaft.
• Dies reduziert den Absatz und Umsatz der Firma.
Hierauf reagierend wird die Produktion gedrosselt.
255
• Die Ausführungen implizieren, dass eine Inflationsrate, die
unterhalb der erwarteten Inflationsrate liegt, zu einer
Drosselung der Produktion führt.
• Umgekehrt induziert eine Inflationsrate oberhalb des
erwarteten Niveaus eine Produktionsausweitung.
• Wir unterstellen, dass dieser Effekt sehr stark ist, so dass
kurzfristig eine geringe Abweichung von der Inflationsrate
zu einer starken Variation des Inlandsprodukts führt.
• Dies führt zu einer
kurzfristigen, hori- p
zontalen Inflationsanpassungs-Kurve (IA)
p0
im p/Y-Diagramm.
IA
Y
256
• Inflation wird hierbei aus der Vergangenheit „ererbt“.
• Eine hohe Inflationsrate in der Vergangenheit bewirkt,
dass auch in der Zukunft mit einer hohen
Inflationsrate gerechnet wird.
• Es können aber auch unabhängig von der
Inflationsrate der Vergangenheit erhöhte
Inflationserwartungen auftreten.
Veränderungen der erwarteten Inflation. Eine
autonome Erhöhung der Inflationserwartung
verschiebt die IA-Kurve nach oben.
• So würde z.B. ein Anstieg der Ölpreise zur Erwartung
einer erhöhten zukünftigen Inflation führen.
257
• Wie wirken nun die kurzfristige
Inflationsanpassungsgerade und die langfristige
Angebotskurve zusammen?
• Die Inflationsrate erhöht sich, wenn das
Inlandsprodukt größer ist als sein potentielles Niveau.
• In diesem Fall bewirkt nämlich eine Überauslastung
der Kapazitäten einen schnelleren Anstieg der Preise.
• Maschinen verschleißen schneller, die Motivation und
Konzentration der Mitarbeiter sinkt. Dies müssen die
Firmen durch einen beschleunigten Anstieg der Preis
ausgleichen.
258
• Für abgeleistete Überstunden muss ein Zuschlag
bezahlt werden, der den Lohnsatz erhöht.
• Zudem steigen die Löhne schneller, weil aufgrund der
geringen Arbeitslosigkeit sich leichter
Lohnsteigerungen durchsetzen lassen.
• Ist das Inlandsprodukt dagegen kleiner als sein
potentielles Niveau, so resultiert Arbeitslosigkeit.
• Bei hoher Arbeitslosigkeit können Unternehmen die
Löhne drücken.
• Nur die hoch-motivierten und qualifizierten
Arbeitskräfte verbleiben in den Betrieben und
erlauben es den Firmen, die Preissteigerungen
moderater ausfallen zu lassen.
259
• Formal gilt für die Inflationsrate:
p  p e  d Y-1 - Y  ; mit p e  p -1
• Entspricht das Inlandsprodukt seinem potentiellen Niveau,
Y-1  Y , so folgt :
p  p e  p -1
• Liegt also bei der Produktion eine dauerhafte Ruhelage vor
mit Y  Y , dann ändert sich die Inflationsrate nicht.
• Weicht jedoch die Höhe des Inlandsprodukts von seiner
potentiellen Höhe ab, so hat dies eine Veränderung der
zukünftigen Inflationsrate zur Folge.
260
• Mittelfristig dürfte die Angebotskurve weder
horizontal noch vertikal verlaufen, sondern eine
positive Steigung aufweisen.
• Eine solche Angebotskurve wird auch als PhillipsKurve bezeichnet.
• Hiermit wird verdeutlicht, dass mittelfristig ein
erhöhtes Inlandsprodukt und eine Absenkung der
Unterbeschäftigung nur mit einer Inflation „erkauft“
werden kann.
• Wir verzichten in der Graphik auf die Darstellung
dieses mittelfristigen Zusammenhangs.
261
• Die Nachfragekurve (aggregate demand) im p/YDiagramm ist durch eine negative Steigung
gekennzeichnet.
• Sie ergibt sich aus dem Zusammenspiel von IS-Kurve und
MP-Kurve.
• Ein Anstieg der Inflationsrate verschiebt die MP-Kurve
nach oben.
• Aufgrund des steigenden Realzinses verringert sich daher
das Inlandsprodukt.
• Die AD-Kurve stellt die Schar der Inflationsraten und des
jeweils korrespondierenden Inlandsprodukts dar.
262
Steigung der AD-Kurve
MP1
r
p
IS
MP0
r0
P0
Y0
p
Y
AD
p1
p0
P0
Y
Y
263
• Die negativ geneigte Nachfragekurve ähnelt einer aus
der Mikroökonomie bekannten Nachfragekurve.
• Erhöht sich der Preis für Bier, so sinkt die Nachfrage.
• Dieser mikroökonomische Effekt ist aber auf
Substitutionsbeziehungen zurückzuführen: Der
relative Preis für Bier steigt an; statt Bier werden
andere Güter nachgefragt.
• Diese Substitution ist aber gesamtwirtschaftlich nicht
möglich.
