Fleisch und Milch • 20.03.: Der Internationale Rinderkomplex • 10.04.: Milchströme

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Transcript Fleisch und Milch • 20.03.: Der Internationale Rinderkomplex • 10.04.: Milchströme

Fleisch und Milch
• 20.03.: Der Internationale Rinderkomplex
• 10.04.: Milchströme
Zusätzlich lesen: Exkurs zum Proteindogma
Kaller-Dietrich, Martina: Macht über Mägen:
Die Hamburger-Connection
• Rifkin, Jeremy 1994:
Das Imperium der
Rinder; Frankfurt
a.M./ New York
MacDonald‘s
• Love, John F. 1988:
Die McDonald‘s
Story. Anatomie eines
Welterfolges.
München
Extensive Weidewirtschaft
oder Naturweide, Beweidung von Flächen mit
(halb-)natürlicher Vegetation. Extensive Weidewirtschaft findet vor allem
auf Flächen statt, die zum Anbau von Kulturpflanzen ungeeignet sind,
etwa weil die Niederschläge oder Temperaturen zu gering sind.
Man geht davon aus, dass fast die Hälfte der gesamten Erdoberfläche als
extensives Weideland genutzt wird.
Das Weidevieh – z. B. Ziegen, Schafe oder Rinder – nutzt neben Gräsern
und anderen krautigen Pflanzen auch Blätter von Holzgewächsen.
Hirtenvölker
in den Steppen Eurasiens - von der Ukraine nach Osteuropa,
von der Mongulei zur Manschurei;
Rinder = ökonomische Voraussetzung (cattle = capital)
seit ca. 4000 a.t. Expansion weltweit
Konkurrenz zwischen
Ackerbauern und Hirten
um Weideflächen/ Ackerflächen
um ziehende/ seßhafte Lebensweise
männliche Gottheiten/ Göttinen
etc.
Konkurrenz --> Symbiose
In den Great Plains:
Reichen vom Nordwesten Kanadas durch Teile von
Manitoba, Saskatchewan und Alberta in die
Vereinigten Staaten bis nach Texas.
Die Great Plains werden im Osten durch den Kanadischen
Schild und das Zentrale Tiefland der Vereinigten Staaten,
im Westen durch die Rocky Mountains begrenzt.
Entspricht der Größe Westeuropas
im 19.Jh. --> größte Viehweide der Welt
TEXAS: Nukleus des RINDERKOMPLEX
ursprünglich spanische Provinz; im späten 18. Jh. befinden sich
mehr als 50 Missionsstationen in Texas
die meisten Missionare verließen nach der Unabhängigkeit
Mexikos (1822) die Missionen und hinterließen tausende
spanischer Langhornrinder
30er Jahre 19. Jh.: Texanischer Unabhängigkeitskrieg: Flucht
spanischer Rancher, lassen ebenfalls Vieh zurück
Westtrift der angloamerikanischen Siedler: Eisenbahnbau -->
Nord-Süd-Rinderkomplex von Texas zu den Kunden im Norden
< Bedarf an Fleisch, Talg (Bergbau) und Häuten
Rinderkomplex finanziert von britischen Bankiers (Eisenbahn)
und der US-Armee
ab 1860: gepökeltes Rindfleisch u. Lebendvieh < Export nach GB
Brahman-Bulle
Das Brahman-Rind wird
zur Fleischproduktion
gehalten.
Diese Rasse wurde bereits
vor etwa 8 500 Jahren
in Indien gezüchtet.
Guy Gillette/
Photo Researchers, Inc.
"Microsoft® Encarta
® Enzyklopädie 2001.
Viehweiden in Kansas (USA) Diese Texas-Langhornkühe gehören zu den
sechs Millionen Rindern, die auf Farmen in Kansas umherziehen.
Francois Gohier/Photo Researchers, Inc.Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001.
NEUES AGRARKONZEPT
Im Norden und Mittelwesten/ Ohio
um 1830: überschüssiges Getreide wird erstmals
an Rinder verfüttert
Rinder wurden von Illinois und Iowa kommend in Ohio mit
Mais gemästet bevor sie in die Schlachthöfe von St. Louis
und Chicago transportiert wurden.
Nachfrage GB‘s nach durchwachsenem Rindfleisch steigt
1880: 90% des englischen Rindfleischs stammt aus USA
„Erstmals in der Geschichte der Agrarwirtschaft vereinigten sie
Viehzucht und Getreideanbau zu einer Produktionsgemeinschaft,
einer Symbiose, die das landwirtschaftliche System und die Basis
der Nahrungsmittelverteilung für zukünftige Generationen
grundlegend verändern sollte.“ (Rifkin 1994, 72)
1990: Great Plains
85% der Böden überweidet
Bodenerosion
Wasserknappheit
Staubstürme in Oklahoma, 30er Jahre
WÜSTE
Masttierhaltung
spezielle Art der Fütterung und Haltung von Schlachttieren zur
Fleischproduktion.