• Wir hatten stattdessen argumentiert, dass ein Anstieg
der Inflation von der Zentralbank vermieden werden
soll. Daher erhöht diese den Realzins und bewirkt
einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen
264
Nachfrage.
Das Grundmodell
r
IS
MP
r0
P0
Y0
p
Y
AD
p0
P0
Y
IA
Y
265
Erhöhung der Staatsausgaben
IS1
r
r1
IS0
b0
MP
p
P1
r0
MP
P0
p
AD1
PA
Y
Y0 =Y1
AD0
p1
p0
P1
PA
P0
Y
IA
Y
266
• Die Erhöhung der Staatsausgaben auf ein dauerhaft
höheres Niveau verschiebt die IS-Kurve nach rechts.
Aufgrund des Anstiegs des Inlandsprodukts wird die
Zentralbank gemäß ihrer Reaktionsfunktion den Realzins
erhöhen. Es ergibt sich ein Zwischenpunkt in PA.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt die
Zwischenlösung im p/Y-Diagramm auch im Punkt PA.
• Aufgrund einer Überschussnachfrage erhöht sich nun die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst, den
Realzins zu erhöhen. Die MP-Kurve verschiebt sich nach
oben.
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
267
Straffere geldpolitische Regel
MP1
r
p
IS0
MP
PA
r0
p
P0=P1
AD0
Y0 =Y1
Y
AD1
p0
P0
IA
PA
p1
P1
Y
Y
268
• Eine straffere geldpolitische Regel verschiebt die MPKurve nach oben. Aufgrund des steigenden Realzinses
sinkt das Inlandsprodukt. Es ergibt sich ein
Zwischenpunkt in PA.
• Die Inflationsrate ist kurzfristig konstant. Daher liegt
die Zwischenlösung im p/Y-Diagramm auch im Punkt
PA.
• Aufgrund eines Überschussangebots verringert sich die
Inflation. Hierdurch wird die Zentralbank veranlasst,
den Realzins wieder zu senken. Die MP-Kurve
verschiebt sich nach unten.
269
• Die Anpassung verläuft so lange, bis wieder ein
Gleichgewicht im Punkt P1 erreicht ist, mit einem
Inlandsprodukt i.H. des potentiellen Niveaus.
• Wir sehen also, dass die Zentralbank bei Straffung der
geldpolitischen Regel die Inflationsrate reduzieren kann.
• Hierbei muss sie aber eine temporäre Reduktion der
Produktion und des Einkommens in Kauf nehmen.
• Dem langfristigen Vorteil einer reduzierten Inflation stehen
daher temporäre Einbußen gegenüber.
• Da zukünftige Vorteile im Kalkül der Wirtschaftssubjekte
abdiskontiert werden müssen, ist nicht sichergestellt, dass
eine straffere Geldpolitik insgesamt vorteilhaft ist.
270
Deflation und Liquiditätsfalle
r
IS0
MP
r0=1
P0
r0=0
p
p0=0
Y
Y0
AD0
P0
p0=-1
IA
Y
Y
271
• Die Zentralbank kann keine negativen Nominalzinsen
erzielen, denn die Geschäftsbanken würden lieber horten
(z.B. Bargeld in den Tresoren halten), als Kredite mit
negativem Ertrag auszugeben und die Nichtbanken würden
Sichteinlagen halten und unbegrenzt Kredite bei den
Geschäftsbanken aufnehmen.
• Daher kann eine Senkung der Realzinsen bei
Preisniveaustabilität (p=0) nicht herbeigeführt werden.
Unterhalb von r=0 gilt die MP-Kurve nicht mehr.
• In dieser Situation kann die Zentralbank die Inflationsrate
nicht mehr steigern, da sie nicht kurzfristig die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen kann.
272
• Sinkt die Inflationsrate nun (Deflation), so möchte die
Zentralbank wie bisher mit einer Senkung der Realzinsen
reagieren.
• Da die Nominalzinsen aber bereits Null betragen, gelingt
ihr dies nicht.
• Entgegen dem Wunsch der Zentralbank führt die Deflation
zu einem Anstieg der Realzinsen. Hierdurch sinkt die
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage weiter ab.
• Insgesamt ergibt sich bei einer Kombination aus Deflation
und Liquiditätsfalle ein positiver Verlauf der
gesamtwirtschaftlichen Nachfragekurve.
273
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
X.
y*
f(k)
Außenbeitrag und Kapitalimporte
c*
(n+d)k
s.f(k)
s.y*
k*
k
274
Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 27-29, 45-49, 53-54, 56.
Jarchow, H.-J. (2000), Monetäre Außenwirtschaft I:
Monetäre Außenwirtschaft. 5. Aufl. S. 1-32.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S.
717-730.
275
• Eine geschlossene Volkswirtschaft ist dadurch
gekennzeichnet, dass sie keine Interaktion mit anderen
Volkswirtschaften aufweist.
• Dies beinhaltet insbesondere das Fehlen von Exporten
und Importen.
• Das beinhaltet das Fehlen von Einkommensströmen
(Faktorströmen) über Landesgrenzen hinweg.
• Auch fehlen Kapitalströme mit dem Ausland.
276
• Für viele makroökonomische Fragestellungen wird
vereinfachend die Interaktion mit dem Ausland
vernachlässigt.
• Empirische Beispiele für geschlossene
Volkswirtschaften sind dagegen seltener.
• Nordkorea ist ein Beispiel einer geschlossenen
Volkswirtschaft.
• Daneben ist aber insbesondere die globale Wirtschaft
selbst als geschlossene Volkswirtschaft zu verstehen.
• Für alle anderen Fälle sind die vielfältigen Ströme von
Leistungen und Zahlungen mit dem Ausland zu
berücksichtigen.
277
• Die Europäische Union ist ein großer und offener
Wirtschaftsraum – viele Importe und Exporte von
Gütern und Diensten werden getätigt.
• Allgemein gilt: je kleiner ein Land, desto mehr ist es
auf eine Öffnung angewiesen, um
- die notwendigen, vielfältigen Produkte den
inländischen Konsumenten bereit zu stellen
- sich in der Produktion auf seine besonderen
Stärken konzentrieren zu können.
• Dies bewirkt, dass große Länder wie die USA relativ
wenig Handel treiben, kleine Länder wie Singapur
oder Luxemburg dagegen bedeutend mehr.
278
8
Bevölkerung (log.), 2001
6
4
2
0
-2
-4
-6
0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
3.0
3.5
Offenheitsgrad: Importe+Exporte rel. zu BIP
279
Die Bedeutung des Außenhandels für die USA
Prozent
des BIP
15
Importe
10
Exporte
5
0
1950 1955
1960
1965
1970
1975
280
1980 1985 1990 1995 2000
• Die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Öffnung hat
in den letzten fünf Jahrzehnten deutlich zugenommen.
• Weltweit ist der Handel stärker gestiegen als die
Produktion.
• In Deutschland wurde der positive Trend teilweise
durch die Wiedervereinigung unterbrochen.
35
30
Exporte (%
vom BIP)
25
Importe (%
vom BIP)
20
2001
1999
1997
1995
1993
1991
1989
1987
1985
1983
1981
1979
1977
1975
1973
1971
15
281
• Dieser Trend ist
ein Indikator einer
zunehmenden
„Globalisierung“
der Weltwirtschaft.
282
• Die Exporte setzen sich zusammen aus den Exporten
von Gütern und Diensten (X) und den Exporten von
Faktorleistungen (FAI).
• Faktorleistungen werden exportiert, wenn ein Inländer
ein Einkommen im Ausland erzielt, z.B. indem er als
Grenzgänger im Ausland arbeitet oder Zins- oder
Mieteinnahmen im Ausland erzielt.
• Die Importe setzen sich zusammen aus den Importen
von Gütern und Diensten (J) und den Importen von
Faktorleistungen (FIA).
• Inländische Produktionsbetriebe importieren solche
Faktorleistungen, indem sie im Ausland wohnende
Arbeitskräfte oder Zinsen für ausländisches Kapital
bezahlen.
283
• Beim Auftreten von Netto-Exporten (X>J)
erwirtschaftet ein Land einen Überschuss.
• Ein Land baut dadurch Nettoforderungen gegenüber
dem Ausland auf.
• Sind die Importe hingegen größer als die Exporte, so
akkumuliert ein Land Schulden oder verliert
Vermögensobjekte an das Ausland.
• Die jährlichen Überschüsse und/oder Defizite werden
in der Handels- und Dienstleistungsbilanz eines
Landes erfasst.
• Dieser Wert wird auch als „Außenbeitrag“ bezeichnet.
284
• Der Außenbeitrag wird von einer Vielzahl von
Faktoren beeinflusst:
- Den Konsumpräferenzen bezüglich inländischer
und ausländischer Produkte.
- Den Preisen der inländischen und ausländischen
Produktion.
- Dem Wechselkurs, also dem Preis der
ausländischen Währung in Einheiten der
inländischen Währung.
- Dem Einkommen von Inländern und Ausländern.
- Transportkosten.
- Handelspolitik und Handelsbeschränkungen.
285
• Kapitalexporte kennzeichnen den von Inländern
getätigten Kauf ausländischer Vermögensobjekte (z.B.
Aktien, Anleihen oder Bauten) oder die Vergabe von
Krediten an das Ausland.
• Kapitalimporte entsprechen dem Verkauf inländischer
Vermögensobjekte an Ausländer oder der Aufnahme
von Krediten aus dem Ausland.
• Nettokapitalexporte sind Kapitalexporte abzüglich der
Kapitalimporte. Sie entsprechen dem Saldo der
Kapitalbilanz.
• So erhöht ein Kauf von US-Anleihen durch einen EUInländer die Nettokapitalexporte der EU.
• Kaufen Japaner Aktien in Deutschland, so verringern
sich die Nettokapitalexporte der EU.
286
• Nettokapitalexporte werden von einer Vielzahl von
Faktoren beeinflusst:
- Den Realzinsen, welche für ausländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Den Realzinsen, welche für inländische
Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Der erwarteten Entwicklung des Wechselkurses.
- Den wahrgenommenen ökonomischen und
politischen Risiken einer Anlage von Vermögen im
Ausland.
- Den politischen Rahmenbedingungen, welche
einen Transfer von Vermögen ins Ausland
ermöglichen oder behindern.