In landwirtschaftlichen Mastbetrieben werden Bullen, Kälber,
Schweine oder Geflügel mit speziellen Kraftfuttermischungen
durch Überernährung in kürzester Zeit zur Schlachtreife
gemästet. Die Tiere haben meist wenig oder gar keinen Auslauf
und stehen oft in zu engen Boxen in großer Zahl zusammen.
Einem erhöhten Krankheitsrisiko wird prophylaktisch mittels
Antibiotikagaben begegnet.
Wasserverbrauch pro Kilo Rindfleisch = 1.500 Liter für die Bewässerung der nötigen Getreidemenge
„Der Rinderkomplex gehört zu den wichtigsten Übungsplätzen
für die Kunst der modernen Ökonomie. Kälber werden heute mit
Hilfe von künstlicher Befruchtung, Embryonentransfer und
Klonungstechniken zur Welt gebracht. Gezüchtet um den
Markterfordernissen, nicht aber der Arterhaltung zu genügen,
werden sie künstlich ernährt, manipuliert und den Bedingungen
der Mastfabriken angepaßt.“
(Rifkin 1994, 251)
BST-Wachstumshormon (Monsanto) ab 1995 in USA zugelassen
MILCHPRODUKTION IN DEUTSCHLAND:
4 Rassen stellen 96% des Gesamtbestands
5 Millionen Milchkühe und 3.800 Besamungsbullen
3 Mal Embryonen-Transfer --> Nachwuchs einer Kuh
verzwanzigt
Ein Mastrind verzehrt ca. 1.250 kg Getreide
Ca. 500 kg Lebendgewicht
In USA jährlich:
157 Millonen Tonnen Getreide, Hülsenfrüchte (Soja)
und Gemüsepflanzen (= für menschl. Ernährung geeignet)
28 Millonen Tonnen tierische Proteine
Quelle: Pimentel/ Pimentel 1975, 756 zit. nach Rifkin 1994, 124.
USA: 70% der Getreideernte werden heute als
Viehfutter verwendet (USDA 1991)
1950-1985: Grüne Revolution
2/3 der erzielten Ertragssteigerung
Viehfutter
World Commission on Environment and Development 1987, 120
1950-1985: GRÜNE REVOLUTION
Ertragssteigerung in der Getreideproduktion < Zweieinhalbfache
2/3 davon = Futtermittel
ASIATE
3/4 Getreide (=dschn.160 kg)
56 Gramm Proteine/ Tag
8 Gramm ist animal.
Protein
US-AMERIKANER
ca. 1000 kg Getreide
80 % in Form von Fleisch
96 Gramm Proteine/ Tag
66 Gramm =
animal. Protein
HUNGERPOLITIK
2 Drittel der Bevölkerung weltweit ernährt sich nahezu ausschließlich von Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüsen
1 Drittel = Fleischesser
1 Drittel der Getreideproduktion = Viehfutter
Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern
NAHRUNGSMITTELKONKURRENZ
zwischen Menschen im Süden und
Vieh im Norden
Malthus, Thomas Robert (1766-1834)
britischer Nationalökonom, Geistlicher und
Demograph.
Begründer der modernen Demographie
Entwirft eine pessimistische Bevölkerungstheorie:
An essay on the principle of population (1798)
Eine Abhandlung über das Bevölkerungsgesetz (Jena 1924)
Bevölkerung wächst exponentiell
THEORIE: Nahrungsmittelproduktion steigt arithmetisch
„Die Produktivität der Erde [...] mag unaufhörlich zunehmen
und größer sein als jedes bestimmbare Maß. Dennoch wird,
da die Bevölkerungskraft jederzeit so viel stärker ist, die
Vermehrung des Menschengeschlechts [...] auf dem Niveau
der Nahrungsmittel festgehalten werden [...] Das entscheidende
Hemmnis der Bevölkerungsvermehrung scheint also Nahrungsmangel
zu sein, der unvermeidlich aus dem ungleichen Verhältnis hervorgeht,
in dem Bevölkerung und Nahrungsmittel sich vermehren.“
(Malthus 1924, 22)
BV (exponentiell)
q
NM (arithmetisch)
t
Weiden im Regenwald
Lateinamerika und
der moderne Rinderfleischkomplex
Viehzucht in Mexiko Vorwiegend in den nördlichen Regionen Mexikos wird extensive
Viehwirtschaft betrieben. Zu den wichtigsten Nutztieren gehören Rinder.
Allen Russell/ProFiles West
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001.