287
• Der Außenbeitrag und der Saldo der Kapitalbilanz
stehen in einem engen Verhältnis zueinander.
• Beide Bilanzen sind ein Teil der „Zahlungsbilanz“
eines Landes, also einer Zusammenstellung aller
Transaktionen mit dem Ausland.
• Ein Land verliert dadurch Vermögen oder akkumuliert
Schulden, dass die Importe an Gütern und Diensten
größer sind als die Exporte.
• Im Gegenzug müssen in gleichem Ausmaß
Nettokapitalimporte vorhanden sein.
• Diese spezifizieren, in welcher Form Kapital in das
Land fließt, als Kredit oder durch den Verkauf von
Vermögensobjekten.
288
• Es gilt also, dass die Nettoexporte von Gütern und
Diensten (X-J) den Nettokapitalexporten (NKE)
entsprechen müssen:
X-J =NKE.
• Einem Verkauf von Gütern und Diensten an die USA
(X-J>0) steht zunächst die Entgegennahme von US-$
gegenüber, also einem Vermögensobjekt (NKE).
• Dieses Vermögensobjekt kann getauscht werden
gegen andere Vermögensobjekte, oder aber es kann für
den Import von Gütern aus den USA verwendet
werden.
• In jedem Fall behält die obige Gleichung ihre
Gültigkeit.
289
• Transaktionen mit dem Ausland sind in der
volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zu
berücksichtigen.
• Dort werden folgende Wirtschaftssubjekt als
„Inländer“ bezeichnet:
- natürliche Personen mit ständigem (mindestens
ein Jahr) Wohnsitz im Inland und
- alle anderen Wirtschaftssubjekte einschließlich
rechtlich unselbständiger Produktionsstätten und
Zweigniederlassungen, soweit der Schwerpunkt
ihrer wirtschaftlichen Aktivität im Inland liegt.
290
• Daneben können Transferzahlungen stattfinden, also
Übertragungen ohne entgeltliche Gegenleistung wie
z.B. Entwicklungshilfe,
Wiedergutmachungsleistungen, Beiträge an
internationale Organisationen (Tr).
291
Flussdiagramm für die volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung mit Ausland
S 110
Einkommenskonto
FI C G Ti-Z
945 700 225 100
Ib 250
Produktionskonto
FAI
10
TrIA
FIA
J´
(netto) 20
300
20
Auslandskonto
(aus Sicht des
Inlands)
D 160
Vermögensänderungskonto
X´ 350
KE (netto) 20
292
Aus der Graphik lässt sich das Nettoinlandsprodukt
(NIP) zu Marktpreisen herleiten:
YnM=C+G+In +X– J
(1065) (Verwendungsseite)
YnM=FI+FIA+(Ti–Z) (1065) (Verteilungsseite gem. PK)
Durch Zusammenfassung ergibt sich gemäß
Produktionskonto:
FI+FIA+(Ti – Z) = C+G+In+X– J.
293
Investitionen
18%
Exporte-Importe
4%
Konsum
59%
Staatskonsum
19%
294
Die USA zum Vergleich (1998)
Staatskonsum
Investitionen
18%
16%
ExporteImporte
-2 %
Konsum
68 %
295
Werden auf beiden Seiten der oben formulierten
Gleichung die netto aus dem Ausland zugeflossenen
Primäreinkommen hinzugezählt (FAI-FIA=-13 Mrd €),
dann erhält man:
FI+FAI+(Ti–Z) = C+G+In+(X’+FAI) – (J’+FIA).
Volkseinkommen
X
J
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen
(NNP)
296
Das durch Umformung aus dem
gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto hergeleitete
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen lässt sich
auch aus dem gesamtwirtschaftlichen
Einkommenskonto ermitteln. Eine Erfassung aller
eingehenden und ausgehenden Buchungen erbringt:
FI+FAI+(Ti – Z)=C +G+ S + TrIA.
(1055)
Es folgt bei Vernachlässigung von
Vermögensübertragungen:
C + G + In + (X – J) = C + G + S + TrIA
 S=In + (X – J – TrIA).
297
• Auf der rechten Seite steht in Klammern der
Leistungsbilanzsaldo. Dieser entspricht (bei
Vernachlässigung von Vermögensübertragungen) den
Kapitalexporten.
• Die Gleichung bringt zum Ausdruck, dass die
heimische Ersparnis entweder in heimische
Investitionen fließt oder in Kapitalexporte.
• Ein positiver Leistungsbilanzsaldo setzt voraus, dass im
Inland mehr gespart als investiert wird.
• Eine Verbesserung der Leistungsbilanz ist nur möglich,
wenn die Ersparnis ansteigt oder die Investitionen
sinken.
298
• Die Ersparnis kann somit für inländische Investitionen
verwendet oder im Ausland angelegt werden.
• Ein hohes Leistungsbilanzdefizit (X-J=NKE<0)
impliziert dabei, dass das Ausland für das Inland spart.
• Dies könnte Symptom eines Problems sein: Ein Land
spart nicht hinreichend, um für die Zukunft gewappnet
zu sein.
• Als Reaktion auf eine niedrige Sparquote ist es aber
zumeist besser, mit hohen Kapitalimporten
Investitionen durchzuführen als sinkende Investitionen
in Kauf zu nehmen.
299
• Ersparnis und Investitionen lassen sich in einen
privaten und einen staatlichen Anteil zerlegen:
Spr+ Sst – Inpr – Inst = (X – J – TrIA).
• Da gilt Sst – Inst = – BD,
folgt
Spr – Inpr – BD = (X – J – TrIA) = KE.
• Dies illustriert das, was als twin-deficit
bezeichnet wird: Ein erhöhtes Budgetdefizit geht
bei konstantem Verhalten inländischer Haushalte
und Investoren mit Kapitalimporten einher, also
einem Saldo in der Leistungsbilanz.
300
• Durch die Berücksichtigung des Auslands verändert
sich auch das gesamtwirtschaftliche
Produktionskonto und das Einkommenskonto.
• Beide Konten lassen sich nun vollständig darstellen.
Gesamtwirtschaftliches
Produktionskonto, Deutschland 2003
Verwendung
Aufkommen
Importe
676 Privater Konsum 1248
Abschreibungen
320 Staatskonsum
411
Indir. Steuern ./.
(Brutto-) Investitionen
Subventionen
381
228
Exporte
Faktorentlohnung
766
An Inländer
1472
An Ausländer
110
Quelle: Stat. Bundesamt, Mai 2004 sowie Bundesbank, Angaben in Mrd. €, gerundet.
301
• Die Faktorentlohnung im Produktionskonto
unterscheidet sich nun von der im
Einkommenskonto aufgrund internationaler
Faktorströme.
Gesamtwirtschaftliches
Einkommenskonto, Deutschland 2003
Verwendung
Transferzahlungen an das
Ausland
35
Privater Konsum
1248
Staatskonsum
411
Ersparnis
115
Aufkommen
Faktorentlohnung aus
dem Inland
1472
Faktorentlohnung aus
dem Ausland
99
Indir. Steuern ./.
Subventionen
228
Transferzahlungen aus
dem Ausland
10
Quelle: Stat. Bundesamt, Mai 2004 sowie Bundesbank, Angaben in Mrd. €, gerundet.
302
• Das Vermögensänderungskonto weist dann einen
Finanzierungsüberschuss aus, also Kapitalexporte.
Gesamtwirtschaftliches
Vermögensänderungskonto,
Deutschland 2003
Verwendung
Aufkommen
(Brutto-) Investitionen
Ersparnis
381 Abschreibungen
Finanzierungsüberschuss
54
115
320
Quelle: Stat. Bundesamt, Mai 2004 sowie Bundesbank, Angaben in Mrd. €, gerundet.
303
Exkurs 1:
• Wie wird ein Anstieg der Investitionen in einer
offenen Volkswirtschaft mit konstanter Inflation
finanziert? Wir können zeigen, dass auch hier alle
Investitionen automatisch die zu ihrer
Durchführung notwendigen Ersparnisse schaffen.
• Wir betrachten einen autonomen Anstieg der
Investitionen von der Finanzierungsseite.
• Es gilt: Spr+Sst – Inpr – Inst = (X – J – TrIA) = KE.
• Ferner gilt der folgende Multiplikator:
1
dY 
dI .
1 -  c - m  (1 - t )
304
• Das verfügbare Einkommen steigt um (1-t)dY.
• Damit steigt die private Ersparnis um (1-c)(1-t)dY.
• Die Steuereinnahmen steigen um tdY; in diesem Ausmaß
steigt also die öffentliche Ersparnis.
• Die Importe steigen um m(1-t)dY. In diesem Ausmaß
steigt der ausländische Beitrag zur Ersparnis.
• Insgesamt steigt die Ersparnis um:
dS  1 - c 1 - t   t  m 1 - t  dY
 1 -  c - m 1 - t  dY ,
Also genauso stark, wie die Investitionen.
305
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
f(k)
Langfristige Bestimmungsgründe
(n+d)k
außenwirtschaftlicher
Aggregate
c*
XI.
y*
s.f(k)
s.y*
k*
k
306
Pflichtlektüre:
Gärtner, Manfred (2003), Macroeconomics, S. 255; 259267.
307
•
•
•
Eine Armutsfalle könnte auch durch internationale
Kapitalzuflüsse überwunden werden.
Für den Fall normal verlaufender
Produktionsfunktionen ergeben sich Kapitalströme
aus unterschiedlichen steady-state-Werten für zwei
Länder.
Die Steigung der Produktionsfunktion entspricht der
(wertmäßigen) Grenzproduktivität des Faktors
Kapital. Bei vollkommener Konkurrenz ist dies der
Realpreis des Faktors Kapital, also der reale (Brutto-)
Ertrag, den Investoren erzielen.
308
f(k)=y
sy
f(k)
(n+d )  k
sD f(k)
Kapitalexporte
Deutschland
f(k)=y
sy
k*D
k
f(k)
(n+d )  k
Kapitalimporte
sP f(k)
Portugal
309
k*P
k*Int
k
•
•
Bei vollkommener Kapitalmobilität und gleicher
Abschreibungsrate wird sich der Ertrag im In- und im
Ausland einander angleichen. Dies impliziert eine
identische Steigung der Produktionsfunktion.