Seit 1960: 25% der Wälder Südamerikas --> Weideland
Rindfleischproduktion auf Latifundien --> Landkonzentration
1979: USA importieren 110.000 Tonnen Rindfleisch
(Höchststand)
USA-amerikanische Firmen (Borden, United Brands, International
Foods) und MNK (Cargill, Ralston Purina, W.R. Grace etc.)
liefern Technologie: tiefgefrorene Samen
Fleischgefriersvorrichtungen
Grassämereien
Mastfutter
Medikamente
LIFE INDUSTRY
Brasilien
1966: Operation Amazonia: Programm zur Umwandlung
des größten Tropenwaldgebiets in wirtschaftlich nutzbares
Land (unterstützt von US-Firmen und MNK)
Entwicklungsprojekte: Weltbank, IADB, USAID
Gesetzliche Grundlage: Anspruch auf öffentliches Land erwirkt
Geltung, wenn dieses gerodet ist
1966-1983: 100.000 km2 im Regenwald abgeholzt!
„Was uns hier begegnet, ist eindeutig der direkte Nachfahre
der paradigmatischen Kolonialbeziehungen zwischen
England und Irland, die dazu führte, daß irische
Landpächter auf die kargen Erträge von Randregionen
angewiesen waren, während sie [...] gleichzeitig
Rinder für den Export nach England produzieren.“
Ross, Eric B.: Beyond the Myths of Culture
New York 1980, 214f
McDonaldisierung
Hamburger = Kombination aus billigem Rindfleisch aus
Weidehaltung
und
Rinderfett aus Masttierzucht
US-D.A. 1946: Hamburger = „Hackfleischfladen, der kein
anderes Fleisch enthält als Rindfleisch und Rinderfett“
Lobbing der Rindfleischindustrie
American Way of Life
„Mit jedem Kauf [eines Hamburgers] sichert sich der Verbraucher ein
Pfandrecht auf die Weltsicht, die Prinzipien, die Träume und Ziele
Amerikas.“ (Rifkin 1994, 226)
• Wandel der Arbeitsgewohnheiten und des
Lebensstils
• Statt trecks nach Westen trat im 20. Jh. die
Autostraße
• Mobilität durch Siedeln in suburbs
• Essen = praktisch, zeitsparend und planbar
Erste Imbissstuben an Autorastplätzen seit den 30er Jahren
Hamburger erfüllt Kriterien des Automobilzeitalters:
• billig
• leicht zuzubereiten
• geformt, normiert für Massenproduktion
„Wenn wir uns nach dem Kundengeschmack richten,
arbeiten wir auf individueller Basis. Der Preis des Produkts
ist derselbe, aber der Arbeitsaufwand verdreifacht sich. Das
können wir uns nicht leisen.“
(Ray Kroc zit. Nach Rifkin 1994, 235)
McDonald‘s
Gründer Ray Kroc
Kroc, Ray: Grinding It Out: The Making of McDonald‘s;
Chicago 1977
1990: 11.000 Niederlassungen in 52 Ländern
insgesamt 600.000 Angestellte
Jahresumsatz 17 Millarden Dollar
Quelle: Managment Review 79 (Mai 1990) 32f
McDonald‘s deckt 10% des Gastronomieerwerbs der USA
„Des einen Mannes
Hunger ist des anderen
Mannes Fest“
Kay Roc
„Ratte frißt Ratte, Hund
frißt Hund, ich bringe
sie um bevor sie mich
umbringen.“
Ray Kroc
Rationalisierung der Arbeitsgänge
Technische Normen für den Produktions- und
Vermarktungsprozeß
• Qualitätskontrolle
• Kalkulierbarkeit des Endprodukts
• meßbare Standards
• Effizienz
• Zweckdienlichkeit
Es gibt keine Köchin/ keinen Koch !
385seitiges Handbuch = „Hausbibel von McDonald‘s“
Beef-Religion
„Ich spreche vom Glauben an McDonald‘s so, als handle
es sich um eine Religion. [...] Ich habe oft gesagt, daß
ich an Gott, die Familie und McDonald‘s glaube - und
im Büro gilt die umgekehrte Reihenfolge.“
(Ray Kroc zit. nach Rifkin 1994, 232)
„Wenn wir tausend Jahre lang Hamburger essen, werden
wir blond. Und wenn wir blond sind, können wir die Welt
erobern.“ (Den Fujita, Geschäftsführer McDonald‘s Japan
zit. nach Rifkin 1994, 235)
„Wo heute die großen Viehfarmen kommen,
da müssen wir gehen,
da kommt der Hunger“
Zitat aus dem Video „Dchungelburger“
Von Peter Heller
Tiertransporte der EU
Westafrika (Sahelzone!)
EU wendet Hunderte Millionen Dollar für Exportstützungen
nach Westafrika auf
400 Millionen Dollar: Entwicklungshilfe für die Region
Ziel: Export von Rindfleisch!
64% der Futtermittelimporte der EU stammten 1991 aus
Entwicklungsländern