Eine analoge Herleitung zeigt, dass Länder mit einem
höheren Bevölkerungswachstum ebenfalls Kapital
importieren.
310
•
•
•
•
Leidet Deutschland unter der Öffnung der
Kapitalmärkte?
Das Inlandsprodukt sinkt.
Aber es erhöht sich das Nettonationaleinkommen: Im
Optimum müssen Inländer von der Öffnung
profitieren, da sie ansonsten auf den Kapitalexport
verzichten.
Aber es ergibt sich ein Verteilungsproblem sofern
(realistischerweise) manche Haushalte eher mit Arbeit
und andere mit Kapital ihr Einkommen erzielen: Der
geringere Kapitalstock in Deutschland lässt das
Grenzprodukt der Arbeit sinken, wodurch manche
Haushalte schlechter gestellt werden.
311
• Der Unterschied zwischen NNE und NIP ist
größenmäßig in Deutschland zu vernachlässigen.
• Irland beherbergt viele Niederlassungen ausländischer
multinationaler Unternehmungen, wodurch aus Irland in
hohem Maße Erwerbs- und Vermögenseinkommen an
das Ausland abfließen (NIP>NNE).
• Kuwait hat mit seinen Einnahmen aus der Ölforderung
im Ausland Vermögen angekauft, aus dem ihm dann
Vermögenseinkommen zufließen (NIP<NNE).
312
•
•
•
Bei vollkommener Kapitalmobilität würden wir
erwarten, dass Investitionsquoten und Sparquoten
unkorreliert sind.
Da das große Ausland Kapital weitgehend unbegrenzt
für das kleine Inland bereitstellen kann, muss sich im
Inland die Grenzproduktivität des Auslands einstellen.
Für geschlossene Volkswirtschaften müssten hingegen
die Investitionsquote und Sparquoten einander
entsprechen.
313
•
•
•
Tatsächlich sind die die Investitionsquote und
Sparquoten in einer Querschnittsanalyse von Ländern
hoch korreliert. Dies wird als „Feldstein-Horioka
puzzle“ bezeichnet.
Die Regressionsgerade der folgenden Graphik zeigt,
dass ein Anstieg der Ersparnis etwa zu 42% im
Ausland angelegt wird. Länder mit einer Sparquote
von über 23% exportieren netto Kapital, die anderen
sind Nettoimporteure.
Die vorgenannten Mechanismen funktionieren also,
wenn auch nicht mit der prognostizierten Intensität,
evtl. aufgrund noch vorhandener
Kapitalverkehrskontrollen.
314
Quelle:
315
•
•
•
Eine Armutsfalle kann durch Kapitalimporte
überwunden werden.
Dies funktioniert jedoch nur bei Armutsfallen des
Typs II und III. Da hier stets fallende Grenzerträge
vorliegen, existiert immer ein Anreiz für reichere
Länder in ärmeren Ländern zu investieren.
Bei einer Armutsfalle des Typs I liegt u.U. ein
geringerer Grenzertrag des Kapitals in ärmeren
Ländern vor, so dass kein Anreiz zum Kapitalexport in
diese Länder resultiert. Eine Öffnung der
Kapitalmärkte wäre unzureichend, um arme Länder
über die Armutsfalle zu heben.
316
• Unter der Annahme perfekter Kapitalmobilität wird
die Höhe der Kapitalimporte durch die
Grenzproduktivitäten und Sparquoten bestimmt.
• Hiermit lässt sich auch die Höhe des Wechselkurses
bestimmen.
• Eine der wichtigsten Bestimmungsgrößen für Exporte
und Importe von Gütern und Diensten sind die Preise,
zu denen diese Güter gehandelt werden.
• Da diese Güter jeweils in einer anderen Währung
produziert werden, hat der Wechselkurs einen starken
Einfluss auf die relativen Preise der inländischen und
ausländischen Güter.
317
• Der nominale Wechselkurs ist der Kurs, zu dem eine
Währung gegen eine andere getauscht wird.
• Er kann in Preisnotierung ausgedrückt werden:
z.B. w = 0,80 €/$.
• Alternativ wird er in den Medien zumeist (reziprok) in
Mengennotierung dargestellt:
z. B. e = 1,25 $/€.
• Eine Aufwertung des Euro geht mit einer Abwertung
des Dollar einher  e steigt, w sinkt.
• Eine Abwertung des Euro beinhaltet eine Aufwertung
des Dollar  e sinkt, w steigt.
318
• Der reale Wechselkurs kennzeichnet das
Austauschverhältnis von Gütern und Diensten des
Inlands mit Gütern und Diensten des Auslands.
• Können wir für einen Liter deutsches Bier zwei Liter
amerikanisches Bier kaufen, so beträgt der reale
Wechselkurs (in Mengennotierung) er=2.
• Reale und nominale Wechselkurse sind eng
miteinander verbunden.
319
• Eine CD kostet in Deutschland ca. 15 €, in Japan z.B.
2.250 Yen. Welches ist nun der reale Wechselkurs?
• Hierzu benötigen wir den nominalen Wechselkurs,
eYen=120 Yen/€. Mit diesem können die Preise in der
gleichen Einheit ausgedrückt werden.
• In Yen ausgedrückt kostet eine CD in Deutschland
1.800 Yen.
• Für eYenr ergibt sich dann das Verhältnis:
1800/2250=0,8.
• Für 10 CDs in Deutschland kann man also nur 8 CDs
in Japan eintauschen.
320
• Allgemein gilt für den realen Wechselkurs (in
Mengennotierung):
inländischer Preis
e  e
.
ausländischer Preis
r
• Für makroökonomische Überlegungen sind
allgemeine Preisniveaus von Warenkörben
ausschlaggebend.
• Dies erlaubt es dann, den realen Wechselkurs nicht nur
für ein einzelnes Produkt, sondern für die gesamte
inländische und ausländische Produktion anzugeben,
mit den jeweiligen Preisniveaus P und PA:
P
e  e .
PA
r
321
• Der reale Wechselkurs für die gesamte inländische
und ausländische Produktion ist eine entscheidende
Bestimmungsgröße des Außenbeitrags.
• Sinkt der reale Wechselkurs, so verbilligen sich
europäische Produkte und werden dadurch attraktiver.
Die Exporte steigen und die Importe nehmen ab, so
dass der Außenbeitrag steigt.
• Erhöht sich der reale Wechselkurs, so werden
europäische Produkte teurer und unattraktiver. Die
Exporte sinken, die Importe steigen und der
Außenbeitrag sinkt.
322
• Dieser negative Zusammenhang zeigt sich sehr
deutlich in den letzten 30 Jahren für den Außenbeitrag
der USA.
Leistungsbilanzsaldo ~ Außenbeitrag
323
160
100
140
0
120
-100
-200
100
-300
REER BASED ON RNULC
80
-400
CURRENT ACCOUNT, N.I.E.
60
-500
40
-600
-700
0
-800
19
75
19
77
19
79
19
81
19
83
19
85
19
87
19
89
19
91
19
93
19
95
19
97
19
99
20
01
20
03
20
324
Devisenmarkt
• Auf dem Devisenmarkt werden Euro gegen eine
ausländische Währung, z.B. den US-$, gehandelt.
• Für ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt müssen
sich Angebot und Nachfrage entsprechen.
• Angebot an Devisen und Nachfrage nach Euro wird
durch die Nettoexporte an Gütern und Diensten
bestimmt: Dem Verkauf deutscher Autos in die USA
steht eine Nachfrage nach Euro gegenüber.
• Nachfrage nach Devisen und Angebot an Euro wird
durch Nettokapitalexporte bestimmt: Dem Kauf von
US-amerikanischen Staatsanleihen durch einen
deutschen Anlagefonds steht ein Angebot an Euro
325
gegenüber.
• Nettokapitalexporte entsprechen somit einem
Überschussangebot an Euro.
• Nettoexporte von Gütern und Diensten (X-J)
entsprechen hingegen einer Überschussnachfrage nach
Euro.
• Die Nettoexporte von Gütern und Diensten (X-J) sind
negativ vom realen Wechselkurs abhängig.
• Mit dem realen Wechselkurs an der Ordinate ist die
Nachfragekurve daher negativ geneigt.
• Die Angebotskurve ist vertikal, da Nettokapitalexporte
vom realen Wechselkurs nicht beeinflusst werden. Sie
resultierten aus dem Wachstumsmodell einer offenen
Volkswirtschaft.
326
Langfristiger Wechselkurs
in einer offenen Volkswirtschaft
Realer
Wechsel-
Angebot
Kurs
er
Nachfrage
Menge an Euro
327
• Im Gleichgewicht ergibt sich ein realer Wechselkurs,
welcher Angebot und Nachfrage nach Euro zum
Ausgleich bringt.
• Die Nachfrage nach Euro aufgrund des Überschusses
an Exporten von Gütern und Diensten entspricht dem
Angebot an Euro, die aus dem Kauf von
ausländischen Vermögensobjekten resultieren.
• Eine sinkende Sparquote im Ausland erhöht das
Angebot an Euro und lässt er sinken.
• Eine autonome Erhöhung der Nachfrage nach
europäischen Produkten verschiebt hingegen die
Nachfragekurve nach rechts und lässt er steigen.
328
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2006/07
y,
s.y
y*
f(k)
XII. Offene makroökonomische
(n+d)k
Fragestellungen
c*
s.f(k)
s.y*
k*
k
329
Pflichtlektüre:
Mankiw, N. Gregory (2003), Macroeconomics. 5. Aufl. S.
522-525.
330
1. Sollte die Wirtschaft mit Hilfe eines
situationsbedingten Einsatzes der Geld- und
Fiskalpolitik stabilisiert werden?
• Pro:
- Das wirtschaftliche Gleichgewicht ist instabil;
Die Wirtschaft wird unerwünschten
Schwankungen ausgesetzt sein, wenn sie sich
selbst überlassen ist.
- Mit Hilfe politischer Instrumente kann die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage gesteuert
werden. Hierdurch wird die Instabilität
neutralisiert und Schwankungen abgemildert.
331
• Contra:
- Geldpolitik beeinflusst die Wirtschaft mit
langen und unvorhersehbaren Verzögerungen
zwischen dem Zeitpunkt der Notwendigkeit
einer Maßnahme und ihrer Auswirkung.
- Studien belegen, dass Änderungen der
Geldpolitik die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage frühestens nach sechs Monaten
spürbar beeinflussen. Hier existiert eine starke
Wirkungsverzögerung.
332
• Contra:
- Änderungen der Fiskalpolitik benötigen einen
langen politischen Prozess für ihre Durchsetzung
aufgrund der notwendigen Gesetzesänderungen.
- Es kann Jahre dauern, bis solche Änderungen
vorgeschlagen, beschlossen und implementiert
werden.
- Aufgrund der Verzögerungen und der
Schwierigkeit der Prognose zukünftiger
Entwicklungen wird evtl. nicht eine
gegenwärtige Rezession abgeschwächt, sondern
333
ein zukünftiger Boom verstärkt.
2. Sollte die Geldpolitik, anstatt unstetig auf aktuelle
Anforderungen zu reagieren, an strenge Regeln
gebunden sein?
• Pro:
- Eine situationsbedingte Politik kann unter
Inkompetenz und Machtmissbrauch leiden.
- Zentralbanker könnten gemäß ihrer politischen
Präferenz Einfluss auf den Wahlausgang
nehmen und damit einen political business
cycle auslösen.
334
• Pro:
- Zentralbanker sind der Versuchung ausgesetzt, zur
Reduzierung der Inflation mit bloßen Ankündigungen
die Wirtschaft zu beeinflussen, die angekündigten
Maßnahmen dann aber zu unterlassen. Dies wird das
Problem der „Zeitinkonsistenz“ genannt.
- Aufgrund von Erfahrungen mit falschen
Ankündigungen sind Menschen skeptisch gegenüber
der Zentralbank und rechnen mit hohen
Inflationsraten.
- Dies wird vermieden mit einer strengen Regel der
stetigen, moderaten Erhöhung der Geldmenge.
335
• Contra:
- Unflexible Regeln erlauben es einer Zentralbank nicht,
auf sich verändernde ökonomische Bedingungen
angemessen zu reagieren.
- Probleme der Inkompetenz und des Machtmissbrauchs
sind rein hypothetisch.
- Die Bedeutung von political business cycles ist unklar.
- Probleme der Zeitinkonsistenz werden abgemildert,
wenn sich Zentralbanken um die Reputation bemühen,
dass ihre Ankündigungen glaubwürdig sind.
336
3. Sollte die Zentralbank eine Inflation von Null
anstreben?
• Pro:
- Inflation bringt einer Gesellschaft keinen
Nutzen.
- Es entstehen Inflationskosten in Form von
Schuhlederkosten, Menukosten, fehlender
Konstanz der relativen Preise,
Steuerverzerrungen, Konfusion und
willkürlicher Umverteilung von Vermögen und
Einkommen.
337
• Contra:
- Das Erreichen der Nullinflation geht mit einer
hohen Unterbeschäftigung und Rezession einher.
- Gemäß Schätzungen ist zur Reduzierung der
Inflation um einen Prozentpunkt ein temporärer
Produktionseinbruch zu erwarten. Aggregiert über
den Anpassungszeitraum beläuft sich der Einbruch
auf 5 Prozent des Inlandsprodukts.
- Diese Kosten können als zu hoch empfunden
werden.
338
• Contra:
- Ein temporärer Produktionseinbruch kann auch
langfristig nachteilige Folgen haben. Aufgrund
einer geringen Investition während einer
Rezession ist der Kapitalstock, und damit auch die
Produktivität, geringer.
- Temporäre Arbeitslosigkeit kann Humankapital
vernichten.
- Um dies zu vermeiden sollte die Zentralbank auch
höhere Inflationsraten hinnehmen.
339
• Contra:
- Nominale Löhne sind teilweise nach unten starr.
- Eine moderate und konstante Inflation kann in
diesem Fall die notwendige Anpassung der realen
Löhne in Krisenbranchen ermöglichen.
- Dies kann auch langfristig die Produktion eines
Landes erhöhen, da die Anpassungsfähigkeit der
relativen Löhne sich verbessert.
340
4. Sollte die Staatsverschuldung reduziert werden?
• Pro:
- Die Staatsverschuldung muss von der
zukünftigen Generation zurückgezahlt
werden, welche deshalb unberechtigt unter
hohen Steuern und geringem Einkommen
leidet.
- Ein Staatsdefizit verringert die
gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Hierdurch
verringert sich der Kapitalstock und das
Wachstum.
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• Contra:
- Staatsausgaben werden teilweise auch für
Investitionen in physisches Kapital und
Humankapital getätigt, wovon auch zukünftige
Generationen profitieren.
- Produktivitätsfortschritte (und in manchen
Ländern auch ein Anstieg der Bevölkerung)
steigern die Fähigkeit der zukünftigen Generation,
den Schuldendienst zu leisten.
- Ein Anstieg der Verschuldung im Ausmaß des
Wachstums des nominalen Inlandsprodukts ist
unproblematisch.
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